[0001] Die Erfindung betrifft eine Trockentransformatorspule, umfassend eine hohlzylindrische
Spule mit wenigstens einer radial innen liegenden und einer radial außen liegenden
Wicklung. Die Erfindung betrifft auch einen Trockentransformator, umfassend einen
Transformatorkern mit wenigstens zwei Kernschenkeln.
[0002] Es ist allgemein bekannt, dass Trockentransformatoren, beispielsweise im Nennspannungsbereich
von 6kV, 10kV, 20kV, 30kV, ohne ein spezielles Isolationsmedium wie beispielsweise
Öl auskommen. Hierdurch lässt sich deren Konstruktion auf der einen Seite in vorteilhafter
Weise vereinfachen. Auf der anderen Seite bedingt die Verwendung von Luft als Isolationsmedium
aufgrund von deren begrenzter Isolationsfähigkeit vergrößerte Isolationsabstände zu
spannungsführenden Bauteilen. Darüber hinaus sind auch entsprechende Kühlmittel zum
Abtransport der im Betrieb auftretenden Verlustwärme des Trockentransformators vorzusehen,
beispielsweise axial verlaufende Kühlkanäle, welche üblicher Weise zwischen radial
benachbarten Wicklungssegmenten angeordnet sind.
[0003] Ein inhärenter Berührungsschutz eines Trockentransformators, wie beispielsweise bei
der Anordnung eines Transformators in einem mit Öl gefüllten Kessel, ist nicht gegeben.
Als nachteilig erweist sich hierbei, dass dies zu einer Gefährdung des Bedien- und
Wartungspersonals führt, weil spannungsführende Komponenten aufgrund von Nachlässigkeit
unbeabsichtigt berührt werden könnten. Eine bekannte Anordnung eines Transformators
in einem geerdeten Gehäuse stellt zwar einerseits einen wirksamen Berührungsschutz
dar, führt aber andererseits zu einer nachteilig erhöhten Baugröße des Transformators
mit Gehäuse, weil selbstverständlich auch alle benötigten dielektrischen Abstände
zwischen den spannungsführenden Komponenten des Transformators und dem geerdeten Gehäuse
einzuhalten sind.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, eine Trockentransformatorspule
und einen Trockentransformator mit verbessertem Berührungsschutz anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst von einer Trockentransformatorspule der eingangs genannten
Art. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass an der radial äußeren Oberfläche der Spule
eine zumindest teilweise umlaufende und sich wenigstens über deren axiale Länge erstreckende
Barrierenstruktur mit wenigstens einer Lage Leisten aus einem isolierenden Material
und wenigstens einer radial von diesen abgestützten Barrierewandung vorgesehen ist,
wobei die radial äußerste Barrierewandung einen elektrischen Schirm aufweist.
[0006] Die Grundidee der Erfindung besteht darin, den Berührungsschutz einer Trockentransformatorspule
dadurch zu realisieren, dass deren äußere Oberfläche zumindest an den manuell erreichbaren
Oberflächenbereichen mit einer Barrierenstruktur versehen wird, welche derart ausgelegt
ist, dass die im Betrieb auftretende Spannungsbelastung gehalten ist. Somit ist es
ermöglicht, die radial äußerste Barrierenwandung mit einem geerdeten elektrisch leitfähigen
Schirm zu versehen, der gefahrlos von einer ebenfalls auf Erdpotential befindlichen
Person berührt werden kann. Der Aufbau der Barrierenstruktur aus isolierenden Leisten
und davon getragener Schutzwandung ist dem Aufbau eines typischerweise zwischen radial
benachbarten Wicklungssegmenten einer Trockentransformatorspule angeordneten Kühlkanals
ähnlich und damit besonders einfach auch in die radiale Außenfläche der Trockentransformatorspule
zu integrieren.
