Stand der Technik
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Auslaufschutzeinheit für eine mikrofluidische
Vorrichtung, eine mikrofluidische Vorrichtung, ein Verfahren zum Betreiben einer solchen
Auslaufschutzeinheit sowie ein Verfahren zum Herstellen einer solchen Auslaufschutzeinheit.
[0002] Mikrofluidische Lab-on-a-chip-Systeme (LOC) werden üblicherweise als Wegwerfbauteile
konzipiert und bestehen häufig aus polymeren Schichtsystemen, in denen mikrofluidische
Einheitsfunktionen wie Ventile oder Pumpen integriert sind. Solche Funktionen können
beispielsweise mithilfe zweier Polymersubstrate, die durch eine flexible Polymermembran
getrennt sind, abgebildet werden. In diesem Fall kann die Polymermembran durch pneumatische
Drücke ausgelenkt werden, um Flüssigkeit innerhalb des Lab-on-a-chip-Systems zu verschieben
oder einen Kanal zu verschließen. Hierfür werden sowohl positive als auch negative
Relativdrücke in einer externen Ansteuerungseinheit erzeugt und an das mikrofluidische
System weitergegeben.
Offenbarung der Erfindung
[0003] Vor diesem Hintergrund werden mit der vorliegenden Erfindung eine Auslaufschutzeinheit
für eine mikrofluidische Vorrichtung, eine mikrofluidische Vorrichtung, ein Verfahren
zum Betreiben einer solchen Auslaufschutzeinheit sowie ein Verfahren zum Herstellen
einer solchen Auslaufschutzeinheit gemäß den Hauptansprüchen vorgestellt. Vorteilhafte
Ausgestaltungen ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen und der nachfolgenden
Beschreibung.
[0004] Es wird eine Auslaufschutzeinheit für eine mikrofluidische Vorrichtung vorgestellt,
wobei die Auslaufschutzeinheit folgende Merkmale aufweist:
ein Deckelelement;
ein Bodenelement, in dem zumindest eine Bodenausnehmung als Fluidbehälter ausgebildet
ist, wobei die Bodenausnehmung dem Deckelelement gegenüberliegend angeordnet ist;
zumindest einen Druckkanal zum Anlegen eines Drucks, wobei der Druckkanal in dem Bodenelement
und/oder dem Deckelelement ausgebildet ist; und
zumindest einen Widerstandskanal, der zwischen dem Deckelelement und dem Bodenelement
ausgebildet ist, um den Druckkanal und den Fluidbehälter fluidisch zu koppeln, wobei
der Widerstandskanal einen fluidischen Widerstand für ein sich in dem Widerstandskanal
befindliches Fluid darstellt.
[0005] Unter einer mikrofluidischen Vorrichtung kann beispielsweise eine Vorrichtung zum
Aufbereiten, Vervielfältigen und/oder Analysieren eines biochemischen Materials wie
beispielsweise Nukleinsäuren, Proteinen und Zellen verstanden werden. Unter einem
Deckelelement und einem Bodenelement kann je eine Schicht verstanden werden, die beispielsweise
aus einem Kunststoff, insbesondere aus einem Polymer, gefertigt ist. Unter einer Bodenausnehmung
kann beispielsweise eine Vertiefung in dem Bodenelement verstanden werden. Die Bodenausnehmung
kann als Fluidbehälter ausgebildet sein und mit einem Fluid befüllt sein. Unter einem
Fluid kann beispielsweise eine das biochemische Material enthaltende Flüssigkeit verstanden
werden. Unter einem fluidischen Widerstand, auch Strömungswiderstand genannt, kann
eine Dämpfungscharakteristik des Widerstandskanals verstanden werden, durch die eine
Flussrate eines in dem Widerstandskanal befindlichen Fluids verringert wird. Durch
den fluidischen Widerstand kann ein sich in der mikrofluidischen Vorrichtung befindliches
Fluid, beispielsweise eine oder mehrere Flüssigkeiten, zurückgehalten werden. Beispielsweise
kann der Widerstandskanal einen fluidischen Widerstand repräsentieren, durch den die
Flussrate des Fluids, im Vergleich zu einer Ausführungsform ohne Widerstandskanal,
um einen Faktor von 50 bis 150 oder 75 bis 125 verringert wird. Somit kann der Widerstandskanal
einen fluidischen Widerstand repräsentieren, der derart ist, dass eine Flussrate eines
in dem Widerstandskanal befindlichen Fluids um einen vorbestimmten Faktor verringert
wird.
[0006] Der beschriebene Ansatz kann auf einer Verwendung eines Strömungswiderstands zum
Zurückhalten von Flüssigkeiten in der Vorrichtung, beispielsweise in Form eines Chips,
basieren.
[0007] Der vorliegende Ansatz beruht auf der Erkenntnis, dass ein Lab-on-a-chip-System an
eine druckerzeugende Ansteuerungseinheit angeschlossen sein kann. Speziell in Verbindung
mit negativen Relativdrücken kann hierbei die Gefahr bestehen, dass Flüssigkeit aus
dem Lab-on-a-chip-System in die Ansteuerungseinheit gezogen und diese dadurch kontaminiert
wird. Vorteilhafterweise kann ein Kanal zwischen einem Flüssigkeitsbehälter des Lab-on-a-chip-Systems
und einem Druckanschluss des Lab-on-a-chip-Systems mit einem so hohen fluidischen
Widerstand ausgeführt sein, dass ein Rücklauf der Flüssigkeit in Richtung des Druckanschlusses
verhindert wird.
