[0001] Die Erfindung betrifft eine Bohranlage für Tiefbohrungen, zum Beispiel zum Abteufen
von Bohrungen auf Kohlenwasserstoff-Lagerstätten zur Erdöl- und Erdgasexploration
oder zum Erschließen von Geothermie, wobei die Bohranlage einen Gestängeabstellbereich
und eine Gestängehandhabungseinrichtung umfasst. Der Gestängeabstellbereich befindet
sich dabei auf dem sogenannten drill floor, also auf der als Arbeitsplattform fungierenden
Oberfläche der Bohranlage. Der Gestängeabstellbereich ist zum Beispiel - aber nicht
notwendig - in Form einer Fingerbühne mit einem definierten sogenannten setback-Bereich
ausgeführt. Die Erfindung betrifft im Weiteren auch ein Verfahren zum Betrieb einer
solchen Bohranlage.
[0002] Die im Folgenden kurz als Handhabungseinrichtung bezeichnete Gestängehandhabungseinrichtung
ist zum Transport von Bohrgestängeelementen sowie zum Transport von in der Fachterminologie
üblicherweise als casings bezeichneten Futterrohren von und zur Arbeitsplattform vorgesehen.
Die Übergabe zur Arbeitsplattform und die Übernahme von der Arbeitsplattform erfolgt
dabei an derjenigen Seite der Bohranlage, an der die Handhabungseinrichtung positioniert
ist. Bei bisherigen Bohranlagen ist als Position für den Gestängeabstellbereich oftmals
der Bereich zwischen der Handhabungseinrichtung und dem im Folgenden kurz als Mast
bezeichneten Bohrmast verwendet worden, also eine von der Handhabungseinrichtung aus
gesehen vor dem Mast befindliche Position. Dies hat den Vorteil, dass mittels der
Handhabungseinrichtung Bohrgestängeelemente leicht zum Gestängeabstellbereich gelangen
und von dort genauso leicht auch wieder abgeholt werden können. Zudem ist aufgrund
der Struktur des Masts mittels der Handhabungseinrichtung eine andere Position gar
nicht erreichbar. Ungünstig ist allerdings, dass sich ein voll bestückter oder im
Wesentlichen voll bestückter Gestängeabstellbereich mitunter als Hindernis für sonstige
Arbeiten auf oder an der Bohranlage herausstellt.
[0003] Aus der
US 4,744,710 ist eine Bohranlage mit einem Mast mit zwei parallelen Standbeinen rechts und links
des Drehtisches bekannt. Eine Handhabung von Bohrgestängeelementen, die sich in einer
einen Gestängeabstellbereich definierenden Fingerbühne befinden, scheint einerseits
mittels eines an der Mastspitze angebrachten Krans und andererseits mittels der im
Mast befindlichen Flaschenzug-Einrichtung zu erfolgen und jedenfalls mit Unterstützung
von auf der Fingerbühne und auf der Arbeitsplattform anwesendem Personal zu erfolgen.
[0004] Aus der
DE 10 2009 043 081 A1 ist eine Bohranlage mit einem Bohrmast in Form eines einzelnen, seitlich des Bohrlochs
befindlichen Mastsegments bekannt. Das einzelne Mastsegment lässt den Bereich vor,
hinter und neben dem Bohrloch auf drei Seiten frei, so dass sich eine als Gestängelager
fungierende Fingerbühne von einer Handhabungseinrichtung aus gesehen hinter dem Mast
befinden kann und dabei ein Gestängezuführbereich zwischen der Handhabungseinrichtung
und dem Mast frei bleibt.
[0005] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht entsprechend darin, ein alternatives
Konzept für eine Bohranlage anzugeben, bei dem die Nachteile bisheriger Bohranlagen
mit einem Gestängeabstellbereich vor dem Mast vermieden oder zumindest deren Auswirkungen
reduziert werden und das sich besonders gut für einen automatischen oder semiautomatischen
Betrieb beim Ein- und Ausbauen von Bohrgestängeelementen eignet.
[0006] Die oben genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Bohranlage mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Dazu ist bei einer Bohranlage der eingangs genannten Art mit
einem Mast, einem Gestängeabstellbereich und einer Gestängehandhabungseinrichtung
vorgesehen, dass sich der Gestängeabstellbereich von der Position der Gestängehandhabungseinrichtung
aus gesehen hinter dem Mast befindet.
[0007] Der Vorteil des hier vorgeschlagenen Konzepts für eine Bohranlage besteht darin,
dass mit der Positionierung des Gestängeabstellbereichs hinter dem Mast der bisher
oftmals von dem Gestängeabstellbereich belegte Raum vor dem Mast als Bewegungsraum
für die Gestängehandhabungseinrichtung und davon jeweils transportierte Bohrgestängeelemente
oder Futterrohre zur Verfügung steht.
[0008] Indem der Mast in Form von zwei vertikalen oder zumindest im Wesentlichen vertikalen
und als Standbeine fungierenden Stützstrukturen ausgeführt ist, wobei in dem Mast
zwischen den beiden Standbeinen eine Vorrichtung zum Drehen, Heben und Absenken von
Bohrgestänge, also zum Beispiel ein sogenannter Topdrive, mittels eines zur Spitze
des Masts und von dort auf eine Flaschenzugmechanik geführten Tragseils (das sogenannte
"schnell laufende Seil"; fast line) in vertikaler Richtung beweglich ist, und das
Tragseil vor, neben oder in einem der Standbeine verläuft, bleibt der Raum zwischen
den beiden Standbeinen für den Bohrbetrieb und zur Handhabung von Bohrgestängeelementen
frei. Dieser freie Bereich erlaubt das Zuführen von vertikalen (aufrechten) Bohrgestängeelementen
vom hinter dem Mast befindlichen Gestängeabstellbereich zu einer Position über dem
Bohrloch sowie das Zuführen von ebenfalls vertikalen Bohrgestängeelementen mittels
der vor dem Mast befindlichen Handhabungseinrichtung zu der Position über dem Bohrloch.
