[0001] Die Erfindung betrifft eine galvanische Beschichtungsanlage und ein Verfahren zu
deren Betrieb zur Beschichtung einer Oberfläche eines als Arbeitselektrode geschalteten
Werkstücks mittels einer auf die jeweilige zu erstellende Schicht abgestimmten, in
einem Vorratsbehälter vorgehaltenen Arbeitslösung mit einer Beschichtungssubstanz
vorgegebener Konzentration und Beschaltung des Werkstücks gegen eine Gegenelektrode
über eine vorgegebene Beschichtungsdauer.
[0002] Zur galvanischen Beschichtung von Werkstücken wird in einer Wanne ein Elektrolyt
vorgelegt und zwischen einer Gegenelektrode und einem Werkstück eine Spannung angelegt,
so dass sich je nach Zusammensetzung des Elektrolyts, der angelegten Spannung und
den elektrochemischen Eigenschaften des Werkstücks infolge des zwischen Gegenelektrode
und dem Werkstück fließenden Stroms an dem Werkstück eine Schicht abscheidet. Hierbei
kann ein an sich für die Beschichtung eines entsprechenden Werkstücks ungeeigneter
Stoff beschichtet werden, indem zuerst eine oder mehrere Vermittlerschichten aufgebracht
und/oder konditionierende Verfahrensschritte vorgesehen werden. Zwischen zwei Beschichtungsschritten
werden dabei entsprechende Spülvorgänge des Werkstücks vorgenommen. Beispielsweise
kann auf einem Werkstück aus Aluminium eine stabile Kupferschicht aufgebracht werden,
indem zuvor eine Nickelschicht aufgebracht wird. Dazwischen sind entsprechende Reinigungs-
und Konditionierschritte vorgesehen. Um einen Beschichtungsvorgang mit mehreren Beschichtungsschritten
seriell durchführen zu können, wird in Reihe oder-wie beispielsweise aus der
DE 29 44 401 A1 bekannt - kreisförmig eine entsprechende Anzahl von Arbeitsbehältern aufgestellt,
zwischen denen mittels einer das Werkstück oder eine Folge von Werkstücken von einem
Arbeitsbehälter in den nächsten Arbeitsbehälter transportierenden Transporteinrichtung
die Folge der notwendigen Beschichtungs- und Behandlungsschritte seriell abgearbeitet
wird. Hierbei ist jeder Arbeitsbehälter mit der diesem Behandlungsschritt entsprechenden
Flüssigkeit - Elektrolyt, Spüllösung, Konditionierlösung und dergleichen - befüllt
und muss über eine entsprechende Versorgung, beispielsweise mit einem Rührwerk, welches
nur eine unzureichende Durchmischung des Elektrolyts in dem Arbeitsbehälter ermöglicht,
gegebenenfalls einer Heizeinrichtung, Zu- und Abläufen zur Befüllung und Entleerung
versehen werden. Insbesondere bei großen Werkstücken, beispielsweise Teilen von Flugzeugtriebwerken,
Turbinenteilen und dergleichen, sind Aufwand und Raumbedarf, insbesondere lateraler
Raumbedarf für die bereitzuhaltende Anzahl von Arbeitsbehältern sowie die Transporteinrichtung
groß, so dass der Aufwand unter anderem auch für die diese umgebenden Gebäude und
Gebäudeflächen sehr groß ist. Desweiteren verändern sich die Inhalte der Arbeitsbehälter
über dessen Betrieb laufend, so dass beispielsweise durch Schlammbildung die Arbeitsbehälter
in vorgesehenen Abständen gereinigt und die Anlage während dieser Zeit stillgelegt
werden muss. Weiterhin treten durch die Schlammabfälle hohe Belastungen zur Entsorgung
auf.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist daher, eine galvanische Beschichtungsanlage und ein Verfahren
zu deren Betrieb vorzuschlagen, die eine effizientere und schnellere Beschichtung
der Werkstücke ermöglichen und weniger Industrieabfall verursachen.
[0004] Die Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 und die Merkmale des Verfahrens
gemäß Anspruch 13 gelöst. Die von diesen abhängigen Ansprüche geben vorteilhafte Ausführungsformen
des Gegenstands und des Verfahrens wieder.
[0005] Die vorgeschlagene galvanische Beschichtungsanlage dient der Beschichtung einer Oberfläche
eines als Arbeitselektrode geschalteten Werkstücks beliebiger Gestalt. Die Beschichtung
erfolgt mittels eines oder mehrerer Beschichtungsvorgänge und gegebenenfalls vor-,
zwischen oder nachgeschalteter Konditionierungs-, Reinigungsvorgänge und/oder dergleichen
mittels einer auf die jeweilige zu erstellende Schicht und den Beschichtungsprozess
abgestimmten Arbeitslösung. Die Arbeitslösung wird bevorzugt in einem von den chemischen
Eigenschaften und dessen physikalischen Eigenschaften wie Temperatur, Dichte und Volumen
abgestimmten Vorratsbehälter, beispielsweise aus Polypropylen (PP), Polyvinylidenfluorid
(PVDF) oder dergleichen vorgehalten. Weitere Vorratsbehälter können der Bereithaltung
der Konditionierungs- und Reinigungslösung dienen.
[0006] Die Arbeitslösung enthält die Beschichtungssubstanz in vorgegebener Konzentration.
Unter Beschichtungssubstanz sind beispielsweise Metallsalze, Substrate, die eine Beschichtung
durch Oxidation der Oberfläche bewirken, beispielsweise eine Eloxierung oder dergleichen
zu verstehen. Das Werkstück wird als Arbeitselektrode gegen eine Gegenelektrode, bevorzugt
eine chemisch inerte Gegenelektrode aus Edelstahl, Titan oder dergleichen geschaltet,
so dass der gesamte Stoffumsatz der Beschichtung aus der Arbeitslösung gewonnen wird.
Je nach Art der Ausbildung der Beschichtung - kathodisch oder anodisch - wird die
Arbeitselektrode als Kathode oder Anode und die Gegenelektrode entsprechend als Anode
oder Kathode beschaltet. In besonders vorteilhafter Weise ist der Arbeitsbehälter
selbst, eine stromleitend ausgebildete Innenwanne, ein anderer mit der Arbeitslösung
in elektrolytischem Kontakt stehender Teil des Arbeitsbehälters oder dergleichen als
Gegenelektrode ausgebildet. Desweiteren können Gegenelektroden beispielsweise in einen
Arbeitsbehälter, eine Zu- oder Ableitung integriert sein.
