Einleitung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Gasoxidationsanlage
zur thermischen Behandlung eines mit oxidierbaren Bestandteilen belasteten Rohgasvolumenstroms,
umfassend die folgenden Verfahrensschritte:
a) Der Rohgasvolumenstrom wird durch mindestens eine erste Wärmespeichermasse der
Gasoxidationsanlage geleitet, wobei in der Wärmespeichermasse gespeicherte Wärmeenergie
auf den Rohgasvolumenstrom übergeht und diesen erwärmt.
b) In der Gasoxidationsanlage, vorzugsweise in einer Brennkammer derselben, werden
Bestandteile des Rohgasvolumenstroms oxidiert und der Rohgasvolumenstrom auf diese
Weise in einen Reingasvolumenstrom umgewandelt, wobei eine Temperatur des gebildeten
Reingasvolumenstroms höher ist als eine Temperatur des zuvor vorliegenden Rohgasvolumenstroms.
c) Der Reingasvolumenstrom wird zumindest teilweise und/oder zeitweise
- durch mindestens eine zweite Wärmespeichermasse geleitet, wobei in dem Reingasvolumenstrom
enthaltene Wärmeenergie auf die zweite Wärmespeichermasse übergeht und diese erwärmt
und/oder
- mittels eines Bypasskanals abgeleitet, wobei der Bypasskanal vorzugsweise eine Wärmetauschereinrichtung
aufweist.
[0002] Bei den Wärmespeichermassen kann es sich zum einen um separate Wärmespeichermassen
handeln, die örtlich voneinander getrennt in der Gasoxidationsanlage angeordnet sind.
Zum anderen ist es jedoch ebenso denkbar, dass die beiden Wärmespeichermassen lediglich
von zwei Bereichen einer einzigen Wärmespeichermasse gebildet sind. Charakteristisch
ist dabei lediglich, dass die erste Wärmespeichermasse beziehungsweise der erste Teil
der einzigen Wärmespeichermasse von dem Rohgasvolumenstrom durchströmt wird, während
die zweite Wärmespeichermasse beziehungsweise der zweite Teil der einzigen Wärmespeichermasse
von dem Reingasvolumenstrom durchströmbar ist. In der Regel sind die Wärmespeichermassen
getrennt voneinander in unterschiedlichen Behältern angeordnet, wobei die Behälter
mittels der Brennkammer strömungstechnisch miteinander verbunden sind.
[0003] Unter einem Bypasskanal ist im Sinne der vorliegenden Anmeldung ein Kanal zu verstehen,
mittels dessen Reingas aus der Gasoxidationsanlage entnommen wird, und zwar in der
Regel bevor das Reingas die zweite Wärmespeichermasse erreicht und seine Wärmeenergie
an ebenjene zweite Wärmespeichermasse abgibt. Typischerweise ist ein derartiger Bypasskanal
direkt an die Brennkammer angeschlossen. Der Begriff des "Bypasses" ist darauf zurückzuführen,
dass selbiger Kanal genutzt wird, um die zweite Wärmespeichermasse zu umgehen und
gebildetes Reingas "direkt" aus der Gasoxidationsanlage zu entnehmen.
[0004] Bei dem Roh- und dem Reingasvolumenstrom handelt es sich um Gasvolumenströme, die
sich durch eine Konzentration in ihnen befindlicher oxidierbarer Bestandteile unterscheiden.
Eine Grenze, ab dem ein Gasvolumenstrom als behandlungsbedürftig eingestuft wird und
somit als Rohgasvolumenstrom bezeichnet wird, kann je nach Belastungsfall und gesetzlichen
Bestimmungen unterschiedlich sein. Eine Angabe von diskreten Werten ist nicht allgemein
möglich. Eine Oxidation der oxidierbaren Bestandteile in dem Umfang, dass deren Konzentration
unter die jeweilige Grenze fällt, führt dazu, dass der verbleibende Gasstrom sodann
als Reingas bezeichnet wird. Eine diskrete Grenze in der Gasoxidationsanlage, jenseits
welcher "noch" Rohgas und diesseits welcher "schon" Reingas vorliegt, ist geometrisch
nicht eindeutig festlegbar. Insbesondere kann die Oxidation über eine gewisse "Strömungsstrecke"
des Gasvolumenstroms innerhalb der Gasoxidationsanlage stattfinden. Beispielsweise
ist es denkbar, dass eine Oxidation erster oxidierbarer Bestandteile des Rohgasvolumenstroms
bereits innerhalb der ersten Wärmespeichermasse beginnt, wenngleich nicht in einem
ausreichenden Umfang, so dass der Rohgasvolumenstrom die erste Wärmespeichermasse
typischerweise weiterhin als "Rohgasvolumenstrom" verlässt. Ebenso kann theoretisch
die Oxidation oxidierbarer Bestandteile in der zweiten Wärmespeichermasse weiterhin
anhalten, wobei eine Konzentration oxidierbarer Bestandteile in dem Gasvolumenstrom
weiter reduziert wird. Unabhängig davon kann bereits zuvor die Konzentration der oxidierbaren
Bestandteile ausreichend niedrig gewesen sein, um den Gasvolumenstrom als Reingasvolumenstrom
bezeichnen zu können. Mit anderen Worten ist die Umwandlung von Roh- in Reingas nicht
als Prozess an einer bestimmten Stelle zu verstehen, sondern als örtlich nicht vollständig
festgelegtes Phänomen, an dessen Beginn in jedem Fall ein Rohgasvolumenstrom und an
dessen Ende in jedem Fall ein Reingasvolumenstrom steht.
Stand der Technik
[0005] Das eingangs erläuterte Verfahren ist gemäß dem Stand der Technik bereits seit geraumer
Zeit bekannt. Beispielhaft wird hierzu auf die deutsche Offenlegungsschrift
DE 10 2010 012 005 A1 verwiesen.
