[0001] Die Erfindung betrifft ein System zur Halterung von Geländerplatten, insbesondere
eine Halterung für die Platten eines Ganzglasgeländers, sowie ein Einlegeteil, dass
in ein bevorzugt vorzusehendes Halteprofil eingelegt werden kann. Das System und dessen
vorgenannte Komponenten eignen sich insbesondere für die Halterung von freistehenden
Ganzglasgeländerplatten an Bauwerksteilen. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren
zum Einstellen der Vertikalneigung einer Geländerplatte.
[0002] In jüngerer Zeit werden vermehrt Geländer verbaut, bei denen Ganzglasgeländerplatten
zum Einsatz kommen, die weitgehend frei stehend und nur mit ihrem unteren Rand in
einem an einem Bauwerksteil verankerten Halteprofil eingesetzt sind. Hierbei muss
nicht nur das Halteprofil sicher am Bauwerk verankert sein. Diese schweren Glasplatten
selbst müssen fest im Halteprofil gehalten sein und ausreichend Kräfte aufnehmen können,
um als zuverlässige Absturzsicherung dienen zu können. Dabei können die Kräfte, die
über die Glasplatte auf das Halteprofil wirken, wenn sich zum Beispiel eine oder mehrere
Personen gegen das Geländer lehnen, aufgrund der Hebelverhältnisse erheblich sein.
[0003] Gleichzeitig werden derartige Ganzglasgeländer als Designobjekte angesehen und es
werden hohe Anforderungen an die optische Gefälligkeit und den Qualitätseindruck eines
solchen Geländers gestellt. Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang von hoher Bedeutung
ist, ist, dass die bei einem solchen Geländer zahlreich nebeneinander angeordneten
einzelnen Geländerplatten bei der Montage präzise zueinander ausgerichtet werden müssen,
damit ein sich über eine längere Strecke erstreckendes Geländer mit seinen zahlreichen
benachbarten Einzelplatten insgesamt ein stimmiges Gesamtbild abgibt. Zwar lassen
sich die Halteprofile und die Geländerplatten mit geringen Toleranzen herstellen,
jedoch verlaufen insbesondere die Bauwerksteile, an denen die Halteprofile montiert
werden, oftmals nicht ausreichend gerichtet, so dass ein Einstellen der Vertikalneigung
der Geländerplatten erforderlich ist, damit die Geländerplatten entlang des Geländerverlaufs
zueinander fluchtend ausgerichtet sind. Hierbei ist zu bedenken, dass schon eine geringe
Vertikalneigungsabweichung am im Halteprofil eingesetzten unteren Rand der Geländerplatte
gegenüber der benachbarten Geländerplatte sich am oberen Rand der Geländerplatte wegen
der geometrischen Verhältnisse potenziert und große Auswirkungen haben kann.
[0004] Um das präzise Einstellen der Vertikalneigung von Ganzglasgeländerplatten zu ermöglichen,
sind verschiedene Ansätze bekannt. Die
DE 103 38 816 B3 offenbart die Möglichkeit, das Halteprofil gegenüber einem fest mit dem Bauwerk verankerten
Grundprofil zu verschwenken. Die
DE 10 2006 028 766 A1 beschreibt demgegenüber die Möglichkeit, am Grund des fest an dem Bauwerksteil verankerten
Halteprofils eine horizontal verstellbare Glasplattenlagerung vorzusehen, auf dem
die Glasplatte mit ihrer unteren Stirnkante aufsitzt. Einen ähnlichen Ansatz beschreibt
die
DE 10 2009 008 307 A1, wobei hier die Ausrichtung der Glasplatte über keilförmige Klemmfederelemente, die
am oberen Rand der Halteprofils zwischen Glasplatte und Halteprofil eingetrieben werden
können, realisiert wird.