[0007] Zur Erzielung einer bevorzugt kompletten Beschichtung ist eine vorgegebene Beschichtungsdauer
vorgesehen, die abhängig von der vorgesehenen Schichtdicke, der Vollständigkeit der
Beschichtung, der Fläche des zu beschichtenden Werkstücks und dergleichen von Hand
oder abhängig von elektrischen Größen automatisiert eingestellt wird.
[0008] Zur Erzielung schneller Beschichtungszeiten, einer vollständigen und qualitativ hochwertigen
Beschichtung und einem zu vernachlässigenden elektrolytischen Abfall wie beispielsweise
Elektrodenschlamm ist ein Umwälzen der Arbeitslösung derart vorgesehen, dass über
zumindest eine Zuleitung und zumindest eine Ableitung an der zu beschichteten Oberfläche
eine vorgegebene Strömung der Arbeitslösung eingestellt ist, die zur Einstellung derselben
Konzentration der Beschichtungssubstanz an der zu beschichtenden Oberfläche wie im
Volumen wie Hauptmasse der Arbeitslösung (bulk) führt. Dies bedeutet, dass der an
der Oberfläche durch Beschichtung entstehende Gradient der Konzentration von der Oberfläche
in ein mittleres Volumen der Arbeitslösung im Wesentlichen durch die eingestellte
Strömung abgebaut wird. Durch den Abbau des Gradienten steht der Oberfläche eine effektive
Konzentration der Beschichtungssubstanz zur Verfügung und die Reaktionsprodukte der
Beschichtung werden durch die vorgeschlagene Anströmung der Oberfläche effektiv abgeführt,
so dass die Beschichtungsgeschwindigkeit steigt, und die Beschichtung qualitativ hochwertig
ausgebildet wird. Die Umwälzung der Arbeitslösung kann in einem verkürzten Kreislauf
unter Ausschluss des Vorratsbehälters oder unter Integration des Vorratsbehälters
erfolgen. Insbesondere bei großen Oberflächen und/oder kleinen Arbeitslösungsvolumina
kann es vorteilhaft sein, zur Vermeidung eines größeren Konzentrationsabfalls der
Beschichtungssubstanz während der Umwälzung den Vorratsbehälter in den Kreislauf einzubeziehen.
[0009] Hierbei kann durch die Umwälzung je nach zu beschichtendem Werkstück beziehungsweise
dessen zu beschichtender Oberfläche eine laminare oder eine turbulente Strömung an
der Oberfläche erzeugt werden. Dabei kann eine Heranführung der Arbeitslösung an die
Oberfläche in einem zu der Oberfläche spitzen Winkel, bevorzugt kleiner 30°, besonders
bevorzugt 15° zur Oberfläche vorgesehen sein. Alternativ oder zusätzlich können die
Zuleitungen der Arbeitslösung in einem entsprechend spitzen Winkel in einer gegenüber
der Oberfläche beabstandeten Wandung eines Arbeitsbehälters vorgesehen sein. Dies
kann insbesondere in einem runden Arbeitsbehälter zu einer im Wesentlichen tangentialen
Beschleunigung des Arbeitsvolumens führen, so dass die beabstandete Oberfläche mit
hoher Relativgeschwindigkeit und damit der Strömung zur Einstellung derselben Konzentration
an Beschichtungssubstanz wie im Volumen der Arbeitslösung angeströmt ist.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform kann mittels zumindest zweier, gegeneinander
gerichteter Zuleitungen eine turbulente, bevorzugt dreidimensionale Verwirbelung der
Arbeitslösung vorgesehen sein. Hierbei können die Zuleitungen so gegeneinander gerichtet
sein, dass eine turbulente Strömung in einem beispielsweise in dem Arbeitsbehälter
aufgenommenen Arbeitslösungsvolumen in dem Maße erzeugt wird, dass an der Oberfläche
eine ausreichende Anströmung vorhanden ist, um die sich die durch elektrochemische
Umsetzung verringernde Konzentration des Beschichtungssubstrats an der zu beschichtenden
Oberfläche konstant und der Konzentration des Mittels der Arbeitslösungsvolumens entsprechend
auszugleichen. Beispielsweise kann bei einem ringförmigen Werkstück mit beidseitig
zu beschichtender Oberfläche vorgesehen sein, an beiden Seiten des Werkstücks eine
Zuleitung zur spitzwinkeligen Einströmung der Arbeitslösung auszubilden, wobei die
beiden Teilströme der beiden Seiten des Werkstücks gegenläufig ausgebildet sind, so
dass insgesamt eine turbulente Strömung bei einem Aufeinandertreffen der Teilströme,
beispielsweise oberhalb und unterhalb des Hohlzylinders des Werkstücks in dem Arbeitsbehälter
ausgebildet wird. Hierbei kann zusätzlich von Vorteil sein, wenn in einem das Werkstück
aufnehmenden Arbeitsbehälter zwischen unterschiedlichen Positionen, bevorzugt unterschiedlichen
hydrostatischen Höhen eine Verbindungsleitung vorgesehen ist. Hierdurch erfolgt neben
einer Ausbildung von Turbulenzen in einer Ebene eine Übertragung der Turbulenzen auf
die hydrostatische Höhe des Arbeitsbehälters, so dass eine besondere effiziente dreidimensionale
turbulente Anströmung der Außen- und Innenoberfläche des hohlzylindrischen Werkstücks
ausgebildet ist.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform bildet zur Beschichtung einer innerhalb
des Werkstücks vorgesehenen Oberfläche das Werkstück den Arbeitsbehälter selbst. Zur
Erzeugung einer Anströmung der Oberfläche zur Verringerung oder Eliminierung des Konzentrationsgradienten
zwischen Oberfläche und Volumen der Arbeitslösung ist eine die notwendige Anströmung
der Oberfläche eingestellte Umwälzung der Arbeitslösung vorgesehen. Hierbei ist das
Werkstück ebenfalls als Arbeitselektrode ausgebildet. Die Gegenelektrode kann in den
Innenraum des Werkstücks eingebracht oder außen, beispielsweise an der Zu- und/oder
Ableitung an gegenüber dem Werkstück isolierten Anschlussstücken oder dergleichen
angeordnet sein.
[0012] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform kann eine galvanische Beschichtungsanlage
in der Weise vorgesehen sein, dass zur Beschichtung einer vorgegebenen Oberfläche
des Werkstücks ein die Oberfläche bedeckender und nach außen abdichtender Arbeitsbehälter
mit zumindest einer Zuleitung und zumindest einer Ableitung vorgesehen ist. Der Arbeitsbehälter
kann beispielweise haubenförmig ausgebildet sein und die komplette Oberfläche oder
einen Teil dieser bedecken, so dass Teilbeschichtungen der Oberfläche eines Werkstücks
vorgenommen werden können. In dem Arbeitsbehälter kann die Gegenelektrode integriert
sein oder bei entsprechender Isolierung gegenüber dem Werkstück kann der komplette
Arbeitsbehälter als Gegenelektrode dienen.
