(19)
(11) EP 2 881 500 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.06.2015  Patentblatt  2015/24

(21) Anmeldenummer: 14195936.1

(22) Anmeldetag:  02.12.2014
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D01H 5/86(2006.01)
D03D 15/00(2006.01)
D03D 1/00(2006.01)
D01H 5/72(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 05.12.2013 DE 102013113510
13.05.2014 DE 102014106745

(71) Anmelder: Maschinenfabrik Rieter AG
8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Blankenhorn, Peter
    89547 Gerstetten (DE)

(74) Vertreter: Bergmeier, Werner 
Canzler & Bergmeier Friedrich-Ebert-Straße 84
85055 Ingolstadt
85055 Ingolstadt (DE)

   


(54) Siebriemchen für eine Verdichtungseinrichtung


(57) Ein Siebriemchen für eine Verdichtungseinrichtung einer Spinnmaschine weist ein Gewebe aus Filamenten auf und ist zumindest in einem Fasertransportbereich (F) des Siebriemchens (1) mit einer definierten Freifläche (5) von mindestens 10% perforiert, um einen Saugluftstrom (S) auf ein darauf bewegtes Faserbündel (3) einwirken zu lassen. Die das Faserbündel (3) kontaktierende Oberfläche der Filamente ist zumindest im Fasertransportbereich (F) im Vergleich zu einer runden Oberfläche abgeflacht ausgebildet, um eine im Gegensatz hierzu eine leichtere Bewegung des Faserbündels (3) auf der Oberfläche des Siebriemchens (1) zu ermöglichen.




Beschreibung


[0001] Ein Siebriemchen für eine Verdichtungseinrichtung einer Spinnmaschine weist ein Gewebe aus Filamenten auf und ist zumindest in einem Fasertransportbereich des Siebriemchens mit einer definierten Freifläche von mindestens 10 % perforiert, um einen Saugluftstrom auf ein darauf bewegtes Faserbündel einwirken zu lassen.

[0002] Das Siebriemchen ist ein elementares Bauteil einer Verdichtungseinrichtung bei Kompakt- oder Verdichtungsspinnmaschinen. Nach dem Durchlaufen eines konventionellen Streckwerks mit einem Ausgangswalzenpaar wird ein verstrecktes Faserbündel nach dem Verlassen des Ausgangswalzenpaars vom Siebriemchen übernommen und mit Hilfe des angetriebenen Siebriemchens über einen stationären Saugschlitz transportiert. Durch den Saugschlitz hindurch wirkt Unterdruck auf das Faserbündel und verdichtet es zu einem kompakten Körper. Abstehende Fasern werden an das Faserbündel angelegt. Da der Saugschlitz in der Regel zur Bewegungsrichtung des Siebriemchens geneigt ist, wird eine seitliche Relativbewegung des Faserbündels über die Oberfläche des Siebriemchens erzwungen. Das Faserbündel rollt sich bei dieser Bewegung ein - es entsteht ein Falschdraht. Neben der rein pneumatischen Verdichtung wird somit eine zusätzliche, mechanische Verdichtung erreicht.

[0003] Das Siebriemchen verhindert ein Einsaugen von Fasern während der Verdichtung und führt die Fasern über den Saugschlitz. Der Antrieb des Siebriemchens erfolgt beispielsweise durch eine Oberwalze mit Gummibezug, welche das Siebriemchen gegen die Oberfläche der Verdichtungseinrichtung bzw. gegen ein Saugrohr drückt und somit die Drehbewegung der Druckwalze in eine Umlaufbewegung des Siebriemchens umwandelt. Durch das Anpressen des Siebriemchens auf die stationäre Verdichtungseinrichtung unterliegt das Siebriemchen auf der Unterseite einem Verschleiß, welcher bei den meisten Anwendungen die Lebensdauer des Siebriemchens bestimmt.

