[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer beschichteten
Oberfläche, insbesondere einer Zylinderbohrung eines Verbrennungsmotors, sowie einen
Zylinderblock eines Verbrennungsmotors.
[0002] Zylinderbohrungen von Verbrennungsmotoren sollten ein gleichmäßiges und geringes
Spiel zwischen ihrem Innenumfang und sich darin hin und her bewegenden Kolben bzw.
Kolbenringen aufweisen, wobei bestenfalls ideale tribologische Bedingungen erreicht
werden.
[0003] Die
DE 10 2007 023 297 A1 offenbart, dass ein zweistufiges Verfahren vorgesehen sein soll, wobei sich an eine
Vorbearbeitung eine Feinbearbeitung anschließen soll. Bevor der zweite Schritt zur
Herstellung einer unrunden Ausgangsform angegangen wird, also bevor mit der Feinbearbeitung
begonnen wird, sieht die
DE 10 2007 023 297 A1 vor eine Gleitschicht auf die vorbearbeitete Ausgangsform aufzubringen. Dies kann
gemäß der
DE 10 2007 023 297 A1 nur mit einem thermischen Spritzverfahren erfolgen, wobei an ein Lichtbogendrahtspritzen,
an ein atmosphärisches Plasmaspritzen oder an ein Hochgeschwindigkeitsflammspritzen
gedacht ist. Auch Plasmapulverspritzen kann ein geeignetes Spritzverfahren sein. Dabei
weist die
DE 10 2007 023 297 A1 insbesondere darauf hin, dass die Schichtdicke der aufgetragenen Schicht nicht kleiner
als mindestens 50µm sein soll. Zudem sollte die Oberfläche vor dem Beschichten thermisch,
mechanisch, chemisch oder wasserstrahlunterstützt vorbehandelt werden.
[0004] Bei diesen thermischen Beschichtungsverfahren treffen aufgeschmolzene Beschichtungspartikel
mit hoher Temperatur und zuweilen sehr hoher Geschwindigkeit auf die zu beschichtende
Oberfläche, um die thermische Spritzschicht zu erzeugen. Ersichtlich ist dabei der
Nachteil, dass der zu beschichtende Grundwerkstoff quasi einer ungesteuerten Wärmebehandlung
unterzogen wird, so dass sich dessen Materialeigenschaften verändern können. Zudem
wird sich der Zylinderblock, in welchem die zu beschichtende Zylinderbohrung angeordnet
ist, sehr stark erwärmen, so dass sich die Weiterverarbeitung des Zylinderblockes
für die Dauer der notwendigen Abkühlphase verzögert.
[0005] Mittels thermischer Spritzverfahren können tribologisch geeignete VerschleißSchutzschichten
hergestellt werden. Solche Beschichtungen werden jedoch bei Motorblöcken aus Grauguss-Material
(GG-Material) in der Praxis nicht benutzt, weil die gehonte GG-Oberfläche selber bereits
tribologisch gut geeignet ist aufgrund der vorliegenden Graphit-Lamellen mit deren
selbstschmierenden Wirkung. Daher werden in GG-Motorblöcken insbesondere verschlissene
Laufbahnen durch Aufspritzen von Stahlschichten wieder in den Original-Zustand gebracht.
Durch Honen lässt sich dann wieder der Originaldurchmesser einstellen. Von solchen
thermisch spritz-reparierten Motoren ist bekannt, dass sie einen niedrigeren Ölverbrauch
bzw. höhere Leistung zeigen als Motoren, die durch Ausspindeln der Bohrung und Verwendung
von Übermaß-Kolben instandgesetzt wurden. Dabei stellt sich eine weiter reduzierte
Reibung zwischen Kolbenring und der porösen thermischen Spritzschicht ein, wobei die
Poren quasi als Ölreservoir fungieren und besonders im Bereich der Kolbenumkehrpunkte
und somit im Bereich der Mischreibung zusätzliches Öl für den Kolbenring bereitstellen.
[0006] Bei Aluminium-Motorblöcken (Al-Motorblöcken) dagegen ist die Oberfläche vor dem Beschichten
zu aktivieren und aufzurauen, was z.B. mittels Wasserstrahlen oder durch mechanisches
Aufrauen geschehen kann. Beide Verfahren kommen jedoch für GG-Motorblöcke nicht in
Betracht, so dass ein Ausspindeln mit höherer Rauigkeit, verbunden mit Flex-Honen
oder Hammerschlagbürsten notwendig ist. Zusätzlich muss eine dünne Lage an kostenintensivem
NiAl-Haftgrundmaterial thermisch aufgespritzt werden bevor die eigentliche Funktionsbeschichtung
thermisch aufgetragen wird. Durch diesen 2-stufigen Prozess sind die Beschichtungskosten
bei GG-Motorblöcken hoch, wodurch das thermische Spritzen hierbei benachteiligt ist.
