[0001] Die Erfindung betrifft ein Desinfektionsmittel enthaltend Peressigsäure, einen Kit
zur Herstellung eines solchen Desinfektionsmittels, die Verwendung eines solchen Desinfektionsmittels
zur Desinfektion von Oberflächen, vorzugsweise Kunststoffoberflächen, sowie ein Verfahren
zur Desinfektion von Kunststoffbehältern unter Verwendung des Desinfektionsmittels.
[0002] Getränke werden industriell häufig in Kunststoffflaschen abgefüllt. Insbesondere
mikrobiologisch sensible Getränke, beispielsweise Fruchtsäfte, die CO2-frei bzw.-arm
sind, erfordern zur Sicherstellung einer langen Haltbarkeit, gegebenenfalls auch ohne
Kühlung, eine so genannte kaltaseptische Abfüllung. Dabei erfolgt eine Entkeimung
von Produkt (z.B. Fruchtsaft), Behälter (Flasche) und Verschlüssen und eine Zusammenführung
der drei Komponenten unter keimfreien Bedingungen.
[0003] Bei Kunststoffflaschen, insbesondere PET-Flaschen, ist eine gebräuchliche Form der
Entkeimung die so genannte Nassentkeimung unter Verwendung von Peressigsäure. Die
Innen- und Außenflächen der Flaschen werden dabei mit einer wässrigen Lösung von Peressigsäure
besprüht, gegebenenfalls mittels Dampf als Trägermedium.
[0004] Für eine wirksame Desinfektion ist eine vollständige Benetzung der Oberflächen wichtig,
daher wird der Desinfektionslösung ein Netzmittel zugesetzt.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Desinfektionsmittel der
eingangs genannten Art zu schaffen, das gute Benetzungseigenschaften aufweist und
im Lebensmittelbereich unproblematisch verwendbar ist.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen offenbart.
[0007] Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, dass ein peressigsäurehaltiges
Desinfektionsmittel, das als Netzmittel mindestens ein Polymer umfasst, das kationische
dissoziierbare Gruppen oder eine Kombination von kationischen und anionischen dissoziierbaren
Gruppen aufweist, einerseits eine gute Benetzung auch hydrophober Kunststoffoberflächen
mit dem erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel bewirkt und andererseits keine Inhaltsstoffe
enthält, die lebensmittelrechtlich bedenklich oder möglicherweise deklarationspflichtig
sind. Die oben definierten Polymere als Netzmittel bewirken eine vollständige Benetzung
auch sehr hydrophober Oberflächen beispielsweise von PET-Flaschen und damit eine vollständige
Desinfektion durch die Einwirkung der Peressigsäure auf die gesamte Oberfläche. Das
erfindungsgemäße Desinfektionsmittel ist problemlos und weitgehend rückstandsfrei
ausspülbar und enthält keine Inhaltsstoffe, die als in der Flasche möglicherweise
verbleibende minimale Rückstände lebensmittelrechtlich bedenklich sind. Im Rahmen
der Erfindung bezeichnet der Begriff Desinfektionsmittel die tatsächliche Anwendungslösung,
die mit den zu desinfizierenden Oberflächen in Kontakt gebracht wird. Im Regelfall
wird ein solches Desinfektionsmittel in situ aus wenigstens zwei Komponenten hergestellt,
von denen die erste Komponente Peressigsäure und die zweite Komponente ein entsprechendes
Polymer enthält. Die Herstellung des Desinfektionsmittels kurz vor der Anwendung kann
durch Vermischen und im Regelfall Verdünnen der Komponenten mit Wasser vor dem Aufsprühen
auf die Oberflächen erfolgen, gegebenenfalls kann auch das Vermischen auf den Oberflächen
selbst durch getrenntes Aufsprühen der beiden Komponenten erfolgen. Ein Kit aus wenigstens
zwei beschriebenen Komponenten zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels
ist somit ebenfalls Gegenstand der Erfindung.
[0008] Im Stand der Technik werden als Netzmittel Tenside verwendet. Das erfindungsgemäße
Desinfektionsmittel bewirkt eine gute Benetzung überraschenderweise auch ohne jegliche
Tenside. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die erfindungsgemäßen
Desinfektionsmittel tensidfrei. Tenside sind Verbindungen, welche die Grenzflächenspannung
herabsetzen, d.h. amphiphile Verbindungen mit mindestens einem hydrophoben und einem
hydrophilen Molekülteil. Im Rahmen der Erfindung bezeichnet der Begriff Tenside die
Gruppe bestehend aus anionischen Tensiden, kationischen Tensiden, amphoteren Tensiden,
nichtionischen Tensiden und Blockcopolymeren (insbesondere aus Ethylenoxid- und Propylenoxideinheiten).