[0004] Um einen gleichförmigen Umlauf des Siebriemchens um die Verdichtungseinrichtung zu erreichen, ist es außerdem notwendig, dass das aus Filamenten hergestellte Gewebe des Siebriemchens eine bestimmte Verschiebefestigkeit besitzt, welche durch die Biege- und Zugfestigkeit des Filaments und die Bindung des Gewebes bestimmt wird. Ist die Verschiebefestigkeit des Siebriemchens nicht ausreichend, kann es durch eine über die Breite des Siebriemchens schwankende Reibung zwischen dem Siebriemchen und der Verdichtungseinrichtung zu einem Verschieben des Gewebes kommen, was ein seitliches Ablaufen des Siebriemchens oder sogar eine Faltenbildung zur Folge hat.

[0005] Vor allem bei der Verarbeitung von Langstapelmaterial oder beim Herstellen von Kern-Mantel-Garnen kann es auch auf der Oberfläche des Siebriemchens zu einem Verschleiß kommen. Da die Fasern sowohl zwischen dem Ausgangswalzenpaar des Streckwerkes als auch an der Antriebstelle des Siebriemchens geklemmt sind, kann es durch geringe Abweichungen in den Umfangsgeschwindigkeiten auch zu einem Längsgleiten der Fasern über die Oberfläche des Siebriemchens kommen, welches das Siebriemchen verschleißen lässt.

[0006] Ein weiterer Aspekt für die Gewebekonstruktion ist der Energiebedarf. Messungen haben ergeben, dass bei gleicher freier Fläche der Unterdruckverlust bei einem groben Gewebe geringer ist als bei einem feinen Gewebe. Auch scheint die bei einem groben Gewebe zunehmend lokale Wirkung des Luftstroms nicht von Nachteil zu sein. Zum Erreichen eines möglichst guten Wirkungsgrads der Verdichtungseinrichtung ist daher ein möglichst grobes Gewebe anzustreben.

[0007] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf Grund der vorliegenden Erfahrungen bezüglich der Feinheit des Siebriemchens zwei gegenläufige Anforderungen vorhanden sind:
  • Zum Erreichen einer möglichst guten Garnqualität muss das Siebriemchen so fein wie möglich und damit das Filament im Durchmesser so klein wie möglich sein.
  • Zum Erreichen einer möglichst großen Standzeit und zum Erreichen einer möglichst guten Verschiebefestigkeit und eines guten Wirkungsgrads muss das Siebriemchen so grob wie möglich und damit das Filament im Durchmesser so groß wie möglich sein.


[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, eine möglichst gute Garnqualität mit einem möglichst verschleißfesten Siebriemchen erzielen zu können.

[0009] Die Aufgabe wird gelöst mit einem Siebriemchen mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruches 1.

[0010] Ein erfindungsgemäßes Siebriemchen ist für eine Verdichtungseinrichtung einer Spinnmaschine, insbesondere einer Verdichtungs- bzw. Kompaktspinnmaschine vorgesehen. Das Siebriemchen weist ein Gewebe aus Filamenten auf. Das Siebriemchen ist derart ausgestaltet, dass in einem Fasertransportbereich des Siebriemchens ein Faserbündel von dem Siebriemchen aufgenommen und zusammen mit dem Siebriemchen zu einer Abgabestelle des Faserbündels transportiert werden kann. , ist. Der Fasertransportbereich ist quer zur Transportrichtung des Siebriemchens gesehen der Bereich, in welchem ein Faserbündel, das vom Ausgangswalzenpaar des vorgelagerten Streckwerkes kommend auf dem Siebriemchen aufgenommen und an der Abgabestelle wieder abgegeben wird, oder anders ausgedrückt, der Bereich, den das Faserbündel durch seine Relativbewegung quer zur Längsrichtung des Siebriemchens auf dem Siebriemchen zurücklegt. Der Fasertransportbereich ist damit nicht alleine durch die Transportbewegung des Faserbündels definiert, sondern dadurch, dass das Faserbündel in der Regel auch eine Relativbewegung quer zur Bewegungsrichtung des Siebriemchens durchführt, ist der Fasertransportbereich auch seitlich festgelegt. Die seitliche Begrenzung des Fasertransportbereichs ergibt sich in der Regel durch einen Saugschlitz, welcher in einem Saugrohr unterhalb des Siebriemchens angeordnet ist.

