[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Regelungssystem zur Regelung des Betriebs
eines Steamcrackers, der zumindest einen Ofen und mindestens einen Einsatz, welcher
zur Beschickung mit dem zumindest einen Ofen verbunden ist, aufweist, basierend auf
einem nichtlinearen Modell des Steamcrackers und einer gegebenen Einsatzzusammensetzung
ein von einer voraussichtlichen Zusammensetzung eines aus dem Ofen austretenden Produktstroms
abhängiger Deckungsbeitrag durch Variation einer oder mehrerer Stellgrößen des Steamcrackers
optimiert wird bzw. mit einem globalen nichtlinearen Regler, welcher eingerichtet
ist, eine oder mehrere Stellgrößen des Steamcrackers mittels Optimierung eines von
einer Zusammensetzung eines Produktstroms abhängigen Deckungsbeitrags zu berechnen.
[0002] Im Stand der Technik wird zur Regelung des Betriebs eines Steamcrackers ein hierarchisch
aufgebautes Regelungssystem verwendet. Ein übergeordneter Regler ermittelt eine oder
mehrere (meist eine oder zwei) stationäre globale Führungsgrößen, d.h. die Auswahl
der ermittelten Führungsgrößen ist vom detaillierten Aufbau der Anlage, insbesondere
von der Anzahl der Öfen, unabhängig. Diese Ermittlung entspricht im Wesentlichen einer
Optimierung eines globalen Deckungsbeitrags unter Variation der globalen Führungsgrößen,
wobei die Optimierung auf Basis eines nichtlinearen stationären Modells der Verarbeitungs-
und Aufarbeitungsstufen (wobei zur Vereinfachung in der Praxis einzelne Teil-Schritte
linear modelliert oder weggelassen werden) vorgenommen wird. Aufgrund der naturgemäß
langen Zykluszeit für die gesamte Regelstrecke (im Bereich von Stunden) kann der übergeordnete
Regler mit kurzfristigen Änderungen im System kaum oder gar nicht Schritt halten und
die errechneten Ziele sind für Zeitpunkte in der Vergangenheit gültig, die bedingt
durch oftmalige Änderungen bereits wieder hinfällig sein können. Bei Anlagen die ständigen
Änderungen unterliegen, wird dadurch viel vom möglichen Gewinn verschenkt. Des Weiteren
kann durch den Zeitversatz das Feedback nur teilweise genutzt werden wodurch die erreichbare
Vorhersagequalität und somit letztlich der Gewinn sinken.
[0003] Die Freiheitsgrade des vom übergeordneten Regler verwendeten nichtlinearen stationären
Modells, welche zur Optimierung variiert werden, sind zudem nicht geeignet um die
Spaltgaszusammensetzung bzw. den Deckungsbeitrag über alle Öfen zu optimieren; insbesondere
ist die meist verwendete Spaltschärfe (das Verhältnis der Produktmengen von Propylen
und Ethylen) alleine nicht ausreichend, um die Spaltgaszusammensetzung zu definieren,
weil der Produktstrom im Allgemeinen mehr als zwei Komponenten aufweist. Die aus der
Optimierung resultierende stationäre globale Führungsgröße ist üblicherweise eine
globale Spaltschärfe, d.h. ein Verhältnis von Propylen zu Ethylen, welches mit dem
Steamcracker produziert werden soll, oder eine vergleichbare Größe, die sich aus einer
oder zwei Komponenten des von allen Öfen in Summe produzierten Spaltgases berechnet,
z.B. ein Ethylenanteil oder ein Verhältnis von Methan zu Propylen. Mit der Bezeichnung
"global" ist in diesem Zusammenhang eine anlagen-weite Gültigkeit gemeint, d.h. ein
"globaler" Wert erlaubt im Allgemeinen (bei mehr als einem Ofen) keine direkte Aussage
über das Verhalten eines einzelnen Ofens.
[0004] Der globale Deckungsbeitrag, d.h. der aus dem Prozessmodell ermittelte monetäre Ertrag,
entspricht dem Funktionswert der optimierten Zielfunktion. Bei der Optimierung wird
diese, im Allgemeinen nichtlineare Zielfunktion, maximiert. In die Zielfunktion gehen
neben der Einsatzzusammensetzung des mindestens einen Einsatzes und den jeweils zugeordneten
Einsatzkosten auch die Produktmengen der auf Basis der Einsatzzusammensetzung erzielbaren
Produkte, die zugeordneten Produkterlöse sowie Energiekosten oder allgemein die Betriebskosten
des Steamcrackers ein. Das Optimierungspotential ist dabei umso höher, je genauer
die Produktmengen der erzielbaren Produkte vorherbestimmt werden können, wobei im
Idealfall eine im Wesentlichen vollständig aufgeschlüsselte voraussichtliche Zusammensetzung
des austretenden Produktstroms bei der Optimierung des Deckungsbeitrags berücksichtigt
wird. Von den Argumenten der Zielfunktion werden nur die oben definierte(n) globale(n)
Führungsgröße(n) als Freiheitsgrad(e) bei der Optimierung verwendet. Andere Argumente
werden allenfalls zur Einhaltung von Randbedingungen bzw. Limitierungen, z.B. hinsichtlich
des maximalen Gesamtproduktstroms für die nachfolgende Aufarbeitung, verwendet.
