[0001] Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere einen Stuhl mit einem Trägerteil,
einem Rückenlehnenträger und einem Sitzträger, die gelenkig mit dem Trägerteil verbunden
sind, wobei Rückenlehnenträger und Sitzträger so miteinander gekoppelt sind, dass
bei einem Nach-hinten-Schwenken des Rückenlehnenträgers der Sitzträger mindestens
bereichsweise angehoben und nach hinten verschoben wird.
Stand der Technik
[0002] Die Offenlegungsschrift
DE-OS-36 17 624 zeigt einen Stuhl mit einem Sitzträger, auf dem mittels eines hinteren und eines
vorderen Lenkers eine Sitzplatte abgestützt ist. Ferner besitzt der Stuhl einen am
Sitzträger schwenkbar angelenkten Rückenlehnenträger. Der Sitzträger ist über einen
vorderen und einen hinteren Parallelogrammlenker mit einem ortsfesten Neigungsträger
verbunden, der am Stuhlunterteil fest ist. Dabei sind die Parallelogrammlenker zusätzlich
mittels eines Parallelführungslenkers gelenkig miteinander verbunden. Ein erster Kraftspeicher
ist zwischen Sitzträger und Neigungsträger wirksam, während ein zweiter Kraftspeicher
zwischen Rückenlehnenträger und Sitzträger wirksam ist. Bei einem solchen Stuhl ist
die für die Neigung der Rückenlehne erforderliche Kraft abhängig vom Gewicht des Benutzers.
Ein Benutzer mit einem höheren Gewicht muss eine höhere Kraft aufwenden für die Neigung
der Rückenlehne nach hinten als ein Benutzer mit einem niedrigeren Gewicht. Charakteristisch
an diesem Stuhl ist, dass bei einer Rückenlehnenbewegung sich der Sitz synchron mitbewegt.
Dabei wird der Sitz bei einer Rückenlehnenbewegung nach hinten stärker abgesenkt als
vorne.
[0003] Das Patent
EP 2398355 B1 offenbart ein Sitzmöbel mit einem Sitz und einem Lehnenträger, die beide auf einem
Trägerteil montiert sind. Der Lehnenträger ist um eine horizontale Schwenkachse verschwenkbar
und steht in Verbindung mit einem Kraftspeicher, der in einem Wirkabstand von der
Schwenkachse am Lehnenträger angreift und bei Belastung des Sitzes gespannt wird.
Der Stuhl des
EP 2398355 B1 ist dadurch charakterisiert, dass der Kraftspeicher einerseits am Trägerteil angreift
und andererseits über einen Querverbinder mit dem Lehnenträger verbunden ist. Der
Sitz ist dabei in einer Lagerung an dem Querverbinder zwischen dessen Verbindung mit
dem Kraftspeicher und mit dem Lehnenträger angelenkt. Die vorgeschlagene Konstruktion
der Stuhlmechanik hat den Vorteil, dass durch eine Belastung des Sitzes der Querverbinder
am Lehnenträger verschwenkt und dabei den Kraftspeicher spannt. Die Rückstellkraft
des Kraftspeichers bewirkt, dass der Lehnenträger sich jeweils wieder in die aufrechte
Position zurückstellt.
[0004] US Patent Nr. 6,959,965 zeigt einen Stuhl mit einer Basis, an welcher auf beiden Seiten je ein Rückenlehnenträger
an einem ersten Anlenkpunkt angelenkt ist. Eine über den ersten Anlenkpunkt hinaus
sich erstreckende Verlängerung des Rückenlehnenträgers ist hinten über einen zweiten
Anlenkpunkt an einem Sitzträger angelenkt. Vorne ist der Sitzträger mittels eines
Hebels ebenfalls gelenkig mit der Basis verbunden. Der Hebel ist mittels eines dritten
Anlenkpunkts mit der Basis und mittels eines vierten Anlenkpunkts mit dem Sitzträger
verbunden. Die Verlängerung des Rückenlehnenträgers und der Hebel bilden zusammen
eine Parallelogrammverbindung, die beim Verschwenken des Rückenlehnenträgers nach
hinten eine Bewegung des Sitzträgers von einer tiefen vorderen Position in eine hintere
angehobene Position bewirkt. Eine zwischen der Basis und den Rückenlehnenträgern wirkende
Feder spannt den Rückenlehnenträger in die aufrechte Position vor. Ein Vorteil des
beschriebenen Stuhls ist, dass das Gewicht des Stuhlbenutzers den Stuhlmechanismus
beaufschlagt und automatisch die Kraft zum Nach-hinten-Schwenken des Rückenlehnenträgers
angepasst.