[0005] Um die vorstehend genannten Ansätze zu verwirklichen, sind aufwendige Konstruktionen
der Halteprofile und eine Vielzahl von Bauteilen erforderlich. So kommen zum Beispiel
zur Verstellung von Stellelementen Stellschrauben zum Einsatz, für die wiederum korrespondierende
Gewinde, Bohrungen oder sonstige Materialausnehmungen vorzusehen sind. Die Bauteile
müssen in den Halteprofilen und/oder die Halteprofile müssen in Grundprofilen, gegenüber
denen sie dann verstellbar sind, Platz finden, was die bekannten Systeme insgesamt
unnötig breit und daher optisch ausladend macht. Auch ist die Herstellung bzw. Vormontage
derartiger Haltesysteme aufgrund der Vielzahl der miteinander zusammenwirkenden Bauteile
aufwendig. Nicht zuletzt erfordern die bekannten Ansätze zusätzliche Qualitätssicherungsmaßnahmen
und eine aufwendigere Lagerlogistik. Auch ist der Aufwand für Monteure, die ein solches
System an der Baustelle zu montieren haben, verhältnismäßig hoch. Insbesondere lassen
sich bei den bekannten Systemen die Geländerplatten nach deren Einsetzen in die Plattenaufnahme
nicht von einer frei wählbaren Seite einstellen, was vor allem dann von Nachteil ist,
wenn das Geländer in erster Linie als Absturzsicherung an einer Balustrade, einem
Balkon oder einem sonstigen bauseitigen Vorsprung eingesetzt werden soll und der Zugang
zu der einer am Geländer stehenden Person abgewandten freien Seite der Plattenaufnahme
durch die eingesetzte Geländerplatte versperrt ist.
[0006] Nachteilig an den bekannten Systemen ist außerdem, dass sich Probleme bzw. ein erhöhter
Aufwand bei der Montage ergeben können, falls der der Versatz von einem Halteprofil
zum benachbarten Halteprofil bauwerksbedingt so groß ist, dass sich die Glasplatten
nicht Halteprofil übergreifend einsetzen lassen. Schließlich können die erforderlichen
konstruktiven Details (z.B. Bohrungen, Gewinde oder sonstige Aussparungen) die strukturelle
Integrität des Halteprofils nachteilig beeinflussen und es besteht eine erhöhte Gefahr
von Bauteilversagen.
[0007] Dieser Aufwand erscheint vor dem Hintergrund, dass die Verstellmöglichkeiten, die
die bekannten System bieten, nach einer einmal erfolgten Geländerinstallation im Grunde
nie wieder benötigt werden, kaum gerechtfertigt.
[0008] Schließlich ist bei den aus dem Stand der Technik bekannten Systemen zu bedenken,
dass diese ein zerstörungsfreies und Entnehmen und Wiederverwenden einzelner Komponenten
nicht ermöglichen. Dies gilt insbesondere für sogenannte Nass-Systeme, bei denen die
Glasplatte mit anderen Komponenten des Einstellmechanismus fest verbunden ist, beispielsweise
durch einen Kleber oder eine Vergussmasse. Die Einstellbarkeit derartiger Systeme,
insbesondere die Nachkorrigierbarkeit, wird dadurch stärker limitiert als dies bei
Trocken-Systemen der Fall ist, bei denen die Einzelkomponenten jederzeit wieder entnommen,
voneinander getrennt, (teilweise) ausgetauscht und wieder neu zusammengesetzt werden
können.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein System zur Halterung von Geländerplatten,
insbesondere von Ganzglasgeländerplatten, und dessen Komponenten zu Verfügung zu stellen,
das die vorstehend beschriebenen Nachteile weitgehend minimiert. Das System soll einfach
herzustellen sein, mit wenigen Bauteilen auskommen, eine robuste Halterung der Geländerplatten
am Bauwerk ermöglichen, vor Ort einfach zu montieren sein und eine einfache und bevorzugt
reversible Einstellbarkeit der Vertikalneigung der Geländerplatten ermöglichen.
[0010] Die Erfindung stellt zur Lösung dieser Aufgabe ein System zur Halterung von Geländerplatten
an einem Bauwerksteil mit einer Plattenaufnahme bereit, von der eine Geländerplatte
aufgenommen und innerhalb der sie fest verspannt werden kann, zur Verfügung, bei dem
ein Drehpol (P) innerhalb der Plattenaufnahme und auf Seiten einer Flachseite der
Geländerplatte vorgesehen ist, um den die Geländerplatte zum Zwecke ihrer Vertikalausrichtung
bei ihrer Fixierung im Halteprofil verschwenkt werden kann.
