GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine bohrende und meißelnde Handwerkzeugmaschine.
[0002] DE 10 4007 049 359 A1 beschreibt eine Handwerkzeugmaschine mit einem pneumatischen Schlagwerk. Das Schlagwerk
hat ein Führungsrohr, welches drehend gelagert und von einem Motor drehend angetrieben
ist. Ein Grundkörper eines Werkzeughalters ist materialschlüssig an dem Führungsrohr
befestigt. Alternativ kann der Grundkörper und das Führungsrohr als ein Bauteil gebildet
sein. Erfahrungsgemäß unterliegt zwar der Grundkörper des Werkzeughalters einem Verschleiß,
welcher einen Austausch erfordert, jedoch nicht das Führungsrohr. Ein selektiver Austausch
ist bei der dargestellten Handwerkzeugmaschine nicht möglich.
[0003] DE 10 4004 043830 A1 beschreibt eine Handwerkzeugmaschine, deren Werkzeughalter von einem Anwender ausgetauscht
werden kann. Der Werkzeughalter hat mehrere Kugeln, die in Vertiefungen in dem Führungsrohr
eingreifen. Mittels einer Betätigungshülse kann der Anwender die Kugeln in die Vertiefungen
zwingen bzw. diese in radialer Richtung zum Abnehmen des Werkzeughalters freigeben.
Die lösbare Anbindung erhöht die Komplexität der Handwerkzeugmaschine und schwächt
den Übertragungsstrang eines Drehmoments von dem Motor an den Bohrer.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
[0004] Die erfindungsgemäße meißelnde Handwerkzeugmaschine hat einen Motor, einen Werkzeughalter
und ein pneumatisches Schlagwerk. Der Werkzeughalter hat einen rohrförmigen Grundkörper
mit einem zu einer Arbeitsachse koaxialen prismatischen oder zylindrischen Aufnahmeraum
zum Aufnehmen eines Werkzeugs und einem in den Aufnahmeraum vorstehenden längs der
Arbeitsachse orientierten Steg zum Übertragen eines Drehmoments von dem Grundkörper
auf das Werkzeug. Das pneumatischen Schlagwerk hat ein Führungsrohr, in welchem ein
Erreger und ein Schläger angeordnet sind. Der Erreger ist an den Motor zum periodischen
Vor- und Zurückbewegen längs der Arbeitsachse angekoppelt. Der Schläger ist an den
Erreger mittels einer zwischen dem Erreger und dem Schläger innerhalb des Führungsrohrs
ausgebildeten pneumatischen Kammer zum Übertragen der Bewegung des Erregers auf den
Schläger angekoppelt. Ein Getriebe koppelt das Führungsrohr an den Motor zum Übertragen
eines Drehmoments an. Ein Ende des Führungsrohrs und ein Ende des Grundkörpers sind
ineinandergesteckt. Ein Innendurchmesser des aufgesteckten der Enden ist nur bei einer
um wenigstens 50 Grad Celsius gegenüber dem eingesteckten der Enden erhöhten Temperatur
größer als der Außendurchmesser des eingesteckten der Enden.
[0005] Das über das eingesteckte Ende aufgesteckte Ende klemmt auf dem eingesteckten Ende
aufgrund seines Innendurchmessers. Haben die beiden Enden die gleiche Temperatur,
z.B. Raumtemperatur oder Betriebstemperatur, ist der Innendurchmesser geringer als
der Außendurchmesser des eingesteckten Endes, wenn die beiden Bauteile getrennt von
einander sind, d.h. vor einer Montage oder nach einer Demontage. Der Außendurchmesser
ist bei einem mittleren Durchmesser der Enden beispielsweise zwischen 0,5 µm und 10
µm größer als der Innendurchmesser. Das aufgesteckte Ende hat bei einem Temperaturgradienten
zwischen 50 Grad und 400 Grad einen Innendurchmesser, der größer als der Außendurchmesser
des eingesteckten Endes ist.
[0006] Die beiden Enden sind nicht materialschlüssig sondern nur kraftschlüssig verbunden.
Für eine Montage muss weder gelötet, geschweißt oder geklebt werden. Entsprechend
können die beiden Enden auch reversibel voneinander durch einfaches Erhitzen getrennt
werden.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0007] Die nachfolgende Beschreibung erläutert die Erfindung anhand von exemplarischen Ausführungsformen
und Figuren. In den Figuren zeigen:
Fig. 1 einen Bohrhammer
Fig. 2 einen Werkzeughalter des Bohrhammers
[0008] Gleiche oder funktionsgleiche Elemente werden durch gleiche Bezugszeichen in den
Figuren indiziert, soweit nicht anders angegeben.
