Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trennen von stoffschlüssig verbundenen Oberflächen
zweier Werkstoffe.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Es ist bekannt, dass zwei Werkstoffe, von denen zumindest einer eine offenporige
nanostrukturierte Oberfläche aufweist, außerordentlich fest miteinander verbunden
werden können, da die offenporige Nanostrukturierung für eine ausgezeichnete Haftung
verschiedenster Materialien sorgt. Vielfältige Verfahren zu einer derartigen Nanostrukturierung
von Oberflächen mittels Laser-, Elektronen- oder Ionenstrahl sind im Stand der Technik
beschrieben.
[0003] Wenn jedoch zwei derartig fest verbundene Werkstoffe aus irgendwelchen Gründen getrennt
werden sollen, bereitete dies erhebliche Probleme. Meist bestand die einzige Möglichkeit,
die Werkstoffe zu trennen, darin, dass der mit der offenporigen nanostrukturierten
Oberfläche des einen Werkstoffs verbundene zweite Werkstoff mechanisch abgeschliffen
wurde, sofern es sich bei ihm um eine relativ dünne Beschichtung oder Struktur handelt,
oder dass der Werkstoffverbund an der Verbindungsfläche durchgesägt wurde.
[0004] Es war das Ziel der Erfindung, ein einfacheres Verfahren zum Trennen von derart verbundenen
Werkstoffen zu schaffen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0005] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trennen von stoffschlüssig verbundenen Oberflächen
zweier Werkstoffe, von denen mindestens einer ein Werkstoff ist, dessen stoffschlüssig
verbundene Oberfläche eine offenporige Nanostrukturierung aufweist und ein festes
anorganisches Material, ein anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterial und/oder
einen festen Kunststoff umfasst, wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, dass
die offenporige, nanostrukturierte stoffschlüssig verbundene Oberfläche bei einer
Temperatur, die mindestens 150 °C geringer ist als die Schmelztemperatur des festen
anorganisches Materials, des anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterials oder
mindestens 50 °C geringer ist als die Erweichungstemperatur des festen Kunststoffs,
erwärmt wird, bis die ursprünglich offenporige nanostrukturierte Oberfläche keine
offenporigen Nanostrukturen mehr aufweist, und dann die Oberflächen der beiden Werkstoffe
getrennt werden.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0006]
Fig. 1 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die mittels Laserstrahlung nanostrukturierte,
stark offenporige Oberfläche einer TiAL6V4-Probe.
Fig. 2 zeigt in 20.000-facher Vergrößerung die durch eine Wärmebehandlung bei 950
°C umstrukturierte, nicht mehr offenporige Oberfläche der TiAL6V4-Probe von Fig. 1.
Fig. 3 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die mittels Laserstrahlung nanostrukturierte,
stark offenporige Oberfläche einer Al 2024-Probe.
Fig. 4 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die durch eine Wärmebehandlung bei 400
°C umstrukturierte, nicht mehr offenporige Oberfläche der Al 2024-Probe von Fig. 3.
Fig. 5 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die mittels Laserstrahlung nanostrukturierte,
stark offenporige Oberfläche einer V2A-Stahl-Probe.
Fig. 6 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die durch eine Wärmebehandlung bei 800
°C umstrukturierte, nicht mehr offenporige Oberfläche der V2A-Stahl-Probe von Fig.
5.
Fig. 7 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die mittels Laserstrahlung nanostrukturierte,
stark offenporige Oberfläche einer Carbonfaser-verstärkten SiC (C/SiC)-Keramik-Probe.
Fig. 8 zeigt in 30.000-facher Vergrößerung die die durch eine Wärmebehandlung bei
1100 °C umstrukturierte, nicht mehr offenporige Oberfläche der C/SiC-Keramik-Probe
von Fig. 7.
Detaillierte Beschreibung
[0007] Eine offenporige Nanostrukturierung einer Werkstoffoberfläche sorgt dafür, dass sich
ein damit verbundenes weiteres Material sehr stark mit der Letzteren "verzahnen" kann,
was zu einer sehr festen Verbindung der beiden Materialien führt, die schwer zu lösen
ist.