Aufgabe
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Stuhl bereitzustellen, welcher mit
möglichst wenigen Teilen auskommt und damit einfach und kostengünstig in der Herstellung
ist. Vor allem sollen auf die vielen einstellbaren Federn, Schrauben und Stellmechanismen
verzichtet werden, welche wenig Designfreiheit für einen ästhetisch ansprechenden
Stuhl lassen. Noch ein Ziel ist es, einen Stuhl bereitzustellen, bei welchem die Rückstellkraft
durch das Gewicht der Person erzielt wird. Dabei soll die Auslegung so sein, dass
unabhänigig vom Gewicht der Person - der Stuhl immer gleich funktioniert und die dem
Gewicht der Person entsprechende stärkere oder schwächere Rückstellkraft der Rückenlehne
erzeugt.
Beschreibung
[0006] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere Stuhl mit einem Trägerteil,
das an einer Säule eines Stuhlgestells montiert sein kann. Das Sitzmöbel besitzt einen
Rückenlehnträger und eine Sitzträger, die gelenkig mit dem Trägerteil verbunden sind
derart, dass bei einem Nach-hinten-Schwenken des Rückenlehnenträgers der Sitzträger
mindestens bereichsweise angehoben und nach hinten verschoben wird.
[0007] Erfindungsgemäss ist der Sitzträger im vorderen Bereich mittels einer Kulissenführung
mit dem Trägerteil verbunden. Dies hat den Vorteil, dass im Vergleich zu den im Stand
der Technik häufig anzutreffenden Parallelogrammverbindungen mit insgesamt 4 Gelenkpunkten,
deren nur 3 nötig sind. Entsprechend sind weniger Teile als bei den vorbekannten Stuhlmechaniken
nötig. Folglich kann eine erfindungsgemässe Stuhlmechanik kostengünstig hergestellt
werden. Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist, dass auf eine beim Stand der Technik
übliche Rückstellfeder verzichtet werden kann. Als vorderer Bereich ist die vordere
Hälfte und vorzugsweise das vordere Drittel des Sitzträgers gemeint. "Vorne" bezeichnet
dabei die der Rückenlehne gegenüberliegende Seite des Stuhles und "hinten" diejenige
Seite des Stuhles, an der die Rückenlehne angeordnet ist.
[0008] Vorteilhaft ist der Rückenlehnenträger an einem ersten Anlenkpunkt mit dem Trägerteil
und mit einer über den ersten Anlenkpunkt hinaus sich erstreckenden Verlängerung des
Rückenlehnenträges mit dem Sitzträger an einem zweiten Anlenkpunkt angelenkt. Diese
Konstruktion hat den Vorteil, dass ein einstückiger Rückenlehnenträger verwendet werden
kann.
[0009] Zweckmässigerweise ist die Kulissenführung durch eine Gleitbahn und ein Gleitelement
gebildet. Dabei kann die Gleitbahn am Sitzträger oder am Trägerteil ausgebildet oder
vorgesehen sein. Entsprechend ist das Gleitelement entweder am Trägerteil oder am
Sitzträger angeordnet. Beide Ausführungsvarianten sind von der Funktion her als gleichwertig
anzusehen.
[0010] Vorteilhaft nimmt in der aufrechten Position der Rückenlehne die Verlängerung des
Rückenlehnenträgers mit einer gedachten Horizontalen eine Winkel zwischen 55 und 85
Grad, vorzugsweise zwischen 60 und 80 Grad und besonders bevorzugt zwischen 65 und
75 Grad ein (effektiv 68°). Je grösser der Winkel der Verlängerung ist, desto geringfügiger
wird der hintere Bereich der Sitzfläche beim Verschwenken der Rückenlehne angehoben.