Demgegenüber fällt die Kostenrechnung bei Motorblöcken aus Al-Material günstiger aus:
hier kann der Liner aus GG-Material wegfallen. Durch einfaches mechanisches Aufrauen
des weichen Al-Materials wird ein Aufrauprofil mit einem Hinterschnitt erzeugt, so
dass die Beschichtung direkt auf diese aufgeraute Oberfläche thermisch aufgespritzt
werden kann. Durch den Hinterschnitt ergibt sich auch ohne jeden Haftgrund eine sehr
hohe Haftfestigkeit.
[0007] Die thermischen Spritzschichten zeigen jedoch eine Schwachstelle beispielsweise hinsichtlich
der Unterkorrosionsproblematik auf, z.B. wenn aggressive, verunreinigte Kraftstoffe
verwendet werden. In dem Fall ist es notwendig, hoch Cr-legierte Pulver oder Drähte
als Zusatzwerkstoff zum thermischen Spritzbeschichten zu verwenden, wodurch die Herstellkosten
weiter steigen. Aufgrund der durchgehenden Porosität kann es dann aber trotzdem passieren,
dass Kondensate oder Säuren durch die Schicht hindurch das Grundmaterial angreifen
können. Nur durch zusätzliche Imprägnierung der Schichten lassen sich solche Unterkorrosionsprobleme
verhindern.
[0008] Weiter können mittels Plasma-Pulverspritzverfahren von Zr-O2 mit Yttrium-Oxid-Stabilisierung
Wärmedämmschichten für Verbrennungsmotoren oder Gasturbinen hergestellt werden. Solche
Plasma-Pulverspritzschichten zeichnen sich durch niedrige Wärmeleitung auch bei sehr
hohen Temperaturen bis über 1100°C aus. Auf der anderen Seite können solche Plasma-Pulverspritzschichten
aufgrund ihres mikrorissigen Schichtaufbaus mechanisch nicht belastet werden, wobei
solche Wärmedämmschichten als tribologisch beanspruchte Beschichtung in der Zylinderlaufbahn
nicht geeignet wären.
[0009] Angesichts dieser Beobachtungen bieten Verfahren zum Herstellen beschichteter Bohrungsflächen,
insbesondere Verfahren zur Beschichtung der Bohrung eines Zylinderblocks eines Verbrennungsmotors
weiterhin Raum für Verbesserungen.
[0010] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der
Eingangs genannten Art vorteilhaft weiterzubilden.
[0011] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und einem Zylinderblock mit den Merkmalen des Anspruchs 11.
[0012] Es ist darauf hinzuweisen, dass die in der nachfolgenden Beschreibung einzeln aufgeführten
Merkmale sowie Maßnahmen in beliebiger, technisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert
werden können und weitere Ausgestaltungen der Erfindung aufzeigen. Die Beschreibung
charakterisiert und spezifiziert die Erfindung und deren Teile insbesondere im Zusammenhang
mit den Figuren zusätzlich.
[0013] Gemäß der Erfindung wird nachfolgend ein Verfahren zum Herstellen einer beschichteten
Oberfläche, insbesondere einer Bohrung eines Verbrennungsmotors vorgestellt, umfassend
zumindest die Schritte:
- Herstellen eines im Rohling vorliegenden Basiskörpers;
- Aufbohren der Bohrung und Vorbearbeiten derselben;
- Aufbringen einer Email-Beschichtung auf die innere Oberfläche der Bohrung, und
- Nachbehandlung der beschichteten Bohrung, wobei sich die Email-Beschichtung mit dem
Grundwerkstoff der Bohrung metallurgisch durch Phasenbildung verbindet.
[0014] Die auf die innere Oberfläche der Bohrung aufgebrachte Email-Beschichtung weist eine
besonders gute Wärmedämmeigenschaft und besonders gute tribologische Eigenschaften
auf. Zudem wird eine Unterkorrosion sicher vermieden, wobei auf kostenintensive Zusatzstoffe
wie z.B. Zirkon-Oxid/Yttrium-Oxid verzichtet werden kann. Insofern wird zielführend
ein Verfahren bereitgestellt, bei dem eine geeignete Beschichtung alle Anforderungen
an eine sichere Funktion des Bauteils bei minimalen Herstellkosten erfüllt, wobei
das erfindungsgemäße Verfahren gleichzeitig aber auch in die bestehende Fertigungskette
zum Herstellen der Motorblöcke ohne große Umstände integrierbar ist.