[0005] Die Umsetzung der stationären globalen Führungsgröße(n) auf den Betrieb der Anlage
und der Öfen erfolgt üblicherweise anhand eines globalen Solvers (z.B. eines Composite
Linear Programs, CLP, auch "Über-DMC" oder "FeedMaximizer" genannt), welcher die vorgegebene(n)
globale(n) Führungsgröße(n) durch Lösung einer linearen Zielfunktion in stationäre
lokale Führungsgrößen, z.B. für jeden einzelnen Ofen, übersetzt. In die Zielfunktion
des linearen Solvers gehen weder Einsatzkosten noch Produkterlöse ein und es findet
hier keine Optimierung hinsichtlich des Deckungsbeitrags statt. Stattdessen findet
hier nur eine Aufteilung der stationären globalen Vorgabe (entsprechender globalen
Führungsgröße) auf die einzelnen Öfen statt. Dementsprechend sind die lokalen Führungsgrößen
meist direkte Entsprechungen einer globalen Führungsgröße, d.h. die global vorgegebene
Spaltschärfe wird in stationäre lokale Vorgaben für die Spaltschärfe umgesetzt bzw.
analog für andere Führungsgrößen. In der Praxis wird meist lediglich mittels Spaltschärfe
übersetzt, welche Ofen wie viel Ethylen und Propylen (und zum Teil andere Produkte)
produzieren bzw. welche Öfen eher Ethylen und welche eher Propylen erzeugen sollen.
Bei einer globalen Vorgabe der gesamten Einsatzmenge ist es anschaulich, dass die
lokalen Vorgaben so gewählt werden, dass die Summe der lokal vorgegebenen Einsatzmengen
der globalen Vorgabe entspricht. Die Aufgabe des globalen Solvers ist es, das Gesamtsystem
an die vom übergeordneten Regler vorgegebene stationäre globale Führungsgröße heran
zu führen, gegen Störungen zu verteidigen und dabei allenfalls globale Limitierungen
einzuhalten. Beispielsweise würde der globale Solver eine Einsatzzuteilung zu mehreren
Öfen (falls überhaupt) dahingehend verändern, dass eine einzuhaltende Limitierung
erfüllt, bzw. die gewünschten Produktmengen erreicht werden kann. In der Regel wird
hier mittels einer vorgegebenen Reihenfolge der Einsatz zu den Öfen zugeteilt. Optimierung
im Sinne einer deckungsbeitragsoptimalen Zuweisung der Einsätze findet nicht statt.
[0006] Die vom globalen Solver ermittelten stationären lokalen Führungsgrößen werden anschließend
mehreren lokalen Solvern bzw. Reglern vorgegeben, die z.B. eine Regelung mittels Advanced
Process Control (APC), insbesondere Dynamic Matrix Control (DMC), implementieren.
Ein solcher lokaler Solver ist beispielsweise in der
US 4,349,869 A gezeigt. Der lokale Solver erhält z.B. vom globalen Solver eine lokale Vorgabe für
die Spaltschärfe und ermittelt daraus anhand eines linearen dynamischen Modells des
jeweils zugeordneten Ofens eine Anzahl von Stellgrößen für den Ofen, welche auch als
Ofenparameter bezeichnet werden. Diese Stellgrößen bzw. Ofenparameter können beispielsweise
eine Auslasstemperatur des zugeordneten Ofens, eine Prozessdampfmenge, ein Dampf zu
Kohlenwasserstoff Verhältnis oder eine Einsatzmenge des zumindest einen Ofens, sowie
einen Saugdruck eines dem Ofen zugeordneten Spaltgasverdichters umfassen. Ganz allgemein
sind Ofenparameter solche Freiheitsgrade des Prozesses, die physisch bzw. örtlich
einem Bauteil Spaltofen zugeordnet werden können und den Betriebspunkt bezüglich des
Deckungsbeitrags des Ofens durch Messung von Temperaturen, Drücken und Volumen- bzw.
Massenströmen (eindeutig, in Bezug auf eine bekannte Einsatzzusammensetzung) definieren.
Analyseergebnisse, wie z.B. die Zusammensetzung des Spaltgases, die Spaltschärfe,
oder daraus abgeleitete Größen sind selbst keine Ofenparameter im eigentlichen Sinn,
außer sie werden als (indirekte) Führungsgrößen, äquivalent für einen einzigen Ofenparameter
verwendet. Global, d.h. gleichzeitig immer für mehrere Öfen, gültige Parameter, wie
etwa ein oberes Limit für die gesamte Einsatzmenge, können zwar Stellgrößen des Steamcrackers,
aber keine Ofenparameter im Sinne des hier verwendeten Begriffs sein. Die lokalen
Solver arbeiten unabhängig von Einsatzkosten, Produkterlös oder Betriebskosten nur
daran, lokale Limitierungen, insbesondere des Ofens und des Einsatzsystems, zu umgehen
und beispielsweise instabile Zustände während der Anpassung an die lokale(n) Führungsgröße(n)
zu vermeiden. Darüber hinaus arbeiten die lokalen Solver unabhängig voneinander und
richten sich nach den lokalen Führungsgrößen. Das zeitliche Verhalten der Stellgröße
richtet sich somit lediglich nach der vom globalen Solver erhaltenen stationären Vorgabe,
so dass das System selbstständig an die Vorgabe geführt wird, d.h. ein lokaler oder
globaler Deckungsbeitrag werden im zeitlichen Verhalten genauso wenig berücksichtigt
wie globale Wechselwirkungen bzw. können diese aufgrund der Struktur des Regelungssystems
auch gar nicht berücksichtigt werden.