[0008] Es wurde nun überraschend gefunden, dass eine Erwärmung der offenporigen nanostrukturierten
Oberfläche eines Werkstoffes bei einer Temperatur, die erheblich unterhalb der Schmelztemperatur
oder Erweichungstemperatur des Werkstoffes liegt, eine Umstrukturierung der zuvor
offenporigen, nanostrukturierten Oberfläche bewirkt, bei der nunmehr die offenen Poren
verschwunden sind und geglättete Oberflächenstrukturen vorliegen. Dadurch wird die
"Verzahnung" mit einem mit der Oberfläche verbundenen Material aufgehoben, so dass
dieses relativ leicht von der Oberfläche abgetrennt werden kann.
[0009] Erfindungsgemäß umfasst das feste anorganische Material der Werkstoffoberfläche mit
offenporigen Nanostrukturen, von der die zweite Werkstoffoberfläche zu trennen ist,
bevorzugt ein Metall, eine Metalllegierung, ein Metallchalkogenid, ein Metallsalz,
eine metallhaltigen Stickstoff-, Phosphor-, Arsen- und/oder Antimonverbindung, ein
Halbmetall oder eine Legierung desselben, eine Keramik, ein anorganischen Glas, Kohlenstoff,
einen anorganische Fasern und/oder nicht faserigen Kohlenstoff und/oder Bornitrid
enthaltenden Verbundwerkstoff mit Keramik- und/oder Kohlenstoffmatrix, einen Metall-Keramik-Verbundwerkstoff,
einen Verbundwerkstoff aus einem Metall und/oder einer Metalllegierung, das bzw. die
wärmeleitende kohlenstoffhaltige und/oder Bornitrid-haltige Teilchen und/oder Fasern
enthält und/oder einen Verbundwerkstoff aus einem Metall und/oder einer Metalllegierung,
das bzw. die wärmeleitende kohlenstoffhaltige und/oder Bornitrid-haltige Teilchen
und/oder Fasern enthält und zumindest teilweise mit einer Oxidschicht überzogen ist.
Das anorganisch/organische Verbundwerkstoffmaterial umfasst bevorzugt einen organische
oder anorganisch/organische Fasern enthaltenden Verbundwerkstoff mit Keramik- und/oder
Kohlenstoffmatrix und/oder einen anorganische, organische oder anorganisch/organische
Fasern enthaltenden Verbundwerkstoff mit Kunststoffmatrix und der Kunststoff umfasst
bevorzugt einen Thermoplasten, ein Elastomer, ein thermoplastisches Elastomer, einen
Duroplasten und/oder einen Silicium-haltigen Kunststoff. Das Material der Oberfläche
mit einer offenporigen Nanostruktur kann auch eine Kombination von mindestens zwei
der oben genannten Materialien umfassen.
[0010] Das Metall oder die Metalllegierung kann beispielsweise aus Eisen, Aluminium, Tantal,
Magnesium, Kupfer, Nickel oder Titan oder einer Legierung derselben ausgewählt sein,
z.B. aus Ti-6Al-4V, Rein-Titan, Mg-4Al1-Zn, Ta-10W, Cu-OF, CuZn37, Al 2024 (Al-4.4Cu-1.5Mg-0.6Mn),
V2A-Stahl (X5CrNi18-10) und Inconel 718
® (hochwarmfeste Nickellegierung mit Ni-19Cr-18Fe-5Nb-3Mo-0,05C (Werkstoffnr. 2.4668)).
[0011] Die Metallchalkogenide (also Oxide, Sulfide, Selenide und Telluride) können in sehr
dünner Schicht auf dem Grundmetall oder der Grundmetalllegierung vorliegen. Dies gilt
insbesondere für Oxid-Passivierungsschichten.
[0012] Ähnliches gilt für metallhaltigen Stickstoff-, Phosphor-, Arsen- und/oder Antimonverbindung,
bei denen insbesondere Metallnitrid-Schutzschichten auf dem Grundmetall oder der Grundmetalllegierung
sehr dünn sein können.
[0013] Bei den Metallsalzen kann es sich um alle bekannte Metallsalze handeln, beispielsweise
um Halogenide, wie Chloride, Sulfate, Nitrate, Phosphate und andere Komplexanionen
und Salze mit gemischte Kationen und/oder Anionen Erfindungsgemäße Oberflächen können
Halbmetalle wie Beryllium, Bor und Silicium, deren Legierungen mit sich selbst oder
mit Metallen und feste Verbindungen mit Nicht-Metallen umfassen.