[0006] Die Verwendung eines Bypasskanals dient der Abfuhr überschüssiger thermischer Energie
aus der Gasoxidationsanlage. Eine solche Abfuhr von Energie wird regelmäßig dann nötig,
wenn ein Energieeintrag in Form der oxidierbaren Bestandteile in die Oxidationsanlage
betragsmäßig so groß ausfällt, dass sich die Gasoxidationsanlage als Ganzes mit fortschreitender
Zeit zunehmend aufheizt. Unter einem solchen Aufheizen der Gasoxidationsanlage ist
zu verstehen, dass sich die Wärmespeichermassen derselben aufheizen, das heißt über
die Zeit ein mittleres Temperaturniveau in den Wärmespeichermassen ansteigt. Ein solches
Verhalten der Gasoxidationsanlage wird typischerweise in einem so genannten "überautothermen
Betrieb" erreicht, bei dem die Schaffung der Voraussetzungen für den Reaktionsprozess
der oxidierbaren Bestandteile weniger Energie benötigt, als mittels der Oxidation
freigesetzt wird. Der jeweils entstehende Reingasvolumenstrom gibt seine Wärmeenergie
dabei in so hohem Maße an die jeweilig von ihm durchströmte Wärmespeichermasse ab,
dass nach einer Strömungsrichtungsumkehr der Gasvolumenströme der Rohgasvolumenstrom,
der sodann die zuvor aufgeheizte Wärmespeichermasse durchströmt, gar nicht vollständig
aufnehmen kann, so dass bei einer erneuten Strömungsrichtungsumkehr besagte Wärmespeichermasse
"immer noch" verhältnismäßig warm ist und nicht ausreichend auskühlen konnte. Umso
länger sich dieser Prozess wiederholt, desto heißer werden die Wärmespeichermassen
der Gasoxidationsanlage.
[0007] Ist ein solcher Zustand der Gasoxidationsanlage erreicht, ist es regelmäßig notwendig,
die überschüssige Wärmeenergie, die zum Aufheizen der Gasoxidationsanlage führt, mittels
des Bypasskanals aus selbiger abzuführen, wobei die Wärmespeichermassen umgangen werden
und sich infolgedessen auch nicht aufgrund des heißen Reingasvolumenstroms aufheizen
können. Die Häufigkeit und Regelmäßigkeit eines überautothermen Betriebs einer Gasoxidationsanlage
kann in Abhängigkeit von dem jeweiligen Einsatzgebiet sehr unterschiedlich sein. Manche
zu behandelnde Rohgasvolumenströme weisen eine derart niedrige Konzentration an oxidierbaren
Bestandteilen auf, dass ein autothermer Betrieb niemals erreicht wird, so dass dem
Prozess ständig Energie zum Beispiel in Form eines Brennstoffs von außen zugeführt
werden muss. Bei anderen Anwendungen hingegen kann die Grenze zum überautothermen
Betrieb dauerhaft überschritten werden. Je nachdem, wie planbar und regelmäßig mittels
des Bypasskanals überschüssige thermische Energie aus der Gasoxidationsanlage abgeführt
wird, kann es sinnvoll sein, den Bypasskanal mit einer Wärmetauschereinrichtung auszustatten,
um die abgeführte Wärmeenergie technisch nutzbar zu machen.
[0008] Häufig kommt die Frage auf, ob die Anordnung eines Wärmetauschers in dem Bypasskanal
einer bestimmten Gasoxidationsanlage wirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht. Die Entscheidung
hängt gleichermaßen von der zu erwartenden Konzentration oxidierbarer Bestandteile
des Rohgasvolumenstroms und von dem erwarteten Wärmebedarf ab, der sodann möglicherweise
mittels der aus dem Reingasvolumenstrom entzogenen thermischen Energie gedeckt werden
könnte. Gegebenenfalls kann die Wärmeenergie, die voraussichtlich aus dem Reingasvolumenstrom
im Bereich des Bypasskanals entnommen werden kann, sogar planungsseitig bei der Auslegung
einer Anlage zur Energiebereitstellung berücksichtigt werden. Diese Wärmeenergie kann
beispielsweise zur Erzeugung von Dampf, Thermalöl, Heißwasser oder Heißluft genutzt
werden. Mittels Gasoxidationsanlagen gemäß dem Stand der Technik ist dies zumeist
nur schwerlich möglich, da eine genaue Prognose anfallender Betriebszeiten, in denen
ein überautothermer Betrieb tatsächlich vorliegt und tatsächlich thermische Energie
aus der Gasoxidationsanlage entnommen werden kann, nicht präzise und womöglich nicht
zeitlich koordiniert vorausgesagt werden kann. Außerdem ist im Falle des Falles ferner
eine Menge der entnehmbaren Wärmeenergie, die überschüssig ist, nicht verlässlich
prognostizier- und planbar.
Aufgabe
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt mithin die Aufgabe zugrunde, den Betrieb einer Gasoxidationsanlage
derart zu gestalten, dass eine planmäßige und zuverlässige Nutzung von in der Gasoxidationsanlage
anfallender thermischer Energie im Zuge eines überautothermen Betriebs möglich ist.
Lösung
[0010] Die zugrunde liegende Aufgabe wird ausgehend von einem Verfahren der eingangs beschriebenen
Art erfindungsgemäß durch den folgenden Verfahrensschritt gelöst:
d) Mittels des Bypasskanals wird zumindest zeitweise so viel thermische Energie aus
der Gasoxidationsanlage entnommen, dass eine Erhaltung einer Mindestoxidationstemperatur
in der Gasoxidationsanlage, bei der die oxidierbaren Bestandteile des Rohgasvolumenstroms
im Wesentlichen vollständig oxidieren, in einem entsprechenden Zeitraum nur mittels
einer Zufuhr von zusätzlicher Energie in die Gasoxidationsanlage möglich ist.
[0011] Unter der Einschränkung "im Wesentlichen" ist dabei zu verstehen, dass in jedem Fall
zumindest ein so großer Anteil der oxidierbaren Bestandteile oxidiert wird, dass jeweils
regionale gesetzliche Bestimmungen im Bezug auf die maximal zulässige Belastung des
gebildeten Reingasvolumenstroms mit verbleibenden oxidierbaren Bestandteilen erfüllt
sind. Per definitionem liegt folglich in jedem Fall nach der Oxidation der oxidierbaren
Bestandteile ein Reingasvolumenstrom vor.
[0012] Unter der Mindestoxidationstemperatur ist in jedem Fall diejenige Temperatur zu verstehen,
die in dem jeweiligen Einsatzfall der Gasoxidationsanlage die Mindestoxidationstemperatur
der dort zu oxidierenden Bestandteile bildet. Je nach Einsatzgebiet der Gasoxidationsanlage
kann die Mindestoxidationstemperatur also sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welche
oxidierbaren Bestandteile zu behandeln sind. Optimalerweise wird ein Temperaturniveau
in der Gasoxidationsanlage oberhalb der Mindestoxidationstemperatur gewünscht. Als
absolute Untergrenze zum Gelingen der Oxidation wird jedoch die Mindestoxidationstemperatur
angesehen. Sofern der Rohgasvolumenstrom unterschiedliche oxidierbare Bestandteile
aufweist, beschreibt die Mindestoxidationstemperatur diejenige Temperatur, die mindestens
erreicht werden muss, um eine "kritische Menge" an oxidierbaren Bestandteilen potentiell
oxidieren zu können. Beispielsweise ist eine Temperatur, bei der zwar einige der oxidierbaren
Bestandteile bereits oxidieren, besagte Bestandteile jedoch lediglich beispielsweise
1 % aller vorhandenen oxidierbaren Bestandteile ausmachen, nicht als "Mindestoxidationstemperatur"
zu verstehen, da es mittels dieser Temperatur nicht möglich ist, den jeweiligen Rohgasvolumenstrom
derart zu behandeln, dass er nach der Behandlung als Reingasvolumenstrom vorliegt,
da 99 % der oxidierbaren Bestandteile nach wie vor in dem Gasvolumenstrom enthalten
sind.