[0007] Als Leistenmaterial sind beispielsweise glasfaserverstärkte Leisten aus einem Verbundwerkstoff
geeignet, welche idealerweise längs der axialen Erstreckung der Spule auf deren radial
äußeren Oberfläche angeordnet sind. Die dadurch radial abgestützte Barrierenwandung
kann beispielsweise aus schalenähnlichen Segmenten eines Zylinders aus einem Isolationsmaterial
gefertigt sein, dies vereinfacht die Herstellung in besonderer Weise. Es ist aber
auch erfindungsgemäß optional vorgesehen, die radial abgestützte Barrierenwandung
zumindest teilweise aus einem gewickelten Bandmaterial wie einem mit Harz imprägniertem
Faserroving herzustellen oder auch die gegebenenfalls vorhandenen schalenähnlichen
Segmente radial außen damit zu fixieren. Derartige harzgetränkte Faserrovings, welche
in einem trockenen Zwischenzustand des Harzes auch unter dem Namen "Prepreg" bekannt
sind, werden nach dem eigentlichen Wickelvorgang auf eine Polymerisationstemperatur
erhitzt und bilden beim Abkühlvorgang eine mechanisch sehr feste Struktur. Typischerweise
sind durch die Barrierenstruktur axial verlaufende kanalähnliche Hohlräume gebildet,
welche in vorteilhafter Weise auch als Kühlkanäle nutzbar sind.
[0008] Gemäß einer weiteren Ausgestaltungsform der erfindungsgemäßen Trockentransformatorspule
ist der elektrische Schirm als metallischer Schirm oder als Metallisierung ausgeführt.
Im Falle eines metallischen Schirms ist beispielsweise die radiale Außenfläche oder
Innenfläche der Barrierenstruktur mit einem leitfähigen Blech oder einer leitfähigen
Folie versehen, es ist aber prinzipiell auch möglich, einen derartigen metallischen
Schirm direkt in die radial abgestützte Barrierenwandung mit einzuwickeln, beispielsweise
bei Verwendung von Faserrovings. Dies erhöht in vorteilhafter Weise die mechanische
Stabilität der erfindungsgemäßen Trockentransformatorspule.
[0009] Im Falle einer Metallisierung wird auf die eigentlich elektrisch isolierende radial
abgestützte Barrierenwandung eine Metallschicht aufgetragen, beispielsweise durch
Aufdampfung oder auch das Auftragen eines metallisch leitfähigen Lackmaterials.
[0010] Einer weiteren Variante der erfindungsgemäßen Trockentransformatorspule folgend ragen
zumindest Teile der Barrierenstruktur über die axialen Enden der hohlzylindrischen
Spule heraus. Hierdurch ist in vorteilhafter Weise ein zusätzlicher Berührungsschutz
der Trockentransformatorspule auch in ihren Stirnbereichen erreicht.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Erfindungsvariante umschließt die Barrierenstruktur die Spule
vollumfänglich. Hierdurch das Berühren der gesamten radialen Außenfläche der Trockentransformatorspule
gefahrlos ermöglicht. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn keine um die Spule
verbaute Struktur eines Transformators vorhanden ist, welche für einen Teilbereich
der Spulenoberfläche einen Berührungsschutz darstellt.
[0012] Gemäß einer weiteren Variante der erfindungsgemäßen Trockentransformatorspule sind
die Anschlüsse der radial äußeren Wicklung stirnseitig aus der Spule geführt. Hierdurch
wird die Integrität des elektrischen Schirmes nicht gefährdet.
[0013] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird auch gelöst durch einen Trockentransformator, umfassend
einen Transformatorkern mit wenigstens zwei Kernschenkeln, wobei um mindestens einen
der wenigstens zwei Kernschenkel eine erfindungsgemäße Trockentransformatorspule angeordnet
ist und wobei deren jeweiliger elektrischer Schirm mit Erdpotential verbunden ist.
Der erfindungsgemäße Berührungsschutz der radialen Außenflächen der Spulen führt in
vorteilhafter Weise zu einer Reduktion der Baugröße des Trockentransformators, da
auf ein Gehäuse, in welchen der Trockentransformator integriert ist, verzichtet werden
kann.
[0014] Aber auch bei Verwendung eines Gehäuses kann dieser aufgrund der erfindungsgemäßen
Barrierenstruktur kleiner ausgeführt werden als ohne erfindungsgemäße Barrierenstruktur,
weil dann innerhalb des Gehäuses deutlich weniger Bereiche mit kritischen Potentialdifferenzen
vorhanden sind. So kann beispielsweise die Wandung eines Gehäuses ohne zusätzlichen
Isolationsabstand bis direkt an die radiale Außenfläche einer jeweiligen Trockentransformatorspule
gebaut werden.
[0015] Für den Fall, dass der Trockentransformator mechanische Komponenten aufweist, welche
geerdet sind und welche in sich auch einen mechanischen Berührungsschutz für die Oberflächenbereiche
von einer jeweiligen Trockentransformatorspule darstellen, kann in diesen Oberflächenbereichen
prinzipiell auch auf eine entsprechende Barrierenstruktur verzichtet werden.
