[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Formgebung von mindestens einem fadenförmigen
Gut, das in einer Verformungseinheit verformt und auf einer Transportvorrichtung für
den nachfolgenden Thermofixierprozess abgelegt wird.
[0002] Damit Textilien ihren Verwendungszweck erfüllen und in Griff, Aussehen und Gebrauchsverhalten
die gewünschten Eigenschaften aufweisen, werden sie speziell bearbeitet. Neben der
Fasergewinnung, Garn- und Zwirnerzeugung sowie der Flächenbildung gibt es weitere
Verfahren, die die textilen Eigenschaften beeinflussen.
[0003] Je nach Verwendungszweck wird zum Beispiel eine größere Stabilität, eine höhere Temperaturbeständigkeit
oder mehr Volumen im fadenförmigen Gut gewünscht.
[0004] Diese Eigenschaften werden durch so genannte Veredlungs-Verfahren erzielt, die in
allen Prozessstufen durchgeführt werden können. Es gibt Veredlungsverfahren für Fasern,
Garne/Zwirne und Flächengebilde. Einige Veredlungsverfahren lassen sich in den Herstellungs-
oder Weiterverarbeitungsprozess integrieren, andere wiederum sind diskontinuierlich.
[0005] Viele dieser Veredlungs-Verfahren benötigen eine anschließende thermische Fixierung,
die üblicherweise in Dampfatmosphäre oder unter trockener Hitze durchgeführt wird,
um die wünschenswerten Eigenschaften dauerhaft zu stabilisieren. Üblicherweise wird
der Fixierungsprozess in der Textilindustrie als Thermofixierung bezeichnet, im Bereich
der Teppichgarnherstellung wird das Synonym Heatsetprozess verwendet.
[0006] Im Bereich der Teppichgarnherstellung beispielsweise gibt es so genannte Straight
Set-Garne und Frieze-Garne.
[0007] Beim Straight Set-Garn wird die gerade linienförmige Struktur der Einfachgarne oder
der kablierten Garne bzw. Zwirne thermofixiert, was in Schnittpolteppichen zu geraden
nebeneinander geordneten Polschenkeln führt.
[0008] Für Frieze-Garne wird zwischen dem Kablierprozess und dem Heatsetprozess dem Garn
in einem separaten Prozess eine dreidimensionale Verformung überprägt. Dabei wird
das Garn durch Biegung/Stauchung dreidimensional verformt und dieser Zustand thermofixiert.
Die Garne sind im fertigen Teppichboden bei Schnittpolwaren wie ein Krückstock geformt.
Die Teppiche zeigen eine lebhafte Oberflächenstruktur, die unempfindlicher gegenüber
Trittspuren ist. Mehr als der Hälfte der weltweit in Schnittflor-Tuftingteppichen
verarbeiteten kablierten Garne bzw. Zwirne wird in einem thermomechanischen Prozess
eine so genannte Frieze-Optik bzw. Textured-Optik erteilt.
[0009] Nach der Verformung werden die kablierten Garne oder Zwirne einem anschließenden
Thermofixierprozess unterzogen. Durch das aufeinanderfolgende Heizen und Kühlen relaxiert
das Garn und kann je nach Materialart schrumpfen und bauschen. Weiterhin wird dadurch
die Garndrehung permanent stabilisiert bzw. fixiert, was im späteren Einsatz der Garne
zu einer wesentlich besseren Strapazierfähigkeit und Haltbarkeit der daraus hergestellten
Teppiche bzw. Teppichböden führt.
[0010] In der Praxis ist es so, dass diese Verfahren durch voneinander unabhängige Einzelaggregate
durchgeführt werden.
[0011] Durch die
US 5 467 513 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Thermofixieren von Teppichgarn unter
Verwendung unterschiedlicher Garnablagemechanismen offenbart. Des Weiteren soll die
Vorrichtung und das Verfahren bestehende Thermofixiermaschinen so modifizieren können,
dass von Straight Set-Garn bis zum stark gekräuselten Garn unterschiedlichste Garne
produziert werden können.
