[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Überwachung und gegebenenfalls
Steuerung eines Eisenbahnnetzes, insbesondere zur Überwachung, Lokalisierung und/oder
Steuerung der Netzeinheiten des Eisenbahnnetzes.
[0002] Eisenbahnnetze umfassen eine extrem hohe Zahl von unterschiedlichen Netzeinheiten,
die entlang des Streckennetzes verteilt sind und die lokalisiert, überwacht, gewartet,
modifiziert, erweitert und/oder gesteuert werden müssen. Da Eisenbahnnetze historisch
gewachsen sind, umfassen sie zudem oft Teilsysteme, die sich ergänzen und oft auch
überlappen, was die Kontrolle, die Wartung, den Ausbau und die Steuerung des Eisenbahnnetzes
und der betroffenen Netzeinheiten erschwert.
[0003] Nebst dem Gleisnetz umfasst das Eisenbahnnetz Steuerungsanlagen und Sicherungsanlagen,
insbesondere Stellwerkanlagen, wie sie z.B. in,
R. Hämmerli, Die Grundsätze der Sicherungsanlagen für den Eisenbahnbetrieb, Schweizerische
Bundesbahnen SBB, Band 1, Februar 1990, und
Band 2, November 1982 beschrieben sind. Weiterhin umfassen Eisenbahnnetze Steuerungssysteme und Kommunikationssysteme,
wie sie in
EP2631152A1 beschrieben sind.
[0004] Zu beachten ist ferner der Trend zu intelligenten Netzen mit Netzeinheiten, die erweiterte
Fähigkeiten aufweisen und beispielsweise Informationen selbsttätig erfassen, gegenseitig
austauschen und an einen Server übertragen können. Diese Funktionen können aufgrund
der Komplexität des Eisenbahnnetzes nur ungenügend genutzt werden. Die Nutzung der
erweiterten Fähigkeiten der zahlreichen Netzeinheiten ist daher nur mit hohem Aufwand
und nur ansatzweise möglich.
[0005] Entweder sind die Netzeinheiten in eines oder mehrere spezialisierte Systeme eingebunden
oder die Netzeinheiten müssen individuell lokalisiert und individuell bearbeitet werden.
Sofern die Netzeinheiten in spezialisierte Systeme eingebunden sind, haben nur die
betreffenden Spezialisten Zugriff. Bei diesen spezialisierten Systemen besteht wiederum
das Problem der kostspieligen Redundanz sowie des Datenabgleichs, der aufgrund der
Systemkomplexität kaum möglich ist. Die spezialisierten Systeme stellen im Wesentlichen
nur diejenigen Informationen und Dienstleistungen zur Verfügung, die in diesem Spezialbereich,
beispielsweise der Sicherung oder der Kommunikation erforderlich sind. Die netzübergreifende
Führung und Planung werden dadurch wesentlich erschwert.
[0006] Eine vollständige, automatisierte und koordinierte Behandlung der Netzeinheiten zur
Überwachung und Steuerung derselben ist nicht möglich.
[0007] Aufgrund der Komplexität des Eisenbahnnetzes und der dafür vorgesehenen Überwachungssysteme
und Steuerungssysteme resultieren hohe Aufwendungen und Kosten für den Unterhalt und
den weiteren Ausbau der Systeme. Ferner führen die Komplexität des Eisenbahnnetzes
und die Verwendung unterschiedlicher Systeme bei der Datenverwaltung regelmässig zu
Datenfehlern, deren Korrektur wieder mit hohem Aufwand verbunden ist.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren
und eine verbesserte Vorrichtung zur Überwachung, gegebenenfalls Steuerung eines Eisenbahnnetzes
und dessen Netzeinheiten anzugeben.
[0009] Insbesondere sind ein leicht beherrschbares Verfahren und eine mit geringem Aufwand
realisierbare Vorrichtung zu schaffen, anhand derer Überwachungen und Steuerungen
mit einem hohen Automatisierungsgrad oder vollständig automatisiert durchführbar sind.
[0010] Anhand des Verfahrens und der Vorrichtung sollen Daten des Eisenbahnnetzes und der
Netzeinheiten koordiniert ermittelt werden können, ohne individuell auf mehrere sich
überlappende Teilsysteme zuzugreifen oder Netzeinheiten einzeln ermitteln zu müssen.
[0011] Insbesondere sollen Daten, wie Zustandsdaten, des Eisenbahnnetzes und der Netzeinheiten
ermittelt werden können, welche als Steuerinformationen für die Wartung und die Modifikation
des Eisenbahnnetzes und der Netzeinheiten sowie die entsprechenden Wartungssysteme
und Modifikationssysteme verwendbar sind.
[0012] Anhand des erfindungsgemässen Verfahrens sollen das Eisenbahnnetz und Teile davon
präzise abgebildet und in der Folge auch bedarfsweise behandelt oder bearbeitet werden
können.
[0013] Das Verfahren und die Vorrichtung sollen ferner die Grundlage für eine Überarbeitung
und Vereinheitlichung historisch gewachsener komplexer Eisenbahnsysteme bilden. Insbesondere
sollen das Verfahren und die Vorrichtung Referenzinformationen zur Verfügung stellen,
welche es erlauben Daten von Teilsystemen zu prüfen, zu korrigieren und zu verbinden
oder weiter auszuwerten.
[0014] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren und einer Vorrichtung gelöst, welche die in
Anspruch 1 bzw. 13 angegebenen Merkmale aufweisen. Vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0015] Das Verfahren dient der Überwachung und/oder der Steuerung eines Eisenbahnnetzes
und dessen Netzeinheiten, deren Objektdaten zusammen mit den zugehörigen geographischen
Koordinaten eines Referenzsystems erfasst und in einem Objektdatensatz gespeichert
werden.