[0011] Das Siebriemchen ist mit einer definierten Freifläche von mindestens 10% perforiert. Das bedeutet, dass mindestens 10% des Siebriemchens in dem Fasertransportbereich luftdurchlässig für einen unterhalb des Siebriemchens wirkenden Saugluftstrom sind. Die übrige Fläche des Siebriemchens ist von den Filamenten des Gewebes abgedeckt und dient nicht zur Besaugung des auf dem Siebriemchen bewegten Faserbündels, sondern zur Zurückhaltung der Fasern des Faserbündels, damit sie nicht in die Absaugung eingesaugt werden.

[0012] Der Saugschlitz kann entweder parallel zur Bewegungsrichtung des Siebriemchens oder auch geneigt hierzu in dem Saugrohr angeordnet sein. Das Saugrohr dient in der Regel auch zur Führung des Siebriemchens sowie als Gegenfläche für eine angetriebene Walze, welche das Siebriemchen bewegt. Darüber hinaus ist das Siebriemchen in der Regel endlos. D.h., das Siebriemchen bildete einen Ring, welcher um die Führung bzw. das Saugrohr gelegt ist und ständig das ankommende Faserbündel transportiert.

[0013] Erfindungsgemäß ist die das Faserbündel kontaktierende Oberfläche der Filamente zumindest im Fasertransportbereich im Vergleich zu einer runden Oberfläche der Filamente abgeflacht ausgebildet. Hierdurch wird im Gegensatz zu den Filamenten mit einer runden Oberfläche eine leichtere Bewegung des Faserbündels auf der Oberfläche des Siebriemchens ermöglicht. Eine insbesondere quer zur Bewegungsrichtung des Siebriemchens erfolgende Relativbewegung ist hierdurch widerstandsärmer durchzuführen. Damit kann ein besseres Garnen geschaffen und darüber hinaus der Verschleiß des Siebriemchens reduziert werden.

[0014] In einer besonders vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist die abgeflachte Oberfläche der Filamente nur auf der Oberseite des Siebriemchens vorgesehen. Hierdurch wird insbesondere auf die Garnbildung vorteilhaft Einfluss genommen. Alternativ hierzu ist es auch möglich, dass sowohl auf der Oberseite als auch auf der Unterseite des Siebriemchens die Filamente abgeflachte Oberflächen aufweisen. Mit dieser Gestaltung der Filamente ist auch ein besonders vorteilhafter Einfluss auf den Verschleiß des Siebriemchens zu nehmen.

[0015] Während es für die Auswirkungen auf die Garnqualität wichtig ist, dass die abgeflachte Oberfläche in dem Transportbereich des Siebriemchens vorgesehen ist, kann es für das Siebriemchen selbst vorteilhaft sein, wenn die abgeflachte Oberfläche der Filamente sowohl in dem Fasertransportbereich als auch in den Randbereichen des Siebriemchens vorgesehen sind. Dabei kann es Zonen geben, in welchen die Oberfläche der Filamente nicht abgeflacht und andere Zonen, in welchen sie abgeflacht ist. Auch die Abflachung auf der Oberseite und auf der Unterseite kann unterschiedlich vorgesehen sein oder in manchen Bereichen vollständig weggelassen sein. Auch kann selbstverständlich das komplette Siebriemchen nur an der Oberseite oder aber an der Ober- und Unterseite mit abgeflachten Filamenten versehen sein. In jedem Fall ist es wichtig, dass die abgeflachte Oberfläche der Filamente in Richtung zum Faserbündel bzw. in Richtung der Auflagefläche der Führung des Siebriemchens, also der dem Faserbündel abgewandten Oberfläche des Siebriemchens zugewandt ist, um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Gibt es darüber hinaus auch noch eine Abflachung, welche innerhalb der Ebene des Gewebes dem benachbarten Filament des Gewebes zugewandt ist, so ist dies zwar unschädlich, eine Wirkung auf die Bewegung, insbesondere die Relativbewegung des Faser Bündels oder den Verschleiß des Siebriemchens ist dabei aber nur gering.

