[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln einer Materialbahn gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Mithilfe eines solchen Verfahrens werden Materialbahnen aus beispielsweise Papier,
Kunststoff, Holz oder Metall behandelt, beispielsweise getrocknet oder gereinigt,
die mit einer Geschwindigkeit von z.B. 5 m/s fortschreiten.
[0003] Das beispielsweise zur Trocknung eingesetzte gasförmige Medium, üblicherweise erwärmte
Luft, strömt als Luftvorhang aus mindestens einer Schlitzdüse, die bis zu 2,5 m lang
sein kann. Dabei bildet sich ein Freistrahl aus, der bei Vernachlässigung eines geringen
Einflusses der Bahnbewegung rechtwinklig auf die Materialbahn auftrifft. Danach teilt
sich der Strahl auf und wird nach beiden Seiten hin, d.h., in Fortschreitrichtung
und entgegengesetzt abgeführt und abgesaugt. Der maximale Wärmeübergang auf die Materialbahn
und damit die größte Trockenleistung liegen im sogenannten Staupunkt vor, an der Stelle,
an der der Strahl auf die Materialbahn trifft und aufgeteilt wird.
[0004] Allerdings kommt es beim Trocknungsvorgang häufig zu unerwünschten instationären
Effekten im Sinne eines chaotischen Strömungsverhaltens, beispielsweise wenn die Strahlen
benachbarter Düsen sich gegenseitig beeinflussen oder aufgrund der Düsengeometrie
in sich instabil sind.
[0005] Z. B. kann ein Flattern der Materialbahn angeregt und/oder deren Oberfläche geschädigt
werden. Die bekannten, bis zu 5 mm breiten Schlitzdüsen, aus denen das Medium mit
einer Geschwindigkeit von bis zu 100 m/s austritt, weisen einen parallelen Düsenspalt
auf, bei dem die den Schlitz begrenzenden Wände in Strömungsrichtung gleichgerichtet
verlaufen.
[0006] Das geschilderte Strömungsverhalten mit den angedeuteten Problemen führt vielfach
zu einer Unterbrechung des Betriebsablaufs, zumindest jedoch zu einer Einschränkung
des Trocknungsergebnisses und damit der Qualität der zu trocknenden Materialbahn.
[0007] Das besagte Flattern der Materialbahn kann zu deren Reißen führen und damit zu einer
Unterbrechung des Produktionsablaufs. Dies ist naturgemäß mit erheblichen Kosten verbunden,
sowohl resultierend aus den Maschinenstillstandszeiten wie auch aus den Materialverlusten.
[0008] Die zum Trocknen der Materialbahn beschriebenen Probleme ergeben sich sinngemäß auch
bei anderen Behandlungen, z.B. einer Reinigung der Oberfläche der Materialbahn.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen Art so
weiterzuentwickeln, dass seine Wirksamkeit verbessert und seine Betriebssicherheit
erhöht wird.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gelöst.
[0011] Durch eine spezielle Formgebung des Düsenschlitzes trifft das Medium, gemäß der Erfindung,
unter einem Winkel < 90° auf die Materialbahn auf und wird überdies in einen Vordrall
versetzt.
[0012] Insbesondere zu erwähnen ist dabei die wesentliche Verbesserung des Wärmeübergangs
vom Medium zur Materialbahn, einhergehend mit einer Optimierung der Behandlungsleistung.
[0013] Überdies wird die Prozessstabilität erhöht, d.h., die zum Stand der Technik beschriebenen
nachteiligen Einflüsse auf die Materialbahn selbst hinsichtlich einer Oberflächenbeschädigung,
die zu einem Reißen der Bahn führen kann, sind praktisch ausgeschlossen.
[0014] Hieraus ergibt sich eine durchaus bemerkenswerte Senkung der Betriebskosten, insbesondere
aber auch eine verbesserte Produktionssicherheit.
[0015] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
sind die sich gegenüberliegenden, den Schlitz der Düse begrenzenden Wandungen zumindest
im Querschnitt wellenförmig ausgeprägt, wobei sich der Schlitz zum Austritt hin verjüngt.
[0016] Dies bewirkt eine Verbesserung des Wärmeübergangs und damit der Behandlungsleistung,
wobei durch diese Formgebung die Grenzschicht des Strahles in Schwingungen versetzt
wird.
[0017] Ein weiterer Gedanke sieht vor, den Schlitz zur Oberfläche der bewegten Materialbahn
schräg zu stellen.
[0018] Hierdurch wird im Wesentlichen der Einfluss der Durchlaufgeschwindigkeit, die ansonsten
zu einer Strahlablenkung führt, kompensiert, mit der Folge, dass ein Staupunktdruckverlust
reduziert und der Behandlungsprozess insgesamt im Vergleich zum rechtwinklig ausgerichteten
Spalt nach dem Stand der Technik stabiler ausgeführt wird.
