[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Rattan gemäß den Merkmalen
des Patentanspruchs 1.
[0002] Rattan ist ein Produkt aus dem Stamm von Rattanpalmen, die eine Länge von über 100m
erreichen können. Das Holz der Rattanpalme setzt sich aus vielen kleinen Röhrchen
und Kapillaren zusammen, wobei die Röhrchen im Inneren des Holzes und die Kapillaren
im Randbereich (Schalenbereich) bzw. in den Wandungen zwischen den einzelnen Röhrchen
angeordnet sind. Dies führt zu den einzigartigen Grundeigenschaften des Rattan-Holzes:
Leichtigkeit, Elastizität, Strapazier- und Biegefähigkeit (hoher Ölgehalt), Strapazier-
und Biegefähigkeit. Die äußere Schicht des Stängels ist härter und dauerhafter als
der innere Teil - daraus ergeben sich unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten. Rattan
ist ein leichtes Material mit einer durchschnittlichen Rohdichte um 0,30 -0,40 g/cm.
Es lässt sich über offener Flamme oder nach Dämpfen gut biegen und behält nach dem
Abkühlen und Trocknen seine Form. Entscheidend für die sehr spezifischen Eigenschaften
von Rattan ist die strukturbedingt ungleiche Dichteverteilung über den Querschnitt,
die einen kontinuierlichen Anstieg der Festigkeit von innen nach außen bedingt. Dadurch
sind vor allem die elastischen Werte im Außenbereich sehr hoch, während im weichen
Kern die durch starke Biegung bedingten plastischen Verformungen absorbiert werden
können.
[0003] Die bekannteste Verwendung von Rattan sind Korbwaren und geflochtene Möbel, z. B.
Stühle oder Sessel. Feucht und besonders unter Dampf oder mit der Heißluftpistole
wird das Rattanmaterial weich und elastisch genug zum Flechten.
[0004] Naturbelassene Stangen aus Rattanmaterial erlauben keine Oberflächenbehandlung mit
üblichen Mitteln und Verfahren, da die kiesel- bzw. wachshaltige Außenhaut eine ausreichende
Haftung verhindert. Geschältes Material dagegen lässt sich ohne Schwierigkeiten einfärben
und lackieren. Auch farbige Deckanstriche sind problemlos anwendbar. Sowohl das Einfärben
(Beizen) wie auch farbige oder farblose Endbehandlung werden am fertigen Produkt im
Tauch- oder Sprühverfahren vorgenommen.
[0005] Geschältes Material kann zwar ohne Schwierigkeiten eingefärbt und lackiert werden,
jedoch sind Färbungen oft nicht dauerhaft und eine Lackierung bietet nur wenig Schutz
vor Witterung und Abnutzung. Die meist oberflächlich angewandte Behandlung des Materials
führt zu sehr kurzlebigen und qualitativ minderwertigen Produkten. Gleichzeitig ist
das Einsatzgebiet von Rattan durch seinen porösen Aufbau und der daraus resultierenden
Elastizität und Weichheit stark begrenzt. Selbst starke Durchmesser mit 30 mm, z.B.
angewandt als Stuhlbeine benötigen zusätzliche Verstrebungen um die nötige Steifigkeit
zu gewährleisten. Eine weitere Möglichkeit um eine nötige Mindeststeifigkeit zu erreichen
wird durch die Erhöhung des Materialeinsatzes erreicht.
[0006] Aus
DE 10 2005 043 533 A1 ist die kapillare Saugfähigkeit von Holz beschrieben. Es ist beschrieben, dass Rattan
durchtränkt wird, wobei ein Elastomermaterial in die Kapillaren von Rattan mittels
Kapillarkraft eingebracht wird, wodurch u.a. die mechanische Belastbarkeit des Rattan
hinsichtlich Federung oder Polsterung verbessert wird.
[0007] JP H03-290201 A beschreibt ein Imprägnierungsverfahren von Rattan. Hierbei wird mittels eines Unterdrucks
Flüssigkeit in die Röhrchen des Rattans gedrückt. Nachteilig ist, dass das Rattan
in einen Druckbehälter gegeben werden muss. Eine ähnliche Anordnung beschreibt
US 722,869 A, nämlich eine Anordnung zur Kesseldruckimprägnierung von Rattan. Hierbei wird das
Rattanmaterial in einen Druckbehälter eingebracht, welcher mit einer Flüssigkeit gefüllt
ist. Durch Variation des Druckes innerhalb des Behälters wird die Flüssigkeit in das
Rattanmaterial eingebracht.
