[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein System zur elektronischen Überwachung und Dokumentation
von Druckluftschleusungsvorgängen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie auf
ein entsprechendes Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 15.
[0002] Auf Baustellen zum Bau von Eisenbahn- oder Straßentunneln insbesondere bei Tunneln,
die unter Meerengen oder anderen Gewässern hindurchführen sollen, sind Arbeiten in
Druckluftatmosphäre notwendig. Dort sind die Arbeiter Luftdrücken ausgesetzt, die
deutlich höher sind als außerhalb der Baustelle. Um in Arbeitsräume mit einer Druckluftatmosphäre
zu gelangen, müssen Personen und Werkzeuge Schleusen passieren. Personenschleusen
bestehen meist aus mehreren Kammern, die nebeneinander angeordnet sind. Der Arbeitseinsatz
beginnt mit dem Einschleusen des Personals. Dabei ist die Druckluftschleuse zur Arbeitskammer
hin, in der der Überdruck herrscht, abgeschlossen und zur äußeren Umgebung, in der
normaler Atmosphärendruck herrscht, geöffnet. Sobald die Arbeiter ihre Plätze in der
Schleusenkammer eingenommen haben, wird die Schleusenkammer zu beiden Seiten verriegelt.
Anschließend wird der Druck in der Schleusenkammer bis auf den Druck in der Arbeitskammer
erhöht und die Tür zur Arbeitskammer geöffnet. In der Arbeitskammer werden die Druckluftarbeiten
ausgeführt. Nach Arbeitsende beginnt der Ausschleusungsvorgang, den die Arbeiter wiederum
in der Druckkammer verbringen. Nun wird die Tür zur Arbeitskammer geschlossen und
der Druck in der Schleusenkammer schrittweise auf Atmosphärendruck abgesenkt. Bei
dieser Absenkung müssen strenge Vorgaben eingehalten werden, da es sonst bei den Arbeitern
zu Dekompressionserkrankungen kommen kann.
[0003] Aufgrund dieser Gefahr unterliegen Druckluftarbeiten und dabei insbesondere die Schleusungsvorgänge
strengen gesetzlichen Regeln. Diese verlangen unter anderem die detaillierte Dokumentation
des gesamten Aufenthalts in der Überdruckatmosphäre inklusive des Einschleusungs-
und des Ausschleusungsvorgangs. Diese Dokumentation besteht in der Regel aus einem
Schleusenbuch, in das die Druckverläufe für jeden Arbeiter einzeln eingetragen werden.
Welche Werte eingetragen werden müssen, ist in der Regel gesetzlich vorgeschrieben
und hängt daher von dem Ort der jeweiligen Baustelle ab. In Deutschland werden die
zu dokumentierenden Parameter in der RAB 25 vorgeschrieben. Dieses Schleusenbuch wird
von einem speziell geschulten Schleusenwärter geführt. Dazu trägt er bei jedem Schleusungsvorgang
die jeweils in der Schleuse befindlichen Arbeiter, sowie den Beginn, das Ende und
den Druck der jeweiligen Dekompressionsphasen ein. Gegebenenfalls wird auch die Gaszusammensetzung
innerhalb der Schleusenkammer eingetragen. Zur Bestimmung der relevanten Parameter
sind an den Schleusenkammern Messinstrumente vorgesehen. Die europäische Norm EN 12110
enthält eine Aufzählung von Messinstrumenten, die vorhanden sein müssen, um die Norm
zu erfüllen.
[0004] Schleusenbücher werden zurzeit in der Regel geführt, indem der Schleusenwärter den
Zugang zur Schleusenkammer kontrolliert, d. h. jeder Arbeiter der die Schleusenkammer
betritt muss sich sowohl beim Einschleusen als auch beim Ausschleusen beim Schleusenwärter
anmelden. Wenn der Schleusenwärter alle in der Kammer befindlichen Arbeiter in das
Schleusenbuch eingetragen hat, beginnt der Schleusungsvorgang. Der Schleusenwärter
liest die relevanten Werte von den Messinstrumenten ab und trägt sie zusammen mit
den entsprechenden Zeiten in das Schleusenbuch ein.