[0008] Mittels des vorliegenden Ansatzes können hohe Kosten, die durch eine eventuelle Dekontamination
der Ansteuerungseinheit durch Austausch von Bauteilen und Ausfallszeiten entstehen
können, vermieden werden. Ferner bietet der vorliegende Ansatz den Vorteil einer hohen
Zuverlässigkeit, da sich im Störungsfall kein Analyt in der Ansteuerungseinheit verteilen
kann und somit ein Risiko fehlerhafter Resultate, insbesondere falsch positiver Ergebnisse,
auf einem nachfolgenden Lab-on-a-chip-System reduziert werden kann. Schließlich kann
durch den vorliegenden Ansatz auch ein Risiko gesundheitlicher Gefährdungen durch
austretende Flüssigkeiten gesenkt werden.
[0009] Gemäß einer Ausführungsform des vorliegenden Ansatzes kann der Druckkanal als Durchgangsöffnung
in dem Bodenelement und/oder dem Deckelelement ausgebildet sein. Hierbei kann die
Bodenausnehmung ferner seitlich versetzt zur Durchgangsöffnung angeordnet sein. Dadurch
kann eine kostengünstige und effiziente Schnittstelle zum Einleiten des Drucks bereitgestellt
werden.
[0010] Gemäß einer weiteren Ausführungsform des vorliegenden Ansatzes kann der fluidische
Widerstand durch eine Querschnittsform und/oder einen Durchmesser und/oder eine Länge
des Widerstandskanals vorgegeben sein. Dadurch kann der fluidische Widerstand sehr
genau an unterschiedliche Bedingungen wie Art des Fluids oder Höhe des anliegenden
Drucks angepasst werden.
[0011] Des Weiteren kann eine Folie zwischen dem Deckelelement und dem Bodenelement angeordnet
sein. Hierbei kann die Folie den Widerstandskanal aufweisen. Unter einer Folie kann
ein flächiges flexibles Element wie beispielsweise eine Kunststofflage verstanden
werden. Die Folie kann dabei beispielsweise fluidundurchlässig sein. Durch diese Ausführungsform
kann der Widerstandskanal besonders kostengünstig realisiert werden. Ferner können
dadurch unterschiedlichste Geometrien des Widerstandskanals mit geringem Fertigungs-
und Kostenaufwand realisiert werden.
[0012] Die Folie kann ferner im Bereich des Fluidbehälters angeordnet sein. Hierbei kann
die Folie den Fluidbehälter fluiddicht verschließen. Dadurch kann ein Austreten eines
in dem Fluidbehälter befindlichen Fluids verhindert werden. Ferner kann die Folie
beispielsweise durch den an der Durchgangsöffnung anliegenden Druck ausgelenkt werden,
um einen Fluidstrom zu steuern.
[0013] Gemäß einer weiteren Ausführungsform des vorliegenden Ansatzes kann zumindest eine
Deckelausnehmung als Komponente des Widerstandskanals in dem Deckelelement ausgebildet
sein, um ein Volumen des Widerstandskanals zu erhöhen. Unter einer Deckelausnehmung
kann eine Vertiefung in dem Deckelelement verstanden werden. Die Deckelausnehmung
kann insbesondere bei Anlegen eines Unterdrucks am Druckkanal als Fluidpuffer dienen,
um ein durch den Widerstandskanal angesaugtes Fluid aufzufangen und so ein Auslaufen
des Fluids durch den Druckkanal zu verhindern.
[0014] Darüber hinaus kann die Folie im Bereich der Deckelausnehmung und/oder die Deckelausnehmung
zumindest ein Widerstandselement und/oder eine hydrophobe Schicht aufweisen, um den
fluidischen Widerstand zu erhöhen. Unter einem Widerstandselement kann beispielsweise
eine quer zum Widerstandskanal angeordnete Rille oder Kante verstanden werden. Unter
einer hydrophoben Schicht kann beispielsweise eine Wachs- oder Paraffinschicht verstanden
werden. Durch diese Ausführungsform kann ein Befüllen der Deckelausnehmung mit dem
Fluid kontrolliert verzögert werden.
[0015] Ferner kann die Deckelausnehmung ein Indikatormaterial zum Identifizieren einer Flüssigkeit
aufweisen. Unter einem Indikatormaterial kann ein Material verstanden werden, das
bei Kontakt mit einer Flüssigkeit eine Zustandsänderung erfährt. Beispielsweise kann
sich das Indikatormaterial hierbei verfärben. Dies ermöglicht eine frühzeitige und
zuverlässige Erkennung von Undichtigkeiten in einem mikrofluidischen System.
