(19) |
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(11) |
EP 2 872 464 B1 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT |
(45) |
Hinweis auf die Patenterteilung: |
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30.05.2018 Patentblatt 2018/22 |
(22) |
Anmeldetag: 28.06.2013 |
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(51) |
Internationale Patentklassifikation (IPC):
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(86) |
Internationale Anmeldenummer: |
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PCT/EP2013/001898 |
(87) |
Internationale Veröffentlichungsnummer: |
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WO 2014/008986 (16.01.2014 Gazette 2014/03) |
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(54) |
INSENSITIVE SPRENGSTOFFWIRKMASSE
INSENSITIVE EXPLOSIVE ACTIVE SUBSTANCE
MASSE ACTIVE EXPLOSIVE À RISQUES ATTÉNUÉS
|
(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
|
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL
NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR |
(30) |
Priorität: |
13.07.2012 DE 102012013961
|
(43) |
Veröffentlichungstag der Anmeldung: |
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20.05.2015 Patentblatt 2015/21 |
(73) |
Patentinhaber: Diehl Defence GmbH & Co. KG |
|
88662 ÜBERLINGEN (DE) |
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(72) |
Erfinder: |
|
- HAHMA, Arno
91239 Henfenfeld (DE)
- LICHA, Johann
90552 Röthenbach/Pegn. (DE)
- PHAM-SCHÖNWETTER, Oliver
91207 Lauf (DE)
|
(74) |
Vertreter: Diehl Patentabteilung |
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c/o Diehl Stiftung & Co. KG
Stephanstraße 49 90478 Nürnberg 90478 Nürnberg (DE) |
(56) |
Entgegenhaltungen: :
EP-A1- 0 125 166 CH-A5- 643 804 DE-B- 1 209 926 US-A- 3 169 935 US-A- 4 981 534
|
EP-A1- 0 614 862 DE-A1- 2 451 701 GB-A- 1 253 019 US-A- 3 290 190 US-B1- 8 216 404
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Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die
Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen
das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich
einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr
entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen). |
[0001] Die Erfindung betrifft eine insensitive Sprengstoffwirkmasse, welche keinen Weichmacher
benötigt und dennoch mit einer hohen Dichte realisiert werden kann. Eine Reduktion
der Dichte einer Sprengstoffwirkmasse verringert deren Leistung bei deren Detonation.
Man versucht daher stets Sprengstoffwirkmassen mit möglichst hoher Dichte herzustellen.
[0002] Bekannte insensitive Sprengstoffwirkmassen enthalten entweder über 8 Gew.-% Bindemittel
und weisen dadurch eine verhältnismäßig geringe Dichte auf oder sie enthalten ein
Bindemittel mit einem Weichmacher, wie die Sprengstoffwirkmasse DXP-1340, die aus
Oktogen, Acrylatgummi und Dioctyladipat als Weichmacher besteht und die derzeit leistungsstärkste
insensitive Sprengstoffwirkmasse ist. Der Weichmacher migriert im Laufe der Zeit in
der Sprengstoffwirkmasse und aus der Sprengstoffwirkmasse heraus. Durch die Migration
des Weichmachers kann die Empfindlichkeit lokal so steigen, dass die Sprengstoffwirkmasse
ihre Insensitivität verliert. Weiterhin verändern sich durch die Migration des Weichmachers
die mechanischen Eigenschaften der Sprengstoffwirkmasse. Die Lagerfähigkeit der Sprengstoffwirkmasse
wird durch die Migration des Weichmachers begrenzt. Eine Sprengstoffladung, die einen
Sprengstoff und eine Mischung aus einem chlorierten Paraffinwachs und einem flüssigen
chlorierten Öl umfasst, ist aus
US-Patent 8,216,404 B1 bekannt. Weiterhin zerstört der Weichmacher bei Kontakt nahezu alle bekannten Kunststoffe
oder bringt sie zum Quellen. Daher muss eine Weichmacher enthaltende Sprengstoffwirkmasse
immer von allen Kunststoffteilen mittels einer metallischen Diffusionssperre isoliert
werden. Dies ist verhältnismäßig aufwendig. Darüber hinaus birgt die Beschädigung
dieser Diffusionssperre oder ein fehlerhafter oder versehentlich nicht erfolgter Einbau
der Diffusionssperre große Risiken in sich.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine insensitive Sprengstoffwirkmasse
bereitzustellen, welche die obigen Nachteile nicht aufweist. Sie soll insbesondere
eine hohe Dichte bei gleichzeitig langer Lagerfähigkeit und guter Verträglichkeit
mit Kunststoffen aufweisen. Eine weitere Aufgabe besteht darin, eine insensitive Sprengstoffwirkmasse
bereitzustellen, die mit mindestens der gleichen Leistungsstärke wie DXP-1340 bereitgestellt
werden kann.