[0008] GB 412 163 A beschreibt ein Verfahren, bei welchem die Mantelfläche einer Rattanstange mit einer
Flüssigkeit benetzt wird. Die Rattanstange wird dann kontinuierlich durch eine Kammer
mit einer Eingangs- und einer Ausgangsöffnung geleitet. An der Ausgangsöffnung wird
die Flüssigkeit auf der Mantelfläche der Rattanstange abgestreift und sammelt sich
in der Kammer. Dadurch entsteht in der Kammer ein Druck, welcher auf die Mantelfläche
der Rattanstange wirkt, wodurch die Rattanstange mit der Flüssigkeit über die Mantelflächen
imprägniert wird. Eine optimale Einbringung der Flüssigkeit in die Kanäle der Rattanstange
ist nicht möglich.
[0009] Aus
CN 101934543 A1 ist ein Verfahren zur Behandlung von Rattan mit einer Flüssigkeit bekannt, bei dem
Rattan mit längs verlaufenden Röhrchen und zwei senkrecht dazu ausgeführten Endflächen
bereitgestellt, das eine Ende des Rattanrohres mit einer Saugleitung und das andere
Rohrende in eine Flüssigkeit getaucht wird, so dass durch Anlegen eines Unterdrucks
am ersten Rohrende die Flüssigkeit vom zweiten Rohrende her in das Rattanrohr eingebracht
wird. Dieses Verfahren zeigt allerdings nur eine unzureichende Einbringung von Flüssigkeit
in die Röhrchen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit welchem das Einbringen
von Flüssigkeit in die Rattanröhrchen verbessert werden kann, um so eine verbesserte
Durchdringung der Flüssigkeit im Querschnitt der Rattanstange zu gewährleisten.
[0011] Diese Aufgaben werden mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
Vorteilhafte Ausführungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren geht aus von einer Behandlung von Rattan mit einer
Flüssigkeit. Das Verfahren umfasst dabei folgende Schritte:
- a) Bereitstellen einer Rattanstange mit längs verlaufenden Röhrchen und zwei im Wesentlichen
senkrecht zu den Röhrchen ausgeführten Endflächen,
- b) Herstellen einer Strömungsverbindung mittels einer Leitung zwischen einem Behälter
zur Aufnahme der Flüssigkeit und wenigstens einer Endfläche
- c) Zuführen und Einbringen der Flüssigkeit in die Röhrchen, wobei in der Leitung ein
Druck erzeugt wird.
[0013] In einer ersten Variante der Erfindung wird im Schritt a) die Rattanstange vollständig
in die Flüssigkeit eingelegt, im Schritt b) eine Endfläche mit einer Saugvorrichtung
verbunden wird und im Schritt c) die Flüssigkeit über die Mantelfläche der Rattanstange
und der anderen Endfläche in die Röhrchen mit Unterdruck gesaugt. Unter der Mantelfläche
ist im Weiteren diejenige Außenfläche der Rattanstange zu verstehen, welche keine
Endfläche darstellt. Eine Endfläche einer Rattanstange ist im Wesentlichen als eine
Querschnittsfläche der Rattanstange zu verstehen. Zweckmäßig umfasst der Schritt a)
zusätzlich das Entfernen der natürlichen Schale des Rattanmaterials. Zusätzlich kann
der Schritt a) das Aufrauen der von der natürlichen Schale befreiten Rattanstange
umfassen. Dadurch wird gewährleistet, dass Flüssigkeit, welche die Mantelfläche der
Rattanstange benetzt, in die Röhrchen im Inneren der Rattanstange eindringen kann.
Über die Leitung wird die Flüssigkeit über die Mantelflächen und durch Risse und Löcher
in den Wandungen der Röhrchen in das Innere der Röhrchen gesaugt.
[0014] Unter vollständigem Einlegen der Rattanstange in die Flüssigkeit wird im Weiteren
verstanden, dass die Rattanstange vollständig von Flüssigkeit umgeben ist, d.h. die
Rattanstange ist an der Mantelfläche und an den Endflächen in Kontakt mit der Flüssigkeit.