[0016] In dem Deckelelement kann zumindest ein Druckumleitkanal mit einer ersten Kanalöffnung
und einer zweiten Kanalöffnung ausgebildet sein. Hierbei kann die erste Kanalöffnung
dem Fluidbehälter gegenüberliegend angeordnet sein und die zweite Kanalöffnung mit
dem Widerstandskanal fluidisch gekoppelt und/oder koppelbar sein. Dadurch kann kontrolliert
Druck auf die Folie ausgeübt werden, um die Folie auszulenken. Dadurch kann beispielsweise
ein Ventil- und/oder Pumpmechanismus realisiert werden.
[0017] Zudem kann zumindest ein Teilabschnitt des Widerstandskanals ein flüssigkeitsabsorbierendes
Material aufweisen, das ausgebildet ist, um bei Absorption einer Flüssigkeit den Widerstandskanal
flüssigkeitsdicht zu verschließen. Bei dem flüssigkeitsabsorbierenden Material kann
es sich beispielsweise um ein fasriges Material handeln, das sich bei Absorption der
Flüssigkeit derart vergrößert, dass der Widerstandskanal flüssigkeitsdicht verschlossen
wird. Dadurch kann die Zuverlässigkeit der Auslaufschutzeinheit weiter erhöht werden.
[0018] Das flüssigkeitsabsorbierende Material kann zwischen der Deckelausnehmung und dem
Druckkanal angeordnet sein. Dadurch kann ein Auslaufen des Fluids durch den Druckkanal
verhindert werden, falls die Deckelausnehmung überläuft.
[0019] Gemäß einer weiteren Ausführungsform des vorliegenden Ansatzes kann eine Verschlussmembran
zwischen dem Widerstandskanal und dem Druckkanal ausgebildet sein, um den Druckkanal
flüssigkeitsdicht zu verschließen. Unter einer Verschlussmembran kann ein flächiges
flexibles Element wie beispielsweise eine Kunststofflage verstanden werden. Die Verschlussmembran
kann beispielsweise gasdurchlässig, aber flüssigkeitsundurchlässig sein. Dadurch kann
die Zuverlässigkeit der Auslaufschutzeinheit unabhängig von dem fluidischen Widerstand
des Widerstandskanals oder einem Volumen der Deckelausnehmung sichergestellt werden.
[0020] Der vorliegende Ansatz schafft ferner eine mikrofluidische Vorrichtung mit folgenden
Merkmalen:
einer Auslaufschutzeinheit gemäß einer der vorangehend beschriebenen Ausführungsformen;
und
einem Mittel zum Anlegen des Drucks am Druckkanal der Auslaufschutzeinheit.
[0021] Unter einem Mittel zum Anlegen des Drucks kann beispielsweise eine Pumpe verstanden
werden, die ausgebildet ist, um einen Überdruck und/oder Unterdruck im Druckkanal
zu erzeugen.
[0022] Des Weiteren schafft der vorliegende Ansatz ein Verfahren zum Betreiben einer Auslaufschutzeinheit
gemäß einer der vorangehend beschriebenen Ausführungsformen, wobei das Verfahren folgende
Schritte umfasst:
Anlegen des Drucks am Druckkanal, um einen Fluidstrom eines in dem Fluidbehälter befindlichen
Fluids zu steuern.
[0023] Beispielsweise kann der Fluidstrom sehr effizient gesteuert werden, wenn im Schritt
des Anlegens ein in bestimmten Zeitintervallen alternierender Druck am Druckkanal
anliegt.
[0024] Schließlich schafft der vorliegende Ansatz ein Verfahren zum Herstellen einer Auslaufschutzeinheit
gemäß einer der vorangehend beschriebenen Ausführungsformen, wobei das Verfahren folgende
Schritte umfasst:
[0025] Bereitstellen eines Deckelelements und eines Bodenelements, in dem zumindest eine
Bodenausnehmung als Fluidbehälter ausgebildet ist, wobei in dem Bodenelement und/oder
dem Deckelelement zumindest ein Druckkanal zum Anlegen eines Drucks ausgebildet ist;
[0026] Zusammenfügen des Deckelelements und des Bodenelements, wobei das Zusammenfügen derart
erfolgt, dass die Bodenausnehmung dem Deckelelement gegenüberliegt; und
[0027] Bilden zumindest eines Widerstandskanals zwischen dem Deckelelement und dem Bodenelement,
um den Druckkanal und den Fluidbehälter fluidisch zu koppeln, wobei der Widerstandskanal
einen fluidischen Widerstand für ein sich in dem Widerstandskanal befindliches Fluid
repräsentiert.
[0028] Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeichnungen beispielhaft näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 7
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben einer Auslaufschutzeinheit gemäß
einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung; und
- Fig. 8
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Herstellen einer Auslaufschutzeinheit gemäß
einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
[0029] In der nachfolgenden Beschreibung günstiger Ausführungsbeispiele der vorliegenden
Erfindung werden für die in den verschiedenen Figuren dargestellten und ähnlich wirkenden
Elemente gleiche oder ähnliche Bezugszeichen verwendet, wobei auf eine wiederholte
Beschreibung dieser Elemente verzichtet wird.