[0013] Der vorliegenden Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, die Gasoxidationsanlage grundsätzlich
zur Erzeugung beispielsweise von Dampf, Thermalöl, Heißwasser oder Heißluft oder Prozesswärme
im Allgemeinen zu nutzen und auf diese Weise einen möglicherweise vorliegenden Wärmebedarf
umliegender Gebäude, beispielsweise Verwaltungsgebäude der Gasoxidationsanlage, und
sonstiger Einrichtungen dauerhaft decken zu können. Optimalerweise wird das Verfahren
so durchgeführt, dass eine separate Wärmeenergieerzeugung, beispielsweise mittels
einer konventionellen Heizungsanlage, vollständig entfallen kann und auf diese Weise
die entsprechenden Errichtungskosten einer solchen Heizungsanlage vollständig entfallen.
[0014] Um jedoch vollständig auf eine konventionelle Heizungsanlage verzichten zu können,
ist es wiederum unverzichtbar, dass dauerhaft und garantiert so viel thermische Energie
aus der Gasoxidationsanlage entnommen werden können muss, dass der jeweils vorliegende
Wärmebedarf fortwährend gedeckt werden kann. Letzterer kann zum Beispiel für die Bereitstellung
von Warmwasser oder den Betrieb von Raumheizungen anfallen, die in Verwaltungsgebäuden
oder dergleichen installiert sind. Zumindest in der Heizperiode wird ein solcher Wärmebedarf
dauerhaft vorhanden sein, was dazu führt, dass auch dauerhaft thermische Energie aus
der Gasoxidationsanlage entnommen werden müsste. Das im Stand der Technik vorliegende
Problem der schwankenden Belastung des Rohgasvolumenstroms mit oxidierbaren Bestandteilen
und ein daraus resultierender womöglich nicht dauerhafter überautothermer Betrieb
stehen der erfindungsgemäßen Idee prinzipiell entgegen. Lediglich in Fällen, in denen
sicher dauerhaft ein überautothermer Betrieb vorliegen wird, könnten eine entsprechende
Auslegung des Bypasskanals und eines darin installierten Wärmetauschers möglich sein,
mittels dessen sodann ein externer Wärmebedarf gedeckt wird. In allen sonstigen Fällen,
in denen ein überautothermer Betrieb lediglich zeitweise, nur selten oder sogar gar
nicht möglich ist, ist es nicht denkbar, einen zusätzlichen Wärmeerzeuger in Form
einer Heizungsanlage vollständig substituieren zu können.
[0015] Dies liegt darin begründet, dass eine Entnahme von thermischer Energie aus einer
Gasoxidationsanlage in einem Betriebszustand derselben, der "gerade so" autotherm
oder sogar unterautotherm läuft, dazu führt, dass der Gasoxidationsanlage "übermäßig"
Energie entzogen wird. Dies führt zu einer Auskühlung der Wärmespeichermassen, die
wiederum nicht länger geeignet sind, den Rohgasvolumenstrom derart vor- beziehungsweise
aufzuheizen, dass die Oxidation der oxidierbaren Bestandteile stattfinden kann. Die
Gasoxidationsanlage ist sodann nicht länger funktionstüchtig.
[0016] Um den Betrieb der Gasoxidationsanlage dauerhaft aufrechterhalten zu können, ist
es daher notwendig, die Mindestoxidationstemperatur in der Gasoxidationsanlage zu
keinem Zeitpunkt zu unterschreiten. Dies führt gemäß dem Stand der Technik dazu, dass
eine Entnahme von thermischer Energie mittels des Bypasskanals lediglich dann vorgenommen
werden kann, wenn die Konzentration oxidierbarer Bestandteile so hoch ist, dass ein
überautothermer Betrieb der Gasoxidationsanlage möglich ist, so dass parallel zur
Entnahme der thermischen Energie ohne Weiteres die jeweilig geforderte Mindestoxidationstemperatur
aufrechterhaltbar ist. Das Maß an entnehmbarer thermischer Energie entspricht dabei
der Differenz zwischen der Energiemenge, die tatsächlich anfällt und derjenigen, bei
der die Gasoxidationsanlage (gerade noch) autotherm arbeitet.
[0017] Ein solcher nach dem Stand der Technik bekannter Betrieb, der dauerhaft von der Konzentration
der oxidierbaren Bestandteile in dem Rohgasvolumenstrom abhängig ist, ist nicht geeignet,
um einen durchgehenden, für einen externen Prozess benötigten Energiebedarf zu decken.
Schließlich muss eine Wärmeauskopplung analog zum aktuellen anderweitigen Energiebedarf
und unabhängig von einer aktuellen Zusammensetzung eines zu behandelnden Rohgasvolumenstroms
möglich sein. Deshalb ist es für einen vollständigen Ersatz einer separaten Energiebereitstellungsanlage
notwendig, fortwährend so viel thermische Energie aus der Gasoxidationsanlage entnehmen
zu können wie tatsächlich benötigt wird und zwar unabhängig von der Zusammensetzung
des jeweils vorliegenden Rohgasvolumenstroms. Nur auf diese Weise kann eine planmäßige
Nutzung der Energie erfolgen und eine separate Anlage zur Energiebereitstellung womöglich
vollständig ersetzt werden. Dieses Erfordernis führt dazu, dass dauerhaft eine Entnahme
der jeweils anfallenden thermischen Energie möglich sein muss, also auch dann, wenn
- sofern keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden - dadurch die Gasoxidationsanlage in
einen unterautothermen Betrieb geraten würde, das heißt die Oxidationstemperatur innerhalb
der Gasoxidationsanlage mit der Zeit abnähme und unter die Mindestoxidationstemperatur
fiele, da effektiv ein - bezogen auf den Energieeintrag durch den Rohgasvolumenstrom
- "übermäßiger" Energieaustrag aus der Gasoxidationsanlage stattfände. Ein solches
Vorgehen hätte jedoch zur Folge, dass die jeweilige Mindestoxidationstemperatur in
der Gasoxidationsanlage auf Dauer unterschritten würde, so dass die oxidierbaren Bestandteile
nur noch in unzureichendem Maße, schlimmstenfalls sogar gar nicht, oxidieren würden
und der "Reingasvolumenstrom" eine zu hohe Konzentration der oxidierbaren Bestandteile
aufweisen würde, mit anderen Worten der Rohgasvolumenstrom niemals in einen Reingasvolumenstrom
umgewandelt würde. Folglich könnte die Gasoxidationsanlage ihrem eigentlichen Zweck
der Abluftreinigung nicht länger nachkommen.