Hiervon ausgenommen ist selbstverständlich der Anschluss der Saugvorrichtung an die
Rattanstange. Somit ist unter einem vollständigen Enlegen der Rattanstange in die
Flüssigkeit zu verstehen, dass die Mantelfläche sowie diejenige Endfläche, an die
die Saugvorrichtung nicht angeschlossen ist von der Flüssigkeit umgeben ist. Insbesonder
ist der Anschluss der Saugvorrichtung an die eine Endfläche der Rattanstange, z.B.
ein Adapterstück zwischen Saugvorrichtung und Rattanstange ebenfalls von der Flüssigkeit
umgeben. Somit befindet sich die gesamte Rattanstange unterhalb der Flüssigkeitsoberfläche.
[0015] In einer zweiten Variante wird die Flüssigkeit einer der beiden Endflächen oder gleichzeitig
beiden Endflächen mit Überdruck zugeführt.
[0016] Beiden Varianten ist gemein, dass die Flüssigkeit von einem Bereich außerhalb der
Rattanstange mittels Druck in das Innere der Rattanstange, also in das Innere der
Röhrchen geführt wird.
[0017] Unter Zuführen und Einbringen der Flüssigkeit in die Röhrchen ist im Weiteren zu
verstehen, dass die Flüssigkeit derart an und in die Röhrchen geleitet wird, dass
die Röhrchen vollständig oder teilweise mit der Flüssigkeit befüllt werden. Die Flüssigkeit
wird mittels einer äußeren, auf die Endflächen einwirkenden Kraft in die Röhrchen
hineingepresst. Dies wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, dass in der Leitung,
z.B. einer Schlauchleitung ein Druck (Überdruck oder Unterdruck) erzeugt wird. Dieser
Druck bewirkt eine Kraft in Richtung einer Endfläche, welche die Flüssigkeit in die
Röhrchen presst. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Flüssigkeit
nicht mittels Kapillarkraft in die Röhrchen hineingepresst wird.
[0018] Das Prinzip der Kapillarität beruht auf den Molekularkräften, die innerhalb eines
Stoffes und an der Grenzfläche zwischen einer Flüssigkeit und einer Gefäßwand auftreten.
Im Inneren der Flüssigkeit heben sich die auf ein bestimmtes Flüssigkeitsmolekül wirkenden
Kräfte auf. An der Oberfläche der Flüssigkeit ergibt sich je nach Material der Gefäßwand
eine resultierende Kraft, welche in die Flüssigkeit hinein oder aus ihr heraus in
Richtung der Gefäßwand gerichtet ist. Im Gegensatz zum vorliegenden Verfahren, bei
dem durch den in der Leitung angelegten Druck die resultierende Kraft in Richtung
der Röhrchen wirkt.
[0019] Unter Rattan wird im Weiteren das für die Behandlung vorgesehene Rattanausgangsmaterial
in Form von Rattanstangen, Rattanplatten oder Rattanblöcke verstanden. Rattanstangen
sind hierbei im Wesentlichen geschälte oder ungeschälte Rattanstämme, Rattanplatten
und Rattanblöcke sind entsprechend aus Rattanstämmen hergestellte Platten und Blöcke,
wobei sich die Röhrchen jeweils in Längsrichtung erstrecken. Das Rattan weist hierbei
in jeder Ausgangsform zwei Endflächen (Querschnittsflächen) auf, welche im Wesentlichen
senkrecht zu den in Längsrichtung des Rattans verlaufenden Röhrchen ausgeführt sind.
Selbstverständlich ist es auch möglich, dass die Endflächen unter einen vorgegebenen
Winkel zur Längsrichtung der Röhrchen ausgeführt sind. Die Winkel, die die beiden
Endflächen zu den Röhrchen bilden können hierbei unterschiedlich sein.
[0020] Die Herstellung einer Strömungsverbindung zwischen einem Flüssigkeitsvorratsbehälter
und wenigstens einer Endfläche mittels einer Leitung in Schritt b) kann hierbei die
Maßnahme umfassen, dass an der Endfläche ein Adapterstück vorgesehen ist zur gleichmäßigen
Verteilung der Flüssigkeit auf die Endfläche. Dadurch wird gewährleistet, dass die
Flüssigkeit gleichmäßig verteilt wird und somit sämtlichen von dem Adapterstück umschlossenen
Röhrchen zugeführt wird. Der erfindungsgemäß angelegte Druck in der Leitung besteht
auch in dem Adapterstück, d.h. dem Übergangsstück zwischen dem Rattanausgangsmaterial
und der Leitung, sowie in mit der Leitung verbundenen Düsen oder Rohren.