[0005] Die lückenlose und detaillierte Führung des Schleusenbuchs ist insbesondere bei der
Behandlung von nach dem Arbeitseinsatz auftretenden Dekompressionserkrankungen von
großer Bedeutung. Anhand der aufgezeichneten Daten kann ein behandelnder Arzt auf
mögliche Ursachen und folglich auf geeignete Therapien schließen. In der derzeitigen
Form ist die Qualität des Schleusenbuches stark von der Sorgfalt des Schleusenwärters
abhängig. Hinzu kommen Ungenauigkeiten beim Ablesen der Messinstrumente und beim Erfassen
der Zeit.
[0006] Die Messinstrumente sowie Steuervorrichtungen für die Schleuse sind in der Regel
fest und von außen ablesbar an der Schleusenkammer angebracht. Es sind jedoch auch
mobile Dekompressionskammern zur Behandlung von bspw. Tauchern bekannt, die über mobile,
in einem Koffer untergebrachte Steuereinrichtungen gesteuert werden können. Die
WO 90 08692 A2 offenbart eine solche mobile Dekompressionskammer. Sie offenbart jedoch keinerlei
Dokumentation des Druckerverlaufs. Zudem wird sie in der Regel erst dann eingesetzt
wenn bereits Krankheitssymptome aufgetreten sind. Die vorhergehenden Druckbedingungen,
denen der Patient ausgesetzt war, und die womöglich die Ursache der Symptome sind,
könnte sie folglich gar nicht dokumentieren. Sie wäre einem behandelnden Arzt bei
der Suche nach Ursachen demnach keine Hilfe.
[0007] Des Weiteren sind mobile, in einem Koffer aufgenommene Beatmungsgeräte zur Behandlung
von Personen in Dekompressionsvorrichtungen bekannt, bspw. aus der
DE 20 2005 014 078 U1. Diese bieten jedoch ebenfalls keine Dokumentationsfunktion, schon gar nicht für
die Druckverhältnisse in der Dekompressionsvorrichtung.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, die Führung des Schleusenbuchs zu vereinfachen und
dabei die Datenqualität nach Möglichkeit zu verbessern.
[0009] Diese Aufgabe wird durch ein System mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch
ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Das erfindungsgemäße System zur elektronischen Überwachung und Dokumentation von
Druckluftschleusungsvorgängen, insbesondere auf Tunnelbaustellen oder Tauchbaustellen,
umfasst eine Eingangseinheit, die für die Erfassung von mindestens einem Prozessparameter
der Druckschleusungsvorgänge konfiguriert ist. Es umfasst des Weiteren eine Verarbeitungseinheit,
die für die Verarbeitung der durch die Eingangseinheit erfassten Prozessparameter
konfiguriert ist. Dabei sind zumindest die Eingangseinheit und die Verarbeitungseinheit
in einem mobilen, vorzugsweise durch eine Person tragbaren Gehäuse angeordnet. Das
erfindungsgemäße System zeichnet sich dadurch aus, dass es des Weiteren eine Identifikationseinheit
aufweist, die für ein Auslesen von Identifikationsdaten von einem Identifikationsträger
sowie zum Übermitteln der Identifikationsdaten an die Eingangseinheit und/oder die
Verarbeitungseinheit konfiguriert ist. Besonders zweckmäßig ist der Einsatz des erfindungsgemäßen
Systems auf Tunnelbaustellen. Es kann jedoch auf allen Arten von Baustellen eingesetzt
werden, auf denen Arbeiter einem Umgebungsdruck ausgesetzt sind, der höher ist als
der Atmosphärendruck am Ort der Baustelle. Dabei kann es sich z.B. um Tauchbaustellen
handeln, bei denen Arbeiten unterhalb der Wasseroberfläche eines Gewässers ausgeführt
werden müssen, beispielsweise von Tauchern oder von Arbeitern, die in Vorrichtungen
untergebracht sind, die ihnen die Arbeit unter Wasser ermöglichen, wie z.B. Taucherglocken.
Außerdem ist der Einsatz des Systems bei sämtlichen Tätigkeiten in geschlossenen Räumen,
die zu Caissonerkrankungen führen können, denkbar.
[0011] Es ist vorteilhaft, wenn auch eine Spannungsversorgung in das Gehäuse integriert
ist. Diese kann z. B. Leistungselektronik zur Wandlung von unterschiedlichen Netzspannungen
oder aber einen eigenen Energiespeicher, bspw. eine Batterie oder einen Akku umfassen.