[0018] Um einer solchen Entwicklung innerhalb der Gasoxidationsanlage entgegenzuwirken,
wird gemäß dem Stand der Technik bei fallender Oxidationstemperatur in jedem Fall
als erste Maßnahme der möglicherweise geöffnete Bypasskanal geschlossen, um einen
auf diesem Weg stattfindenden Energieaustrag aus der Gasoxidationsanlage direkt einzustellen.
Da diese Maßnahme einige Zeit benötigt, um innerhalb der Gasoxidationsanlage zu wirken,
ist es ferner üblich, die Brennstoffzufuhr zum Brenner zu erhöhen und auf diese Weise
kurzfristig externe Energie in das System einzutragen. Eine Öffnung des Bypasskanals
oder ein "Geöffnet-lassen" desselben in einer Situation einer fallenden Oxidationstemperatur
mit möglicher Unterschreitung der Mindestoxidationstemperatur ist gemäß dem Stand
der Technik nicht denkbar. Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann es hingegen
gerade sinnvoll sein, dass der Bypasskanal während eines unterautothermen Betriebs
der Gasoxidationsanlage geöffnet wird, um benötigte Energie zu entnehmen. Insoweit
setzt sich das erfindungsgemäße Verfahren in einen genauen Widerspruch zur bekannten
technischen Lehre.
[0019] Um dies zu ermöglichen, ist es daher vorgesehen, in einer Situation, in der infolge
einer Entnahme thermischer Energie mittels des Bypasskanals die Mindestoxidationstemperatur
nicht aufrecht erhalten werden könnte, zusätzliche Energie in die Gasoxidationsanlage
einzubringen, den Bypasskanal gleichwohl geöffnet zu lassen. Mittels dieses Vorgehens
ist es möglich, dauerhaft thermische Energie aus der Gasoxidationsanlage zu entnehmen,
insbesondere auch dann, wenn der Betrieb der Gasoxidationsanlage entweder ohnehin
bereits unterautotherm ist oder aufgrund der Entnahme der thermischen Energie von
einem überautothermen Niveau in einen unterautothermen Bereich geraten würde. Ein
solches Vorgehen widerspricht dem Stand der Technik essentiell, da das willentliche
Herbeiführen eines unterautothermen Betriebs nach dem Stand der Technik in jedem Fall
zu vermeiden ist. Besonders vorteilhaft ist das erfindungsgemäße Verfahren deshalb,
weil die zusätzliche Energieerzeugung ohne eine separate Einrichtung (Kesselhaus o.ä.)
erfolgt, wodurch Investitionskosten von erheblichem Ausmaß vermieden werden können.
Vielmehr wird die Energie mittels bzw. in der ohnehin vorhandenen Gasoxidationsanlage
erzeugt die zu diesem Zweck in der Regel nicht größer dimensioniert bzw. umgerüstet
werden müsste.
[0020] Es hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, eine Menge pro Zeit von mittels
des Bypasskanals aus der Gasoxidationsanlage abgeführten Gases auf mindestens 30 %,
vorzugsweise mindestens 35 %, weiter vorzugsweise mindestens 40 %, des Rohgasvolumenstroms
einzustellen.
[0021] Das Verfahren ist dann besonders vorteilhaft, wenn die zusätzliche Energie der Gasoxidationsanlage
in Form zusätzlicher oxidierbarer Bestandteile, insbesondere Erdgas, zugeführt wird,
die z.B. dem Rohgasvolumenstrom zugesetzt werden. Beispielsweise ist es denkbar, dass
an einen Rohgaskanal, mittels dessen der Rohgasvolumenstrom in die Gasoxidationsanlage
geleitet wird, ein Stichkanal angeschlossen ist, mittels dessen ein separater, vergleichsweise
hoch belasteter Rohgasvolumenstrom zugeführt wird, der sich sodann mit dem ursprünglichen
Rohgasvolumenstrom vermischt und die mittlere Konzentration oxidierbarer Bestandteile
in dem Rohgasvolumenstrom derart anhebt, dass in der Gasoxidationsanlage genügend
thermische Energie erzeugt wird, um den jeweils vorliegenden Wärmebedarf zu decken
und dennoch gleichzeitig die Mindestoxidationstemperatur in der Gasoxidationsanlage
zu erhalten. Dieses Vorgehen ist nach dem Stand der Technik gleichermaßen unüblich,
da eine Gasoxidationsanlage dazu genutzt wird, einen belasteten Gasvolumenstrom von
dessen oxidierbaren Bestandteilen zu befreien. Eine vorsätzliche "Verschlechterung"
des Zustands des Rohgasvolumenstroms, die in der Erhöhung der Konzentration der im
Prinzip ungewollten oxidierbaren Bestandteile liegt, steht dem eigentlichen Reinigungsgedanken
grundsätzlich entgegen.
[0022] Alternativ oder in Kombination mit der vorstehenden Ausführungsvariante ist es ferner
denkbar, dass die zusätzliche Energie mittels eines Brenners bereitgestellt wird,
wobei der Brenner vorzugsweise in einer Brennkammer der Gasoxidationsanlage angeordnet
ist. Bei einer solchen Variante könnte der Rohgasvolumenstrom als solcher unverändert
bleiben und die zusätzliche Energie, die zur Aufrechterhaltung der Mindestoxidationstemperatur
benötigt wird, mittels des Brenners zur Verfügung gestellt werden. Der Brenner ist
mittels üblicher Primärenergieträger antreibbar, beispielsweise Gas oder Öl, und meist
ohnehin zum "Starten" der Gasoxidationsanlage aus einem kalten Zustand vorhanden.
