[0001] Die Erfindung betrifft einen Kalander zur Behandlung einer Warenbahn mit mehreren
Walzen, wobei mindestens eine harte Walze vorgesehen ist, die mit zwei weichen Walzen
zwei Walzenspalte bildet, wobei die harte Walze beheizt ist. Ein derartiger Kalander
ist beispielsweise aus der
DE 196 50 576 A1 bereits bekannt. Derartige Kalander dienen der Doppelkalandrierung von Warenbahnen.
[0002] Mit einer weichen Walze ist eine Walze bezeichnet, die einen elastischen Bezug bzw.
Belag aufweist. Mit einer harten Walze ist eine Walze ohne einen derartigen Bezug
gemeint. Die elastischen Bezüge beziehungsweise elastischen Beläge reagieren empfindlich
auf hohe Überrollfrequenz und Temperatur. Auch große Linienkräfte beanspruchen die
Beläge durch Walken enorm. Deshalb werden bei Hochleistungkalandern (hohe Linienkraft
und Temperatur bei maximaler Geschwindigkeit) zwei weiche Walzen eingesetzt, die,
zusammen mit einer weiteren Walze, zwei Walzenspalte bilden, um in einer Passage,
also in einem Durchlauf der Warenbahn durch die zwei Walzenspalte, den erwünschten
Effekt zu erzielen.
[0003] Nachteilig bei bekannten Kalandern ist, dass die weichen Walzen weiterhin einer großen
thermischen Belastung ausgesetzt sind und Ungleichmäßigkeiten in einem Walzenspalt,
beispielsweise aufgrund der Passierung einer Dickstelle, beispielsweise einer Naht,
große Auswirkungen auf den anderen Walzenspalt haben.
[0004] Die Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen derartigen Kalander und ein
Verfahren ohne diese Nachteile zu schaffen.
[0005] Diese Aufgabe wird in ihrem vorrichtungsseitigen Aspekt durch den in Anspruch 1 wiedergegebenen
Kalander gelöst. Der erfindungsgemäße Kalander zur Behandlung einer Warenbahn weist
mehrere Walzen auf, wobei mindestens eine harte Walze vorgesehen ist, die mit zwei
weichen Walzen zwei Walzenspalte bildet. Es ist denkbar, dass mehrere harte Walzen
vorgesehen sind, die jeweils mit zwei weichen Walzen zwei Walzenspalte bilden. Vorzugsweise
ist jedoch genau eine harte Walze vorgesehen, die mit zwei weichen Walzen zwei Walzenspalte
bildet. Die mindestens eine harte Walze ist bevorzugt beheizt. Die Wirkebenen der
weichen Walzen mit der harten Walze liegen in einem Winkel γ zueinander, der kleiner
als 180° ist. Mit Wirkebenen der weichen Walze mit der harten Walze sind die Ebenen
gemeint, die durch die Drehachse der harten Walze und die Drehachse der jeweiligen
Belagwalze definiert sind.
[0006] Hierdurch werden mehrere Vorteile erreicht: Zum einen verringert sich die thermische
Belastung der weichen Walzen durch die harte Walze aufgrund von Konvektion. Wenn die
Wirkebenen der beiden weichen Walzen mit der harten Walze in einem Winkel zueinander
liegen, der kleiner als 180° ist, wenn also mit anderen Worten die beiden Wirkebenen
der beiden weichen Walzen nicht zu einer einzigen Ebene zusammenfallen, dann wirken
sich zudem Ungleichmäßigkeiten in einem Walzenspalt weniger stark auf den anderen
Walzenspalt aus.
[0007] Vorzugsweise liegt die Drehachse der harten Walze höher, als die Drehachse mindestens
einer der weichen Walzen, bevorzugt als die Drehachsen der beiden weichen Walzen.
Hierdurch kann die thermische Belastung der weichen Walzen durch die harte Walze aufgrund
von Konvektion verringert werden.
[0008] Wenn die Drehachsen der beiden weichen Walzen auf einer Höhe liegen, dann ergibt
sich, insbesondere wenn, wie bevorzugt der Durchmesser der beiden weichen Walzen übereinstimmt,
eine besonders gleichmäßige geringe thermische Belastung der weichen Walzen.
[0009] Unabhängig von einem Übereinstimmen der Durchmesser der beiden weichen Walzen ergibt
sich eine gleichmäßige thermische Belastung der weichen Walzen, wenn, wie bevorzugt,
die harte Walze gleichmäßig über beiden weichen Walzen angeordnet ist, wenn also beide
Wirkebenen betragsmäßig um den gleichen Winkel aus der Horizontalen gedreht sind.