[0016] Erfindungsgemäss werden innerhalb des Referenzsystems in sich geschlossene Flächenabgrenzungen
vorgesehen, durch die Netzsegmente definiert werden, die zugehörige stationäre oder
mobile Netzeinheiten einschliessen, wobei zur Überwachung und/oder zur Steuerung der
Netzeinheiten in einem der Netzsegmente vorzugsweise alle gespeicherten Objektdatensätze
geprüft und die Netzeinheiten ausgewählt werden, deren Koordinaten innerhalb der betreffenden
Netzsegmente liegen und dass Zustandsdaten der ausgewählten Netzeinheiten ermittelt
und/oder Steuerdaten an diese Netzeinheiten abgegeben werden.
[0017] Die Flächenabgrenzungen sind beliebig wählbar und können später wahlweise modifiziert
und geänderten Gegebenheiten angepasst werden.
[0018] Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt es, ein Eisenbahnnetz oder Teile davon in
einfacher Weise abzubilden und Zustandsdaten von Netzeinheiten zu erfassen und/oder
Netzeinheiten zu steuern. Die Zustandsdaten können elementare oder detaillierte Informationen
zum Zustand einer Netzeinheit liefern. Bereits von hohem Wert ist die Information,
dass sich die Netzeinheit innerhalb des Netzsegments befindet und an diesem Ort darauf
zugegriffen werden kann. Weiter können die Zustandsdaten die aktuelle Konfiguration
der Netzeinheit anzeigen. Beispielsweise kann die Lage einer Weiche oder die Version
des Betriebsprogramms einer Kommunikationseinheit angezeigt werden. Weiterhin können
die Funktionsfähigkeit und aufgetretene Abnutzungserscheinungen angezeigt werden.
Weiterhin können Schnittstellenangaben und Verbindungszustände zu anderen Netzeinheiten
angezeigt werden. Ferner können Informationen angezeigt werden, die es erlauben, auf
die Netzeinheit zuzugreifen und diese zu steuern. Das netzübergreifende erfindungsgemässe
Verfahren steht damit in Konkurrenz zu Verfahren der Spezialsysteme und erlaubt es
damit fallweise, Funktionen der Spezialsysteme zu ergänzen oder zu ersetzen.
[0019] Als Zustandsdaten können Ist-Zustandsdaten und Soll-Zustandsdaten sowie Abweichungen
davon erfasst werden. Die Abweichungen können sich auf Abweichungen zu einem früher
registrierten Ist-Wert beziehen und beispielsweise Abnutzungserscheinungen betreffen,
die während des Betriebs aufgetreten sind. Die Abweichungen können sich ferner auf
die Differenz zwischen einem früher registrierten Ist-Wert und einem neu eingegebenen
Soll-Wert beziehen, welcher aus Planungsdaten abgeleitet wurde.
[0020] Mit den Zustandsdaten, insbesondere den genannten Abweichungen, werden vorzugsweise
auch Finanzdaten als Objektattribute erfasst. Mit den Finanzdaten, welche mit den
Netzeinheiten verknüpft sind, liegt eine Basis für koordinierte Budgetrechnungen und
Kostenrechnungen des Eisenbahnnetzes und der Netzsegmente vor.
[0021] Mit einfachen Abfragen können daher alle relevanten Informationen, wie Zustandsinformationen,
Wartungsinformationen, Inventardaten oder Finanzdaten für ein Netzsegment ermittelt
und weiter verarbeitet werden.
[0022] Mittels des erfindungsgemässen Verfahrens kann die Grundlageninformation des Eisenbahnnetzes
für alle bestehenden Teilsysteme, wie Steuerungssysteme und Verwaltungssysteme, Wartungssysteme
und Entwicklungssysteme effizient bereitgestellt werden. Informationen können für
die interessierenden Netzsegmente geordnet nach Klassen selektiv bereitgestellt werden.
Für jedes Netzsegment kann das so genannte Mengengerüst vollständig oder ausschnittweise
dargestellt werden. Das Mengengerüst umfasst vorzugsweise die Elemente des Bereichs
»Ingenieurbau«, des Bereichs »Bahnzugang«, des Bereichs »Fahrbahn«, des Bereichs »Energie«,
des Bereichs »Fahrstrom«, des Bereichs »Sicherungsanlagen« und des Bereichs »Kommunikation«.
Die genannten Bereiche können als einzelne Schichten eines Netzsegments wahlweise
einzelnen oder in Kombination abgebildet werden. Ferner können die einzelnen Bereiche
selbst in Schichten unterteilt werden.
[0023] Das erfindungsgemässe Verfahren und die Vorrichtung erfüllen daher die Funktion eines
Tomographen, welcher Abschnitte "im Körper" des Eisenbahnnetzes selektiv darstellen
kann. Für jede Abbildung können die Knochenstruktur bzw. die Fahrbahnstruktur des
Eisenbahnnetzes oder die Nervenstruktur bzw. die Kommunikationsstruktur des Eisenbahnnetzes
wahlweise angezeigt werden. Während der Tomographen hingegen nur die schichtweise
Abbildung eines physikalischen Körpers ermöglicht, erlauben das erfindungsgemässe
Verfahren und die Vorrichtung die Netzeinheiten als steuerbare Objekte zu erfassen,
auf die der Anwender bedarfsweise zugreifen kann.
[0024] In einer weiteren Ausbaustufe werden die Schnittstellen der Netzeinheiten sowie gegenseitige
Verbindungen erfasst, so dass mögliche Interaktionen registriert und ausgelöst werden
können.
[0025] Vorzugsweise wird das erfindungsgemässe Verfahren derart ausgestaltet, dass der Anwender
in einer Abbildung auf die Netzeinheiten bzw. Objekteinheiten durch Mausklick zugreifen
und die Eingriffsmöglichkeiten anzeigen kann. Sofern die Netzeinheiten über eine Kommunikationsadresse
verfügt, kann der Anwender direkt mit dieser Netzeinheit kommunizieren. Beispielsweise
kann er anhand eines Diagnosewerkzeugs über das Internet ein ICMP(v6)-"Echo-Request"-Paket
(ping) an die Zieladresse senden und die Paketumlaufzeit (round trip delay (RTD))
ermitteln.