[0012] Dies soll durch ein Garnablagesystem zum Ablegen des Garns in vorgegebenen Verlegemustern
auf einem Transportband erreicht werden. Auf dem Transportband wird das Garn anschließend
durch die Thermofixiereinrichtung transportiert. Durch unterschiedliche Verlegemuster
wird die Garnablage so gesteuert, dass unterschiedlich stark texturierte Garne hergestellt
werden können.
[0013] Ein steuerbares, oszillierendes Garnlieferrohr zum Ablegen des Garns in unterschiedlichen
Verlegemustern auf dem Transportband ist so ausgebildet, dass zwischen der Straight
Set-Garn Herstellung und dem Texturieren des Garns gewechselt werden kann. Dazu wird
der Antriebsmotor des oszillierenden Garnlieferrohres entsprechend gesteuert. Außerdem
ist zusätzlich ein verstellbares Prallblech oberhalb des Transportbandes angeordnet,
so dass das Garn, das aus dem Garnlieferrohr austritt, zuerst auf das Prallblech prallt
und sich dann auf dem Transportband ablegt. Um den gestreckten Transport des Garnes
bis zum Ausgang des Garnlieferrohrs zu unterstützen, wird dem Garnlieferrohr Druckluft
durch eine Injektionsdüse zugeführt.
[0014] Nachteilig an dem Verfahren und der Vorrichtung ist, dass die Texturierung über vorgegebene
Verlegemuster erst bei der Ablage auf dem Transportband erzeugt wird. In der Praxis
hat sich aber herausgestellt, dass eine willkürliche Erzeugung des texturierten Effektes
eine lebhaftere Oberflächenstruktur der Garne im fertigen Teppich bewirkt. Zudem können
mit dem Schlaufenableger nicht alle Garnfeinheiten gleichwertig verformt werden, vor
allem bei gröberen Garnfeinheiten sind mit dieser Vorrichtung enge Grenzen gesetzt.
Aufgrund dieser Erkenntnisse haben sowohl das Verfahren als auch die Vorrichtung gemäß
der
US 5 467 513 keinen Eingang in die Praxis gefunden.
[0015] In der
DE 198 25 905 A1 wird eine Fadenveredlungsanlage beschrieben. Je nachdem ob ein gekräuselter oder
ungekräuselter Faden hergestellt werden soll, läuft dieser durch ein entsprechendes
alternativ eingesetztes Aggregat und wird auf einem Transportband abgelegt. Auf dem
Transportband wird der Faden schließlich einer Klimakammer zum Thermofixieren zugeführt.
Da zur Herstellung von gekräuselten oder ungekräuselten Fäden unterschiedliche Aggregate
zum Einsatz kommen, wird ein dem Lieferwalzenpaar nachgeordneter Adapter offenbart,
der den Montageaufwand zum Umrüsten der Veredlungsanlage reduziert.
[0016] Gemäß der
DE 198 25 905 A1 wird, um gekräuselte Fäden (in der textilen Branche werden die Begriffe gestauchte,
verformte Fäden oder Fäden mit Frieze-Effekt als Synonyme verwendet) herstellen zu
können, eine so genannte Stauchkammer eingesetzt. Die Stauchkammer besitzt neben einem
Kanaleinlauf und einem Kanalauslauf einen Durchgangskanal. Mit einem Gelenk an der
Kanalwand ist am Kanalauslauf eine so genannte Rückhalteklappe angeordnet, die entgegen
der Transportrichtung der zu stauchenden Fäden eine Rückhaltekraft ausübt. Die zu
stauchenden Fäden gelangen über den Kanaleinlauf in den Durchgangskanal und werden
dabei an den Wandungen des Durchgangskanals und durch die Rückhalteklappe gebremst,
bis der Garnpfropfen so groß ist, dass die Rückhaltekraft der Rückhalteklappe überwunden
wird und die Fäden über eine dem Kanalauslauf nachgeordnete Gleitfläche auf dem Transportband
zu liegen kommen. Im Anschluss daran werden die Fäden auf dem Transportband einer
separaten Thermofixiereinrichtung zugeführt.