Genauso wird auch ein Durchreichen von vertikalen Bohrgestängeelementen von einer
Position vor dem Mast zum Gestängeabstellbereich hinter dem Mast und umgekehrt möglich.
Indem das Tragseil vor, neben oder in einem der Standbeine verläuft, ist sichergestellt,
dass das Tragseil niemals den Bereich zwischen den Standbeinen und damit die Möglichkeit
für die beschriebenen verschiedenen Handhabungsvorgänge versperrt. Wenn das Tragseil
in dem jeweiligen Standbein verläuft, ist zudem eine besonders sichere Führung des
Tragseils gegeben.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Dabei
verwendete Rückbeziehungen weisen auf die weitere Ausbildung des Gegenstands des Hauptanspruches
durch die Merkmale des jeweiligen Unteranspruches hin. Sie sind nicht als ein Verzicht
auf die Erzielung eines selbständigen, gegenständlichen Schutzes für die Merkmalskombinationen
der rückbezogenen Unteransprüche zu verstehen. Des Weiteren ist im Hinblick auf eine
Auslegung der Ansprüche bei einer näheren Konkretisierung eines Merkmals in einem
nachgeordneten Anspruch davon auszugehen, dass eine derartige Beschränkung in den
jeweils vorangehenden Ansprüchen nicht vorhanden ist.
[0010] Bei einer Ausführungsform einer Bohranlage der hier vorgeschlagenen Art ist der Gestängeabstellbereich
zur vertikalen Lagerung von Bohrgestängeelementen bestimmt und eingerichtet und mittels
der Gestängehandhabungseinrichtung sind Bohrgestängeelemente und Futterrohre in einer
vertikalen Orientierung einer Position über einem Bohrloch zuführbar. Indem der Mast
der Bohranlage in der kompletten Höhe jeweils von oder zum Gestängeabstellbereich
transportierter Bohrgestängeelemente sowie in der kompletten Höhe jeweils von der
Gestängehandhabungseinrichtung transportierter Bohrgestängeelemente frei von Verstrebungen
und dergleichen von einem Standbein zum jeweils gegenüberliegenden Standbein ist,
können Bohrgestängeelemente schnell im Gestängeabstellbereich ein- und ausgelagert
werden sowie mittels der Gestängehandhabungseinrichtung zugeführt und abtransportiert
werden.
[0011] Eine besondere Ausführungsform einer Bohranlage, bei welcher der Mast in der oben
beschriebenen Art und Weise frei von Verstrebungen und dergleichen ist, ist ein Mast
mit zwei vertikalen oder zumindest im Wesentlichen vertikalen und als Standbeine fungierenden
Segmenten. Wenn die beiden Standbeine/Segmente nur im Bereich ihrer oberen Enden miteinander
verbunden sind, ist der Mast sogar entlang seiner gesamten Höhe oder zumindest im
Wesentlichen entlang seiner gesamten Höhe frei von solchen Verstrebungen.
[0012] Bei einer weiteren Ausführungsform der Bohranlage, bei der ein freies Ende des Tragseils
als Totseil fungiert und auf einen am Mast fixierten Totseilanker geführt ist, ist
vorgesehen, dass auch das Totseil, genauso wie das Tragseil, vor, neben oder in einem
der Standbeine verläuft. Dann ist gewährleistet, dass auch das Totseil niemals den
Bereich zwischen den Standbeinen versperrt. Bei einer Führung des Totseils in dem
jeweiligen Standbein ergibt sich, wie oben für das Tragseil bereits erwähnt, eine
besonders sichere Führung. Bevorzugt wird das Tragseil vor, neben oder in einem der
beiden Standbeine und das Totseil vor, neben oder in dem anderen Standbein geführt.
[0013] Das hier vorgeschlagene Konzept eignet sich besonders für eine weitgehende Automatisierung
des Bohrbetriebs, indem Bohrgestängeelemente und dergleichen automatisch, vollautomatisch
oder zumindest teilautomatisch, vom und zum Gestängeabstellbereich bewegt sowie mittels
der Gestängehandhabungseinrichtung transportiert werden.
[0014] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Einander entsprechende Gegenstände oder Elemente sind in allen Figuren
mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0015] Das oder jedes Ausführungsbeispiel ist nicht als Einschränkung der Erfindung zu verstehen.
Vielmehr sind im Rahmen der vorliegenden Offenbarung auch Abänderungen und Modifikationen
möglich, die zum Beispiel durch Kombination oder Abwandlung von einzelnen in Verbindung
mit den im allgemeinen oder speziellen Beschreibungsteil beschriebenen sowie in den
Ansprüchen und/oder der Zeichnung enthaltenen Merkmalen oder Verfahrensschritten für
den Fachmann im Hinblick auf die Lösung der Aufgabe entnehmbar sind und durch kombinierbare
Merkmale zu einem neuen Gegenstand oder zu neuen Verfahrensschritten bzw. Verfahrensschrittfolgen
führen, auch soweit sie Arbeitsverfahren betreffen.
[0016] Es zeigen
- Fig. 1
- eine Ausführungsform einer Bohranlage der hier vorgeschlagenen Art,
- Fig. 2
- die Bohranlage gemäß Fig. 1 in einer geschnittenen Ansicht von oben,
- Fig. 3
- die Bohranlage gemäß Fig. 1 in einer Seitenansicht und
- Fig. 4
- eine besondere Ausführungsform der Bohranlage gemäß Fig. 1.