[0011] Zweckmässigerweise nimmt in der aufrechten Position des Rückenlehnenträgers die Gleitbahn
mit einer gedachten Horizontalen einen Winkel zwischen 100 und 140 Grad, vorzugsweise
zwischen 110 und 130 Grad und besonders bevorzugt zwischen 115 und 125 Grad ein. Durch
entsprechende Wahl der Neigung der Gleitbahn kann erreicht werden, dass der vordere
Sitzbereich stärker angehoben wird als der hintere.
[0012] Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform ist das Trägerteil durch zwei im Abstand
von- und parallel zueinander angeordnete Profile abgebildet, die durch eine Verbindungsplatte
miteinander verbunden sind. Dies ist eine einfache und zweckmässige Konstruktion,
die kostengünstig realisierbar ist. Dabei kann am vorderen Ende der Profile je eine
Gleitbahn in Gestalt eines Schlitzes vorgesehen sein.
[0013] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Trägerteil eine Trägerspinne
mit drei Enden, wobei an einem Ende der erste Anlenkpunkt angeordnet ist und an den
beiden anderen Enden jeweils eine Kulissenführung angeordnet ist. Die Trägerspinne
hat drei Trägerarme, wobei der Anlenkpunkt nur einen Trägerarm benötigt. Die Trägerspinne
hat den Vorteil, dass sie einstückig ausgebildet sein kann und nur ein erster Anlenkpunkt
notwendig ist.
[0014] Zweckmässigerweise ist der Rückenlehnenträger durch zwei abgewinkelte und im Abstand
voneinander angeordnete Profile gebildet, die an einer Achse drehfest angeordnet sind.
Die Achse kann in Durchgangsöffnungen am hinteren Ende der Profile aufgenommen sein,
wobei an den Achsenden die Verlängerungen drehfest angeordnet sind.
[0015] Vorteilhaft sind an der Unterseite des Sitzträgers Nocken zur gelenkigen Verbindung
desselben mit dem Sitz- und dem Rückenlehnenträger vorgesehen. Sitzträger und Nocken
können als Spritzgussteil hergestellt sein.
[0016] Grundsätzlich denkbar ist, dass der Sitz und die Rückenlehne so gegeneinander austariert
sind, dass die Rückenlehne durch das Gewicht des Sitzes in die aufrechte Position
zurück bewegt wird. Es kann jedoch auch ein Federelement vorgesehen sein, das sich
einends am Trägerteil und andernends am Rückenlehnenträger oder am Sitzträger abstützt.
Dadurch kann der Rückenlehnenträger in die aufrechte Position vorgespannt sein. Nach
Auslenkung ermöglicht das Federelement eine erleichterte Rückkehr in die aufrechte
Position.
[0017] In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform ist das Federelement eine
Torsionsfeder, welche um den ersten oder zweiten Anlenkpunkt angeordnet ist. Bevorzugt
ist die Anordnung um den ersten Anlenkpunkt, wenngleich die Anordnung um den zweiten
Anlenkpunkt ebenfalls denkbar wäre. Die Torsionsfeder ist platzsparend in einem zylindrischen
oder eckigen Gehäuse angeordnet, dessen Mittelachse dem ersten Anlenkpunkt entspricht.
Die Torsionsfeder stellt sicher, dass die Rückenlehne in der aufrechten Position vorgespannt
ist, wenn der Sessel nicht benutzt wird.
[0018] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun unter Bezugnahme auf die Zeichnungen
beschrieben. Es zeigt:
- Figur 1
- Ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Stuhls in Seitenansicht, wobei
die Rückenlehne sich in der aufrechten Position befindet;
- Figur 2
- Den Stuhl von Fig. 1 mit der nach hinten verschwenkten Rückenlehne;
- Figur 3
- Ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Stuhls in Seitenansicht mit
der Rückenlehne in der aufrechten Position;
- Figur 4
- Den Stuhl von Fig. 3 mit der Rückenlehne in der nach hinten verschwenkten Position;
- Figur 5
- Eine perspektivische Unteransicht des Stuhls von Fig. 3;
- Figur 6
- Ein drittes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Stuhls in Seitenansicht mit
der Rückenlehne in der aufrechten Position;
- Figur 7
- Eine Schnittdarstellung des Stuhls aus Figur 6 mit einem Anlenkpunkt im Detail;
- Figur 8
- Eine Schnittdarstellung des Stuhls aus Figur 6 mit einer Kulissenführung im Detail
und
- Figur 9
- Eine perspektivische Unteransicht des Stuhls von Fig. 6.
[0019] Das in den Figuren 1 und 2 gezeigte erste Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen
Stuhls 11 umfasst als wesentliche Komponenten einen Trägerteil 13, einen Rückenlehnenträger
15, der um eine Drehachse 17 verschwenkbar am Trägerteil 13 angelenkt ist und eine
Rückenlehne 16 trägt, sowie einen Sitzträger 19, der beweglich auf dem Trägerteil
13 angeordnet ist und ein Sitzpolster 20 trägt. Im hinteren Bereich ist der Sitzträger
19 an einer Verlängerung 21 des Rückenlehnenträgers 15 angelenkt (Drehachse 23). Im
vorderen Bereich ist der Sitzträger 19 mittels einer Kulissenführung 25 mit dem Trägerteil
13 beweglich verbunden. Die Kulissenführung 25 besteht aus einer Gleitbahn 27, die
integral mit dem Sitzträger 19 ist, und einem Gleitelement 29, das am Trägerteil 13
ortsfest angeordnet ist. Wird bei dieser Stuhlmechanik der Rückenlehnenträger 15 nach
hinten bewegt, d.h. stärker geneigt, wird durch die mechanische Koppelung der Sitzträger
19 gleichzeitig nach hinten und oben verschwenkt.
[0020] In der Normalstellung des Rückenlehnenträgers 15 nimmt die Verlängerung 21 einen
Winkel zwischen 55 und 85° relativ zu einer gedachten Horizontalen ein (Winkel α)
und in diesem Ausführungsbeispiel effektiv ein α von 68°. Demgegenüber ist die Gleitbahn
27 in der Normalstellung des Rückenlehnenträgers 15 in einem Winkel zwischen 130 und
160° (effektiv 120° in diesem Ausführungsbeispiel) relativ zu einer gedachten Horizontalen
angeordnet (Winkel ß). D.h. Gleitbahn 27 und Verlängerung 21 sind gegeneinander orientiert.
Bei einer Verschränkung der Rückenlehne nach hinten wird der Sitzträger somit nach
hinten in Richtung Rückenlehnenträger 15 und nach oben bewegt. Vorteilhaft sind Gleitbahn
27 und Verlängerung 21 in einem solchen Winkel relativ zu einer gedachten Horizontalen
angeordnet, dass bei einem Nach-hinten-Schwenken des Rückenlehnenträgers 15 ein vorderer
Sitzbereich 31 stärker angehoben wird als ein hinterer Sitzbereich 33. Dabei kann
die maximale Auslenkung des Rückenlehnenträgers 15 durch die Länge der Gleitbahn 27
begrenzt sein.
[0021] Im gezeigten Ausführungsbeispiel umfasst die Rückenlehne 16 eine Rückenschale 35
und ein an der Rückenschale 35 befestigtes Rückenpolster 37. Die Rückenlehne 16 ist
nach vorne konvex ausgebildet und ist somit der normalen Krümmung der menschlichen
Wirbelsäule nachgebildet (Lordosenabstützung). Die Stuhlmechanik ist derart ausgebildet,
dass der Abstand zwischen einem Lordosenabstützpunkt 41 und einer Sitzmulde 43 bei
einer Verstellung der Rückenlehne im Wesentlichen gleich bleibt. Dadurch ist verhindert,
dass dem Stuhlbenützer beim Verstellen der Rückenlehne das Hemd aus der Hose gezogen
wird.
[0022] In der nachfolgenden Beschreibung des in den Figuren 3 bis 5 gezeigten zweiten Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemässen Stuhles sind für gleiche oder zumindest funktionsgleiche
Teile jeweils die gleichen Bezugsziffern verwendet. Die zweite Ausführungsform unterscheidet
sich von der oben beschriebenen in einem anders gestalteten Trägerteil und einem anders
gestalteten Rückenlehnenträger.
[0023] Das Trägerteil 13 ist, wie aus Figur 5 erkennbar ist, durch zwei im Abstand von-
und parallel zueinander angeordneten, länglichen Profilen 45a, 45b gebildet, die durch
eine Verbindungsplatte 47 miteinander verbunden sind. Das vordere Ende der Profile
45a, 45b ist durch je einen in einem Winkel zu den Profilen 45a, 45b angeordneten
Schenkel 49a, 49b gebildet, in welchem ein als Gleitbahn dienender Schlitz 51a, 51b
ausgebildet ist. In die Schlitze 51a, 51b greift ein Gleitelement 29a, 29b ein, dass
an am Sitzträger 19 vorgesehenen Nocken 53a, 53b befestigt ist.
[0024] Das hintere Ende der Profile 45a, 45b ist durch ein abgewinkeltes Endstück 55a, 55b
gebildet, in welchem je eine Durchgangsöffnung 57a, 57b für eine Achse 59 vorgesehen
ist. Die Achse 59 ist drehfest mit zwei im Abstand voneinander angeordneten Rückenlehnenträgern
15a, 15b verbunden. Ebenfalls drehfest mit der Achse 59 verbunden sind zwei an den
Enden angeordnete Lenker 61a, 61b, die einends an der Achse 59 drehfest angeordnet
und andernends an Nocken 63a, 63b des Sitzträgers 19 angelenkt sind. Durch die beschriebene
Mechanik wird der aus Sitzträger 19 und Sitzpolster 20 bestehende Sitz bei einer Verschwenkung
der Rückenlehne synchron mitbewegt.
[0025] Wie aus Fig. 5 ersichtlich ist, kann an der Verbindungsplatte 47 eine Stuhlsäule
65 fest angeordnet sein. Denkbar sind jedoch auch andere Stuhl- oder Sitzmöbelgestelle.
[0026] In der nachfolgenden Beschreibung des in den Figuren 6 bis 9 gezeigten dritten Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemässen Stuhles sind für gleiche oder zumindest funktionsgleiche
Teile ebenfalls jeweils die gleichen Bezugsziffern verwendet. In dem dritten Ausführungsbeispiel
ist das Trägerteil als eine dreiarmige Trägerspinne 13 ausgebildet. An den beiden
vorderen Armen ist jeweils eine Kulissenführung 25 mit einem Gleitelement 29, welches
in einer Gleitbahn 27 geführt ist, angeordnet (Figur 8). Das Gleitelement 29 ist in
diesem Ausführungsbeispiel als eine Rolle realisiert.
[0027] Wie weiter oben bereits ausgeführt, ist der Rückenlehnenträger 15 um eine Drehachse
17 verschwenkbar am Trägerteil 13 angelenkt. Um die Drehachse herum ist eine Torsionsfeder
67 angeordnet, welche in einem zylinderförmigen oder im Querschnitt rechteckigen Gehäuse
69 aufgenommen ist (Figur 7 und 9). Die Torsionsfeder 67 stützt sich dabei an dem
Trägerteil 13 und dem Rückenlehnenträger 15 derart ab, dass sie vorgespannt ist. Diese
Vorspannung bewirkt, dass die Torsionsfeder 67 die Rückenlehne 16 immer in die aufrechte
Position drückt, wenn der Stuhl 11 nicht benutzt wird. In diesem Ausführungsbeispiel
erstrecken sich die Verlängerung 61a, 61b des Rückenlehnenträges 15 von dem zweiten
Anlenkpunkt 23 weg zum ersten Anlenkpunkt 17. Die Hebelwirkung der Rückenlehne 16
auf den Sitzträger 19 kann durch die Anordnung der Verlängerungen 61a, 61b relativ
zum Rückenlehnenträger 15 und deren Hebellänge bestimmt werden.
[0028] In der Figur 9 ist die Form des Rückenlehnenträgers 15 gemäss dem dritten Ausführungsbeispiel
gezeigt. Der Rückenlehnenträger 15 besitzt im Gegensatz zu dem Rückenlehenträger des
zweiten Ausführungsbeispiels (Figur 5) ein integrales Design. Anstatt der Profile
15a, 15b handelt es sich um ein schalenförmiges Bauteil mit einer Taille 71, in welches
die Verlängerungen 61a, 61b integriert sind.