[0017] Sollen hingegen ungekräuselte Fäden respektive Straight Set-Garne oder Zwirne hergestellt
werden, so ist dazu ein so genannter Schlaufenableger notwendig. Der Schlaufenableger
enthält eine Hohlwelle, in die ein Ablagerohr hineinragt. Zusammen mit der Hohlwelle
ist das Ablagerohr changierend antreibbar. Die Fäden, die durch das Lieferwalzenpaar
zugeführt werden, gelangen durch eine Einlaufhülse in den Durchgangskanal und schließlich
in den Kanal des changierenden Ablagerohres, so dass die Fäden in Form von Fadenschlaufen
auf einem Transportband abgelegt werden, um danach eine separate Thermofixiereinrichtung
zu durchlaufen. Unter Vernachlässigung der Biegeradien spricht man von ungekräuselten
respektive Straight Set-Fäden.
[0018] Nachteilig an den Vorrichtungen ist allerdings, dass zur Erzielung des Frieze-oder
Straight Set-Effekts Einzelaggregate verwendet werden, wodurch zum Wechsel von einem
Effekt zum anderen ein Umbauen von mechanischen Bauelementen und neues Einfädeln des
fadenförmigen Gutes notwendig ist, was zu Stillständen der Textilmaschine führt und
die Produktivität beeinträchtigt.
[0019] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Vorrichtung vorzuschlagen,
die flexibel bezüglich der Effektauswahl ist und Produktivitätsverluste bei Umstellung
der Behandlung verringert.
[0020] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 gelöst.
[0021] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0022] Zur Lösung der Aufgabe ist gemäß Anspruch 1 vorgesehen, dass in Fadentransportrichtung
nacheinander ein Rückhaltemittel und ein antreibbares, gekrümmtes Ablagerohr angeordnet
sind.
[0023] Damit bei einem Wechsel von Straight Set-Garnen zu Frieze-Garnen oder umgekehrt nicht
immer die entsprechende Effekt-Vorrichtung ausgebaut, getauscht und wieder eingebaut
werden muss, wird hier eine Vorrichtung verwendet, mit der sowohl Frieze-Garne, d.h.
Garne mit einer dreidimensionalen Formgebung, als auch Straight-Set-Garne, d.h. Garne
im langgestreckten Zustand, hergestellt werden können.
[0024] Auf diese Weise wird der Wechsel von dem einen Effekt zum anderen vereinfacht und
die Produktion kann flexibler und bedarfsorientierter erfolgen. Die Maschine muss
nicht mehr während des Umbaus stillstehen und ein erneutes Einfädeln erübrigt sich.
[0025] Rohre besitzen im Allgemeinen einen kreisrunden Querschnitt, im Rahmen der Erfindung
kann das Ablagerohr aber auch jeden anderen Querschnitt aufweisen, wie zum Beispiel
rechteckig, oval oder oben offen als Rinne.
[0026] Grundsätzlich kann die Intensität des Friezecharakters, d.h. die Intensität der im
Garnpfropfen gebildeten dreidimensionalen Verformung über die Höhe des Rückhalteklappenwiderstandes
gegen dessen Verschwenken beeinflusst werden.
[0027] Unter fadenförmigem Gut sollen im Rahmen dieser Anmeldung alle linienförmigen Gebilde
verstanden werden. Dies können Garne, Zwirne aber auch Folienbändchen sowie schlauch-
und bändchenförmige Textilien und dergleichen sein.
[0028] Die Vorrichtung kann sowohl autark betrieben oder in den Fadenlauf von Fadenherstellungsprozessen-
oder Fadenverarbeitungsprozessen integriert werden. Besonders geeignet ist die Vorrichtung
für die Veredlung von Teppichgarnen. Daher kann insbesondere die erfindungsgemäße
Vorrichtung in den Fadenlauf von Kablier- oder Zwirnmaschinen integriert werden. Denkbar
wäre aber auch eine Anordnung beispielsweise vor einer Tuftingmaschine, nach einem
Extruder oder integriert in eine andere, fadenförmiges Gut verarbeitende Textilmaschine.
[0029] Die Vorrichtung kann für Einzelfäden eingesetzt werden. Möglich ist aber auch, dass
eine Fadenschar zur Erzielung eines Effektes in die Vorrichtung transportiert wird.