[0017] Die Darstellung in Figur 1 zeigt eine Bohranlage 10 gemäß dem hier vorgeschlagenen
Konzept. Die Bohranlage 10 umfasst in grundsätzlich an sich bekannter Art einen Unterbau
12 sowie die auf dem Unterbau 12 gebildete und in der Fachterminologie als drill floor
bezeichnete Arbeitsplattform 14, auf dem bzw. auf der sich der Mast 16 erhebt. In
dem Mast 16 ist eine Vorrichtung zum Drehen, Heben und Absenken des Bohrgestänges
zumindest in vertikaler Richtung beweglich. Hier ist als eine derartige Vorrichtung
- aber ohne Verzicht auf eine weitergehende Allgemeingültigkeit - ein sogenannter
Topdrive 18 gezeigt.
[0018] Bei dem Mast 16 handelt es sich bei der hier gezeigten Ausführungsform um einen Mast
16 mit zwei vertikalen, im Folgenden allgemein als Standbeine 20, 22 (erstes Standbein
20, zweites Standbein 22) bezeichneten und als zentrale Stützstrukturen fungierenden
Segmenten. Entsprechend der Ausrichtung und der Anordnung dieser Standbeine 20, 22
(Segmente) kann der Mast 16 auch als "twin leg mast" bezeichnet werden. Zwischen den
beiden Standbeinen 20, 22 bleibt einen freier Zwischenraum 24, in dem der Topdrive
18 beweglich ist, und die beiden Standbeine 20, 22 schließen den in die Arbeitsplattform
14 eingelassenen Drehtisch 26 ein, so dass sich der Bohrstrang beim Bohren sowie beim
Ein- und Ausbauen von Bohrgestänge in dem Zwischenraum 24 zwischen den beiden Standbeinen
20, 22 befindet.
[0019] Der Topdrive 18 ist im Mast 16 mittels einer in der Fachterminologie als travelling
block bezeichneten sogenannten Unterflasche (Kloben) 28 einer Flaschenzugmechanik
vertikal beweglich. Als Mittel zur horizontalen Justierung und als Drehmomentstützen
fungieren bei der gezeigten Ausführungsform vom Topdrive 18 ausgehende, einseitig
oder beidseitig an den Standbeinen 20, 22 geführte, insbesondere teleskopierbare,
Abstandshalter 30.
[0020] Bei einer eventuellen Änderung der horizontalen Position des Topdrives 18 im Mast
16 wird manuell oder automatisch eine Konfiguration eines insoweit auch als Positioniereinrichtung
32 wirksamen Kronenlagers und der davon umfassten Umlenkrollen beeinflusst, mit dem
Ergebnis, dass die in der Fachterminologie als Kronenblock bezeichnete Oberflasche
der Flaschenzugmechanik zum Absenken oder Anheben des Topdrives aus ihrer im Wesentlichen
mittigen Position in Richtung auf eines der Standbeine 20, 22 bewegt wird. Dafür kommt
zum Beispiel eine mittels Zahnstangen oder dergleichen bewirkte elektromotorische
oder hydraulische Verschieben der Lager des Kronenblocks und der benachbarten Umlenkrollen
in Betracht.
[0021] Wenn für den Mast 16 Mittel zur horizontalen Positionierung des Topdrives 18, also
zum Beispiel ein insoweit als Positionierungseinrichtung 32 wirksames Kronenlager,
sowie zur Justierung des unter dem Kloben 28 hängenden Topdrives 18 und als Drehmomentstützen
wirksame Abstandshalter 30 vorgesehen sind, erfolgt mit einem Verfahren der Positionierungseinrichtung
32 auch eine Längenanpassung der Abstandshalter 30, die zu diesem Zweck zum Beispiel
teleskopierbar ausgeführt sind.
[0022] Zur vertikalen Bewegung des Topdrives 18 im Mast 16 ist in an sich bekannter Art
und Weise ein hier nicht gezeigtes und zum Beispiel im Unterbau 12 der Bohranlage
10 platziertes Hebewerk vorgesehen, zum Beispiel ein Hebewerk in Form von oder nach
Art des in der
EP 2 303 754 B1 beschriebenen getriebelosen Hebewerks. Vom Hebewerk führt in ebenfalls an sich bekannter
Art und Weise ein in der Fachterminologie als schnell laufende Seil (fast line) und
hier und im Folgenden als Tragseil 34 bezeichnetes Seil zur Mastspitze und zu dort
zu dessen Umlenkung vorgesehenen Rollen. Das Tragseil 34 wird von dort in grundsätzlich
an sich bekannter Art und Weise über ein oder mehrere Umlenkrollen zum Kloben 28 geführt.
Auf der gegenüberliegenden Seite wird ein freies Ende des Tragseils 34 (zur Unterscheidung
von dem Tragseil 34 und entsprechend der üblichen Terminologie als Totseil 36 bezeichnet)
zur Umlenkung über eigene Rollen und bis zu einem sogenannten, an sich bekannten und
in den Figuren nur schematisch vereinfacht gezeigten Totseilanker 38 geführt.
[0023] Aufgrund der Führung des Tragseils 34 und/oder des Totseils 36 vor, neben oder in
dem jeweiligen Standbein 20, 22 des Masts 16 bleibt der Zwischenraum 24 zwischen den
beiden Standbeinen 20, 22 frei, zum Beispiel für eine Bewegung von vertikalen Bohrgestängeelementen
42. Zur genauen Definition der Ausdrücke "vor dem Standbein" 20, 22 bzw. "neben dem
Standbein" 20, 22 werden eine durch die Längsachsen der beiden Standbeine 20, 22 definierte
Ebene sowie eine Projektionsfläche des jeweiligen Standbeins 20, 22 in dieser Ebene
betrachtet. Als "vor dem Standbein" 20, 22 wird jeder senkrecht über dieser Projektionsfläche
und außerhalb des Standbeins 20, 22 liegende Ort verstanden. Eine auf der Ebene (erste
Ebene) durch die Längsachsen der beiden Standbeine 20, 22 senkrechte zweite Ebene,
welche die erste Ebene entlang der Längsachse des jeweiligen Standbeins 20, 22 schneidet,
wird zur Definition des Begriffs "neben dem Standbein" 20, 22 zusätzlich benötigt.