[0023] Gemäß vorstehender Erläuterung ist das erfindungsgemäße Verfahren dann besonders
von Vorteil, wenn mittels der thermischen Energie, die der Gasoxidationsanlage entnommen
wird, ein Warmwasserspeicher versorgt, das heißt in diesem gespeichertes Wasser erwärmt
wird. Solches Wasser ist sodann technisch nutzbar, beispielsweise zur Erzeugung von
Wasserdampf, Thermalöl, Heißwasser oder Heißluft, z.B. für technische Prozesse oder
ähnliches. Ein Einsatz einer sonstigen Vorrichtung zur Erwärmung des Wassers ist zumindest
zeitweise, vorteilhafterweise dauerhaft, nicht nötig.
[0024] Das Verfahren ist dann besonders einfach ausführbar, wenn der Bypasskanal strömungstechnisch
unmittelbar mit einer Brennkammer verbunden ist, wobei der Bypasskanal vorzugsweise
mit einem Reingaskanal verbunden ist, mittels dessen in der Gasoxidationsanlage anfallendes
Reingas aus selbiger abgeleitet wird. Eine solche Anordnung des Bypasskanals ist baulich
besonders einfach realisierbar. Ferner ist eine Temperatur des Reingasvolumenstroms
- und mithin sein Gehalt an thermischer Energie - in der Brennkammer typischerweise
am höchsten, so dass eine Nutzbarkeit der mittels des Bypasskanals entnommenen thermischen
Energie besonders gut ist.
[0025] In einer besonders vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine
Entnahmemenge von mittels des Bypasskanals aus der Gasoxidationsanlage entnommener
thermischer Energie anhand einer Differenz zwischen Temperaturen des noch nicht in
die erste Wärmespeichermasse eingetretenen Rohgasvolumenstroms und des bereits aus
der zweiten Wärmespeichermasse ausgetretenen Reingasvolumenstroms bestimmt, wobei
die Entnahmemenge der mittels des Bypasskanals entnommenen thermischen Energie umso
größer gewählt wird, desto größer die Differenz ausfällt. Mit anderen Worten wird
ein umso größerer Anteil des gesamten Reingasvolumenstroms mittels des Bypasskanals
aus der Gasoxidationsanlage abgeführt, umso "heißer" das die zweite Wärmespeichermasse
verlassende Reingas noch ist. Dieser Art der Steuerung der Gasoxidationsanlage liegt
der Gedanke zugrunde, dass eine Energiebilanz der Gasoxidationsanlage umso besser
ist, desto geringer die Differenz zwischen den Temperaturen von Roh- und Reingas ausfällt.
In dem Reingasvolumenstrom gespeicherte thermische Energie, die gemeinsam mit dem
Reingas die Gasoxidationsanlage beispielsweise durch einen Schornstein verlässt, ist
in jedem Fall nicht länger technisch nutzbar. Daher ist eine vorige Entnahme dieser
thermischen Energie mittels des Bypasskanals und eine anschließende technische Nutzung
derselben mittels einer Wärmetauschereinrichtung besonders vorteilhaft.
[0026] Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn eine Menge der mittels des Bypasskanals
aus der Gasoxidationsanlage entnommenen Energie mittels einer in dem Bypasskanal angeordneten
Ventileinrichtung reguliert wird, wobei mittels der Ventileinrichtung der durch den
Bypasskanal strömende Reingasvolumenstrom mengenmäßig eingestellt wird.
[0027] Ferner ist es für einen energetisch günstigen Betrieb der Gasoxidationsanlage von
großem Vorteil, wenn eine Umschaltung einer Durchströmungsrichtung der Gasoxidationsanlage,
die eine Strömungsrichtung des Rohgasvolumenstroms und des Reingasvolumenstroms beschreibt,
frühestens alle 60 s, vorzugsweise frühestens alle 90 s, weiter vorzugsweise frühestens
alle 120 s, erfolgt, wobei die Gasoxidationsanlage vorzugsweise genau zwei Wärmespeichermassen
besitzt. Bei einem Betrieb einer Gasoxidationsanlage wird eine Strömungsrichtung der
Gasvolumenströme zyklisch verändert, um die in den Wärmespeichermassen gespeicherte
Energie nutzbar zu machen. Im Einzelnen bedeutet dies, dass eine mittels heißen Reingases
aufgewärmte Wärmespeichermasse nach einer Umschaltung der Strömungsrichtung der Gasvolumenströme
(Roh- und Reingas) nicht länger von dem heißen Reingas- sondern dem vergleichsweise
kühlen Rohgasvolumenstrom durchströmt wird. Der Rohgasvolumenstrom wird mittels der
aufgeheizten Wärmespeichermasse erwärmt und "auf Oxidationstemperatur" gebracht. Nach
einer gewissen Betriebsdauer, die sich typischerweise im Bereich zwischen ca. 1 min
bis ca. 3 min, ist die den Rohgasvolumenstrom aufwärmende Wärmespeichermasse so weit
ausgekühlt, dass eine Umschaltung der Strömungsrichtung stattfinden muss. Fortan wird
die kühle Wärmespeichermasse wieder mit dem heißen Reingasvolumenstrom durchströmt
und die besagte Wärmespeichermasse aufwärmt. Ebenso ist es denkbar, dass eine Umschaltung
stattfinden muss, da die von dem Reingas durchströmte Wärmespeichermasse zu heiß wird.