Alternativ zu einer integrierten Spannungsversorgung kann jedoch auch ein externes
Netzteil vorgesehen sein. Vorteil einer integrierten Spannungsversorgung ist eine
größere Unabhängigkeit von externen Faktoren. Bspw. kann beim Vorsehen eines Energiespeichers
das System zumindest für einen gewissen Zeitraum unabhängig von externer Stromversorgung
betrieben werden. Ist lediglich die Leistungselektronik integriert, kann immer noch
auf Standardnetzspannungen zugegriffen werden. Vorteil einer externen Spannungsversorgung
ist das geringere Gewicht des erfindungsgemäßen Systems.
[0012] Zweckmäßig ist es, wenn die Identifikationseinheit zum Auslesen mindestens eines
der Folgenden konfiguriert ist: Eines Barcodes, eines Matrixcodes, eines RFID-Chips,
eines Magnetstreifens und/oder eines Identifikationschips. Jeder der genannten Identifikationsträger
hat unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich Robustheit, Einfachheit der Herstellung
und Ausgabe, Fälschungssicherheit sowie Handhabung. Grundsätzlich reicht es aus, wenn
die Identifikationseinheit einen der genannten Identifikationsträger auslesen kann.
Es kann jedoch vorteilhaft sein, wenn sie zum Auslesen von Kombinationen ausgelegt
ist. Der Identifikationsträger kann dabei auf einem Mitarbeiterausweis vorgesehen
sein, oder auf einer beliebigen anderen Datenträgereinheit.
[0013] Es ist vorteilhaft, wenn das System mindestens einen Anschluss aufweist, durch den
die Eingangseinheit mit mindestens einer weiteren Komponente des Systems verbindbar
ist. Bei der weiteren Komponente kann es sich z. B. um eine oder mehrere der folgenden
handeln. Einem Druckaufnehmer in der Vorkammer einer Schleuse, einem Druckaufnehmer
in der Hauptkammer einer Schleuse, einem Druckaufnehmer in der Arbeitskammer einer
Schleuse, einem Temperatursensor in der Hauptkammer, einem Druckaufnehmer in einem
Sauerstoffversorgungssystem der Schleuse zur Aufnahme des Flaschendrucks, einem Druckaufnehmer
in dem Sauerstoffversorgungssystem der Schleuse um einen Mitteldruck aufzunehmen,
einen Sensor für den Sauerstoffgehalt in der Vorkammer, einem Sensor für den Sauerstoffgehalt
in der Hauptkammer, einem oder mehreren Geräten, die über eine RS232, USB oder aber
Ethernet (RJ-45) anschließbar sind.
[0014] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Gehäuse ein Koffer ist. Dies vereinfacht den
Transport. Es ist zweckmäßig, wenn dieser Koffer aus einem Polymermaterial hergestellt
ist. Diese bieten in der Regel einen guten Kompromiss aus Gewicht und Robustheit.
[0015] Es ist vorstellbar, dass der Koffer eine erste und eine zweite Kofferhälfte umfasst,
wobei in der ersten Kofferhälfte eine erste Trägerplatte angeordnet ist, und in der
zweiten Kofferhälfte eine zweite Trägerplatte angeordnet ist.
[0016] Besonders günstig ist es dabei, wenn auf der ersten und/oder der zweiten Trägerplatte
mindestens ein Anschluss angeordnet ist. Dabei kann es sich insbesondere um den oder
die Anschlüsse handeln, durch den die Eingangseinheit mit den verschiedenen Geräten,
Sensoren oder Aufnehmern verbindbar ist.
[0017] Besonders günstig ist es, wenn auf der ersten und/oder der zweiten Trägerplatte mindestens
ein Anzeigelement angeordnet ist, das für die Anzeige von mindestens einem Prozessparameter
konfiguriert ist. Bei dem Anzeigelement handelt es sich vorzugsweise um eine Digitalanzeige,
z. B. ein alphanumerisches Display, ein Punktmatrixdisplay, ein LCD, ein LED- oder
aber ein OLED-Display. Dabei kann die Anzeige ausschließlich zum Anzeigen von Ziffern
ausgelegt sein, oder aber ein grafisches Anzeigelement sein, das bspw. den Verlauf
von verschiedenen Werten grafisch in Form einer Kurve anzeigt.