[0016] Dies ist beispielsweise bei Teilbereichen gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen
benachbart angeordneter Trockentransformatorspulen der Fall. Hier ist zumindest ein
unbeabsichtigtes Berühren ausgeschlossen, weil diese Bereiche zu der den Trockentransformator
umschließenden Hüllkontur nach innen zurückgesetzt sind. Deshalb ist in einer Erfindungsvariante
vorgesehen, dass die elektrischen Schirme von wenigstens zwei benachbarten Trockentransformatorspulen
zumindest in Teilbereichen gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen nicht vollumfänglich
ausgeführt sind.
[0017] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausgestaltungsform des erfindungsgemäßen Trockentransformators
sind die elektrischen Schirme derart ausgestaltet und elektrisch miteinander verbunden,
dass die wenigstens zwei benachbarten Trockentransformatorspulen hüllenähnlich von
dem verbundenen Schirm umschlossen sind. Hierdurch sind alle manuell erreichbaren
Bereiche der Spulenoberflächen ohne Risiko berührbar.
[0018] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungsmöglichkeiten sind den weiteren abhängigen Ansprüchen
zu entnehmen.
[0019] Anhand der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele sollen die Erfindung,
weitere Ausführungsformen und weitere Vorteile näher beschrieben werden.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine exemplarische Trockentransformatorspule,
- Fig. 2
- einen ersten exemplarischen Trockentransformator sowie
- Fig. 3
- einen zweiten exemplarischen Trockentransformator.
[0021] Fig. 1 zeigt eine exemplarische erfindungsgemäße Trockentransformatorspule 10 in
einer Draufsicht. Die Trockentransformatorspule 10 umfasst eine hohlzylindrische radial
innere Wicklung 12 und eine daran anschließende radial äußere Wicklung 14, welche
ineinander verschachtelt sind. Um die radial äußere Oberfläche der durch die Windungen
12, 14 gebildeten Spule ist vollumfänglich eine Barrierenstruktur angeordnet. Die
Barrierenstruktur weist mehrere sternähnlich um die Mittelachse der Spule und längs
deren axialer Erstreckung verlaufende Leisten 16 auf, durch welche eine ringähnlich
um diese herum angeordnete Barrierenwandung 18 radial abgestützt ist. Die axiale Länge
der Barrierenwandung 18 übersteigt geringfügig die axiale Länge der Spule, um auch
stirnseitig den Berührungsschutz zu erhöhen. Direkt auf der radialen Außenfläche der
Barrierenwandung 18 ist ein elektrischer Schirm 20 aufmetallisiert, welcher mit Erdpotential
24 verbunden ist. Auf diese Weise ist ein gefahrloses Berühren der radialen Außenfläche
der Trockentransformatorspule auch während deren Betrieb ermöglicht. Die hohlzylindrische
Trockentransformatorspule ist um einen Kernschenkel 26 eines Transformatorkerns angeordnet.
[0022] Fig. 2 zeigt einen ersten exemplarischen Trockentransformator 30 in einer Schnittansicht.
Um drei parallel in einer gemeinsamen Ebene angeordnete Kernschenkel eines dreischenkligen
Transformatorkerns ist jeweils eine erfindungsgemäße Trockentransformatorspule 32,
34, 36 angeordnet. Jede Trockentransformatorspule 32, 34, 36 weist eine Barrierenstruktur
mit einem elektrischen Schirm auf, welcher nicht vollumfänglich um die jeweilige Trockentransformatorspule
ausgeprägt ist, sondern in Teilbereichen gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen
benachbarter Trockentransformatorspulen unterbrochen ist. Die in die Barrierenstrukturen
jeweils integriertem elektrischen Schirme sind mechanisch und elektrisch miteinander
zu einem geerdeten 44 hüllenähnlichen Schirm 42 verbunden, welcher die drei Trockentransformatorspulen
32, 34, 36 bandähnlich umschließt und durch welchen ein gefahrloses Berühren der zugänglichen
Oberflächenbereiche der Trockentransformatorspulen 32, 34, 36 gewährleistet ist.
[0023] Fig. 3 zeigt einen zweiten exemplarischen Trockentransformator 50 in einer Schnittansicht.