[0007] Zusammenfassend wird bei bisherigen Regelungssystemen meist die Gesamtmenge an Produkten
maximiert. Die Ausbeute an wertvollen Produkten und somit letztendlich der Gewinn
wird dabei nur indirekt, meist über die Spaltschärfe "optimiert" bzw. verändert, was
jedoch viel Potenzial ungenutzt lässt.
[0008] Die
US 4,257,105 beschreibt ein Verfahren zur Regelung eines Steamcrackers, welches den Zweck verfolgt,
die Verweilzeit im Cracker und die Flussgeschwindigkeit am Auslass so zu regeln, dass
eine Verkokung im Cracker minimiert wird. Dabei wird ein Modell des Crackers zur Vorhersage
der Auslassgeschwindigkeit und der Verweilzeit verwendet und auf Basis dieser Vorhersagen
die Prozessdampfmenge geregelt. D.h. das Modell dient der Vorhersage etwaiger Verkokungen
und die Prozessdampfmenge wird dementsprechend zur Vermeidung von Verkokungen geregelt,
unabhängig vom Einfluss der Prozessdampfmenge auf eine Produktzusammensetzung und
den davon abhängigen Deckungsbeitrag. Es ist daher grundsätzlich von einer herkömmlichen
Prozessführung über Vorgabe eines Ethylen- bzw. Propylenanteils auszugehen.
[0009] In einem anderen Zusammenhang, nämlich zur Optimierung des Energiebedarfs, zeigt
die
CN 103289725 A ein Regelungsverfahren auf Basis eines nichtlinearen Prozessmodells. Dieses modelliert
dabei allerdings nur den Ethylen-Ertrag. Die voraussichtliche Zusammensetzung des
Produktstroms bleibt bei der Optimierung des Energiebedarfs unberücksichtigt.
[0010] Ausgehend von dem dargestellten Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, den
Betrieb des Steamcrackers so zu regeln, dass der erzielbare globale Deckungsbeitrag
angehoben wird.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass bei einem Verfahren der eingangs
angeführten Art eine der zur Optimierung des Deckungsbeitrags variierten Stellgrößen
ein Ofenparameter des Ofens ist, d.h. es wird zumindest ein Ofenparameter zur Maximierung
des Deckungsbeitrags variiert und als Ergebnis der Maximierung direkt ermittelt. Dementsprechend
wird die Aufgabe erfindungsgemäß auch dadurch gelöst, dass bei einem Regelungssystem
der eingangs angeführten Art eine der durch Optimierung des Deckungsbeitrags ermittelten
Stellgrößen ein Ofenparameter eines Ofens des Steamcrackers ist.
[0012] Dabei entsprechen die variierte(n) Stellgröße(n) den Freiheitsgraden der Optimierung
bzw. den Parametern/Variablen der optimierten Zielfunktion, d.h. des Deckungsbeitrags.
Dementsprechend integriert das nichtlineare Modell ein Modell des Ofens, welches zumindest
den variierten Ofenparameter berücksichtigt. Zur Ermittlung des Deckungsbeitrags werden
zumindest zwei Komponenten, vorzugsweise zumindest drei Komponenten, der voraussichtlichen
Zusammensetzung des Produktstroms berücksichtigt (d.h. der optimierte Deckungsbeitrag
ist von diesen Komponenten abhängig). Dabei kann jedem Produkt ein Gewichtungsfaktor,
z.B. entsprechend einem zugeordneten Produkterlös, zugeordnet sein und es können in
Abhängigkeit von einer Einsatzzusammensetzung und den Gewichtungsfaktoren der auf
Basis der Einsatzzusammensetzung erzielbaren Produkte und Produktmengen in einem Schritt
mehrere Freiheitsgrade des Steamcrackers zur Maximierung des globalen Deckungsbeitrags
variiert und gegebenenfalls als Ergebnis der Maximierung ausgegeben werden. Dementsprechend
ist es günstig, wenn im Deckungsbeitrag zumindest die Komponenten mit den größten
Gewichtungsfaktoren berücksichtigt sind, wobei das Potential der Optimierung am größten
ist, wenn eine im Wesentlichen vollständige Zusammensetzung des Produktstroms in den
Deckungsbeitrag eingeht. Es ist daher vorteilhaft, wenn das nichtlineare Modell geeignet
ist, eine im Wesentlichen vollständige Zusammensetzung des Produktstroms vorherzubestimmen.
Die Maximierung der, vorzugsweise globalen, Zielfunktion liefert - im Rahmen der variierten
Freiheitsgrade - die effizienteste und einer aktuellen Nachfrage am besten entsprechende
Betriebskonfiguration des Steamcrackers. Dadurch kann auch ohne Steigerung der Gesamtproduktion
eine Steigerung der Ausbeute bzw. des Deckungsbeitrags erzielt werden. Nachdem in
den Deckungsbeitrag auch Einsatz-, Energie- und sonstige Betriebskosten eingehen,
erzielt das erfindungsgemäße Verfahren bei gleichbleibendem Deckungsbeitrag eine Einsatz-
und Energieminimierung. Da der zumindest eine Ofenparameter als unmittelbarer Freiheitsgrad
zur Optimierung bzw. Maximierung des Deckungsbeitrags eingesetzt wird, ist die Verwendung
eines entsprechend detaillierten Prozessmodells nützlich, welches jeden einzelnen
Ofen modelliert und somit auch Rückschlüsse auf die Spaltgasausbeute bzw. den Deckungsbeitrag
pro Ofen erlaubt.