[0030] Insbesondere ist nach Anspruch 2 oder 3 für die Auswahl der alternativen Betriebsstellungen
zur Herstellung von Straight Set- oder Frieze-Garn entweder ein Umschaltelement an
der Arbeitsstelle oder eine zentrale Einstelleinrichtung vorhanden.
[0031] Per Knopfdruck oder zum Beispiel mittels eines Hebels kann an der Arbeitsstelle auf
diese Weise einfach und ohne Zeitaufwand zwischen den unterschiedlichen Effekten umgestellt
werden. Wurde bisher ein Frieze-Garn hergestellt und das Umschaltelement betätigt,
so wird die Rückhalteklappe an die Innenwand der Stauchkammer gestellt und dort arretiert.
Gleichzeitig wird das Ablagerohr gegebenenfalls angetrieben.
[0032] Wird hingegen zum Frieze-Garn gewechselt, so schwenkt die Rückhalteklappe in den
Fadenweg und auf einen Antrieb des Ablagerohres kann verzichtet werden.
[0033] Es kann aber auch sein, dass die Auswahl, ob ein Frieze- oder Straight-Effekt erzielt
werden soll und in welchem Ausmaß der Frieze-Effekt sich ausbildet, in der Zentralsteuereinheit
eingestellt wird. Dazu kann beispielsweise eine maschinenlange Welle mit Kurvenscheiben
eingesetzt werden, die dann die Vorrichtungen der einzelnen Arbeitsstellen ansteuert.
[0034] In einer bevorzugten Ausführungsform gemäß Anspruch 4, ist das Rückhaltemittel als
mindestens eine schwenkbare Rückhalteklappe ausgebildet.
[0035] Der Faden wird in diesem Fall durch das Lieferwerk in die Stauchkammer gefördert,
bei der die Rückhalteklappe angestellt ist und den Raum abschließt. Dies kann durch
eine einzelne Rückhalteklappe oder durch das Zusammenspiel von zwei oder mehr Rückhalteklappen
erzielt werden, wobei die Rückhalteklappenkraft mittels einer Kraftbeaufschlagung,
wie beispielsweise federbelastet oder pneumatisch belastet, erzeugt wird. Auf der
Rückhalteklappe bildet sich ein Fadenpfropfen aus, der, sobald der Pfropfendruck die
Gegenkraft der Rückhalteklappe überschreitet, die Stauchkammer wieder verlässt. Die
Höhe des Rückhalteklappenwiderstandes bestimmt dabei die Intensität der im Pfropfen
gebildeten dreidimensionalen Verformung, d.h. die Intensität des Friezecharakters.
[0036] Die Rückhalteklappe kann dabei entweder bis an die Wand der Stauchkammer zurück schwenken
oder über eine verstellbare Maximalöffnung der Rückhalteklappe wird der Schwenkweg
der Rückhalteklappe begrenzt. Auf diese Weise kann nicht nur das Stauchkammervolumen,
sondern auch die maximale Füllmenge der Stauchkammer eingestellt werden, was sich
letztlich in der Intensität der Verformung auswirkt.
[0037] Eine weitere, mögliche Variante ist, dass die Rückhalteklappe nicht zurückschwenkt,
sondern so eingestellt wird, dass ein Öffnungsmaß der Rückhalteklappe eingehalten
wird und der Fadenpfropfen durch diesen so erhaltenen Durchlass die Stauchkammer verlässt.
[0038] Wie in Anspruch 5 beschrieben, ist das Rückhaltemittel als Seitenwand des Ablagerohres
ausgebildet.
[0039] Als Alternative zu der Rückhalteklappe kann der Frieze-Effekt auch erzeugt werden,
indem sich das Material an einer geeigneten Stelle staut und sich der Garnpfropfen
ausbildet. Das Stauen erfolgt allein durch Reibung; das Garn türmt sich auf dem Boden
des Ablagerohres auf, bis sich nach oben hin ein Garnpfropfen aufbaut. Sobald der
Reibwiderstand überwunden ist, rutscht dieser Garnpfropfen aus dem Ablagerohr in Richtung
der Transportvorrichtung und legt sich auf dieser ab. Bei kontinuierlicher Nachförderung
ergibt sich eine kontinuierliche Friezeerzeugung.