Neben dem Standbein 20, 22 wird damit jeder über der Projektionsfläche des jeweiligen
Standbeins 20, 22 in dieser zweiten Ebene und außerhalb des Standbeins 20, 22 liegende
Ort verstanden, wobei "über" dieser zweiten Ebene jeden Ort über der von dem jeweils
anderen Standbein 20, 22 abgekehrten Oberfläche meint. Der Verlauf des Tragseils 34
vor dem Standbein 20, 22 ist im Übrigen der in den Figuren (Fig. 1, Fig. 3, Fig. 4)
zugunsten des im Standbein 20, 22 nicht sichtbaren Verlaufs exemplarisch gezeigte
Verlauf und speziell in der Seitenansicht gemäß Figur 3 wird mit dem dort allerdings
nur angedeuteten Verlauf des Tragseils 34 der Verlauf vor dem Standbein 20 deutlich.
[0024] Aufgrund dieser Führung des Trag- und/oder Totseils 34, 36 bleibt der Raum 24 zwischen
den Standbeinen 20, 22 auch bei einem vergleichsweise niedrigen Mast 16, also bei
einem Mast 16, dessen Höhe im Bereich einer Summe der Länge der Bohrgestängeelemente
42 und einer relevanten Gesamtlänge des Klobens 28 oder dergleichen sowie des Topdrives
18 liegt, frei.
[0025] Zu der Bohranlage 10 gehört auch eine im Folgenden kurz als Handhabungseinrichtung
40 bezeichnete Gestängehandhabungseinrichtung. Mittels der Handhabungseinrichtung
40 werden Bohrgestängeelemente 42 aufgenommen, abgelegt, transportiert und in eine
jeweils gewünschte Orientierung gedreht, also zum Beispiel quer zur Längsachse gedreht.
Anstelle der in den Figuren gezeigten Ausführungsform der Handhabungseinrichtung 40
kommen auch andere Ausführungsformen in Betracht, zum Beispiel eine Handhabungseinrichtung
in Form einer mitunter auch als knuckleboom bezeichneten Gestängeschwenkvorrichtung,
bei der die Bohrgestängeelemente 42 in einer im Vergleich zu der Darstellung in Figur
1 in der Ebene um 90° gedrehten Ausrichtung von der Handhabungseinrichtung übernommen
und aus dieser Orientierung während des Transports zur Arbeitsplattform 14 in eine
vertikale (aufrechte) Position verschwenkt werden. Bohrgestängeelemente 42 sind in
der Darstellung in Figur 1 an vier verschiedenen Positionen gezeigt. Zunächst ein
horizontal gelagertes Bohrgestängeelement 42 in einem neben dem Unterbau 12 angeordneten
Gestängelager 44. Sodann ein von der Handhabungseinrichtung 40 auf die Ebene der Arbeitsplattform
14 angehobenes und bereits gedrehtes Bohrgestängeelement 42. Des Weiteren ein von
der Handhabungseinrichtung 40 in vertikaler (aufrechter) Orientierung über dem Drehtisch
26 positioniertes Bohrgestängeelement 42 und schließlich eine Mehrzahl von Bohrgestängeelementen
42 in einem Gestängeabstellbereich 46 auf der Ebene der Arbeitsplattform 14 und außerhalb
durch die Standbeine 20, 22 bestimmten Grundfläche des Masts 16. In dem Gestängeabstellbereich
46 sind die Bohrgestängeelemente 42 vertikal, also aufrecht stehend, gelagert.
[0026] Die vertikale Lagerung der Bohrgestängeelemente 42 in dem Gestängeabstellbereich
46 auf der Ebene der Arbeitsplattform 14 erfolgt üblicherweise mittels einer sogenannten
Fingerbühne 48. Die nachfolgende Beschreibung wird daher - allerdings ohne Verzicht
auf eine weitergehende Allgemeingültigkeit - am Beispiel einer Fingerbühne 48 zur
Lagerung der Bohrgestängeelemente 42 in dem Gestängeabstellbereich 46 fortgesetzt.
[0027] Bei der dargestellten Ausführungsform sind in der Fingerbühne 48 jeweils zwei zu
sogenannten doubles kombinierte Bohrgestängeelemente 42 abgestellt. Je nach Dimensionierung
des Masts 16 und der Position der Fingerbühne 48 lassen sich auf diese Weise auch
sogenannte triples, also jeweils drei miteinander kombinierte Bohrgestängeelemente
42, lagern. Selbstverständlich lassen sich bei entsprechender Dimensionierung des
Masts 16 und Position der Fingerbühne 48 in der Fingerbühne 48 auch einzelne Bohrgestängeelemente
42 (in der Fachterminologie als singles bezeichnet) oder besondere Bohrgestängeelemente
42, deren Länge zwischen der üblichen Länge einzelner Bohrgestängeelemente 42 und
der Länge zweier kombinierter Bohrgestängeelemente 42 liegt, sogenannte supersingles,
lagern. Das hier vorgeschlagene Konzept ist also unabhängig von der Länge der Bohrgestängeelemente
42 und eignet sich für unterschiedliche übliche Konfigurationen von Bohrgestängeelementen
42, nämlich insbesondere für die oben genannten singles, supersingles, doubles und
triples oder auch mehr als drei miteinander kombinierten Bohrgestängeelementen 42.
[0028] Die Handhabungseinrichtung 40 vereinigt bei der dargestellten Ausführungsform die
Funktion eines Gestängeelevators und die Funktion eines sogenannten pipe handlers.