[0013] Um Wechselwirkungen zwischen mehreren Öfen, insbesondere hinsichtlich gemeinschaftlich
genutzter Prozessressourcen (Einsätze, Betriebskosten, etc.) bei der Optimierung des
globalen Deckungsbeitrags berücksichtigen zu können, ist es vorteilhaft, wenn nur
eine einzige, globale Zielfunktion, die den Deckungsbeitrag des gesamten Systems widerspiegelt
und in die alle für die Optimierung des Deckungsbeitrags verwendeten Freiheitsgrade
inklusive aller verwendeter Ofenparameter eingehen, verwendet und optimiert wird.
Auf diese Weise können die Freiheitsgrade nicht nur in Hinblick auf die Einhaltung
bestimmter Randbedingungen und Limits oder zur Optimierung anderer Zielfunktionen
variiert werden, sondern es kann eine Maximierung des Deckungsbeitrags des gesamten
Systems erzielt werden.
[0014] Weiters ist es vorteilhaft, wenn die zur Optimierung der Zielfunktion variierten
Stellgrößen bei zwei oder mehr Öfen pro Ofen zumindest einen Ofenparameter umfassen,
wobei der Deckungsbeitrag vorzugsweise global für den gesamten Steamcracker, in Abhängigkeit
von der Einsatzzusammensetzung des bzw. der mit den Öfen jeweils verbundenen Einsatzes
bzw. Einsätze, optimiert wird. Bei mehreren Öfen können bei der Optimierung die Ofenparameter
eines Ofens in Abhängigkeit von den Ofenparametern eines anderen Ofens variiert werden,
da die Ofenparameter der beiden Öfen im Allgemeinen über die globale Zielfunktion
des Deckungsbeitrags sowie etwaige abhängige oder globale Randbedingungen oder Limitierungen
zusammenhängen.
[0015] Mit dem zu den variierten Freiheitsgraden gehörenden Ofenparameter ist ein Ofenparameter
gemäß der eingangs angeführten Definition gemeint. Im Speziellen können die zur Optimierung
der Zielfunktion variierten Stellgrößen vorzugsweise eine Auslasstemperatur (Coil
Outlet Temperatuire, COT), eine Prozessdampfmenge, ein Dampf zu Kohlenwasserstoff
Verhältnis (D/KW) und/oder eine Einsatzmenge des zumindest einen Ofens, sowie zusätzlich
oder alternativ einen Saugdruck eines dem Ofen zugeordneten Spaltgasverdichters (Coil
Outlet Pressure, COP), oder aus den genannten unmittelbar abgeleitete Größen umfassen.
[0016] Um Störungen rasch ausweichen zu können und etwaige Ungenauigkeiten des verwendeten
Modells auf einfache Weise zu kompensieren, ist es günstig, wenn der zumindest eine
Ofen entsprechend dem zumindest einen, aus der Optimierung ermittelten Ofenparameter
geregelt wird. Dies kann beispielsweise durch einen lokalen Solver, welchem die aus
der Optimierung resultierenden Ofenparameter als Führungsgrößen übergeben werden,
geschehen. Dementsprechend ist es vorteilhaft, wenn bei dem Regelungssystem der globale
nichtlineare Regler mit jeweils einem Ofen zugeordneten lokalen Regler zur Regelung
der Ofenparameter verbunden und eingerichtet ist, den lokalen Reglern jeweils Führungsgrößen
für zumindest eine, vorzugsweise sämtliche, der von ihnen geregelten Stellgrößen zu
übermitteln.
[0017] Wenn bei der Optimierung der Stellgrößen eine zeitliche Entwicklung der erwarteten
Produktmengen berücksichtigt wird, wobei insbesondere neben einer optimalen Betriebskonfiguration
eine optimale zeitliche Entwicklung der Stellgrößen ermittelt wird und der zumindest
eine Ofen entsprechend der optimalen zeitlichen Entwicklung des Ofenparameters geregelt
wird, können Limitierungen des Ofens so umgangen werden, dass auch während einer Zustandsänderung
des Ofens der Deckungsbeitrag maximiert wird, d.h. es kann der wirtschaftlich effizienteste
Weg zur Umgehung einer Limitierung bzw. zur Einhaltung einer Randbedingung gefunden
und realisiert werden. Die optimale zeitliche Entwicklung entspricht dabei einem dynamischen
Ziel der Optimierung, im Vergleich zu den üblichen stationären Zielen, die lediglich
die zu erreichende optimale Betriebskonfiguration angeben. Mit anderen Worten wird
nicht nur die Stellgröße selbst sondern auch die Zeit bzw. der zeitliche Verlauf der
Stellgröße als Freiheitsgrad der Optimierung verwendet, um den zeitlich integrierten
Deckungsbeitrag zu maximieren.