[0013] Die galvanische Beschichtungsanlage kann zur Automatisierung des Beschichtungsprozesses
mehrerer nacheinander zu beschichtender Werkstücke mit einer Werkstückwechseleinrichtung
und zumindest einer, zumindest einen vorgegebenen Teil der Oberfläche beschichtenden
Beschichtungseinrichtung mit einem den vorgegebenen Teil beinhaltenden Arbeitsbehälter
und zumindest einer Zuleitung und zumindest einer Ableitung versehen sein. Hierbei
kann vorgesehen sein, dass die Werkstücke von der Werkstückwechseleinrichtung zu-
und abgeführt werden. Je nach Ausbildung und Anzahl der einfach oder mehrfach zu beschichtenden
Oberflächen eines Werkstücks können mehrere Beschichtungseinrichtungen für eine oder
mehrere außerhalb und/oder innerhalb des Werkstücks vorgesehene Oberflächen eingerichtet
werden. Hierbei können beispielsweise mehrere Werkstücke zugleich beschichtet werden
und/oder mehrere Beschichtungen an einer oder mehreren Oberflächen ausgebildet werden.
Vorteilhaft kann hierbei ein Karussellsystem sein, bei dem kreisförmig Werkstücke
zugeführt und abgeführt werden, so dass ein kontinuierlicher Beschichtungstakt eingerichtet
werden kann. Die vorgeschlagenen Arbeitsbehälter beispielsweise in Form von an die
Oberfläche eines Werkstücks angelegten Hauben können dabei automatisiert an die Oberflächen
oder Werkstücke angelegt werden. Bei stehenden Arbeitsbehältern können die Werkstücke
nacheinander in den Arbeitsbehälter getaucht werden. Dabei kann ein einziger Arbeitsbehälter
vorgesehen sein, bei dem während mehrerer Beschichtungsschritte und/oder Reinigungs-
und/oder Konditionierungsritte die jeweilige Arbeitslösung gewechselt wird.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform einer galvanische Beschichtungsanlage sind
zwischen einem Vorratsbehälter und dem Arbeitsbehälter zumindest zwei an unterschiedlichen
geometrischen Positionen des Arbeitsbehälters angeordnete Zuleitungen und zumindest
eine Ableitung vorgesehen, wobei zur Befüllung des Arbeitsvolumens an den Zuleitungen
ein Volumenstrom vom Vorratsbehälter in Richtung Arbeitsbehälter, zur Entleerung des
Arbeitsvolumens ein Volumenstrom vom Arbeitsbehälter zum Vorratsbehälter und während
der Beschichtungsdauer zwei Zuleitungen mit oder ohne Einschaltung des Vorratsbehälters
in einen Kreislauf mit unterschiedlichen Richtungen in den Arbeitsbehälter einströmender
Volumenströme geschaltet sind. Mittels der beiden in Richtung des Arbeitsbehälters
geschalteten Volumenströme wird eine besonders schnelle Befüllung des Arbeitsbehälters
erzielt, während durch Umschaltung der Volumenströme ein besonders schnelles Entleeren
des Arbeitsbehälters möglich ist. Während der Beschichtungsdauer kann durch Verschließen
der Ableitungen und Umwälzen der Arbeitslösung mittels der gegeneinander geschalteten
Volumenströme eine besonders gute Umwälzung der Arbeitslösung in dem Arbeitsbehälter
erzielt werden. Soll die Konzentration der Beschichtungssubstanz, eine erhöhte Temperatur
der Arbeitslösung und dergleichen in effizienter Weise aufrecht erhalten werden, kann
der Vorratsbehälter in den Kreislauf der Zuleitungen eingeschaltet werden. Hierbei
können jeder Zuleitung eine bezogen auf einen Volumenstrom bidirektional beschaltbare
Pumpe und zwischen Zuleitungen und Ableitungen Schaltventile vorgesehen sein, die
die entsprechenden Volumenströmungen und deren Wechsel ermöglichen.
[0015] In bevorzugter Weise kann ein einziger Arbeitsbehälter vorgesehen werden, bei dem
die Badflüssigkeiten wie Arbeitslösungen - soweit notwendig - von Bearbeitungsschritt
zu Bearbeitungsschritt gewechselt werden. Infolge dieses Wechsels des kinematischen
Ablaufs kann mittels nur eines einzigen Arbeitsbehälters und im Wesentlichen frei
zu diesem anordenbaren Vorratsbehältern wesentlicher Raumbedarf eingespart werden,
zumindest aber aufgrund der von der vereinfachten Transporteinrichtung nicht mehr
kinematisch vorgegebenen Anordnung abgewichen werden, so dass insgesamt eine günstigere
Staffelung der erforderlichen Volumina ermöglicht wird. Weiterhin können durch die
Einsparung von gegenüber Vorratsbehältern teuren Arbeitsbehältern Kosten gespart werden.
Der Arbeitsbehälter kann Röhren- oder Becherform aufweisen. In besonders vorteilhafter
Weise können bei einem Umbau einer konventionellen galvanischen Beschichtungsanlage
mit mehreren Arbeitsbehältern diese als Vorratsbehälter weiterverwendet werden und
beispielsweise geodätisch über diesen raumsparend angeordnet werden. Weiterhin können
vorhandene Elektrolyte in der Regel weiterverwendet werden.