Zur Erläuterung dieser Tensidklassen wird beispielhaft verwiesen auf
Römpp Chemielexikon, 10. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stichwort "Tenside".
[0009] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel enthält als Netzmittel mindestens ein Polymer,
das kationische dissoziierbare Gruppen oder eine Kombination von kationischen und
anionischen dissoziierbaren Gruppen aufweist. Als Polymere bezeichnet man aus niedermolekularen
Monomereinheiten aufgebaute makromolekulare Verbindungen. Beispielhaft verwiesen wird
auf
Römpp Chemielexikon, 10. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stichwort "Polymere".
[0010] Ionisch dissoziierbare Gruppen dissoziieren in hinreichend polaren Lösungsmitteln
(z. B. Wasser) zu Ionen und Gegenionen. Dementsprechend liegt das mindestens eine
Polymer im anwendungsfertig verdünnten Desinfektionsmittel in wässriger Lösung wenigstens
teilweise in ionischer Form vor. Im Rahmen der Erfindung ist es ausreichend, wenn
das mindestens eine Polymer kationische dissoziierbare Gruppen aufweist. Bevorzugt
ist das mindestens eine Polymer jedoch ein ampholytisches Polymer, d.h. es weist sowohl
kationische als auch anionische dissoziierbare Gruppen auf.
[0011] Vorzugsweise kann das mindestens eine Polymer wenigstens eine Monomereinheit mit
zumindest einer kationischen dissoziierbaren Gruppe umfassen und/oder wenigstens eine
Monomereinheit mit zumindest einer anionischen dissoziierbaren Gruppe umfassen. Das
mindestens eine Polymer kann wenigstens eine Monomereinheit mit zumindest einer Carboxylfunktion
enthalten.
[0012] Vorzugsweise hat das mindestens eine Polymer ein mittleres Molekulargewicht größer
10.000, vorzugsweise größer 50.000, weiter vorzugsweise größer 100.000, und/oder kleiner
1.000.000, vorzugsweise kleiner 500.000. Vorteilhafterweise ist das mindestens eine
Polymer ein Copolymer auf Acrylat- oder Methacrylatbasis. Es ist bevorzugt, dass das
Copolymer als Monomereinheiten und/oder N-Isopropylacrylamid und/oder 2-Acrylamido-2-methyl-1-propansulfonsäure
umfasst.
[0013] Kationische und ampholytische Polymere, wie sie im Rahmen der Erfindung Verwendung
finden, sind dem Fachmann bekannt. Beispielhaft verwiesen wird auf die
EP 1 767 554 A1, die ein ampholytisches Polymer auf Acrylat- bzw. Methacrylatbasis beschreibt, das
als Monomereinheiten N-Isopropylacrylamid und optional 2-Acrylamido-2-methyl-1-propansulfonsäure
umfasst. Entsprechende Polymere sind kommerziell verfügbar.
[0014] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel kann mehr als ein Polymer mit kationischen
dissoziierbaren Gruppen oder einer Kombination von kationischen und anionischen dissoziierbaren
Gruppen enthalten. Vorzugsweise enthält das Desinfektionsmittel zwei Polymere mit
kationischen dissoziierbaren Gruppen oder einer Kombination von kationischen und anionischen
dissoziierbaren Gruppen.
[0015] Es ist vorteilhaft, wenn das Desinfektionsmittel zusätzlich wenigstens ein Polycarboxylat,
vorzugsweise ein Polyacrylat, besonders bevorzugt ein Copolymer von Acrylsäure mit
2,5-Furandion enthält. Die Aufzählung der möglichen Inhaltsstoffe ist nicht abschließend.
Insbesondere wird das Desinfektionsmittel in der Regel Wasser, vorzugsweise voll entsalztes
Wasser, als Lösungsmittel enthalten.
[0016] Vorteilhafterweise weist das Desinfektionsmittel bei einer Temperatur von 20°C eine
Oberflächenspannung > 50 mN/m, vorzugsweise > 60 mN/m auf (gemessen mit der Ringabreißmethode
nach DeNoüy).