[0030] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Die Auslaufschutzeinheit 100 weist
ein Deckelelement 105 und ein Bodenelement 110 auf. In dem Deckelelement 105 ist ein
Druckkanal 115 zum Anlegen eines Drucks ausgebildet. In dem Bodenelement 110 ist eine
Bodenausnehmung 120 als ein Fluidbehälter 125 ausgebildet. Die Bodenausnehmung 120
ist dem Deckelelement 105 gegenüberliegend angeordnet. Zwischen dem Deckelelement
105 und dem Bodenelement 110 ist ein Widerstandskanal 130 ausgebildet, um den Druckkanal
115 und den Fluidbehälter 125 fluidisch zu koppeln. Hierbei repräsentiert der Widerstandskanal
130 einen fluidischen Widerstand, der derart ist, dass eine Flussrate eines in dem
Widerstandskanal 130 befindlichen Fluids um einen vorbestimmten Faktor verringert
wird und ein Auslaufen des Fluids über den Druckkanal 115 verhindert wird. Der Kanal
130 kann entweder in der Schicht 105 oder in der Schicht 110 ausgenommen sein.
[0031] Gemäß diesem Ausführungsbeispiel ist der Druckkanal 115 als Durchgangsöffnung in
dem Deckelelement 105 ausgebildet. Hierbei ist die Bodenausnehmung 120 ferner seitlich
versetzt zur Durchgangsöffnung angeordnet.
[0032] Gemäß einem Ausführungsbeispiel ist der Fluidbehälter 125 in die Zeichenebene hinein,
also beispielsweise quer zu einer Längserstreckungsrichtung des Kanals 130, mit einem
fluidischen Netzwerk verbunden. Durch das fluidische Netzwerk kann der Behälter 125
im regulären Betrieb der erfindungsgemäßen Vorrichtung befüllt und entleert werden.
[0033] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Im Unterschied zu Fig. 1 weist die
in Fig. 2 gezeigte Auslaufschutzeinheit 100 zusätzlich eine Folie 200 auf, die zwischen
dem Deckelelement 105 und dem Bodenelement 110 angeordnet ist. Hierbei ist der Widerstandskanal
130 in der Folie 200 ausgebildet. Ferner ist der Fluidbehälter 125 durch die Folie
200 fluiddicht verschlossen. Des Weiteren weist das Deckelelement 105 eine Deckelausnehmung
205 als Komponente des Widerstandskanals 130 auf. Die Deckelausnehmung 205 ist über
einen in dem Deckelelement 105 ausgebildeten Deckelausnehmungskanal 210 als weitere
Komponente des Widerstandskanals 130 mit dem Druckkanal 115 fluidisch gekoppelt.
[0034] Die Deckelausnehmung 205 ist ausgebildet, um insbesondere bei Anlegen eines Unterdrucks
am Druckkanal 115 ein über den Widerstandskanal 130 angesaugtes Fluid aufzufangen
und so ein Austreten des Fluids durch den Druckkanal 115 zu verhindern.
[0035] Ferner umfasst das Deckelelement 105 einen Druckumleitkanal 215 mit einer ersten
Kanalöffnung 220 und einer zweiten Kanalöffnung 225. Hierbei ist die erste Kanalöffnung
220 dem Fluidbehälter 125 gegenüberliegend angeordnet und die zweite Kanalöffnung
225 mit dem Widerstandskanal 130 fluidisch gekoppelt.
[0036] In Fig. 2 umfasst der Druckumleitkanal 215 beispielhaft zwei senkrecht zum Bodenelement
110 angeordnete Abschnitte sowie einen längs zum Bodenelement 110 angeordneten Verbindungsabschnitt
zum Verbinden der senkrechten Abschnitte. Hierbei weist ein erster senkrechter Abschnitt
die erste Kanalöffnung 220 und ein zweiter senkrechter Abschnitt die zweite Kanalöffnung
225 auf. Der Verbindungsabschnitt ist beispielsweise im Bereich einer vom Bodenelement
110 abgewandten Oberfläche des Deckelelements 105 ausgebildet und durch eine auf das
Deckelelement 105 aufgebrachte Membran fluiddicht verschlossen.
[0037] Der Druckumleitkanal 215 ist ausgebildet, um den am Druckkanal 115 anliegenden Druck
auf die Folie 200 im Bereich des Fluidbehälters 125 zu leiten, sodass die Folie 200
ausgelenkt wird. Handelt es sich wie in Fig. 2 um einen Überdruck, so wird die Folie
200 in Richtung des Fluidbehälters 125 ausgewölbt.
[0038] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung umfasst die Auslaufschutzeinheit
100 ein erstes Polymersubstrat als Deckelelement 105, ein zweites Polymersubstrat
als Bodenelement 110 und eine dazwischenliegende flexible Polymermembran als Folie
200. Innerhalb der Polymersubstrate 105, 110 sind Kanäle und Kavitäten ausgeformt,
wie ein fluidischer Zugang 115, auch Druckkanal 115 genannt, und eine Kavität 205,
auch Deckelausnehmung 205 genannt. Diese ist mit einem mikrofluidischen Kanal 130
verbunden, der innerhalb der Polymermembran 200 als Widerstandskanal ausgeführt ist
und über eine Kanalstrecke 215, auch Druckumleitkanal 215 genannt, oberhalb der Polymermembran
200 endet. An dieser Stelle befindet sich unterhalb der Polymermembran 200 eine weitere
Kavität als Fluidbehälter 125. Der Fluidbehälter 125 ist beispielsweise Teil einer
Membranpumpe. An dieser Stelle kann sich jedoch auch ein Membranventil befinden oder
eine andere mikrofluidische Funktion, die eine Auslenkung der Polymermembran 200 ausnutzt.