[0016] Die mit dem Arbeitsbehälter in Verbindung stehenden Vorratsbehälter enthalten die
für einen Bearbeitungsschritt notwendigen, jeweils das betreffende Medium im Badbehälter
bildenden Arbeitslösungen, beispielsweise eine Elektrolytlösung, eine Spüllösung oder
ein Spülmedium, eine Konditionierlösung oder dergleichen. Unter Elektrolytlösung ist
hierbei eine elektrisch leitfähige Lösung mit einer vorgegebenen Konzentration einer
elektroaktiven Komponente und einer Gegenkomponente zu verstehen, so dass unter Einhaltung
des Elektroneutralitätsgesetzes an dem Werkstück unter Bildung einer Schicht ein Entladungsvorgang
und an der Gegenelektrode in gleichem Umfang ein Ladungsumtausch entgegengesetzter
Ladung auftritt. Die elektroaktive Komponente kann ein Metallion, beispielsweise ein
Kupferkation, ein Nickelkation, beispielsweise hydratisiert und/oder mittels Liganden
komplexgebunden, ein mittels funktioneller Gruppen geladenes organisches Ion, beispielsweise
eine Harzkomponente oder dergleichen sein. Je nach Ladung kann ein Kation kathodisch
reduziert werden, wobei als Gegenreaktion an der Gegenelektrode beispielsweise Wasser
zu Sauerstoff oxidiert wird. In selteneren Fällen kann in anodischer Schaltung des
Werkstücks ein negativ geladenes Substrat an dem Werkstück durch Oxidation schichtbildend
niedergeschlagen werden, wobei beispielsweise an der Gegenelektrode Wasser zu Wasserstoff
reduziert wird. Die Beschichtungsvorgänge können durch Gleichstrom, Strompulse und
dergleichen erfolgen. Nachfolgende Konditionierschritte wie Elektropolieren, Glätten
und dergleichen können unter Zuschaltung eines Wechselanteils bei gleichem oder geändertem
Elektrolyt erfolgen. Die Gegenelektrode ist bevorzugt aus chemisch inaktivem Material,
beispielsweise in bevorzugter Weise aus Edelstahl, aus Titan oder mit Titan beschichtet,
aus Edelmetall oder edelmetallbeschichtet ausgebildet. Um eine gleichmäßige Beschichtung
zu erzielen, kann weiterhin die Form der Gegenelektrode der äußeren Form des Werkstücks
unter Einhaltung eines vorgegebenen Abstands nachgebildet sein.
[0017] Eine Spüllösung oder ein Spülmedium kann im einfachsten Fall Wasser oder beispielsweise
ein Gemisch von Wasser mit organischen Lösungsmitteln, eine neutralisierende Lösung,
eine ein Metall komplexierende Lösung oder dergleichen sein. Dabei muss Wasser für
sich nicht in einem Vorratsbehälter vorgehalten werden sondern kann mittels eines
separaten steuerbaren Anschlusses dem Arbeitsbehälter zugeleitet werden.
[0018] Der Arbeitsbehälter ist aus inertem Material, beispielsweise Edelstahl oder entsprechend
beschichtetem Stahl, beispielsweise kunststoffbeschichtetem Stahl, aus Kunststoff
mit einer entsprechenden Tragekonstruktion oder dergleichen gebildet. Zur Verbesserung
der Beschichtungsqualität kann der Arbeitsbehälter beispielsweise aufgeheizt bevorzugt
thermostatisiert ausgebildet sein. Weiter kann der Arbeitsbehälter verschließbar ausgebildet
sein. Die Vorratsbehälter sind alle aus demselben für die Inhalte inerten Material
beispielsweise Edelstahl oder Kunststoff mit entsprechender Tragestruktur ausgebildet.
Alternativ kann ein Vorratsbehälter für den entsprechenden Inhalt abgestimmt, beispielsweise
aus entsprechendem inertem Material gebildet oder mit diesem beschichtet sein
[0019] Zum Beschicken des Arbeitsbehälters mit dem jeweils für einen Behandlungsschritt
notwendigen Inhalt eines der Vorratsbehälter ist der entsprechende Vorratsbehälter
jeweils mittels zumindest einer Zuleitung mit dem Arbeitsbehälter verbunden und weist
zumindest eine Ableitung auf. Die Zufuhr und Rückführung der Arbeitslösungen erfolgt
mittels Leitungen und entsprechender Pumpen und Ventile. Bei einer geodätischen Anordnung
der Vorratsbehälter über dem Arbeitsbehälter können die Arbeitslösungen durch den
dabei entstehenden hydrostatischen Druck dem Arbeitsbehälter zugeführt werden. Um
eine Rückführung der Arbeitslösungen zu gewährleisten, ist in bevorzugter Weise der
Abfluss mittels einer Rückführleitung mit dem Vorratsbehälter verbunden und gegebenenfalls
eine Pumpe zum Ausgleich hydrostatischer Füllstände vorgesehen. Desgleichen sind entsprechend
schaltbare Ventile vorgesehen, die ein gezieltes Befüllen und Entleeren des Arbeitsbehälters
mit den unterschiedlichen Inhalten der Vorratsbehälter sowie gegebenenfalls ein Spülen
mit Wasser erlauben.
[0020] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform können durch die Behandlung wie Beschichtung
veränderte Gehalte von Substanzen insbesondere verbrauchte Substanzen der Elektrolyten
mittels entsprechender Detektionseinrichtungen erfasst und mittels entsprechender
Zuführeinrichtung wieder komplettiert werden. Beispielsweise können pH-Werte erfasst
und veränderte pH-Werten mittels entsprechender Säuren oder Basen wieder eingestellt
werden. Weiterhin können beschichtungsaktive Substanzen, beispielsweise der Kupfer-
oder Nickelgehalt eines Elektrolyts mittels einer Detektionseinrichtung erfasst und
verbrauchte Mengen beispielsweise mittels hochkonzentrierter gelöster Salze dieser
mittels der Zuführeinrichtung nachgeführt werden. Desweiteren können in den Zuleitungen
und Ableitungen, in den Vorratsbehältern oder am Ausgang des Arbeitsbehälters Filtereinrichtungen
vorgesehen sein, so dass in unerwarteter Weise gebildete Rückstände laufend gefiltert
werden können und einer Schlammbildung vorgebeugt werden kann.
[0021] Das vorgeschlagene Verfahren dient dem Betrieb der vorgeschlagenen galvanischen Beschichtungsanlage
und enthält eine Prozesssteuerung zumindest zur Steuerung der Zu- und Abflüsse von
Arbeitslösungen in einen Arbeitsbehälter, der Steuerung der Beschichtungsdauer und
der Steuerung der Umwälzung der Arbeitslösung an der Oberfläche. Zusätzlich können
mittels der Prozesssteuerung die Steuerung einer Werkstückwechseleinrichtung zur Zu-
und Abführung der Werkstücke und gegebenenfalls deren Umlagerung bei einem mehrstufigen
Beschichtungsprozess erfolgen. Hierbei hat sich zur Steuerung der Beschichtungsdauer
als besonders vorteilhaft erwiesen, bei Erzeugung einer Beschichtung mit gegenüber
einer elektrischen Leitfähigkeit der Oberfläche vor der Beschichtung geringeren Leitfähigkeit
eine erfolgende Beschichtung zu beenden, wenn eine vorgegebene elektrische Größe zwischen
Arbeitselektrode und Gegenelektrode einen vorgegebenen Grenzwert erreicht. Dies bedeutet,
dass beispielsweise bei einer Beschichtung eines Werkstücks aus Aluminium oder dessen
Legierungen und Aufbringen einer Eloxal-Beschichtung die Beschichtung abgebrochen
wird, wenn beispielsweise der Beschichtungsstrom auf einen vorgegebenen Wert abgefallen,
eine Beschichtungsspannung auf einen vorgegebenen Wert angestiegen, eine vorgegebene
Strommenge verbraucht oder ein anderer Grenzwert einer elektrischen Größe erreicht
ist. Aufgrund der vorgeschlagenen effizienten Umwälzung wird dabei eine vollständige
Beschichtung durch Konzentration des Beschichtungsstroms auf gegenüber der isolierenden
Eloxal-Beschichtung höher leitenden, noch nicht beschichteten Oberflächenteile erzielt,
so dass eine vollständige Beschichtung eintritt, bevor der vorgesehene Grenzwert der
ausgewählten elektrischen Größe erreicht wird.