[0019] Das schräge Auftreffen des Strahles auf die Materialbahn führt zu einer strömungstechnischen
Stabilisierung des Behandlungsprozesses, vor allem resultierend daraus, dass das weitere
Strömungsverhalten nach dem Auftreffen und nach der Strahlaufteilung eindeutiger vorbestimmbar
ist als bei einem rechtwinklig ausgerichteten Spalt.
[0020] Mit einer vergleichbaren Wirkung stellt sich die Ausbildung des Spaltes bzw. dessen
sich gegenüberliegenden Wandungen als im Querschnitt kreisbogenförmig dar, durch die
Druckverluste gesenkt und die Prozessstabilität ebenfalls erhöht wird.
[0021] Die kreisbogenförmige Kontur im Sinne eines konkaven/konvexen Verlaufs prägt einen
Vordrall des Mediums, durch den der Leistungsbedarf eines angeschlossenen Aggregats
zur Erzeugung eines Mediumdrucks, verringert, also optimiert wird.
[0022] Eine weitere Ausführungsvariante einer Schlitzdüse gibt eine einseitig überstehende,
gegenüber der zugeordneten Wandung des Schlitzes in Durchlaufrichtung der Materialbahn
oder entgegengesetzt geringfügig abgewinkelte Leitkante vor, die bei den Schlitzen
zum Einsatz kommt, deren Konfiguration zuvor beschrieben ist.
[0023] Die einseitig in Bezug auf den Mediumaustritt aus der Schlitzdüse verlängerte Leitkante
nutzt dabei den sogenannten Coandä-Effekt, bei dem sich eine Strömung an eine Fläche
anlegt und dieser auch dann folgt, wenn sie nicht senkrecht nach unten verläuft. In
einem Fall ist der Schlitz selbst leicht rückwärts geneigt, die Leitkante hingegen
vorwärts.
[0024] Dadurch wird ein Drall erzeugt, vergleichbar dem, wie er bei der zuvor beschriebenen
Ausführung eines kreisbogenförmigen Spaltes beschrieben ist und bei der die Strömung
stabilisiert und ein Druckverlust im Staupunkt signifikant reduziert ist.
[0025] Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung ist vorgesehen, einen bevorzugt im Querschnitt
tropfenförmig ausgebildeten Störkörper im Austrittsbereich des Mediumstroms aus der
Schlitzdüse zu positionieren, wobei nach einer Variante der Schlitz als Diffusor ausgebildet
ist, in den der Störkörper hineinragt. Diese konstruktive Lösung gestattet es, über
eine Lageverstellung des Störkörpers den Volumenstrom des Mediums gezielt zu steuern.
[0026] Eine andere Konzeption, bei der ein Störkörper zum Einsatz kommt, sieht den Schlitz
als scharfkantig endend vor, vor dem der Störkörper installiert ist, so dass der aus
der Schlitzdüse austretende Luftstrom in zwei Hälften aufgeteilt wird, die getrennt
auf die Materialbahn auftreffen.
[0027] Neben einer verbesserten Behandlungsleistung erzielt diese Variante auch ein im Vergleich
zu einem Schlitz ohne Störkörper stabileres Strömungsverhalten.
[0028] Weitere vorteilhafte Ausbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0029] Das erfindungsgemäße Verfahren sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung werden
nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen beschrieben.
[0030] Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung nach dem Stand der Technik
- Figuren 2-6
- jeweils ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung, gleichfalls in einer schematischen
Seitenansicht dargestellt.
[0031] In der Figur 1 ist eine Vorrichtung zum Behandeln, insbesondere zum Trocknen einer
fortschreitend bewegten Materialbahn 1 nach dem Stand der Technik dargestellt, mit
einer Schlitzdüse 2, durch die ein gasförmiges Medium, insbesondere auf etwa 100°C
erhitzte Luft unter Druck der zugewandten Oberfläche der Materialbahn 1 zugeführt
ist, wobei der aus der Schlitzdüse 2 austretende Luftstrom senkrecht, d.h. unter einem
Winkel von 90° auf die Materialbahn 1 auftrifft.
[0032] Die Schlitzdüse 2 mit zwei gegenüberliegenden, einen Schlitz 3 begrenzenden Wandungen
kann dabei in einer Länge bis zu 2,5 m vorliegen. Prinzipiell sind auch mehre Schlitzdüsen
2 in einer Reihe hintereinander angeordnet.
[0033] Nach dem Auftreffen des Strahls auf die Materialbahn 1 teilt sich der Strahl und
wird nach beiden Seiten, also in Bewegungsrichtung der Materialbahn 1 und entgegengesetzt
dazu abgeführt und jeweils über eine Absaugung 5 abgesaugt. Die Luftzuführung erfolgt
im Übrigen über einen Zulauf 4.
[0034] Gemäß dem neuen Verfahren, mit dem sowohl eine Trocknung wie auch eine Reinigung
der Materialbahn 1 möglich ist, wird das Medium unter einem Winkel < 90° auf die Materialbahn
1 geführt.
[0035] Zur Realisierung dieser Maßnahme sind verschiedene konstruktive Möglichkeiten denkbar,
von denen nachfolgend einige in den Figuren dargestellt sind.
