[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Outdoorschuh, insbesondere einen Berg- oder
Wanderschuh, mit einem Innenfutter und einem Obermaterial. Derartige Schuhe können
unter anderem im Alpinsport, bei Polarexpedition oder Wüstenexpeditionen, beim Wandern
oder auch beim forcierten Spazierengehen eingesetzt werden.
[0002] Immer mehr Menschen begeistern sich für Aktivitäten der Fortbewegung in der freien
Natur und insbesondere an Wanderungen in den Bergen. Um hier trittsicher und verletzungsgeschützt
voranzukommen, ist ein geeignetes Schuhwerk unabdingbar. Entsprechend gibt es eine
Vielzahl an Outdoorschuhen, wie beispielsweise über den Knöchel reichende Wanderschuhe,
Halbschuhe mit rustikalem Profil, wasserdichte Schuhe, leichtes und gut belüftetes
Schuhwerk oder auch Spezialschuhwerk für Expeditionen in die Polarregionen, um nur
einige Beispiele zu nennen.
[0003] Ein generelles Problem ist aber, dass kein Fuß eines Menschen dem eines anderen Menschen
gleicht und es vor allem auch Menschen mit gibt. Menschen mit derartigen Fußfehlstellungen
können oder sollen herkömmliches Schuhwerk nicht ohne weiteres verwenden. In gewissen
Grenzen ist für diese Personenkreise die Anpassung von handelsüblichen Outdoorschuhen
möglich, beispielsweise durch die Verwendung von Einlegesohlen oder durch andere orthopädietechnische
Maßnahmen. Jedoch kann es je nach Art und Schwere der Fußfehlstellung notwendig sein,
komplett auf vollständig konfektioniertes Schuhwerk auszuweichen, oder auch spezielle
orthopädische Schuhe zu verwenden. Derartiges Schuhwerk ist aber äußerst teuer in
der Anschaffung und gegebenenfalls nicht für die angedachte Verwendung als Outdoorschuh
geeignet, da beispielsweise die Profilierung unzureichend ist.
[0004] Ferner können sich einzelne Fußfehlstellungen im Laufe der Zeit auch verändern -
insbesondere verschlechtern - was eine erneute Anpassungen oder gar einen Neuerwerb
des Schuhwerks mit sich bringt.
[0005] In diesem Zusammenhang ist vor allem die als
Hallux valgus oder Schiefzehe bekannte Fußfehlstellung problematisch. Bei dieser Erkrankung ergibt
sich eine Schiefstellung der großen Zehe, die im Großzehengrundgelenk nach Außen in
Richtung des Fußaußenrandes ausweicht. Dies wird durch eine Ausweichung des Mittelfußknochens
zum Fußinnenrand hin bedingt. Diese Schiefstellung kann über die Zeit in einem Maße
zunehmen, dass normale Outdoorschuhe ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr getragen
werden können und sollen, da sich der Fuß im Bereich des Großzehengrundgelenks stark
verbreitert. Falsches Schuhwerk ist mitunter für die Entstehung oder die Verschlechterung
eines
Hallux valgus verantwortlich.
[0006] Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Outdoorschuh
aufzuzeigen, der von Menschen mit einer Fußfehistellung, insbesondere mit einem
Hallux valgus getragen werden kann, ohne dass der Schuh speziell für den Träger konfektioniert
werden muss.
[0007] Die Lösung der Aufgabe gelingt mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0008] Der erfindungsgemäße Outdoorschuh zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass das
Innenfutter ein erstes Material und ein zweites Material aufweist, wobei das zweite
Material zumindest im Bereich einer Großzehengrundgelenksposition angeordnet ist und
wobei das zweite Material ein größere Dehnbarkeit als des erste Material aufweist.
Mit anderen Worten ist auf einen angezogenen Schuh bezogen also zumindest in dem Bereich,
indem die große Zehe nach Außen in Richtung des Fußaußenrandes ausweicht bzw. der
Mittelfußknochen in Richtung des Fußinnenrandes ausweicht ein zweites Material vorgesehen,
welches sich von dem für das restliche Innenfutter zumindest im Bereich der Zehen
vorgesehene ersten Material in seiner Dehnbarkeit unterscheidet. Somit kann durch
das zweite Material eine Ausdehnung des Innenfutters in eine Richtung weg vom Großzehengrundgelenk
ermöglicht werden, in Richtung des Obermaterials.
[0009] Wenn der Träger einen
Hallux valgus hat, so wird der Mittelfußknochen bzw. der Zehenknochen im Bereich der Großzehengrundgelenksposition
das zweite Material entsprechend ausdehnen können, sodass ein sehr guter Tragekomfort
erreicht wird, ohne dass es zu einem störenden Druck im Bereich des Großzehengrundgelenks
kommt. Ferner kann die Ausdehnung des zweiten Materials je nach Ausprägung des
Hallux valgus stärker oder weniger stark möglich sein. Mithin ist der erfindungsgemäße Otdoorschuh
für eine Vielzahl von Menschen mit einem unterschiedlich stark ausgeprägten
Hallux valgus geeignet und kann auch bei einer Verschlechterung des
Hallux valgus über die Zeit weiterhin von ein und demselben Träger verwendet werden, da das zweite
Material die stärke laterale Ausweichung des großen Zehs kompensiert. Dementsprechend
kann der Schuh auch bei einer Verbesserung des Krankheitsbildes, beispielsweise nach
einer chirurgischen Korrektur weiterverwendet werden.