[0011] Das System zur Halterung der Geländerplatte weist bevorzugt ein Halteprofil auf,
das die Plattenaufnahme ausbildet. Die Plattenaufnahme kann bei Verwendung eines ausreichend
festen und belastbaren Baumaterials aber auch direkt in den Baukörper eingelassen
oder eingearbeitet sein. So ist beispielsweise denkbar, dass die Plattenaufnahme von
einer unmittelbar in einen ausreichend festen Beton eingeschnittenen oder eingegossenen
Aufnahmenut gebildet sein, in die die Geländerplatte unmittelbar eingesetzt wird.
[0012] Der erhabene Drehpol steht bevorzugt seitlich in die Plattenaufnahme hervor, so dass
die dem Drehpol nach dem Einsetzen der Geländerplatte in die Plattenaufnahme zugewandte
Flachseite der Geländerplatte (Drehpolseite) mit dem Drehpol während des Verspannens
der Geländerplatte in der Halteleiste mittelbar oder unmittelbar in Anlage kommt.
Dabei ragt der erhabene Drehpol bevorzugt ausgehend von dem Halteprofil oder einem
in das Halteprofil eingesetzten Einsetzteil in die Plattenaufnahme hinein.
[0013] Alternativ kann vorgesehen sein, dass der erhabene der Drehpol an einer Flachseite
der Geländerplatte ausgebildet ist (der Drehpolseite), insbesondere also an deren
nach bestimmungsgemäßem Einsetzen in die Plattenaufnahme eintauchenden unteren Randabschnitt.
In diesem Fall kommt der Drehpol nach Einsetzen der Geländerplatte und während des
Fixierens bzw. Verspannens der Geländerplatte in dem Halteprofil mit dem Halteprofil
oder dem Baukörper, der die Plattenaufnahme ausbildet, mittelbar oder unmittelbar
in Anlage, bei Verwendung eines Halteprofils also insbesondere mit dem die Plattenaufnahme
definierenden Materialbereich des Halteprofils. Der Drehpol kann beispielsweise an
einer Drehpolplatte bzw. einem Drehpolaufsatz angeordnet sein, die bzw. der an der
Geländerplatte befestigt, insbesondere aufgeklebt oder angeklemmt sein kann.
[0014] Der Drehpol bildet somit eine erhabene Kontaktstelle, die während des Fixierens der
Geländerplatte in der Plattenaufnahme eine sich längs des Geländers erstreckende Drehachse
definiert, um die die Geländerplatte zum Zwecke ihrer Vertikalausrichtung bei ihrer
Fixierung im Halteprofil verschwenkt werden kann. Über den Drehpol werden ferner die
Klemmkräfte, die auf der der Drehpolseite der Geländerplatte abgewandten Klemmseite
über Klemmteile zur Fixierung der Geländerplatte im Halteprofil aufgebracht werden,
abgestützt.
[0015] Dass die Geländerplattenseite oder der die Plattenaufnahme definierende Materialbereich
des Halteprofils mit dem Drehpol unmittelbar oder mittelbar in Anlage kommen kann,
bedeutet, dass das Geländerplattenmaterial oder der die Plattenaufnahme definierende
Materialbereich des Halteprofils entweder direkt (unmittelbar) an dem den Drehpol
bildenden Material anliegt oder dass zwischen dem Material der Geländerplatte oder
dem die Plattenaufnahme definierenden Materialbereich des Halteprofils und dem den
Drehpol bildenden Material wenigstens eine weitere Zwischenlage vorgesehen sein kann
(mittelbares Anliegen). Letzteres kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn das Drehpolmaterial
Metall ist und ein direkter Kontakt zwischen Metall und dem Geländerplattenmaterial
(vorzugsweise Glas) vermieden werden soll.
[0016] Der insbesondere einseitig auf einer Seite der Plattenaufnahme vorgesehene und in
diese hervorstehende Drehpol kann von einer Reihe einzelner punktueller, sich längs
der Plattenaufnahme in Abständen vorgesehenen Materialerhebungen gebildet sein. Bevorzugt
wird der Drehpol jedoch als längliche, wulstförmige Erhebung ausgebildet sein und
seitlich in die Plattenaufnahme hineinragen und sich in Längsrichtung über zumindest
einen Teil der Plattenaufnahme erstrecken. Letzteres ist bevorzugt, weil sich hierdurch
ein Linienkontakt zwischen Geländerplattenflachseite und der den Drehpol bildenden
Erhebung ergibt, so dass punktuelle Spannungsspitzen im Geländerplattenmaterial besser
vermieden werden können.
[0017] Es kann vorgesehen sein, dass der Drehpol an eine die Plattenaufnahme bildende seitliche
Wandung des Halteprofilquerschnitts angeformt ist. Insbesondere kann der Drehpol von
dem Material des Halteprofils selbst gebildet und als werkstoffeinstückiger, integraler
Bestandteil des Halterprofils an diesem angeformt sein. Das Halteprofil ist üblicherweise
ein Extrusionsprofil, so dass der Drehpol bei der Herstellung des Halteprofils zusammen
mit diesem extrudiert werden kann.
[0018] Um einen späteren direkten Kontakt des Metalls des Halteprofils mit dem Geländerplattenmaterial
zu vermeiden, kann an der Geländerplatte eine Schutzlage vorgesehen sein, zum Beispiel
eine im Bereich des unteren, in die Plattenaufnahme hineinragenden Rands der Geländerplattenseite
aufgebrachte Metall- oder Kunststofflage, die beispielsweise auf die Geländerplattenoberfläche
aufgeklebt sein kann.
[0019] Eine weitere Möglichkeit, den unmittelbaren Kontakt des Geländerplattenmaterials
mit dem Metall des Halteprofils zu vermeiden, ist, den Drehpol an einem in die Plattenaufnahme
des Halteprofils einzusetzenden Einlegteil vorzusehen, insbesondere werkstoffeinstückig
an diesem anzuformen. Ein derartiges Einlegeteil weist an der nach bestimmungsgemäßem
Einbau zu einer Flachseite der Geländerplatte hin weisenden Seite den erhabenen Drehpol
auf, der nach Einsetzen des Einlegeteils in die Plattenaufnahme seitlich in die Plattenaufnahme
hervorsteht, so dass die dem Drehpol zugewandte Geländerplattenseite (Drehpolseite)
nach Einsetzen der Geländerplatte in die Plattenaufnahme mit dem Drehpol mittelbar
oder unmittelbar in Anlage kommt. Dieses Einlegeteil kann aus einem Kunststoff sein,
dessen Materialbeschaffenheit, insbesondere Materialhärte, so ausgewählt wird, dass
die spätere Materialpaarung und etwaige Dämpfungseigenschaften im Kontaktbereich berücksichtigt
sind.
[0020] Durch Versuche hat sich eine Ausgestaltung als besonders vorteilhaft herausgestellt,
bei der die den Drehpol bildende gegenüber der angrenzenden, benachbarten Oberfläche
erhabenen Kontaktstelle von einem oder mehreren aufgesetzten Weichkunststoffteilen
gebildet ist, die an dem den Drehpol bildenden Bauteil aufgesetzt sind. Ein derartiges
Weichkunststoffteil kann insbesondere von einem Weichkunststoffstreifen wie einer
(Gummi-)Schnur oder einem (Gummi-)Profilstreifen gebildet sein. An dem das Weichkunststoffteil
tragenden Bauteil kann eine an das Weichkunststoffteil angepasste Aufnahme, im Fall
der Verwendung eines Weichkunststoffstreifens insbesondere eine Nut, ausgebildet sein,
in das Weichkunststoffteil eingelegt und fixiert wird, zum Beispiel durch Klemmung
oder Klebung.