[0026] Der Anwender kann daher die interessierenden Netzeinheiten in seinem Arbeitsbereich
aufrufen, abbilden und direkt ansteuern.
[0027] Durch die erfindungsgemässe Überwachung des Eisenbahnnetzes resultieren somit wesentliche
Vorteile insbesondere hinsichtlich der Prüfung und Wartung, aber auch hinsichtlich
der Substanzerhaltung und des Ausbaus des Eisenbahnnetzes.
[0028] Durch die einfache und fehlerfreie partielle oder vollständige Abbildung des Eisenbahnnetzes
und dessen Zustandes wird eine vorteilhafte gemeinsame Grundlage für Betrieb, Planung
und Bau der Eisenbahninfrastruktur geschaffen. Das Eisenbahnunternehmen, als Infrastrukturbetreiberin
und Eisenbahnverkehrsunternehmen, erhält mittels des erfindungsgemässen Verfahrens
automatisiert alle relevanten Informationen, welche als Grundlage für weiteres Handeln
dienen. Das für geographische Teilbereiche zuständige Personal in verschiedenen technischen
Arbeitsbereichen kann selektiv Daten für einen zu bearbeitenden geographischen Teilbereich
abrufen um lokale Prüfungen oder Planungen vorzunehmen.
[0029] Durch die Abbildung des Zustandes der Netzeinheiten kann eine Priorisierung der Wartungsarbeiten
und eine relativ präzise Berechnung der Wartungskosten vorgenommen werden.
[0030] Anstelle der Verwendung mehrerer sich überlappender, gegebenenfalls historisch gewachsener
Netzsysteme, kann die Überwachung des Netzwerks mit einem einzigen System durchgeführt
werden. Das Eisenbahnunternehmen erhält auf allen Ebenen rasch Zugriff zu relevanten
technischen Informationen, die in der Folge mit hoher Präzision in Kostenrechnungen
und Budgetrechnungen insbesondere für Wartung, Instandhaltung, Planung und Ausbau
übernommen werden können.
[0031] Besonders vorteilhaft ist die Tatsache, dass das nach dem erfindungsgemässen Verfahren
ermittelte Abbild des Eisenbahnnetzes nach dem Hinzufügen weiterer Netzeinheiten automatisch
aktualisiert wird.
[0032] Das Abbild kann dabei statisch oder auch dynamisch sein, falls die Verbindungen zwischen
den Netzeinheiten, die Schnittstellendaten, die Methoden der Objekte registriert wurden
und somit Interaktionen online ausgelöst und verfolgt werden können. Durch Erweiterung
der Attribute der registrierten Objekte bzw. Netzeinheiten kann das mit dem erfindungsgemässen
Verfahren erstellte Abbild des Eisenbahnnetzes daher beliebig detailliert mehrdimensional
dargestellt werden. Durch Verknüpfung der vorliegenden Informationen können den Netzeinheiten
weitere Vektoren, beispielsweise ein Wartungsvektor, hinzugefügt werden. Durch Überwachung
und Vergleich der Länge der Vektoren mit einem Schwellwert können Zustände signalisiert
werden, welche einen Eingriff erfordern.
[0033] Für jede der Netzeinheiten wird ein Objektdatensatz mit Objektattributen bereitgestellt,
welche vorzugsweise regelmässig aktualisiert werden. Jeder Objektdatensatz umfasst
wenigstens die Objektidentität und die Objektkoordinaten und vorzugsweise die Objektfunktion.
Vorzugsweise werden die Systemzugehörigkeit, Entstehungsdaten, Wartungsdaten, Objektmethoden,
Konfigurationsdaten und/oder Schnittstellendaten als Attribute erfasst.
[0034] Für intelligente Netzeinheiten, d.h. Netzeinheiten mit einem Computer und einer an
ein Kommunikationsnetz angeschlossenen Kommunikationseinheit wird ferner vorzugsweise
eine Kommunikationsadresse in den Objektdatensatz eingefügt. Einzelne der Attribute,
wie die Objektidentität, die Objektkoordinaten, die Objektfunktion, die Systemzugehörigkeit,
die Objektmethoden und die Schnittstellendaten haben statischen Charakter.
[0035] Andere Attribute, wie die Wartungsdaten und die Konfigurationsdaten haben dynamischen
Charakter und werden vorzugsweise regelmässig aktualisiert.
[0036] Die Flächenabgrenzungen werden vorzugsweise unter Berücksichtigung
- a) der Topologie des Gleisnetzes und/oder des Streckennetzes und dessen Betriebspunkte
und Streckenachsen;
- b) der Stellwerksgrenzen;
- c) der Gleisarten differenziert in Gleisstränge mit Hauptgeleisen und Nebengeleisen;
- d) der Fahrstromabgrenzungen; und/oder
- e) vorliegender historischer und verwaltungstechnischer Abgrenzungen
festgelegt.
[0037] Dazu werden für das Gleisnetz mit dessen Gleissträngen und Weichenpunkten sowie das
Streckennetz mit dessen Betriebspunkten und Streckenachsen zugehörige Koordinaten,
die sich auf das Referenzsystem beziehen, ermittelt und gespeichert. Für die dem Gleisnetz
oder dem Streckennetz zugehörigen Netzeinheiten, die bereits gespeichert sind, werden
daher ergänzend die gegenseitigen Verbindungen und vorzugsweise auch die möglichen
Interaktionen registriert. Beispielsweise anhand des Gleisnetzes kann in der Folge
das Streckennetz ermittelt werden. Alternativ kann die Topologie des Gleisnetzes ausgehend
vom Streckennetz erstellt werden. Anhand des ermittelten Gleisnetzes und des Streckennetzes
gelingt es, die Flächenabgrenzungen präzise zu erstellen. Beispielsweise können Hauptgeleise
und Nebengeleise, die vorzugsweise als solche markiert sind, durch die Flächenabgrenzungen
automatisch voneinander getrennt werden.
