[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung
eines Ventilterminals (eingetragene deutsche Marke 398 25 069 der Anmelderin). Unter
einem Ventilterminal wird insbesondere ein Steuergerät mit Druckfluid-Ventilen, insbesondere
elektropneumatischen Ventilen für die Steuerung von Maschinenfunktionen verstanden.
Genauer gesagt steht die Versorgung der elektromagnetisch gesteuerten Ventilen auf
einer gemeinsamen Grundplatte des Ventilterminals im Mittelpunkt der vorliegenden
Erfindung.
[0002] Bei einer bekannten Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch
gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung mit einer gemeinsamen Spannungsversorgung
über eine Backplane, also über einen Rückwandbus, ist vorgesehen, dass jedem pneumatischen
Ventil eine Aktorspannung von einem elektrischen Versorgungskreis zuführbar ist. Dabei
ist die Magnetspule jedes Ventils über einen jeder Magnetspule zugeordneten Lastschalter
von einer übergeordneten Magnetsteuerung ansteuerbar, derart, dass ein Ventil nur
dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspule von der Magnetsteuerung
angesteuert wird. Die Magnetsteuerung ist vorzugsweise eine speicherprogrammierbare
Steuerung (SPS).
[0003] Bislang erfolgte die elektrische Versorgung der Ventile in der Regel über eine einzige
Eingangsspannung über einen gemeinsamen Versorgungskreis. Dieser Versorgungskreis
stellt die Aktorspannung zur Verfügung und speist diese über einen elektrischen Anschluss
am Ventilterminal oder Busknoten ein. Eine typische Spannung ist beispielsweise +24
V DC.
[0004] Die elektromagnetischen Ventile sitzen üblicherweise in einer Reihenanordnung nebeneinander
auf der pneumatischen Grundplatte. Jede Spule der Elektromagnet-Ventile wird mit den
genannten +24 V angesteuert und ist gemeinsam mit den Nachbar-Magnetspulen über eine
gemeinsame Masse angeschlossen. Die Ansteuerung mit den beispielhaft genannten +24
V erfolgt über einen elektronischen Lastschalter, entweder im Busknoten (zentral)
oder im Ventil selbst (dezentral). Die Steuersignale kommen von einer übergeordneten
Steuerung (SPS) und werden über ein Bussystem an das Ventilterminal übertragen. Jedem
Ausgang der SPS ist ein Ventilmagnet und damit eine pneumatische Steuerfunktion zugeordnet.
Ob ein Ventil ein- oder ausgeschaltet ist, hängt demnach dabei von zwei Kriterien
ab, nämlich ob 1.) die Spannungsversorgung überhaupt eingeschaltet ist oder nicht
und 2.) die Magnetsteuerung den Lastschalter betätigt oder nicht.
[0005] Im normalen Arbeitsbetrieb ist die Aktorspannung immer angelegt. Die Magnetsteuerung
über die SPS legt dann fest, ob der erwähnte Lastschalter des betreffenden Ventils
geschlossen oder geöffnet ist und betätigt damit das Ventil entsprechend. Jede Magnetspule
eines Ventils hängt an einem Lastschalter.
[0006] Es treten aber auch Zustände auf, bei denen ein elektrisches Schalten des Ventils
unterbunden werden soll, um ein versehentliches Ansteuern eines pneumatischen Antriebs
zu verhindern. Dies kann z.B. für Wartungsarbeiten an der Maschine notwendig sein
oder aber im Falle eines Not-Halts, wenn sich etwa Personen im Gefahrenbereich eines
Antriebes befinden.
[0007] In einem solchen Fall kann durch das gewollte Abschalten der Aktorspannung von außen
wirksam verhindert werden, dass sich der Schaltzustand des Ventils von unbetätigt
(geschlossen) in betätigt (geöffnet) ändern kann. Die Magnetspule erhält dann keine
Energie mehr und verharrt im Ruhezustand.
[0008] Dem Konstrukteur der Maschine und dem Einrichter obliegt es dabei, dass die pneumatische
Funktion des Ventils so gewählt wird, dass der energielose Zustand möglichst einer
gefahrlosen Stellung des Antriebes entspricht.
[0009] Das externe Abschalten der Aktorspannung kann z.B. über ein Schütz erfolgen, das
zwischen Netzteil und dem Eingang am Ventilterminal sitzt. Im Falle des gewünschten
Abschaltens oder Not-Halts der Maschine wird diese Versorgung üblicherweise 2-polig
am Schütz getrennt. Umgekehrt erhält das Ventilterminal nur dann wieder eine Versorgungsspannung,
wenn alle Sicherheitseinrichtungen und der Not-Aus-Schalter eine Freigabe gegeben
haben.