[0010] Ferner ist es vorteilhaft, wenn die Dehnbarkeit des zweiten Materials wenigsten 50%
über der Dehnbarkeit des ersten Materials liegt. Somit wird eine ausreichende Stabilität
des Innenfutters gewährleistet und gleichzeitig ein starkes laterales Ausweichen des
großen Zehs kompensiert.
[0011] Es ist zweckmäßig, wenn das Obermaterial im Bereich der Großzehengrundgelenksposition
nahtfrei ist. Das laterale Ausweichen des zweiten Materials aufgrund des
Hallux valgus des Trägers darf nicht durch das Obermaterial beeinträchtigt werden. Da insbesondere
Leder bei Outdoorschuhen Verwendung findet, kann das Obermaterial der Bewegung des
zweiten Materials folgen, wobei aber auch andere Materialien neben Leder entsprechende
Eigenschaften aufweisen können. Eine Naht würde jedoch die Bewegbarkeit stark einschränken,
sodass es vorteilhaft ist in dem Bereich des Obermaterials keine Naht vorzusehen,
in welchem die Ausdehnung des zweiten Materials durch den
Hallux valgus erfolgt. Zudem ist es denkbar im Bereich der Großzehengrundgelenksposition durch
eine Ausformung des Obermaterials des Outdoorschuhs, bspw. in Form einer Ausbeulung,
zusätzlichen Freiraum zu schaffen, in welchen die laterale Ausdehnung in einem erweiterten
Maße erfolgen kann.
[0012] Es ist vorteilhaft, wenn das erste Material und/ oder das zweite Material eine wasserungsundurchlässige
und dampfdiffusionsoffene Membran ist. Somit kann gewährleistet werden, dass der Outdoorschuh
auch bei Regen oder im Schnee eingesetzt werden kann, ohne dass Wasser in den Outdoorschuh
eindringt, aber gleichzeitig eine Belüftung des Outdoorschuhs möglich ist.
[0013] Weiterbildend weist das zweite Material einen geringeren Reibungswiderstand als das
erste Material auf. Dies hat den Vorteil, dass der Outdoorschuh von Menschen mit einem
Hallux valgus leichter angezogen werden kann, ohne dass beim Anziehen Schmerzen auftreten. Ferner
ergibt sich hierdurch auch beim Gehen eine verminderte Gefahr für Scheuerstellen oder
Blasenbildung, da gerade das zweite Material erfindungsgemäß zumindest teilweise direkt
am Fuß bzw. an einer Socke anliegt.
[0014] Es ist vorteilhaft, wenn erste Material und/ oder das zweite Material gegenüber dem
Obermaterial beweglich ist. Mit anderen Worten ist es insbesondere von Vorteil, wenn
das erste Material und/ oder das zweite Material nicht mit dem Obermaterial verklebt
oder vernäht ist. Hierdurch kann sich das erste und/ oder das zweite Material gegenüber
dem Obermaterial bewegen und so ein optimaler Ausgleich der lateralen Ausweichung
des großen Zehs eines Trägers des Outdoorschuhs mit einem Hallux valgus erreicht werden.
[0015] Vorteilhafterweise ist das erste Material mit dem zweiten Material vernäht. Die Vernähung
erlaubt eine dauerhafte und robuste Verbindung zwischen dem ersten Material und dem
zweiten Material, da diese Verbindung insbesondere bei einem stark ausgeprägten
Hallux valgus besonders strapaziert wird.
[0016] Selbstverständlich kann das Innenfutter auch aus mehr als zwei Materialien aufgebaut
sein, beispielsweise im Bereich des Schafts oder der Zunge.
[0017] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung gezeigten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Hierbei zeigen schematisch:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Outdoorschuhs;
- Fig. 2
- eine Frontansicht des in Fig. 1 gezeigten Outdoorschuhs;
- Fig. 3
- eine perspektivische Ansicht des in Fig. 1 gezeigten Outdoorschuhs; und
- Fig. 4
- einen Teilbereich eines Innenfutters eines erfindungsgemäßen Outdoorschuhs.
[0018] In den Fig. 1 bis Fig. 3 ist ein erfindungsgemäßer Outdoorschuh 1 in Form eines über
den Knöchel verlaufenden Berg- bzw. Wanderschuhs dargestellt. Der Outdoorschuh 1 weist
ein Obermaterial 3 aus Leder auf, welches mit der Sohle 9 des Outdoorschuhs 1 verbunden
ist. In diesem Ausführungsbeispiel ist das Obermaterial 3 mit der Sohle 9 verklebt.
