[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsorgung einer radioaktiv kontaminierten
wässrigen Salzlösung bzw. Salzlauge. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die radioaktiv
kontaminierte wässrige Salzlösung in einen Feststoff bzw. im Wesentlichen in einen
Feststoff überführt wird.
[0002] Radioaktiv kontaminierte wässrige Salzlösungen entstehen insbesondere bei der Lagerung
bzw. Endlagerung radioaktiver Abfälle im Erdboden. Bei derartigen Endlagerstätten
handelt es sich häufig um ehemalige Bergwerke bzw. Salzbergwerke. Wenn Wasser in ein
solches Bergwerk bzw. Salzbergwerk mit darin gelagerten radioaktiven Abfällen eintritt,
ist es nicht ausgeschlossen, dass radiaktiv kontaminierte wässrige Salzlösungen entstehen.
In einem solchen Fall müssen die kontaminierten Salzlösungen bzw. Salzlaugen entsorgt
werden bzw. in einen unkritischen Zustand überführt werden.
[0003] Aus der Praxis ist es bislang u. a. bekannt die radioaktiv kontaminierten Lösungen
bzw. Laugen zu trocknen. Damit sind eine nachteilhaft lange Trocknungszeit sowie hohe
Kosten verbunden. Weiterhin ist es bekannt die radioaktiv kontaminierten Salzlösungen
mit Hilfe von Beton zu verfestigen. Dabei fallen nachteilhaft voluminöse Produkte
an und dieses Verfahren ist aufwendig und ebenfalls sehr kostspielig.
[0004] Demgegenüber liegt der Erfindung das technische Problem zugrunde, ein Verfahren zur
Entsorgung von radioaktiv kontaminierten wässrigen Salzlösungen anzugeben, bei dem
die vorstehend beschriebenen Nachteile effektiv vermieden werden können.
[0005] Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung ein Verfahren zur Entsorgung
einer radioaktiv kontaminierten wässrigen Salzlösung bzw. Salzlauge - insbesondere
einer gesättigten radioaktiv kontaminierten wässrigen Salzlösung bzw. Salzlauge -
wobei die Salzlösung Magnesiumchlorid als Hauptbestandteil sowie zudem Magnesiumsulfat
und Natriumchlorid enthält, wobei zur Verfestigung der Salzlösung Dolomitkalkhydrat
zu der Lösung gegeben wird, so dass ein verfestigtes Produkt bzw. Zwischenprodukt
entsteht. - Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann das verfestigte Produkt/Zwischenprodukt
endgelagert werden bzw. der Endlagerung zugeführt werden. - Bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren entsteht ein fester radioaktiver Abfall und zwar im Vergleich zu beispielsweise
bekannten Zementierungsverfahren mit einer geringeren Vergrößerung des Abfallvolumens.
Weiterhin werden zusätzliche nachteilige radioaktive Nebenprodukte - wie bei den bekannten
Trocknungsverfahren - nicht erzeugt.
[0006] Bei der wässrigen Salzlösung handelt es sich um eine typische, insbesondere in Salzbergwerken
oder dgl. vorkommende Salzlösung. Statt des Begriffes Salzlösung wird hier und nachfolgend
auch verkürzt der Begriff Lösung verwendet. Dass die Salzlösung Magnesiumchlorid als
Hauptbestandteil enthält, meint im Rahmen der Erfindung insbesondere, dass die Lösung
mehr als 40 Gew.-%, bevorzugt mehr als 50 Gew.-% Magnesiumchlorid enthält. Es liegt
im Rahmen der Erfindung, dass Dolomitkalkhydrat als Bindemittel zur Verfestigung der
Salzlösung eingesetzt wird. Dolomitkalkhydrat besteht überwiegend aus Calciumhydroxid
und Magnesiumhydroxid.
[0007] Es liegt weiterhin im Rahmen der Erfindung, dass die erfindungsgemäß behandelte radioaktiv
kontaminierte wässrige Salzlösung 200 bis 800 g/l Magnesiumchlorid, 20 bis 50 g/l
Magnesiumsulfat und 5 bis 11 g/l, bevorzugt 6 bis 10 g/l Natriumchlorid enthält. Nach
besonders bevorzugter Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält die
Salzlösung 220 bis 720 g/l Magnesiumchlorid, 25 bis 45 g/l Magnesiumsulfat und 7 bis
9 g/l Natriumchlorid. Die Mengenangaben beziehen sich dabei insbesondere auf eine
Temperatur von 30°C und auf Normaldruck.