[0040] Wie in Anspruch 6 ausgeführt, ist die mindestens eine Rückhalteklappe alternativ
als Frieze-Einrichtung betreibbar oder in aus dem Fadenweg zurückgeschwenkter Stellung
arretierbar.
[0041] Zur Erzeugung des Frieze-Effekts wird die Rückhalteklappe der Stauchkammer in den
Fadenweg geschwenkt.
[0042] Im Falle des Wechsels zur Erzeugung von Straight Set-Garn wird die Rückhalteklappe
in einer hinteren Position arretiert und verbleibt dort für die gesamte Produktionszeit.
Auf diese Weise entsteht aus der Stauchkammer eine mehr oder weniger hindernisfreie
Kammer, durch die der Faden ablenkungsfrei läuft.
[0043] Wie in Anspruch 7 beschrieben, ist das Ablagerohr alternativ angetrieben oder in
einer die Ablage des Fadenmaterials auf der Transportvorrichtung ermöglichender Winkelstellung
fixiert.
[0044] Bei Erzeugung des Frieze-Effekts wird das verformte Garn mittels des Ablagerohres,
dessen Austrittsöffnung in Richtung der Transporteinrichtung zeigt und das entweder
feststeht oder angetrieben wird, kontrolliert abgelegt. Dabei rutscht das gebildete
Frieze-Garn unter seinem Eigengewicht und infolge des kontinuierlichen Nachschubs
im Inneren des Ablagerohres nach unten und legt sich auf der Transporteinrichtung
ab.
[0045] Bei der Straight Set-Garn Herstellung wird das Ablagerohr so angetrieben, dass sich
der Faden auf der Transportvorrichtung geordnet in Kreisbogenform ablegt.
[0046] Vorzugsweise ist das Ablagerohr, gemäß den Ansprüchen 8 und 9 rotatorisch oder oszillierend
antreibbar.
[0047] Bei der Straight Set-Garn Herstellung wird das Ablagerohr mittels eines Antriebs,
beispielsweise eines Schrittmotors, rotatorisch oder oszillierend angetrieben. Der
Faden wird damit aus dem Lieferwerk kommend über die entstehende Fliehkraftwirkung
nach außen geschleudert und läuft innerhalb der Stauchkammer gestreckt. In Kombination
von Fliehkraft und Eigengewicht des Fadens legt sich der Faden auf der Transportvorrichtung
geordnet in Kreisbogenform ab.
[0048] Durch Versuche wurde festgestellt, dass in einigen Fällen auch eine geeignete Ablage
mit stillstehendem Ablagerohr erfolgt. Das Garn legt sich dann unter seinem Eigengewicht
ebenfalls in Bögen ab. Auch dies ist erfindungsgemäß möglich, allerdings kann die
Garnablage dann nicht angepasst und gesteuert werden.
[0049] Besonders bevorzugt sind gemäß Anspruch 10 Systemparameter, wie insbesondere die
Rückhaltekraft der Rückhalteklappe, das Öffnungsmaß der Rückhalteklappe oder die Geschwindigkeit
des Ablagerohres, einstellbar.
[0050] Entweder können an der Zentralsteuereinheit oder lokal an den jeweiligen Arbeitsstellenrechnern
die Systemparameter, wie zum Beispiel die Rückhaltekraft der Rückhalteklappe oder
die Geschwindigkeit des Ablagerohres eingestellt werden. Dazu gehört ebenfalls die
Auswahl ob die Rückhalteklappe intermittierend schwenkend verwendet oder auf ein bestimmtes
Öffnungsmaß eingestellt wird. Auf diese Weise ist es möglich, das System auf materialspezifische
Besonderheiten einzustellen und so unterschiedlichste Materialien und unterschiedlich
stark verformte Garne verarbeiten/ herstellen zu können.
[0051] Nach Anspruch 11 sind Mittel zur automatischen Einfädelung des fadenförmigen Gutes
vorgesehen.
[0052] Um die Handhabung zu vereinfachen, ist eine automatische Einfädelung, beispielsweise
mittels Druckluft, vorgesehen.