[0036] Die Figur 2 zeigt eine Schlitzdüse 2, deren den Schlitz 3 seitlich begrenzenden,
sich gegenüberliegenden und durchgängigen Wandungen in Strömungsrichtung wellenförmig
ausgebildet sind.
[0037] Bei der in der Figur 3 gezeigten Variante ist der Schlitz 3 in Durchlaufrichtung
der Materialbahn 1 geringfügig schräg gestellt, wobei hier die Wandungen des Schlitzes
3 planeben sind.
[0038] In der Figur 4 ist die Schlitzdüse 2 bzw. ist der Schlitz 3 im Bereich seiner Wandungen
kreisbogenförmig ausgebildet, so dass ein Vordrall des Mediums entsteht, durch den
Staupunktdruckverluste reduziert werden und der Behandlungsprozess im Vergleich zum
Stand der Technik insgesamt stabiler gestaltet wird.
[0039] Der Figur 5 ist eine Ausführung zu entnehmen, bei der sich an den schräg verlaufenden
Schlitz 3 im Austrittsbereich eine demgegenüber abgewinkelte Fläche einer Leitkante
6 anschließt. Durch diese einseitig verlängerte Leitkante 6 ergibt sich der sogenannte
Coandä-Effekt, bei dem sich eine Strömung an eine Fläche anlegt und deren Verlauf
auch dann folgt, wenn keine Führung mehr durch die Fläche gegeben ist.
[0040] Die Leitkante 6 kann sowohl, wie im Beispiel der Figur 5, bei einer leicht rückwärts
geneigten Schlitzdüse 2 eingesetzt werden, aber auch bei dem Beispiel nach Figur 4,
in der der Schlitz 3 einen kreisbogenförmigen Verlauf einnimmt.
[0041] Schließlich gibt die Figur 6 eine Ausführungsvariante wieder, bei der zur Verwirklichung
des neuen Verfahrens ein Störkörper 7 vorgesehen ist, der im Austrittsbereich der
Schlitzdüse 2 angeordnet ist. Dabei weist der Störkörper 7 einen tropfenförmigen Querschnitt
auf.
[0042] In der Figur 6a) ist die Anordnung des Störkörpers 7 im Austrittsbereich der Schlitzdüse
2 angeordnet, die dort als Diffusor ausgebildet ist, während in der Figur 6b) die
Schlitzdüse 2 bzw. der Ausgang des Schlitzes 3 scharfkantig ist und senkrecht zur
Materialbahn 1 verläuft.
[0043] In jedem Fall wird der aus dem Schlitz 3 austretende Luftvorhang in zwei Hälften
aufgeteilt, die getrennt auf die Materialbahn 1 auftreffen.
[0044] Durch Lageveränderung des Störkörpers 7 zum Austritt der Schlitzdüse 2 kann ein Volumendurchsatz
des Mediums gezielt gesteuert werden.
1. Verfahren zum Behandeln einer insbesondere fortschreitend bewegten Materialbahn (1)
mittels eines aus mindestens einer Schlitzdüse (2) unter Druck austretenden gasförmigen
Mediums, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium unter einem Winkel < 90° auf die Materialbahn (1) geführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium mit einem Vordrall aus der Schlitzdüse (2) austritt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium, bezogen auf die Materialbahn (1), schräg aus der Schlitzdüse (2) austritt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium geteilt auf die Materialbahn (1) auftrifft.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer Schlitzdüse
(2), die gegenüber einer fortschreitend bewegten Materialbahn (1) fest positioniert
ist und die einen Schlitz (3) aufweist, der durch zwei sich gegenüberliegende Wandungen
begrenzt ist, wobei der Schlitz (3) im Bereich des Mediumaustritts als Mediumleitelement
ausgebildet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlitzdüse (2) so ausgebildet ist, dass das Medium unter einem Winkel < 90°
auf die Materialbahn auftrifft.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wandungen des Schlitzes (3) in Strömungsrichtung des Mediums wellenförmig ausgebildet
sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Wandungen in Richtung des Austritts des Schlitzes (3) verjüngt zueinander gerichtet
verlaufen.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlitz (3) mit planebenen Wandungen schräg zur Durchlaufrichtung der Materialbahn
(1) ausgerichtet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlitz (3) zum Austritt hin kreisbogenförmig verläuft.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Wand des Schlitzes (3) sich in Richtung der Materialbahn (1) fortsetzt und eine
Leitkante (6) bildet, die gegenüber der Wandung im Bereich des Schlitzes (3) geringfügig
abgewinkelt verläuft.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass abständig zum Austrittsbereich des Schlitzes (3) ein Störkörper (7) positioniert
ist, der vorzugsweise einen tropfenförmigen Querschnitt aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Störkörper (7) im Bereich des als Diffusor ausgebildeten Schlitzes (3) angeordnet
ist oder unterhalb eines scharfkantigen Austritts des Schlitzes (3).