[0018] Des Weiteren ist es günstig, sowohl die Einsatzmenge des Ofens sowie - im Fall von
mehreren Einsatzströmen - die Einsatzmengen bzw. Einsatzströme im den Öfen vorgeordneten
Einsatzsystem zur Optimierung des Deckungsbeitrags festzulegen. Zu diesem Zweck können,
wenn mindestens zwei Einsatzströme zur Beschickung mit dem zumindest einen Ofen verbunden
sind, wobei dem Ofen ein Beschickungsanteil für jeden Einsatzstrom zugeordnet ist,
die zur Optimierung der Zielfunktion variierten Stellgrößen die Beschickungsanteile
umfassen. Ein Vorteil hierbei liegt darin begründet, dass sich bei einem Gleichgewichtsprozess
die größten Umsatzraten ergeben, wenn die Reaktionspartner im stöchiometrischen Verhältnis
vorliegen, was somit bei der Optimierung berücksichtigt werden kann. Zusätzlich können
durch gezielte Konzentrationsverschiebungen einige Produkt-Ausbeuten verschoben werden,
was ebenfalls bei der Optimierung unter Verwendung der jeweiligen Produkterlöse berücksichtigt
werden kann.
[0019] Darüber hinaus hat es sich als günstig herausgestellt, wenn zumindest ein Einsatz
zur Aufnahme eines recycelbaren Produkts eingerichtet ist, wobei die Einsatzzusammensetzung
dieses Einsatzes von einer Menge des recycelbaren Produkts und einem dem Produkt zugeordneten
Recyclinganteil abhängt, welcher Recyclinganteil eine zur Optimierung der Zielfunktion
variierte Stellgröße ist. D.h. es wird für das oder die recyclebaren Produkte ein
Optimum zwischen Produzieren und Verwendung als Ofeneinsatz gefunden. Durch eine solche
rekursive Berücksichtigung der Spaltgasausbeute bzw. der recycelbaren Produkte können
scheinbar wertlose oder niedrig bewertete Produkte, welche jedoch über den Weg der
Wiederverwertung zu wertvollen Produkten führen, in geeigneter Weise aufgewertet und
deren Produktion entsprechend forciert werden. Recyclebare Produkte können insbesondere
Ethan, aber auch Kohlenwasserstoffe mit drei oder vier Kohlenstoff-Gliedern sein.
D.h. auch wenn prinzipiell auch langkettige Kohlenwasserstoffe recycelt werden können,
ist der Nutzen bei den leichteren Kohlenwasserstoffen am größten.
[0020] Damit eine stationäre Lösung des Optimierungsproblems existiert und um diese rasch
finden zu können, ist es günstig, wenn das zur Optimierung des Deckungsbeitrags verwendete
nichtlineare Modell nur einen schnellen Teil des Steamcrackers beschreibt. Der schnelle
Teil des Steamcrackers umfasst im Wesentlichen nur die Einsätze und Öfen bis hin zum
etwaigen Recycling eines oder mehrerer Spaltgase und andernfalls deren Zusammenführung.
Die detaillierte rigorose (First principal based) Modellierung der Aufarbeitung der
gesammelten Spaltgase in einem warmen und kalten Teil des Steamcrackers wird aus Zeit-
und Stabilitätsgründen nicht durchgeführt. Vereinfachte Modelle sind ausreichend,
um z.B. zukünftige Limitierungen zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
[0021] In diesem Zusammenhang ist es vorteilhaft, wenn die erzielten Zusammensetzung des
Produktstroms gemessen und mit der erwarteten Zusammensetzung verglichen wird und
das nichtlineare Modell auf Basis von festgestellten Abweichungen automatisch korrigiert
wird. Auf diese Weise können systematische Messfehler und Modellfehler eliminiert
und die Vorhersagbarkeit des Deckungsbeitrags und somit dessen Optimierung verbessert
werden.
[0022] Für die Praxis hat es sich außerdem als günstig herausgestellt, wenn zwischen limitierten
Stellgrößen, bei denen eine Änderung einen manuellen Eingriff erfordert, und unlimitierten
Stellgrößen, bei denen eine Änderung keinen manuellen Eingriff erfordert, unterschieden
wird, und eine Änderung einer limitierten Stellgröße nur dann vorgenommen wird, wenn
die dadurch erzielbare Änderung des Deckungsbeitrags einen festgelegten Grenzwert
übersteigt. Auf diese Weise kann der mit einem manuellen Eingriff verbundene Arbeitsaufwand
bei der Optimierung des Deckungsbeitrags berücksichtigt werden und es werden - bei
geeignet gewählten Grenzwerten - in kurzen Abständen wiederholte manuelle Eingriffe
aufgrund von geringfügigen Schwankungen, z.B. in der Einsatzzusammensetzung, vermieden.
Dadurch wird auch die Akzeptanz in Hinblick auf die vorgeschlagenen manuellen Eingriffe
erhöht, was für eine konsequente Umsetzung der Zielvorgaben vorteilhaft ist. Zur Ermittlung
der erzielbaren Änderung des Deckungsbeitrags wird einerseits eine optimale Lösung
ohne manuelle Änderungen, d.h. wobei jene Stellgrößen, deren Änderung einen manuellen
Eingriff erfordern, festgehalten werden, und andererseits eine optimale Lösung mit
manuellen Änderungen berechnet. Der Unterschied zwischen den jeweils erzielten Deckungsbeiträgen
entspricht der erzielbaren Änderung.