[0021] In einer ersten Ausführungsform der Erfindung nach der ersten Variante wird im Schritt
c) die Flüssigkeit mit einem Druck zwischen 0,01 und 0,8 bar in die Röhrchen eingebracht.
Dieser Druckbereich (Arbeitsdruckbereich) wird im Weiteren auch als Unterdruck bezeichnet.
Zweckmäßig ist der Druck im Arbeitsdruckbereich niedriger als der vorherrschende Atmosphärendruck.
Durch das vollständige Einbringen des Rattans in die Flüssigkeit lassen sich in dem
angegebenen Unterdruckbereich Flüssigkeiten bis mittlerer Viskosität (ca. 10
3 mPa s) in das Rattan einbringen. Gleichzeitig kann hierbei eine gezielte Behandlung
der Röhrchenwandungen stattfinden, was z.B. beim Einsatz von Farbe zu einer besseren/gleichmäßigen
Musterbildung im Querschnitt des Rattanmaterials führt.
[0022] In einer ersten Ausführungsform der Erfindung nach der zweiten Variante wird im Schritt
c) die Flüssigkeit mit einem Druck zwischen 1,5 und 20 bar in die Röhrchen eingebracht.
Dieser Druckbereich (Arbeitsdruckbereich) wird im Weiteren auch als Überdruck bezeichnet.
Zweckmäßig ist der Druck im Arbeitsdruckbereich größer als der vorherrschende Atmosphärendruck.
Durch die Behandlung mit Überdruck können Flüssigkeiten bis hoher Viskosität (>10
3 mPa s) in das Rattan eingebracht werden, da mit Überdruck eine höhere Krafteinwirkung
möglich ist. Im Vergleich zur Unterdruckbehandlung können hierbei auch die Wandungen
der Röhrchen leichter durchbrochen werden, was z.B. bei der Behandlung mit einem Harz
zu einer besseren Durchdringung führt und eine höhere Steifigkeit des Materials resultiert.
[0023] Wenn gemäß der ersten Ausführungsform der Erfindung nach der zweiten Variante gleichzeitig
an beiden Endflächen mit Überdruck, zweckmäßig mit Druck größer als 1,0 bar, Flüssigkeit
in Form von Farbe in das Rattan gedrückt wird, so beschleunigt sich der Färbeprozess.
Es entsteht ein Überdruck im Inneren der Röhrchen und die Flüssigkeit sucht sich einen
Weg durch die Wandungen der Röhrchen und tritt durch die Mantelfläche des Rattans
aus. Das Rattan färbt sich komplett durch, d.h. die Röhrchen sind vollständig mit
Flüssigkeit gefüllt.
[0024] Es kann im Schritt c) vorgesehen werden, dass die Flüssigkeit einem vorgegebenen
Bereich an einer Endfläche, insbesondere vorgegebenen Bereichen an beiden Endflächen
zugeführt wird. Dadurch ist es z.B. möglich, dass nur die Röhrchen im Inneren einer
zu behandelnden Rattanstange mit der Flüssigkeit befüllt werden. Dadurch lässt sich
je nach verwendeter Flüssigkeit erreichen, dass das Rattan in diesem Bereich bestimmte
Materialeigenschaften aufweist. Bei der Verwendung von Farbe wird z.B. erreicht, dass
der Querschnitt einer Rattanstange ein bestimmtes Muster aufweist. Bei Verwendung
z.B. eines Bindemittels kann z.B. die Steifigkeit einer Rattanstange beeinflusst werden,
wenn nur Bereiche der Rattanstange mit Bindemittel befüllt werden.
[0025] Die Flüssigkeit kann ein Farbmittel, ein Bindemittel, ein formaldehydhaltiges oder
lösemittelbasierendes oder natürliches Harz, ein mit Farbpigmenten versetztes Bindemittel
oder ein Öl oder ein Wachs sein. Acrodur® ist ein Bindemittel für Natur-, Glas- und
Synthesefasern. Als wasserbasiertes System ist es eine umweltfreundliche Alternative
zu formaldehydhaltigen oder lösemittelbasierenden Harzen und garantiert dadurch eine
sichere, einfache und umweltverträgliche Handhabung. Das auf Wasser basierende Acrodur®
kann so verdünnt werden, dass die optimale Viskosität für die Anwendung des Verfahrens
eingestellt werden kann. Zugleich können dem Acrodur® Farbpigmente hinzugefügt werden,
welche die Prozesse des Färbens und Aussteifens miteinander verbinden. Nachdem das
Acrodur® in das Rattan gefüllt wurde, kann es in den Ofen bei ca. 140- 200 C°. Das
Acrodur® im Inneren der Rattanstange beginnt aufzugehen und zu vernetzen. Die Kanülen
werden komplett ausgefüllt und die Rattanstange wird in der Ausgangsposition ausgesteift
und gehärtet. Danach erreicht das Rattan eine weitaus höhere Steifigkeit bzw. Härte
und ist im gleichen Zuge, falls Farbpigmente hinzu gemischt wurden, partiell gefärbt
oder durch gefärbt. Als Alternative zu Acrodur® können natürlich andere Bindemittel
oder formaldehydhaltige sowie lösungsmittelbasierende Harze verwendet werden, aber
auch natürliche Harze sind denkbar.
[0026] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, z.B. flüssige Farbe ohne großen
Energieaufwand schnell in das Rattanmaterial einzubringen. Dabei können mehrere Techniken
verwendet werden (Druck oder Unterdruck, Hitze, Fliehkraft). Dringt die Farbe in die
Röhrchen ein, so kann es über die ganze Länge im Inneren des Rattans transportiert
werden und färbt die Innenwandung der Röhrchen. Es entsteht im Querschnitt eine fleckige,
jedoch gleichmäßig gepunktete Färbung, die einen sehr eigenständigen Charakter besitzt.
Es ist möglich, dass die einzelnen Techniken miteinander kombiniert werden. So kann
z.B. an einer Endfläche Flüssigkeit mit Druck in die Röhrchen hineingedrückt werden
und an der anderen Endfläche ein Unterdruck angelegt sein, der die Flüssigkeit durch
die Röhrchen saugt.
[0027] Das Einbringen der Flüssigkeit in die Röhrchen kann zudem über die Temperatur verbessert
werden. Die Temperatur des zu behandelnde Rattans kann vorteilhaft verändern werden,
wobei in einem Schritt a1) das zu behandelnde Rattan auf eine Temperatur von bis zu
200°C aufgeheizt wird und diese Temperatur in einem vorgegeben Temperaturbereich während
der Schritte b) und c) im Wesentlichen konstant gehalten wird.
[0028] Es ist aber auch möglich, dass nach Zuführung der Flüssigkeit in die Röhrchen, also
in einem Schritt d) das zu behandelnde Rattan auf eine Temperatur von bis zu 200°C
aufgeheizt wird. Dadurch ist es möglich, dass die Flüssigkeit in Abhängigkeit von
der Temperatur des Rattans schneller oder langsamer durch die Röhrchen geleitet wird.
Selbstverständlich ist es hierbei auch möglich, dass in einem Schritt vor Schritt
b) oder c) die Temperatur der Flüssigkeit auf 50°C-100°C aufgeheizt wird und in die
Röhrchen eingeleitet wird.
[0029] Der Schritt a) kann das Biegen des Rattans in eine vorgegebene Form umfassen. Somit
ist es möglich, dass auch bereits fertige Formen aus Rattan, z.B. Stühle oder Körbe
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden können.
[0030] Die erfindungsgemäßen Verfahren des Füllens von Rattan mit Flüssigkeiten und Stoffen
die dem Holz bestimmte Eigenschaften verleihen, bringen viele Vorteile gegenüber der
konventionellen Verarbeitung. Ein großer Nachteil von Rattan ist seine geringe Witterungsbeständigkeit
und hohe Elastizität bzw. Weichheit. Durch das erfindungsgemäße Füllen können Stoffe
in das Material effektiv eingebracht werden, welche es widerstandsfähig gegenüber
Insekten und Wettereinflüssen macht. Zudem kann es durch dieses einfache Verfahren
mit einem Stoff gefüllt werden, der in Zusammenhang mit dem Naturrattan eine hohe
Härte wie Steifigkeit und eine Alternative zum teuren Bugholz bietet. Durch dieses
additive Verfahren werden die Einsatzbereiche in der Produktwelt von Rattan erheblich
erweitert. Auch in der farblichen Gestaltung können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
neue Wege in der Holztechnik bestritten werden. Es ist nicht nur möglich Rattan komplett
durchzufärben. Mit Hilfe einer Schablone oder einer partiellen Behandlung der Röhrchen
können ganz bestimmte Bereiche des Rattans unterschiedlich gefüllt bzw. gefärbt werden.
Im Vergleich zur bisherigen Verarbeitung, ermöglicht das Verfahren eine intelligentere
und umweltfreundlichere Behandlung des Rattans, mit der Wahl ungiftiger Stoffe zur
Veredelung. Zugleich könnte es bei der Produktverarbeitung, Arbeitsschritte wie mehrmaliges
Lackieren einsparen.
[0031] Das Rattan das mit dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt wurde, weist verbesserte
Eigenschaften hinsichtlich Steifigkeit und Härte auf. Ist das Rattan mit einer Flüssigkeit
mit Farbpigmenten behandelt worden, so ist Rattan partiell gefärbt oder komplett durchgefärbt.
Mit dem gemäß der Erfindung behandelten Rattan können z.B. Möbel, insbesondere Stühle
oder Tische, Verpackungen, Fortbewegungsmittel, Sportgeräte, Instrumente, oder Kunstgegenstände
hergestellt werden.
[0032] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet sich aus durch eine Saugvorrichtung, welche
mit einer Endfläche einer Rattanstange über eine Leitung verbunden ist und durch einen
Flüssigkeitsbehälter, in welchen die Rattanstange vollständig eingebracht ist.
[0033] Die Erfindung wird im Weiteren anhand von Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch den Querschnitt einer Rattanstange,
Fig. 2 schematische Darstellungen für eine erste und zweite Variante der Einbringung
von Flüssigkeit in die Röhrchen einer Rattanstange,
Fig. 3 eine beispielhafte Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0034] Fig. 1 zeigt den Querschnitt einer Rattanstange. Rattan R besteht aus einer Vielzahl
von längs verlaufenden Röhrchen RK. Das Rattan R weist eine Mantelfläche AF auf. Zwischen
den einzelnen Röhrchen (Kanülen) RK sind Wandungen W vorhanden. In Weiteren ist unter
der Wandung W das Material zwischen den einzelnen Röhrchen RK zu verstehen. Diese
Wandungen W können bei Überdruck in der Röhrchen RK durchbrochen werden, so dass eine
Verbindung zwischen benachbarten Röhrchen RK entstehen kann. So ist es möglich, dass
bei mit Druck in die Röhrchen RK eingebrachte Flüssigkeit, die Flüssigkeit die Wandungen
W durchbricht und sich so über den gesamten Querschnitt Q der Rattanstange R verteilt.
Dadurch ist eine vollständige Durchtränkung des Rattanmaterials möglich, das Rattanmaterial
wird z.B. vollständig durchgefärbt.
[0035] Beispielhaft ist in Fig. 1 eine Schablone gezeigt, welche vor dem Querschnitt der
Rattanstange R angeordnet ist, d.h. die Schablone SC befindet sich hier oberhalb der
Zeichenebene. Die Schablone SC weist einen Bereich QB auf, welcher für Flüssigkeit
durchlässig ist. Flüssigkeit, welche dem Querschnitt der Rattanstange R zugeführt
wird, tritt nur in dem Bereich QB in die Röhrchen RK der Rattanstange R ein. Die Schablone
SC kann z.B. in dem Adapterstück A wie in Fig. 3a-3c gezeigt angeordnet sein. Insbesondere
findet die Schablone SC dann Verwendung, wenn die Flüssigkeit F mittels Druck an einer
Endfläche A (Fig. 2) in die Röhrchen RK geleitet wird und an der anderen Endfläche
B in einen Behälter B geleitet wird (Fig. 2), wobei der Druck hierbei derart gewählt
ist, dass die Flüssigkeit F nicht über die Mantelfläche AF austritt. Die Schablone
SC kann aber auch dann Anwendung finden, wenn in der eben beschriebenen Anordnung
die Flüssigkeit F durch die Röhrchen RK mittels Anlegen eines Unterdrucks gesaugt
wird. Hierdurch wird erreicht, dass nur die Röhrchen RK eines Ausschnitts QB des Querschnitts
Q des Rattan R mit Flüssigkeit F versorgt werden. Damit lässt sich z.B. erreichen,
dass die Rattanstange R querschnittsabhängig unterschiedliche Materialeigenschaften
aufweist.
[0036] In Fig. 2a und Fig. 2b sind eine erste und zweite Variante der Einbringung von Flüssigkeit
in die Röhrchen einer Rattanstange gezeigt.
[0037] Die Rattanstange R weist einen ersten Querschnitt A und einen zweiten Querschnitt
B auf. In dem Querschnitt A und B enden die längs in der Rattanstange R verlaufenden
Röhrchen RK. Fig. 2a zeigt eine Rattanstange R, welche vollständig in Flüssigkeit
F eingetaucht ist. Mit anderen Worten beide Querschnitte A und B als auch die Mantelfläche
AF sind von der Flüssigkeit F umgeben. An einem der beiden Querschnitten A, B ist
eine Saugvorrichtung (nicht dargestellt) angebracht, welche die Flüssigkeit F aus
einem Flüssigkeitsbevorratungsbehälter (nicht dargestellt) durch die andere Querschnittsfläche
und die Mantelfläche AF in die Rattanröhrchen in Richtung der Saugvorrichtung saugt.
Hierbei gelangt die Flüssigkeit F über feine Löcher oder Risse in der Wandung W von
der Mantelfläche AF in das Innere der Röhrchen RK.
[0038] Fig. 2b zeigt eine Rattanstange, bei der eine Flüssigkeit gleichzeitig beiden Querschnitten
A und B zugeführt wird. In diesem Fall bricht aufgrund des hohen Drucks im Inneren
der einzelnen Röhrchen RK die Wandung W (Fig. 1) einzelner Röhrchen RK und die Flüssigkeit
F tritt durch die Mantelfläche AF aus der Rattanstange R.
[0039] Fig. 3a zeigt eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
am Beispiel einer Rattanstange. Selbstverständlich kann anstelle einer Rattanstange
auch ein Rattanblock oder eine Rattanplatte oder ein geformtes Rattanmaterial verwendet
werden.
[0040] Eine Saugvorrichtung SV ist über die Leitung S, z.B. ein Schlauch mit einem Querschnitt
A einer Rattanstange R verbunden. Die Rattanstange R befindet sich vollständig in
einem Flüssigkeitsbevorratungsbehälter FB mit einer Flüssigkeit F, z.B. Farbe oder
Bindemittel, welche in die Rattanstange R einzubringen ist. Die Saugvorrichtung SV
erzeugt einen Unterdruck in der Leitung S. Dadurch wird Flüssigkeit F über die Mantelfläche
AF und die andere Querschnittsfläche B in die Rattanstange R, insbesondere die Röhrchen
(nicht dargestellt) hineingepresst.
[0041] Der Schlauch S dient dem Transport der Flüssigkeit F zwischen der Saugvorrichtung
SV und dem Querschnitt A der Rattanstange R. Zwischen der Leitung S und der Rattanstange
R ist ein Verbindungselement V vorgesehen, welches eine optimale Verbindung zwischen
Schlauch S und Rattanstange R herstellt. Das Verbindungselement V dient dazu, die
Flüssigkeit F in geeigneter Weise aus dem gesamten Querschnitt A der Rattanstange
R in den Schlauch S zu leiten, so dass die Flüssigkeit F möglichst gleichmäßig aus
den Röhrchen RK der Rattanstange R in den Schlauch S gesaugt werden kann
[0042] Fig. 3b zeigt schließlich eine Vorrichtung, bei der beide Enden A, B einer Rattanstange
R über eine Leitung S mit jeweils einem Flüssigkeitsbevorratungsbehälter B1, B2 verbunden
sind. In jedem der beiden Flüssigkeitsbevorratungsbehälter B1, B2 herrscht ein Überdruck.
Mit anderen Worten der Druck in den Flüssigkeitsbevorratungsbehälter B1, B2 ist größer
dem umgebenden Atmosphärendruck, Daduch wird die Flüssigkeit F von beiden Enden A,
B herkommend in die Röhrchen RK der Rattanstange R hineingedrückt. Aufgrund des in
den Röhrchen RK steigenden Drucks bricht die Wandung der Röhrchen RK und über die
Mantelfläche AF der Rattanstange R tritt die Flüssigkeit F aus.
Bezugszeichenliste
[0043]
- Q
- Querschnitt Rattanstange
- R
- Rattanstange
- AF
- Mantelfläche
- W
- Wandung
- RK
- Röhrchen
- A
- Querschnitt
- B
- Querschnitt
- S
- Leitung
- F
- Flüssigkeit
- V
- Verbindungselement
- FB
- Behälter
- B1
- erster Behälter
- B2
- zweiter Behälter
- SC
- Schablone
- SV
- Schlauchverbindung
- QB
- innerer Bereich der Schablone
1. Verfahren zur Behandlung von Rattan mit einer Flüssigkeit umfassend folgende Schritte:
a) Bereitstellen einer Rattanstange (R) mit längs verlaufenden Röhrchen (RK) und zwei
im Wesentlichen senkrecht zu den Röhrchen (RK) ausgeführten Endflächen (A, B),
b) Herstellen einer Strömungsverbindung mittels einer Leitung (S) zwischen einem Behälter
(FB, B1, B2) zur Aufnahme der Flüssigkeit (F) und wenigstens einer Endfläche (A, B),
c) Zuführen und Einbringen der Flüssigkeit (F) in die Röhrchen (RK), wobei in der
Leitung (S) ein Druck erzeugt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt a) die Rattanstange (R) vollständig in die Flüssigkeit (F) eingelegt wird,
dass im Schritt b) eine Endfläche (A, B) mit einer Saugvorrichtung verbunden wird
und dass im Schritt c) die Flüssigkeit (F) über die Mantelfläche (AF) der Rattanstange
(R) und der anderen Endfläche (B, A) in die Röhrchen (RK) mit Unterdruck gesaugt wird.
2. Verfahren zur Behandlung von Rattan mit einer Flüssigkeit, umfassend folgende Schritte:
a) Bereitstellen einer Rattanstange (R) mit längs verlaufenden Röhrchen (RK) und zwei
im Wesentlichen senkrecht zu den Röhrchen (RK) ausgeführten Endflächen (A, B),
b) Herstellen einer Strömungsverbindung mittels einer Leitung (S) zwischen einem Behälter
(FB, B1, B2) zur Aufnahme der Flüssigkeit (F) und wenigstens einer Endfläche (A, B),
c) Zuführen und Einbringen der Flüssigkeit (F) in die Röhrchen (RK), wobei in der
Leitung (S) ein Druck erzeugt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit (F) einer der beiden Endflächen (A, B) oder gleichzeitig beiden Endflächen
(A, B) mit Überdruck zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt c) der Druck zwischen 0,01 und 0,8 bar beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt c) der Druck zwischen 1,5 und 20 bar beträgt.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt c) die Flüssigkeit (F) einem vorgegebenen Bereich (QB) einer Endfläche
(A, B) zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit (F) ein Farbmittel, ein Bindemittel, ein formaldehydhaltiges oder
lösemittelbasierendes oder natürliches Harz, ein mit Farbpigmenten versetztes Bindemittel
oder ein Öl oder ein Wachs ist.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Schritt a1) das zu behandelnde Rattan auf eine Temperatur von bis zu 200°C
aufgeheizt wird und diese Temperatur in einem vorgegeben Temperaturbereich während
der Schritte b) und c) im Wesentlichen konstant gehalten wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Schritt d) das zu behandelnde Rattan auf eine Temperatur von bis zu 200°C
aufgeheizt wird und/oder vor Schritt b) oder c) die Flüssigkeit (F) auf eine Temperatur
von 50°C-100°C aufgeheizt wird und/oder der Schritt a) das Biegen des Rattans in eine
vorgegebene Form umfasst.
9. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Saugvorrichtung (SV) vorhanden ist, welche mit einer Endfläche (A, B) einer
Rattanstange (R) über eine Leitung (S) verbunden ist und dass die Rattanstange (R)
in einem Flüssigkeitsbehälter (FB, B1, B2) vollständig eingebracht ist.
10. Rattan, das mit einem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1-8 behandelt ist.
11. Möbelstück, das mit Rattan gemäß Anspruch 10 hergestellt ist.