[0016] In einer besonders vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist da die Oberfläche des Siebriemchens zumindest im Fasertransportbereich durch eine spanende Bearbeitung, insbesondere durch Schleifen, geglättet. Die ursprünglich mit einer runden Oberfläche versehenen Filamente des Gewebes werden dabei abgetragen, so dass eine abgeflachte Oberfläche entsteht.

[0017] Ist die Oberfläche der Filamente zumindest im Fasertransportbereich kalandriert, so wird hierdurch beispielsweise mittels einer Wärmeeinwirkung bewirkt, dass die Querschnitte der Filamente verändert werden und hierdurch eine abgeflachte Oberfläche aufweisen.

[0018] In einer weiteren vorteilhaften Ausführung der Erfindung sind die in dem Gewebe, insbesondere in dem Fasertransportbereich, verwendeten Filamente profiliert. Dabei werden Filamente verwendet, welche bereits bei ihrer Produktion oder einer entsprechenden Nachbearbeitung vor der Herstellung des Gewebes ein unrundes Profil aufweisen. Das Profil ist dabei derart, dass es zumindest eine abgeflachte Fläche im Querschnitt des Filaments aufweist. Durch eine entsprechende Verarbeitung zu einem Gewebe kann sodann ein Gewebe erzeugt werden, welches eine abgeflachte Oberfläche aufweist.

[0019] Die profilierten Filamente weisen vorzugsweise einen abgeflachten, insbesondere ovalen oder elliptischen oder im Wesentlichen rechteckigen Querschnitt auf. Hierdurch kann ein im Gegensatz zu einem kreisrunden Querschnitt abgeflachter Querschnitt erzeugt werden, welcher bei einer entsprechenden Verwendung in dem Gewebe des Siebriemchens zu einer abgeflachten Oberfläche des Gewebes und damit des Siebriemchens führt.

[0020] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung weisen die Filamente einen Durchmesser zwischen 30µm und 400µm auf. Hierdurch können feine und grobe Faserbündel verarbeitet werden. In einer besonders bevorzugten Ausführung weisen die Filamente einen Durchmesser zwischen 80µm 300µm auf. Diese Querschnittsdurchmesser bewirken den besten Kompromiss zwischen einer guten Garnherstellung und einem verschleißfesten Siebriemchen.

[0021] Vorzugsweise beträgt die besaugte Freifläche im Fasertransportbereich zwischen 10% und 45% des Siebriemchens in dessen Fasertransportbereich. Damit wird eine ausreichend starke Saugkraft auf das Faserbündel erzeugt, welche es an das Siebriemchen angedrückt und andererseits aber auch noch die Relativbewegung des Faserbündels zulässt.

[0022] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung sind die Filamente zumindest im Fasertransportbereich in den Kreuzungspunkten des Gewebes miteinander verschmolzen und/oder verpresst oder mittels eines Formschlusses miteinander verbunden. Hierdurch wird eine zusätzliche Festigkeit des Gewebes erzeugt, welche ein Verschieben des Gewebes verhindert und somit für eine lange gleichbleibende Qualität beim Kompaktieren des Faserbündels sorgt.

[0023] Ist das Siebriemchen zumindest an den Kreuzungsstellen der Filamente mit einer Beschichtung, insbesondere mit einem Polymer ausgeführt, so erfolgt hierdurch in ganz besonders vorteilhafter Weise eine Verrundung der Filamente und der Maschenöffnungen bzw. Freiflächen des Gewebes. Durch diese Verrundung wird der Verschleiß des Siebriemchens, der Transport des Faserbündels und die Beweglichkeit des Faserbündels quer zum Siebriemchen weiter verbessert. Die Beschichtung fließt dabei an den Kreuzungsstellen zwischen die Filamente und bildet eine hautartige Schicht. Gleichzeitig kann bewirkt werden, dass die Filamente durch die Beschichtung miteinander verkleben und somit eine zusätzliche Festigkeit des Gewebes erreicht wird. Die Beschichtung kann vor und/oder nach der Abflachung der Filamente aufgebracht werden.