[0023] In diesem Zusammenhang ist es besonders wünschenswert, dass bei der Ermittlung der
erzielbaren Änderung auch geplante Wartungs- und/oder Reinigungsintervalle, beispielsweise
des Ofens, berücksichtigt werden. Insbesondere können in diesem Fall aufwendige manuelle
Eingriffe kurz vor einer Ruhigstellung des Ofens, z.B. aufgrund einer notwendigen
Wartung, vermieden werden.
[0024] Wenn die Stellgrößen regelmäßig an geänderte Einsatzzusammensetzungen und Gewichtungsfaktoren
angepasst werden, wobei ein Anpassungszyklus vorzugsweise alle 10 Minuten oder häufiger
wiederholt wird, kann auch auf Änderungen von außen, wie etwa in der Nachfrage nach
bestimmten Produkten oder bei den Preisen verwendeter Einsätze, unter Umständen auch
kurzfristig in geeigneter Weise reagiert werden. Dementsprechend wird zur Anpassung
der Stellgrößen die Optimierung der Zielfunktion regelmäßig wiederholt und die Regelung
des Betriebs des Steamcrackers an die aus der letzten Optimierung gewonnenen Ergebnisse
angepasst.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von besonders bevorzugten Ausführungsbeispielen,
auf die sie jedoch nicht beschränkt sein soll, und unter Bezugnahme auf die Zeichnungen
noch weiter erläutert. In den Zeichnungen zeigen dabei im Einzelnen:
Fig. 1 einen vereinfachten schematischen Überblick über den Aufbau eines Steamcrackers;
und
Fig. 2 schematisch die Struktur des erfindungsgemäßen Regelungssystems.
[0026] In Fig. 1 ist ein Steamcracker 1 mit einem Einsatzsystem 2, einem heißen Teil 3,
einem warmen Teil 4 und einem kalten Teil 5 schematisch dargestellt. Das Einsatzsystem
2 umfasst beispielsweise vier Einsätze 6, die die zu verarbeitenden Edukte, d.h. längerkettige
Kohlenwasserstoffe (z.B. Naphtha, Propan, Butan, Ethan, etc.), im Folgenden auch "Feed"
genannt, enthalten. Die Einsätze 6 sind jeweils mit einem oder mehreren Öfen 7 im
heißen Teil 3 des Steamcrackers 1 verbunden, wo die Edukte durch thermisches Cracken
in die Produkte, nämlich kurzkettige Kohlenwasserstoffe (z.B. Methan, Ethylen, Propylen,
etc.), verarbeitet werden. Die Zuteilung der Einsätze 6 mit den enthaltenen Edukten
zu den Öfen 7 erfolgt im Einsatzsystem 2 durch entsprechende Zuleitungen 8 und Ventile
9.
[0027] Die Öfen 7, in denen das eigentliche Cracken stattfindet, sind meist Rohrreaktoren,
wobei das Design jedes Ofens unterschiedlich, insbesondere an verschiedene Feeds bzw.
deren Eigenschaften, angepasst sein kann. Dementsprechend eignen sich die Öfen 7 jeweils
beispielsweise eher zur Verarbeitung von Gas, Naphtha oder schwereren Feeds. In den
Öfen 7 wird ein heißer Prozessdampf zugegeben, welcher eine Partialdruckerniedrigung
der Reaktionsteilnehmer herbeiführt und eine Aneinanderlagerung der Reaktionsprodukte
teilweise verhindert. Die zentralen Betriebsparameter der einzelnen Öfen 7 sind somit
einerseits die jeweilige Temperatur, welche meist mit der Coil Outlet Temperature
(COT) am Auslass des Ofens angegeben wird, sowie die Menge an jeweils zugegebenem
Prozessdampf, welche meist relativ zur Menge der Kohlenwasserstoffe als Verhältnis
Prozessdampf zu Kohlenwasserstoffe (D/KW) angegeben wird. Außerdem wird die im Ofen
ablaufende Reaktion naturgemäß durch die Zusammensetzung des Feeds bestimmt, so dass
die auf den jeweiligen Ofen bezogenen Einstellungen im Einsatzsystem, d.h. insbesondere
die Einsatzzuteilungen an den jeweiligen Ofen, ebenfalls zu den zentralen Betriebsparametern
des Ofens (auch "Ofenparameter") gezählt werden können. Weiters hat auch der Gasdruck
am Auslass des Ofens (Coil Outlet Pressure, COP) einen Einfluss auf die Reaktion im
Ofen und zählt daher zu den Ofenparametern. Der COP kann beispielsweise von einem
dem Ofen nachgeordneten Spaltgasverdichter (nicht gezeigt; Teil des warmen Teils 4)
festgelegt werden und entspricht dem vom Spaltgasverdichter produzierten, einstellbaren
Saugdruck. Da der Spaltgasverdichter selbst bereits zum warmen Teil zählt, entspricht
der COP dem Druck am Einlass des warmen Teils.
[0028] Das von den Öfen 7 produzierte und gegebenenfalls verdichtete Spaltgas wird an einem
Ausgang des heißen Teils 3 gesammelt und zur Aufarbeitung in den warmen Teil 4 übergeführt.