[0004] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen
ergeben sich aus den Merkmalen der Ansprüche 2 bis 8. Erfindungsgemäß ist eine insensitive
Sprengstoffwirkmasse umfassend einen Sprengstoff und eine Mischung aus einem Chlorparaffin
und Polyvinylchlorid (PVC) als Bindemittel vorgesehen.
[0005] Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben erkannt, dass Chlorparaffine eine große
Zahl vorteilhafter Eigenschaften vereinen und damit ideal als Bindemittel für eine
insensitive Sprengstoffwirkmasse geeignet sind. Chlorparaffine sind brandhemmend,
wodurch die ungewollte Zündung der erfindungsgemäßen Sprengstoffwirkmasse durch Hitze
gehemmt wird. Darüber hinaus weisen Chlorparaffine eine ausreichende mechanische Festigkeit
auf, um als Bindemittel zu fungieren und haften hervorragend an den meisten Materialien.
Wenn Chlorparaffine als Bindemittel eingesetzt werden, ist der Einsatz eines Weichmachers
nicht erforderlich. Im Gegensatz zu den üblichen Weichmachern sind Chlorparaffine
nicht leicht flüchtig und nicht dünnflüssig, so dass eine Migration ausgeschlossen
ist. Weiterhin ermöglichen es Chlorparaffine, eine insensitive Sprengstoffwirkmasse
mit sehr hoher Leistungsstärke zu realisieren, weil Chlorparaffine eine relativ hohe
Dichte aufweisen. Die Leistung ist eine Funktion der Dichte und ist umso höher, je
höher die Dichte einer Sprengstoffwirkmasse ist. Weiterhin hat es sich gezeigt, dass
aus der erfindungsgemäßen Sprengstoffwirkmasse hergestellte Presslinge eine höhere
mechanische Festigkeit als Presslinge aus DXP-1340 aufweisen. Die Erfindung ermöglicht
die Bereitstellung einer insensitiven Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher und ohne
den üblicherweise mit einem erhöhten Anteil an Bindemittel einhergehenden Leistungsverlust.
Insbesondere ermöglicht sie auch die Herstellung einer Sprengstoffwirkmasse mit einer
höheren Dichte und Leistungsstärke als DXP-1340.
[0006] Das Herstellen der erfindungsgemäßen Sprengstoffwirkmasse durch Mischen des Sprengstoffs
mit einem Chlorparaffin ist erheblich einfacher als das Herstellen einer Sprengstoffwirkmasse
mit polymeren Bindemitteln, weil Chlorparaffine in Kohlenwasserstoffen und Ether leicht
löslich sind, während die üblichen Sprengstoffe darin völlig unlöslich sind. Dies
ermöglicht eine einfache Beschichtung von Sprengstoffpartikeln mit Chlorparaffin,
indem der Sprengstoff in eine Chlorparaffinlösung eingeschlämmt wird und während des
Mischens das Lösungsmittel unter reduziertem Druck abgezogen wird.
[0007] Chlorparaffin löst sich sofort in den genannten Lösungsmitteln. Bei polymeren Bindemitteln
ist es dagegen erforderlich, zunächst eine Lösung des polymeren Bindemittels in einem
Lösungsmittel herzustellen. Dieser Vorgang ist üblicherweise zeitaufwendig. Weitere
Zeit kann beim Abziehen des Lösungsmittels eingespart werden. Im Gegensatz zu polymeren
Bindemitteln kann bei Chlorparaffin das Lösungsmittel sehr schnell abgezogen werden,
ohne dass dadurch die Beschichtung der Sprengstoffpartikel ungleichmäßig wird und
deshalb die Insensitivität der resultierenden Sprengstoffwirkmasse nicht mehr gewährleistet
werden kann.
[0008] Bei einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen insensitiven Sprengstoffwirkmasse ist
darin kein Weichmacher enthalten. Dadurch ist die Sprengstoffwirkmasse mit nahezu
allen Kunststoffen dauerhaft verträglich. Weil dadurch kein Weichmacher aus der Sprengstoffwirkmasse
herausmigrieren kann, ändert sich dessen Zusammensetzung mit der Zeit nicht. Er weist
dadurch eine sehr lange Lagerfähigkeit auf. Die erfindungsgemäße Sprengstoffwirkmasse
enthält neben der Mischung aus Chlorparaffin und PVC kein weiteres Bindemittel.
[0009] Mit Chlorparaffin ist es möglich, eine insensitive Sprengstoffwirkmasse mit nur 5
Gew.-% Bindemittel bereitzustellen, ohne dass die Sprengstoffwirkmasse dadurch gegenüber
dem Sprengstoff selbst wesentlich an Leistung verliert. Das liegt daran, dass Chlorparaffine
eine hohe Dichte haben und somit die gesamte Sprengstoffwirkmasse dichter wird als
beispielsweise mit einem Bindemittel auf Acrylatbasis, wie z. B. HyTemp® der Fa. Zeon
Europe GmbH, Deutschland, mit einem Weichmacher wie Dioctyladipat (DOA). Die Leistung,
d. h. der Detonationsdruck, ist in der dritten Potenz von der Dichte der Sprengstoffwirkmasse
abhängig. Dadurch reicht die Erhöhung der Dichte durch ein Chlorparaffin aus, um bei
der erfindungsgemäßen Sprengstoffwirkmasse einen Leistungsverlust durch ein Ersetzen
von ansonsten vom Sprengstoff eingenommenen Volumen durch das Bindemittel zu kompensieren.
[0010] Das Chlorparaffin kann eine Kettenlänge von mindestens 14 und höchstens 17 C-Atomen
aufweisen. Derartiges Chlorparaffin wird üblicherweise als Chlorparaffin mit mittlerem
Molekulargewicht bezeichnet und als solches verkauft.
[0011] Bei einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen insensitiven Sprengstoffwirkmasse ist
das Chlorparaffin unvollständig chloriert. Es kann einen Chlorierungsgrad im Bereich
von 45 % bis 65 %, insbesondere von 48 % bis 62 %, insbesondere von 48 bis 58 %, aufweisen.
[0012] Bei einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sprengstoffwirkmasse ist das
Chlorparaffin darin mit einem Anteil von höchstens 8 Gew.-%, insbesondere höchstens
6 Gew.-%, insbesondere höchstens 5 Gew.-%, enthalten. Der Anteil des PVCs in dem Bindemittel
liegt im Bereich von 5 Gew.-% bis 50 Gew.-%, insbesondere 15 Gew.-% bis 35 Gew.-%,
insbesondere 20 Gew.-% bis 30 Gew.-%. Bei dem Sprengstoff kann es sich um einen kristallinen
Sprengstoff handeln. Bei kristallinen Sprengstoffen ist das Problem der Empfindlichkeit
und damit einer ungewollten Zündung besonders groß. Es besteht daher ein großer Bedarf
an der Insensitivierung dieser Sprengstoffe. Für die erfindungsgemäße insensitive
Sprengstoffwirkmasse sollten die kristallinen Sprengstoffe in den Sprengstoffkristallen
keine Hohlräume aufweisen, da bei einem Kollabieren dieser Hohlräume unter Druck stets
auch die Gefahr einer ungewollten Zündung besteht.
[0013] Bei dem Sprengstoff kann es sich um Oktogen, Hexogen, Nitropenta (PETN), Triaminotrinitrobenzol
(TATB), Diaminodinitroethylen (FOX-7) oder Hexanitrohexaazaisowurtzitan (HNIW, CL-20)
handeln.
[0014] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0015] Die Beispiele 2 bis 8 und 10 stellen dabei nicht erfindungsgemäße insensitive Sprengstoffwirkmassen
dar, während es sich bei Beispiel 1 um die bekannte Sprengstoffwirkmasse DXP-1340
handelt.
Beispiel 1:
[0016] Pressbare herkömmliche Sprengstoffwirkmasse DXP-1340 mit Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Acrylatgummi |
Hytemp 4454 |
1,0 |
TMD=1833 |
Dioctyladipat |
Weichmacher |
3,0 |
|
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
67,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,8 |
|
Beispiel 2:
[0017] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 135 |
4,0 |
TMD=1884 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
67,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,8 |
|
Beispiel 3:
[0018] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Hordaflex LC 70 |
4,0 |
TMD=1880 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
67,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,8 |
|
Beispiel 4:
[0019] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 140 |
4,0 |
TMD=1883 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
67,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,8 |
|
Beispiel 5:
[0020] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 52 flüssig |
4,0 |
TMD=1871 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
67,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,8 |
|
Beispiel 6:
[0021] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 135 |
6,0 |
TMD=1871 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
66,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
27,8 |
|
Beispiel 7:
[0022] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 52 flüssig |
6,0 |
TMD=1852 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
66,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
27,8 |
|
Beispiel 8:
[0023] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 52 flüssig |
5,0 |
TMD=1862 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
66,7 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
28,3 |
|
Beispiel 9:
[0024] Erfindungsgemäße pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 52 flüssig |
4,5 |
TMD=1857 |
Polyvinylchlorid |
Solvin 266 SF |
1,5 |
|
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
66,2 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
27,8 |
|
Beispiel 10:
[0025] Pressbare Sprengstoffwirkmasse ohne Weichmacher:
Stoff |
Typ |
Gewichtsprozent |
Sonstiges |
Chlorparaffin |
Leuna Tenside CP 52 flüssig |
7,0 |
TMD=1843 |
Oktogen |
NSO 137 gesiebt 630 µm |
65,7 |
|
Oktogen |
NSO 152 |
27,3 |
|
[0026] TMD bedeutet dabei "theoretische maximale Dichte" in der Einheit kg/m
3. Chlorparaffin wurde bei den obigen Beispielen jeweils von der Firma Leuna-Tenside
GmbH, 06237 Leuna, Deutschland bezogen. Polyvinylchlorid wurde von Solvay SA, Belgien
und Oktogen von Nexplo Bofors AB, Karlskoga, Schweden, bezogen. Bei Oktogen bedeutet
"gesiebt 630 µm", dass die maximale Größe der darin enthaltenen Partikel 630 µm beträgt.
"CP" ist jeweils die Abkürzung für Chlorparaffin.
[0027] Alle Mischungen der Beispiele 2 bis 10 wurden in einem 1 Kilogramm Ansatz gemischt.
Der Sprengstoff Oktogen und das Chlorparaffin wurden in einen Mischer eingewogen.
Anschließend wurden circa 800 ml Lösungsmittel zugegeben. Als Lösungsmittel ist jedes
Lösungsmittel geeignet, in welchem sich das Bindemittel homogen auflösen lässt, der
Sprengstoff aber nicht oder allenfalls geringfügig löslich ist. Im Falle der nur Chlorparaffin
als Bindemittel enthaltenden Beispiele wurde n-Hexan als Lösungsmittel eingesetzt.
Weitere dafür geeignete Lösungsmittel sind beispielsweise Dichlormethan oder Dichlorethan.
Im Falle einer Mischung aus Chlorparaffin und PVC als Bindemittel wurde Tetrahydrofuran
als Lösungsmittel eingesetzt.
[0028] Nach 5 Minuten Mischen wurde ein Vakuum angelegt und eine Temperatur von 70°C eingestellt
bis das Lösungsmittel verdunstet war. Danach wurde die Sprengstoffwirkmasse aus dem
Mischer entleert. Sie lag als leicht klebriges, weißes Pulver vor. 24 g der jeweiligen
Sprengstoffwirkmasse wurden jeweils in einem Presswerkzeug zu Tabletten von 21 mm
Durchmesser gepresst. Die Presslinge wurden gewogen und vermessen. Aus den erhaltenden
Werten wurde die Dichte der Presslinge ermittelt. Anschließend wurden die Presslinge
im sogenannten Gap-Test eingesetzt. Bei dem Gap-Test handelt es sich um einen Standardtest
für die Ermittlung der Insensitivität von Sprengstoffwirkmassen oder Sprengstoffen.
Dabei wird die Höhe einer standardisierten Wassersäule gemessen, die ausreicht um
eine durch Detonation einer Standardsprengladung erzeugte Stoßwelle in der Wassersäule
auf die zu untersuchenden Sprengstoffwirkmasse zu übertragen, so dass diese noch zuverlässig
detoniert, bzw. zuverlässig nicht mehr detoniert. Die Werte sind dabei jeweils in
mm der Wassersäule angegeben. Der erste Wert unter "Gap [mm]" bezeichnet dabei jeweils
den Wert, bei dem die zu untersuchende Sprengstoffwirkmasse zuverlässig detoniert
("GO") und ein zweiter Wert, den Wert, bei dem die zu untersuchende Sprengstoffwirkmasse
nicht mehr detoniert ("NO GO"). Je niedriger diese Werte sind, desto insensitiver
ist die Sprengstoffwirkmasse. Die Ergebnisse des Gap-Tests sind in der nachfolgenden
Tabelle aufgeführt.
Tabelle 1
Stoff |
TMD [kg/m3] |
Dichte [kg/m3] |
% TMD |
Gap[mm] |
Ergebnis |
Tg/°C |
Beispiel 1 |
1833 |
1810 |
98,7 |
12/13 |
GO/NO GO |
-60 |
Beispiel 2 |
1884 |
1841 |
97,7 |
16/17 |
GO/NO GO |
n. g. |
Beispiel 3 |
1880 |
1830 |
97,3 |
18/19 |
GO/NO GO |
n. g. |
Beispiel 4 |
1883 |
1832 |
97,3 |
19 |
GO |
n. g. |
Beispiel 5 |
1871 |
1827 |
97,6 |
16/17 |
GO/NO GO |
-48 |
Beispiel 6 |
1871 |
1835 |
98,1 |
16/17 |
GO/NO GO |
n. g. |
Beispiel 7 |
1852 |
1814 |
97,9 |
13/14 |
GO/NO GO |
-48 |
Beispiel 8 |
1862 |
1818 |
97,6 |
15/16 |
GO/NO GO |
-48 |
Beispiel 9 |
1857 |
1801 |
97,0 |
16 |
GO |
-48 |
Beispiel 10 |
1843 |
1810 |
98,2 |
12/14 |
GO/NO GO |
-48 |
[0029] Tg bedeutet dabei "Glasübergangstemperatur", "n. g." bedeutet "nicht gemessen". Die
Glasübergangstemperatur wurde mittels dynamischer Differenz-Kalorimetrie (DSC) gemessen.
[0030] Die für die obigen Beispiele 1 bis 10 berechneten Detonationsgeschwindigkeiten (D[m/s])
und die Detonationsdrücke (p[GPa]) bei den tatsächlich ermittelten und aus der obigen
Tabelle ersichtlichen Dichten sind aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.
Tabelle 2
Stoff |
D [m/s] |
p [GPa] |
Beispiel 1 |
8950 |
33,0 |
Beispiel 2 |
8960 |
34,1 |
Beispiel 3 |
8920 |
33,6 |
Beispiel 4 |
8930 |
33,7 |
Beispiel 5 |
8930 |
33,6 |
Beispiel 6 |
8850 |
33,7 |
Beispiel 7 |
8810 |
32,8 |
Beispiel 8 |
8860 |
33,1 |
Beispiel 9 |
8750 |
32,2 |
Beispiel 10 |
8760 |
32,6 |
1. Insensitive Sprengstoffwirkmasse umfassend einen Sprengstoff und eine Mischung aus
einem Chlorparaffin und Polyvinylchlorid (PVC) als Bindemittel, wobei in der Sprengstoffwirkmasse
neben der Mischung aus Chlorparaffin und PVC kein weiteres Bindemittel enthalten ist,
wobei das Chlorparaffin in der Sprengstoffwirkmasse mit einem Anteil von höchstens
8 Gew.-% enthalten ist, wobei das PVC in dem Bindemittel mit einem Anteil im Bereich
von 5 Gew.-% bis 50 Gew.-% enthalten ist.
2. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach Anspruch 1,
wobei darin kein Weichmacher enthalten ist.
3. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das
Chlorparaffin eine Kettenlänge von mindestens 14 und höchstens 17 C-Atomen aufweist.
4. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das
Chlorparaffin unvollständig chloriert ist.
5. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach Anspruch 4,
wobei das Chlorparaffin einen Chlorierungsgrad im Bereich von 45 % bis 65 %, insbesondere
von 48 % bis 62 %, insbesondere von 48 % bis 58 %, aufweist.
6. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das
Chlorparaffin darin mit einem Anteil von höchstens 6 Gew.-%, insbesondere höchstens
5 Gew.-%, enthalten ist.
7. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der
Sprengstoff ein kristalliner Sprengstoff ist.
8. Insensitive Sprengstoffwirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der
Sprengstoff Oktogen, Hexogen, Nitropenta (PETN), Triaminotrinitrobenzol (TATB), Diaminodinitroethylen
(FOX-7) oder Hexanitroisowurtzitan (CL-20) ist.
1. Insensitive explosive active material comprising an explosive and a mixture of a chloroparaffin
and polyvinylchloride (PVC) as a binder, wherein no further binder is present in the
explosive active material in addition to the mixture of chloroparaffin and PVC, wherein
the chloroparaffin is present in the explosive active material in a proportion of
not more than 8% by weight, wherein the PVC is present in the binder in a proportion
in the range from 5% by weight to 50% by weight.
2. Insensitive explosive active material according to Claim 1, wherein no plasticizer
is present therein.
3. Insensitive explosive active material according to either of the preceding claims,
wherein the chloroparaffin has a chain length of not less than 14 and not more than
17 carbon atoms.
4. Insensitive explosive active material according to any of the preceding claims, wherein
the chloroparaffin is incompletely chlorinated.
5. Insensitive explosive active material according to Claim 4, wherein the chloroparaffin
has a degree of chlorination in the range from 45% to 65%, in particular from 48%
to 62%, in particular from 48% to 58%.
6. Insensitive explosive active material according to any of the preceding claims, wherein
the chloroparaffin is present therein in a proportion of not more than 6% by weight,
in particular not more than 5% by weight.
7. Insensitive explosive active material according to any of the preceding claims, wherein
the explosive is a crystalline explosive.
8. Insensitive explosive active material according to any of the preceding claims, wherein
the explosive is octogen, hexogen, nitropenta (PETN), triaminotrinitrobenzene (TATB),
diaminodinitroethylene (FOX-7) or hexa-nitroisowurtzitane (CL-20).
1. Masse active explosive à risques atténués, comprenant un explosif et un mélange d'une
chloroparaffine et de polychlorure de vinyle (PVC) en tant que liant, aucun autre
liant n'étant contenu dans la masse active explosive en plus du mélange de chloroparaffine
et de PVC, la chloroparaffine étant contenue dans la masse active explosive en une
proportion d'au plus 8 % en poids, le PVC étant contenu dans le liant en une proportion
dans la plage allant de 5 % en poids à 50 % en poids.
2. Masse active explosive à risques atténués selon la revendication 1, dans laquelle
aucun plastifiant n'est contenu.
3. Masse active explosive à risques atténués selon l'une quelconque des revendications
précédentes, dans laquelle la chloroparaffine présente une longueur de chaîne d'au
moins 14 et d'au plus 17 atomes C.
4. Masse active explosive à risques atténués selon l'une quelconque des revendications
précédentes, dans laquelle la chloroparaffine est chlorée de manière incomplète.
5. Masse active explosive à risques atténués selon la revendication 4, dans laquelle
la chloroparaffine présente un degré de chloration dans la plage allant de 45 % à
65 %, notamment de 48 % à 62 %, notamment de 48 % à 58 %.
6. Masse active explosive à risques atténués selon l'une quelconque des revendications
précédentes, dans laquelle la chloroparaffine est contenue dans celle-ci en une proportion
d'au plus 6 % en poids, notamment d'au plus 5 % en poids.
7. Masse active explosive à risques atténués selon l'une quelconque des revendications
précédentes, dans laquelle l'explosif est un explosif cristallin.
8. Masse active explosive à risques atténués selon l'une quelconque des revendications
précédentes, dans laquelle l'explosif est l'octogène, l'hexogène, le tétranitrate
de pentaérythritol (PETN), le triaminotrinitrobenzène (TATB), le diaminodinitroéthylène
(FOX-7) ou l'hexanitroisowurtzitane (CL-20).
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