[0038] In bevorzugten Ausgestaltungen werden die Flächenabgrenzungen daher unter Berücksichtigung
der Objektattribute vorzugsweise automatisch erstellt. Falls die die Systemzugehörigkeit,
beispielsweise die Zugehörigkeit zu einem Stellwerk, als Objektattribute gespeichert
ist, so können die Flächenabgrenzungen automatisch derart erstellt werden, dass alle
diesem System zugehörigen Netzeinheiten in einem Netzsegment eingeschlossen werden.
[0039] Mit der Aufnahme des Gleisnetzes und des Streckennetzes resultieren zudem weitere
Steuerungsmöglichkeiten. Beispielsweise können Weichen derart angesteuert werden,
dass die Möglichkeit besteht, eine Fahrstrasse zu erstellen.
[0040] Zur Vermeidung von Fehlzurechnungen von Netzeinheiten zu Netzsegmenten werden die
Flächenabgrenzungen vorzugsweise als Polygone derart festgelegt, dass sie die Streckenachsen
des Streckennetzes jeweils senkrecht durchlaufen.
[0041] Besonders vorteilhaft kann für jede der Netzeinheiten auch deren Zustand und gegebenenfalls
deren Konfiguration vorteilhaft ermittelt und registriert werden. Dies kann durch
direkte Messung des Zustandes der Netzeinheiten mittels Sensoren, durch Abrufen durch
das Wartungspersonal lokal eingegebener Zustandsdaten, anhand von Daten eines Leitrechners
oder durch Berücksichtigung von Einflussfaktoren und auftretender Belastungen erfolgen.
Beispielsweise wird für jede Netzeinheit oder für jedes Netzsegment der zeitliche
Verlauf der Witterung und/oder des Verkehrsaufkommens erfasst. Anhand des erfindungsgemässen
Verfahrens können beispielsweise die Weichen innerhalb eines Netzsegments sowie vorzugsweise
deren Konfiguration abgebildet werden.
[0042] Zur Überwachung und gegebenenfalls Steuerung von Netzeinheiten, welche sich über
einen grösseren geographischen Bereich erstrecken, können zwei oder mehrere Netzsegmente
zu einer Segmentgruppe zusammengefasst werden. Sofern beispielsweise die Netzeinheiten
entlang einer Verkehrsachse überwacht sowie gesteuert oder bearbeitet werden sollen,
so können alle entlang dieser Verkehrsachse aneinander anschliessenden Netzsegmente
in einer Segmentgruppe zusammengefasst werden. Der Zustand der Netzeinheiten dieser
Verkehrsachse kann durch Auslesen von Daten oder Durchführung von Prüfungen evaluiert
werden, um die erforderlichen Informationen für Netzeingriffe zu gewinnen.
[0043] Vorzugsweise ist wenigstens ein Netzrechner vorgesehen, welcher auf eine Datenbank
zugreifen kann, in der die Objektdatensätze der Netzwerkeinheiten abgelegt sind und
der die Zustandsdaten der Netzeinheiten erfasst. Vorzugsweise ist der Netzrechner
mit wenigstens einem Teil der Netzeinheiten über Kommunikationskanäle oder Steuerkanäle
verbunden, so dass Daten, gegebenenfalls Steuerdaten unidirektional oder bidirektional
übertragen werden können. Die Abfrage von Daten oder die Steuerung von Netzeinheiten
erfolgt vorzugsweise mittels der im Objektdatensatz enthaltenen Objektadresse, an
die entsprechende Instruktionen übertragen werden.
[0044] Dazu sind der Netzrechner und die entsprechenden Netzeinheiten je mit einer Kommunikationseinheit
versehen, mittels der Daten abgerufen und drahtgebunden oder drahtlos zum Netzrechner
übertragen werden, oder mittels der Daten zu den Netzeinheiten übertragen werden,
um diese zu Steuern oder neu zu konfigurieren.
[0045] Die Kombinationseinheiten können über ein drahtgebundenes oder drahtloses Netzwerk
mit dem Netzrechner verbunden sein. Möglich ist ferner die Datenübertragung über das
Stromversorgungsnetz, wie dies bei der so genannten Rundsteuerung erfolgt.
[0046] Daten können auch kontaktlos mittels der RFID-Technologie abgefragt werden. Sofern
die Netzeinheiten mit einem Transponder versehen sind, können Daten beispielsweise
mittels der mobilen Netzeinheiten bei jeder Durchfahrt abgefragt werden. Auf diese
Weise können die Zustandsdaten und Attribute der stationären aber auch der mobilen
Netzeinheiten regelmässig aktualisiert werden.
[0047] Vorzugsweise wird auch den mobilen Netzeinheiten, d.h. den Schienenfahrzeugen, insbesondere
den Lokomotiven, ein Objektdatensatz zugeordnet, der in der Datenbank abgelegt und
vom Netzrechner erfasst wird, falls dessen Objektkoordinaten innerhalb eines überwachten
Netzsegments liegen.
[0048] Aus der
EP2631152A1 ist ein Verfahren zur Lokalisierung von Schienenfahrzeugen, d.h. mobile Netzeinheiten
bekannt. Anhand dieses Verfahrens können die Objektkoordinaten der mobilen Netzeinheiten
erfasst und regelmässig aktualisiert werden. Die mobilen Netzeinheiten können daher
in derselben Weise innerhalb eines Netzsegments dargestellt werden, wie die stationären
Netzeinheiten. Das vorliegende Verfahren und das innere der
EP2631152A1 beschriebene Verfahren sind daher komplementär zueinander. Das vorliegende Verfahren
ist ein Grundlagenverfahren, welches jedoch auch zu weiteren Verfahren komplementär
ist, die ihm Eisenbahnnetz implementiert sind.