Wenn, wie in Fig. 1, das Spaltgas von allen Öfen 7 in einem gemeinsamen Weg gesammelt
wird, wird der Gasdruck am Einlass des warmen Teils 4 durch einen daran angeschlossenen
Spaltgasverdichter bzw. eine Gruppe von daran angeschlossenen Spaltgasverdichtern
- in der Regel über deren Drehzahl - festgelegt, wobei die Einstellung des bzw. der
Spaltgasverdichter(s) einen Anlagenparameter darstellt. Selbstverständlich kann aber
auch ein Teil der Öfen mit einem Spaltgasverdichter und ein anderer Teil der Öfen
mit einem anderen Spaltgasverdichter verbunden sein, so dass entsprechende parallele
Wege zum warmen Teil 4 führen. Am Ausgang des kalten Teils 5 fallen die abgekühlten
und aufgetrennten Produkte aus den Spaltgasen ab. Der Druckverlauf zwischen dem Saugdruck
des bzw. der Spaltgasverdichter und dem Prozessende des kalten Teils 5 kann durch
ein Regelventil am Ende des kalten Teils 5 einstellbar sein (das Regelventil ist Teil
des kalten Teils 5). Ein Teil der Produkte am Ausgang des kalten Teils 5 kann zur
Wiederverwertung vorgesehen sein, wobei diese recyclebaren Produkte über eine Rückführung
12 beispielsweise in einen der Einsätze 6 oder in jeweils verschiedene Einsätze 6
eingebracht werden können. Die übrigen Produkte, d.h. die nicht wiederverwerteten
Produkte, bilden die Ausbeute des Steamcrackers.
[0029] Fig. 2 zeigt schematisch den Aufbau eines Regelungssystems 13 mit einem globalen
Regler 14 (auch als "Real Time Optimizer", RTO bezeichnet) entsprechend dem erfindungsgemäßen
Verfahren. Der globale Regler 14 berechnet anhand einer Optimierung des globalen Deckungsbeitrags
Vorgaben für die lokalen Regler 15 (welcher auch als "Direct Matrix Controller", DMC
bezeichnet wird), welche jeweils einem Ofen 7 zugeordnete, vorzugsweise lineare Regler
sind. Die vom globalen Regler 14 an die lokalen Regler 15 übermittelten Vorgaben entsprechen
dabei direkt den von den lokalen Reglern 15 geregelten Ofenparametern, z.B. der jeweiligen
COT, dem D/KW, dem COP und/oder den Einsatzzuteilungen bzw. der Einsatzmenge. Demzufolge
werden bevorzugt alle Freiheitsgrade des lokalen Reglers durch die Vorgaben des globalen
Reglers festgelegt. Dies ist durch die übereinstimmende Summe an Verbindungspfeilen
16, 17 zwischen dem globalen Regler 14 und den lokalen Reglern einerseits, und den
lokalen Reglern 15 und den Öfen 7 andererseits, dargestellt. Die vom globalen Regler
14 ermittelten Ofenparameter bestimmen den Betriebspunkt, insoweit als dieser durch
den lokalen Regler 15 geregelt wird, vollständig. Die Verwendung eines lokalen Reglers
15, welcher faktisch bezüglich der Optimierung des Deckungsbeitrags keinen Freiheitsgrad
hat, ermöglicht eine Stabilisierung des vorgegebenen Betriebspunkts und eine rasche
Reaktion auf etwaige Störungen, z.B. innerhalb einer Minute.
[0030] Ein Teil der vom globalen Regler 14 optimierten Freiheitsgrade ist demzufolge direkt
proportional zur Anzahl der Öfen 7 bzw. zur Anzahl der lokalen Regler 15. Darüber
hinaus werden vom globalen Regler 14 auch globale Anlagenparameter sowie gegebenenfalls
die Recyclinganteile recyclebarer Produkte optimiert. Im Idealfall werden alle Ofenparameter
aller Öfen und alle Steuergrößen des Einsatz- sowie des Recyclingsystems als Freiheitsgrade
zur Optimierung des globalen Deckungsbeitrags verwendet. Die Zielfunktion des globalen
Reglers 14 ist der globale Deckungsbeitrag des Steamcrackers, wobei neben dem Produkterlös
und den Einsatzkosten auch Energiekosten, Betriebskosten, Kosten für manuelle Eingriffe
sowie Wartungsintervalle der Öfen oder anderer Anlagenteile und nicht zuletzt die
Vorgaben etwaiger übergeordneter Regler 18, 19 berücksichtigt werden. Um die Zykluszeit
des globalen Reglers 14 trotz der großen Anzahl an Freiheitsgraden klein zu halten,
optimiert dieser im Wesentlichen nur anhand eines nichtlinearen Modells eines schnellen
Teils des Steamcrackers, welcher im Wesentlichen die Gas verarbeitenden Anlagenteile
sowie das Feed-System, d.h. den heißen Teil des Steamcrackers sowie das Einsatzsystem
samt Rückführungen bzw. Recyclingsystem, umfasst. Für diesen Teil der Anlage ist eine
effiziente mathematische Beschreibung möglich (unter anderem, weil dieser Teil immer
nahe an einem stationären Zustand operiert), so dass eine Zykluszeit im Bereich von
weniger als 10 Minuten eingehalten werden kann. Demgegenüber ist die Zykluszeit der
übergeordneten Regler 18, 19 prozessbedingt wesentlich größer und liegt beispielsweise
im Bereich einer oder mehrerer Stunden. Aufgrund der kurzen Zykluszeit des globalen
Reglers 14 ein Feedback aus dem realen Prozess zeitgerecht zur Korrektur des Modells
bzw. etwaiger systematischer Messfehler verwendet werden, was die Vorhersagegüte und
somit das erreichte Optimum, d.h. die erzielbare Deckungsbeitragssteigerung, deutlich
verbessert.