[0053] Die Erfindung ist nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0054] In den Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- Figur 2a - 2d
- schematische Darstellungen der Fadenablage für die kombinierte Frieze-/ Straight Set-Einrichtung;
- Figur 3
- eine alternative Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- Figur 4
- eine weitere alternative Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0055] Figur 1 zeigt schematisch die erfindungsgemäße Vorrichtung, mit der sowohl der Frieze-
als auch Straight Set-Effekt erzielt werden kann.
[0056] Der Faden 1 wird über ein Lieferwerk 2 kontinuierlich in eine Stauchkammer 3 gefördert
und am Ausgang gegen eine federbelastete Rückhalteklappe 4, die den Ausgang der Stauchkammer
3 verschließt, gedrückt. Durch den mechanischen Staudruck in der Stauchkammer 3 wird
der Faden 1 in geometrisch unregelmäßiger Art und Weise dreidimensional gebogen und/oder
geknickt (gekräuselt). Die Verformung des Fadens 1 kann durch Heißluft oder Dampfzuströmung
in die Stauchkammer 3 unterstützt werden, dazu verfügt die Vorrichtung über einen
entsprechenden Einlass 7.
[0057] Die in der Stauchkammer 3, auch Stuffer Box genannt, gekräuselte Fadenschar bildet
gegen die kraftbeaufschlagte Rückhalteklappe 4 ein Fadenpfropfen aus, der sobald der
Pfropfendruck die Gegenkraft der Rückhalteklappe 4 überschreitet, die Stauchkammer
3 wieder verlässt. Die Höhe des Rückhalteklappenwiderstandes bestimmt dabei die Intensität
der im Pfropfen gebildeten dreidimensionalen Verformung d.h. die Intensität des Friezecharakters.
Die Beeinflussung des Friezecharakters erfolgt über die Veränderung der Rückhalteklappenkraft.
Mittels eines Stellrads 10 mit Skala ist eine Drehfeder 11 ansteuerbar, die auf der
Achse der Rückhalteklappe 4 angeordnet ist und gegenläufig die Rückhalteklappe 4 beaufschlagt.
[0058] Das Ablagerohr 5 gewährleistet die kontrollierte Ablage auf einem Transportband 6.
Das heißt, von der Stauchkammer 3 aus läuft der Faden 1 durch ein Ablagerohr 5, dessen
Austrittsöffnung feststeht und in Richtung des Transportbandes 6 zeigt. Das gebildete
Frieze-Garn rutscht unter seinem Eigengewicht und infolge des kontinuierlichen Nachschubs
im inneren des Ablagerohres 5 nach unten und legt sich auf das Transportband 6.
[0059] Im Falle der Erzeugung von Straight Set-Garn wird mit Betätigen des Hebels 12 die
Rückhalteklappe 4 zum Beispiel mittels eines Magneten 13 an der Innenwand der Stauchkammer
3 arretiert. Gleichzeitig schaltet der Hebel den Steppermotor 8 des Ablagerohres 5
an. So wird die Rückhalteklappe 4, die mit einem Gelenk an der Wand der Stauchkammer
3 angebracht ist, in der hinteren Position arretiert und verbleibt dort für die gesamte
Produktionszeit. Die Stauchkammer 3 ist auf diese Weise zu einer Führung ohne Hindernis
für den durchlaufenden Faden 1 geworden. Gleichzeitig wird das Ablagerohr 5 rotatorisch
angetrieben. Der Faden 1 wird damit aus dem Lieferwerk 2 kommend über die entstehende
Fliehkraftwirkung nach außen geschleudert und läuft innerhalb der Stauchkammer 3 gestreckt.
In Kombination von Fliehkraft und Eigengewicht des Fadens 1 legt sich der Faden 1
auf dem Transportband 6 geordnet in Kreisbogenform ab.
[0060] Wie aus Figur 2a ersichtlich, legt sich bei der Frieze-Garn Herstellung mit stehendem
Ablagerohr 5 die verformte Fadenschar in ungeordnetem Zustand auf dem Transportband
6 ab.
[0061] Wird das Ablagerohr 5 während der Frieze-Garn Herstellung hingegen oszillierend angetrieben,
so ergibt sich die Fadenablage wie sie in Figur 2b dargestellt ist.