Dieser entspricht im Wesentlichen dem in der Figur 2 gezeigten Trockentransformator
30. Um drei parallel in einer gemeinsamen Ebene angeordnete Kernschenkel eines dreischenkligen
Transformatorkerns ist jeweils eine erfindungsgemäße Trockentransformatorspule 52,
54, 56 angeordnet. Jede Trockentransformatorspule 52, 54, 56 weist einen separat geerdeten
64 elektrischen Schirm 58, 60, 62 auf, welcher nicht vollumfänglich um die jeweilige
Trockentransformatorspule ausgeprägt, sondern in Teilbereichen unterbrochen ist. Da
die elektrischen Schirme nicht mechanisch miteinander verbunden sind ist theoretisch
zwar ein Berühren gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen benachbarter Trockentransformatorspulen
52, 54, 56 möglich, ein unbeabsichtigtes Berühren jedoch aufgrund der schweren Zugänglichkeit
der betreffenden Oberflächenbereiche ausgeschlossen.
Bezugszeichenliste
[0024]
- 10
- exemplarische Trockentransformatorspule
- 12
- radial innen liegende Wicklung
- 14
- radial außen liegende Wicklung
- 16
- Leisten
- 18
- radial abgestützte Barrierenwandung
- 20
- elektrischer Schirm
- 22
- kanalähnlicher Hohlraum
- 24
- Erdpotential
- 26
- Kernschenkel
- 30
- erster exemplarischer Trockentransformator
- 32
- erste Spule von erstem Trockentransformator
- 34
- zweite Spule von erstem Trockentransformator
- 36
- dritte Spule von erstem Trockentransformator
- 38
- erster Teilbereich gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen
- 40
- zweiter Teilbereich gegeneinander zugewandter Spulenoberflächen
- 42
- hüllenähnlich verbundene Schirme
- 44
- Erdpotential
- 50
- zweiter exemplarischer Trockentransformator
- 52
- erste Spule von zweitem Trockentransformator
- 54
- zweite Spule von zweitem Trockentransformator
- 56
- dritte Spule von zweitem Trockentransformator
- 58
- Schirm von erster Spule
- 60
- Schirm von zweiter Spule
- 62
- Schirm von dritter Spule
- 64
- Erdpotential
1. Trockentransformatorspule (10, 32, 34, 36, 52, 54, 56), umfassend eine hohlzylindrische
Spule mit wenigstens einer radial innen (12) liegenden und einer radial außen (14)
liegenden Wicklung,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der radial äußeren Oberfläche der Spule eine zumindest teilweise umlaufende und
sich wenigstens über deren axiale Länge erstreckende Barrierenstruktur mit wenigstens
einer Lage Leisten (16) aus einem isolierenden Material und wenigstens einer radial
von diesen abgestützten Barrierewandung (18) vorgesehen ist, wobei die radial äußerste
Barrierewandung (18) einen elektrischen Schirm (20, 42, 58, 60, 62) aufweist.
2. Trockentransformatorspule nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der elektrische Schirm (20, 42, 58, 60, 62) als metallischer Schirm oder als Metallisierung
ausgeführt ist.
3. Trockentransformatorspule nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest Teile der Barrierenstruktur über die axialen Enden der hohlzylindrischen
Spule herausragen.
4. Trockentransformatorspule nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Barrierenstruktur die Spule vollumfänglich umschließt.
5. Trockentransformatorspule nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anschlüsse der radial äußeren Wicklung (14) stirnseitig aus der Spule geführt
sind.
6. Trockentransformator, umfassend einen Transformatorkern mit wenigstens zwei Kernschenkeln,
dadurch gekennzeichnet, dass um mindestens einen der wenigstens zwei Kernschenkel (26) eine Trockentransformatorspule
(10, 32, 34, 36, 52, 54, 56) nach einem der Ansprüche 1 bis 5 angeordnet ist und dass
deren jeweiliger elektrischer Schirm (20, 42, 58, 60, 62) mit Erdpotential (24, 44,
64) verbunden ist.
7. Trockentransformator nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrischen Schirme (20, 42, 58, 60, 62) von wenigstens zwei benachbarten Trockentransformatorspulen
(10, 32, 34, 36, 52, 54, 56) zumindest in Teilbereichen gegeneinander zugewandter
Spulenoberflächen (38, 40) nicht vollumfänglich ausgeführt sind.
8. Trockentransformator nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrischen Schirme (20, 42, 58, 60, 62) derart ausgestaltet und elektrisch
miteinander verbunden sind, dass die wenigstens zwei benachbarten Trockentransformatorspulen
(10, 32, 34, 36, 52, 54, 56) hüllenähnlich von dem verbundenen Schirm (42) umschlossen
sind.