Die Kanalstrecke 215 ist beispielsweise durch eine weitere Polymerschicht 220, etwa
einer Klebefolie, gedeckelt.
[0039] Der Widerstandskanal 130 ist beispielsweise in Form eines rechteckigen Kanals mit
den Abmessungen 50 µm mal 18 µm mal 26 mm ausgeführt. Hierbei ergibt sich beispielsweise
für Luft eine Flussrate von ca. 2,1 µl pro Sekunde bei einem Differenzdruck von 20
kPa. Unter gleichen Umgebungsbedingungen beträgt die Flussrate für Wasser ca. 0,028
µl pro Sekunde. Für eine Umschaltdauer von beispielsweise 100 Sekunden zwischen Über-
und Unterdruckphase genügt deshalb ein Volumen der Kavität 205 von 2,8 µl, um zu verhindern,
dass die Flüssigkeit das System verlässt.
[0040] Für höhere Umschaltfrequenzen kann das Volumen der Kavität 205 auch nur durch den
Kanal zur pneumatischen Schnittstelle 115 ausgebildet sein. Die pneumatische Schnittstelle
115 kann auch als Druckkanal 115 bezeichnet werden.
[0041] Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Im Gegensatz zu Fig. 2 weist die in
Fig. 3 gezeigte Auslaufschutzeinheit 100 eine weitere Bodenausnehmung 300 auf. Die
weitere Bodenausnehmung 300 ist dem Deckelausnehmungskanal 210 gegenüberliegend angeordnet,
sodass die weitere Bodenausnehmung 300 eine Erweiterung des Deckelausnehmungskanals
210 bildet. In die weitere Bodenausnehmung 300 ist ein flüssigkeitsabsorbierendes
Material 305 eingebracht, das ausgebildet ist, um bei Absorption einer aus der Deckelausnehmung
205 austretenden Flüssigkeit den Deckelausnehmungskanal 210 flüssigkeitsdicht zu verschließen.
[0042] Ein weiteres Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung sieht vor, dass vor der
pneumatischen Schnittstelle 115 ein Material 305 eingearbeitet ist, das einen Fluss
von Gasen nicht behindert. Kommt das Material 305 in Kontakt mit Flüssigkeiten, so
führt ein starkes Quellen zum Verschließen des Deckelausnehmungskanals 210.
[0043] Diese Ausführungsform hat insbesondere den Vorteil, dass ein zusätzlicher Sicherheitsmechanismus
ein Entweichen von Flüssigkeiten verhindert. Damit wird die Zuverlässigkeit des Auslaufschutzes
erhöht.
[0044] Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Im Unterschied zu den vorangehend
beschriebenen Figuren 1 bis 3 ist der Druckkanal 115 bei der in Fig. 4 gezeigten Auslaufschutzeinheit
100 nicht im Deckelelement 105, sondern im Bodenelement 110 ausgebildet. Ferner umfasst
die Auslaufschutzeinheit 100 hierbei eine Verschlussmembran 400, die in einem Bereich
des Bodenelements 110 zwischen dem Druckkanal 115 und dem Deckelausnehmungskanal 210
angeordnet ist. Die Verschlussmembran 400 ist ausgebildet, um den Druckkanal 115 und
den Deckelausnehmungskanal 210 fluidisch zu trennen.
[0045] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung enthält die Auslaufschutzeinheit
100 vor der pneumatischen Schnittstelle 115 als Verschlussmembran 400 eine Membran,
die für Gase durchlässig ist, für Flüssigkeiten jedoch sperrt. Hierdurch wird die
Zuverlässigkeit des Auslaufschutzes erhöht.
[0046] Fig. 5 zeigt eine schematische Darstellung einer Auslaufschutzeinheit 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Im Gegensatz zu der in Fig. 2 gezeigten
Auslaufschutzeinheit 100 ist die Deckelausnehmung 205 in Fig. 5 mit Widerstandselementen
500 ausgestattet, um den fluidischen Widerstand des Widerstandskanals 130 im Bereich
der Deckelausnehmung 205 zu erhöhen. Die Widerstandselemente 500 sind in Fig. 5 zum
einen als Erhebungen an einem dem Bodenelement 110 gegenüberliegenden Wandbereich
der Deckelausnehmung 205, zum anderen als Aussparungen in einem der Deckelausnehmung
205 gegenüberliegenden Teilabschnitt der Folie 200 ausgebildet. Hierbei sind die Aussparungen
je seitlich versetzt zu den Erhebungen angeordnet.
[0047] Dadurch ergibt sich eine Struktur, die als Kapillarstopp fungiert und einem zu schnellen
Befüllen der Deckelausnehmung 205 mit dem Fluid entgegenwirkt.