[0022] Mittels des vorgeschlagenen Verfahrens wird die beschriebene galvanische Beschichtungsanlage
derart betrieben, dass in dem einzigen Arbeitsbehälter nacheinander die für einen
Beschichtungsvorgang notwendigen, in einem Vorratsbehälter vorgehaltenen Elektrolyten
vorgelegt, jeweils ein Beschichtungsvorgang in dem entsprechenden Elektrolyten durchgeführt,
dieser anschließend wieder entfernt wird und gegebenenfalls zwischen zwei Elektrolytvorlagen
ein Spülvorgang vorgesehen wird. Hierzu werden von einer Steuereinheit bevorzugt vollständig
automatisiert die entsprechenden Inhalte der Vorratsbehälter in vorgegebener Menge
durch Schaltung von beispielsweise an Ein- und Ausgängen der Vorratsbehälter und/oder
dem Arbeitsbehälter vorgesehenen Ventilen, Steuerung einer oder mehrerer Pumpen vorgelegt,
gegebenenfalls eine vorgegebene Badtemperatur eingestellt, die vorgeschlagene Umwälzung
des Inhalts des Arbeitsbehälters an den Elektroden wie Gegenelektrode und Werkstück
eingestellt, eine vorgegebene Spannung, beispielsweise abhängig von einem Beschichtungs-
oder Konditionierungsvorgang eine Gleichspannung, Spannungsrampen, -zyklen und dergleichen
für eine vorbestimmte Zeit angelegt und der Inhalt des Arbeitsbehälters in den entsprechenden
Vorratsbehälter rückgepumpt oder verworfen wird.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens kann der Elektrolyt während eines
Beschichtungsvorgangs laufend zwischen dem Arbeitsbehälter und dem Vorratsbehälter
ausgetauscht werden. Hierdurch werden beispielsweise eine Verarmung des Elektrolyts,
eine Veränderung des pH-Werts durch Sauerstoffentwicklung und andere Einflüsse während
der Beschichtung zumindest verringert. Außerdem tritt durch den sich einstellenden
Fluss eine Konvektion ein, so dass gegebenenfalls auf ein Rührwerk verzichtet werden
kann. Dieser Verfahrensschritt kann auch für aus Vorratsbehältern nachgeführten Spül-
und Konditionierlösungen vorteilhaft sein.
[0024] Im Weiteren kann in einem vorteilhaften Verfahren durch die Steuereinheit oder manuell
zumindest ein Gehalt von an der Beschichtung beteiligten Stoffen des Elektrolyten
laufend kontrolliert und bei Unterschreiten eines Grenzwerts ergänzt werden, indem
über entsprechende Zuführeinrichtungen verbrauchte Stoffe nachdosiert werden.
[0025] Das Verfahren kann weiterhin vereinfacht werden, indem nicht in einem Vorratsbehälter
vorgehaltenes Wasser als Spüllösung verwendet wird, wobei in ein vorgesehenes Leitungssystem
von außen Wasser zu- und abgeführt wird. Hierzu können entsprechend von einer Steuereinheit
gesteuerte Ventile vorgesehen sein. Das unter Vorspannung stehende Wasser kann einem
Leitungsdruck entsprechen oder von einer Pumpe vorgespannt sein.
[0026] Die Erfindung wird anhand der in den Figuren 1 bis 6 dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines ersten Teils einer galvanischen Beschichtungsanlage,
- Figur 2
- einen zweiten Teils der galvanischen Beschichtungsanlage,
- Figur 3
- einen Querschnitt durch den Arbeitsbehälter der Figur 1,
- Figur 4
- einen Längsschnitt durch den Arbeitsbehälter der Figur 3,
- Figur 5
- eine gegenüber der galvanischen Beschichtungsanlage der Figuren 1 und 2 abgeänderte
galvanische Beschichtungsanlage und
- Figur 6
- eine weitere gegenüber den galvanischen Beschichtungsanlagen der Figuren 1, 2 und
5 abgeänderte galvanische Beschichtungsanlage.
[0027] Die Figuren 1 und 2 geben schematisch den Aufbau der galvanischen Beschichtungsanlage
1 wieder. Hierbei zeigt die Figur 1 den Arbeitsbehälter 2. Der Arbeitsbehälter 2 ist
hohlzylindrisch ausgebildet und umschließt das Arbeitslösungsvolumen 3, in das das
hohlzylindrische Werkstück 4 mittels der Werkstückwechseleinrichtung 5 ein- und ausgefahren
wird. Hierzu ist das Werkstück 4 an den über Umfang verteilten, nach außen klemmenden
Befestigungselementen 6, von denen nur eines dargestellt ist, verspannt. Die Befestigungselemente
6 dienen zugleich der Stromzuleitung, so dass das metallische Werkstück 4 als Arbeitselektrode
7 dient.
[0028] Im eingetauchten Zustand des Werkstücks 4 bilden die Wände 8, 9 des mit Arbeitslösung,
je nach Prozessschritt beispielsweise mit Elektrolyt, Spülflüssigkeit, Konditionierflüssigkeit,
Reinigungsflüssigkeit und dergleichen gefüllten Arbeitsbehälters 2 an dessen Innen-
und Außenumfang die Gegenelektrode 10. Der Arbeitsbehälter 2 ist zur Ausbildung geringer
und den Flächen der Oberfläche 11 des Werkstücks 4 entsprechender Flächen der Gegenelektrode
10 und zur Minimierung des Arbeitslösungsvolumens 3 an die Kontur des Werkstücks 4
angepasst. Während des Beschichtungsprozesses mit seinen Prozessschritten Reinigen,
Konditionieren, Beschichten ist der Arbeitsbehälter 2 mit dem Deckel 12 verschlossen.
Eine Absaugung von während der Beschichtung entstehender Gase kann vorgesehen sein.