[0024] Vorzugsweise sind die Filamente an den Randbereichen des Siebriemchens miteinander verschmolzen oder verklebt, um ein Zerfransen des Siebriemchens zu vermeiden. Der Haltbarkeit des Siebriemchens wird dadurch verbessert. Als Randbereich gilt der Bereich, der sich außerhalb des Bereichs befindet, unter dem der Saugschlitz seine Saugkraft auf das Faserbündel ausübt. Das Verschmelzen oder Verkleben kann auch derart erfolgen, dass keine oder kaum eine Saugkraft durch das Siebriemchen hindurch mehr aufgebracht werden kann. Das Siebriemchen kann in diesen Bereichen ganz oder nahezu dicht sein.
Weitere Vorteile der vorliegenden Erfindung sind in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beschrieben. Es zeigt:
Figur 1
einen Ausschnitt eines feinen, herkömmlichen Siebriemchens mit einem Faserbündel über einem Saugschlitz,
Figur 2
einen Ausschnitt eines groben, herkömmlichen Siebriemchens mit einem Faserbündel über einem Saugschlitz,
Figur 3
ein erfindungsgemäßes Siebriemchen mit einem Faserbündel über einem Saugschlitz und
Figur 4
eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Siebriemchens über einem Saugrohr mit einem Saugschlitz.


[0025] Um die Erfindung besser zu verstehen, sind die Vorgänge auf der Oberfläche eines Siebriemchens 1 in einer Makroperspektive dargestellt. Figur 1 zeigt einen Ausschnitt eines Saugschlitzes 2 mit dem darüber liegenden herkömmlichen feinen Siebriemchen 1 und einem darauf angeordneten Faserbündel 3. Durch die Neigung des Saugschlitzes 2 in Bezug auf die Bewegungsrichtung B des Siebriemchens 1 wird eine mechanische Verdichtung des Faserbündels 3 erreicht. Das Faserbündel 3 befindet dabei auf einer Seite bzw. an einem Rand des Saugschlitzes 2. Da das Faserbündel 3 durch den Saugluftstrom S auf die Oberfläche des Siebriemchens 1 gedrückt wird und das Faserbündel 3 voluminös und elastisch ist, taucht es teilweise in die durch die Bindung des Gewebes bedingten Vertiefungen ein. Erfährt das Faserbündel 3 nun durch die Neigung des Saugschlitzes 2 eine seitliche Relativbewegung R, so muss das Faserbündel 3 die Erhöhungen des Gewebes überwinden. Wie die Darstellung der Figur 1 vermuten lässt, ist das Überwinden der bindungsbedingten Erhöhungen bei der dargestellten Ausführung noch kein sehr großes Problem.

[0026] Deutlich anders ist die Situation bei einem Siebriemchen 1 mit einem groben, beispielsweise 150 µm dicken Filament. Die Situation ist in Figur 2 dargestellt. Das Faserbündel 3 taucht tief in die durch die Bindung bedingten Vertiefungen des Gewebes ein. Um das Faserbündel 3 seitlich zu verschieben, ist ein erhöhter Widerstand zu überwinden.

[0027] Neben dem in den Figuren 1 und 2 dargestellten Einfluss der Bindung auf die seitliche Bewegungsmöglichkeit des bereits verdichteten Faserbündels 3 ist die Gewebestruktur auch beim Auftreffen des Faserbündels 3 auf das Siebriemchen 1 von Bedeutung. Ein vom nicht dargestellten Ausgangswalzenpaar des Streckwerks kommender, breiter Faserstrom muss über die Erhöhungen des Gewebes hinweg zu einem kompakten Faserbündel 3 zusammengefasst werden. Die Erhöhungen des Gewebes wirken sich auch hierbei nachteilig aus.

[0028] In Figur 3 ist ein Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Siebriemchens 1 dargestellt. Die einzelnen Filamente des Siebriemchens sind an ihrer Oberfläche bzw. an der Ober- und Unterseite des Siebriemchens 1 im Bereich ihrer Bindung abgeflacht. Einzelne der Abflachungen 6 sind in der Figur 3 eingezeichnet und markiert. Der Widerstand des Faserbündels 3 bei einer Relativbewegung R ist bei dieser Ausführung deutlich geringer als bei den Ausführungen gemäß Figur 1 oder insbesondere der Figur 2. Die Erfindung reduziert nun die durch die Bindung bedingten Erhöhungen eines herkömmlichen Gewebes auch bei Verwendung eines groben Filaments auf ein Minimum. Die Freiflächen 5 können dabei im Wesentlichen gleich bleiben.