[0048] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung sind innerhalb
der Kavität 205 Strukturen innerhalb der Polymermembran 200 und/oder Strukturen auf
der Oberseite der Kavität 205 ausgebildet. Die Strukturen zeichnen sich durch Kanten
aus, an denen ein fortschreitender Flüssigkeitsmeniskus durch Kapillarkräfte einen
Widerstand erfährt. Dies wird auch als Kapillarstopp bezeichnet. Alternativ wird innerhalb
der Kavität 205 auch eine hydrophobe Oberflächenbeschichtung eingebracht, wie beispielsweise
mit Plasma behandelte Oberflächen, fluorierte Oberflächen, Polytetrafluorethylen (PTFE),
Wachs oder Paraffinbeschichtungen. Beide Ansätze führen dazu, dass ein Befüllen der
Kavität 205 erschwert wird. Hierdurch wird der Auslaufschutz zusätzlich erhöht.
[0049] Gemäß weiteren Ausführungsbeispielen der vorliegenden Erfindung sind auch Kombinationen
aus quellendem Material 305, flüssigkeitsundurchlässiger Membran 400 oder Kapillarstopp
möglich.
[0050] In einer Auslaufschutzeinheit 100 ist gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel innerhalb
der Kavität 205 ein Nässeindikator hinterlegt, beispielsweise Indikatorpulver, das
bei Kontakt mit Flüssigkeit seine Farbe ändert. Hierdurch kann ein Fehlerfall, beispielsweise
durch einen Anwender oder durch eine optische Auswertung, innerhalb einer externen
Steuereinheit detektiert und das Ergebnis des letzten Tests als ungültig markiert
werden. In diesem Fall ist es besonders vorteilhaft, wenn einzelne oder alle Polymerschichten
105, 110 transparent ausgeführt sind.
[0051] Fig. 6 zeigt eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung 600
gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Die mikrofluidische Vorrichtung
600 weist eine Auslaufschutzeinheit 100 sowie ein Mittel 605 zum Anlegen des Drucks
am Druckkanal der Auslaufschutzeinheit 100 auf. Das Mittel 605 ist hierzu mit dem
Druckkanal fluidisch verbunden. Die mikrofluidische Vorrichtung 600 ist beispielsweise
als druckgetriebenes mikrofluidisches Polymerschichtsystem realisiert, an das eine
externe Steuerungseinheit als Mittel 605 angeschlossen ist.
[0052] Ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung beinhaltet eine kanalförmige Struktur
mit hohem fluidischen Widerstand, die auf einem Lab-on-a-chip-System als mikrofluidischer
Vorrichtung 600 realisiert wird und sich zwischen pneumatischen Schnittstellen zu
einer externen Steuereinheit, auch Mittel 605 genannt, und einer zu steuernden mikrofluidischen
Funktion befindet. Eine Geometrie der kanalförmigen Struktur kann zum Einstellen einer
Druckanstiegsflanke verwendet werden und stellt dadurch eine Funktionserweiterung
des Lab-on-a-chip-Systems dar. Dabei wird die Tatsache ausgenutzt, dass der fluidische
Widerstand der gleichen Struktur für eine Flüssigkeit viskositätsbedingt um Größenordnungen
höher ist, beispielsweise etwa um den Faktor 100. Im Fehlerfall führt dies dazu, dass
bei typischen Differenzdrücken von wenigen 100 mBar bis mehreren Bar nur eine sehr
geringe Menge Flüssigkeit durch die kanalförmige Struktur in Richtung der pneumatischen
Schnittstelle entweichen kann. Wird zusätzlich eine Kavität, etwa in Form der Deckelausnehmung,
zwischen der kanalförmigen Struktur und der pneumatischen Schnittstelle angelegt,
lässt sich ein Volumen der Kavität zusammen mit dem fluidischen Widerstand der kanalförmigen
Struktur derart auslegen, dass es während einer von Minuten bis wenigen Stunden dauernden
Prozesszeit des Lab-on-a-chip-Systems auch im ungünstigsten Fall unmöglich ist, dass
die Flüssigkeit die pneumatische Schnittstelle erreicht und die externe Ansteuereinheit
kontaminiert.
[0053] Vorteilhafterweise können dadurch Kosten für aufwendige Reparaturen und Ausfallzeiten
der externen Steuereinheit vermieden werden.
[0054] Da sichergestellt ist, dass keine Flüssigkeiten aus dem Lab-on-a-chip-System entweichen,
ist außerdem ein Gesundheitsrisiko für bedienendes Personal durch Kontamination der
Ansteuereinheit ausgeschlossen.
[0055] Ferner wird eine Erkennung eines Fehlerfalls ermöglicht, etwa durch Betrachten der
Kavität, durch Auslesen elektrischer Signale wie einer elektrischen Widerstandsänderung
oder einer elektrischen Kapazitätsänderung sowie durch Hinterlegen eines trockenen
Indikatorpulvers in der zwischengeschalteten Kavität, das sich bei Kontakt mit Flüssigkeit
verfärbt.
[0056] Die für die vorliegende Erfindung notwendigen Strukturen können mit den gleichen
Herstellungstechniken wie die restlichen Komponenten des Lab-on-a-chip-Systems erzeugt
werden. Die Kosten eines Lab-on-a-chip-Systems mit entsprechenden Strukturen werden
deshalb nur geringfügig erhöht.