[0049] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- einen Ausschnitt aus einem Gleisnetz GN eines Eisenbahnnetzes, welches Netzeinheiten
NE umfasst, denen Koordinaten eines Koordinatensystems zugeordnet werden, die als
Objektkoordinaten zusammen mit den Objektidentitäten zu einer Datenbank DB eines Netzrechners
NR übertragen werden;
- Fig. 2
- den Teil des Streckennetzes SN des Eisenbahnnetzes, welcher dem Teil des Gleisnetzes
GN von Fig. 1 entspricht und der anhand von Flächenabgrenzungen FAB in Netzsegmente
FA12, FA3, FA45, FA6 und FA7 aufgeteilt ist, die unabhängig voneinander überwacht
und gesteuert werden, wie dies anhand der unterschiedlichen Schraffuren symbolisch
gezeigt ist;
- Fig. 3
- die Netzsegmente FA12, FA3, FA45, FA6 und FA7 von Fig. 2 aufgeteilt in eine erste
Segmentgruppe SG1 mit den Netzsegmenten FA12, FA3, und FA7 und eine zweite Segmentgruppe
SG2 mit den Netzsegmenten FA45 und FA6, wie dies anhand übereinstimmender Schraffuren
gezeigt ist;
- Fig. 4
- den Netzrechner NR von Fig. 1 mit dem Abbild des Netzsegments FA6, dessen Flächenabgrenzungen
FAG modifiziert werden, um eine neue Netzwerkeinheit, nämlich eine streckengebundene
Kommunikationseinheit B6-n zu erfassen; und
- Fig. 5
- das physikalische Netzsegment FA6r mit einer mobilen Netzeinheiten bzw. einer Lokomotive
an der Koordinatenstelle x2/y2 und das Abbild FA6 des physikalischen Netzsegments
FA6r auf dem Netzrechner NR von Fig. 4.
[0050] Fig. 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Gleisnetz GN eines Eisenbahnnetzes, welches
stationäre, d.h. fest installierte Netzeinheiten NE umfasst. Das Gleisnetz umfasst
unter anderem Hauptgeleise HG-1, HG-2, HG-3, HG-4 und Nebengeleise NG-1, NG-2, NG-3,
NG-4, NG-5. An den Betriebspunkten BPS-1, ..., BPS-6 sind ferner die Stationen ST-A,
..., ST-F eingezeichnet. Das Gleisnetz GN umfasst nebst den Fahrstrassen u.a. Sicherungsanlagen,
Signalisierungsanlagen, Fahrleitungen, Kommunikationsvorrichtungen sowie Bauten z.B.
an Bahnhöfen und Haltestellen. Vom Anwender ausgewählte Einrichtungen und deren Elemente
bilden erfindungsgemäss die Netzeinheiten NE.
[0051] Jeder der Netzeinheiten NE wird ein Objektdatensatz mit Objektattributen zugeordnet,
welche wenigstens die Objektidentität und die Objektkoordinaten umfassen. Vorzugsweise
werden weitere Attribute wie die Objektfunktion, die Systemzugehörigkeit, zum Beispiel
die Zugehörigkeit zu einer Sicherungsanlage, Entstehungsdaten, Wartungsdaten, Objektmethoden,
Konfigurationsdaten, Schnittstellendaten, sowie, falls vorhanden, eine Kommunikationsadresse
als Attribute erfasst. Die Objektdatensätze aller relevanten Netzeinheiten NE werden
in einer Datenbank DB abgelegt, auf die ein Netzrechner NR zugreifen kann.
[0052] In die Datenbank DB können auch geplante und noch nicht realisierte Netzeinheiten
NE aufgenommen werden. Sofern geplant ist, eine Netzeinheit NE zu ersetzen, so kann
die noch nicht eingebaute neue Netzeinheit NE bereits in die Datenbank DB aufgenommen
und abgebildet werden.
[0053] Innerhalb des Gleisnetzes GN verkehren Schienenfahrzeuge (siehe Figur 5), die mit
Kommunikationseinheiten versehen sind, über die die aktuelle Position bzw. die Objektkoordinaten
dieser Schienenfahrzeuge an den Netzrechner NR und die Datenbank DB übertragen werden.
Zur Ermittlung der Objektkoordinaten kann z.B. das in der
EP2631152A1 beschriebene Verfahren verwendet werden, bei dem die Ortung eines Mobilgeräts, das
einem Schienenfahrzeug zugeordnet ist, innerhalb eines Mobilfunknetzes erfolgt. Erfindungsgemäss
können mobile Netzeinheiten NE, deren Objektkoordinaten erfasst wurden, ebenso behandelt
werden, wie stationäre Netzeinheiten NE.
[0054] Als Referenzkoordinatennetz für die Objektkoordinaten der stationären und mobilen
Netzeinheiten NE wird beispielsweise ein nationales oder internationales Koordinatensystem
verwendet.
[0055] Fig. 1 zeigt exemplarisch die Erfassung der Objektkoordinaten einer stationären Netzeinheit
NEn, beispielsweise einer an einem Netzknoten des Gleisnetzes GN angeordneten Weiche.
Für die genannte Netzeinheit NEn wurden die Objektkoordinaten x1/y1 ermittelt, die
zusammen mit der Identität ID der Netzeinheit NEn an den Netzrechner NR übertragen
und von diesem in der Datenbank DB gespeichert werden. Die Datenbank DB enthält somit
die nicht redundanten Daten aller Netzeinheiten NE des Eisenbahnnetzes.