[0028] Eine Verlängerung der Umschaltzyklen in der beschriebenen Art ist insoweit vorteilhaft,
als solche Gasoxidationsanlagen besser nutzbar werden, die mit lediglich zwei Wärmespeichermassen
ausgestattet sind. Die seltenere Umschaltung der Strömungsrichtung führt unmittelbar
zu einem geringeren Ausstoß verfahrensbedingter Emissionsspitzen, die bei der Umschaltung
der Strömungsrichtung normalerweise anfallen. Besagte Emissionsspitzen fallen aus
zwei Gründen an: Da zum einen im Moment der Umschaltung noch Rohgas in der "kühlen"
Wärmespeichermasse befindlich ist, sind dessen oxidierbaren Bestandteile noch nicht
oxidiert. Wird die Strömungsrichtung in diesem Moment umgedreht, wird dieses Rohgas
direkt wieder aus der kühlen Wärmespeichermasse heraus und somit aus der Gasoxidationsanlage
abgeführt, ohne behandelt worden zu sein. Zum anderen werden im Zuge der Umschaltung
der Strömungsrichtung die Strömungsklappen in den Gas führenden Kanälen derart umgeschaltet,
dass die Stichkanäle, die die Hauptkanäle des Roh- und Reingases mit den jeweiligen
Wärmespeichermassen verbinden, in ihrer Zuordnung wechseln. Das heißt, dass ein Stichkanal,
der vormals Rohgas geführt hat, nunmehr Reingas führt und umgekehrt. Die Umschaltung
der Strömungsklappen muss dabei simultan erfolgen, da sich ansonsten anstauendes Gas
einen Überdruck im System erzeugen und selbiges schädigen könnte. Im Zuge der Umschaltung
der Strömungsklappen wird dabei ein kurzer Moment geschaffen, in dem ein "Kurzschluss"
zwischen dem Roh- und dem Reingaskanal vorliegt, so dass Rohgas direkt und unbehandelt
in den Reingaskanal und somit in die Umwelt gelangen kann. Die Folge beider Effekte
ist die besagte Emissionsspitze an oxidierbaren Bestandteilen. Derartige Emissionsspitzen
werden typischerweise mittels eines so genannten Dreikammersystems unterbunden, bei
denen eine "Rückströmung" unbehandelter Rohgasvolumenströme nicht stattfindet. Bei
derartigen Dreikammersystemen kommen drei Wärmespeichermassen zum Einsatz. Allerdings
sind solche Dreikammersysteme technisch aufwendig und folglich kostenintensiv. Sofern
eine gewisse Emission oxidierbarer Bestandteile vertretbar ist, kann bereits die hier
vorgeschlagene und im Vergleich zum Stand der Technik deutlich seltenere Umschaltung
der Strömungsrichtung bei einem Zweikammersystem ausreichen, um bestehende Grenzwerte
einzuhalten, ohne dass ein Dreikammersystem notwendig wird. Außerdem kann es aufgrund
der längeren Umschaltzyklen sogar möglich sein, der Gasoxidationsanlage höhere Konzentrationen
oxidierbarer Bestandteile zuzuführen.
[0029] Ein weiterer Vorteil der im Vergleich zum Stand der Technik selteneren Umschaltung
der Strömungsrichtung liegt in einer Verlängerung der Lebenserwartung der in der Gasoxidationsanlage
verwendeten Antriebe und Umschaltklappen begründet.
[0030] Die verlängerten Umschaltzyklen werden unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
möglich, da eine Temperatur des Reingasvolumenstroms durch die Entnahme der thermischen
Energie mittels des Bypasskanals vergleichsweise gering ist und eine Überhitzung der
"wärmeren" Wärmespeichermasse weniger schnell auftritt.
[0031] Ferner kann es für eine besonders vorteilhafte Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens günstig sein, eine maximale in der Brennkammer vorliegende Temperatur auf
mindestens 1000 °C, vorzugsweise mindestens 1050 °C, weiter vorzugsweise mindestens
1100 °C, einzustellen. Diese Temperaturen gelten, sofern die oxidierbaren Bestandteile
keine halogenierten Verbindungen enthalten, also typischerweise die üblichen Lacklösemittel.
Gemäß dem Stand der Technik sind derart hohe Temperaturen in der Brennkammer unüblich,
da sie einen unnötigen Energieeinsatz und infolge dessen einen unnötig hohen Energieaustrag
aus der Gasoxidationsanlage in Form besonders heißen Reingases bedeuten. Die Temperatur
der Brennkammer wird gemäß dem Stand der Technik sinnvoller Weise lediglich auf das
zur Oxidation der jeweiligen oxidierbaren Bestandteile notwendige Niveau angehoben
bzw. darauf eingestellt. Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann aber genau umgekehrt
eine erhöhte Brennkammertemperatur dazu führen, dass die Temperatur des die Gasoxidationsanlage
verlassenden Reingases gegenüber dem üblichen Zustand absinkt und die Gasoxidationsanlage
insgesamt effizienter arbeitet. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass eine Anhebung
der maximalen Temperatur der Brennkammer zu einer umso besseren Nutzbarkeit des in
der Brennkammer vorliegenden und mittels des Bypasskanals austragbaren Gases führt.
Mit anderen Worten ist das Interesse, vermehrt heißes Gas mittels des Bypasskanals
aus der Brennkammer auszutragen umso größer, umso heißer dieses ist, da die höhere
Temperatur eine umso bessere technische Nutzbarkeit des Gases bedeutet. Infolge des
anteilig höheren Gasaustrags aus der Brennkammer mittels des Bypasskanals nimmt der
über den "normalen Weg" aus der Gasoxidationsanlage ausströmende Anteil des Reingases
entsprechend ab. Dieser Volumenstrom entspricht dem Volumenstrom, der durch die zweite,
das heißt durch die der Brennkammer nachgeschalteten, Wärmespeichermasse strömt. Da
dieser Volumenstrom betragsmäßig aufgrund der starken Ausschleusung mittels des Bypasskanals
entsprechend stark reduziert ist, ist die gesamte Energiemenge, die mittels dieses
Volumenstroms in die zweite Wärmespeichermasse eingebracht wird, trotz dessen unüblich
hoher Temperatur geringer, als zu dem Zeitpunkt, in dem die Brennkammer "kühler" war
und weniger Gas mittels des Bypasskanals abgeführt wurde.
Ausführungsbeispiele
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels,
das in der Figur dargestellt ist, näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1: Ein idealisiertes Schaltbild einer Gasoxidationsanlage.
[0033] Das in Figur 1 abgebildete Ausführungsbeispiel umfasst eine idealisiert dargestellte
Gasoxidationsanlage 1 mit zwei Wärmespeichermassen
2, 3 und einer Brennkammer
4. Die Wärmespeichermassen
2, 3 sind jeweils in einem Behälter
5, 6 angeordnet. Besagte Behälter
5, 6 sind jeweils strömungstechnisch mit einem Gaskanal
7, 8 verbunden, wobei mittels der Gaskanäle
7, 8 den Wärmespeichermassen
2, 3 wahlweise ein Rohgasvolumenstrom zugeführt oder ein Reingasvolumenstrom aus diesen
abgeführt werden kann. Der Gaskanal
7, 8, der den Rohgasvolumenstrom führt, wird typischerweise als Rohgaskanal bezeichnet,
während derjenige, der den Reingasvolumenstrom führt, als Reingaskanal bezeichnet
wird.
[0034] Die dargestellte Gasoxidationsanlage 1 dient im Allgemeinen der regenerativen Nachbehandlung
von belasteten Gasvolumenströmen, die mit oxidierbaren Bestandteilen beladen sind.