[0021] Um die Vertikalausrichtung der Geländerplatte einzustellen und die Geländerplatte
fest im Halteprofil zu verspannen, sieht das System ein oder mehrere Klemmteile vor,
die auf der dem Drehpol der Geländerplatte gegenüberliegenden Geländerplattenseite
(Klemmseite) zwischen Halteprofil und Geländerplatte einzuschieben und/oder einzuschlagen
sind. Es kommen bevorzugt mehrere Klemmteilsätze mit je zwei Klemmteilen, insbesondere
mit jeweils einem oberen Klemmteil und einem unteren Klemmteil, zum Einsatz, die versetzt
zueinander angeordnet werden, so dass auch der untere der beiden Klemmteile nach deren
bestimmungsgemäßer Positionierung zugänglich bleibt. Die Klemmteile sind bevorzugt
keilförmig ausgestaltet und haben weisen eine an den Klemmspalt angepasste Keilform
auf.
[0022] Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, den Drehpol in der unteren Hälfte der
Plattenaufnahme vorzusehen. Durch einen gezielten Einsatz der Klemmteile lässt sich
die Vertikalneigung der Glasplatten so am effektivsten einstellen.
[0023] Zwecks Verspannens der Geländerplatte im Halteprofil werden die Klemmteile zwischen
der dem Drehpol abgewandten Geländerplattenseite (Klemmseite) und dem Halteprofil
eingetrieben. Je nach Positionierung der Klemmteile stellt sich eine unterschiedliche
Vertikalneigung der Geländerplatte ein.
[0024] Die Erfindung ermöglicht somit ein Verfahren zur Vertikalausrichtung einer in die
Plattenaufnahme eines Halteprofils eingesetzten Geländerplatte, bei der nach dem Einsetzen
der Geländerplatte in die Plattenaufnahme lediglich ein oder mehrere Klemmteile in
die Plattenaufnahme zwischen der dem Drehpol abgewandten Geländerplattenseite (Klemmseite)
und der der Klemmseite zugewandten und die Plattenaufnahme mit bildenden Wandung des
Halteprofils eingeschlagen und/oder eingeschoben werden müssen, wobei eine Veränderung
der Vertikalausrichtung der Geländerplatte lediglich die vertikale Klemmteilposition
zu variieren ist. Wie vorstehend beschrieben kann vor dem Einsetzen der Geländerplatte
ein Einlegeteil, an dem der Drehpol ausgebildet ist, in das Halteprofil eingelegt
werden.
[0025] Das beschriebene System zur Halterung von Geländerplatten bzw. das Verfahren zur
Einstellung der Vertikalneigung der Geländerplatte zeichnet sich somit durch einen
sehr einfachen Aufbau mit wenigen Bauteilen aus. Der Montageaufwand ist gering. Dadurch,
dass in den Halteprofilen zum Zweck der Einstellung der Vertikalneigung keine Bohrungen
oder ähnliche Materialwegnahmen erforderlich sind, bleibt die strukturelle Integrität
der Halteprofile unbeeinflusst. Zudem genügt das System höchsten optischen Ansprüchen,
da im Grunde keine optisch störenden Schrauben oder sonstige Stellglieder sowie neben
dem eigentlichen Halteprofil keine zusätzlichen Profile Verwendung finden, die für
ein eher zerklüftetes Erscheinungsbild sorgen oder aufwendig durch Abdeckleisten oder
ähnliches zu kaschieren wären. Bauteile oder Mechanismen, die die Gefahr eines Bauteilversagens
oder von Funktionsstörungen in sich bergen, sind im Grunde nicht vorhanden. Zur Einstellung
der Vertikalneigung der Geländerplatten muss die Konstruktion nach dem Einsetzen der
Geländerplatte in die Plattenaufnahme nur auf der Klemmseite der Geländerplatte zugänglich
sein. Durch die Ausführung als reines Trocken-System ist eine einfache und zerstörungsfreie
Austauschbarkeit der Einzelkomponenten sowie deren Wiederverwendbarkeit gewährleistet.
Eine Nachkorrektur der Geländerplattenausrichtung oder der gezielte Austausch von
bestimmten Einzelkomponenten ist jederzeit möglich.
[0026] In den Zeichnungen zeigt:
- Fig. 1
- eine Gegenüberstellung einer in einem Halteprofil eingesetzten und fest verspannten
Ganzglasgeländerplatte in drei verschiedenen Position mit jeweils unterschiedlichen
Vertikalneigungen,
- Fig. 2a/b
- ein Einlegeteil zum Einsetzen in ein Halteprofil mit einem daran ausgebildeten Drehpol,
- Fig. 3 a/b
- ein erstes, unteres Klemmteil zum Einschieben oder Einschlagen in die Plattenaufnahme
zwischen Geländerplatte und Halteprofil,
- Fig. 4 a/b
- ein zweites, oberes Klemmteil zum Einschieben oder Einschlagen in die Plattenaufnahme
zwischen Geländerplatte und Halteprofil, und
- Fig. 5
- eine zu dem in Figur 2a und Figur 2b gezeigten Einlegeteil alternative Ausgestaltung
mit einem von einer Gummischnur gebildeten Drehpol.
[0027] Figur 1 zeigt eine Gegenüberstellung einer in einem Halteprofil 1 eingesetzten und
fest verspannten Ganzglasgeländerplatte 2 in drei verschiedenen Positionen (a), (b)
und (c) mit jeweils unterschiedlichen Vertikalneigungen, die anhand der jeweils an
der unteren Stirnseite der Geländerplatten 2 ansetzenden Mittelebene M und der unterschiedlichen
Position der Geländerplatte zu den an der oberen Plattenaufnahmeöffnung angebrachten
Dichtungsstreifen 3 nachvollzogen werden können.
[0028] Das Halteprofil 1, das bevorzugt ein stranggepresstes Aluminium-Hohlkammerprofil
ist, weist eine U-förmige, oberseitig offene Plattenaufnahme auf, in die die Geländerplatte
2 mit ihrem unteren Rand eingesetzt ist.
[0029] Auf der in Figur 1 rechten Seite der U-förmigen Plattenaufnahme ist ein Einlegeteil
4 eingesetzt, das im Detail in Figur 2a und Figur 2b dargestellt ist. Dieses Einlegeteil
4 ist L-förmig ausgebildet und weist einen unteren Horizontalschenkel 5 und einen
seitlichen Vertikalschenkel 6 auf. Der untere Horizontalschenkel 5 liegt bei bestimmungsgemäßer
Positionierung im Halteprofil auf dem Grund der Plattenaufnahme auf und weist bevorzugt
eine leichte nach oben gerichtete Wölbung auf, die das hohe Gewicht der Geländerplatten
leicht abzufedern vermag und einen unmittelbaren Kontakt der Glasplatte mit dem Halteprofil
unterbindet. Dies hat neben der Vermeidung eines unmittelbaren Kontakts zwischen Glas
und Metall außerdem den Vorteil, dass die typischerweise mehrlagig laminierten Sicherheitsglasscheiben
kein Wasser ziehen können und die Gefahr einer Delaminierung weitgehend minimiert
ist, was insbesondere bei im Außenbereich eingesetzten Geländern wünschenswert ist.
Der Vertikalschenkel 6 liegt mit seiner der Plattenaufnahme abgewandten Seite am Halteprofil
1 an.
[0030] Die Plattenaufnahme hat - ausgehend vom Grund des U-förmigen Plattenaufnahmekanals
- eine Höhe H. Etwa auf der Höhe h (es gilt h < %z H, bevorzugt liegt h zwischen ¼
H und ½ H) befindet sich am Einlegeteil eine seitlich in die Plattenaufnahme ragende
Erhebung 7 oder Auswölbung, die bei bestimmungsgemäßer Montage der Geländerplatte
im Halteprofil an der Oberfläche der Geländerplatte anliegt und mit der Kontaktstelle
einen Drehpol P ausbildet, um den die Geländerplatte zur Einstellung Ihrer Vertikalneigung
verschwenkt werden kann. Die dem Drehpol P zugewandte Seite der Geländerplatte wird
als Drehpolseite bezeichnet. Wie aus Figur 2a ersichtlich erstreckt sich die den Drehpol
P ausbildende Auswölbung oder Erhebung 7 in horizontalre Richtung über die gesamte
Länge des Einlegeteils 7, so das sich ein Linienkontakt zwischen Geländerplatte und
Einlegeteil ergibt.