[0017] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel enthält bevorzugt Peressigsäure in einer
Konzentration von 1.000 bis 5.000 ppm, weiter vorzugsweise 1.500 bis 3.500 ppm. Diese
Konzentrationsbereiche sind bevorzugt für eine wirksame Oberflächendesinfektion.
[0018] Der Gehalt des Netzmittels beträgt bevorzugt 0,02-0,5 Gew.-%, weiter vorzugsweise
0,05-0,3 Gew.-%.
[0019] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel kann weitere Inhaltsstoffe enthalten. Beispielsweise
kann es zur Einstellung des pH-Werts und/oder als Komplexbildner wenigstens eine Säure
enthalten. Bei der wenigstens einen Säure kann es sich um eine organische Säure, vorzugsweise
um eine α-Hydroxy-Carbonsäure wie Citronensäure, Weinsäure, Äpfelsäure, Milchsäure
usw. handeln. Citronensäure ist besonders bevorzugt. Im Rahmen der Erfindung kann
die Säure auch als Indikator verwendet werden, um das vollständige Ausspülen des erfindungsgemäßen
Desinfektionsmittels zu überprüfen. Bei der Verwendung von Citronensäure kann beispielsweise
deren verbleibender Restgehalt in bekannter Weise enzymatisch bestimmt werden.
[0020] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel wird bevorzugt unmittelbar vor der Anwendung
hergestellt, bevorzugt aus einem Kit, der ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist.
Der erfindungsgemäße Kit dient zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels
und enthält wenigstens zwei Komponenten. Erfindungsgemäß enthält eine erste Komponente
Peressigsäure und eine zweite Komponente ein Polymer, das kationische dissoziierbare
Gruppen oder eine Kombination von kationischen und anionischen dissoziierbaren Gruppen
aufweist. Die oben im Kontext des Desinfektionsmittels beschriebenen fakultativen
weiteren Inhaltsstoffe sind bevorzugt in der zweiten Komponente (Netzmittel) enthalten.
[0021] Die zweite Komponente (Netzmittel bzw. Netzmittelkonzentrat) weist vorzugsweise einen
Anteil an Polymeren mit kationischen dissoziierbaren Gruppen oder einer Kombination
von kationischen und anionischen dissoziierbaren Gruppen von mindestens 0,001 Gew.-%,
vorzugsweise mindestens 0,01 Gew.-%, weiter vorzugsweise mindestens 0,1 Gew.-%, weiter
vorzugsweise mindestens 1 Gew.-%, weiter vorzugsweise mindestens 2 Gew.-%, besonders
bevorzugt mindestens 3 Gew.-%, und/oder maximal 40 Gew.-%, vorzugsweise maximal 30
Gew.-%, weiter vorzugsweise maximal 20 Gew.-%, weiter vorzugsweise maximal 10 Gew.-%,
besonders bevorzugt maximal 5 Gew.-% auf.
[0022] Vorzugsweise enthält diese zweite Komponente wenigstens eine der oben beschriebenen
Säuren wie bspw. Citronensäure, vorzugsweise 0,5 bis 30 Gew.-% Säure. Besonders bevorzugt
sind 5 bis 20 Gew.-% Säure.
[0023] Gegenstand der Erfindung ist ferner die Verwendung eines erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels
oder Kits zur Desinfektion von Oberflächen, vorzugsweise Kunststoffoberflächen. Es
erfolgt auch ohne Zusatz von Tensiden eine vollständige Benetzung auch hydrophober
Kunststoffoberflächen und eine dementsprechend vollständige Flächendesinfektion.
[0024] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Desinfektion von Kunststoffbehältern,
insbesondere Kunststoffflaschen. Bevorzugte Kunststoffe sind PET, PE und Polycarbonate.
Erfindungsgemäß werden die zu desinfizierenden Oberflächen der Flaschen (Außenflächen
und insbesondere Innenflächen) mit einem erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel in
Kontakt gebracht. Dies kann durch Aufsprühen, gegebenenfalls Aufsprühen mittels eines
Hilfsmediums wie beispielsweise Dampf erfolgen. Im Rahmen der Erfindung ist es ebenfalls
möglich, die Komponenten eines erfindungsgemäßen Kits (gegebenenfalls verdünnt mit
Wasser) separat aufzusprühen, so dass das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel in
situ auf den zu desinfizierenden Oberflächen gebildet wird. Alternativ und in der
Regel bevorzugt findet ein vorheriges Vermischen der Komponenten statt.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren ist bevorzugt verwendbar im Zusammenhang mit der kaltsterilen
Abfüllung von Getränken, insbesondere CO2-freien bzw. -armen Getränken wie beispielsweise
Fruchtsäften. Bevorzugt kann das Verfahren angewendet werden bei Temperaturen von
30-60 °C, weiter vorzugsweise 35-45 °C.