Die Nachbehandlung besteht darin, die oxidierbaren Bestandteile zu oxidieren und auf
diese Weise aus dem belasteten Gasvolumenstrom, das heißt dem Rohgasvolumenstrom,
zu entfernen. Auf diese Weise wird der Rohgasvolumenstrom in einen Reingasvolumenstrom
umgewandelt. Mit anderen Worten entsprechen sich Roh- und Reingasvolumenstrom, wobei
der Reingasvolumenstrom lediglich eine geringere Konzentration an oxidierbaren Bestandteilen
aufweist.
[0035] Um die oxidierbaren Bestandteile oxidieren zu können, muss der Rohgasvolumenstrom
auf eine bestimmte Mindestoxidationstemperatur erwärmt werden, ab der die Oxidation
der oxidierbaren Bestandteile einsetzt. Diese Mindestoxidationstemperatur ist abhängig
von den jeweilig zu oxidierenden Bestandteilen. Da die Aufheizung des Rohgasvolumenstroms
auf diese Mindestoxidationstemperatur einen gewissen Energieeinsatz erfordert, ist
man bestrebt, die im Zuge der Oxidation frei werdende Wärmeenergie zu nutzen, um eben
jenen Wärmebedarf zur Aufheizung des Rohgasvolumenstroms zumindest teilweise zu decken.
Sofern zusätzlich zu der frei gesetzten Energie noch ein weiterer Energieinput notwendig
ist, um den Rohgasvolumenstrom auf die Mindestoxidationstemperatur zu bringen, ist
von einem "unterautothermen Betrieb" der Gasoxidationsanlage 1 die Rede. Decken sich
die Energiebeträge, spricht der Fachmann von einem "autothermen Betrieb". Ein Betrieb,
bei dem bei der Oxidation der oxidierbaren Bestandteile mehr Energie freigesetzt wird,
als zur Aufwärmung des Rohgasvolumenstroms benötigt wird, wird als "überautotherm"
bezeichnet. Für den Fall eines unterautothermen Betriebs verfügt die Gasoxidationsanlage
1 über einen Brenner
9, mittels dessen der Rohgasvolumenstrom unter Einsatz externer Energie zusätzlich aufgeheizt
werden kann. Der Brenner
9 ist in der Brennkammer
4 angeordnet. Eine Gasoxidationsanlage ohne zusätzlichen Brenner ist gleichermaßen
denkbar, sofern aufgrund der prognostizierten Belastung des Rohgasvolumenstroms mit
oxidierbaren Bestandteilen klar ist, dass ein zumindest autothermer Betrieb jederzeit
möglich ist. In diesem Fall ist auch - abgesehen von einer Aufheizung ausgehend von
einem kalten Zustand der Anlage - eine Brennkammer für ein Funktionieren der Gasoxidationsanlage
nicht zwingend.
[0036] Die Aufwärmung des Rohgasvolumenstroms erfolgt mittels der Wärmespeichermassen
2, 3, wobei jeweils lediglich eine der Wärmespeichermassen
2, 3 gleichzeitig zum Einsatz kommt. Beispielsweise wird die in Figur 1 links dargestellte
Wärmespeichermasse
2 von dem Rohgasvolumenstrom durchströmt. In der Wärmespeichermasse
2 gespeicherte Wärmeenergie wird dabei auf den Rohgasvolumenstrom abgegeben. Hierzu
verfügen die Wärmespeichermassen
2, 3 typischerweise über ein keramisches Wärmespeichermaterial, welches mit Strömungskanälen
versehen ist. Um eine möglichst große Oberfläche zu erzeugen, weisen die Wärmespeichermassen
vorzugsweise eine Vielzahl von Strömungskanälen mit entsprechend geringem Durchmesser
auf.
[0037] Nachdem der Rohgasvolumenstrom die Wärmespeichermasse
2 verlässt und in die Brennkammer
4 eintritt, weist dieser eine gewisse Temperatur auf, die hier beispielhaft noch unterhalb
der Mindestoxidationstemperatur liegt. Mittels des Brenners
9 wird der Rohgasvolumenstrom schließlich auf seine Mindestoxidationstemperatur erwärmt,
so dass die Oxidation der oxidierbaren Bestandteile beginnt. Bei dieser Reaktion wird
Wärmenergie freigesetzt, die die Temperatur des gebildeten Reingasvolumenstroms deutlich
über die Mindestoxidationstemperatur erhöht. Der so aufgeheizte Reingasvolumenstrom
wird ausgehend von der Brennkammer
4 in die Wärmespeichermasse
3 geleitet, die in Figur 1 rechts angeordnet ist. Beim Durchströmen der Wärmespeichermasse
3 geht die in dem Reingasvolumenstrom gespeicherte Wärmeenergie auf die Wärmespeichermasse
3 über und heizt diese auf. Der sodann abgekühlte Reingasvolumenstrom wird abschließend
in den Reingaskanal geleitet, der an die Wärmespeichermasse
3 angeschlossen ist.
[0038] Um die in der Wärmespeichermasse
3 gespeicherte Wärmeenergie nutzbar zu machen, wird im Lauf des Betriebs der Gasoxidationsanlage
1 eine Durchströmungsrichtung derselben verändert, das heißt der Rohgasvolumenstrom
in den Behälter
6 mit der Wärmespeichermasse
3 eingeleitet und der gebildete Reingasvolumenstrom aus dem Behälter
5 mit der Wärmespeichermasse
2 entnommen. Auf diese Weise kann die Wärmeenergie der Wärmespeichermasse
3 verwendet werden, um den Rohgasvolumenstrom aufzuheizen, während der heiße Reingasvolumenstrom
genutzt wird, um die zwischenzeitlich ausgekühlte Wärmespeichermasse
2 zu regenerieren. Der beschriebene Umschaltprozess wird zyklisch wiederholt, wobei
ein Umschaltzyklus typischerweise alle 60 s bis 180 s stattfindet.
[0039] Zusätzlich zu den beschriebenen Bauteilen verfügt die erfindungsgemäße Gasoxidationsanlage
1 über einen Bypasskanal
10. Dieser Bypasskanal
10 ist strömungstechnisch unmittelbar an die Brennkammer
4 angeschlossen. Er wird dazu genutzt, um heißes Reingas (bei beiden Durchströmungsrichtungen)
direkt aus der Brennkammer
4 zu entnehmen, so dass dieses Reingas nicht länger der jeweils nachgeschalteten Wärmespeichermasse
2, 3 zugeführt wird. Nach dem Stand der Technik ist dieses Vorgehen bekannt, um überschüssige
Wärmeenergie im Zuge eines überautothermen Betriebs aus der Gasoxidationsanlage zu
entnehmen. Der Bypasskanal
10 ist mit einer Wärmetauschereinrichtung
11 verbunden, die dazu geeignet ist, dem durch den Bypasskanal
10 strömenden Reingasvolumenstrom Wärmeenergie zu entziehen und diese technisch nutzbar
zu machen. Das auf diese Weise abgekühlte Reingas wird sodann dem Reingaskanal zugeführt.