[0031] In den Klemmspalt auf der der dem Drehpol P abgewandten Seite der Geländerplatte
2 (Klemmseite) werden zur Fixierung der Geländerplatte und zur Einstellung deren Vertikalneigung
ein erstes, unteres Klemmteil 8' und ein zweites, oberes Klemmteil 8" eingeschoben
oder eingeschlagen.
[0032] Wie aus den verschiedenen in Figur 1 dargestellten Positionen (a), (b) und (c) ersichtlich
ist, lässt sich die Vertikalneigung der Geländerplatte durch unterschiedliche vertikale
Positionierung der Klemmteile 8', 8" bewerkstelligen. Während die Geländerplatte in
Position (a) durch ein sehr niedrig sitzendes unteres Klemmteil 8" und ein recht hoch
sitzendes oberes Klemmteil 8" relativ zur Mittelebene M noch leicht nach links geneigt
ist, kippt die Geländerplatte - wie aus Positionen (b) und (c) erkennbar ist - bei
weiter oben angeordnetem unteren Klemmteil 8" und einem weiter unten angeordneten
Klemmteil 8' zunehmend nach rechts.
[0033] Durch die sich nach unten leicht verjüngende Plattenaufnahme und die keilförmigen
Klemmteile 8', 8" lassen sich sehr hohe Klemmkräfte und eine sehr stabile Halterung
der Geländerplatte im Halteprofil realisieren.
[0034] Figur 3a und Figur 3b zeigen das erste, untere Klemmteil 8' und Figur 4a und Figur
4b zeigen das zweite, obere Klemmteil 8" in verschiedenen Ansichten. Insbesondere
am oberen Klemmteil 8", bei Bedarf aber auch am unteren Klemmteil 8', können randseitig
Einkerbungen 9 vorgesehen sein, die bei bestimmungsgemäßem Einbau nach unten weisen
und von einem geeigneten Werkzeug hintergriffen werden können, so dass sich die Position
des Klemmteils im Klemmspalt bei Bedarf leichter korrigieren oder es sich leichter
aus dem Klemmspalt entfernen lässt.
[0035] Zur Installation eines längeren Geländers werden bevorzugt mehrere Einlegeteile 4
und Klemmteile 8', 8" entlang einer Geländerplatte vorgesehen, es kann aber auch ein
längeres Einlegeteil 4 vorgesehen sein, dass sich über die gesamte Länge einer Geländerplatte
erstrecken kann. Für unterschiedliche Geländerplattendicken bzw. für verschiedene
Breiten der Plattenaufnahme können Klemm- und Einlegeteile mit verschiedenen Dicken
angeboten werden, die an die Breite des jeweiligen Klemmspalts angepasst sind.
[0036] Figur 5 zeigt eine leicht abgewandelte Ausführungsform des in Figur 2a und Figur
2b gezeigten Einlegeteils, bei dem der Drehpol von einem an dem Einlegeteil vorgesehenen
Weichkunststoffteil in Form eine Gummischnur 10 gebildet ist, die in eine am Einlegeteil
vorgesehen Aufnahme in Form einer Nut eingesetzt ist. Diese Ausgestaltung hat sich
insbesondere für Anwendungsfälle als besonders geeignet erwiesen, bei denen die Geländerplatte
mit häufigen Wechsellasten beaufschlagt wird, die quer zur Geländerverlaufsrichtung
ausgerichtet sind. Der hohe zwischen Geländerplatte und dem Weichkunststoffteil wirkende
effektive Reibungskoeffizient sowie die wenn auch nur geringfügige Komprimierbarkeit
und Dämpfungseigenschaften des Weichkunststoffteils verhindern ein mögliches Losrütteln
der in der Plattenaufnahme verspannten Geländerplatte auch in Fällen besonders ungünstig
wirkender Wechsellasten.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 1
- Halteprofil
- 2
- Geländerplatte
- 3
- Dichtungsstreifen
- 4
- Einlegeteil
- 5
- Horizontalschenkel
- 6
- Vertikalschenkel
- 7
- Erhebung
- 8'
- erstes, unteres Klemmteil
- 8"
- zweites, oberes Klemmteil
- 9
- Einkerbungen
- 10
- Weichkunststoffteil
- 11
- Nut
- P
- Drehpol
- M
- Mittelebene
1. System zur Halterung von Geländerplatten (2) an einem Bauwerksteil, wobei eine Plattenaufnahme
vorgesehen ist, von der eine Geländerplatte aufgenommen und innerhalb der sie fest
verspannt werden kann, dadurch gekennzeichnet, dass
ein Drehpol (P) auf Seiten einer Flachseite der Geländerplatte (2) vorgesehen ist,
um den die Geländerplatte zum Zwecke ihrer Vertikalausrichtung bei ihrer Fixierung
in der Plattenaufnahme verschwenkt werden kann.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol seitlich in die Plattenaufnahme hineinragt, so dass die dem Drehpol (P)
nach dem Einsetzen der Geländerplatte in die Plattenaufnahme zugewandte Flachseite
der Geländerplatte (2) (Drehpolseite) mit dem Drehpol (P) mittelbar oder unmittelbar
in Anlage kommt.
3. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol an einer Flachseite der Geländerplatte (2) ausgebildet ist (Drehpolseite),
so dass der Drehpol nach Einsetzen der Geländerplatte (2) in die Plattenaufnahme mit
dem Halteprofil (1) mittelbar oder unmittelbar in Anlage kommt.
4. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol (P) von einer seitlich in die Plattenaufnahme ragenden wulstförmigen
Erhebung (7) gebildet ist.
5. System nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol (P) an einer die Plattenaufnahme bildenden seitlichen Wandung des Halteprofilquerschnitts
vorgesehen ist.
6. System nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol (P) an einem in Plattenaufnahme des Halteprofils einzusetzenden Einlegteil
(4) vorgesehen ist.
7. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Klemmteile (8', 8") vorgesehen sind, die auf der dem Drehpol (P)
abgewandten Geländerplattenseite (Klemmseite) zwischen Halteprofil (1) und Geländerplatte
(2) einzuschieben und/oder einzuschlagen sind, um die Vertikalneigung der Geländerplatte
(2) einzustellen.
8. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpol (P) in der unteren Hälfte der Plattenaufnahme vorgesehen ist.
9. Einlegeteil (7) zum Einlegen in ein Halteprofil (1) eines Systems zur Halterung von
Geländerplatten an einem Bauwerksteil, dadurch gekennzeichnet, dass an der nach bestimmungsgemäßem Einbau zu einer Geländerplattenseite hin weisenden
Seite des Einlegeteils (7) ein erhabener Drehpol (P) vorgesehen ist, der nach Einsetzen
des Einlegeteils (7) in die Plattenaufnahme seitlich in die Plattenaufnahme hervorsteht,
so dass die dem Drehpol (P) zugewandte Geländerplattenseite (Drehpolseite) nach Einsetzen
der Geländerplatte (2) in die Plattenaufnahme mit dem Drehpol (P) mittelbar oder unmittelbar
in Anlage kommt.
10. Verfahren zum Einstellen der Vertikalneigung einer in eine Plattenaufnahme eingesetzte
Geländerplatte (2), wobei ein Drehpol (P) auf Seiten einer Flachseite der Geländerplatte
vorgesehen ist, um den die Geländerplatte zum Zwecke ihrer Vertikalausrichtung bei
ihrer Fixierung im Halteprofil verschwenkt werden kann,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte:
■ Einsetzen der die Geländerplatte (2) in die Plattenaufnahme,
■ Einschieben oder Einschlagen eines oder mehrere Klemmteile (8', 8") in die Plattenaufnahme
zwischen der dem Drehpol (P) abgewandten Geländerplattenseite (Klemmseite) und der
der Klemmseite zugewandten Wandung des Halteprofils (1),
■ Variieren der vertikalen Klemmteilposition zur Einstellung der Vertikalneigung der
Geländerplatte (2).
11. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, gekennzeichnet durch den weiteren Verfahrensschritt, dass vor dem Einsetzen der Geländerplatte (2) in
die Plattenaufnahme ein Einlegeteil (7) in das Halteprofil (1) eingelegt wird, an
dem der Drehpol (P) ausgebildet ist.