[0029] Der Arbeitsbehälter 2 besitzt eine Mehrzahl von Zuleitungen für jede zuzuführende
Arbeitslösung, von denen der Übersicht halber in dem dargestellten Ausführungsbeispiel
nur die Zuleitungen 13, 14 zur Zufuhr der als Elektrolyt ausgebildeten Arbeitslösung
dargestellt sind. Die übrigen Zuleitungen sind entsprechend den Zuleitungen 13, 14
über den Umfang angeordnet. Die Zuleitung 13 tritt in einem spitzen Winkel von bevorzugt
15° am Außenumfang in den Arbeitsbehälter 2, während die Zuleitung 14 am Innenumfang
des Arbeitsbehälters 2 in einem spitzen Winkel von 15° in den Arbeitsbehälter 2 eintritt,
allerdings in entgegengesetzter Richtung, also unter Berücksichtigung der Position
gegenüber der Zuleitung 13 mit einem Winkel von -15°.
[0030] An dem Arbeitsbehälter 2 ist eine zentrale Ableitung 15 vorgesehen, welche in die
einzelnen Ableitungen 16, 17 zu dem jeweiligen Vorratsbehälter 18 verzweigt. An der
Ableitung 15 ist die Steigleitung 19 zur Niveaumessung der Arbeitslösung im Arbeitsbehälter
2 angebracht. Desweiteren ist die Abflussleitung 20 an der Ableitung 15 vorgesehen.
Zwischen der unten am Arbeitsbehälter 2 ausgeführten Ableitung 15 und dem Arbeitsbehälter
2 ist die oben in den Arbeitsbehälter 2 eingeführte Verbindungsleitung 21 vorgesehen.
[0031] Die Zuleitung 13 und die Ableitung 16 sind der Pumpe 23, die Zuleitung 14 und die
Ableitung 17 der Pumpe 24 zugeordnet. Aus dem innen mit einem für die entsprechende
Arbeitslösung beständigen Kunststoff ausgekleideten Vorratsbehälter 18 ist die Leitung
25 vorgesehen, die die Arbeitslösung aus dem Vorratsbehälter 18 aus- und wieder einbringt.
Hierzu sind mit der Leitung 25 direkte Zuleitungen 26, 27 zu den Pumpen 23, 24 und
jeweils vor den Pumpen mündende Leitungen 28, 29 vorgesehen. Die Ableitungen 16, 17
münden jeweils zwischen Pumpen 23, 24 und Vorratsbehälter 18 in den Zuleitungen 26,
27.
[0032] Zur Steuerung der Volumenströme der Arbeitsflüssigkeit sind die bevorzugt pneumatisch
mittels einer Prozesssteuerung gesteuerten Ventile 30 - 42 wie Absperrventile vorgesehen.
Daraus ergibt sich für einen relevanten Beschichtungsprozess folgender Ablauf: Zum
Befüllen des Arbeitsbehälters 2 werden beide Pumpen 23, 24 im Druckbetrieb betrieben
und pumpen Arbeitslösung vom Vorratsbehälter 18 in den Arbeitsbehälter 2, bis dieser
einen vorgegebenen Füllstand erreicht hat. Hierzu sind die Ventile 30, 34, 35, 36,
38 geöffnet und die Ventile 31, 32, 33, 37, 40, 41 geschlossen. Sobald der vorgegebene
Füllstand des Arbeitsbehälters erreicht ist, wird die Arbeitslösung in dem Arbeitsbehälter
2 zur Erzielung einer turbulenten Anströmung der Oberfläche 11 des Werkstücks 4 mittels
beider Pumpen 23, 24 im Kreislauf über die Ableitungen 16, 17 umgewälzt. Dabei wird
die Pumpe 24 auf Saugbetrieb geschaltet, die Pumpe 23 bleibt auf Druckbetrieb. Die
Ventile werden wie folgt umgeschaltet: Die Ventile 30, 33, 34, 37, 38, 40 sind geöffnet
und die Ventile 31, 32, 35, 36, 41 sind geschlossen. Hierdurch wird Arbeitslösung
von der Pumpe 23 über die Zuleitung 13 in den Arbeitsbehälter 2 gepumpt. Hierdurch
entwickelt sich eine turbulente Strömung an der Oberfläche 11. Über die Verbindungsleitung
21 saugt die Pumpe 24 übertretende Arbeitslösung in die Ableitung 17. Über das Ventil
37, die Pumpe 24 und die Ventile 33 und 30 gelangt die Arbeitslösung wieder zur Pumpe
23. Nach abgeschlossener Beschichtung wird die Arbeitslösung wieder abgesaugt, indem
beide Pumpen 23, 24 auf Saugbetrieb geschaltet werden und am Arbeitsbehälter 2 die
Ventile 39, 40 geöffnet und das Ventil 38 geschlossen werden. Im Pumpenbereich werden
die Ventile 31, 32, 33, 37 geöffnet und die Ventile 31, 33, 35, 36 geschlossen, so
dass die Arbeitslösung über die Ableitungen 16, 17 und über die Leitungen 28, 29 in
den Vorratsbehälter 18 gesaugt wird. In ähnlicher Weise können weitere ähnliche Kreisläufe
über die Zuleitung 14 alternativ oder zusätzlich vorgesehen sein.
[0033] Die Figuren 3 und 4 zeigten einen Querschnitt und einen Längsschnitt durch den Arbeitsbehälter
2 mit den Zuleitungen 13, 14 und weiteren Zuleitungen 13a, 14a zur Befüllung mit weiteren
Arbeitslösungen anderer Vorratsbehälter, um mehrere Bearbeitungsschritte hintereinander
in demselben Arbeitsbehälter 2 durchführen zu können. Wie aus den Figuren 3 und 4
ersichtlich, sind die Zuleitungen 13, 13a, 14, 14a jeweils in spitzem Winkel von beispielsweise
15° beziehungsweise -15° an den Wänden 8, 9 des Arbeitsbehälters 2 angesetzt, so dass
zwei in ihrer Drehrichtung entgegengesetzte, durch Pfeile dargestellte Volumenströme
50, 51 tangential zu den Wänden 8 und 9 und tangential zu der Oberfläche 11 des Werkstücks
4 erzeugt werden. Aufgrund der Verbindungsleitung 21, die einen durch Pfeile dargestellten
Volumenstrom 52 in vertikale Richtung des Arbeitsbehälters 2 einträgt, verwirbeln
die Volumenströme 50, 51, 52 insbesondere an den Stirnseiten des Werkstücks 4 derart
miteinander, dass eine dreidimensionale turbulente Strömung an der Oberfläche 11 eintritt.