Alternativ ist es ebenso denkbar, dass das Reingas des Bypasskanals direkt einem Schornstein
oder ähnlichem zugeführt wird.
[0040] Erfindungsgemäß ist es nunmehr vorgesehen, den Bypasskanal
10 dauerhaft oder zumindest auch dann bzw. in einem solchen Umfang zu nutzen, selbst
dann, wenn bzw. dass der Energiebedarf der Gasoxidationsanlage
1 selbst aufgrund der Energieentnahme durch den Bypasskanal allein durch die Oxidation
der oxidierbaren Bestandteile nicht länger gedeckt ist. Die dauerhafte Entnahme des
heißen Reingases über den Bypasskanal
10 dient dazu, dauerhaft der Wärmetauschereinrichtung
11 eine bestimmte Wärmeenergiemenge zuzuführen, die sodann technisch genutzt wird. Ein
sich möglicherweise in der Gasoxidationsanlage ergebendes Energiedefizit wird durch
die Zuführung externer Energie gedeckt. Im gezeigten Beispiel erfolgt dies mittels
des Brenners
9, der Erdgas als Brennstoff verwendet.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Gasoxidationsanlage
- 2
- Wärmespeichermasse
- 3
- Wärmespeichermasse
- 4
- Brennkammer
- 5
- Behälter
- 6
- Behälter
- 7
- Gaskanal
- 8
- Gaskanal
- 9
- Brenner
- 10
- Bypasskanal
- 11
- Wärmetauschereinrichtung
1. Verfahren zum Betrieb einer Gasoxidationsanlage (1) zur thermischen Behandlung eines
mit oxidierbaren Bestandteilen belasteten Rohgasvolumenstroms, umfassend die folgenden
Verfahrensschritte:
a) Der Rohgasvolumenstrom wird durch mindestens eine erste Wärmespeichermasse (2,
3) der Gasoxidationsanlage (1) geleitet, wobei in der Wärmespeichermasse (2, 3) gespeicherte
Wärmeenergie auf den Rohgasvolumenstrom übergeht und diesen erwärmt.
b) In der Gasoxidationsanlage (1), vorzugsweise in einer Brennkammer (4) derselben,
werden Bestandteile des Rohgasvolumenstroms oxidiert und der Rohgasvolumenstrom auf
diese Weise in einen Reingasvolumenstrom umgewandelt, wobei eine Temperatur des gebildeten
Reingasvolumenstroms höher ist als eine Temperatur des zuvor vorliegenden Rohgasvolumenstroms.
c) Der Reingasvolumenstrom wird zumindest teilweise und/oder zeitweise
- durch mindestens eine zweite Wärmespeichermasse (2, 3) geleitet, wobei in dem Reingasvolumenstrom
enthaltene Wärmeenergie auf die zweite Wärmespeichermasse (2, 3) übergeht und diese
erwärmt und/oder
- mittels eines Bypasskanals (10) abgeleitet, wobei der Bypasskanal (10) vorzugsweise
eine Wärmetauschereinrichtung (11) aufweist,
gekennzeichnet durch den folgenden Verfahrensschritt:
d) Mittels des Bypasskanals (10) wird zumindest zeitweise so viel thermische Energie
aus der Gasoxidationsanlage (1) entnommen, dass eine Erhaltung einer Mindestoxidationstemperatur
in der Gasoxidationsanlage (1), bei der die oxidierbaren Bestandteile des Rohgasvolumenstroms
im Wesentlichen vollständig oxidieren, in einem entsprechenden Zeitraum nur mittels
einer Zufuhr von zusätzlicher Energie in die Gasoxidationsanlage (1) möglich ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Rohgasvolumenstrom zusätzliche oxidierbare Bestandteile, insbesondere Erdgas,
Flüssiggas, Biogas oder Heizöl, zugesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zusätzliche Energie mittels eines Brenners (9) bereitgestellt wird, wobei der
Brenner (9) vorzugsweise in der Brennkammer (4) angeordnet ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal (10) strömungstechnisch unmittelbar mit der Brennkammer (4) verbunden
ist, wobei der Bypasskanal (10) vorzugsweise mit einem Reingaskanal verbunden ist,
mittels dessen in der Gasoxidationsanlage (1) anfallendes Reingas aus selbiger abgeleitet
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine Entnahmemenge von mittels des Bypasskanals (10) aus der Gasoxidationsanlage
(1) entnommener thermischer Energie anhand einer Differenz zwischen Temperaturen des
noch nicht in die erste Wärmespeichermasse (2, 3) eingetretenen Rohgasvolumenstroms
und des bereits aus der zweiten Wärmespeichermasse (2, 3) ausgetretenen Reingasvolumenstroms
bestimmt wird, wobei die Entnahmemenge der mittels des Bypasskanals (10) entnommenen
thermischen Energie umso größer gewählt wird, desto größer die Differenz ausfällt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Menge der mittels des Bypasskanals (10) aus der Gasoxidationsanlage (1) entnommenen
Energie mittels einer in dem Bypasskanal (10) angeordneten Ventileinrichtung reguliert
wird, wobei mittels der Ventileinrichtung der durch den Bypasskanal (10) strömende
Reingasvolumenstrom mengenmäßig eingestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Umschaltung einer Durchströmungsrichtung der Gasoxidationsanlage (1), die eine
Strömungsrichtung des Rohgasvolumenstroms und des Reingasvolumenstroms beschreibt,
frühestens alle 60 s, vorzugsweise frühestens alle 90 s, weiter vorzugsweise frühestens
alle 120 s, erfolgt, wobei die Gasoxidationsanlage (1) vorzugsweise genau zwei Wärmespeichermassen
(2, 3) besitzt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal (10) während eines unterautothermen Betriebs der Gasoxidationsanlage
(1) geöffnet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Menge pro Zeit von mittels des Bypasskanals (10) aus der Gasoxidationsanlage
(1) abgeführten Gases mindestens 30 %, vorzugsweise mindestens 35 %, weiter vorzugsweise
mindestens 40 %, des Rohgasvolumenstroms entspricht.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine maximale in der Brennkammer (4) vorliegende Temperatur mindestens 1000 °C, vorzugsweise
mindestens 1050 °C, weiter vorzugsweise mindestens 1100 °C, beträgt.