[0062] Figur 2c zeigt eine kreisbogige Ablage, wie sie im Falle der Straight Set-Garn-Erzeugung
mit rotierendem Ablagerohr 5 erfolgt. Der Ablegeradius, der aus der Höhe der Fliehkraft,
des Eigengewichtes des Fadens 1 und der Transportbandgeschwindigkeit beeinflusst wird,
wird dabei so groß eingestellt, dass sich die Kreisbogigkeit immer noch als quasi
gerade in den Garnnoppen des fertigen Teppichs darstellt.
[0063] Wird das Ablagerohr 5 während der Straight Set-Garn-Erzeugung anstatt rotierend oszillierend
angetrieben, so erfolgt die Fadenlage wie sie durch die Figur 2d abgebildet ist.
[0064] Die Figuren 3 und 4 zeigen unterschiedliche Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Vorrichtung. Da die grundlegenden Prinzipien bei den unterschiedlichen Ausführungsformen
dieselben sind und um Wiederholungen zu vermeiden, wird an dieser Stelle nur auf die
Dinge eingegangen, in denen sich die Ausführungsformen unterscheiden.
[0065] In Figur 3 sind zwei Rückhalteklappen 14, 15 an der Stauchkammer angebracht. Vom
Lieferwerk 2 kommend gelangt der Faden 1 in die Stauchkammer 3. Bei der Frieze-Garn
Herstellung staut sich der Faden 1 auf den beiden Rückhalteklappen 14, 15. Zur Erzeugung
von Straight Set-Garn werden die beiden Rückhalteklappen 14, 15 in eine offene Position
verstellt, arretiert und das Ablagerohr oszillierend angetrieben.
[0066] Figur 4 zeigt eine Stauchkammer 3 ohne Rückhalteklappe. Dennoch kann mit dieser erfindungsgemäßen
Ausführungsform der Vorrichtung auch der Frieze-Effekt erzeugt werden. Dazu ist die
Stauchkammer 3 so ausgebildet, dass sie in das Ablagerohr 5 hinein reicht. Der Faden
1 staut sich an der Seitenwand 22 respektive auf dem Boden des Ablagerohres 5. Sobald
der Reibwiderstand überwunden ist, rutscht der Garnpfropfen aus dem Ablagerohr 5 auf
das Transportband. Zur Erzeugung des Straight Set-Effektes wird das Ablagerohr 5 angetrieben
und der aus dem Lieferwerk 2 kommende Faden 1 wird in Bögen auf der Transportvorrichtung
abgelegt.
1. Vorrichtung zur Formgebung von mindestens einem fadenförmigen Gut (1), das in einer
Verformungseinheit verformt und auf einer Transportvorrichtung (6) für den nachfolgenden
Thermofixierprozess abgelegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Fadentransportrichtung nacheinander ein Rückhaltemittel (4, 14, 15, 22) und ein
antreibbares, gekrümmtes Ablagerohr (5) angeordnet sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für die Auswahl der alternativen Betriebsstellungen zur Herstellung von Straight
Set- oder Frieze-Garn ein Umschaltelement (12) an der Arbeitsstelle vorhanden ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für die Auswahl der alternativen Betriebsstellungen eine zentrale Einstelleinrichtung
vorhanden ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Rückhaltemittel als mindestens eine schwenkbare Rückhalteklappe (4, 14, 15) ausgebildet
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Rückhaltemittel als Seitenwand (22) des Ablagerohres (5) ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 , dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Rückhalteklappe (4, 14, 15) alternativ als Frieze-Einrichtung
betreibbar oder in aus dem Fadenweg zurückgeschwenkter Stellung arretierbar ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Ablagerohr (5) alternativ angetrieben oder in einer die Ablage des Fadenmaterials
auf der Transportvorrichtung (6) ermöglichender Winkelstellung fixiert ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Ablagerohr (5) rotatorisch antreibbar ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Ablagerohr (5) oszillierend antreibbar ist.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Systemparameter, wie insbesondere die Rückhaltekraft der Rückhalteklappe (4, 14,
15), das Öffnungsmaß der Rückhalteklappe oder die Geschwindigkeit des Ablagerohres
(5) einstellbar sind.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zur automatischen Einfädelung des fadenförmigen Gutes (1) vorgesehen sind.