Die turbulente Strömung führt zu einem intensiven Stoffaustausch an der Oberfläche
11, so dass die Reaktionsprodukte der elektrochemischen Beschichtungsreaktion ohne
Bildung von Feststoffen und Sedimenten sofort abgeführt wird und die Konzentration
der Beschichtungssubstanz an der Oberfläche im Wesentlichen in der Konzentration der
Beschichtungssubstanz in der Arbeitslösung erhalten bleibt. Dies führt zu qualitativ
hochwertigen Beschichtungen mit hohen Reaktionsgeschwindigkeiten und damit zu einer
Verkürzung der Beschichtungsdauer. In demselben Sinne wird sie als Gegenelektrode
wirksame Innenfläche des Arbeitsbehälters 2 turbulent angeströmt, so dass auch an
dieser eine Verschlammung und Sedimentierung von Reaktionsprodukten im Wesentlichen
unterbleibt.
[0034] Die Figur 5 zeigt die gegenüber der galvanischen Beschichtungsanlage 1 der Figuren
1 und 2 alternative galvanische Beschichtungsanlage 101 in vereinfachter systematischer
Darstellung. In der galvanischen Beschichtungsanlage 101 ist die Beschichtung des
Werkstücks 104 an einer innenliegenden Oberfläche 111 vorgesehen, so dass das Werkstück
selbst als Arbeitsbehälter 102 dient. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist das
Arbeitslösungsvolumen 103 mit der Oberfläche 111 durch mehrere Bohrungen gebildet,
deren Öffnungen mittels Abdeckkappen 153 zur Bildung eines geschlossenen Arbeitslösungsvolumens
103 verschlossen sind. An zwei verbleibenden, bevorzugt gegenüber liegenden Öffnungen
sind mittels Dichtungen 154 abgedichtet die Zuleitung 113 und die Ableitung 116 angebracht.
Die Zuleitung 113 und die Ableitung 116 bilden den Kreislauf 155 mit dem Vorratsbehälter
118 und der Pumpe 123. Durch Einstellung eines vorgegebenen Volumenstroms der in dem
Kreislauf 155 umgewälzten Arbeitslösung wird an der Oberfläche 111 durch die sich
einstellende, bevorzugt turbulente Strömung ein im Wesentlichen vollständiger Abbau
eines Konzentrationsgradienten der Beschichtungssubstanz von der Oberfläche 111 in
Richtung mittlerem Volumen der Arbeitslösung erzielt. Das Werkstück 104 ist als Arbeitselektrode
ausgebildet. Die Gegenelektrode ist bevorzugt an der Zuleitung 113 oder an der Ableitung
116 vorgesehen, wobei zwischen diesen und dem Werkstück 104 eine entsprechende elektrische
Isolierung vorgesehen ist.
[0035] Die Figur 6 zeigt eine galvanische Beschichtungsanlage 201 in stark vereinfachter
schematischer Darstellung zur Serienherstellung von Beschichtungen an mittels der
Werkstückwechseleinrichtung 205 zu- und abgeführten Werkstücken 204, beispielsweise
durch Verwendung mehrerer galvanischer Beschichtungsanlagen der Figur 5. Auf dem Drehteller
256 werden die Werkstücke 204 mittels Zuleitungen 213, 214 und Ableitungen 216, 217
mit Beschichtungseinrichtungen 257, 258 verbunden, die aus den Kreisläufen 255, 259
mit jeweils Zuleitungen 213, 214, Ableitungen 216, 217, Pumpen 223, 224 und Vorratsbehältern
218, 260 gebildet sind. Die Werkstücke 204 sind in entsprechender Ausbildung der Werkstücke
104 der Figur 5 mit einem Innenraum mit zu beschichtender Oberfläche ausgebildet.
Die Werkstücke 204 bilden dabei die Arbeitselektrode. Die Gegenelektrode ist in die
Kreisläufe 255, 259 integriert. Die Zuleitungen 213, 214 und Ableitungen 216, 217
werden automatisiert mit einer Handhabungsautomatik an die zuvor mittels des Drehtellers
256 positionierten Werkstücke 204 angeschlossen. Mittels der Beschichtungseinrichtungen
257, 258 können mehrere Prozessschritte an einem Werkstück 204 seriell und oder eine
gleichzeitige Beschichtung mehrerer Werkstücke 204 parallel durchgeführt werden. Es
versteht sich, dass die Werkstückwechseleinrichtung 205 und der Drehteller 256 durch
andere Automatisierungseinrichtungen ersetzt werden können.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 1
- galvanische Beschichtungsanlage
- 2
- Arbeitsbehälter
- 3
- Arbeitslösungsvolumen
- 4
- Werkstück
- 5
- Werkstückwechseleinrichtung
- 6
- Befestigungselement
- 7
- Arbeitselektrode
- 8
- Wand
- 9
- Wand
- 10
- Gegenelektrode
- 11
- Oberfläche
- 12
- Deckel
- 13
- Zuleitung
- 13a
- Zuleitung
- 14
- Zuleitung
- 14a
- Zuleitung
- 15
- Ableitung
- 16
- Ableitung
- 17
- Ableitung
- 18
- Vorratsbehälter
- 19
- Steigleitung
- 20
- Abflussleitung
- 21
- Verbindungsleitung
- 23
- Pumpe
- 24
- Pumpe
- 25
- Leitung
- 26
- Zuleitung
- 27
- Zuleitung
- 28
- Leitung
- 29
- Leitung
- 30
- Ventil
- 31
- Ventil
- 32
- Ventil
- 33
- Ventil
- 34
- Ventil
- 35
- Ventil
- 36
- Ventil
- 37
- Ventil
- 38
- Ventil
- 39
- Ventil
- 40
- Ventil
- 41
- Ventil
- 42
- Ventil
- 50
- Volumenstrom
- 51
- Volumenstrom
- 52
- Volumenstrom
- 101
- galvanische Beschichtungsanlage
- 102
- Arbeitsbehälter
- 103
- Arbeitslösungsvolumen
- 104
- Werkstück
- 111
- Oberfläche
- 113
- Zuleitung
- 116
- Ableitung
- 118
- Vorratsbehälter
- 123
- Pumpe
- 153
- Abdeckkappe
- 154
- Dichtung
- 155
- Kreislauf
- 201
- galvanische Beschichtungsanlage
- 204
- Werkstück
- 205
- Werkstückwechseleinrichtung
- 213
- Zuleitung
- 214
- Zuleitung
- 216
- Ableitung
- 217
- Ableitung
- 218
- Vorratsbehälter
- 223
- Pumpe
- 224
- Pumpe
- 255
- Kreislauf
- 256
- Drehteller
- 257
- Beschichtungseinrichtung
- 258
- Beschichtungseinrichtung
- 259
- Kreislauf
- 260
- Vorratsbehälter
1. Galvanische Beschichtungsanlage (1, 101, 201) zur Beschichtung einer Oberfläche (11,
111) eines als Arbeitselektrode (7) geschalteten Werkstücks (4, 104, 204) mittels
einer auf die jeweilige zu erstellende Schicht abgestimmte, in einem Vorratsbehälter
(18, 118, 218, 260) vorgehaltene Arbeitslösung mit einer Beschichtungssubstanz vorgegebener
Konzentration und Beschaltung des Werkstücks (4, 104, 204) gegen eine Gegenelektrode
(10) über eine vorgegebene Beschichtungsdauer, dadurch gekennzeichnet, dass mittels einer durch Umwälzen der Arbeitslösung über zumindest eine Zuleitung (13,
13a, 14, 14a, 113, 213, 214) und zumindest eine Ableitung (16, 17, 116, 216, 217)
an der Oberfläche (11, 111) eine vorgegebene Strömung der Arbeitslösung zur Einstellung
derselben Konzentration der Beschichtungssubstanz wie im Volumen der Arbeitslösung
eingestellt ist.