[0014] Die Keramik oder die Keramik der Keramik-Matrix des Verbundwerkstoffes, aus der das
erfindungsgemäße Oberflächenmaterial gebildet sein kann, kann aus allen bekannten
Keramiken ausgewählt sein. Dazu gehören Silikatkeramiken, Oxidkeramiken, wie Aluminiumoxid,
Siliciumdioxid, Aluminiumoxid-Siliciumdioxid (Mullit), SiOC, Berylliumoxid, Zirconium(IV)oxid
und Aluminiumtitanat und Gemische derselben, wie Al
2O
3-SiO
2/SiOC, nichtoxidische Keramiken, wie Siliciumcarbid, Wolframcarbid, Siliciumnitrid,
Bornitrid, Aluminiumnitrid, SiCN und Molybdändisilicid und Keramiken aus Gemischen
der vorstehenden Keramiken.
[0015] Das erfindungsgemäße Keramik-Oberflächenmaterial kann auch ein KeramikÜberzug sein.
[0016] Weitere Keramik-Materialien (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), die insbesondere,
aber nicht nur, als Überzüge verwendet werden, sind die Carbide B
4C, TiC, TaC, HfC, ZrC, Cr
3C
2, Al
4C
3, MoC
2, NbC und VC, die Nitride TiN, CrN
1-x, CrN, Li
3N. TaN, und ZrN, die Silicide WSi
2 und ZrSi
2, die Boride ZrB
2, HfB
2, TiB
2, LaB
6, Cr
B, CrB
2, AlB
2, MgB
2 und SiB
6 und die Oxide CaO, MgO, ThO
2, TiO
2, P
2O
5, SiAlON, Y
2O
3, HfO
2, ZrO
2 und B
2O
3.
[0017] Bei dem Kunststoff oder dem Kunststoff der Kunststoff-Matrix des Verbundwerkstoffes,
aus dem das erfindungsgemäße Oberflächenmaterial gebildet sein kann, handelt es sich
im Allgemeinen um Thermoplasten und Thermoplasten-Gemische, wie Poyethylen, Polypropylen,
Polystyrol, Polyester oder Polyetheretherketon oder Gemische derselben, Elastomere,
thermoplastische Elastomere und deren Gemische, wie Blockcopolymere aus Styrol und
Polyolefinen, und Duroplasten oder deren Gemische, wie Bakelit, Polyesterharze, Polyurethanharze
und Epoxidharze und deren Gemische, sowie Gemisch der vorgenannten Kunststoffe. Ferner
kann es sich bei dem Kunststoff auch um einen Silicium-haltigen Kunststoff, wie ein
Silikon, handeln.
[0018] Bei dem Kohlenstoff oder dem Kohlenstoff der Kohlenstoffmatrix des Verbundwerkstoffes,
aus dem das erfindungsgemäße Oberflächenmaterial gebildet sein kann, handelt es sich
in der Regel um härtere Kohlenstoffvarianten, wie glasartigen Kohlenstoff, diamantartigen
Kohlenstoff, pyrolytisch hergestellten Graphit oder durch Dampfabscheidung oder chemische
Dampfabscheidung (vapor deposition oder chemical vapor deposition) hergestellten Kohlenstoff.
[0019] Bei den Verbundwerkstoffen, die das erfindungsgemäße Oberflächenmaterialumfassen
kann, kann es sich um Fasern enthaltende (faserverstärkte) Verbundwerkstoffe mit den
oben genannten Matrices sowie Mischungen daraus handeln.
[0020] Bei den anorganischen Verbundwerkstoff-Fasern kann es sich um alle anorganischen
Fasern handeln, die der Fachmann für den Einsatz in Verbundwerkstoffen kennt. Dazu
zählen insbesondere Carbonfasern, Glasfasern und Keramikfasern. Die Fasern können
kurz oder lang oder endlos sein und können zu Rovings (Multifilamenten) verbunden
sein.
[0021] Besonders bevorzugte Keramikfasern basieren auf Oxidkeramikfilament-Fasern, insbesondere
Al
2O
3- oder Al
2O
3/SiO
2 (Mullit)-Faser und/oder Nicht-Oxidkeramikfilament-Fasern, insbesondere SiC-, SiCN-
und SiBNC-Faserarten.
[0022] Bevorzugte organische Verbundstoff-Fasern sind Aramid-Fasern. Es können aber auch
andere Fasern aus künstlichen und natürlichen Polymeren eingesetzt werden.