1. Verfahren zur Regelung des Betriebs eines Steamcrackers (1), der zumindest einen Ofen
(7) und mindestens einen Einsatz (6), welcher zur Beschickung mit dem zumindest einen
Ofen (7) verbunden ist, aufweist, wobei basierend auf einem nichtlinearen Modell des
Steamcrackers (1) und einer gegebenen Einsatzzusammensetzung ein von einer voraussichtlichen
Zusammensetzung eines aus dem Ofen (7) austretenden Produktstroms abhängiger Deckungsbeitrag
durch Variation einer oder mehrerer Stellgrößen des Steamcrackers (1) optimiert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass eine der zur Optimierung des Deckungsbeitrags variierten Stellgrößen ein Ofenparameter
des Ofens (7) ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die variierten Stellgrößen bei zwei oder mehr Öfen (7) pro Ofen zumindest einen Ofenparameter
umfassen, wobei der Deckungsbeitrag vorzugsweise global für den gesamten Steamcracker
(1), in Abhängigkeit von der Einsatzzusammensetzung des bzw. der mit den Öfen (7)
jeweils verbundenen Einsatzes bzw. Einsätze (6), optimiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zur Optimierung des Deckungsbeitrags variierten Stellgrößen eine Auslasstemperatur
(Coil Outlet Temperature, COT), eine Prozessdampfmenge, ein Dampf zu Kohlenwasserstoff
Verhältnis (D/KW) und/oder eine Einsatzmenge des zumindest einen Ofens (7), sowie
zusätzlich oder alternativ einen Saugdruck eines dem Ofen (7) zugeordneten Spaltgasverdichters,
oder aus den genannten unmittelbar abgeleitete Größen umfassen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Ofen (7) entsprechend dem aus der Optimierung ermittelten Ofenparameter
geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Optimierung der Stellgrößen eine zeitliche Entwicklung der voraussichtlichen
Produktmengen berücksichtigt wird, wobei insbesondere neben einer optimalen Betriebskonfiguration
eine optimale zeitliche Entwicklung der Stellgrößen ermittelt wird und der zumindest
eine Ofen (7) entsprechend einer optimalen zeitlichen Entwicklung des Ofenparameters
geregelt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens zwei Einsatzströme zur Beschickung mit dem zumindest einen Ofen (7) verbunden
sind, wobei dem Ofen (7) ein Beschickungsanteil für jeden Einsatzstrom zugeordnet
ist, wobei die zur Optimierung des Deckungsbeitrags variierten Stellgrößen die Beschickungsanteile
umfassen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Einsatz (6) zur Aufnahme eines recycelbaren Produkts eingerichtet ist,
wobei die Einsatzzusammensetzung dieses Einsatzes (6) von einer Menge des recycelbaren
Produkts und einem dem Produkt zugeordneten Recyclinganteil abhängt, welcher Recyclinganteil
eine zur Optimierung des Deckungsbeitrags variierte Stellgröße ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das zur Optimierung des Deckungsbeitrags verwendete nichtlineare Modell nur einen
schnellen Teil des Steamcrackers beschreibt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die erzielte Zusammensetzung des Produktstroms gemessen und mit der erwarteten Zusammensetzung
verglichen wird und das nichtlineare Modell auf Basis von festgestellten Abweichungen
automatisch korrigiert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Optimierung zwischen limitierten Stellgrößen, bei denen eine Änderung einen
manuellen Eingriff erfordert, und unlimitierten Stellgrößen, bei denen eine Änderung
keinen manuellen Eingriff erfordert, unterschieden wird, und eine Änderung einer limitierten
Stellgrößen nur dann vorgenommen wird, wenn die dadurch erzielbare Änderung des Deckungsbeitrags
einen festgelegten Grenzwert übersteigt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Ermittlung der erzielbaren Änderung auch geplante Wartungs- und/oder Reinigungsintervalle,
beispielsweise des Ofens (7), berücksichtigt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellgrößen regelmäßig an geänderte Einsatzzusammensetzungen und Gewichtungsfaktoren
angepasst werden, wobei ein Anpassungszyklus vorzugsweise alle 10 Minuten oder häufiger
wiederholt wird.
13. Regelungssystem (13) zur Reglung des Betriebs eines Steamcrackers (1) nach dem Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, mit einem globalen nichtlinearen Regler (14),
welcher eingerichtet ist, eine oder mehrere Stellgrößen des Steamcrackers (1) mittels
Optimierung eines von einer Zusammensetzung eines Produktstroms abhängigen Deckungsbeitrags
zu berechnen, dadurch gekennzeichnet, dass eine der durch Optimierung des Deckungsbeitrags ermittelten Stellgrößen ein Ofenparameter
eines Ofens (7) des Steamcrackers (1) ist.
14. Regelungssystem (13) nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der globale nichtlineare Regler (14) mit jeweils einem Ofen (7) zugeordneten lokalen
Reglern (15) zur Regelung der Ofenparameter verbunden und eingerichtet ist, den lokalen
Reglern (15) jeweils Führungsgrößen für zumindest eine, vorzugsweise sämtliche, der
von ihnen geregelten Stellgrößen zu übermitteln.