2. Galvanische Beschichtungsanlage (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Heranführung der Arbeitslösung an die Oberfläche (11) in einem zu der Oberfläche
(11) spitzen Winkel, bevorzugt kleiner 30° zur Oberfläche (11) oder einem gegenüber
dieser beabstandeten Arbeitsbehälter (2) vorgesehen ist.
3. Galvanische Beschichtungsanlage (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mittels zumindest zweier, gegeneinander gerichteter Zuleitungen (13, 14) eine turbulente,
bevorzugt dreidimensionale Verwirbelung der Arbeitslösung vorgesehen ist.
4. Galvanische Beschichtungsanlage (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in einem das Werkstück (4) aufnehmenden Arbeitsbehälter (2) zwischen unterschiedlichen
Positionen, bevorzugt unterschiedlichen hydrostatischen Höhen eine Verbindungsleitung
(21) vorgesehen ist.
5. Galvanische Beschichtungsanlage (101, 201) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Beschichtung einer innerhalb des Werkstücks (104, 204) vorgesehenen Oberfläche
(111) das Werkstück (104, 204) einen Arbeitsbehälter (102) bildet und an dem Werkstück
(104, 204) zumindest eine Zuleitung (113, 213, 214) und zumindest eine Ableitung (116,
216, 217) zur Ausbildung der Umwälzung vorgesehen sind.
6. Galvanische Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Beschichtung einer vorgegebenen Oberfläche des Werkstücks ein die Oberfläche
bedeckender und nach außen abdichtender Arbeitsbehälter mit zumindest einer Zuleitung
und zumindest einer Ableitung vorgesehen ist.
7. Galvanische Beschichtungsanlage (1, 201) nach einem der Ansprüche 1 bis 6 mit einer
Werkstückwechseleinrichtung (5, 205) und zumindest einer zumindest einen vorgegebenen
Teil der Oberfläche (11) beschichtenden Beschichtungseinrichtung (257, 258) mit einem
den vorgegebenen Teil beinhaltenden Arbeitsbehälter (2) und zumindest einer Zuleitung
(13, 14, 213, 214) und zumindest einer Ableitung (16, 17, 216, 217).
8. Galvanische Beschichtungsanlage (201) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Beschichtungseinrichtungen (257, 258) zur Mehrfachbeschichtung derselben
Teiloberfläche und/oder zur bevorzugt gleichzeitigen Beschichtung unterschiedlicher
Teiloberflächen vorgesehen sind.
9. Galvanische Beschichtungsanlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen Vorratsbehälter (18) und Arbeitsbehälter (2) zumindest zwei an unterschiedlichen
geometrischen Positionen des Arbeitsbehälters (2) angeordnete Zuleitungen (13, 14)
und zumindest eine Ableitung (16, 17) vorgesehen sind, wobei zur Befüllung eines Arbeitslösungsvolumens
(3) an den Zuleitungen (13, 14) ein Volumenstrom vom Vorratsbehälter (18) in Richtung
Arbeitsbehälter (2), zur Entleerung des Arbeitslösungsvolumens (3) ein Volumenstrom
vom Arbeitsbehälter (2) zum Vorratsbehälter (18) und während der Beschichtungsdauer
zwei Zuleitungen (13, 14) mit oder ohne Einschaltung des Vorratsbehälters (18) in
einen Kreislauf mit in unterschiedliche Richtungen in den Arbeitsbehälter (2) einströmendenden
Volumenströmen geschaltet sind.
10. Galvanische Beschichtungsanlage (1) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Zuleitung (13, 14) eine bezogen auf einen Volumenstrom bidirektional beschaltbare
Pumpe (23, 24) und zwischen Zuleitungen (13, 14) und Ableitungen (16, 17) automatisiert
schaltbare Ventile (30 - 42) vorgesehen sind.
11. Galvanische Beschichtungsanlage (101, 201) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass zur Behandlung des Werkstücks (4, 104, 204) vor und/oder nach einer Beschichtung
mittels zusätzlicher Zu- und Ableitungen (13a, 14a, 213, 214, 216, 217) weitere Vorratsbehälter
(260) mit unterschiedlichen Arbeitslösungen mit zumindest einem das Arbeitslösungsvolumen
bildenden Arbeitsbehälter (2) verbindbar sind.
12. Verfahren zum Betrieb einer galvanischen Beschichtungsanlage (1, 101, 201) gemäß den
Ansprüchen 1 bis 11 mit einer Prozesssteuerung zumindest zur Steuerung der Zuund Abflüsse
von Arbeitslösungen in einen Arbeitsbehälter (2, 102), der Steuerung der Beschichtungsdauer
und der Steuerung der Umwälzung der Arbeitslösung an der Oberfläche (11, 111).
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Prozesssteuerung die Steuerung einer Werkstückwechseleinrichtung zur
Zu- und Abführung der Werkstücke (4, 104, 204) und gegebenenfalls deren Umlagerung
bei einem mehrstufigen Beschichtungsprozess erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass bei Erzeugung einer Beschichtung mit gegenüber einer elektrischen Leitfähigkeit der
Oberfläche vor der Beschichtung geringeren Leitfähigkeit eine erfolgende Beschichtung
beendet wird, wenn eine vorgegebene elektrische Größe zwischen Arbeitselektrode (7)
und Gegenelektrode (10) einen vorgegebenen Grenzwert erreicht.