[0010] Die Walzenspalte sind bevorzugt unabhängig voneinander steuerbar. Es kann also die
Linienkraft in dem einen Walzenspalt bevorzugt unabhängig von der Linienkraft in dem
anderen Walzenspalt angesteuert bzw. geregelt werden.
[0011] Vorzugsweise liegt der Winkel γ zwischen 110° und 70° und weiter bevorzugt beträgt
er etwa 90°. Bei einem Winkel γ von 90° stehen die beiden Wirkebenen senkrecht zueinander.
Ungleichmäßigkeiten bzw. eine veränderte Linienkraft in einem Walzenspalt wirken sich
daher geringstmöglich auf den anderen Walzenspalt aus. Durch die 90°- Anordnung können
die Walzenspalte (fast) unabhängig voneinander variiert werden, ohne sich zu beeinflussen.
Dies hat insbesondere beim Nahtdurchgang große Vorteile. Denn es ist eine Voraussetzung
für folgenden Ablauf geschaffen: Der erste Walzenspalt öffnet sich, lässt die Dickstelle
durch und schließt sofort wieder. Während dieses Vorgangs kalandriert der zweite Walzenspalt
weiter, bis auch dieser kurz vor Nahtdurchlauf öffnet, die Verdickung passieren lässt
und sich danach ebenfalls wieder schließt. So ist zu erreichen, dass nur ein Minimum
an nicht- kalandrierter Ware verloren geht. Bei diesen Vorgängen muss immer nur ein
Druck (also der Druck genau einer Walze) gesteuert werden, weil die 90° - Anordnung
verhindert, dass sich die Linienkräfte gegenseitig beeinflussen. Im anderen Fall (γ
ungleich 90°) muss bei Nahtdurchgang die jeweils andere Linienkraft mit verstellt
werden. Es müssen also die Drücke zweier Walzen gleichzeitig verstellt werden. Dies
ist ein steuerungstechnisch komplexer Vorgang, der zumindest viel Zeit in Anspruch
nimmt und oft mehr Ausschuss produziert.
[0012] Vorzugsweise ist ein Dickstellensensor vorgesehen, der Dickstellen der Warenbahn
detektiert. Bei den Dickstellen kann es sich um senkrecht oder schräg zur Vorlaufrichtung
über die gesamte Breite der Warenbahn erstreckende Dickstellen, wie beispielsweise
Nähte handeln oder um lediglich in einem Bereich der Warenbahn auftretende Verdickungen.
Die Warenbahngeschwindigkeit ist regelmäßig durch die Drehgeschwindigkeit der Walzen
bekannt oder kann durch einen Geschwindigkeitssensor ermittelt werden.
[0013] Vorzugsweise ist eine Steuerungsvorrichtung vorgesehen, die aus den Werten des Dickstellensensors
und der Warenbahngeschwindigkeit den Zeitpunkt errechnet, zu dem die Dickstelle die
Walzenspalte passiert und kurz vor diesem Zeitpunkt jeweils die Linienkraft des jeweiligen
Walzenspalts so reduziert, dass die Walzenspalte durchlaufen werden können, ohne dass
Beschädigungen hervorgerufen werden. Vorzugsweise wird die Linienkraft lediglich für
einen kurzen Zeitraum reduziert. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass beispielsweise
die Passage von Nähten durch die Walzenspalte keine Beschädigungen am Kalander hervorruft
und andererseits die Strecke der Warenbahn, die nicht in wünschenswertem Maße mit
Druck beaufschlagt wurde, möglichst klein ist.
[0014] Die Veränderung der Linienkraft im Walzenspalt erfolgt bevorzugt durch Druckveränderung
von einer weichen Walze.
[0015] Insbesondere in der Ausführungsform, in der die Wirkebenen der weichen Walzen mit
der harten Walze in einem Winkel von 90° zueinander liegen, reduziert die Steuerungsvorrichtung
die Linienkräfte der Walzenspalte vorzugsweise derart, dass sich die Zeiten, in denen
die Linienkräfte der beiden Walzenspalte reduziert sind, nicht überschneiden. Dies
ist möglich, weil die 90° - Anordnung verhindert, dass sich die Linienkräfte gegenseitig
beeinflussen.