AUSFÜHRUNGSFORMEN DER ERFINDUNG
[0009] Fig. 1 zeigt als Beispiel einer meißelnden Handwerkzeugmaschine schematisch einen
Bohrhammer
1. Der Bohrhammer
1 hat einen Werkzeughalter
2, in welchem ein Einsteckende
3 eines Werkzeug, z.B. eines des Bohrers
4, eingesetzt werden kann. Einen primären Antrieb des Bohrhammers
1 bildet ein Motor
5, welcher ein Schlagwerk
6 und eine Abtriebswelle
7 antreibt. Ein Batteriepaket
8 oder eine Netzleitung versorgt den Motor
5 mit Strom. Ein Anwender kann den Bohrhammer
1 mittels eines Handgriffs
9 führen und mittels eines Systemschalters
10 den Bohrhammer
1 in Betrieb nehmen. Im Betrieb dreht der Bohrhammer
1 den Bohrer
4 kontinuierlich um eine Arbeitsachse
11 und kann dabei den Bohrer
4 in Schlagrichtung
12 längs der Arbeitsachse
11 in einen Untergrund schlagen.
[0010] Das Schlagwerk
6 ist ein pneumatisches Schlagwerk
6. Ein Erregerkolben
13 und ein Schläger
14 sind in einem Führungsrohr
15 in dem Schlagwerk
6 längs der Arbeitsachse
11 beweglich geführt. Der Erregerkolben
13 ist über einen Exzenter
16 an den Motor
5 angekoppelt und zu einer periodischen, linearen Bewegung gezwungen. Ein Pleuel
17 verbindet den Exzenter
16 mit dem Erregerkolben
13. Eine Luftfeder gebildet durch eine pneumatische Kammer
18 zwischen dem Erregerkolben
13 und dem Schläger
14 koppelt eine Bewegung des Schlägers
14 an die Bewegung des Erregerkolbens
13 an. Der Schläger
14 kann direkt auf ein hinteres Ende des Bohrers
4 aufschlagen oder mittelbar über einen im Wesentlichen ruhenden Zwischenschläger
19 einen Teil seines Impuls auf den Bohrer
4 übertragen. Das Schlagwerk
6 und vorzugsweise die weiteren Antriebskomponenten sind innerhalb eines Maschinengehäuses
20 angeordnet.
[0011] Das Führungsrohr
15 des Schlagwerks
6 dient zugleich als Abtriebswelle
7. Das Führungsrohr
15 ist entsprechend um die Arbeitsachse
11 drehbar in dem Maschinengehäuse
20 gelagert. Ein beispielhaftes Kegelradgetriebe
21 überträgt das Drehmoment des Motors
5 auf das Führungsrohr
15. Das Getriebe
21 kann mit einer Drehmomentkupplung
22 versehen sein, welche bei einer Blockade des Führungsrohr
15 die Drehmomentübertragung unterbricht.
[0012] Der beispielhafte Werkzeughalter
2 und dessen Anbindung an das Führungsrohr
15 ist in Fig. 2 im Detail dargestellt. Der Werkzeughalter
2 hat einen rohrförmigen Grundkörper
23. Der von dem Grundkörper
23 umschlossene Aufnahmeraum
24 ist zylindrisch oder sechseckig-prismatisch und auf die für den Bohrhammer
1 vorgesehene Werkzeugklasse ausgelegt. Die typischen Bohrer
4 und Meißel sind mit einem SDS-Einsteckende
3 versehen. Der Grundkörper
23 hat ein oder mehrere in den Aufnahmeraum
24 radial vorstehende Stege
25. Der Bohrer
4 hat entsprechende Schlitze in seinem Einsteckende
3 und kann auf die Stege
25 aufgeschoben werden. Die Stege
25 übertragen ein Drehmoment von dem Grundkörper
23 auf den Bohrer
4. Der Bohrer
4 wird durch Klinken
26 in dem Aufnahmeraum
24 gehalten. Die Klinken
26 greifen durch Langlöcher
27 in dem Grundkörper
23 in entsprechende Nuten in dem Einsteckende
3 ein. Der Anwender kann die Klinken
26 durch Verschieben einer Betätigungshülse
28 entriegeln, um den Bohrer
4 zu entnehmen. Anstelle von Klinken
26 können Kugeln oder Walzen den Bohrer
4 haltern.
[0013] Der Grundkörper
23 ist auf das Führungsrohr
15 form- und kraftschlüssig gefügt. Die Fügung ist dauerhaft, in dem Sinne, dass der
Anwender mit den ihm üblichen Mitteln den Grundkörper
23 nicht zerstörungsfrei von dem Führungsrohr
15 lösen kann.
[0014] Der Grundkörper
23 ist beispielhaft auf das Führungsrohr
15 aufgesteckt. Das eingesteckte Ende
29 des Führungsrohrs
15 ist im Wesentlichen ein Hohlzylinder. Das eingesteckte Ende
29 hat den gleichen Hohlquerschnitt wie der Aufnahmeraum
24, so dass dieser nahtlos von dem Führungsrohr
15 verlängert ist. Die Mantelfläche
30 des eingesteckten Endes
29 kann zylindrisch sein. Die zylindrische Form ist insbesondere vorteilhaft für eine
Fertigung des eingesteckten Endes
29 mit einer geringen Toleranz. Das aufgesteckte Ende
31 des Grundkörpers
23 hat eine Innenfläche
32 mit der gleichen Form wie die Mantelfläche
30 des eingesteckten Endes
29, vorzugsweise zylindrisch. Der Innendurchmesser des aufgesteckten Endes
31, d.h. seiner Innenfläche
32, ist etwas geringer als der Außendurchmesser
33 des eingesteckten Endes
29, d.h. dessen Mantelfläche
30. Der Unterschied liegt im Bereich von 0,5 µm (Mikrometer) bis 10 µm. Der Unterschied
des Innendurchmessers zu dem Außendurchmesser
33 manifestiert sich nur, wenn Grundkörper
23 und Führungsrohr
15 voneinander getrennt sind. Der Grundkörper
23 wird vor dem Aufsetzen erhitzt, beispielsweise um 50 bis 400 Grad Celsius. Höhere
Temperaturen sind zu vermeiden, da diese zu Strukturänderungen des wärmebehandelten
Grundkörpers
23 führen können. Die aus Kunststoff gefertigte Betätigungshülse
28 und andere Kunststoffkomponenten können vor dem Erhitzen von dem Grundkörper
23 abgezogen werden bzw. erst danach aufgesteckt werden. Der erwärmte Grundkörper
23 weitet sich ausreichend, um ohne Kraft das aufgesteckte Ende
31 auf das eingesteckte Ende
29 zu schieben. Beim Abkühlen zieht sich der Grundkörper
23 zusammen. Das aufgesteckte Ende
31 sitzt nun aufgrund thermomechanischer Spannungen kraftschlüssig auf dem eingesteckten
Ende
29 auf.
[0015] Der Grundkörper
23 kann von Fachpersonal beispielsweise bei einem Service von dem Führungsrohr
15 abgenommen werden. Der Grundkörper
23 und das Führungsrohr
15 werden längs der Arbeitsachse
11 unter Zugspannung gesetzt. Danach wird nur der Grundkörper
23 um 50 bis 400 Grad Celsius erhitzt. Wesentlich ist hierbei ein rascher Temperaturanstieg
zwischen 100 und 500 Grad Celsius pro Sekunde. Der Wärmeeintrag erfolgt durch Induktionsheizen.
Die Fügezone zwischen dem aufgesteckten Ende
31 und dem eingesteckten Ende
29 stellt eine ausreichende Wärmeschranke dar, um ein Aufheizen des Führungsrohrs
15 ausreichend zu verzögern. Sobald sich der Temperaturgradient von mehr als 50 Grad
zwischen den Enden
29, 31 einstellt, löst sich der unter Zug gesetzte Grundkörper
23 von dem Führungsrohr
15.
1. Meißelnde Handwerkzeugmaschine mit
einem Motor (5),
einem Werkzeughalter (2), der einen rohrförmigen Grundkörper (23) mit einem zu einer
Arbeitsachse (11) koaxialen prismatischen oder zylindrischen Aufnahmeraum (24) zum
Aufnehmen eines Werkzeugs (4) und einem in den Aufnahmeraum (24) vorstehenden längs
der Arbeitsachse (11) orientierten Steg (25) zum Übertragen eines Drehmoments von
dem Grundkörper (23) auf das Werkzeug (4) aufweist,
einem pneumatischen Schlagwerk (6), das ein Führungsrohr (15) aufweist, in welchem
angeordnet ein Erreger an den Motor (5) zum periodischen Vor- und Zurückbewegen längs
der Arbeitsachse (11) angekoppelt ist und in welchem angeordnet ein Schläger (14)
an den Erreger mittels einer zwischen dem Erreger und dem Schläger (14) innerhalb
des Führungsrohrs (15) ausgebildeten pneumatischen Kammer (18) zum Übertragen der
Bewegung des Erregers auf den Schläger (14) angekoppelt ist,
einem Getriebe (21), das das Führungsrohr (15) an den Motor (5) zum Übertragen eines
Drehmoments ankoppelt,
wobei ein Ende (29) des Führungsrohrs (15) und ein Ende (31) des Grundkörpers (23)
ineinandergesteckt sind, wobei ein Innendurchmesser des aufgesteckten der Enden (29)
nur bei einer um wenigstens 50 Grad Celsius gegenüber dem eingesteckten der Enden
(31) erhöhten Temperatur größer als der Außendurchmesser (33) des eingesteckten der
Enden (31) ist.
2. Meißelnde Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem von dem Führungsrohr (15) separierten Grundkörper (23) der Innendurchmesser
des aufgesteckten Endes (29) um wenigstens 0,5 µm kleiner als der Außendurchmesser
(33) des eingesteckten Endes (31) ist.
3. Meißelnde Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungsrohr (15) und der Grundkörper (23) aus Stahl gefertigt sind.
4. Meißelnde Handwerkzeugmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fügezone zwischen den beiden Enden (29, 31) kein Lotmittel und keine Schweißnaht
aufweist.