Ein Gestängeelevator transportiert Bohrgestängeelemente 42 von und zu einem neben
dem Unterbau 12 angeordneten Gestängelager 44 und von und zur Ebene der Arbeitsplattform
14. Ein pipe handler übernimmt oder übergibt Bohrgestängeelemente 42 auf der Ebene
der Arbeitsplattform 14 und bewegt diese vom Drehtisch 26 weg oder zum Drehtisch 26
hin. Anstelle einer derartigen kombinierten Handhabungseinrichtung 40 kommen auch
einzelne Handhabungseinrichtungen, insbesondere zumindest eine als Gestängeelevator
fungierende Handhabungseinrichtung sowie zumindest eine als pipe handler fungierende
Handhabungseinrichtung, zur Verwendung mit dem hier vorgestellten Konzept in Betracht.
Formulierungen wie "Bewegung vom Drehtisch" und "Bewegung zum Drehtisch" oder ähnliche
Formulierungen sollen in Kurzform eine Bewegung zu oder von einer Position üblicherweise
über dem Drehtisch und damit zu einer Position über dem im Drehtisch fixierten Bohrstrang
ausdrücken. Dies ist im Folgenden bei jeder Verwendung der Kurzform der Bezeichnung
dieser Position mitzulesen.
[0029] Der zentrale Aspekt des hier vorgestellten Konzepts besteht darin, das sich der Gestängeabstellbereich
46 auf der Ebene der Arbeitsplattform 14, hier also die Fingerbühne 48, von der Handhabungseinrichtung
40 aus gesehen hinter dem Mast 16 sowie außerhalb der durch die Standbeine 20, 22
definierten Grundfläche des Masts 16 befindet. Dies wird im Folgenden kurz als "hinter
dem Mast 16" bezeichnet. Bisher ist es üblich, dass sich bei einer Bohranlage 10 ein
solcher Gestängeabstellbereich 46 von der Handhabungseinrichtung 40 aus gesehen vor
dem Mast 16 und damit auf derselben Seite des Masts 16 wie die Handhabungseinrichtung
40 befindet. Diese Position wird im Folgenden zur Unterscheidung kurz als "vor dem
Mast 16" bezeichnet.
[0030] Der Nachteil der bisherigen Position des Gestängeabstellbereichs 46 vor dem Mast
16 besteht darin, dass bei zunehmender Bestückung des Gestängeabstellbereichs 46,
insbesondere der Fingerbühne 48, das Bohrgestänge 42 in dem Gestängeabstellbereich
46 zu einem Hindernis wird. Eine zunehmende Bestückung des Gestängeabstellbereichs
46 ergibt sich zum Beispiel beim Ausbauen des Bohrstrangs. Das dann im Gestängeabstellbereich
46 gelagerte Bohrgestänge 42 wird zum Beispiel dann zu einem Hindernis, wenn nach
dem Ausbauen des Bohrstrangs Futterrohre, sogenannte casings, in das Bohrloch eingebracht
werden sollen und dafür zunächst auf die Ebene der Arbeitsplattform 14 gebracht werden
müssen.
[0031] Bei bekannten Bohranlagen 10 ist eine Fingerbühne 48 entweder mit einseitigen oder
zweiseitigen Streben (Fingern) zur vertikalen Lagerung der Bohrgestängeelemente 42
gebildet. Bei einer Fingerbühne 48 mit einseitigen Streben bleibt neben der Fingerbühne
48 Platz. Bei einer Fingerbühne 48 mit zweiseitigen Streben bleibt zwischen den beiden
Teilen der Fingerbühne 48 Platz, so wie dies auch bei der in den Darstellungen gezeigten
Bohranlage 10 der Fall ist. Durch den bei einer zweiseitigen Fingerbühne 48 freibleibenden
Zwischenraum müssen zum Beispiel Futterrohre und dergleichen zum Drehtisch 26 befördert
werden. Dies ist nicht immer einfach und erfordert vor allem die Anwesenheit von Personal
auf der Arbeitsplattform 14. Für das Personal stellen sich die dann erforderlichen
Maßnahmen als schwere körperliche Arbeit dar und bergen vor allem auch eine erhöhte
Verletzungs- und Unfallgefahr.
[0032] Bei dem hier vorgeschlagenen Konzept ist ein Gestängezuführbereich 50 (Figur 2),
also ein Bereich, in dem mittels der Handhabungseinrichtung 40 Bohrgestängeelemente
42 vom oder zum Drehtisch 26 transportiert werden, von dem Gestängeabstellbereich
46, insbesondere einem Gestängeabstellbereich 46 in Form einer Fingerbühne 48, getrennt.
Diese räumliche Trennung führt dazu, dass der bei bisherigen Bohranlagen 10 vom Gestängeabstellbereich
46 vor dem Mast 16 belegte Platz nunmehr für die Handhabungseinrichtung 40 oder sonstige
Maschinen und Aggregate zur Verfügung steht. Die Zuführung von zum Beispiel Futterrohren
aber auch anderer Kleintools, Verbinder und sonstigem Equipment ist damit selbst bei
einem vollständig ausgebauten Bohrstrang und damit einer hinter dem Mast 16 vollständig
bestückten Fingerbühne 48 noch möglich und damit enorm erleichtert.
[0033] Die Darstellung in Figur 2 zeigt die Bohranlage 10 gemäß Figur 1 in einer Ansicht
von oben in einer geschnittenen Ansicht mit einer Schnittebene unterhalb der Fingerbühne
48. In der Ansicht von oben erkennt man besonders gut die Bohrgestängeelemente 42
in dem Gestängeabstellbereich 46 hinter dem Mast 16 und den sich damit ergebenden
und als Gestängezuführbereich 50 fungierenden freien Raum für die Handhabungseinrichtung
40 vor dem Mast 16. Dieser Freiraum kann zum Beispiel auch für einen am Mast 16 angebrachten
Schwenkarm oder dergleichen genutzt werden, der zum Beispiel verwendet werden kann,
um schweres Gerät und dergleichen von und zur Arbeitsplattform 14 zu transportieren.