[0056] In einem ersten Verfahrensschritt werden daher alle relevanten Netzeinheiten NE des
Eisenbahnnetzes identifiziert und deren Objektkoordinaten erfasst. Der Umfang der
ermittelten Netzeinheiten NE und die zugehörige Informationstiefe bzw. der Umfang
der Attributinformationen für jede Netzeinheit NE kann durch den Anwender festgelegt
werden. Das System ist skalierbar und kann beliebig ausgebaut werden.
[0057] Die Ermittlung der Objektinformationen für die Netzeinheiten NE kann bei entsprechender
Ausrüstung der Netzeinheiten NE automatisch vollzogen werden. Sofern eine intelligente
Netzeinheit NE mit einem GPS-Empfänger, einer eindeutigen Kennnummer und einem Kommunikationsmodul
versehen ist, so können die Objektkoordinaten automatisch ermittelt und mit der Kennnummer
zum Netzrechner NR übertragen werden. Die Kennnummer kann gegebenenfalls weitere Informationen
enthalten, wie die der Netzeinheit NE zugehörige Funktion, den Hersteller und das
Herstellungsdatum.
[0058] Fig. 2 zeigt den Teil des Streckennetzes SN des Eisenbahnnetzes, welcher dem Teil
des Gleisnetzes GN von Fig. 1 entspricht. Eingezeichnet sind die Betriebspunkte BPS-1,
..., BPS-6 und BPK-6 und die Streckenachsen L
A, L
B und L
C, die diese Betriebspunkte BPS-1, ..., BPS-6 und BPK-6 miteinander verbinden.
[0059] Der dargestellte Teil des gezeigten Streckennetzes SN ist zudem anhand von Flächenabgrenzungen
FAG in fünf Netzsegmente FA12, FA3, FA45, FA6 und FA7 aufgeteilt ist, die unabhängig
voneinander erfindungsgemäss überwacht und/oder gesteuert werden können, wie dies
anhand der Schraffuren symbolisch dargestellt ist.
[0060] Die Flächenabgrenzungen FAG bilden in dieser Ausgestaltung Polygone mit einer bestimmten
Anzahl von Ecken, denen Segmentkoordinaten SK zugeordnet sind. Das Netzsegment FA6
weist eine Flächenabgrenzung FAG mit fünf Ecken auf, denen die Segmentkoordinaten
SK1, ..., SK5 zugeordnet sind. Die Verbindungslinien zwischen den dadurch definierten
Eckpunkten bilden eine in sich geschlossene Grenzlinie. Durch das Setzen und Verschieben
von Eckpunkten kann die Flächenabgrenzung FA6 beliebig verändert werden. Vorzugsweise
ist ein Programmodul vorgesehen, welches die Grenzlinien nach dem Setzen der Eckpunkte
automatisch berechnet. Anstelle von Polygonen können auch weitere geometrische Objekte
verwendet werden, deren Grenzlinien mathematisch berechnet werden können.
[0061] Damit keine Fehlzuordnungen von Netzeinheiten NE zu einzelnen Flächenabgrenzungen
FA erfolgen, wird vorgesehen, dass die Grenzlinien FAG stets senkrecht zu den Streckenachsen
L
A, L
B und L
C verlaufen, wie dies in Fig. 2 gezeigt ist.
[0062] In bestimmten Ausgestaltungen ist es auch möglich, dass Flächenabgrenzungen FA ineinander
verlaufen. Beispielsweise kann in einem Betriebspunkt BPx eine Flächenabgrenzung FA
X1, die einen Bereich mit Hauptgleisen umfasst, eine Flächenabgrenzung FA
Y2 durchlaufen, welche die Nebengeleise des Betriebspunkts BPx umfasst.
[0063] Durch die Flächenabgrenzung FAG eines Netzsegments FA wird die Menge aller Netzeinheiten
NE bestimmt, die innerhalb dieses Netzsegments FA sowie innerhalb der Abbildung liegen,
die von diesem Netzsegment FA erstellt wird. Dies gelingt, indem die Koordinaten der
Netzeinheiten NE mit den Koordinaten der Flächenabgrenzung FAG verglichen werden.
[0064] Die in Fig. 2 gezeigten fünf Netzsegmente FA12, FA3, FA45, FA6 und FA7 sind voneinander
getrennt und werden einzelnen ausgewählt und abgebildet, was durch entsprechende Schraffuren
symbolisch gezeigt ist.
[0065] In Fig. 3 ist gezeigt, dass verschiedene Netzsegmente FA auch zu einer Segmentgruppe
SG zusammengefasst werden können. Die Netzsegmente FA12, FA3, FA45, FA6 und FA7 von
Fig. 2 sind in eine erste Segmentgruppe SG1 mit den Netzsegmenten FA12, FA3, und FA7
und eine zweite Segmentgruppe SG2 mit den Netzsegmenten FA45 und FA6 aufgeteilt, wie
dies anhand gleichartiger Schraffuren illustriert ist. Der Anwender hat daher die
Möglichkeit, den Bereich der Überwachung und Auswertung oder Ansteuerung der Netzeinheiten
NE wahlweise einzuschränken oder auszudehnen.
[0066] Fig. 4 zeigt den Netzrechner NR von Fig. 1 mit dem Abbild des Netzsegments FA6. Ergänzend
sind zwei intelligente Kommunikationseinheiten bzw. schienengebundene Balisen B6-1,
B6-2 eingezeichnet, über die Daten drahtlos mit Schienenfahrzeugen und drahtgebunden
mit einer Sicherungsanlage, gegebenenfalls einem Stellwerk, ausgetauscht werden können.