[0008] Zweckmäßigerweise wird das Dolomitkalkhydrat mit der Maßgabe zugefügt, dass die Salzlösung
über 9 Gew.-% und bevorzugt unter 18 Gew.-% Dolomitkalkhydrat enthält. Es empfiehlt
sich, dass Dolomitkalkhydrat mit der Maßgabe zugeführt wird, dass die Salzlösung zwischen
11 und 15 Gew.-%, bevorzugt zwischen 11,5 und 14,5 Gew.-% und besonders bevorzugt
zwischen 12 und 13,5 Gew.-% Dolomitkalkhydrat enthält. Der Erfindung liegt insoweit
die Erkenntnis zugrunde, dass für den erfindungsgemäßen Erfolg eine überraschend geringe
Menge an Dolomitkalkhydrat ausreicht. Dabei werden Verfestigungsprodukte mit vorteilhaft
geringem Volumen erhalten.
[0009] Nach bewährter Ausführungsform der Erfindung wird die Zugabe des Dolomitkalkhydrats
und zweckmäßigerweise auch die anschließende Verfestigung der Salzlösung bei einer
Temperatur kleiner 50°C, vorzugsweise kleiner 40°C und besonders bevorzugt bei einer
Temperatur von 25 bis 35°C durchgeführt. Eine sehr empfohlene Ausführungsform der
Erfindung ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabe des Dolomitkalkhydrats und vorzugsweise auch die ansschließende Verfestigung
der Salzlösung bei einer Temperatur von 30°C bzw. bei einer Temperatur von etwa 30°C
durchgeführt wird. Zweckmäßigerweise wird die Salzlösung bei der Zugabe des Dolomitkalkhydrats
und bevorzugt auch bei der weiteren Verfestigung temperiert, beispielsweise in einem
Thermostatbad temperiert.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
Salzlösung bzw. die nach Zugabe des Dolomitkalkhydrats resultierende Suspension zumindest
während der Zugabe des Dolomitkalkhydrats gerührt. Es liegt dabei im Rahmen der Erfindung,
dass das Dolomitkalkhydrat langsam in die Salzlösung eingerührt wird und insbesondere
innerhalb von 2 bis 8 Minuten, bevorzugt innerhalb von 3 bis 7 Minuten und beispielsweise
innerhalb von 5 Minuten der Lösung zugefügt wird. Dabei wird die Salzlösung während
der Zugabe bevorzugt kontinuierlich gerührt. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass
die Salzlösung ab Beginn der Zugabe des Dolomitkalkhydrats bis zu 45 Minuten, insbesondere
bis zu 30 Minuten gerührt wird. Es liegt weiterhin im Rahmen der Erfindung, dass zumindest
unmittelbar danach die Salzlösung bzw. die resultierende Suspension nicht mehr gerührt
wird.
[0011] Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Salzlösung bzw. die daraus resultierende Suspension 2 bis 8 Stunden nach der
Zugabe des Dolomitkalkhydrats, vorzugsweise 3 bis 6 Stunden nach der Zugabe des Dolomitkalkhydrats
zumindest einmal aufgerührt wird. Eine Ausführungsvariante zeichnet sich dadurch aus,
dass die Salzlösung bzw. die daraus resultierende Suspension nach 3,5 bis 4,5 Stunden,
beispielsweise nach 4 Stunden einmal aufgerührt wird. Vorzugsweise wird die Salzlösung
bzw. Suspension nach dem Aufrühren bzw. nach dem letzten Aufrühren in ein lagerfähiges/endlagerfähiges
Gebinde überführt.
[0012] Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die Salzlösung bzw. die Suspension innerhalb
von 20 bis 30 Stunden nach der Zugabe des Dolomitkalkhydrats, insbesondere innerhalb
von 22 bis 26 Stunden nach der Zugabe des Dolomitkalkhydrats aushärtet. Es liegt weiterhin
im Rahmen der Erfindung, dass die ausgehärtete/verfestigte Salzlösung bzw. das ausgehärtete/verfestigte
Endprodukt ein lediglich geringfügig größeres Volumen hat als die ursprüngliche Salzlösung.
Dabei ist das Volumen des resultierenden Feststoffes insbesondere um lediglich ungefähr
5% größer als die ursprünglich eingesetzte Salzlösung.
[0013] Zweckmäßigerweise ist das Natriumchlorid in Form von Steinsalz und Kochsalz in der
Salzlösung enthalten. Steinsalz besteht überwiegend aus Natriumchlorid, enthält jedoch
auch Spuren von Calciumsulfat und dergleichen Salzen. Vorzugsweise enthält die radioaktiv
kontaminierte wässrige Salzlösung 5,2 bis 5,6 g/l Steinsalz und 2 bis 3 g/l Kochsalz.