[0057] Fig. 7 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 700 zum Betreiben einer Auslaufschutzeinheit
100 gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Hierbei wird in einem
Schritt 705 ein Druck am Druckkanal angelegt, um einen Fluidstrom eines in dem Fluidbehälter
befindlichen Fluids zu steuern.
[0058] Gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird im Betrieb der pneumatische
Druck am Zugang 115 typischerweise periodisch zwischen Über- und Unterdruck umgeschaltet,
um die Polymermembran 200 oberhalb der Kavität 120 auszulenken bzw. anzudrücken. Hierbei
ist es häufig erwünscht, diesen Vorgang nicht schlagartig, sondern verzögert ablaufen
zu lassen. Hierzu kann der fluidische Widerstand des Kanals 130 derart ausgelegt werden,
dass dieser als Drossel für Gase wirkt. Im Fall eines Reißens der Polymermembran 200
innerhalb der Kavität 120, auch Bodenausnehmung 120 genannt, kann während der Ansaugphase
Flüssigkeit aus der Kavität 120 in die Kanalstrecke 215 und den Kanal 130 angesaugt
werden. Bei gleichem Querschnitt und Länge des Kanals 130 erhöht sich der fluidische
Widerstand beispielhaft im Fall von Wasser um einen Faktor von ca. 100, worauf entsprechend
die Flussrate in Richtung der pneumatischen Schnittstelle 115 um etwa den gleichen
Faktor verringert wird. Das Volumen der Kavität 205 kann nun so ausgelegt werden,
dass die Flüssigkeitsfront innerhalb der Ansaugphase nicht bis zur pneumatischen Schnittstelle
115 vordringt und damit auch nicht in die externe Steuereinheit gelangen kann.
[0059] Fig. 8 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 800 zum Herstellen einer Auslaufschutzeinheit
100 gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Zunächst erfolgt ein
Schritt 805 des Bereitstellens eines Deckelelements und eines Bodenelements, in dem
zumindest eine Bodenausnehmung als Fluidbehälter ausgebildet ist. Hierbei ist in dem
Bodenelement und/oder dem Deckelelement zumindest ein Druckkanal zum Anlegen eines
Drucks ausgebildet. In einem weiteren Schritt 810 werden das Deckelelement und das
Bodenelement zusammengefügt. Das Zusammenfügen erfolgt hierbei derart, dass die Bodenausnehmung
dem Deckelelement gegenüberliegt. Schließlich wird in einem Schritt 815 zumindest
ein Widerstandskanal zwischen dem Deckelelement und dem Bodenelement gebildet, um
den Druckkanal und den Fluidbehälter fluidisch zu koppeln. Hierbei repräsentiert der
Widerstandskanal einen fluidischen Widerstand, der derart ist, dass eine Flussrate
eines in dem Widerstandskanal befindlichen Fluids um einen vorbestimmten Faktor verringert
wird.
[0060] Als Materialbeispiele können für das Polymersubstrat Thermoplaste wie etwa Polycarbonat
(PC), Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polymethylmethacrylat (PMMA), Cyclo-Polefin-Polymer
(COP) oder Cyclo-Polefin-Copolymer (COC) eingesetzt werden.
[0061] Als Materialbeispiele für die Polymermembran können Elastomer, thermoplastisches
Elastomer, Thermoplaste oder Heißklebefolien eingesetzt werden.
[0062] Für das Material 305 können beispielsweise Materialien eingesetzt werden, die bei
Kontakt mit Flüssigkeiten ihr Volumen vergrößern, wie etwa Superabsorber.
[0063] Als Verschlussmembran 400 können Membranen eingesetzt werden, die für Gase durchlässig,
aber für Flüssigkeiten undurchlässig sind, wie etwa PTFE-Membranen, auch unter dem
Namen Gore-Tex bekannt.
[0064] Als beispielhafte Abmessungen der Ausführungsbeispiele können die Dicke der Polymersubstrate
0,1 bis 10 mm, der Kanaldurchmesser in den Polymersubstraten 200 µm bis 3 mm, die
Dicke der Polymermembran 5 bis 500 um, das Volumen der Kavitäten 125, 205 1 µl bis
10 ml und die lateralen Abmessungen des gesamten Ausführungsbeispiels 10 mal 10 mm
2 bis 200 mal 200 mm
2 betragen.
[0065] Die beschriebenen und in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiele sind nur beispielhaft
gewählt. Unterschiedliche Ausführungsbeispiele können vollständig oder in Bezug auf
einzelne Merkmale miteinander kombiniert werden. Auch kann ein Ausführungsbeispiel
durch Merkmale eines weiteren Ausführungsbeispiels ergänzt werden.
[0066] Ferner können erfindungsgemäße Verfahrensschritte wiederholt sowie in einer anderen
als in der beschriebenen Reihenfolge ausgeführt werden.
[0067] Umfasst ein Ausführungsbeispiel eine "und/oder"-Verknüpfung zwischen einem ersten
Merkmal und einem zweiten Merkmal, so ist dies so zu lesen, dass das Ausführungsbeispiel
gemäß einer Ausführungsform sowohl das erste Merkmal als auch das zweite Merkmal und
gemäß einer weiteren Ausführungsform entweder nur das erste Merkmal oder nur das zweite
Merkmal aufweist.