[0029] Die Reduzierung der Erhöhungen bzw. das Abflachen der Filamente kann durch ein Kalandrieren des Siebriemchens 1 oder ein ähnliches, in der Auswirkung gleichartiges Verfahren, erreicht werden. Möglich sind beispielsweise:
  • Kalandrieren des Siebriemchens 1 zwischen zwei Walzen, welche vorzugsweise beheizt sind
  • Kalandrieren des Siebriemchens 1 durch Ultraschall mittels Sonotroden
  • Kalandrieren des Siebriemchens durch Strahlung, vorzugsweise durch Wärmestrahlung
  • Abtragen der Erhöhungen durch zum Beispiel Abschleifen der Siebriemchen 1 auf der Ober- und/oder Unterseite.


[0030] Grundsätzlich ist ein Abflachen der Oberseite des Siebriemchens 1 ausreichend, um einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Siebriemchen zu erzielen. Das partielle Abflachen des Fadentransportbereichs ist eine weitere Herstellungsmöglichkeit - während das Gewebe neben dem Fadentransportbereich ohne Abflachung 6 ist. Hiervon abweichend kann es sich, bedingt durch das Fertigungsverfahren und die Absicht weitere Vorteile zu erzielen, ergeben, dass das Siebriemchen 1 sowohl auf der Ober- als auch der Unterseite und über die gesamte Breite abgeflacht wird. Auch ist es möglich, das Siebriemchen 1 nur partiell im Fadentransportbereich - entweder nur auf der Oberseite oder auf der Ober- und Unterseite - abzuflachen.

[0031] Falls es beim Abflachen, insbesondere beim Kalandrieren zu einem Anschmelzen der Filamente an den Kreuzungspunkten des Gewebes kommt, wird außerdem eine Verbesserung der Verschiebefestigkeit des Siebriemchens 1 erreicht.

[0032] Denkbar ist auch, einen vergleichbaren Effekt durch das Verweben eines Profilfilaments zu erreichen.

[0033] Durch die Erfindung ist es möglich, Siebriemchen 1 aus groben Geweben einzusetzen und Filamente mit großen Durchmessern zu verwenden. Die Forderungen nach einer guten Garnqualität, einer langen Standzeit und einem hohen energetischen Wirkungsgrad werden gleichzeitig erfüllt. Durch das Abflachen der Filamente wird trotz des groben Gewebes eine Verbesserung der Beweglichkeit des Faserbündels erreicht, welche die Eigenschaften eines feinen Gewebes noch übertreffen kann.

[0034] Figur 4 zeigt einen Abschnitt eines Saugrohres 4, um welches das Siebriemchen 1 geführt ist. Das Siebriemchen 1 ist in der Bewegungsrichtung B mittels einer nicht dargestellten Klemmwalze angetrieben. Dabei gleitet es mit seiner Unterseite über die Oberfläche des feststehenden Saugrohres 4. Das Faserbündel 3 gelangt nach einem nicht dargestellten Ausgangswalzenpaares eines Streckwerkes auf das in der Figur 4 rechts dargestellte Ende des Saugschlitzes 2 und wird zusammen mit dem Siebriemchen 1 in Bewegungsrichtung B befördert. Der Saugschlitz 2 ist mit Unterdruck besaugt. Dieser Saugluftstrom S strömt durch die Freiflächen 5 des Siebriemchens 1 und hält das Faserbündel 3 auf dem Siebriemchen 1 fest. Dadurch, dass der Saugschlitz 2 zur Bewegungsrichtung B schräg gestellt ist, erfährt das Faserbündel 3 eine Relativbewegung in Richtung des Pfeiles R senkrecht zur Bewegungsrichtung B des Siebriemchens 1. Hierdurch rollt bzw. gleitet das Faserbündel 3 quer zur Bewegungsrichtung B des Siebriemchens 1.