[0014] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
eine sehr effektive und wenig aufwendige Entsorgung von radioaktiv kontaminierten
wässrigen Salzlösungen bzw. Salzlaugen möglich ist. Zunächst ist es überraschend,
dass mit relativ geringen Mengen Dolomitkalkhydrat ein verhältnismäßig großer Anteil
von wässriger Salzlösung verfestigt werden kann. Weiterhin ist von Vorteil, dass die
Aushärtreaktion bzw. Verfestigungsreaktion als endotherme Reaktion abläuft und somit
optimal kontrollierbar ist. Andere Reaktionen zur Entsorgung von kontaminierten wässrigen
Salzlösungen laufen in nachteilhafter Weise exotherm bzw. stark exotherm ab. Vorteilhaft
ist fernerhin, dass die Verfestigungsreaktion bei üblichen Temperaturen - insbesondere
bei 30°C - durchgeführt werden kann. Hervorzuheben ist außerdem, dass im Gegensatz
zu aus der Praxis bekannten Maßnahmen das verfestige/ausgehärtete Endprodukt ein relativ
geringes Volumen aufweist und somit problemlos bzw. relativ problemlos lagerbar bzw.
endlagerbar ist. Zu betonen ist weiterhin, dass die Aushärtung bzw. Verfestigung der
radioaktiv kontaminierten wässrigen Salzlösung in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum
realisiert werden kann. Zusammenfassend ist festzustellen, dass das erfindungsgemäße
Verfahren ein schnelles volumenoptimiertes Konditionierungsverfahren zur Verfügung
stellt und im Übrigen mit relativ geringen Kosten durchführbar ist. Nachteilhafte
Begleiterscheinungen durch chemische Abfallprodukte oder dergleichen sind nicht zu
beobachten.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Ausführungsbeispiel:
[0016] Es wurde eine wässrige Salzlösung eingesetzt, die 468 g/l Magnesiumchlorid, 35,6
g/l Magnesiumsulfat, 5,4 g/l Kochsalz und 2,5 g/l Steinsalz enthielt. Diese wässrige
Salzlösung wurde in einem Thermostatbad auf 30,5°C temperiert. In 200 ml der Lösung
wurde Dolomitkalkhydrat als Bindemittel innerhalb etwa 5 Minuten eingetragen und dabei
bzw. danach für 30 Minuten bei 125 rpm kontinuierlich gerührt.
[0017] Eine erste Probe enthielt 10 Gew.-% Dolomitkalkhydrat. Nach etwa 24 Stunden war die
Salzlösung größtenteils verfestigt. Lediglich eine geringe Flüssigkeitsmenge war als
Überstand noch erkennbar.
[0018] Eine zweite Probe enthielt 13 Gew.-% Dolomitkalkhydrat. Etwa 5 Stunden nach dem Einrühren
des Bindemittels wurde die Probe durch Schwenken aufgeschlämmt. Nach 24 Stunden war
keine Flüssigkeit mehr über der verfestigten Salzlösung bzw. über der verfestigten
Masse erkennbar.
1. Verfahren zur Entsorgung einer radioaktiv kontaminierten wässrigen Salzlösung, insbesondere
einer gesättigten Salzlösung, wobei die Salzlösung Magnesiumchlorid als Hauptbestandteil
sowie zudem Magnesiumsulfat und Natriumchlorid enthält, wobei zur Verfestigung der
Salzlösung Dolomitkalkhydrat zu der Lösung gegeben wird, so dass ein verfestigtes
Produkt bzw. Zwischenprodukt entsteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei Magnesiumchlorid in einer Menge von 200 bis 800 g/l,
Magnesiumsulfat in einer Menge von 20 bis 50 g/l und Natriumchlorid in einer Menge
von 5 bis 11 g/l, bevorzugt in einer Menge von 6 bis 10 g/l enthalten ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Salzlösung 220 bis 720 g/l
Magnesiumchlorid, 25 bis 45 g/l Magnesiumsulfat und 7 bis 9 g/l Natriumchlorid enthält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei Dolomitkalkhydrat mit der Maßgabe
zugefügt wird, dass die Salzlösung über 9 Gew.-% und bevorzugt unter 18 Gew.-% Dolomitkalkhydrat
enthält.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei Dolomitkalkhydrat mit der Maßgabe
zugeführt wird, dass die Salzlösung zwischen 11 und 15 Gew.-% Dolomitkalkhydrat enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Zugabe von Dolomitkalkhydrat
und zweckmäßigerweise auch die Verfestigung der Salzlösung bei einer Temperatur kleiner
50°C, vorzugweise kleiner 40°C und besonders bevorzugt bei einer Temperatur von 25
bis 35°C durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Salzlösung bzw. die resultierende
Suspension zumindest während der Zugabe des Dolomitkalkhydrats gerührt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Salzlösung bzw. die resultierende
Suspension 2 bis 8 Stunden, vorzugsweise 3 bis 6 Stunden nach der Zugabe des Dolomitkalkhydrats
zumindest einmal aufgerührt bzw. wieder aufgerührt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei die Salzlösung bzw. die Suspension nach dem Aufrühren
bzw. nach dem letzten Aufrühren in ein lagerfähiges bzw. endlagerfähiges Gebinde überführt
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Natriumchlorid in Form von Steinsalz
und Kochsalz in der Salzlösung enthalten ist.