Ferner weist der Outdoorschuh 1 eine Schnürung 10 sowie eine Zunge auf 11, mit welchen
der Outdoorschuh 1 fest am (nicht dargestellten) Fuß des Trägers befestigt werden
kann.
[0019] Wenn ein Träger den Outdoorschuh 1 anzieht, so befindet sich das Großzehengrundgelenk
in dem in den Fig. 1 bis Fig. 3 gestrichelt dargestellten Bereich 6. In diesem als
Großzehengrundgelenkposition 6 bezeichnet Bereich befindet sich bei einem Träger mit
einem
Hallux valgus auch die durch das laterale Ausweichen des großen Zehs bzw. des Mittelfußknochens
erzeugte Verbreiterung des Fußes. Diese Verbreiterung bzw. laterale Ausweichung des
Fußes wird durch die vorliegende Erfindung kompensiert wie nachstehend erläutert wird.
[0020] Hierfür ist das Innenfutter 2 des Outdoorschuhs 1 erfindungsgemäß aus wenigstens
zwei Materialien 4, 5 aufgebaut, die sich in ihrer Dehnbarkeit unterscheiden. Ein
Teilbereich des Innenfutters 2 ist in Fig. 4 dargestellt. Der in Fig. 4 dargestellte
Teilbereich betrifft die Zehenkappe 7 des Innenfutters 2 des erfindungsgemäßen Outdoorschuhs
1. Das Innenfutter 2 der Zehenkappe 7 ist aus einem ersten Material 4 und einem zweiten
Material 5 aufgebaut, wobei das erste Material 4 mit dem zweiten Material 5 entlang
der Naht 8 verbunden ist.
[0021] Das zweite Material 5 ist in diesem Ausführungsbeispiel als ein im Wesentlichen viereckig
ausgeführtes Materialstück im Bereich der Großzehengrundgelenkposition 6 vorgesehen.
Erfindungsgemäß weist das zweite Material 5 eine höhere Dehnbarkeit als die restliche
aus dem ersten Material 4 aufgebaute Zehenkappe 7 des Innenfutters 2 auf. In diesem
Ausführungsbeispiel kann die Dehnbarkeit des zweiten Materials 5 wenigstens 50% über
der Dehnbarkeit des ersten Materials 4 liegen.
[0022] Wenn der Träger mit dem
Hallux valgus den Outdoorschuh 1 anzieht, dann befindet sich sein fehlgestelltes Großzehengrundgelenk
im Bereich des zweiten Materials 5 des Innenfutters 2 des Outdoorschuhs 1. Das zweite
Material 5 kann der Fehlstellung des Großzehengrundgelenks folgen und erlaubt diese
zu kompensieren, indem das zweite Material 5 in Richtung des Obermaterials 3 des Outdoorschuhs
1 gedehnt wird, wie durch den Pfeil A in Fig. 2 und Fig. 3 dargestellt Da das Obermaterial
3 in diesem Bereich nahtfrei ist - in dem dargestellten Ausführungsbeispiel verläuft
die Naht oberhalb der Großzehengrundgelenkposition 6 - kann das Obermaterial 3 der
Ausdehnung folgen und die durch den
Hallux valgus des Trägers bedingte Fehlstellung mitkompensieren. Da das erste Material 4 deutlich
steifer ist als der zweite Material 5 kommt es nicht zu einer umfassen Dehnung des
Innenfutters 2, sondern nur zu einer Dehnung im Bereich des zweiten Materials 5, also
im Bereich der Großzehengrundgelenksposition 6.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Outdoorschuh
- 2
- Innenfutter
- 3
- Obermaterial
- 4
- erstes Material
- 5
- zweites Material
- 6
- Großzehengrundgelenksposition
- 7
- Zehenkappe
- 8
- Naht
- 9
- Sohle
- 10
- Schnürung
- 11
- Zunge
1. Outdoorschuh (1), insbesondere Berg- oder Wanderschuh, mit einem Innenfutter (2) und
einem Obermaterial (3),
dadurch gekennzeichnet, dass
dass das Innenfutter (2) ein erstes Material (4) und ein zweites Material (5) aufweist,
wobei das zweite Material (5) zumindest im Bereich einer Großzehengrundgelenksposition
(6) angeordnet ist und wobei das zweite Material (5) ein größere Dehnbarkeit als des
erste Material (4) aufweist.
2. Outdoorschuh (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Obermaterial (3) im Bereich der Großzehengrundgelenksposition (6) nahtfrei ist.
3. Outdoorschuh (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (4) eine wasserungsundurchlässige und dampfdiffusionsoffene Membran
ist.
4. Outdoorschuh (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Material (5) eine wasserungsundurchlässige und dampfdiffusionsoffene Membran
ist.
5. Outdoorschuh (1) nach einem der vorhergehen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Material (5) einen geringeren Reibungswiderstand als das erste Material
(4) aufweist.
6. Outdoorschuh (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Material (5) beweglich gegenüber der Obermaterial (3) ist.
7. Outdoorschuh (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (4) beweglich gegenüber der Obermaterial (3) ist.
8. Outdoorschuh (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (4) mit dem zweiten Material (5) vernäht ist.