[0034] Angesichts der Tatsache, dass bei dem hier vorgeschlagenen Konzept für eine Bohranlage
10 der Platz vor dem Mast 16 nicht mehr als Gestängeabstellbereich 46 genutzt wird,
kann die Fläche der Arbeitsplattform 14 vor dem Mast 16 vergleichsweise klein gehalten
werden. Dies vereinfacht zum Beispiel die Ausführung der Handhabungseinrichtung 40,
die dann von einer Außenkante der Arbeitsplattform 14 bis zum Drehtisch 26 nur noch
einen im Vergleich zu bisherigen Konfigurationen kürzeren Weg zurücklegen muss. Damit
können zum Beispiel armartige Segmente der Handhabungseinrichtung 40 und dergleichen
kürzer und leichter ausgeführt werden. Aufgrund des kürzeren Wegs von und zum Drehtisch
26 ergeben sich damit bei der Handhabung der Bohrgestängeelemente 42 mittels der Handhabungseinrichtung
40 auch Zeitgewinne.
[0035] Bei der Darstellung in Figur 2 ist besonders gut die vertikale Lagerung der Bohrgestängeelemente
42 in einer zweiseitigen Fingerbühne und der dabei freibleibende Zwischenraum erkennbar.
Dieser Zwischenraum steht nunmehr vollständig für eine weitere Gestängehandhabungseinrichtung,
die im Folgenden und nur zur Unterscheidung von der Handhabungseinrichtung 40 als
Manipulator 52 bezeichnet wird, zur Verfügung.
[0036] Die Darstellung in Figur 3 zeigt die Bohranlage 10 gemäß Figur 1 in einer Seitenansicht.
Auch hier ist die von der Handhabungseinrichtung 40 aus gesehen hinter dem Mast 16
liegende Position des Gestängeabstellbereichs 46 sowie die von der Handhabungseinrichtung
40 aus gesehen vor dem Mast 16 liegende Position des Gestängezuführbereichs 50 gut
zu erkennen.
[0037] Das hier vorgeschlagene neue Konzept für eine Bohranlage 10 eignet sich besonders
gut für eine weitgehende Automatisierung des Bohrbetriebs, so dass Eingriffe von Personal,
speziell potentiell gefährliche Arbeiten, vermieden oder zumindest weitestgehend vermieden
werden. Ein solcher Betrieb wird in der Fachterminologie auch als "hands-off" bezeichnet.
[0038] Mit dem Gestängeabstellbereich 46 hinter dem Mast 16 kann beim Ein- und beim Ausbauen
des Bohrgestänges das Zuführen der Bohrgestängeelemente 42 zum Drehtisch 26 bzw. der
Abtransport von Bohrgestängeelementen 26 zum Gestängeabstellbereich 46 mittels des
Manipulators 52 automatisch erfolgen. Eine hier nicht gezeigte, aber grundsätzlich
an sich bekannte Steuerungsvorrichtung zur Automatisierung des Manipulators 52, zum
Beispiel eine sogenannte speicherprogrammierbare Steuerung oder dergleichen, umfasst
in ihrem Speicher einerseits ein Steuerungsprogramm zur Festlegung der automatischen
Funktionalität des Manipulators 52 und andererseits Informationen zur Position des
Drehtisches 26 sowie zur Position des Gestängeabstellbereichs 46 und der darin gebildeten
einzelnen Stellplätze. Die Steuerungseinrichtung verwaltet in ihrem Speicher darüber
hinaus Informationen zu in dem Gestängeabstellbereich 46 bereits belegten Stellplätzen.
Auf diese Weise kann sukzessive von belegten Stellplätzen des Gestängeabstellbereichs
46 jeweils ein Bohrgestängeelement 42 mittels des Manipulators 52 abgeholt und zum
Drehtisch 26 bewegt werden, damit jedes auf diese Weise zum Drehtisch 26 bewegte Bohrgestängeelement
42 mit dem Bohrstrang kombiniert werden kann. Umgekehrt kann beim Ausbauen des Bohrstrangs
jeweils ein am Drehtisch 26 abgenommenes Bohrgestängeelement 42 mittels des Manipulators
52 zu einem nächsten freien Stellplatz im Gestängeabstellbereich 46 bewegt werden.
[0039] Das Ein- und Ausbauen des Bohrgestänges kann auf diese Weise weitgehend automatisiert
werden, indem beim Einbauen des Bohrgestänges sukzessive automatisch und ohne Benutzereingriff
jeweils ein neues Bohrgestängeelement 42 aus dem Gestängeabstellbereich 46 abgeholt
und am Drehtisch 26 - ggf. ebenfalls automatisch - mit dem Bohrstrang kombiniert wird.
Auch die umgekehrte Bewegung beim Ausbauen des Bohrstrangs kann sukzessive automatisch
und ohne Benutzereingriff erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann auch ein teilautomatischer
Betrieb realisiert sein, bei dem das Abholen eines Bohrgestängeelements 42 aus dem
Gestängeabstellbereich 46 und das Positionieren dieses Bohrgestängeelements 42 über
dem Drehtisch 26 mittels des Manipulators 52 jeweils durch eine Bedienhandlung von
auf der Bohranlage 10 tätigem Fachpersonal abgerufen wird. Gleiches gilt für die umgekehrte
Bewegung des Abnehmens eines Bohrgestängeelements 42 vom Bohrstrang sowie der Verbringung
dieses Bohrgestängeelements 42 in den Gestängeabstellbereich 46.