[0023] Häufig sind die Fasern in den faserverstärkten Verbundwerkstoffen beschichtet, um
eine schwache Faser-Matrix-Grenzflächenwechselwirkung zu gewährleisten. Das ist in
der Regel für ein gutes mechanisches Verhalten sowie für einen Faserschutz erforderlich.
Derartige Beschichtungen können z.B. aus pyrolytischem Kohlenstoff, SiC, BN, LaPO
4, CePO
4, CaWo
4, ZrO
2, Mullit, Al
2O
3, Magnetoplumbite, α-Aluminat-Strukturen, LaAl
11O
18, CaAl
12O
19, BaMg
2Al
16,O
27, KMg
2Al
15O
25, Lanthan- und Calciumhexaaluminate, Hexalaluminate, organometallische Verbindungen
oder Gemische und/oder Multilayer daraus ausgewählt sein. Wenn die beschichteten Fasern
sowohl anorganische als auch organische Komponenten enthalten, werden sie hierin als
"anorganisch/organische Fasern" bezeichnet.
[0024] Die faserverstärkten Verbundwerkstoffe können noch zusätzliche inerte oder passive
Füllstoffe enthalten, z.B. Keramikpulver, das nicht mit der Keramik-Matrix, falls
verwendet, verbunden ist.
[0025] Unter nicht faserigen Kohlenstoff und/oder Bornitrid enthaltenden Verbundwerkstoffen
mit Keramik-, Kunststoff- oder Kohlenstoffmatrix, aus denen das erfindungsgemäße Oberflächenmaterial
gebildet sein kann, versteht man Keramikoder Kohlenstoff-Matrices, die mit kohlenstoffartigen
Teilchen außer Carbonfasern versehen sind. Zu diesen kohlenstoffhaltigen Teilchen
gehören insbesondere graphitartige Teilchen, Kohlenstoff-Nanoröhrchen, Fullerene und
diamantartige Teilchen. Bei dem Bornitrid handelt es sich bevorzugt um Teilchen aus
kubischem Bornitrid.
[0026] Bei einem weiteren Verbundwerkstoff, den das Oberflächenmaterial umfassen kann, handelt
es sich um Metalle und/oder Metalllegierungen, die wärmeleitende kohlenstoffhaltige
und/oder Bornitrid-haltige Teilchen und/oder Fasern enthalten und zumindest teilweise
mit einer Oxidschicht überzogen sein können. Bei diesen Fasern und Teilchen kann es
sich insbesondere um Carbonfasern, graphitartige Teilchen, Kohlenstoff-Nanoröhrchen,
diamantartige Teilchen, Fasern aus Bornitrid und Teilchen aus kubischem Bornitrid
handeln.
[0027] Das Oberflächenmaterial kann auch mit Metall modifizierte Keramiken, also Metall-Keramik-Verbundwerkstoffe,
umfassen.
[0028] Wie bereits eingangs erwähnt, sind dem Fachmann Verfahren zum Aufbringen einer offenporigen
Nanostruktur auf diese Oberflächenmaterialien bekannt. Sie beinhalten im Allgemeinen
das Abtasten der Oberfläche mit einem gepulsten Laserstrahl oder auch mit einem Elektronen-
oder Ionenstrahl unter bestimmten Verfahrensbedingungen.
[0029] Das Material der Oberfläche des zweiten Werkstoffs kann unabhängig aus den gleichen
Materialien ausgewählt sein, die vorstehend als Materialien für die offenporige nanostrukturierte
Oberfläche des ersten Werkstoffs genannt wurden.
[0030] Gegebenenfalls kann die Oberfläche des zweiten Werkstoffs in diesem Fall ebenfalls
mit einer offenporigen Nanostruktur versehen sein.
[0031] Alternativ kann der zweite Werkstoff (und somit auch seine stoffschlüssig verbundene
Oberfläche) aus einem von den vorstehende beschriebenen Materialien verschiedenen
Material ausgewählt sein. Es kann sich bei ihm beispielsweise um eine Beschichtung
handeln, die einen Lack, ein Dichtungsmittel, ein Lot, einen Überzug zum Schutz vor
mechanischer, chemischer oder Wärmeeinwirkung, zur Abweisung von Schmutz oder zur
Haftungsverringerung, Knochenzement oder ein biologisches Material umfasst.