[0026] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Beispiele beschrieben.
Beispiel 1
[0027] Das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel wird bevorzugt aus einem 2-Komponenten-System
bzw. -Kit hergestellt. In der ersten Komponente ist Peressigsäure enthalten, in der
zweiten Komponente das erfindungsgemäße Netzmittel. Peressigsäurekomponente (PES-Komponente):
Hier können kommerziell erhältliche wässrige Peressigsäure-Lösungen eingesetzt werden.
In den Ausführungsbeispielen wird das kommerziell von Fa. Dr. Weigert erhältliche
Konzentrat neoseptal® PE 15 eingesetzt, das in wässriger Lösung Essigsäure und Wasserstoffperoxid
enthält, so dass sich ein Gleichgewicht mit einer wirksamen Konzentration von Peressigsäure
von etwa 15 Gew.-% einstellt.
[0028] Netzmittelkomponente (NM-Komponente Erfindung):
Drei erfindungsgemäße Netzmittelkomponenten werden gemäß den nachfolgenden Rezepturen
zubereitet. Alle Prozentangaben in den Beispielen sind Gew.-%, soweit nicht anders
angegeben. In den nachfolgenden Beispielen wird die Netzmittelkomponente gemäß Beispiel
1.1 verwendet, sofern nicht anders angegeben, und als NMK 1 bezeichnet.
| Beispiel 1.1 |
Einsatzmenge aktiv (in%) |
CAS-Nr. |
| 1-propanaminium, N,N,N-trimethyl-3-[(2-methyl-1-oxo-2-propenyl)amino]-, chloride,
polymer with ethyl 2-propenoate and sodium 2-propenoate |
2,6 |
192003-74-0 |
| 2-Propenoic acid, polymer with 2,5-furandione, sodium salt |
0,4 |
52255-49-9 |
| Citronensäure |
10 |
5949-29-1 |
| Wasser |
ad. 100 |
|
| |
|
|
| Beispiel 1.2 |
|
|
| 1-Propanaminium, N,N,N-trimethyl-3-((2-methyl-1-oxo-2-propen-1-yl)amino)-, chloride,
polymer with N-(1-methylethyl)-2-propenamide, 2-methyl-2-((1-oxo-2-propen-1-yl)amino)-1-propanesulfonic
acid and 2-propenoic acid, sodium salt |
5,2 |
880345-00-6 |
| Aziridine, polymer with 2-(chloromethyl)oxirane and oxirane, N-(2-carboxyethyl) derivs. |
0,4 |
845752-17-2 |
| Citronensäure |
10 |
5949-29-1 |
| Wasser |
ad.100 |
|
| |
|
|
| Beispiel 1.3 |
|
|
| 1-propanaminium, N,N,N-trimethyl-3-[(2-methyl-1-oxo-2-propenyl)amino]-, chloride,
polymer with ethyl 2-propenoate and sodium 2-propenoate |
5,5 |
192003-74-0 |
| Citronensäure |
10 |
5949-29-1 |
| Wasser |
ad. 100 |
|
[0029] Netzmittelkomponente (NM-Komponente Vergleichsbeispiel):
In den Vergleichsbeispielen wird als Netzmittelkomponente des Standes der Technik
doscan® CAF der Fa. Dr. Weigert verwendet. Es handelt sich um ein tensidhaltiges Netzmittel,
das geringe Mengen QAV (quarternäre Ammoniumverbindungen) enthält. Die wesentlichen
Inhaltsstoffe sind Fettalkoholpolyglykolether und Dioctylmethylammoniumchlorid. Nachfolgend
wird sie mit NMK V bezeichnet.