[0040] Ein grundsätzlich vergleichbarer Automatisierungsgrad ist auch für den Betrieb der
Handhabungseinrichtung 40 vorgesehen. Auch hier ist grundsätzlich ein vollautomatischer
Betrieb denkbar, bei dem mittels der Handhabungseinrichtung 40 Bohrgestängeelemente
42 oder Futterrohre aus einem neben dem Unterbau 12 befindlichen Gestängelager 44
abgeholt, auf die Ebene der Arbeitsplattform 14 angehoben, gedreht und zum Drehtisch
26 bewegt werden, um dort - ebenfalls automatisch - mit dem Bohrstrang kombiniert
zu werden. Gleiches gilt für den umgekehrten Transportweg, bei dem Bohrgestängeelemente
42 oder Futterrohre mittels der Handhabungseinrichtung 40 über dem Drehtisch 26 aufgenommen
und zum Gestängelager 44 transportiert werden. Auch hier ist ein vollautomatischer
Betrieb, bei dem nacheinander mehrere Bohrgestängeelemente 42 oder Futterohre bewegt
werden, oder ein halbautomatischer Betrieb, bei dem die Bewegung jeweils eines Bohrgestängeelements
42 oder Futterohrs durch eine Bedienhandlung von auf der Bohranlage 10 tätigem Fachpersonal
abgerufen wird, realisierbar.
[0041] Ein solcher vollautomatischer und/oder teilautomatischer Betrieb der Handhabungseinrichtung
40 kann von einer separaten Steuerungseinrichtung der oben genannten Art gesteuert
und/oder überwacht werden. Gleichfalls ist auch denkbar, dass sowohl der Manipulator
52 wie auch die Handhabungseinrichtung 40 mittels derselben Steuerungseinrichtung
gesteuert und/oder überwacht werden.
[0042] Zur Koordination der Bewegungen des Manipulators 52 und der Handhabungseinrichtung
40 ist als Teilfunktionalität des die voll- und/oder teilautomatische Steuerung des
Manipulators 52 und der Handhabungseinrichtung 40 bestimmenden Steuerungsprogramms
eine wechselseitige Verriegelung des Bereichs über dem Drehtisch 26 vorgesehen, so
dass jeweils nur entweder der Manipulator 52 oder die Handhabungseinrichtung 40 in
diesen Bereich eintreten kann, um dort ein Bohrgestängeelement 42 zuzuführen oder
abzunehmen. Auf diese Weise werden ansonsten mögliche Kollisionen zwischen dem Manipulator
52 und der Handhabungseinrichtung 40 sowie jeweils bewegten Bohrgestängeelementen
42 vermieden.
[0043] Das hier vorgestellte Konzept basiert zum einen auf einem Gestängeabstellbereich
46, in dem die dort befindlichen Bohrgestängeelemente 42 in einer vertikalen Orientierung
gelagert werden, also zum Beispiel mittels einer Fingerbühne 48, sowie zum anderen
auf einem speziellen Mast 16. Der Mast 16 ist so ausgeführt, dass Bohrgestängeelemente
42 in vertikaler Orientierung entlang zweier verschiedener Transportwege transportiert
werden können.
[0044] Ein erster Transportweg ist dabei der Transportweg vom und zum Gestängeabstellbereich
46, also der Transportweg vom Gestängeabstellbereich 46 zu einem Ort innerhalb der
durch die Standbeine 20, 22 definierten Grundfläche des Masts 16, üblicherweise dem
Drehtisch 26, und der entsprechende Weg in die Gegenrichtung. Der Gestängeabstellbereich
46 befindet sich dabei üblicherweise - aber nicht notwendig - außerhalb der Grundfläche
des Masts 16.
[0045] Ein zweiter Transportweg ist der Transportweg, entlang dessen mittels der jeweiligen
Handhabungseinrichtung 40 Bohrgestängeelemente 42 oder Futterrohre vom oder zum Drehtisch
26 oder einem sonstigen Ort innerhalb der Grundfläche des Masts 16 transportiert werden.
[0046] Der Mast 16 zeichnet sich dadurch aus, dass er zumindest in der vollen Höhe der beim
Transport entlang dieser Transportwege jeweils vertikal oder zumindest im Wesentlichen
vertikal orientierten Bohrgestängeelemente 42 oder Futterrohre frei von Verstrebungen,
Fachwerk oder sonstigen Verbindungselementen ist, nämlich frei von Verstrebungen usw.
von einem Standbein 20, 22 zum jeweils gegenüberliegenden Standbein 20, 22.Der hier
als Ausführungsbeispiel gezeigte Mast 16 mit zwei Standbeinen 20, 22 ist ein Beispiel
für einen Mast 16, der diese Bedingungen erfüllt. Dies lässt sich besonders gut anhand
der Darstellung in Figur 2 nachvollziehen. Selbstverständlich ist ohne Weiteres erkennbar,
dass eine exakt vertikale Orientierung der beiden Standbeine 20, 22 nicht notwendig
ist. Es kommt lediglich darauf an, dass der Mast 16 im Bereich der beiden oben beschriebenen
Transportwege sowie in der vollen Höhe der jeweils ankommenden oder abgehenden Bohrgestängeelemente
42 oder Futterohre frei von Verstrebungen und dergleichen ist. Des Weiteren ist das
hier vorgeschlagene Konzept nicht auf einen Mast 16 mit zwei Standbeinen 20, 22 beschränkt.
Unter den oben skizzierten Voraussetzungen (freie Transportwege in der gesamten Höhe
der jeweils transportierten Elemente) kommen genauso Maste mit mehr als zwei Standbeinen
oder mehr als zwei zentralen Stützstrukturen sowie Gestängeabstellbereiche 46 hinter
und/oder neben dem Mast 16 in Betracht.
[0047] Bei einer speziellen Mastkonfiguration, insbesondere einem Mast 16 in Form eines
sogenannten derriks, und einer ausreichenden Grundfläche des Masts 16 kommt auch ein
Gestängeabstellbereich 46 innerhalb der Grundfläche des Masts 16 in Betracht. Dann
verläuft der oben genannte erste Transportweg innerhalb der Grundfläche des Masts
16.
[0048] Die Darstellung in Figur 4 zeigt eine besondere Ausführungsform der Bohranlage 10
gemäß Figur 1. Bei dieser Bohranlage ist als Schallschutzmaßnahme eine Einrichtung
zur Verringerung der Schallemmission des Topdrives 18 vorgesehen. Bei der dargestellten
Ausführungsform befindet sich der Topdrive 18 innerhalb einer als Einrichtung zur
Verringerung der Schallemmission fungierenden Schallschutzummantelung 54. Diese ist
dabei so angeordnet, dass sie den Topdrive 18 zumindest auf vier Seiten, nämlich vorne
und hinten sowie rechts und links umgibt. Diese allseitige Umschließung des Topdrives
18 durch die Schallschutzummantelung 54 ist aufgrund der Mastkonfiguration und der
ausgehend vom Topdrive 18 beidseitig zu jeweils einem Standbein 20, 22 des Masts 16
reichenden Abstandshalter 30 möglich, indem die Schallschutzummantelung 54 an den
Abstandshaltern 30 und/oder am Topdrive 18 angebracht ist und den Topdrive 18 auch
auf dessen Rückseite einschließt, wobei als Rückseite des Topdrives 18 diejenige Seite
verstanden wird, die mittelbar oder unmittelbar mit den Abstandshaltern 30 verbunden
ist. Bei einer besonderen Ausführungsform der Schallschutzummantelung 54 umschließt
diese den Topdrive 18 auch an dessen Oberseite und/oder an dessen Unterseite, letzteres
unter Freilassung der Elevatorbügel und der Haltezange.
[0049] Einzelne im Vordergrund stehende Aspekte der hier vorgelegten Beschreibung lassen
sich kurz wie folgt zusammenfassen: Angegeben werden eine Bohranlage 10 sowie ein
Verfahren zum Betrieb einer Bohranlage 10, wobei die Bohranlage 10 einen Mast 16,
einen Gestängeabstellbereich 46 und eine Handhabungseinrichtung 40 umfasst und wobei
sich der Gestängeabstellbereich 46 von der Position der Handhabungseinrichtung 40
aus gesehen hinter dem Mast 16 oder gegebenenfalls innerhalb der Grundfläche des Masts
16 und dann zumindest hinter dem Drehtisch 26 befindet. Der Gestängeabstellbereich
46 ist damit unabhängig oder weitgehend unabhängig von der Handhabungseinrichtung
40 verwendbar. Als Bewegungsraum für die Handhabungseinrichtung 40 steht grundsätzlich
der gesamte, bei bisherigen Bohranlagen vom Gestängeabstellbereich 46 belegte Platz
zur Verfügung.
Bezugszeichenliste
[0050]
- 10
- Bohranlage
- 12
- Unterbau
- 14
- Arbeitsplattform (drill floor)
- 16
- Mast
- 18
- Topdrive
- 20
- (erstes) Standbein
- 22
- (zweites) Standbein
- 24
- Zwischenraum (zwischen den Standbeinen)
- 26
- Drehtisch
- 28
- Kloben
- 30
- Abstandshalter
- 32
- Positionierungseinrichtung
- 34
- Tragseil
- 36
- Totseil
- 38
- Totseilanker
- 40
- Handhabungseinrichtung
- 42
- Bohrgestängeelement
- 44
- Gestängelager
- 46
- Gestängeabstellbereich
- 48
- Fingerbühne
- 50
- Gestängezuführbereich
- 52
- Manipulator
- 54
- Schallschutzummantelung
1. Bohranlage (10) mit einem Mast (16), einem Gestängeabstellbereich (46) und einer Gestängehandhabungseinrichtung
(40),
wobei sich der Gestängeabstellbereich (46) von der Position der Gestängehandhabungseinrichtung
(40) aus gesehen hinter dem Mast (16) befindet,
gekennzeichnet durch
einen Mast (16) mit zwei vertikalen oder zumindest im Wesentlichen vertikalen und
als Standbeine (20, 22) fungierenden Stützstrukturen,
wobei in dem Mast (16) zwischen den beiden Standbeinen (20, 22) eine Vorrichtung (18)
zum Drehen, Heben und Absenken von Bohrgestänge in vertikaler Richtung beweglich ist,
wobei zur Vertikalbewegung der Vorrichtung (18) ein Tragseil (34) zur Spitze des Masts
(16) und von dort auf eine Flaschenzugmechanik geführt ist und
wobei das Tragseil (34) vor, neben oder in einem der Standbeine (20, 22) verläuft.
2. Bohranlage (10) nach Anspruch 1,
wobei der Gestängeabstellbereich (46) zur vertikalen Lagerung von Bohrgestängeelementen
(42) bestimmt und eingerichtet ist,
wobei mittels der Gestängehandhabungseinrichtung (40) Bohrgestängeelemente (42) in
einer vertikalen Orientierung einer Position über einem Drehtisch (26) zuführbar sind
und
wobei der Mast (16) in der kompletten Höhe jeweils von oder zum Gestängeabstellbereich
(46) transportierter Bohrgestängeelemente (42) sowie in der kompletten Höhe jeweils
von der Gestängehandhabungseinrichtung (40) transportierter Bohrgestängeelemente (42)
frei von Verstrebungen ist.
3. Bohranlage (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei ein freies, auf einen
am Mast (16) fixierten Totseilanker (38) geführtes Ende des Tragseils (34) als Totseil
(36) fungiert und wobei das Totseil (36) vor, neben oder in einem der Standbeine (20,
22) verläuft.
4. Bohranlage (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die beiden Standbeine
(20, 22) nur im Bereich ihrer oberen Enden miteinander verbunden sind.
5. Verfahren zum Betrieb einer Bohranlage (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
wobei der Transport von Bohrgestängeelementen (42) vom oder zum Gestängeabstellbereich
(46) sowie der Transport von Bohrgestängeelementen (42) mittels der Gestängehandhabungseinrichtung
(40) automatisch erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei ein Transport mehrerer Bohrgestängeelemente (42)
nacheinander vom oder zum Gestängeabstellbereich (46) sowie ein Transport mehrerer
Bohrgestängeelemente (42) nacheinander mittels der Gestängehandhabungseinrichtung
(40) automatisch erfolgt.