[0032] Gegebenenfalls kann sich zwischen den beiden stoffschlüssig verbundenen Oberflächen
der zwei Werkstoffe eine meist sehr dünne Klebstoffschicht oder eine Haftvermittlerschicht
befinden. Bei dem Haftvermittler kann es sich z.B. um einen Silanhaftvermittler, ein
Titanat, wie Titantetraisopropylat oder Titanacetylacetonat, ein Zirconat, wie Zirconiumtetrabutylat,
ein Zirconiumaluminat, ein Thiazol, ein Triazol, wie 1 H-Benzotriazol, ein Phosphonat
oder ein Sulfonat handeln.
[0033] Wie eingangs schon erwähnt, wurde überraschend gefunden, dass die Temperatur, bei
der bereits eine Umstrukturierung der offenporigen, nanostrukturierten Oberfläche
stattfindet, erheblich unterhalb des Schmelzpunkts oder Erweichungspunkts des Oberflächenmaterials
liegt. Bei anorganischen Materialien und Verbundwerkstoffmaterialien liegt die Temperatur
in der Regel mindestens 150 °C unterhalb des Schmelzpunkts, sie kann aber noch wesentlich
geringer sein, z.B. mindestens 200°C bis einige hundert °C geringer als die Schmelztemperatur,
wie in den Beispielen gezeigt. Bei Kunststoffen liegt die erforderliche Temperatur
in der Regel mindestens 50°C, häufig 80°C unterhalb des Erweichungspunktes des Kunststoffes.
Die erforderliche Temperatur hängt auch von der Erwärmungsdauer ab, so dass sich ein
Temperaturbereich ergibt, in dem die Umstrukturierung der Oberfläche stattfinden kann.
[0034] Durch zusätzlich Anwendung von Druck auf die verbundenen Oberflächen kann die zur
Umstrukturierung erforderliche Temperatur noch erniedrigt werden.
[0035] Die Erwärmungsdauer bis zum völligen Verschwinden der offenen Poren der Nanostruktur
hängt in erster Linie vom Oberflächenmaterial und von der tatsächlich angewendeten
Temperatur ab (niedrigere Temperaturen erfordern beim gleichen Werkstoff eine längere
Erwärmungsdauer). In der Regel wird man die Temperatur so wählen, dass eine Erwärmungsdauer
von etwa 3 bis etwa 30 Minuten ausreichend ist.
[0036] Es soll noch erwähnt werden, dass nach der erfindungsgemäßen Wärmebehandlung die
offenen Poren verschwunden sind und geglättete Oberflächenstrukturen vorliegen, diese
aber durchaus noch Abmessungen im Nanometerbereich aufweisen können.
[0037] Das Erwärmen der offenporigen nanostrukturierten Oberfläche(n) kann unter Berücksichtigung
des speziellen Werkstoffverbunds auf jede dem Fachmann bekannte Weise bewerkstelligt
werden. Nachfolgend werden einige Beispiele dafür angegeben.
[0038] Kleinere Werkstoffverbunde können z.B. einfach in einen Ofen mit der erforderlichen
Temperatur gegeben werden.
[0039] Elektrisch leitende Oberflächenmaterialien können sehr vorteilhaft, da schnell, mittels
Induktionsheizung auf die erforderliche Temperatur gebracht und dabei gehalten werden.
[0040] Insbesondere wenn einer der beiden Werkstoffe eine relativ dünne Beschichtung ist,
kann die offenporige nanostrukturierte Oberfläche durch die Beschichtung hindurch
mit einem Laser-, Elektronen- oder Ionenstrahl oder mit Infrarotstrahlung erwärmt
werden. Alternativ kann dies gegebenenfalls auch von der Rückseite der Oberfläche
her geschehen.
[0041] Durch heiß-isostatisches Pressen des gesamten Werkstoffverbunds kann die Oberfläche
gleichzeitig erwärmt und mit Druck beaufschlagt werden.
[0042] Eine weitere Möglichkeit zur Erwärmung der Oberfläche besteht darin, mit kleinen
Bohrern oder Laserstrahlen feine Kanäle bis zur nanostrukturierten Oberfläche hin
zu bohren und diese mittels Einleitens eines heißen Fluids zu erwärmen. Als Fluid
eignen sich insbesondere heißes entionisiertes Wasser, heißer Wasserdampf und heiße
Luft mit mindestens 40 % relativer Feuchtigkeit.