Beispiel 2
[0030] In diesem Beispiel wird der Einfluss der Netzmittelkomponente auf die Stabilität
von Peressigsäure in wässriger Lösung überprüft. Es werden wässrige Lösungen der PES-Komponente
hergestellt, die eine gemessene Ausgangskonzentration von Peressigsäure von 1.589
ppm aufweisen. Zusätzlich enthalten diese Lösungen folgende Netzmittel:
Beispiel 2.1: 0,08 Gew.-% NMK 1
Vergleichsbeispiel 2.2: 0,08 Gew.-% NMK V
Vergleichsbeispiel 2.3: Kein Netzmittel
[0031] Die Lösungen werden in einem Becherglas bei 40 °C mit einem Magnetrührer gerührt.
Nach 8 und 30 h wird die Konzentration der Peressigsäure bestimmt. Die Konzentrationsangaben
in der Tabelle 1 sind in ppm angegeben.
Tabelle 1
| Zeit |
Bspl. 2.1 |
Vglbspl. 2.2 |
Vglbspl. 2.3 |
| 0 h |
1.589 |
1.589 |
1.589 |
| 8 h |
1.587 |
1.600 |
1.598 |
| 30 h |
1.387 |
1.455 |
1.568 |
[0032] Man erkennt, dass bei Abwesenheit eines Netzmittels praktisch kein Abbau der Peressigsäure
stattfindet, während sowohl das erfindungsgemäße Netzmittel als auch das Vergleichsbeispiel
des Standes der Technik zu einem geringfügigen Abbau führen, der innerhalb der Messungenauigkeiten
in etwa gleich ist.
Beispiel 3
[0033] In diesem Beispiel wird die Ausspülbarkeit geprüft. In Hamburger Stadtwasser werden
Lösungen von 1,5 Gew.-% PES-Komponente hergestellt, die als Netzmittel enthalten:
Beispiel 3.1: 0,1 Gew.-% NMK 1
Vergleichsbeispiel 3.2: 0,1 Gew.-% NMK V
Vergleichsbeispiel 3.3: Kein Netzmittel
[0034] Die Innenwände einer 1 1-PET-Flasche werden mit den Lösungen benetzt, die Lösungen
werden ablaufen gelassen. Das Benetzungsbild des Beispiels 3.1 und Vergleichsbeispiel
3.2 zeigt einen schaumig flächendeckenden Film, der kaum aufreißt. Bei Vergleichsbeispiel
3.3 zeigen sich einzelne haftende Tropfen ohne Filmbildung, also eine schlechte Benetzung
der Oberfläche.
[0035] Die benetzen Flaschen wurden anschließend 4mal hintereinander mit jeweils 30 ml VE-Wasser
ausgespült. Die zum Ausspülen verwendete Lösung wurde aufgefangen (Lsg 1 bis 4) und
die Oberflächenspannung bestimmt (Tabelle 2, Angaben in [mN/m]). Das verwendete VE-Wasser
besitzt eine Oberflächenspannung von 72 mN/m.
Tabelle 2
| |
Lsg 1 |
Lsg 2 |
Lsg 3 |
Lsg 4 |
| Bspl. 3.1 |
60 |
63 |
65 |
68 |
| Vglbspl. 3.2 |
44 |
50 |
57 |
60 |
| Vglbspl.3.3 |
72 |
72 |
72 |
72 |
[0036] Man erkennt, dass sich ein erfindungsgemäßes Desinfektionsmittel deutlich besser
ausspülen lässt als das Vergleichsbeispiel, das Tenside enthält. Bereits nach einmaligem
Ausspülen ist erfindungsgemäß bereits eine Oberflächenspannung erreicht, für die bei
dem Vergleichsbeispiel mit Tensiden ein viermaliges Ausspülen erforderlich ist. Bei
der zum Vergleich ebenfalls herangezogenen Lösung ohne Netzmittel findet von vornherein
keine Absenkung der Oberflächenspannung statt.
Beispiel 4
[0037] In diesem Beispiel werden die Lösungen des Beispiels 2 auf ihre Desinfektionswirkung
geprüft. Die Innenflächen einer 1 l PET-Flasche werden mit 10 µl einer Keimsuspension
(enthaltend eine berechnete Keimzahl von 10
6) des Referenzkeims B. atrophaeus eingenebelt. Anschließend erfolgt eine übliche Desinfektion
in einer kaltaseptischen Abfüllanlage und eine anschließende Bestimmung der Keimzahlreduktion.
Diese betragt (in log-Stufen) bei Beispiel 2.1 und Vergleichsbeispiel 2.2 jeweils
6,3, beim Vergleichsbeispiel 2.3 (ohne Netzmittel) lediglich 3,3. Man erkennt, dass
das erfindungsgemäß verwendete Netzmittel zu einer genauso guten vollständigen Benetzung
der Oberflächen führt wie der Stand der Technik, ohne dass dazu Tenside erforderlich
sind.
1. Desinfektionsmittel enthaltend Peressigsäure, dadurch gekennzeichnet, dass es als Netzmittel mindestens ein Polymer enthält, das kationische dissoziierbare
Gruppen oder eine Kombination von kationischen und anionischen dissoziierbaren Gruppen
aufweist.
2. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das das mindestens eine Polymer anionische und kationische dissoziierbare Gruppen
aufweist.
3. Desinfektionsmittel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Polymer wenigstens eine Monomereinheit mit zumindest einer kationischen
dissoziierbaren Gruppe umfasst und/oder wenigstens eine Monomereinheit mit zumindest
einer anionischen dissoziierbaren Gruppe umfasst.
4. Desinfektionsmittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Polymer wenigstens eine Monomereinheit mit zumindest einer Carboxylfunktion
umfasst.
5. Desinfektionsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Polymer ein Copolymer auf Acrylat- oder Methacrylatbasis ist.
6. Desinfektionsmittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Copolymer als Monomereinheiten wenigstens N-Isopropylacrylamid und/oder 2-Acrylamido-2-methyl-1-propansulfonsäure
umfasst.
7. Desinfektionsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Polymer ein mittleres Molekulargewicht größer 10.000, vorzugsweise
größer 50.000, weiter vorzugsweise größer 100.000, und/oder kleiner 1.000.000, vorzugsweise
kleiner 500.000 hat.
8. Desinfektionsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es Peressigsäure in einer Konzentration von 1.000 bis 5.000 ppm, vorzugsweise 1.500
bis 3.500 ppm enthält.
9. Desinfektionsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es wenigstens eine Säure enthält, wobei die wenigstens eine Säure vorzugsweise eine
organische Säure, weiter vorzugsweise eine Lebensmittelsäure, besonders bevorzugt
Citronensäure ist.
10. Kit zur Herstellung eines Desinfektionsmittels nach einem der Ansprüche 1 bis 9, der
wenigstens zwei Komponenten enthält, dadurch gekennzeichnet, dass eine erste Komponente Peressigsäure und eine zweite Komponente ein Polymer enthält,
das kationische dissoziierbare Gruppen oder eine Kombination von kationischen und
anionischen dissoziierbaren Gruppen aufweist.
11. Kit nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass in der zweiten Komponente der Anteil an Polymeren mit kationischen dissoziierbaren
Gruppen oder einer Kombination von kationischen und anionischen dissoziierbaren Gruppen
mindestens 0,001 Gew.-%, vorzugsweise mindestens 0,01 Gew.-%, weiter vorzugsweise
mindestens 0,1 Gew.-%, weiter vorzugsweise mindestens 1 Gew.-%, weiter vorzugsweise
mindestens 2 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 3 Gew.-%, und/oder maximal 40
Gew.-%, vorzugsweise maximal 30 Gew.-%, weiter vorzugsweise maximal 20 Gew.-%, weiter
vorzugsweise maximal 10 Gew.-%, besonders bevorzugt maximal 5 Gew.-% beträgt.
12. Kit nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Komponente wenigstens eine Säure enthält, wobei die wenigstens eine Säure
vorzugsweise eine organische Säure, weiter vorzugsweise eine Lebensmittelsäure, besonders
bevorzugt Citronensäure ist, wobei vorzugsweise der Säuregehalt 0,5 bis 30 Gew.-%,
weiter vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-% beträgt.
13. Verwendung eines Desinfektionsmittels nach einem der Ansprüche 1 bis 9 oder eines
Kits nach einem der Ansprüche 10 bis 12 zur Desinfektion von Oberflächen, vorzugsweise
Kunststoffoberflächen.
14. Verfahren zur Desinfektion von Kunststoffbehältern, insbesondere Kunststoffflaschen,
dadurch gekennzeichnet, dass die zu desinfizierenden Oberflächen der Flaschen mit einem Desinfektionsmittel nach
einem der Ansprüche 1 bis 9 oder den Komponenten eines Kits nach einem der Ansprüche
10 bis 12 in Kontakt gebracht werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Desinfektion bei einer Temperatur von 30 bis 60°C, vorzugsweise 35 bis 45°C erfolgt.