[0035] Durch die erfindungsgemäße Formgebung des Siebriemchens 1 in dem Fasertransportbereich F, in welchem sich das Faserbündel 3 befindet, wird der Widerstand des Siebriemchens 1 auf das Faserbündel 3 reduziert. Hierdurch wird ein besseres Garn erzeugt bei gleichzeitig geringerem Verschleiß des Siebriemchens 1. Der Fasertransportbereich F befindet sich im Wesentlichen in dem Bereich des Siebriemchens 1, welcher über dem Saugschlitz 2 angeordnet ist, bzw. in dem Bereich, wo das Faserbündel 3 auf das Siebriemchen 1 auftrifft bis zu dem Punkt, an welchem das Faserbündel 3 das Siebriemchen wieder verlässt. Die seitlichen Bereiche außerhalb des Fasertransportbereiches 11 können ebenfalls, wie in Figur 3 dargestellt, mit abgeflachten Filamenten versehen sein. Alternativ ist es aber auch möglich, die Filamente des Randbereiches herkömmlich, d.h. mit einem beispielsweise runden Querschnitt, zu belassen.

[0036] Die Filamente weisen in der Regel einen Durchmesser zwischen 30µm und 400µm, vorzugsweise zwischen 80µm und 300µm auf. Die Freifläche 5 beträgt im Fasertransportbereich F vorzugsweise zwischen 10% und 45%.

[0037] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. Es ist eine Vielzahl anderer Formen, insbesondere verschiedene Abflachungen 6 der Filamente, von der vorliegenden Erfindung mit abgedeckt. Wesentlich ist hierbei, dass die Filamente gegenüber einem runden Querschnitt einen Querschnitt aufweisen, welcher die Querbewegung des Faserbündels 3 auf dem Gewebe mit weniger Widerstand ermöglicht.


Ansprüche

1. Siebriemchen für eine Verdichtungseinrichtung einer Spinnmaschine, das ein Gewebe aus Filamenten aufweist und zumindest in einem Fasertransportbereich (F) des Siebriemchens (1) mit einer definierten Freifläche (5) von mindestens 10% perforiert ist, um einen Saugluftstrom (S) auf ein darauf bewegtes Faserbündel (3) einwirken zu lassen, dadurch gekennzeichnet, dass die das Faserbündel (3) kontaktierende Oberfläche der Filamente zumindest im Fasertransportbereich (F) im Vergleich zu einer runden Oberfläche abgeflacht ausgebildet ist, um eine im Gegensatz zu runden Oberflächen leichtere Bewegung des Faserbündels (3) auf der Oberfläche des Siebriemchens (1) zu ermöglichen.
 
2. Siebriemchen nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeflachte Oberfläche auf der Oberseite oder auf der Ober- und Unterseite des Siebriemchens (1) vorgesehen ist.
 
3. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeflachte Oberfläche in dem Fasertransportbereich (F) oder in dem Fasertransportbereich (F) und den Randbereichen des Siebriemchens (1) vorgesehen ist.
 
4. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche zumindest im Fasertransportbereich (F) durch eine spanende Bearbeitung, insbesondere durch Schleifen, geglättet ist.
 
5. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche zumindest im Fasertransportbereich (F) kalandriert ist.
 
6. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente profiliert sind.
 
7. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente einen abgeflachten, insbesondere ovalen oder elliptischen oder im Wesentlichen rechteckigen Querschnitt aufweisen.
 
8. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente einen Durchmesser zwischen 30µm und 400µm, vorzugsweise zwischen 80µm und 300µm aufweisen.
 
9. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Freifläche (5) im Fasertransportbereich (F) zwischen 10% und 45% beträgt.
 
10. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente zumindest im Fasertransportbereich (F) in den Kreuzungspunkten des Gewebes miteinander verschmolzen und/oder verpresst sind oder mittels eines Formschlusses miteinander verbunden sind.
 
11. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Siebriemchen (1) zumindest an den Kreuzungspunkten mit einer Beschichtung (11), insbesondere mit einem Polymer aufgefüllt ist.
 
12. Siebriemchen nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente an den Randbereichen des Siebriemchens (1) miteinander verschmolzen oder verklebt sind, um ein Zerfransen des Siebriemchens (1) zu vermeiden.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht