(19)
(11) EP 2 854 144 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.04.2015  Patentblatt  2015/14

(21) Anmeldenummer: 13185912.6

(22) Anmeldetag:  25.09.2013
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H01F 7/18(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(71) Anmelder: Airtec Pneumatic GmbH
61476 Kronberg im Taunus (DE)

(72) Erfinder:
  • Haydt, Karl Hermann
    72793 Pfullingen (DE)
  • Pflumm, Walter
    72147 Nehren (DE)
  • Leibfarth, Jörg
    72639 Neuffen (DE)

(74) Vertreter: Fuchs Patentanwälte Partnerschaft mbB 
Patentanwälte Hohenstaufenstraße 7
65189 Wiesbaden
65189 Wiesbaden (DE)

   


(54) Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung eines Ventilterminals


(57) Es wird eine Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung mit einer gemeinsamen Spannungsversorgung über eine Backplane (102) beschrieben, bei der jedem pneumatischen Ventil (1) eine Aktorspannung von einem elektrischen Versorgungskreis zuführbar ist und die Magnetspule (100, 101) des Ventils (1) über einen jeder Magnetspule (100, 101) zugeordneten Lastschalter (C1, C2) von einer übergeordneten Magnetsteuerung ansteuerbar ist, derart, dass ein Ventil (1) nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspule (100, 101) von der Magnetsteuerung angesteuert wird
Es wird vorgeschlagen, wenigstens zwei Versorgungskreise vorzusehen, die wenigstens zwei voneinander unabhängige Aktorspannungen (UA1, UA2) zur Verfügung stellen, die an jeder Stelle der Backplane (102) zur Verfügung stehen, von denen jeweils eine jedem Ventil (1) wahlweise über einen jedem Ventil (1) zugeordneten manuellen Wahlschalter (103) zuführbar ist, und dass wenigstens eine der Aktorspannungen (UA1, UA2) durch ein externes Abschaltmodul (104) selektiv abschaltbar ist.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung eines Ventilterminals (eingetragene deutsche Marke 398 25 069 der Anmelderin). Unter einem Ventilterminal wird insbesondere ein Steuergerät mit Druckfluid-Ventilen, insbesondere elektropneumatischen Ventilen für die Steuerung von Maschinenfunktionen verstanden. Genauer gesagt steht die Versorgung der elektromagnetisch gesteuerten Ventilen auf einer gemeinsamen Grundplatte des Ventilterminals im Mittelpunkt der vorliegenden Erfindung.

[0002] Bei einer bekannten Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung mit einer gemeinsamen Spannungsversorgung über eine Backplane, also über einen Rückwandbus, ist vorgesehen, dass jedem pneumatischen Ventil eine Aktorspannung von einem elektrischen Versorgungskreis zuführbar ist. Dabei ist die Magnetspule jedes Ventils über einen jeder Magnetspule zugeordneten Lastschalter von einer übergeordneten Magnetsteuerung ansteuerbar, derart, dass ein Ventil nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspule von der Magnetsteuerung angesteuert wird. Die Magnetsteuerung ist vorzugsweise eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS).

[0003] Bislang erfolgte die elektrische Versorgung der Ventile in der Regel über eine einzige Eingangsspannung über einen gemeinsamen Versorgungskreis. Dieser Versorgungskreis stellt die Aktorspannung zur Verfügung und speist diese über einen elektrischen Anschluss am Ventilterminal oder Busknoten ein. Eine typische Spannung ist beispielsweise +24 V DC.

[0004] Die elektromagnetischen Ventile sitzen üblicherweise in einer Reihenanordnung nebeneinander auf der pneumatischen Grundplatte. Jede Spule der Elektromagnet-Ventile wird mit den genannten +24 V angesteuert und ist gemeinsam mit den Nachbar-Magnetspulen über eine gemeinsame Masse angeschlossen. Die Ansteuerung mit den beispielhaft genannten +24 V erfolgt über einen elektronischen Lastschalter, entweder im Busknoten (zentral) oder im Ventil selbst (dezentral). Die Steuersignale kommen von einer übergeordneten Steuerung (SPS) und werden über ein Bussystem an das Ventilterminal übertragen. Jedem Ausgang der SPS ist ein Ventilmagnet und damit eine pneumatische Steuerfunktion zugeordnet. Ob ein Ventil ein- oder ausgeschaltet ist, hängt demnach dabei von zwei Kriterien ab, nämlich ob 1.) die Spannungsversorgung überhaupt eingeschaltet ist oder nicht und 2.) die Magnetsteuerung den Lastschalter betätigt oder nicht.

[0005] Im normalen Arbeitsbetrieb ist die Aktorspannung immer angelegt. Die Magnetsteuerung über die SPS legt dann fest, ob der erwähnte Lastschalter des betreffenden Ventils geschlossen oder geöffnet ist und betätigt damit das Ventil entsprechend. Jede Magnetspule eines Ventils hängt an einem Lastschalter.

[0006] Es treten aber auch Zustände auf, bei denen ein elektrisches Schalten des Ventils unterbunden werden soll, um ein versehentliches Ansteuern eines pneumatischen Antriebs zu verhindern. Dies kann z.B. für Wartungsarbeiten an der Maschine notwendig sein oder aber im Falle eines Not-Halts, wenn sich etwa Personen im Gefahrenbereich eines Antriebes befinden.

[0007] In einem solchen Fall kann durch das gewollte Abschalten der Aktorspannung von außen wirksam verhindert werden, dass sich der Schaltzustand des Ventils von unbetätigt (geschlossen) in betätigt (geöffnet) ändern kann. Die Magnetspule erhält dann keine Energie mehr und verharrt im Ruhezustand.

[0008] Dem Konstrukteur der Maschine und dem Einrichter obliegt es dabei, dass die pneumatische Funktion des Ventils so gewählt wird, dass der energielose Zustand möglichst einer gefahrlosen Stellung des Antriebes entspricht.

[0009] Das externe Abschalten der Aktorspannung kann z.B. über ein Schütz erfolgen, das zwischen Netzteil und dem Eingang am Ventilterminal sitzt. Im Falle des gewünschten Abschaltens oder Not-Halts der Maschine wird diese Versorgung üblicherweise 2-polig am Schütz getrennt. Umgekehrt erhält das Ventilterminal nur dann wieder eine Versorgungsspannung, wenn alle Sicherheitseinrichtungen und der Not-Aus-Schalter eine Freigabe gegeben haben.

[0010] Die Nachteile eines derzeitigen sogenannten 1-Kreissystems liegen auf der Hand: So sind immer alle Ventile von einer Abschaltung betroffen. Dies kann im Betrieb einer Maschine aber unter Umständen zu problematischen Situationen führen. Beispielhaft sei eine Spannvorrichtung genannt, die pneumatisch aktiv ein Werkstück festspannt bzw. festhält. Im Falle einer Zwangsabschaltung würde das Ventil in den Ruhezustand (geschlossen, entlüftet) fallen und der Zylinder der Spannvorrichtung würde einfahren.

[0011] Um dies zu vermeiden, wäre es wünschenswert, dass bestimmte Ventile bei einer externen Abschaltung nicht energielos geschaltet werden, sondern in Betrieb bleiben.

[0012] Dies ist aber nur möglich, wenn neben der einen Aktorspannung noch eine weitere Aktorspannung zur Verfügung steht, die separat geschaltet werden kann.

[0013] Bei den bislang üblichen Ventilterminals wurde dies dadurch erreicht, dass die Versorgungsspannung an einer definierten Stelle der Grundplatte aufgetrennt und durch einen zusätzlichen Einspeisestecker eine zweite Spannungszone aufgebaut worden ist. Diese Vorgehensweise nennt man auch Segmentierung, die jedoch die folgenden Nachteile aufweist:
  • es können immer nur eine genau bekannte Anzahl von Ventilen in den Zonen der ersten und zweiten Aktorspannung betrieben werden,
  • ein Ventil kann nur durch physikalischen Umbau von der einen Aktorspannungszone in die andere Aktorspannungszone verschoben werden,
  • der Anwender kann in einer Spannungszone Ventile für die eine Aktorspannung nicht mit Ventilen für die zweite Aktorspannung mischen, und
  • die Flexibilität am Einbauort eines bestimmten Ventiltyps ist gering.


[0014] Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, hier Abhilfe zu schaffen, also eine Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung der eingangs genannten Art anzugeben, die wesentlich flexibler ist als die erwähnte Segmentierung bei Einrichtung oder Veränderungen an der mit dem Ventilterminal auszustattenden bzw. ausgestatteten Maschine.

[0015] Gelöst wird diese Aufgabe bei einer eingangs genannten Schaltungsanordnung dadurch, dass wenigstens zwei Versorgungskreise vorgesehen sind, die wenigstens zwei voneinander unabhängige Aktorspannungen zur Verfügung stellen, die an jeder Stelle der Backplane zur Verfügung stehen, von denen jeweils eine jedem Ventil wahlweise über einen jedem Ventil zugeordneten manuellen Wahlschalter zuführbar ist, und dass wenigstens eine der Aktorspannungen durch ein externes Abschaltmodul selektiv abschaltbar ist.

[0016] Mit dieser Anordnung gelingt es dem Einrichter, das Verhalten jedes Ventils bei Wartungsarbeiten oder im Falle eines Not-Halts vorzuprogrammieren durch eine Art Präselektion mittels der Wahlschalter. Er bestimmt, ob das Ventil von einem Versorgungskreis mit der Aktorspannung versorgt wird, der im Fall der selektiven Abschaltung spannungslos gemacht wird oder nicht. Im letzteren Fall wird das Ventil auch nach Abschaltung mittels des Abschaltmoduls weiterhin mit der Aktorspannung versorgt - etwa aus Sicherheitsgründen.

[0017] Eine Umprogrammierung im Falle eines Umbaus der mit dem Ventilterminal versehenen Maschine ist denkbar einfach. Es müssen im wesentlichen nur die Wahlschalter neu gesetzt werden.

[0018] Mit der erfindungsgemäßen Schaltungsanordnung ist also ein System geschaffen worden, welches im Gegensatz zu den bisherigen verwendeten System mit zwei Aktorspannungen äußerst flexibel einsetzbar ist.

[0019] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die Ansteuerung des Lastschalters von den Versorgungskreisen, welche die Aktorspannungen zur Verfügung stellen, galvanisch getrennt mittels eines Optokopplers erfolgt. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn die Aktorspannungen getrennte Massen haben und jeweils 2-polig abgeschaltet werden können. Es erfolgt so eine klare Trennung in einen Magnetsteuerkreis (für den Lastschalter) und Aktorkreis.

[0020] Bevorzugt ist das Abschaltmodul dann im Übrigen als Schütz ausgebildet, welches die Aktorspannungen 2-polig abtrennt.

[0021] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels gemäß der einzigen Zeichnungsfigur näher erläutert. Diese zeigt eine erfindungsgemäße Schaltungsanordnung.

[0022] Die Zeichnungsfigur zeigt eine beispielhafte Schaltungsanordnung für eine elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Reihenanordnung von Ventilen, von denen nur eines mit dem Bezugszeichen 1 dargestellt ist. Alle Ventile sitzen in entsprechenden Ventilsteckplätzen 11 bis n. Die Schaltungsanordnung verfügt über eine gemeinsame Spannungsversorgung über eine sogenannte Backplane 102, die auch als Rückwandbus bezeichnet wird.

[0023] Vorliegend umfasst die Spannungsversorgung zwei Versorgungskreise, die zwei voneinander unabhängige Aktorspannungen UA1 und UA2 zur Verfügung stellen. Über einen manuellen Wahlschalter 103 kann der Einrichter der Maschine auswählen, ob dem vorliegenden Ventil 1 nun die Aktorspannung UA1 oder UA2 zur Verfügung gestellt wird. Die Wahl wird in Abhängigkeit davon getroffen, wie das Ventil 1 bei Wartungsarbeiten oder im Falle eines Not-Halts reagieren soll.

[0024] Vorliegend ist in den Versorgungskreis, welcher die Aktorspannung UA2 liefert, ein externes Abschaltmodul 104 wie ein 2-poliger Schütz geschaltet. Mit diesem Abschaltmodul 104 kann eine externe Abschaltung der Aktorspannung UA2 erzielt werden und beispielsweise ein Notfall simuliert werden. Dieser Versorgungskreis ist dann spannungslos. Abhängig von der Schalterstellung des Wahlschalters 103 wird dem Ventil 1 nun in der dargestellten Verschaltungsvariante keinerlei Versorgungsspannung mehr zugeführt; das Ventil 1 ist dann energielos. In der anderen Schalterstellung des Wahlschalters 103 würde hingegen die Aktorspannung UA1 unverändert dem Ventil 1 zugeführt werden können.

[0025] Vorliegend ist das Ventil 1 als sogenanntes Mittelstellungsventil ausgeführt, was lediglich als Ausführungsbeispiel zu verstehen ist. Aus diesem Grunde weist das Ventil 1 zwei Magnetspulen 100 und 101 auf, wobei jeder Magnetspule 100 und 101 ein Lastschalter C1 und C2 zugeordnet ist. Diese Lastschalter C1 und C2 sind von einer übergeordneten Magnetsteuerung, beispielsweise einer speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) ansteuerbar.

[0026] Die Verschaltung ist nun so, dass das Ventil 1 nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspulen 100 und 101 von der Magnetsteuerung angesteuert werden.

[0027] Die Ansteuerung der Lastschalter C1 und C2 von den beiden Versorgungskreisen, welche die Aktorspannungen UA1 und UA2 zur Verfügung stellen, erfolgt bevorzugt galvanisch getrennt mittels eines Optokopplers (nicht dargestellt). Dies ist von Relevanz, wenn die Aktorspannungen UA1 und UA2 getrennte Massen haben und UA2 wie vorliegend 2-polig abgeschaltet werden kann.


Ansprüche

1. Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung mit einer gemeinsamen Spannungsversorgung über eine Backplane (102), bei der jedem pneumatischen Ventil (1) eine Aktorspannung von einem elektrischen Versorgungskreis zuführbar ist und die Magnetspule (100, 101) des Ventils (1) über einen jeder Magnetspule (100, 101) zugeordneten Lastschalter (C1, C2) von einer übergeordneten Magnetsteuerung ansteuerbar ist, derart, dass ein Ventil (1) nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspule (100, 101) von der Magnetsteuerung angesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens zwei Versorgungskreise vorgesehen sind, die wenigstens zwei voneinander unabhängige Aktorspannungen (UA1, UA2) zur Verfügung stellen, die an jeder Stelle der Backplane (102) zur Verfügung stehen, von denen jeweils eine jedem Ventil (1) wahlweise über einen jedem Ventil (1) zugeordneten manuellen Wahlschalter (103) zuführbar ist, und
wenigstens eine der Aktorspannungen (UA1, UA2) durch ein externes Abschaltmodul (104) selektiv abschaltbar ist.
 
2. Schaltanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansteuerung des Lastschalters (C1, C2) von den Versorgungskreisen galvanisch getrennt mittels eines Optokopplers erfolgt.
 
3. Schaltanordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschaltmodul (104) ein Schütz ist, welches die Aktorspannungen (UA1, UA2) 2-polig abtrennt.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht