[0001] Die Erfindung betrifft ein hochfestes Stahlflachprodukt mit einem ferritfreien Gefüge,
das zum überwiegenden Teil aus Martensit und Bainit besteht, wobei im Gefüge zusätzlich
geringe Mengen an Restaustenit vorhanden sein können.
[0002] Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts.
[0003] Bei Stahlflachprodukten der hier in Rede stehenden Art handelt es sich typischerweise
um Walzprodukte, wie Stahlbänder oder Bleche sowie daraus hergestellte Zuschnitte
und Platinen.
[0004] Alle Angaben zu Gehalten der in der vorliegenden Anmeldung angegebenen Stahlzusammensetzungen
sind auf das Gewicht bezogen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Alle nicht
näher bestimmten, im Zusammenhang mit einer Stahllegierung stehenden "%-Angaben" sind
daher als Angaben in "Gew.-%" zu verstehen.
[0005] Hochfeste Bandbleche haben eine wachsende Bedeutung, da heute nicht nur technische
Leistungsfähigkeit, sondern auch Ressourceneffizienz und Klimaschutz eine wichtige
Rolle spielen. Die Reduzierung des Eigengewichts einer Stahlkonstruktion kann durch
die Steigerung der Festigkeitseigenschaften erreicht werden.
[0006] Neben hoher Festigkeit haben hochfeste Stahlbänder und -bleche hohe Anforderungen
an die Zähigkeitseigenschaften und den Sprödbruchwiderstand, an das Verhalten beim
Kaltumformen und an die Schweißeignung zu erfüllen.
[0007] Die konventionelle Herstellung der höchstfesten Stähle besteht aus Walzen und Vergüten.
Dabei werden bei der Herstellung von hochfesten Flachprodukten, die eine Mindeststreckgrenze
von 900 MPa besitzen, zunächst Brammen aus einer geeignet zusammengesetzten Stahlschmelze
gegossen. Die Brammen werden dann zu Blechen oder Bändern warmgewalzt, welche anschließend
an Luft abgekühlt werden. Die so erhaltenen Stahlflachprodukte besitzen ein ferritisch-perlitisches
Gefüge. Um das gewünschte martensitisch-bainitische Gefüge einzustellen, werden die
Stahlflachprodukte anschließend auf eine Temperatur oberhalb der Ac3-Temperatur erwärmt
und mit Wasser abgeschreckt.
[0008] Zur Einstellung der Zähigkeit muss bei der konventionellen Vorgehensweise das Härtungsgefüge
in einem weiteren Schritt einer Anlassbehandlung unterzogen werden. Der konventionelle
Herstellprozess erfordert somit mehrere Stufen, um die geforderten mechanischen Eigenschaften
des zu erzeugenden Stahlflachprodukts zu erreichen. Die mit der konventionellen Herstellweise
verbundene große Zahl von Arbeitsschritten führt zu vergleichbar hohen Herstellkosten.
Gleichzeitig sind trotz der aufwändigen Prozesskette die Zähigkeitseigenschaften und
die Oberflächenqualität der auf konventionellem Wege erzeugten hochfesten Stahlflachprodukte
häufig nicht optimal.
[0009] Aus der
EP 1 669 470 A1 ist ein warmgewalztes Stahlblech mit einer Stahlzusammensetzung bekannt, die (in
Gew.-%) 0,01 - 0,2 Gew.-% C, 0,01 - 2 % Si, 0,1 - 2 Mn, bis zu 0,1 % P, bis zu 0,03
% S, 0,001 - 0,1 % Al, bis zu 0,01 % N und als Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen
enthält. Dabei weist das Stahlflachprodukt eine im Wesentlichen homogen und kontinuierlich
gekühlte Mikrostruktur mit einer mittleren Korngröße von 8 µm bis 30 µm auf. Um dies
zu erreichen, wird eine Bramme mit der voranstehend angegebenen Zusammensetzung vorgewalzt.
Die erhaltene vorgewalzte Bramme wird dann bei einer mindestens 50 °C oberhalb der
Ar3-Temperatur des Stahls liegenden Warmwalzendtemperatur zu einem Warmband fertig
warmgewalzt. Anschließend wird das fertig warmgewalzte Warmband nach einer Pause von
mindestens 0,5 Sekunden mit einer Abkühlgeschwindigkeit von wenigstens 80 °C/sec von
der Ar3-Temperatur auf eine weniger als 500 °C betragende Haspeltemperatur abgekühlt
und schließlich zu einem Coil gewickelt.
[0010] Aus der
WO 03/031669 A1 ist des Weiteren ein hochfestes dünnes Stahlblech bekannt, das tiefziehfähig ist
und dabei eine ausgezeichnete Formhaltigkeit besitzt. Darüber hinaus ist in dieser
Veröffentlichung ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Stahlflachprodukts beschrieben.
Das betreffende Stahlblech zeichnet sich durch ein bestimmtes Verhältnis der Röntgenintensitäten
bestimmter kristallografischer Orientierungen aus und weist eine bestimmte Rauigkeit
Ra sowie einen bestimmten Reibungskoeffizient der Stahlblechoberfläche bei bis zu
200 ° C auf und besitzt einen Schmiermitteleffekt. Zur Herstellung solcher Stahlflachprodukte
wird ein in geeigneter Weise zusammengesetzes Warmband durch Warmwalzen mit einem
Gesamtreduktionsverhältnis von mindestens 25 % bei einer Temperatur, die in einem
Bereich zwischen der Ar3-Temperatur und der Ar3-Temperatur + 100 ° C liegt, erzeugt.
Bei allen gemäß diesem Verfahren hergestellten Stahlflachprodukten ist Ferrit im Gefüge
vorhanden.
[0011] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, ein Stahlflachprodukt zu schaffen, das sich mit vermindertem
Aufwand herstellen lässt und dabei nicht nur optimale mechanische Eigenschaften, wie
eine hohe Festigkeit bei gleichzeitig guter Zähigkeit, besitzt, sondern auch eine
gute Schweißeignung aufweist.
[0012] Darüber hinaus sollte ein Verfahren zur kostengünstigen und betriebssicheren Herstellung
eines solchen Stahlflachprodukts angegeben werden.
[0013] In Bezug auf das Stahlflachprodukt ist diese Aufgabe dadurch gelöst worden, dass
ein solches Produkt die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale besitzt.
[0014] In Bezug auf das Verfahren besteht die erfindungsgemäße Lösung der voranstehend angegebenen
Aufgabe darin, dass bei der Herstellung erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte die in
Anspruch 6 aufgezählten Arbeitsschritte durchlaufen werden.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen genannt
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0016] Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt hat im warmgewalzten Zustand ein Gefüge,
das keinen Ferrit aufweist, sondern zu mindestens 95 Vol.-% aus Martensit und Bainit
mit einem Martensitanteil von mindestens 5 Vol.-% besteht. Im Gefüge eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts sind in Summe bis zu 5 Vol.-% Restaustenit sowie herstellungsbedingt
unvermeidbare Gefügebestandteile zugelassen.
[0017] Dabei enthält ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt neben Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen (in Gew.-%) 0,08 - 0,10 % C, 0,015 - 0,50 % Si, 1,20 - 2,00 % Mn,
0,020 - 0,040 % Al, 0,30 - 1,00 % Cr, 0,20 - 0,30 % Mo, 0,020 - 0,030 % Nb, 0,0015
- 0,0025 % B, bis zu 0,025 % P, bis zu 0,010 % S, bis zu 0,006 % N, insbesondere 0,001
- 0,006 % N. Zu den Verunreinigungen zählen bis zu 0,12 % Cu, bis zu 0,090 % Ni, bis
zu 0,0030 % Ti, bis zu 0,009 % V, bis zu 0,0090 % Co, bis zu 0,004 % Sb und bis zu
0,0009 % W.
[0018] Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt weist im warmgewalzten Zustand eine Mindeststreckgrenze
von 900 MPa bei gleichzeitig guter Bruchdehnung auf. Typischerweise liegen die Streckgrenzen
erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte im Bereich von 900 - 1200 MPa. Die Bruchdehnung
beträgt typischerweise mindestens 8 % und die Zugfestigkeit beträgt typischerweise
950 - 1300 MPa. Die Kerbschlagarbeit bei -20°C liegt ebenso typischerweise im Bereich
von 65 - 115 J. Bei -40°C beträgt die Kerbschlagarbeit bei erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten
typischerweise 40 - 120 J.
[0019] Diese Eigenschaftskombination macht erfindungsgemäße Stahlflachprodukte besonders
für den Leichtbau im Bereich der Nutzfahrzeugfertigung oder anderen Anwendungen geeignet,
bei denen der jeweilige Baukörper bei geringem Eigengewicht hohe Kräfte aufnehmen
muss, die statisch oder dynamisch wirken.
[0020] Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung gegenüber dem bekannten Stand der Technik
besteht dabei darin, dass ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt die hohe Festigkeit
und gute Zähigkeit im Warmwalzzustand ohne zusätzliche Wärmebehandlung erreicht.
[0021] Das in der voranstehend beschriebenen Weise optimierte Eigenschaftsspektrum wird
dadurch erreicht, dass erfindungsgemäßer Stahl ein Gefüge aus Bainit und mindestens
5 Vol.-% Martensit besitzt, jedoch keinen Ferrit aufweist. Der Martensitanteil im
Gefüge des erfindungsgemäßen Stahls trägt dabei entscheidend zu dessen Festigkeit
bei.
[0022] Gleichzeitig ist das Gefüge des erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts feinkörnig und
gewährleistet so eine gute Bruchdehnung und Zähigkeit. So beträgt die mittlere Korngröße
des Gefüges maximal 20 µm.
[0023] Voraussetzung für die optimierte Eigenschaftskombination eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts ist eine in erfindungsgemäßer Weise entsprechend den nachfolgenden
Maßgaben und Erläuterungen abgestimmte Stahlzusammensetzung:
- C:
- Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt enthält mindestens 0,08 Gew.-% Kohlenstoff,
damit die gewünschten Festigkeitseigenschaften erzielt werden. Gleichzeitig ist der
Kohlenstoffgehalt auf höchstens 0,10 Gew.-% beschränkt, um negative Einflüsse auf
die Zähigkeitseigenschaften, die Schweißbarkeit und die Umformbarkeit zu vermeiden.
- Si:
- Silizium dient einerseits bei der Erzeugung des Stahls, aus dem ein erfindungsgemäßes
Stahlflachprodukt besteht, als Desoxidationsmittel. Andererseits trägt es zur Steigerung
der Festigkeitseigenschaften bei. Um dies zu erreichen, sind mindestens 0,015 Gew.-%
Si im erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt erforderlich. Wenn der Siliziumgehalt zu
hoch ist, werden jedoch die Zähigkeitseigenschaften und die Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone
bzw. Schweißbarkeit stark beeinträchtigt. Aus diesem Grund sollte der Si-Gehalt bei
einem erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt die Obergrenze von 0,50 Gew.-% nicht überschreiten.
Negative Einflüsse der Anwesenheit von Si auf die Oberflächenqualität können dabei
dadurch sicher vermieden werden, dass der Si-Gehalt auf höchstens 0,25 Gew.-% beschränkt
wird.
- Mn:
- Mangan in Gehalten von 1,20 - 2,0 Gew.-% trägt dazu bei, dass das erfindungsgemäße
Stahlflachprodukt die gewünschten Festigkeitseigenschaften bei guten Zähigkeitseigenschaften
hat. Wenn der Mn-Gehalt weniger als 1,20 Gew.-% beträgt, so werden die Festigkeitseigenschaften
nicht erreicht. Überschreitet der maximale Mangangehalt 2,0 Gew.-%, so besteht die
Gefahr, dass die Schweißbarkeit, die Zähigkeitseigenschaften, die Umformbarkeit und
das Seigerungsverhalten verschlechtert werden.
- P:
- Höhere Gehalte an dem Begleitelement Phosphor würden die Kerbschlagarbeit und Umformbarkeit
eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts verschlechtern. Daher ist der Phosphorgehalt
auf höchstens 0,025 Gew.-% beschränkt. Negative Einflüsse der Anwesenheit von P sind
dabei dann besonders sicher ausgeschlossen, wenn der P-Gehalt auf weniger als 0,015
Gew.-% beschränkt ist.
- S:
- Auch durch höhere S-Gehalte kann die Kerbschlagarbeit und Umformbarkeit eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts in Folge der Bildung von MnS beeinträchtigt werden. Aus diesem
Grund ist der Schwefelgehalt eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts auf höchstens
0,010 Gew.-%, insbesondere weniger als 0,010 Gew.-%, beschränkt, wobei negative Einflüsse
von S dann besonders sicher ausgeschlossen sind, wenn der S-Gehalt auf höchstens 0,003
Gew.-% beschränkt ist. Die Entschwefelung kann während der Stahlerzeugung in bekannter
Weise beispielsweise durch eine CaSi-Behandlung bewirkt werden.
- Al:
- Aluminium wird bei der Erschmelzung des Stahls, aus dem ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt
besteht, als Desoxidationsmittel verwendet und behindert infolge von AlN-Bildung die
Vergröberung des Austenitkorns beim Austenitisieren. Auf diese Weise unterstützt die
Anwesenheit von Al in den erfindungsgemäß vorgegebenen Mengen die Entstehung eines
feinkörnigen, den mechanischen Eigenschaften eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
zu Gute kommenden Gefüges. Liegt der Aluminiumgehalt unter 0,020 Gew.-%, so laufen
die erforderlichen Desoxidationsprozesse nicht vollständig ab. Übersteigt der Aluminiumgehalt
jedoch die Obergrenze von 0,040 Gew.-%, können sich Al2O3-Einschlüsse bilden. Diese würden sich wiederum negativ auf den Reinheitsgrad und
die Zähigkeitseigenschaften des Stahlwerkstoffs auswirken, aus denen ein erfindungsgemäßes
Stahlflachprodukt jeweils besteht.
- N:
- Das Begleitelement Stickstoff bildet zusammen mit Al Aluminiumnitrid. Wenn jedoch
der Stickstoffgehalt zu hoch ist, werden die Zähigkeitseigenschaften verschlechtert.
Um die vorteilhafte Wirkung von N zu nutzen, können im Stahl mindestens 0,001 Gew.-%
N vorgesehen sein. Um gleichzeitig negative Einflüsse zu vermeiden, ist bei einem
erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt die Obergrenze der N-Gehalte auf 0,006 Gew.-%
festgesetzt worden.
- Cr:
- Durch die Zugabe von Chrom zum Stahl, aus dem ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt
besteht, werden dessen Festigkeitseigenschaften verbessert. Zu diesem Zweck sind mindestens
0,30 Gew.-% Cr erforderlich. Wenn jedoch der Chromgehalt zu hoch ist, werden die Schweißbarkeit
und Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone negativ beeinflusst. Daher ist erfindungsgemäß
die obere Grenze des Bereichs der Cr-Gehalte auf 1,0 Gew.-% gesetzt.
- Mo:
- Molybdän steigert die Festigkeit und verbessert die Härte. Um dies zu nutzen, sind
im Stahl, aus dem ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt besteht, erfindungsgemäß
mindestens 0,20 Gew.-% Mo vorhanden. Wird Molybdän jedoch in einem zu hohen Anteil
zugesetzt, dann verschlechtert sich bei einer Verschweißung die Zähigkeit im Bereich
der Wärmeeinflusszone der jeweiligen Schweißnaht. Daher ist die Obergrenze für den
Molybdängehalt erfindungsgemäß auf 0,30 % festgesetzt.
- Nb:
- Niob ist in einem erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt vorhanden, um die Festigkeitseigenschaften
durch Austenitkornfeinung zu unterstützen. Diese Wirkung tritt ein, wenn der Nb-Gehalt
0,020 - 0,030 Gew.-% beträgt. Wird die Obergrenze dieses Bereichs überschritten, verschlechtern
sich Schweißbarkeit und Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone einer an einem erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukt vorgenommenen Verschweißung.
- B:
- Der Borgehalt des Stahls eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts beträgt 0,0015
- 0,0025 Gew.-%, um die Festigkeitseigenschaft und die Härtbarkeit eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts zu optimieren. Zu hohe Borgehalte verschlechtern die Zähigkeitseigenschaften,
wogegen bei zu geringen B-Gehalten dessen positive Einflüsse nicht bemerkbar sind.
[0024] Kupfer, Nickel, Titan, Vanadin, Kobalt, Wolfram, Antimon werden dem Stahl, aus dem
ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt besteht, nicht gezielt zulegiert, sondern
treten als herstellungsbedingt unvermeidbare Begleitelemente auf. Insbesondere der
Cu-Gehalt ist auf 0,12 Gew.-% begrenzt, um negative Einflüsse auf die Schweißbarkeit
und Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone einer an dem Stahlflachprodukt vorgenommenen
Verschweißung zu vermeiden. Die anderen herstellungsbedingt unvermeidbar vorhandenen,
voranstehend genannten Legierungsbestandteile sind in ihren Gehalten ebenfalls jeweils
so zu begrenzen, dass sie jeweils keinen Einfluss auf die Eigenschaften des erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts haben.
[0025] Der jeweilige C-Gehalt %C, der jeweilige Mn-Gehalt %Mn, der jeweilige Cr-Gehalt %Cr,
der jeweilige Mo-Gehalt %Mo, der jeweilige V-Gehalt %V, der jeweilige Cu-Gehalt %Cu
und der jeweilige Ni-Gehalt %Ni der erfindungsgemäßen Stahlzusammensetzung sind dabei
optimalerweise jeweils in Gew.-% so eingestellt, dass das gemäß der Formel

berechnete Kohlenstoffäquivalent CE
||W die Bedingung erfüllt:

[0026] Durch eine derartige Abstimmung der Legierungsgehalte eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
wird eine besonders gute Schweißbarkeit erreicht.
[0027] Für die Herstellung eines erfindungsgemäß beschaffenen Stahlflachprodukts werden
erfindungsgemäß folgende Arbeitsschritte durchlaufen:
a) Vergießen einer Stahlschmelze, die neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
(in Gew.-%)
C: |
0,08 - 0,10 % |
Si: |
0,015 - 0,50% |
Mn: |
1,20 - 2,00 % |
Al: |
0,020 - 0,040 % |
Cr: |
0,30 - 1,00 % |
Mo: |
0, 20 - 0,30 % |
Nb: |
0,020 - 0,030 % |
B: |
0,0015 - 0,0025 % |
P: |
bis zu 0,025 % |
S: |
bis zu 0,010 % |
N: |
bis zu 0,006 %, insbesondere 0,001 - 0,006 %, |
enthält, zu einer Bramme.
b) erforderlichenfalls Erwärmen der Bramme auf eine 1200 - 1300 °C betragende Austenitisierungstemperatur.
c) Vorwalzen der derart erwärmten Bramme bei einer 950 - 1250 °C betragenden Vorwalztemperatur,
wobei der über das Vorwalzen erzielte Gesamtumformgrad e
V mindestens 50 % beträgt.
d) Fertigwarmwalzen der vorgewalzten Bramme zu einem Warmband, wobei die Endwalztemperatur
des Warmwalzens 810 - 875 °C beträgt, der über das Fertigwalzen erzielte Gesamtumformgrad
e
F mindestens 70 % beträgt und das Warmwalzen ohne eine Benetzung des Walzguts mit Schmiermittel
erfolgt.
e) Intensives Abkühlen des fertig warmgewalzten Warmbands mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 40 K/s auf eine Haspeltemperatur von 200 - 500 °C, wobei die Kühlung
innerhalb von 10 s nach dem Ende des Warmwalzens einsetzt.
f) Haspeln des auf die Haspeltemperatur abgekühlten Warmbands.
[0028] Im Zuge des erfindungsgemäßen Verfahrens werden somit zunächst aus einer Stahlschmelze,
die nach Maßgabe der oben zusammengefassten Erläuterungen zu den Einflüssen der einzelnen
Legierungselemente legiert ist, Brammen gegossen, die anschließend, soweit sie zuvor
auf eine zu niedrige Temperatur abgekühlt sind, auf eine 1200 °C bis 1300 °C betragende
Austenitisierungstemperatur wiedererwärmt. Der untere Grenzwert des für die Austenitisierungstemperatur
erfindungsgemäß einzuhaltenden Bereichs ist dabei so festgesetzt, dass die vollständige
Auflösung von Legierungselementen im Austenit und die Homogenisierung des Gefüges
gewährleistet sind. Der obere Grenzwert des Bereichs der Austenitisierungstemperatur
sollte nicht überschritten werden, um die Vergröberung des Austenitkorns und eine
erhöhte Zunderbildung zu vermeiden.
[0029] Erfindungsgemäß liegt die Vorwalztemperatur im Temperaturbereich von 950°C bis 1250°C.
[0030] Das Vorwalzen erfolgt dabei mit einem Gesamtumformgrad e
V von mindestens 50 %, wobei sich der Gesamtumformgrad e
V, d.h. bei einem in mehreren Walzstichen durchgeführten Vorwalzen die Summe der über
das Vorwalzen erzielten Stichabnahmen, nach folgender Formel bestimmt:

mit
- h0:
- Einlaufdicke des Walzgutes beim Vorwalzen in mm,
- h1:
- Auslaufdicke des Walzgutes beim Vorwalzen in mm.
[0031] Die untere Grenze des Bereichs der Vorwalztemperatur und der Mindestwert der Summe
der über das Vorwalzen erzielten Stichabnahmen (Gesamtumformgrad e
V) sind so festgesetzt, dass die Rekristallisationsvorgänge noch vollständig ablaufen
können. Dadurch entsteht vor dem Fertigwalzen ein feinkörniger Austenit, der sich
positiv auf die Zähigkeitseigenschaften sowie die Bruchdehnung auswirkt.
[0032] Erfindungsgemäß liegt die Endwalztemperatur des in einer üblicherweise mehrere Walzgerüste
umfassenden Walzstaffel durchgeführten Warmwalzens bei 810 °C bis 875 °C. Die obere
Grenze des erfindungsgemäß für die Endwalztemperatur vorgegebenen Bereichs ist dabei
so festgesetzt, dass keine Rekristallisation des Austenits beim Walzen in der Fertigwarmwalzstraße
stattfindet. Dementsprechend entsteht ein feinkörniges Gefüge nach der Phasenumwandlung.
Die untere Grenze des Bereichs der Endwalztemperatur beträgt 810°C. Bei dieser Temperatur
bildet sich beim Warmwalzen noch kein Ferrit, so dass das Warmband beim Austritt aus
der Warmwalzstraße ferritfrei ist.
[0033] Der über die aufeinanderfolgenden Walzschritte des Fertigwarmwalzens insgesamt erzielte
Gesamtumformgrad e
F beträgt erfindungsgemäß mindestens 70 %, wobei hier der Gesamtumformgrad e
F nach der Formel

mit
- h0:
- Dicke des Walzgutes beim Einlauf in die Fertigwarmwalzstaffel in mm,
- h1:
- Dicke des Walzgutes beim Auslauf aus der Fertigwarmwalzstaffel in mm.
berechnet wird. Durch den hohen erfindungsgemäß über das Fertigwarmwalzen zu erzielenden
Gesamtumformgrad e
F findet die Phasenumwandlung aus stark umgeformtem Austenit statt. Dies wirkt sich
positiv auf die Feinkörnigkeit aus, so dass im Gefüge des erfindungsgemäß erzeugten
Stahlflachprodukts geringe Korngrößen vorliegen.
[0034] Im Anschluss an das Warmwalzen erfolgt eine intensive Kühlung, die innerhalb von
10 s nach dem Ende des Warmwalzens einsetzt und mit Abkühlgeschwindigkeiten von mindestens
40 K/s solange fortgesetzt wird, bis die jeweils geforderte Haspeltemperatur von 200
°C bis 500 °C erreicht ist. Dabei entsteht gemäß der vorliegenden Erfindung ein bainitisch-martensitisches
Gefüge mit einem Gefügeanteil an Bainit und Martensit, der in Summe mindestens 95
Vol.-% unmittelbar vor dem Haspeln beträgt. Die Abkühlung erfolgt dabei so schnell,
dass auch auf dem Weg zum Haspeln im Gefüge des warmgewalzten Stahlflachprodukts kein
Ferrit entsteht. Die Abkühlgeschwindigkeit sollte bei der nach dem Warmwalzen und
vor dem Haspeln durchgeführten Abkühlung nicht weniger als 40 K/s betragen, um die
Entstehung unerwünschter Gefügebestandteile, wie z.B. Ferrit zu vermeiden. Die obere
Grenze für die Abkühlgeschwindigkeit liegt in der Praxis bei 75°K/s und sollte nicht
überschritten werden, um eine optimale Ebenheit des erfindungsgemäß erzeugten Stahlflachprodukts
zu sichern.
[0035] Die Pause zwischen dem Ende des Warmwalzens und dem Beginn des Abkühlens sollte 10
s nicht überschreiten, um auch hier zu verhindern, dass sich unerwünschte Gefügebestandteile
im Stahlflachprodukt bilden.
[0036] Das Gefüge des so abgekühlten erfindungsgemäßen warmgewalzten Stahlflachprodukts
besteht bei Ankunft in der Haspelstation, in der das Stahlflachprodukt zu einem Coil
gewickelt wird, bereits regelmäßig zu mindestens 95 Vol.-% aus Bainit und Martensit.
[0037] Der erfindungsgemäß vorgeschriebene Bereich der Haspeltemperatur ist dabei so gewählt,
dass das angestrebte bainitisch - martensitische Gefüge im fertigen erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukt sicher vorliegt. Bei einer oberhalb von 500°C liegenden Haspeltemperatur
würde das gewünschte bainitisch - martensitische Gefüge nicht erreicht mit der Folge,
dass auch die erfindungsgemäß angestrebten mechanischen Eigenschaften, wie hohe Festigkeit
und Zähigkeit, nicht erreicht würden. Die untere Grenze der Haspeltemperatur soll
nicht unterschritten werden, um eine optimale Ebenheit und Oberfläche des erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts ohne nachträgliche Behandlung zu sichern und gleichzeitig den gewünschten
Anlasseffekt im Coil zu erzielen.
[0038] Während des Haspelns und beim folgenden Abkühlen im Coil wandeln die bis dahin neben
Bainit und Martensit vorhandenen restlichen Gefügeanteile in Martensit, Bainit oder
Restaustenit sowie sonstige herstellungsbedingt unvermeidbare, jedoch im Hinblick
auf die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts unwirksame Bestandteile
um.
[0039] Die Dicke erfindungsgemäß erzeugter warmgewalzter Stahlflachprodukte beträgt typischerweise
2 - 12 mm.
[0040] Im Zuge der Herstellung von erfindungsgemäßen hochfesten Stahlflachprodukten wird
das jeweils erzeugte Warmband folglich direkt aus der Walzhitze nach dem thermomechanischen
Walzen, das durch die Kombination eines erfindungsgemäß durchgeführten Vorwalzens
mit einem ebenso erfindungsgemäß durchgeführten Fertigwarmwalzen bewerkstelligt ist,
mit hohen Abkühlgeschwindigkeiten gekühlt, und zwar so, dass das gewünschte Gefüge
und folglich die mechanischen Eigenschaften ohne nachträgliche Wärmebehandlung eingestellt
sind.
[0041] Da das Warmwalzen in der Warmwalzfertigstraße erfindungsgemäß gezielt ohne Auftrag
von Schmiermittel auf das Warmband erfolgt, ist die Oberfläche des Stahlflachprodukts
bei Austritt aus der Warmwalzstaffel schmiermittelfrei. Der Verzicht auf Schmiermittel
hat den Vorteil, dass der mit dem Auftrag von Schmiermittel im Walzprozess verbundene
Aufwand entfällt und so eine höhere Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses gesichert
ist. Gleichzeitig werden durch den Verzicht auf Schmiermittel Ressourcen geschont
und die Umwelt- und Klimabelastung minimiert.
[0042] Dabei hat die erfindungsgemäße Vorgehensweise bei der Herstellung von erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukten den Vorteil, dass die Phasenumwandlung nach dem Ende des Warmwalzens
aus einem versetzungsreichen Austenit mit hohen Abkühlgeschwindigkeiten stattfindet.
Auf diese Weise werden ein feinkörniges bainitisch-martensitisches Gefüge und gute
Zähigkeits- bzw. Bruchdehnungseigenschaften erzielt. Dabei setzt das erfindungsgemäße
Verfahren eine Zusammensetzung des erfindungsgemäß erzeugten Stahlflachprodukts voraus,
die sich durch in vergleichbar geringen Gehalten anwesende, kostengünstige Legierungselemente
auszeichnet. Teure und seltene Legierungselemente sind für die Herstellung eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts nicht erforderlich, so dass auch in dieser Hinsicht die mit der
Erzeugung erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte verbundenen Produktionskosten minimiert
sind. Gleichzeitig trägt das erfindungsgemäß auf minimierte Legierungsgehalte setzende
Legierungskonzept zu einer optimalen Schweißbarkeit erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte
bei.
[0043] Aufgrund des Wegfalls der Wärmebehandlung sind die Oberflächenbeschaffenheiten erfindungsgemäßer
warmgewalzter Stahlflachprodukte gegenüber konventionell erzeugten hochfesten Warmbändern
verbessert. Gleichzeitig sind die Produktionskosten verringert.
[0044] In Folge der geringen Anzahl der Arbeitsschritte und des Verzichts auf eine Schmierung
während des Warmwalzens ist die mit der Herstellung erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte
verbundene Umweltbelastung ebenfalls reduziert.
[0045] Auch ist der erfindungsgemäß vorgesehene Fertigungsweg deutlich einfacher, so dass
er mit weniger Aufwand und sicherem Erfolg durchgeführt werden kann.
[0046] Eines der wesentlichen Merkmale der erfindungsgemäßen Herstellweise besteht folglich
darin, dass die mechanischen Eigenschaften durch den Walzprozess, die anschließende
rasche Abkühlung und das Haspeln eingestellt werden. Weitere Wärmebehandlungen nach
dem Haspeln sind bei erfindungsgemäßer Vorgehensweise nicht notwendig, um die gewünschten
Eigenschaften des jeweiligen erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts einzustellen. Die
hohe Zähigkeit und Bruchdehnung eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts wird vielmehr
ohne nachträgliche Wärmebehandlung erzielt.
[0047] Mit der Erfindung steht somit ein Stahlflachprodukt mit einer Mindeststreckgrenze
von 900 MPa zur Verfügung, dessen Eigenschaftsspektrum es insbesondere für den Leichtbau
von Nutzfahrzeugchassis und anderen Karosserieteilen geeignet machen, die im Einsatz
hohen Belastungen ausgesetzt sind.
[0048] Durch den Einsatz erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte beim Bau von Nutzfahrzeugen
lassen sich somit Bauteile mit verbesserten Oberflächenqualitäten, einem geringeren
Gewicht und einem optimalen Verhalten unter statischer und dynamischer Last, insbesondere
im Fall eines Crashs, herstellen. Durch konsequente Nutzung dieser Vorteile lassen
sich mit Hilfe erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte Fahrzeuge fertigen, die nicht
nur ein geringes Gewicht aufweisen und damit einhergehend eine Verringerung des beim
Betrieb des jeweiligen Fahrzeugs anfallenden Energieverbrauchs ermöglichen, sondern
bei denen auch die Nutzlast erhöht und somit die auf das Ladungsgewicht bezogene Energieausnutzung
optimiert ist.
[0049] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0050] Es sind im Labor zwei Stahlschmelzen S1, S2 erzeugt worden, deren Zusammensetzungen
in Tabelle 1 angegeben sind. Die Schmelzen S1, S2 sind jeweils zu Brammen vergossen
worden. Aufgrund der Laborbedingungen betrugen die Abmessungen der aus den Stählen
S1, S2 jeweils gegossenen Brammen jeweils 150 mm x 150 mm x 500 mm.
[0051] Anschließend sind die Brammen jeweils auf eine Austenitisierungstemperatur T
A erwärmt worden.
[0052] Die so erwärmten bzw. auf der jeweiligen Austenitisierungstemperatur T
A gehaltenen Brammen sind anschließend bei Vorwalztemperaturen T
V und Vorwalzumformgraden e
V vorgewalzt und anschließend bei Fertigwalzumformgraden e
F und Warmwalzendtemperaturen T
WE zu Warmbändern W1 - W17 mit einer Dicke d von 3 - 10 mm warmgewalzt worden.
[0053] Innerhalb von 3 s nach dem Ende des Warmwalzens sind die erhaltenen Warmbänder W1
- W17 mit einer Abkühlgeschwindigkeit dT auf eine Haspeltemperatur T
H beschleunigt abgekühlt worden, bei der sie anschließend jeweils zu einem Coil gewickelt
worden sind.
[0054] Für jedes der so zu jeweils einem Coil gehaspelten Warmbänder W1 - W17 sind in Tabelle
2 der Stahl, aus dem das jeweilige Warmband W1 - W17 erzeugt worden ist, sowie die
jeweils eingestellte Austenitisierungstemperatur T
A, die Vorwalztemperatur T
V, der Vorwalzumformgrad e
V, die Warmwalzendtemperatur T
WE, der über das Fertigwarmwalzen erzielte Gesamtumformgrad e
F, die Dicke d, die Abkühlgeschwindigkeit dT und die Haspeltemperatur T
H angegeben.
[0055] Nach der Abkühlung im Coil sind die mechanischen Eigenschaften sowie das Gefüge der
Warmbänder W1 - W17 untersucht worden. Die Zugversuche zur Ermittlung der Streckgrenze
R
eH, Zugfestigkeit R
m und Bruchdehnung A sind dabei gemäß DIN EN ISO 6892-1 an Längsproben durchgeführt
worden. Die Kerbschlagbiegeversuche zur Ermittlung der Kerbschlagarbeit Av bei -20°C
bzw. -40°C sind an Längsproben gemäß nach DIN EN ISO 148-1 durchgeführt worden.
[0056] Die Gefügeuntersuchung erfolgte mittels Licht- und Rasterelektronenmikroskopie an
Längsschliffen. Dafür wurden die Proben aus einem Viertel der Bandbreite der Warmbänder
W1 - W17 entnommen und mit Nital bzw. Natriumdisulfit geätzt.
[0058] Die so ermittelten mechanischen Eigenschaften und Gefügebestandteile sind in Tabelle
3 zusammengefasst. Es zeigt sich, dass die erfindungsgemäß hergestellten Warmbänder
W1 - W17 hohe Festigkeitseigenschaften bei guten Zähigkeitseigenschaften sowie guter
Bruchdehnung aufweisen.
[0059] Das Gefüge der erfindungsgemäß produzierten Warmbänder W1 - W9 und der ebenfalls
erfindungsgemäß produzierten Warmbänder W12 - W16 weist zwischen 5 bis 33 % Martensit
auf, wobei der Rest jeweils aus Bainit besteht. Die erfindungsgemäß erzeugten Warmbänder
haben dabei jeweils hohe Festigkeitswerte in Kombination mit guten Dehnungseigenschaften.
[0060] Dagegen besteht bei den nicht erfindungsgemäß erzeugten Warmbändern W10 (Abkühlgeschwindigkeit
dT zu gering), W11 (Warmwalzendtemperatur T
WE zu hoch) und W17 (Haspeltemperatur T
H zu hoch) das Gefüge nur aus Bainit. Infolgedessen erreichen die nicht erfindungsgemäßen
Warmbänder W10, W11 und W17 die optimale Eigenschaftskombination, die die erfindungsgemäß
erzeugten Warmbänder W1 - W9 und W12 - W16 auszeichnet, nicht.
Tabelle 1
|
Chemische Zusammensetzung *) |
Stahl |
C |
Si |
Mn |
P |
S |
AI |
N |
Cr |
Mo |
Nb |
B |
Cu |
S1 |
0,09 |
0,41 |
1,81 |
0,004 |
0,002 |
0,031 |
0,0018 |
0,35 |
0,25 |
0,025 |
0,0022 |
0,01 |
S2 |
0,09 |
0,20 |
1,47 |
0,004 |
0,001 |
0,030 |
0,0021 |
0,36 |
0,25 |
0,024 |
0,0020 |
0,01 |
*) Angaben in Gew.-%, Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen einschl. unwirksamer
Spuren an Ni, Ti, V, Co, Sb, W |
Tabelle 2
Nr. |
Stahl |
TA [°C] |
TV [°C] |
eV [%] |
TWE [°C] |
eF [%] |
dT [K/s] |
TH [°C] |
d [mm] |
W1 |
S1 |
1250 |
1070 |
57 |
810 |
80 |
75 |
500 |
6 |
W2 |
S1 |
1250 |
1050 |
57 |
875 |
80 |
75 |
440 |
6 |
W3 |
S1 |
1250 |
1065 |
57 |
820 |
80 |
75 |
440 |
6 |
W4 |
S1 |
1250 |
1060 |
57 |
860 |
80 |
75 |
240 |
6 |
W5 |
S1 |
1250 |
1050 |
57 |
820 |
80 |
40 |
400 |
6 |
W6 |
S1 |
1250 |
1050 |
57 |
815 |
80 |
40 |
360 |
6 |
W7 |
S1 |
1300 |
1050 |
57 |
820 |
80 |
40 |
460 |
6 |
W8 |
S1 |
1200 |
1100 |
64 |
860 |
88 |
50 |
490 |
3 |
W9 |
S1 |
1200 |
1080 |
50 |
810 |
71 |
75 |
400 |
10 |
W10 |
S1 |
1250 |
1055 |
57 |
840 |
80 |
30 |
450 |
6 |
W11 |
S1 |
1250 |
1055 |
43 |
900 |
85 |
40 |
500 |
6 |
W12 |
S2 |
1250 |
1050 |
57 |
810 |
80 |
40 |
340 |
6 |
W13 |
S2 |
1250 |
1075 |
57 |
810 |
80 |
70 |
520 |
6 |
W14 |
S2 |
1250 |
1055 |
57 |
810 |
80 |
75 |
405 |
6 |
W15 |
S2 |
1250 |
980 |
57 |
810 |
73 |
65 |
450 |
8 |
W16 |
S2 |
1200 |
1090 |
64 |
860 |
84 |
70 |
500 |
4 |
W17 |
S2 |
1250 |
1035 |
57 |
810 |
80 |
60 |
550 |
6 |
Tabelle 3
Nr. |
Stahl |
Zugversuch, längs |
Kerbschlagbiegeversuch, längs |
Gefügebestandteile |
|
|
ReH |
Rm |
A |
Av-20°C |
Av-40°C |
|
|
[MPa] |
[MPa] |
[%] |
[J] |
[J] |
[Vol. %] |
W1 |
S1 |
910 |
954 |
10 |
82 |
67 |
5% Martensit + Bainit |
W2 |
S1 |
1062 |
1081 |
9 |
132 |
128 |
17% Martensit + Bainit |
W3 |
S1 |
1143 |
1156 |
9 |
76 |
54 |
25% Martensit + Bainit |
W4 |
S1 |
1081 |
1087 |
9 |
101 |
75 |
33% Martensit + Bainit |
w5 |
S1 |
1057 |
1116 |
8 |
118 |
92 |
24% Martensit + Bainit |
W6 |
S1 |
1072 |
1091 |
9 |
101 |
84 |
20% Martensit + Bainit |
Wo |
S1 |
949 |
987 |
9 |
95 |
42 |
8% Martensit + Bainit |
W8 |
S1 |
983 |
1031 |
11 |
n.b. *) |
n.b. *) |
6% Martensit + Bainit |
W9 |
S1 |
1012 |
1062 |
10 |
98 |
67 |
15% Martensit + Bainit |
W10 |
S1 |
721 |
912 |
11 |
117 |
84 |
Bainit |
W11 |
S1 |
515 |
844 |
14 |
38 |
44 |
Bainit |
W12 |
S2 |
1084 |
1140 |
8 |
115 |
121 |
28% Martensit + Bainit |
W13 |
S2 |
1088 |
1121 |
11 |
66 |
50 |
15% Martensit + Bainit |
W14 |
S2 |
1107 |
1158 |
9 |
91 |
40 |
20% Martensit + Bainit |
W15 |
S2 |
1043 |
1096 |
10 |
70 |
59 |
12% Martensit + Bainit |
W16 |
S2 |
972 |
1032 |
11 |
n.b. *) |
n.b. *) |
5% Martensit + Bainit |
W17 |
S2 |
671 |
764 |
15 |
116 |
65 |
Bainit |
*) "n.b." = nicht bestimmt |
1. Stahlflachprodukt mit einem ferritfreien Gefüge, das zu mindestens 95 Vol.-% aus Martensit
und Bainit mit einem Martensitanteil von mindestens 5 Vol.-% besteht und als Rest
bis zu 5 Vol.-% Restaustenit sowie herstellungsbedingt unvermeidbare Gefügebestandteile
aufweist, und mit einer Zusammensetzung, die neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
(in Gew.-%)
C: |
0,08 - 0,10 % |
Si: |
0,015 - 0,50% |
Mn: |
1,20 - 2,00 % |
Al: |
0,020 - 0,040 % |
Cr: |
0,30 - 1,00 % |
Mo: |
0,20 - 0,30 % |
Nb: |
0,020 - 0,030 % |
B: |
0,0015 - 0,0025 % |
P: |
bis zu 0,025 % |
S: |
bis zu 0,010 % |
N: |
bis zu 0,006 % |
enthält.
2. Stahlflachprodukt nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass für das Kohlenstoffäquivalent CE
||W seiner Zusammensetzung gilt

mit

wobei mit
%C der jeweilige C-Gehalt in Gew.-%,
%Mn der jeweilige Mn-Gehalt in Gew.-%,
%Cr der jeweilige Cr-Gehalt in Gew.-%,
%Mo der jeweilige Mo-Gehalt in Gew.-%,
%V der jeweilige V-Gehalt in Gew.-%,
%Cu der jeweilige Cu-Gehalt in Gew.-% und
%Ni der jeweilige Ni-Gehalt in Gew.-% bezeichnet sind.
3. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Si-Gehalt höchstens 0,25 Gew.-% beträgt.
4. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens 0,001 Gew.-% N aufweist.
5. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass seine Streckgrenze im warmgewalzten Zustand mindestens 900 MPa beträgt.
6. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es im warmgewalzten Zustand 2 - 12 mm dick ist.
7. Verfahren zum Herstellen eines gemäß einem der voranstehenden Ansprüche beschaffenen
Stahlflachprodukts umfassend folgende Arbeitsschritte:
a) Vergießen einer Stahlschmelze, die neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
(in Gew.-%)
C: |
0,08 - 0,10 % |
Si: |
0,015 - 0,50% |
Mn: |
1,20 - 2,00 % |
Al: |
0,020 - 0,040 % |
Cr: |
0,30 - 1,00 % |
Mo: |
0,20 - 0,30 % |
Nb: |
0,020 - 0,030 % |
B: |
0,0015 - 0,0025 % |
P: |
bis zu 0,025 % |
S: |
bis zu 0,010 % |
N: |
bis zu 0,006 % |
enthält, zu einer Bramme.
b) erforderlichenfalls Erwärmen der Bramme auf eine 1200 - 1300 °C betragende Austenitisierungstemperatur.
c) Vorwalzen der derart erwärmten Bramme bei einer 950 - 1250 °C betragenden Vorwalztemperatur,
wobei der über das Vorwalzen erzielte Gesamtumformgrad eV mindestens 50 % beträgt.
d) Fertigwarmwalzen der vorgewalzten Bramme zu einem Warmband, wobei die Endwalztemperatur
des Warmwalzens 810 - 875 °C beträgt, der über das Fertigwalzen erzielte Gesamtumformgrad
eF mindestens 70 % beträgt und das Warmwalzen ohne eine Benetzung des Walzguts mit Schmiermittel
erfolgt.
e) Intensives Abkühlen des fertig warmgewalzten Warmbands mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 40 K/s auf eine Haspeltemperatur von 200 - 500 °C, wobei die Kühlung
innerhalb von 10 s nach dem Ende des Warmwalzens einsetzt.
f) Haspeln des auf die Haspeltemperatur abgekühlten Warmbands.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlflachprodukt mindestens 0,001 Gew.-% N enthält.