[0067] In Fig. 4 ist ferner gezeigt, dass die Flächenabgrenzung FAG des Netzsegments FA6
in einfacher Weise modifiziert werden kann, um eine weitere Netzeinheit NE, nämlich
eine weitere Kommunikationseinheit B6-n, in das Netzsegment FA6 aufzunehmen. Dazu
wird dem Polygon der Flächenabgrenzung FAG ein neuer Eckpunkt SKn hinzugefügt, welcher
derart positioniert wird, dass die Kommunikationseinheit B6-n nun innerhalb der Flächenabgrenzung
FAG liegt. Alternativ können auch die Eckpunkte SK2 und/oder SK3 verschoben werden.
In der Folge wird das Polygon mit den sechs Eckpunkten SK1, ..., SKn neu berechnet.
[0068] Die Objektdaten der Netzeinheiten NE des Netzsegments FA6 wurden aus der Datenbank
ausgelesen und auf dem Bildschirm dargestellt. Durch die Anwendung von Filtern können
ausgewählte Klassen von Netzeinheiten NE dargestellt werden. Beispielsweise können
die Elemente der Fahrstrassen, der Stellwerke, der Sicherungsanlagen, der Fahrleitungen,
der Energieversorgung, des Kommunikationssystems, und der weiteren Infrastruktur selektiert
und einzeln oder in Kombination dargestellt werden.
[0069] Ferner können die Zustände der Netzeinheiten NE beispielsweise farblich dargestellt
werden. Beispielsweise können mit roter Farbe Netzeinheiten NE eingezeichnet werden,
die Wartung benötigen. Zu allen Netzeinheiten NE können ferner die zugehörigen Informationen
abgerufen werden, die technischer, administrativer oder finanzieller Natur sein können.
[0070] Fig. 5 zeigt das physikalische Netzsegment FA6 und dessen Abbild auf dem Netzrechner
NR von Fig. 4. Es ist gezeigt, dass eine mobile Netzeinheit NEm bzw. Zugskomposition
in das Netzsegment NE6 eingefahren ist. Die Objektkoordinaten x2, y2 der mobilen Netzeinheit
NEm werden anhand des GPS-Systems, anhand der schienengebundenen Balisen B6-1, B6-2
oder anhand des Mobilfunksystems ermittelt und zur Datenbank DB des Netzrechners NR
übertragen.
[0071] Die erfindungsgemässe Vorrichtung kann von verschiedenen Anwendern genutzt werden,
die Informationen zu unterschiedlichen Netzeinheiten NE benötigen. Ein erster Anwender
kann festlegen, dass nur die mobilen Netzeinheiten NEm auf dem Bildschirm seines Terminals
angezeigt werden, das mit dem Netzrechner NR verbunden ist. Auf diese Weise gelingt
es, den Fuhrpark zu kontrollieren und effizient zu organisieren und zu warten.
[0072] Ein zweiter Anwender kann die Stellwerkanlagen und die Sicherheitsanlagen auswählen.
Ein dritter Anwender kann die Elemente der Stromversorgung oder der Kommunikation
auswählen. Ein vierter Anwender kann die Gebäudeanlagen auswählen. Ein fünfter Anwender
kann Netzeinheiten NE der bestehenden Infrastruktur mit Netzeinheiten NE einer geplanten
Infrastruktur vergleichen. Ein sechster Anwender kann sich Netzeinheiten NE anzeigen
lassen, die der Wartung bedürfen. Ein siebter Anwender kann Netzeinheiten NE auswählen
und damit verbundene Informationen verarbeiten, beispielsweise um ein Finanzbudget
zu erstellen. Übergeordnete Anwender können einzelne Schichten kombinieren und Zusammenhänge
ermitteln.
[0073] In Fig. 5 ist mit Pfeilen ferner dargestellt, dass der Netzrechner NR über Kommunikationseinheiten
mit intelligenten Netzeinheiten NE kommunizieren kann, um die Zustandsdaten dieser
Netzeinheiten NE zu aktualisieren, oder um Informationen über weitere Netzeinheiten
NE zu erlangen. Der Netzrechner NE kann auch Informationen, beispielsweise Steuerinformationen,
an die Netzeinheiten NE übertragen, um diese zu steuern oder zu konfigurieren. Beispielsweise
können in zeitlichen Abschnitten, in denen der Verkehr ruht, Tests und Prüfungen durchgeführt
werden. Durch Pfeile ist symbolisch dargestellt, dass mit den Balisen B6-1, B6-2,
der mobilen Netzeinheit NEm und den Stellwerken und Sicherungsanlagen des Betriebspunkts
BPS-6 ein bidirektionaler Datenaustausch möglich ist, beispielsweise um weitere Zustandsdaten
zu ermitteln. Vorzugsweise vorgesehen, dass der Anwender durch Mausklick auf eine
abgebildete Netzeinheit NE mit dieser automatisch eine Verbindung erstellen kann,
um Daten abzurufen oder Prüfungen durchzuführen oder deren Konfiguration zu ändern.
[0074] Mit einem schraffierten Pfeil ist symbolisiert, dass für eine stationäre Netzeinheit
NEs ebenfalls weitere Daten ermittelt aber nicht direkt von dieser abgerufen werden
können. Anhand der Daten externer Einflüsse, wie des Verkehrsaufkommens und der Witterungsverhältnisse
über eine längere Zeitperiode kann der Zustand der Netzeinheit Nes berechnet und angezeigt
werden. Für eine Weiche kann aus dem Stellwerk die Anzahl der Umschaltungen ermittelt
und mit einem Schwellwert verglichen werden. Sobald der Schwellwert überschritten
wird, wird dies auf dem Bildschirm signalisiert. Für alle Netzeinheiten NE, die von
Wartungspersonal bedient werden, kann daher der aktuelle und durch Extrapolation auch
der zukünftige Wartungsbedarf angezeigt werden, was die kurzfristige und langfristige
Planung deutlich erleichtert.