[0018] Es ist ebenso denkbar, dass ein Anzeigelement vorgesehen ist, das die Bedienung erleichtert.
Dabei kann eine Benutzerführung vorgesehen sein, bspw. in Form von Bedienungsanweisungen.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Anzeigelement auch als Eingabegerät konfiguriert
ist, bspw. als Berührungsempfindlicher Bildschirm. In diesem Fall kann das Anzeigelement
auch als variable Eingabeeinheit ausgelegt sein.
[0019] In einer Variante der Erfindung ist die Identifikationseinheit in dem Gehäuse angeordnet.
Dies vereinfacht den Transport weiter. Es müssen bspw. keine zusätzlichen Lesegeräte
oder Barcodes separat mitgeführt werden. Dies ist insbesondere unter den auf Baustellen
herrschenden Bedingungen vorteilhaft, da separate Geräte sonst in einem zusätzlichen
Schutzgehäuse transportiert werden müssen.
[0020] In verschiedenen Fällen kann es jedoch günstiger sein, wenn die Identifikationseinheit
in einem separaten Gehäuse angeordnet ist. In diesem Fall kann sie durch ein Kabel
oder drahtlos mit dem erfindungsgemäßen System verbunden werden und es ergibt sich
eine höhere Flexibilität bei dem Auslesen der Identifikationsdaten. Bspw. kann es
vorgesehen sein, dass Schleusenarbeiter ihren Identifikationsträger an oder in ihrer
Arbeitskleidung tragen. Mit einer in einem separaten Gehäuse angeordneten Identifikationseinheit
kann der Identifikationsdatenträger ausgelesen werden, ohne dass der Mitarbeiter ihn
abnehmen muss.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Identifikationseinheit über einen Anschluss
der Eingangseinheit oder der Recheneinheit verbunden ist.
[0022] In einer weiteren Variante kann das erfindungsgemäße System Vorrichtungen umfassen,
die eine drahtlose Verbindung mit weiteren Geräten erlaubt, bspw. über WLAN, Bluetooth,
ZigBee, NFC oder aber Mobilfunkstandards wie z. B. GSM, GPRS, EDGE, UMTS, HSPA oder
LTE.
[0023] Es ist außerdem vorteilhaft, wenn in dem Gehäuse auch Messgeräte, wie z. B. Sauerstoffsättigungsmessgeräte
vorgesehen sind. Es können sowohl ein Messgerät als auch beliebig viele Messgeräte
vorgesehen sein.
[0024] In einer weiteren Variante sind auf der ersten und/oder der zweiten Trägerplatte
ein oder mehrere Bedienelemente angeordnet, die bspw. zur Steuerung oder aber zum
Ein- und Ausschalten des Systems vorgesehen sein können.
[0025] Die Erfindung bezieht sich auch auf ein Verfahren zur elektronischen Überwachung
und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen auf Tunnelbaustellen. Dieses Verfahren
umfasst folgende Schritte: Identifizieren einer Person, die den Schleusungsvorgang
durchläuft, Erfassen von mindestens einem Prozessparameter des Druckluftschleusungsvorgangs
durch eine Eingangseinheit, Zuordnung der identifizierten Person zu dem aufgezeichneten
Prozessparameter bzw. zu den aufgezeichneten Prozessparametern. Das Verfahren zeichnet
sich dadurch aus, dass die Person durch das Auslesen von Identifikationsdaten von
einem Identifikationsdatenträger durch eine Identifikationseinheit realisiert wird.
[0026] Die Erfindung bezieht sich auf ein System und ein Verfahren zur elektronischen Überwachung
und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen auf Tunnelbaustellen der vorstehend
beschriebenen Art.
[0027] Im Folgenden wird ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von
Zeichnungen näher erläutert.
- Figur 1
- zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung.
- Figur 2
- zeigt schematisch die Verbindungen verschiedener Komponenten des erfindungsgemäßen
Systems untereinander.
- Figur 3
- zeigt beispielhaft eine Druckluftschleuse mit der das erfindungsgemäße System verwendet
werden kann
[0028] In Figur 1 ist ein Ausführungsbeispiel für ein System 1 zur elektronischen Überwachung
und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen auf Tunnelbaustellen dargestellt.
Es ist in einem Gehäuse 2 angeordnet. In dem vorgestellten Ausführungsbeispiel ist
das Gehäuse 2 als Koffer ausgeführt. Der Koffer 2 umfasst eine erste Kofferhälfte
3 und eine zweite Kofferhälfte 4. Die beiden Kofferhälften 3, 4 umfassen dabei nicht
notwendigerweise die Hälfte des Gesamtvolumens des Koffers 2. Vielmehr können die
Volumina der Kofferhälften 3, 4 in einem beliebigen Größenverhältnis zueinander stehen.
[0029] In der ersten Kofferhälfte 3 ist eine erste Trägerplatte 5 angeordnet. In der zweiten
Kofferhälfte 4 ist eine zweite Trägerplatte 6 angeordnet. Es ist jedoch ebenso denkbar,
dass nur in einer der beiden Kofferhälften eine Trägerplatte angeordnet ist, die jeweils
andere Kofferhälfte kann dann bspw. lediglich zur Abdeckung dienen. Auf der ersten
Trägerplatte 5 sind mehrere Anzeigelemente 7 vorgesehen. Jedes der Anzeigeelemente
7 kann dabei einem bestimmten Parameter zugeordnet sein. Es ist jedoch ebenso denkbar,
dass auf ein und demselben Anzeigelement 7 durch Umschalten mehrere verschiedene Parameter
anzeigbar sind. Die angezeigten Parameter können dabei eine oder mehrere der folgenden
sein: Druck in einer Vorkammer 15, Druck in einer Hauptkammer 16, Druck in einer Arbeitskammer
17, Temperatur in der Hauptkammer 16, Flaschendruck eines Sauerstoffversorgungssystems,
Mitteldruck eines Sauerstoffversorgungssystems, Sauerstoffgehalt der Vorkammer 15,
Sauerstoffgehalt der Hauptkammer 16, oder aber bei Schleusen mit mehreren Kammern
die jeweiligen Drücke, Temperaturen und Gaszusammensetzungen in diesen Kammern.
[0030] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind an der ersten Trägerplatte auch Sauerstoffsättigungsmessgeräte
8 angeordnet. Es können jedoch beliebige Arten von Messgeräten in beliebiger Anzahl
und an beliebigen Stellen in dem System 1 vorgesehen sein.
[0031] Im Ausführungsbeispiel ist an der zweiten Trägerplatte eine Eingangseinheit 9 angeordnet.
Sie weist im Ausführungsbeispiel eine Mehrzahl an Anschlüssen 10 auf. Im Ausführungsbeispiel
sind die Anschlüsse 10 Bestandteil der Eingangseinheit 9. Es ist jedoch ebenso denkbar,
dass die Anschlüsse 10 und die Eingangseinheit 9 separate Bauteile sind, die durch
geeignete Vorrichtungen, wie z. B. Kabel, verbunden sind. Durch die letztere Konfiguration
lässt sich die Eingangseinheit flexibler in der jeweiligen Kofferhälfte anordnen.
Die Anschlüsse 10 können dabei für die Verbindung mit unterschiedlichen Verbinderarten
ausgelegt sein, insbesondere sind die Folgenden denkbar: Rundsteckerverbinder, insbesondere
M8 Rundsteckerverbinder, RS232, RS485, Ethernet (RJ-45) oder aber USB.
[0032] Des Weiteren sind an der zweiten Trägerplatte 6 Bedienelemente 11 angeordnet. Im
beschriebenen Ausführungsbeispiel handelt es sich um einfache Druckknöpfe. Es sind
jedoch beliebige Arten von Bedienelementen in beliebiger Anzahl denkbar, z. B. Hebel,
Drehregler, Schieberegler oder aber Kippschalter.
[0033] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist an der zweiten Trägerplatte eine grafische
Anzeige 12 vorgesehen. Hierbei kann es sich um ein Flüssigkristalldisplay, ein LED-
oder aber ein OLED-Display handeln. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die grafische
Anzeige 12 zudem berührungsempfindlich ausgelegt. Auf diese Weise kann sie als zusätzliches
Eingabegerät dienen. Dabei können ebenfalls unterschiedliche Berührungserkennungsverfahren
zum Einsatz kommen, so z. B. resistive, kapazitive oder aber optische Verfahren, wie
z. B. Infrarot. Diese bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich Bedienbarkeit,
Robustheit und elektromagnetischer Verträglichkeit.
[0034] Im Ausführungsbeispiel ist zusätzlich eine Identifikationseinheit 13 vorgesehen.
Diese ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel an der zweiten Trägerplatte angeordnet.
Es ist jedoch ebenso denkbar, dass sie an einer beliebigen anderen Stelle in dem Gehäuse
2 angeordnet ist. Es ist ebenso vorstellbar, dass die Identifikationseinheit 13 in
einem separaten Gehäuse vorgesehen ist, und bspw. durch ein Kabel über einen oder
mehrere der Anschlüsse 10 mit dem System 1 verbunden ist. Die Identifikationseinheit
13 kann z. B. zum Auslesen von einem oder mehreren der folgenden Identifikationsmittel
konfiguriert sein: Eines Barcodes, eines Matrixcodes, eines RFID-Chips, eines Magnetstreifens,
oder aber eines Identifikationschips. Die Identifikationsmittel können bspw. an einem
Mitarbeiterausweis vorgesehen sein.
[0035] In Figur 2 ist schematisch die Verbindung von verschiedenen Komponenten des Systems
1 untereinander dargestellt. Das System 1 umfasst eine Verarbeitungseinheit 14. Sie
kann bspw. eine Recheneinheit einen Speicher und weitere zur Weiterverarbeitung der
eingehenden Signale notwendige Komponenten beinhalten. Die Identifikationseinheit
13 kann entweder direkt oder aber über die Eingangseinheit 9 mit der Verarbeitungseinheit
14 verbunden sein. Ebenso können die Anschlüsse 10 mit der Eingangseinheit 9 oder
aber direkt mit der Recheneinheit 14 verbunden sein. Im dargestellten Ausführungsbeispiel
sind die Bedienelemente 11 direkt mit der Verarbeitungseinheit 14 verbunden. Eine
Spannungsversorgung 22 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel in dem Gehäuse 2 integriert.
Sie ist mit sämtlichen Komponenten verbunden. Diese Verbindungen sind der Übersichtlichkeit
halber nicht dargestellt. Es ist ebenfalls denkbar, dass die Spannungsversorgungen
nicht in dem Gehäuse 2 integriert ist, sondern in einem separaten Gehäuse, bspw. einem
Netzteil untergebracht ist.
[0036] Die Anzeigelemente 7 können auf unterschiedliche Weise verbunden sein. Eine erste
Möglichkeit besteht darin, dass einem oder mehreren Anzeigelementen 7 jeweils einem
Anschluss 10 zugeordnet ist, mit dem das jeweilige Anzeigelement 7 direkt verbunden
ist. Folglich zeigt diese Anzeigelement 7 ausschließlich den Parameter an, der von
einem Sensor oder aber einem Aufnehmer erfasst wird, der an den jeweiligen zugeordneten
Anschluss 10 angeschlossen ist. Eine zweite Alternative besteht darin, dass ein oder
mehrere der Anzeigen 7 mit der Eingangseinheit 9 verbunden ist. Auch in diesem Fall
können bestimmte Anzeigen 7 einem Anschluss 10 fest zugeordnet sein. Ebenso ist es
jedoch möglich, dass die Eingangseinheit derart gesteuert wird, dass auf ein und derselben
Anzeige Werte angezeigt werden können, die verschiedenen Anschlüssen zugeordnet sind.
In dieser Konfiguration ist es also möglich, dass ein Benutzer verschiedene, auf einer
bestimmten Anzeige 7 angezeigte Parameter umschalten kann. Ähnliche Möglichkeiten
bestehen in einer dritten Konfiguration, in der eines oder mehrere der Anzeigelemente
7 mit der Verarbeitungseinheit 14 verbunden sind.
[0037] Die grafische Anzeige 12 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel mit der Verarbeitungseinheit
14 verbunden. Auf diese Weise können Informationen von den Bedienelementen 11, der
Identifikationseinheit 13 oder aber von den an den Anschlüssen 10 angeschlossenen
Geräten durch die Verarbeitungseinheit 14 grafisch aufbereitet und dem Nutzer auf
der grafischen Anzeige 12 dargestellt werden. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
ist die grafische Anzeige 12 auch als Bedienelement nutzbar und auch zu diesem Zweck
mit der Verarbeitungseinheit 14 verbunden.
[0038] Ein Nutzungsszenario des Systems 1 kann folgendermaßen ablaufen. Ein Schleusenarbeiter,
der einen Identifikationsdatenträger bei sich trägt, wird von einem Schleusenwärter
durch Auslesen dieses Identifikationsdatenträgers mit Hilfe der Identifikationseinheit
13 identifiziert. Durch Anzeigen der ausgelesenen Daten auf der grafischen Anzeige
12 kann die Identität des Schleusenarbeiters verifiziert werden, bspw. in dem ein
dem Identifikationsdatenträger zugeordnetes Foto des Schleusenarbeiters angezeigt
wird. Nun ordnet der Schleusenwärter mit Hilfe der Bedienelemente oder aber der berührungsempfindlichen
grafischen Anzeige 12 dem identifizierten Schleusenarbeiter eine Kammer 15, 16, 17
zu, in der dieser sich während des Schleusungsvorgangs befindet. Dieser Schleusenkammer
15, 16, 17 können bei einem vorhergehenden Einrichtungsvorgang bestimmte Anschlüsse,
bzw. die daran angeschlossenen Geräte, Sensoren oder Aufnehmer zugeordnet worden sein.
Im Anschluss erstellt die Verarbeitungseinheit 14 einen Datensatz, der dem jeweiligen
Schleusenarbeiter die gemessenen Parameter bzw. den Verlauf derselben zuordnet. Dieser
Datensatz kann später bei Bedarf wieder abgerufen werden und bspw. bei der Behandlung
von später auftretenden Dekompressionsbeschwerden wertvolle Informationen für den
behandelnden Arzt liefern.
[0039] Die Erfindung bezieht sich folglich auch auf ein Verfahren zur elektronischen Überwachung
und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen auf Tunnelbaustellen. Dieses Verfahren
umfasst folgende Schritte: Identifizieren einer Person, die den Schleusungsvorgang
durchläuft, Erfassen von mindestens einem Prozessparameter des Druckluftschleusungsvorgangs
durch eine Eingangseinheit 9, Zuordnung der identifizierten Person zu dem aufgezeichneten
Prozessparameter bzw. zu den aufgezeichneten Prozessparametern. Das Verfahren zeichnet
sich dadurch aus, dass die Person durch das Auslesen von Identifikationsdaten von
einem Identifikationsdatenträger durch eine Identifikationseinheit 13 realisiert wird.
[0040] In Figur 3 ist beispielhaft eine Druckluftschleuse 18 gezeigt, mit der das erfindungsgemäße
System 1 verwendet werden kann. Die Druckluftschleuse 18 umfasst die Vorkammer 15,
die Hauptkammer 16 und die Arbeitskammer 17. Diese Aufteilung ist jedoch nur beispielhaft
zu verstehen. Das System 1 kann mit Druckluftschleusen verwendet werden, die über
beliebig viele Kammern verfügen. In jeder der Kammern 15, 16, 17 ist sowohl jeweils
ein Drucksensor 15a, 16a, 17a als auch jeweils ein Temperatursensor 15b, 16b, 17b
vorgesehen. Darüber hinaus können eine Vielzahl von weiteren Sensoren vorgesehen sein,
z. B. Sensoren für die Gaszusammensetzung in den jeweiligen Kammern. Die Sensoren
15a, 15b, 16a, 16b, 17a, 17b können mit den am System 1 vorgesehenen Anschlüssen 10
verbunden sein. Es ist jedoch ebenfalls eine drahtlose Verbindung denkbar. Die Druckschleuse
18 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel mit einem Sauerstoffversorgungssystem 19 verbunden.
An dem Sauerstoffversorgungssystem ist ein Drucksensor für den Flaschendruck 20 und
ein Drucksensor für den Mitteldruck 21 vorgesehen. Diese beiden Sensoren können ebenfalls
per Kabel mit den Anschlüssen 10 oder aber drahtlos mit dem System 1 verbunden sein.
1. System (1) zur elektronischen Überwachung und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen,
insbesondere auf Tunnelbaustellen oder Tauchbaustellen, umfassend:
eine Eingangseinheit (9), die für die Erfassung von mindestens einem Prozessparameter
der Druckluftschleusungsvorgänge konfiguriert ist, und
eine Verarbeitungseinheit (14), die für die Verarbeitung der durch die Eingangseinheit
(9) erfassten Prozessparameter konfiguriert ist,
wobei zumindest die Eingangseinheit (9) und die die Verarbeitungseinheit (14) in einem
mobilen, vorzugsweise durch eine Person tragbaren Gehäuse (2) angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, dass das System (1) des Weiteren eine Identifikationseinheit (13) aufweist, die für ein
Auslesen von Identifikationsdaten von einem Identifikationsdatenträger sowie zum Übermitteln
der Identifikationsdaten an die Eingangseinheit (9) und/oder die Verarbeitungseinheit
(14) konfiguriert ist.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Spannungsversorgung (22) in das Gehäuse (2) integriert ist.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Identifikationseinheit (13) zum Auslesen mindestens eines der Folgenden konfiguriert
ist: eines Barcodes, eines Matrixcodes, eines RFID-Chips, eines Magnetstreifens, eines
Identifikationschips.
4. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das System mindestens einen Anschluss (10) aufweist, durch den die Eingangseinheit
(9) mit mindestens einer weiteren Komponente des Systems (1) verbindbar ist.
5. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (2) ein Koffer ist, der vorzugsweise aus einem Polymermaterial hergestellt
ist.
6. System nach Anspruch 5 dadurch gekennzeichnet, dass der Koffer (2) eine erste und eine zweite Kofferhälfte (3, 4) umfasst, wobei in der
ersten Kofferhälfte (3) eine erste Trägerplatte (5) angeordnet ist und in der zweiten
Kofferhälfte (4) eine zweite Trägerplatte (6) angeordnet ist.
7. System nach Anspruch 6 dadurch gekennzeichnet, dass auf der ersten und/oder der zweiten Trägerplatte (5, 6) mindestens ein Anschluss
(10) angeordnet ist.
8. System nach Anspruch 6 oder 7 dadurch gekennzeichnet, dass auf der ersten und/oder der zweiten Trägerplatte (5, 6) mindestens ein Anzeigeelement
(7, 12) angeordnet ist, das für die Anzeige von mindestens einem Prozessparameter
konfiguriert ist.
9. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Anzeigeelement (7, 12) vorgesehen ist, das die Bedienung durch Nutzungsanweisungen
erleichtert.
10. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Anzeigeelement (7, 12) vorgesehen ist, das zusätzlich als Eingabevorrichtung
konfiguriert ist.
11. System nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Anzeigeelement (7, 12) ein berührungsempfindliches Anzeigeelement ist.
12. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Eingangseinheit (9) zum Erfassen von mindestens einem der folgenden Prozessparameter
konfiguriert ist: einem Druck in einer ersten, zweiten und/oder n-ten Kammer (15,
16, 17) einer Druckluftschleuse (18), einer Temperatur in der ersten, zweiten und/oder
n-ten Kammer (15, 16, 17) der Druckluftschleuse (18), einen Druck in einem Sauerstoffversorgungssystem
(19), einen Flaschendruck des Sauerstoffversorgungssystems (19), einem Sauerstoffgehalt
in der ersten, zweiten und/oder n-ten Kammer (15, 16, 17) der Druckluftschleuse, einer
Gaszusammensetzung in der ersten, zweiten und/oder n-ten Kammer (15, 16, 17) der Druckluftschleuse
(18), wobei n für eine beliebige Anzahl von Kammern steht, die in der Druckluftschleuse
(18) vorgesehen ist.
13. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Identifikationseinheit (13) in dem Gehäuse (2) oder in einem separaten Gehäuse
(2) angeordnet ist.
14. System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Identifikationseinheit (13) über einen Anschluss (10) mit der Eingangseinheit
(9) oder der Verarbeitungseinheit (14) verbunden ist.
15. Verfahren zur elektronischen Überwachung und Dokumentation von Druckluftschleusungsvorgängen
auf Tunnelbaustellen, umfassend folgende Schritte:
- Identifizieren einer Person, die den Schleusungsvorgang durchläuft,
- Erfassen von mindestens einem Prozessparameter des Druckluftschleusungsvorgangs
durch eine Eingangseinheit (9),
- Zuordnung der identifizierten Person zu dem aufgezeichneten Prozessparameter und/oder
zu den aufgezeichneten Prozessparametern,
dadurch gekennzeichnet dass die Person durch das Auslesen von Identifikationsdaten von einem Identifikationsdatenträger
durch eine Identifikationseinheit (13) identifiziert wird.