[0029] In den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen ist der Stuhl bezüglich einer von
vorne nach hinten verlaufenden Mittelachse spiegelbild-symmetrisch ausgebildet. Die
Erfindung ist dabei nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt, sondern
kann auch bei anderen Sitzmöbeln (Sesseln, Sofas und dergleichen) eingesetzt werden.
1. Sitzmöbel, insbesondere Stuhl (11) mit
- einem Trägerteil (13), das auf einer Säule (65) eines Stuhlgestells montiert sein
kann,
- einem Rückenlehnenträger (15) und
- einem Sitzträger (19), die gelenkig mit der Trägerteil (13) verbunden sind, wobei
Rückenlehnenträger (15) und Sitzträger (19) so miteinander verbunden sind, dass bei
einem Nach-hinten-Schwenken des Rückenlehnenträgers (15) der Sitzträger (19) mindestens
bereichsweise angehoben und nach hinten geschoben wird, und umgekehrt,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Sitzträger (19) im vorderen Bereich mittels einer Kulissenführung (25) mit dem
Trägerteil (13) verbunden ist.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Rückenlehnenträger (15) an einem ersten Anlenkpunkt (17) mit dem Trägerteil (13)
und mit einer über den ersten Anlenkpunkt (17) hinaus sich erstreckenden Verlängerung
(61) des Rückenlehnenträges (15) mit dem Sitzträger (19) an einem zweiten Anlenkpunkt
(23) gelenkig verbunden ist.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kulissenführung (25) durch eine Gleitbahn (27) und ein Gleitelement (29) gebildet
ist.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitbahn (27) am Sitzträger (19) ausgebildet oder angeordnet ist.
5. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitbahn (27) am Trägerteil (13) vorgesehen ist.
6. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass in der aufrechten Position die Verlängerung (61) des Rückenlehnenträgers mit einer
gedachten Horizontalen einen Winkel zwischen 55 und 85 Grad, vorzugsweise zwischen
60 und 80 Grad und besonders bevorzugt zwischen 65 und 75 Grad einnimmt.
7. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass in der aufrechten Position des Rückenlehnenträgers (15) die Gleitbahn (27) mit einer
gedachten Horizontalen einen Winkel zwischen 100 und 140 Grad, vorzugsweise zwischen
110 und 130 Grad und besonders bevorzugt zwischen 115 und 125 Grad einnimmt.
8. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägerteil (13) durch zwei im Abstand von- und parallel zueinander angeordnete
Profile (45a, 45b) gebildet ist, die durch eine Verbindungsplatte (47) miteinander
verbunden sind.
9. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägerteil eine Trägerspinne (13) mit drei Enden ist, wobei an einem Ende der
erste Anlenkpunkt (17) angeordnet ist und an den beiden anderenEnden jeweils eine
Kulissenführung (25) angeordnet ist.
10. Sitzmöbel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass am vorderen Ende der Profile (45) je eine Gleitbahn (27) in Gestalt eines Schlitzes
(51) ausgebildet ist.
11. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Rückenlehnenträger (15) durch zwei abgewinkelte und im Abstand voneinander angeordnete
Profile (15a, 15) gebildet ist, die an einer Achse (17) drehfest angeordnet sind.
12. Sitzmöbel nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Achse (17) in Durchgangsöffnungen am hinteren Ende der Profile (45a, 45b) aufgenommen
ist, wobei an den Enden die Verlängerungen drehfest angeordnet sind.
13. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass an der Unterseite des Sitzträgers (19) Nocken (53) zur gelenkigen Verbindung mit
dem Sitz- und dem Rückenlehnenträger (15, 19) vorgesehen sind.
14. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass ein Federelement vorgesehen ist, das sich einends am Trägerteil (13) und andernends
am Rückenlehenträger (15) oder am Sitzträger (19) abstützt.
15. Sitzmöbel nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Federelement eine Torsionsfeder ist, welche um den ersten oder zweiten Anlenkpunkt
(17, 23) angeordnet ist.
16. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Verlängerung (61) des Rückenlehnenträgers (15) in der hinteren Hälfte, vorzugsweise
im hinteren Drittel am Sitzträger (19) angreift.