[0075] Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt dem Betreiber des Eisenbahnnetzes daher die
Überwachung und teilweise Steuerung des Eisenbahnnetzes und teilen davon. Die Anwendung
des Verfahrens ist skalierbar und kann auf beliebige Netzeinheiten NE erweitert oder
beschränkt werden. Auch die Zugriffe zu den intelligenten Netzeinheiten NE, um Daten
abzufragen, Konfigurationsänderungen vorzunehmen, beispielsweise Betriebsprogramme
zu aktualisieren, oder die Netzeinheiten NE gar zu steuern, können beliebig erweitert
oder beschränkt werden.
1. Verfahren zur Überwachung und/oder Steuerung eines Eisenbahnnetzes und dessen stationäre
und/oder mobile Netzeinheiten (NE), deren Objektdaten zusammen mit den zugehörigen
geographischen Koordinaten, die sich auf ein Referenzsystem beziehen, erfasst und
in einem Objektdatensatz gespeichert werden,
dadurch gekennzeichnet,
a) dass innerhalb des Referenzsystems in sich geschlossene Flächenabgrenzungen vorgesehen
werden, durch die Netzsegmente (FA12, FA3, ...) definiert werden, die zugehörige stationäre
oder mobile Netzeinheiten (NE) einschliessen;
b) zur Überwachung und/oder Steuerung der Netzeinheiten (NE) in einem der Netzsegmente
(FA12; FA3, ...) vorzugsweise alle gespeicherten Objektdatensätze geprüft und die
Netzeinheiten (NE) ausgewählt werden, deren Objektkoordinaten innerhalb der Netzsegmente
(FA12, FA3, ...) liegen; und dass
c) Zustandsdaten der ausgewählten Netzeinheiten (NE) ermittelt und/oder Steuerdaten
an diese Netzeinheiten (NE) abgegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Objektdatensatz nebst den zugehörigen Objektkoordinaten und der Objektidentität
weitere Objektattribute, wie Funktionsdaten, Konfigurationsdaten, Systemzugehörigkeit,
Entstehungsdaten, Wartungsdaten, Objektmethoden, Schnittstellendaten und/oder eine
Kommunikationsadresse aufweist und/oder dass anhand der ermittelten Zustandsdaten
die zugehörigen Netzsegmente (FA12, FA3, ...) vollständig oder aufgeteilt nach Klassen
abgebildet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das Eisenbahnnetz erstellte Gleisnetz mit dessen Gleissträngen und Weichenpunkten
sowie das Streckennetz mit dessen Betriebspunkten und Streckenachsen zugehörige Koordinaten,
die sich auf das Referenzsystem beziehen, ermittelt und gespeichert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flächenabgrenzungen und Berücksichtigung
a) der Topologie des Gleisnetzes und/oder des Streckennetzes;
b) der Stellwerksgrenzen;
c) der Gleisarten, differenziert in Gleisstränge mit Hauptgeleisen und Nebengeleisen;
d) der Fahrstromabgrenzungen; und/oder
e) vorliegender historischer und verwaltungstechnischer Abgrenzungen
festgelegt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Flächenabgrenzungen vorzugsweise als Polygone derart festgelegt werden, dass
sie die Streckenachsen (LA, LB und LC) des Streckennetzes (SN) jeweils senkrecht durchlaufen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Ermittlung der Zustandsdaten auftretende Belastungen insbesondere durch den Verkehr
und/oder durch Witterungseinflüsse mittels Zugriff auf Sensoren, Leitsysteme und Informationssysteme
erfasst werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Zustandsdaten der physikalische Zustand der Netzeinheiten (NE) berechnet
und abgebildet wird und dass vorzugsweise für jede Netzeinheit(NE) wenigstens ein
Zustandsvektor bereit gestellt wird, welcher als Indikator für erforderliche Wartungseingriffe
dient.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass wahlweise zwei oder mehrere Netzsegmente (FA12, FA3, ...) zu einer Segmentgruppe
(SG1) zusammengefasst werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Netzrechner (NR) vorgesehen ist, der auf wenigstens eine Datenbank zugreift,
in der die Objektdatensätze der Netzwerkeinheiten (NE) abgelegt sind und der die Zustandsdaten
der Netzeinheiten (NE) erfasst und/oder der unidirektional oder bidirektional mit
den Netzeinheiten (NE) kommuniziert, gegebenenfalls um diese zu steuern oder Daten
abzurufen.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, dass Zustandsdaten anhand von mobilen Netzeinheiten (NE) wie Lokomotiven erfasst werden,
die über Kommunikationsschnittstellen einerseits mit den Netzeinheiten (NE) und andererseits
mit dem Netzrechner (NR) in Verbindung stehen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 - 10, dadurch gekennzeichnet, dass den mobilen Netzeinheiten (NE) ein Objektdatensatz zugeordnet wird, der in der Datenbank
abgelegt und vom Netzrechner (NR) erfasst wird, falls dessen Objektkoordinaten innerhalb
eines überwachten Netzsegments (FA12, FA3, ...) liegen.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 12, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der registrierten Objektmethoden, Schnittstellendaten und Verbindungen Interaktionen
zwischen einzelnen Netzeinheiten (NE) ausgelöst und Konfigurationsänderungen erfasst
werden.
13. Vorrichtung zur Überwachung und/oder Steuerung eines Eisenbahnnetzes und dessen Netzeinheiten
(NE) anhand eines Netzrechners (NR) sowie einer zugehörigen Datenbank nach einem Verfahren
gemäss einem der Ansprüche 1 - 12.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Netzrechner (NR) drahtgebunden oder drahtlos direkt oder über mobile Netzeinheiten
(NE) mit stationären Netzeinheiten verbunden ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Netzrechner (NR) die mobilen oder stationären Netzeinheiten (NE) mit Kommunikationsvorrichtung
versehen sind, die vorzugsweise nach dem Internetprotokoll arbeiten.