[0015] Bei der erfindungsgemäßen Email-Beschichtung handelt es sich bevorzugt um ein Schmelzgemisch.
Bei der Emailtemperatur schmelzen die glasbildenden Oxide zu einer Glasschmelze zusammen.
Glasbildende Oxide können dabei SiO
2, B
2O
3, Na
2O, K
2O und Al
2O
3 sein. Grundemails weisen ca. 23 - 34 Gew% (Gewichtsprozente) Borax, 28 - 52 Gew%
Feldspat, 5 - 20 Gew% Quarz, ca. 5 Gew% Fluorid, sowie als Rest Soda und Natriumnitrat
auf. Als Trübungsmittel können die Oxide von Ti, Zr und Mo dienen.
[0016] Um zu erreichen, dass die Email-Beschichtung fest auf dem metallischem Untergrund,
also auf dem Grundwerkstoff haftet, sind beispielsweise Bestandteile von Kobalt-,
Mangan- oder Nickel-Oxiden vorgesehen. Möglich ist noch, keramische Pigmente, wie
z.B. Eisenoxide, Chromoxide und Spinelle einzusetzen.
[0017] Die genannten Stoffe werden in bevorzugter Ausgestaltung fein gemahlen und geschmolzen.
Die Schmelze wird abgeschreckt, also bevorzugt in Wasser gegeben, wobei die so entstehende
körnige glasartige Fritte im sich anschließenden Schritt wieder fein gemahlen wird.
Beim dem Mahlvorgang werden beispielsweise 30 % bis 40 % Wasser zusammen mit Ton und
Quarzmehl zugesetzt. Je nach Art des Emails kommen noch die erwähnten Trübungsstoffe
und Farboxide hinzu.
[0018] So wird ein Emailschlicker gebildet, welcher zur besseren Mischung einige Zeit, bevorzugt
einige Tage ruhen sollte, bevor der Emailschlicker weiterverwendet würde. Durch Verwendung
geeigneter Stellmittel wird sichergestellt, dass sich eine gleichmäßige Schichtdicke
z.B. nach einer Tauchbeschichtung ergibt, wobei auf eine mögliche Tauchbeschichtung
mit einer Flutvorrichtung noch näher eingegangen wird.
[0019] Zum Aufbringen der Email-Beschichtung, also des Emailschlickers können unterschiedliche
Vorgehen gewählt werden. Zum Einen kann der wässrige Emailschlicker mittels einer
rotierenden Vorrichtung, welche zugleich zur Rotation um ihre Hochachse in Hochrichtung
der Bohrung in derselben hin- und herbewegbar ist aufgebracht werden. Die Vorrichtung
kann als Lanze ausgeführt sein, wobei das Material in mehreren Übergängen, also Schichten
aufbringbar ist. Die Lanze weist günstiger Weise an ihrem Auftragende zumindest eine
Austrittsöffnung auf, aus welcher der Emailschlicker austreten kann. Durch die Rotation
wird der Emailschlicker quasi auf die zu beschichtende Oberfläche geschleudert. Natürlich
können auch mehrere Austrittsöffnungen vorgesehen sein, die sowohl in Umfangsrichtung
gesehen als auch in Hochrichtung der Lanze an dieser angeordnet sein können. In möglicher
Ausgestaltung kann vorgesehen sein, zunächst eine bestimmte Materialstärke aufzutragen,
welche sodann getrocknet wird, bevor die nächste Schicht, also weiteres Material aufgebracht
wird. Das Trocknen dieser Schicht kann z.B. mit einer Induktionsspule erfolgen. Natürlich
kann auch vorgesehen sein, die Email-Beschichtung in einem einzigen Schritt aufzubringen.