[0043] Sobald sich die offenporige nanostrukturierte Oberfläche geglättet hat, lassen sich
die zuvor mit ihr fest verbundenen Werkstoffe leicht mechanisch entfernen. Beschichtungen
wie Lacke oder sonstige Überzüge heben sich in der Regel von selbst ab. Auch Klebstoffschichten
und mit ihnen verbundene zweite Werkstoffe lassen sich leicht abheben. Auch wenn die
Oberflächen beider Werkstoffe offenporige Nanostrukturen aufgewiesen hatten und die
Werkstoffe durch direktes Verpressen mit einander der verbunden und "verzahnt" waren,
können sie nach dem Glätten beider Oberflächen durch das Erwärmen einfach auseinandergezogen
werden.
[0044] Eventuell noch vorhandene Reste von beispielweise Lack, Klebstoff oder Haftvermittler
können durch geeignete Lösungsmittel leicht entfernt werden, da sie jetzt nicht mehr
schwer zugänglich in offenen Poren vorliegen.
[0045] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung weiter.
Beispiele
Beispiel 1
[0046] Ein Bauteil aus TiAl6Va war mittels Laserstrahlung mit einer stark offenporigen Oberfläche
versehen worden (siehe Fig. 1).
[0047] Das Bauteil wurde in einem Ofen über etwa 65 Minuten auf eine Temperatur von etwa
950 °C erwärmt und etwa 20 Minuten dabei gehalten.
[0048] Danach war die Oberfläche umstrukturiert und geglättet und wies keine offenen Poren
mehr auf (siehe Fig. 2).
Beispiel 2
[0049] In diesem Beispiel waren die Oberflächen von zwei Al 2024-Bauteilen mittels Laserstrahl
mit offenporiger Nanostrukturierung versehen (siehe Fig. 3) und dann verklebt worden.
[0050] Dann wurden in die beiden Bauteile feine Kanäle bis unter die Oberflächen gebohrt
und 400 °C heißer Wasserdampf wurde etwa 5 Minuten lang eingespritzt.
[0051] Danach waren die Oberflächen umstrukturiert und geglättet und wiesen keine offenen
Poren mehr auf (siehe Fig. 4), was zur Folge hatte, dass sich die beiden Bauteile
leicht auseinanderziehen ließen, da sich der Klebstoff von den beiden geglätteten
Oberflächen ohne Weiteres abheben ließ.
Beispiel 3
[0052] Ein Bauteil aus V2A-Stahl war mittels Laserstrahlung mit einer stark offenporigen
Oberfläche versehen worden (siehe Fig. 5).
[0053] Das Bauteil wurde mit Hilfe einer Induktionsheizung innerhalb von etwa 5 Sekunden
auf eine Temperatur von etwa 800 °C erwärmt und etwa 5 Minuten dabei gehalten.
[0054] Danach war die Oberfläche umstrukturiert und wies feine nadelförmige Gebilde mit
glatter Oberfläche ohne offene Poren auf (siehe Fig. 6).
Beispiel 4
[0055] Ein Bauteil aus Carbonfaser-verstärkter SiC (C/SiC)-Keramik war mittels Laserstrahlung
mit einer stark offenporigen Oberfläche versehen worden (siehe Fig. 7).
[0056] Das Bauteil wurde in einem Ofen über etwa 90 Minuten auf eine Temperatur von etwa
1100 °C erwärmt und etwa 15 Minuten dabei gehalten.
[0057] Danach war die Oberfläche umstrukturiert und geglättet und wies keine offenen Poren
mehr auf (siehe Fig. 8).