[0010] Die Nachteile eines derzeitigen sogenannten 1-Kreissystems liegen auf der Hand: So
sind immer alle Ventile von einer Abschaltung betroffen. Dies kann im Betrieb einer
Maschine aber unter Umständen zu problematischen Situationen führen. Beispielhaft
sei eine Spannvorrichtung genannt, die pneumatisch aktiv ein Werkstück festspannt
bzw. festhält. Im Falle einer Zwangsabschaltung würde das Ventil in den Ruhezustand
(geschlossen, entlüftet) fallen und der Zylinder der Spannvorrichtung würde einfahren.
[0011] Um dies zu vermeiden, wäre es wünschenswert, dass bestimmte Ventile bei einer externen
Abschaltung nicht energielos geschaltet werden, sondern in Betrieb bleiben.
[0012] Dies ist aber nur möglich, wenn neben der einen Aktorspannung noch eine weitere Aktorspannung
zur Verfügung steht, die separat geschaltet werden kann.
[0013] Bei den bislang üblichen Ventilterminals wurde dies dadurch erreicht, dass die Versorgungsspannung
an einer definierten Stelle der Grundplatte aufgetrennt und durch einen zusätzlichen
Einspeisestecker eine zweite Spannungszone aufgebaut worden ist. Diese Vorgehensweise
nennt man auch Segmentierung, die jedoch die folgenden Nachteile aufweist:
- es können immer nur eine genau bekannte Anzahl von Ventilen in den Zonen der ersten
und zweiten Aktorspannung betrieben werden,
- ein Ventil kann nur durch physikalischen Umbau von der einen Aktorspannungszone in
die andere Aktorspannungszone verschoben werden,
- der Anwender kann in einer Spannungszone Ventile für die eine Aktorspannung nicht
mit Ventilen für die zweite Aktorspannung mischen, und
- die Flexibilität am Einbauort eines bestimmten Ventiltyps ist gering.
[0014] Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, hier Abhilfe zu
schaffen, also eine Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch
gesteuerten pneumatischen Ventil-Reihenanordnung der eingangs genannten Art anzugeben,
die wesentlich flexibler ist als die erwähnte Segmentierung bei Einrichtung oder Veränderungen
an der mit dem Ventilterminal auszustattenden bzw. ausgestatteten Maschine.
[0015] Gelöst wird diese Aufgabe bei einer eingangs genannten Schaltungsanordnung dadurch,
dass wenigstens zwei Versorgungskreise vorgesehen sind, die wenigstens zwei voneinander
unabhängige Aktorspannungen zur Verfügung stellen, die an jeder Stelle der Backplane
zur Verfügung stehen, von denen jeweils eine jedem Ventil wahlweise über einen jedem
Ventil zugeordneten manuellen Wahlschalter zuführbar ist, und dass wenigstens eine
der Aktorspannungen durch ein externes Abschaltmodul selektiv abschaltbar ist.
[0016] Mit dieser Anordnung gelingt es dem Einrichter, das Verhalten jedes Ventils bei Wartungsarbeiten
oder im Falle eines Not-Halts vorzuprogrammieren durch eine Art Präselektion mittels
der Wahlschalter. Er bestimmt, ob das Ventil von einem Versorgungskreis mit der Aktorspannung
versorgt wird, der im Fall der selektiven Abschaltung spannungslos gemacht wird oder
nicht. Im letzteren Fall wird das Ventil auch nach Abschaltung mittels des Abschaltmoduls
weiterhin mit der Aktorspannung versorgt - etwa aus Sicherheitsgründen.
[0017] Eine Umprogrammierung im Falle eines Umbaus der mit dem Ventilterminal versehenen
Maschine ist denkbar einfach. Es müssen im wesentlichen nur die Wahlschalter neu gesetzt
werden.
[0018] Mit der erfindungsgemäßen Schaltungsanordnung ist also ein System geschaffen worden,
welches im Gegensatz zu den bisherigen verwendeten System mit zwei Aktorspannungen
äußerst flexibel einsetzbar ist.
[0019] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die Ansteuerung des Lastschalters von den Versorgungskreisen,
welche die Aktorspannungen zur Verfügung stellen, galvanisch getrennt mittels eines
Optokopplers erfolgt. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn die Aktorspannungen
getrennte Massen haben und jeweils 2-polig abgeschaltet werden können. Es erfolgt
so eine klare Trennung in einen Magnetsteuerkreis (für den Lastschalter) und Aktorkreis.
[0020] Bevorzugt ist das Abschaltmodul dann im Übrigen als Schütz ausgebildet, welches die
Aktorspannungen 2-polig abtrennt.
[0021] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels gemäß der einzigen
Zeichnungsfigur näher erläutert. Diese zeigt eine erfindungsgemäße Schaltungsanordnung.