[0020] Wie bereits erwähnt kann die Email-Beschichtung zum Anderen aber auch in einem Tauchvorgang
aufgebracht werden. Dazu kann der gesamte Zylinderblock, in dem sich eine oder mehrere
zu beschichtende Bohrungen befinden in bevorzugter Ausgestaltung mit seiner Kopfseite
zuerst in das Emailschlickerbad eingebracht werden. Dabei wird zwangsläufig auch das
Äußere des Zylinderblocks beschichtet, was hinsichtlich der Materialeinsparung nachteilig
ist. Zielführend ist jedoch, wenn die Bohrung mit dem Emailschlicker geflutet wird,
was im Sinne der Erfindung ebenfalls als Tauchvorgang mit Flutvorrichtung bezeichnet
wird. Dabei wird der gesamte Zylinderblock mit seiner Kopfseite zuerst auf eine Flutvorrichtung
gestellt. Die Flutvorrichtung weist günstiger Weise zumindest eine Kammer, die zumindest
eine Austrittsöffnung aufweist, wobei noch eine Zuführöffnung vorgesehen ist. An die
Zuführöffnung ist eine Leitung angeschlossen, welche den Emailschlicker zur Flutvorrichtung
führt, so dass in dieser, also in der Kammer ein solcher Druck entsteht, dass der
Emailschlicker aus der Austrittsöffnung von unten in die zu beschichtende Bohrung
eintritt. Günstiger Weise sind noch Dichtelemente, z.B. in der Ausgestaltung als Dichtlippe
an der Flutvorrichtung vorgesehen, an welcher sich die Wand der zu beschichtenden
Bohrung in Umfangsrichtung anlegen kann, so dass die Bohrung über ihre Wand zur Flutvorrichtung
abgedichtet ist. Die gesamte Bohrung, also die innere Oberfläche derselben wird so
mit dem Emailschlicker beschichtet. Dabei kann ein mehrstufiger Schichtaufbau mit
der optionalen oben genannten Zwischentrocknung einzelner Teilschichten genauso vorgesehen
wie das Auftragen der Email-Beschichtung in einem Schritt. Der Bohrung wird so von
unten nach oben geflutet. Möglich ist natürlich die Bohrung von oben nach unten mit
dem Emailschlicker zu fluten. Dazu wird der Emailschlicker in die nach oben geöffnete
Bohrung eingebracht, was ebenfalls als Tauchvorgang im Sinne der Erfindung angesehen
wird.
[0021] Zielführend ist, wenn die gesamte Bohrung sowohl vollumfänglich als auch über die
gesamte Hocherstreckung mit der Email-Beschichtung versehen wird.
[0022] Zweckmäßig ist weiter, wenn der Basiskörper, also der Zylinderblock aus einem Grauguss
hergestellt ist, wobei als Herstellungsverfahren das Sandgussverfahren geeignet ist.
Dieses ist allgemein bekannt, so dass darauf nicht weiter eingegangen wird. Die Bohrung,
also die Zylinderbohrung wird anschließend aufgebohrt und vorbearbeitet, wobei die
Bohrung durch Ausspindeln auf ein Übermaß von 1 bis 2 mm im Durchmesser aufgebohrt
wird. Zielführend im Sinne der Erfindung ist, wenn die Oberfläche im Bereich der Bohrung,
also die innere Bohrungsoberfläche auf eine Rauigkeit von Ra 6 bis 7 µm gespindelt
wird.
[0023] Nach dieser Vorbearbeitung wird die Email-Beschichtung aufgebracht. Die Email-Beschichtung
wird als wässrige Suspension aufgetragen und anschließend in einem Durchlaufofen z.B.
bei T = 90°C für ca. 10 Minuten getrocknet. Möglich ist auch eine Trocknung durch
Heizstrahler, oder ein Aufwärmen mittels der zuvor genannten Induktionsspule. Anschließend
werden die Bauteile bevorzugt bei T = 840°C, 10 Minuten im Durchlaufofen geglüht,
so dass sich die Email-Beschichtung mit dem GG-Substratmaterial des Zylinderblocks
metallurgisch durch Phasenbildung verbinden kann. Bei diesem Einbrenn-Vorgang kommt
es zu einer Bildung einer dichten, geschlossenen Oxid-Beschichtung, die gegenüber
dem Korrosionsangriff durch Kondensate oder aggressive alternative Kraftstoffe sehr
widerstandsfähig ist. Die erfindungsgemäßen Email-Beschichtungen zeichnen sich gegenüber
den Galvanik-oder thermischen Spritzbeschichtungen dadurch aus, dass sie nicht unterwandert
werden können. Wenn thermisch aufgebrachte Spritz-Schichten unterwandert werden, kann
sich eine Fe-Oxid-Phase unter der Beschichtung ausbilden, was zu einer starken Volumenvergrößerung,
verbunden mit dem Abplatzen der thermischen Spritzbeschichtung, führt. Die erfindungsgemäße
Email-Beschichtung dagegen kann nicht weiter geschädigt werden, wenn durch lokalen
Schaden die Schicht bis zum Grundwerkstoff abgetragen ist. Es wird dann nur im Bereich
der fehlenden EmailSchicht ein Rostschaden auftreten, welcher sich aber nicht weiter
vergrößert.
[0024] Neben dieser guten Korrosionsbeständigkeit zeichnet sich die erfindungsgemäße Email-Beschichtung
durch gute Verschleißbeständigkeit aufgrund der hohen Schichthärte von typisch 600
- 800HV0,1 aus. Dies bedeutet eine dreifach höhere Härte als bei dem GG-Basismaterial.
[0025] In weiterem Vorgehen zum Herstellen der Email-Beschichtung ist zweckmäßiger Weise
vorgesehen, eine weitere Wärmebehandlung durchzuführen. Dazu wird der Zylinderblock
mit der getrockneten Email-Beschichtung in einem Schutzgas-Ofen auf 800 - 900°C aufgeheizt
und ca. 10 - 20 Minuten gehalten. Anschließend erfolgt eine schnelle Abkühlung bevorzugt
in einer Salzschmelze, so dass sich eine deutliche höhere Festigkeit des Zylinderblockes
ergibt als beim konventionellen GG-Material. Überraschender Weise laufen die Email-Einbrennbehandlung
und diese Wärmebehandlung im gleichen Temperatur-Zeit-Fenster ab, was mit der Erfindung
genutzt wird. Insofern werden die Email-Einbrennbehandlung und diese Wärmebehandlung
miteinander verbunden, so dass sich durch diese Einbrenn- und Abschreckoperation also
ein Zylinderblock mit erhöhter mechanischer Festigkeit sowie einer Zylinderbohrung
mit guter Wärmedämmung und guter Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit ergibt. Die
Wärmebehandlung ist zielführend als bainitische Grauguss Wärmebehandlung durchzuführen
(AGI-Wärmebehandlung = Austempered Gray Iron Wärmebehandlung).
[0026] Nach dem Einbrennen der Email-Beschichtung werden die Motorblöcke fertig bearbeitet
und in der Laufbahn auf Endmaß gehont.
[0027] Bevorzugt werden Schichtdicken von 500-1000µm aufgebracht. Je dicker die Email-Beschichtung
ist, umso höher ist deren Wärmedämmwirkung. Diese Wärmedämmung ergibt sich durch die
Verwendung von Oxiden wie Si, Ti, Ca-Oxiden aber auch durch die typischen Luftblaseneinschlüssen
in der erstarrten Glasmatrix. Diese harte und spröde Schicht lässt sich durch Diamant-Honleisten
sehr einfach bearbeiten, wobei diese Luftblasen angeschnitten und offengelegt werden.
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass es sich dabei nicht um miteinander
verbundene Poren oder Porennester handelt wie bei einer thermisch aufgebrachten Spritzbeschichtung,
so dass sich in den Poren der erfindungsgemäßen Email-Beschichtung ein hoher hydrodynamischer
Druck aufbauen kann und der Ölfilm durch den Kolbenring nicht in verbundene Poren
weggedrückt werden kann.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich aufgrund der hervorragenden Korrosions-
und Verschleißbeständigkeit, guten Wärmedämmung sowie des guten Reibverhaltens für
die Beschichtung von Zylinderlaufbahnen von Verbrennungsmotoren. Darüber hinaus kann
der Einbrennzyklus der Email-Beschichtung verbunden werden mit der AGI Wärmebehandlung,
so dass der Zylinderblock anschließend eine höhere Festigkeit aufweist. Die Zusammensetzung
der Email-Beschichtung kann durch Zugabe von harten Karbiden so angepasst werden,
dass die Verschleißbeständigkeit z.B. für den Einsatz in hochaufgeladenen Motoren
angehoben werden kann. Im Vergleich zu Zr-Oxid- Pulver (derzeit 60€/kg und Verwendung
des teuren Pulver-Plasma-Spritzverfahrens) ist das Nass-Schlickern von Emails (derzeit
2-4€/kg) sehr kostengünstig.
[0029] Mit der Erfindung wird also ein Verfahren zur Herstellung einer Verschleiss- und
Korrosionsbeschichtung innerhalb der Bohrung eines Zylinderblocks eines Verbrennungsmotors
aus Grauguss-Material zur Verfügung gestellt. Diese Beschichtung erfüllt erfindungsgemäß
zumindest die folgenden Anforderungen: sie reduziert infolge der niedrigen Wärmeleitfähigkeit
den Wärmeverlust im Verbrennungsprozess und erlaubt dadurch die Wärme im Verbrennungsprozess
thermodynamisch besser auszunutzen zur Erzielung eines höheren Wirkungsgrades. Zusätzlich
weist diese Beschichtung aber auch gute tribologische Eigenschaften auf, um den Reib-Verschleiß-Bedingungen
der Kolbengruppe gewachsen zu sein. Diese Anforderungen werden erfindungsmäßig gelöst
durch das Einbrennen der gegebenenfalls harten Email-Beschichtung. Weiterhin wird
erfindungsgemäß die notwendige Einbrennbehandlung der Email-Beschichtung verbunden
mit der AGI Wärmebehandlung, so dass für diese Emaillierung nur sehr geringe Kosten
anfallen und gleichzeitig der Zylinderblock eine höhere Festigkeit erhält als ein
Zylinderblock aus konventionellem GG-Material. Denkbar ist auch, einen Zylinderblock
aus Aluminium, also dessen Zylinderlaufbahn mit der Email-Beschichtung zu versehen.
[0030] Optional kann die Email-Beschichtungsoberfläche nach dem Schritt des Einbrennens
noch einer Schlussbehandlung, also einem Finish unterzogen werden. Bevorzugt ist vorgesehen,
die Reibflächen drehend zu bearbeiten und die Zunderschicht, welche aufgrund des Glühprozesses
entstand zu entfernen. Möglich ist auch, eine Nachbearbeitung der Bohrung durch ein
Nachschleifen, wobei Diamant- oder Hartstoff-Topfscheiben zum Einsatz kommen können.
Denkbar ist eine Nachbearbeitung mittels Ausdrehen oder Ausspindeln, was trotz der
hohen Härte aufgrund der Sprödigkeit machbar ist, wobei PKD (polykristalliner Diamant)
Wendeschneidplättchen bevorzugt sind.
[0031] Weitere vorteilhafte Einzelheiten und Wirkungen der Erfindung sind im Folgenden anhand
von unterschiedlichen, in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Vorgehen zum Beschichten einer Bohrung mit einer Email-Beschichtung,
- Fig.2
- ein weiteres Vorgehen zum Beschichten einer Bohrung mit einer Email-Beschichtung,
und
- Fig. 3
- eine mit der Email-Beschichtung versehene Bohrung im Längsschnitt.
[0032] In den unterschiedlichen Figuren sind gleiche Teile stets mit denselben Bezugszeichen
versehen, so dass diese in der Regel auch nur einmal beschrieben werden.
[0033] Figur 1 zeigt ein Verfahren zum Beschichten einer Bohrung 1 mit einer Email-Beschichtung
2. Die Bohrung 1 ist in einem Zylinderblock 3 eingebracht, welcher als Prinzipskizze
in Figur 2 erkennbar ist. Von dem Zylinderblock 3 ist in Figur 1 lediglich die innere
Oberfläche 4 der Bohrung 1 erkennbar.
[0034] Der Zylinderblock 3 wurde als Basiskörper 3 in einem Sandgussverfahren aus einem
Grauguss hergestellt. Die Bohrung 1 wurde durch Ausspindeln auf ein Übermaß von 1
bis 2 mm im Durchmesser aufgebohrt. Die Oberfläche 4 im Bereich der Bohrung 1 wurde
zudem auf eine Rauigkeit von Ra 6 bis 7 µm gespindelt.
[0035] Die angegeben Werte sollen natürlich nur beispielhaft genannt sein. Die Bohrung 1
wird erfindungsgemäß mit einer Email-Beschichtung 2 versehen.
[0036] Die Email-Beschichtung 2 wird in Form eines wässrigen Emailschlickers bei dem Ausführungsbeispiel
nach Figur 1 mittels einer rotierenden Vorrichtung 6, welche zugleich zur Rotation
um ihre Achse in Hochrichtung der Bohrung 2 in derselben hin und her bewegbar ist
aufgebracht. Die Bewegungspfeile hinsichtlich Rotation und Hin und Her bewegen sind
in Figur 1 eingezeichnet. Die Vorrichtung 6 kann als Lanze 6 bezeichnet werden, wobei
das Material, also der wässrige Emailschlicker in mehreren Übergängen, also Schichten
aufbringbar ist. In möglicher Ausgestaltung kann vorgesehen sein, zunächst eine bestimmte
Materialstärke aufzutragen, welche sodann getrocknet wird, bevor die nächste Schicht,
also weiteres Material aufgebracht wird. Das Trocknen dieser Schicht kann z.B. mit
einer Induktionsspule erfolgen. Natürlich kann auch vorgesehen sein, die Email-Beschichtung
in einem einzigen Schritt aufzubringen.
[0037] Wie der Figur 2 entnehmbar ist, kann die Email-Beschichtung 2 zum anderen aber auch
in einem Tauchvorgang aufgebracht werden. Erkennbar in Figur 2 ist, dass die Bohrung
1 mit dem Emailschlicker von unten geflutet wird, was im Sinne der Erfindung als Tauchvorgang
bezeichnet wird. Dabei wird der gesamte Zylinderblock 3 mit seiner Kopfseite 7 aufstehend
auf eine Flutvorrichtung 8 gestellt.
[0038] Die Flutvorrichtung 8 weist günstiger Weise zumindest eine Kammer 9 auf, die eine
Austrittsöffnung 10 hat, wobei eine Zuführöffnung 11 vorgesehen ist. An die Zuführöffnung
11 ist eine Leitung 12 angeschlossen, welche den Emailschlicker zur Flutvorrichtung
8 führt, so dass in dieser, also in der Kammer 9 ein solcher Druck entsteht, dass
der Emailschlicker aus der Austrittsöffnung 10 von unten in die zu beschichtende Bohrung
1 eintritt. Günstiger Weise sind noch Dichtelemente 13, z.B. in der Ausgestaltung
als Dichtlippe 13 an der Flutvorrichtung 8 vorgesehen, an welcher sich die Wand 14,
also an deren Stirnseite der zu beschichtenden Bohrung 1 in Umfangsrichtung anlegen
kann, so dass die Bohrung 1 über ihre Wand 14 zur Flutvorrichtung 8 abgedichtet ist.
Die gesamte Bohrung 1, also die innere Oberfläche 4 derselben wird so mit dem Emailschlicker
beschichtet. Dabei kann ein mehrstufiger Schichtaufbau mit der optionalen oben genannten
Zwischentrocknung einzelner Teilschichten genauso vorgesehen wie das Auftragen der
Email-Beschichtung in einem Schritt.
[0039] Bei der in Figur 2 gewählten Ansicht ist lediglich eine Kammer 9 der Flutvorrichtung
8 erkennbar. Der Verbrennungsmotor, also der Zylinderblock 3 weist möglicherweise
aber mehr als eine Zylinderbohrung 1 auf, was im Sinne der Erfindung liegt. Insofern
kann die Flutvorrichtung 8 auch mehr als die erkennbare eine Kammer 9 aufweisen, welche
hintereinander und/oder nebeneinander angeordnet sein können. Dies ist abhängig von
der Art des Verbrennungsmotors z.B. als Reihenmotor oder als V-Motor. Natürlich kann
auch für jede Bohrung 1 eine separate Flutvorrichtung 8 mit einer einzigen Kammer
9 vorgesehen sein. Zielführend ist, wenn alle Bohrungen 1 gleichzeitig mit der Email-Beschichtung
2 versehen werden, was natürlich auch aufeinanderfolgend geschehen kann. Im Sinne
der Wärmebehandlung ist jedoch ein möglichst gleichzeitiges Beschichten vorteilhaft.
[0040] Zielführend ist, wenn die gesamte Bohrung 1 mit der Email-Beschichtung 2 versehen
wird.
[0041] Anschließend wird eine Nachbehandlung der beschichteten Bohrung 1 vorgesehen, wobei
sich die Email-Beschichtung mit dem Grundwerkstoff der Bohrung metallurgisch durch
Phasenbildung verbindet. Mit dieser Nachbehandlung wird eine Wärmebehandlung mit anschließenden
Abschrecken verbunden. Die beiden Behandlungen, also der Email-Einbrennvorgang, als
auch die besagte Wärmebehandlung laufen im gleichen Temperatur-Zeit-Fenster ab, so
dass sich durch diese Einbrenn- und Abschreckoperation also ein Zylinderblock mit
erhöhter mechanischer Festigkeit sowie einer Zylinderbohrung mit guter Wärmedämmung
und guter Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit ergibt. Die Wärmebehandlung ist
zielführend als bainitische Grauguss Wärmebehandlung durchzuführen (AGI-Wärmebehandlung
= Austempered Gray Iron Wärmebehandlung).
[0042] Anschließend kann die Email-Beschichtung 2 einem Finish z.B. mittels Diamant-Honleisten
unterzogen werden. Dabei werden die in der Email-Beschichtung 2 vorhandenen Poren/Luftblasen
15 angeschnitten und offengelegt, wie in Figur 3 erkennbar ist. In Figur 3 ist die
innere Oberfläche 4 der Bohrung 1, die Email-Beschichtung 2 sowohl die dazwischen
angeordnete Übergangszone 16 erkennbar. Erkennbar ist in Figur 3 auch, dass es sich
bei den besagten Poren/Luftblasen 15 nicht um miteinander verbundene Poren oder Porennester
handelt wie bei einer thermisch aufgebrachten Spritzbeschichtung, so dass sich in
den angeschnittenen und offengelegten Poren/Luftblasen der erfindungsgemäßen Email-Beschichtung
ein hoher hydrodynamischer Druck aufbauen kann und der Ölfilm durch den Kolbenring
nicht in verbundene Poren weggedrückt werden kann.
1. Verfahren zum Herstellen einer beschichteten, inneren Oberfläche (4), insbesondere
zum Herstellen einer beschichteten Bohrung (1) eines Verbrennungsmotors, umfassend
zumindest die Schritte:
- Herstellen eines im Rohling vorliegenden Basiskörpers (3);
- Aufbohren der Bohrung (1) und Vorbearbeiten derselben;
- Aufbringen einer Email-Beschichtung (2) auf die innere Oberfläche (4) der Bohrung
(1), und
- Nachbehandlung der beschichteten Bohrung (1), wobei sich die Email-Beschichtung
(1) mit dem Grundwerkstoff der Bohrung (1) metallurgisch durch Phasenbildung verbindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei
die Bohrung (1) mittels Ausspindeln auf ein Übermaß von 1 bis 2 mm im Durchmesser
aufgebohrt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei
die Bohrung (1) an ihrer inneren Oberfläche (4) mittels spindeln eine Rauigkeit von
Ra 6 bis 7 µm aufweist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Email-Beschichtung (2) als wässriger Emailschlicker auf die innere Oberfläche
(4) aufgetragen wird und anschließend in einem Durchlaufofen bei T = 80 bis 100°C
bevorzugt bei T = 90°C für 8 bis 12 bevorzugt für 10 Minuten getrocknet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Email-Beschichtung (2) mittels einer rotierenden und sich hin und her bewegenden
Auftragvorrichtung aufgetragen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei
die Email-Beschichtung (2) in einem Tauchvorgang mit einer Flutvorrichtung (8) aufgebracht
wird, wobei die Flutvorrichtung (8) zumindest eine Kammer (9) aufweist, die zumindest
eine Austrittsöffnung (10) hat, wobei eine Zuführöffnung (11) vorgesehen ist, an welcher
eine Leitung (12) anschließt, so dass wässriger Emailschlicker in die Kammer (9) führbar
ist, welcher aus der Austrittsöffnung (10) aus der Kammer (9) austretend in die Bohrung
(1) eintritt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die gesamte Bohrung (1) mit der Email-Beschichtung (2) versehen wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Email-Beschichtung (2) zusammen mit einem Basiskörper (3) aus GG-Substratmaterial
bei einer Temperatur zwischen 750°C und 900°C, bevorzugt bei T = 840°C, im Durchlaufofen
5 bis 30 Minuten geglüht wird, so dass sich die Email-Beschichtung mit dem Grundwerkstoff
der Bohrung (1) metallurgisch durch Phasenbildung verbinden kann.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei
die Email-Beschichtung (2) zusammen mit einem Basiskörper (3) aus Aluminiumlegierung
bei einer Temperatur zwischen 480°C und 560°C, bevorzugt bei T = 540°C, im Durchlaufofen
5 bis 30 Minuten geglüht wird, so dass sich die Email-Beschichtung mit dem Grundwerkstoff
der Bohrung (1) metallurgisch durch Phasenbildung verbinden kann.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
der Basiskörper (3) zusammen mit der getrockneten Email-Beschichtung (2) einer Wärmevorrichtung
zugeführt wird, in welcher der Basiskörper (3) auf eine Temperatur von 800 bis 900
°C aufgeheizt wird und 10 bis 20 Minuten gehalten wird, wobei anschließend eine schnelle
Abkühlung erfolgt.
11. Zylinderblock eines Verbrennungsmotors mit einer Bohrung (1), die eine
beschichtete innere Oberfläche (4) aufweist, insbesondere hergestellt mittels eines
Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Beschichtung auf der inneren Oberfläche (4) der Bohrung (1) eine Email-Beschichtung
(2) ist.
12. Zylinderblock nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Email-Beschichtung mindestens eines der glasbildenden Oxide aus der Gruppe SiO2, B2O3, Na2O, K2O und Al2O3 aufweist.
13. Zylinderblock nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Zylinderblock ein Grundmaterial aufweist aus der Gruppe der Materialen Magnesiumlegierung,
Aluminiumlegierung, Grauguss und Stahlguss.