1. Verfahren zum Trennen von stoffschlüssig verbundenen Oberflächen zweier Werkstoffe,
von denen mindestens einer ein Werkstoff ist, dessen stoffschlüssig verbundene Oberfläche
eine offenporige Nanostrukturierung aufweist und ein festes anorganisches Material,
ein anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterial und/oder einen festen Kunststoff
umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die offenporige, nanostrukturierte stoffschlüssig verbundene Oberfläche bei einer
Temperatur, die mindestens 150 °C geringer ist als die Schmelztemperatur des festen
anorganisches Materials, des anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterials oder
mindestens 50 °C geringer ist als die Erweichungstemperatur des festen Kunststoffs,
erwärmt wird, bis die ursprünglich offenporige nanostrukturierte Oberfläche keine
offenporigen Nanostrukturen mehr aufweist, und dann die Oberflächen der beiden Werkstoffe
getrennt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das feste anorganische Material ein Metall, eine Metalllegierung, ein Metallchalkogenid,
ein Metallsalz, eine metallhaltigen Stickstoff-, Phosphor-, Arsen- und/oder Antimonverbindung,
ein Halbmetall oder eine Legierung desselben, eine Keramik, ein anorganischen Glas,
Kohlenstoff, einen anorganische Fasern und/oder nicht faserigen Kohlenstoff und/oder
Bornitrid enthaltenden Verbundwerkstoff mit Keramik- und/oder Kohlenstoffmatrix, einen
Metall-Keramik-Verbundwerkstoff, einen Verbundwerkstoff aus einem Metall und/oder
einer Metalllegierung, das bzw. die wärmeleitende kohlenstoffhaltige und/oder Bornitrid-haltige
Teilchen und/oder Fasern enthält und/oder einen Verbundwerkstoff aus einem Metall
und/oder einer Metalllegierung, das bzw. die wärmeleitende kohlenstoffhaltige und/oder
Bornitrid-haltige Teilchen und/oder Fasern enthält und zumindest teilweise mit einer
Oxidschicht überzogen ist, umfasst, das anorganisch/organische Verbundwerkstoffmaterial
einen organische oder anorganisch/organische Fasern enthaltenden Verbundwerkstoff
mit Keramik- und/oder Kohlenstoffmatrix und/oder einen anorganische, organische oder
anorganisch/organische Fasern enthaltenden Verbundwerkstoff mit Kunststoffmatrix umfasst
und der Kunststoff einen Thermoplasten, ein Elastomer, ein thermoplastisches Elastomer,
einen Duroplasten und/oder einen Silicium-haltigen Kunststoff umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche beider Werkstoffe jeweils unabhängige ein festes anorganisches Material,
ein anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterial oder einen festen Kunststoff
umfasst, wobei nur eine Oberfläche eine offenporige Nanostrukturierung aufweist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche beider Werkstoffe jeweils unabhängige ein festes anorganisches Material,
ein anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterial oder einen festen Kunststoff
umfasst, wobei beide Oberflächen eine offenporige Nanostrukturierung aufweisen.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Werkstoff eine Beschichtung ist, die einen Lack, ein Dichtungsmittel,
ein Lot, einen Überzug zum Schutz vor mechanischer, chemischer oder Wärmeeinwirkung,
zur Abweisung von Schmutz oder zur Haftungsverringerung, Knochenzement oder ein biologisches
Material umfasst.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass sich zwischen den zwei stoffschlüssig verbundenen Oberflächen eine Klebstoff- oder
Haftvermittlerschicht befindet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die zwei stoffschlüssig verbundenen Oberflächen direkt miteinander verbunden sind.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die offenporige(n), nanostrukturierte(n) stoffschlüssig verbundene(n) Oberfläche(n)
bei einer Temperatur, die mindestens 200 °C geringer ist als die Schmelztemperatur
des festen anorganisches Materials, des anorganisch/organisches Verbundwerkstoffmaterials
oder mindestens 80 °C geringer als die Erweichungstemperatur des festen Kunststoffs,
erwärmt wird bwz. werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Erwärmen der Oberfläche(n) durch Erwärmen der zwei Werkstoffe, deren Oberflächen
stoffschlüssig verbundenen sind, in einem Ofen vorgenommen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Erwärmen der Oberfläche(n) durch einen Induktionsheizung erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Erwärmen der Oberfläche(n) durch einen Laser-, Elektronen - oder Ionenstrahl
oder durch Infrarot-Strahlung erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Erwärmen der Oberfläche(n) durch Zuführung eines heißen Fluids durch in das Werkstück
eingebohrte Kanäle zu der Oberfläche bewerkstelligt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Fluid heißes Wasser, heißen Wasserdampf oder heiße Luft mit mindestens 40° relativer
Feuchtigkeit umfasst.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennen mechanisch durch Abheben eines der Werkstoffe oder durch Auseinanderziehen
der beiden Werkstoffe vorgenommen wird.
15. Verfahren nach 14, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Trennen eine Behandlung mindestens einer der zuvor verbundenen Oberflächen
der getrennten Werkstücke mit einem Lösungsmittel vorgenommen wird.