[0022] Die Zeichnungsfigur zeigt eine beispielhafte Schaltungsanordnung für eine elektrische
Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten pneumatischen Reihenanordnung von
Ventilen, von denen nur eines mit dem Bezugszeichen 1 dargestellt ist. Alle Ventile
sitzen in entsprechenden Ventilsteckplätzen 11 bis n. Die Schaltungsanordnung verfügt
über eine gemeinsame Spannungsversorgung über eine sogenannte Backplane 102, die auch
als Rückwandbus bezeichnet wird.
[0023] Vorliegend umfasst die Spannungsversorgung zwei Versorgungskreise, die zwei voneinander
unabhängige Aktorspannungen U
A1 und U
A2 zur Verfügung stellen. Über einen manuellen Wahlschalter 103 kann der Einrichter
der Maschine auswählen, ob dem vorliegenden Ventil 1 nun die Aktorspannung U
A1 oder U
A2 zur Verfügung gestellt wird. Die Wahl wird in Abhängigkeit davon getroffen, wie das
Ventil 1 bei Wartungsarbeiten oder im Falle eines Not-Halts reagieren soll.
[0024] Vorliegend ist in den Versorgungskreis, welcher die Aktorspannung U
A2 liefert, ein externes Abschaltmodul 104 wie ein 2-poliger Schütz geschaltet. Mit
diesem Abschaltmodul 104 kann eine externe Abschaltung der Aktorspannung U
A2 erzielt werden und beispielsweise ein Notfall simuliert werden. Dieser Versorgungskreis
ist dann spannungslos. Abhängig von der Schalterstellung des Wahlschalters 103 wird
dem Ventil 1 nun in der dargestellten Verschaltungsvariante keinerlei Versorgungsspannung
mehr zugeführt; das Ventil 1 ist dann energielos. In der anderen Schalterstellung
des Wahlschalters 103 würde hingegen die Aktorspannung U
A1 unverändert dem Ventil 1 zugeführt werden können.
[0025] Vorliegend ist das Ventil 1 als sogenanntes Mittelstellungsventil ausgeführt, was
lediglich als Ausführungsbeispiel zu verstehen ist. Aus diesem Grunde weist das Ventil
1 zwei Magnetspulen 100 und 101 auf, wobei jeder Magnetspule 100 und 101 ein Lastschalter
C
1 und C
2 zugeordnet ist. Diese Lastschalter C
1 und C
2 sind von einer übergeordneten Magnetsteuerung, beispielsweise einer speicherprogrammierbaren
Steuerung (SPS) ansteuerbar.
[0026] Die Verschaltung ist nun so, dass das Ventil 1 nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung
anliegt und die Magnetspulen 100 und 101 von der Magnetsteuerung angesteuert werden.
[0027] Die Ansteuerung der Lastschalter C
1 und C
2 von den beiden Versorgungskreisen, welche die Aktorspannungen U
A1 und U
A2 zur Verfügung stellen, erfolgt bevorzugt galvanisch getrennt mittels eines Optokopplers
(nicht dargestellt). Dies ist von Relevanz, wenn die Aktorspannungen U
A1 und U
A2 getrennte Massen haben und U
A2 wie vorliegend 2-polig abgeschaltet werden kann.
1. Schaltungsanordnung für die elektrische Ansteuerung einer elektromagnetisch gesteuerten
pneumatischen Ventil-Reihenanordnung mit einer gemeinsamen Spannungsversorgung über
eine Backplane (102), bei der jedem pneumatischen Ventil (1) eine Aktorspannung von
einem elektrischen Versorgungskreis zuführbar ist und die Magnetspule (100, 101) des
Ventils (1) über einen jeder Magnetspule (100, 101) zugeordneten Lastschalter (C1, C2) von einer übergeordneten Magnetsteuerung ansteuerbar ist, derart, dass ein Ventil
(1) nur dann schaltet, wenn eine Aktorspannung anliegt und die Magnetspule (100, 101)
von der Magnetsteuerung angesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens zwei Versorgungskreise vorgesehen sind, die wenigstens zwei voneinander
unabhängige Aktorspannungen (UA1, UA2) zur Verfügung stellen, die an jeder Stelle der Backplane (102) zur Verfügung stehen,
von denen jeweils eine jedem Ventil (1) wahlweise über einen jedem Ventil (1) zugeordneten
manuellen Wahlschalter (103) zuführbar ist, und
wenigstens eine der Aktorspannungen (UA1, UA2) durch ein externes Abschaltmodul (104) selektiv abschaltbar ist.
2. Schaltanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansteuerung des Lastschalters (C1, C2) von den Versorgungskreisen galvanisch getrennt mittels eines Optokopplers erfolgt.
3. Schaltanordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschaltmodul (104) ein Schütz ist, welches die Aktorspannungen (UA1, UA2) 2-polig abtrennt.