1. Auslaufschutzeinheit (100) für eine mikrofluidische Vorrichtung (600), wobei die Auslaufschutzeinheit
(100) folgende Merkmale aufweist:
ein Deckelelement (105);
ein Bodenelement (110), in dem zumindest eine Bodenausnehmung (120) als Fluidbehälter
(125) ausgebildet ist, wobei die Bodenausnehmung (120) dem Deckelelement (105) gegenüberliegend
angeordnet ist;
zumindest einen Druckkanal (115) zum Anlegen eines Drucks, wobei der Druckkanal (115)
in dem Bodenelement (110) und/oder dem Deckelelement (105) ausgebildet ist; und
zumindest einen Widerstandskanal (130), der zwischen dem Deckelelement (105) und dem
Bodenelement (110) ausgebildet ist, um den Druckkanal (115) und den Fluidbehälter
(125) fluidisch zu koppeln, wobei der Widerstandskanal (130) einen fluidischen Widerstand
für ein sich in dem Widerstandskanal (130) befindliches Fluid darstellt.
2. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckkanal (115) als Durchgangsöffnung in dem Bodenelement (110) und/oder dem
Deckelelement (105) ausgebildet ist, wobei die Bodenausnehmung (120) ferner seitlich
versetzt zur Durchgangsöffnung angeordnet ist.
3. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der fluidische Widerstand durch eine Querschnittsform und/oder einen Durchmesser
und/oder eine Länge des Widerstandskanals (130) vorgegeben ist.
4. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Folie (200) zwischen dem Deckelelement (105) und dem Bodenelement (110) angeordnet
ist, wobei die Folie (200) den Widerstandskanal (130) aufweist.
5. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie (200) ferner im Bereich des Fluidbehälters (125) angeordnet ist, wobei
die Folie (200) den Fluidbehälter (125) fluiddicht verschließt.
6. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Deckelausnehmung (205) als Komponente des Widerstandskanals (130)
in dem Deckelelement (105) ausgebildet ist, um ein Volumen des Widerstandskanals (130)
zu erhöhen.
7. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie (200) im Bereich der Deckelausnehmung (205) und/oder die Deckelausnehmung
(205) zumindest ein Widerstandselement (500) und/oder eine hydrophobe Schicht aufweist,
um den fluidischen Widerstand zu erhöhen.
8. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckelausnehmung (205) ein Indikatormaterial zum Identifizieren einer Flüssigkeit
aufweist.
9. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Druckumleitkanal (215) mit einer ersten Kanalöffnung (220) und einer
zweiten Kanalöffnung (225) in dem Deckelelement (105) ausgebildet ist, wobei die erste
Kanalöffnung (220) dem Fluidbehälter (125) gegenüberliegend angeordnet ist und die
zweite Kanalöffnung (225) mit dem Widerstandskanal (130) fluidisch gekoppelt und/oder
koppelbar ist.
10. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teilabschnitt des Widerstandskanals (130) ein flüssigkeitsabsorbierendes
Material (305) aufweist, das ausgebildet ist, um bei Absorption einer Flüssigkeit
den Widerstandskanal (130) flüssigkeitsdicht zu verschließen.
11. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der Ansprüche 6, 7, 8 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass das flüssigkeitsabsorbierende Material (305) zwischen der Deckelausnehmung (205)
und dem Druckkanal (115) angeordnet ist.
12. Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verschlussmembran (400) zwischen dem Widerstandskanal (130) und dem Druckkanal
(115) ausgebildet ist, um den Druckkanal (115) flüssigkeitsdicht zu verschließen.
13. Mikrofluidische Vorrichtung (600) mit folgenden Merkmalen:
einer Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche; und
einem Mittel (605) zum Anlegen des Drucks am Druckkanal (115) der Auslaufschutzeinheit
(100).
14. Verfahren (700) zum Betreiben einer Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der Ansprüche
1 bis 12, wobei das Verfahren (700) folgende Schritte umfasst:
Anlegen (705) des Drucks am Druckkanal (115), um einen Fluidstrom eines in dem Fluidbehälter
(125) befindlichen Fluids zu steuern.
15. Verfahren (800) zum Herstellen einer Auslaufschutzeinheit (100) gemäß einem der Ansprüche
1 bis 12, wobei das Verfahren (800) folgende Schritte umfasst:
Bereitstellen (805) eines Deckelelements (105) und eines Bodenelements (110), in dem
zumindest eine Bodenausnehmung (120) als Fluidbehälter (125) ausgebildet ist, wobei
in dem Bodenelement (110) und/oder dem Deckelelement (105) zumindest ein Druckkanal
(115) zum Anlegen eines Drucks ausgebildet ist;
Zusammenfügen (810) des Deckelelements (105) und des Bodenelements (110), wobei das
Zusammenfügen (810) derart erfolgt, dass die Bodenausnehmung (120) dem Deckelelement
(105) gegenüberliegt; und
Bilden (815) zumindest eines Widerstandskanals (130) zwischen dem Deckelelement (105)
und dem Bodenelement (110), um den Druckkanal (115) und den Fluidbehälter (125) fluidisch
zu koppeln, wobei der Widerstandskanal (130) einen fluidischen Widerstand für ein
sich in dem Widerstandskanal (130) befindliches Fluid darstellt.