[0016] Vorzugsweise ist mindestens eine der weichen Walzen durchbiegungssteuerbar. Besonders
bevorzugt handelt es sich bei mindestens einer der beiden weichen Walzen, bevorzugt
bei beiden der weichen Walzen um eine schwimmende Walze. Mit einer schwimmenden Walze
ist eine Walze gemeint, mit einer den arbeitenden Walzenumfang bildenden umlaufenden
Hohlwalze und einem diese der Länge nach durchgreifenden, ringsum Abstand zum Innenumfang
der Hohlwalze belassenen undrehbaren Querhaupt. In dem Zwischenraum zwischen der Hohlwalze
und dem Querhaupt ist mindestens eine mit Druckflüssigkeit füllbare Druckkammer gebildet,
die durch eine Dichtungsanordnung abgeteilt ist. Die Dichtungsanordnung weist an den
einander gegenüberliegenden Enden der Druckkammer Endquerdichtungen sowie längs des
Querhauptes und der Hohlwalze auf beiden Seiten der Wirkebene der Walze sich erstreckende
Längsdichtungen in Gestalt von Dichtleisten auf. Eine derartige Walze ist aus der
DE 38 32 405 C1 bekannt.
[0017] Die Vorzüge der Erfindung kommen hierbei besonders zur Geltung. Denn eine schwimmende
Walze weist ein Stahlrohr (Hohlwalze) auf, das konstruktionsbedingt eine gewisse Härte
beziehungsweise Steifigkeit aufweisen muss. Hieraus folgt, dass sich bei der Passage
einer Dickstelle durch den Walzenspalt eine relativ große Ungleichmäßigkeit in diesem
Walzenspalt ergibt. Denn die schwimmende Walze kann beispielsweise nicht "punktuell"
auf die zu erwartende Dickstelle eingestellt werden. Aufgrund ihrer Steifigkeit ergeben
sich über die komplette Länge des Walzenspalts nicht unerhebliche Ungleichmäßigkeiten.
Um die Linienkraft im Walzenspalt für die Dickstelle zu reduzieren, ist im Falle einer
schwimmenden Walze zudem die Änderung mehrer Druckparameter notwendig. Dies kostet
Zeit. Die 90° Anordnung der Wirkebenen zueinander in der bevorzugten Ausführungsform
führt dazu, dass hierbei der zweite Walzenspalt nur geringfügig beeinflusst wird und
die Ausschussstrecke der Warenbahn kurz bleibt.
[0018] In einer Ausführungsform ist mindestens eine der weichen Walzen, bevorzugt beide
der weichen Walzen, eine stempelgestützte Walze, mit bevorzugt innerem Hub, bei der
das Walzenrohr bevorzugt gleichzeitig den Belag beziehungsweise den Bezug darstellt.
Mit einer derartigen Walze kann eine zu erwartende Dickstelle mit insgesamt geringerer
bzw. zeitlich kürzerer Ungleichmäßigkeit im Walzenspalt passieren. Auch bei derartigen
weichen Walzen wirkt es sich jedoch äußerst vorteilhaft aus, dass die thermische Belastung
der weichen Walzen durch die harte Walze aufgrund Konvektion bei dem erfindungsgemäßen
Kalander verringert ist.
[0019] Die Aufgabe wird in ihrem Verfahrensaspekt auch durch das in Anspruch 10 wiedergegebene
Verfahren gelöst. Dieses enthält folgende Verfahrensschritte:
- Führen der Warenbahn durch einen von einer harten und einer weichen Walze gebildeten
Walzenspalt,
- Vorzugsweise Umlenken der Warenbahn um eine Umlenkwalze,
- Führen der Warenbahn durch einen zweiten Walzenspalt, der von einer zweiten weichen
Walze und derselben harten Walze gebildet wird, wobei die Wirkebenen der weichen Walzen
mit der harten Walze in einem Winkel γ zueinander liegen, der kleiner als 180° ist
und bevorzugt etwa 90° beträgt.
[0020] Bevorzugt sind folgende weitere Verfahrensschritte vorgesehen:
- Detektieren einer in der Warenbahn befindlichen Dickstelle, bevor diese die Walzenspalte
erreicht hat.
- Ermittlung des Zeitpunktes, zu dem die Dickstelle die Walzenspalte passieren wird,
- Kurz vor diesem Zeitpunkten jeweils reduzieren der Linienkraft in den Walzenspalten
derart, dass die Walzenspalte ohne Beschädigung des Belags der weichen Walzen von
der Dickstelle durchlaufen werden können,
- Erhöhung der Linienkräfte auf den ursprünglichen Wert.
[0021] Insbesondere in der Ausführungsform des Verfahrens, in der der Winkel γ etwa 90°
beträgt, wird bei Nahtdurchgang bevorzugt wie folgt verfahren: Der erste Walzenspalt
wird geöffnet, lässt die Dickstelle durch und schließt bevorzugt sofort wieder. Während
dieses Vorgangs kalandriert der zweite Walzenspalt bevorzugt weiter, bis auch dieser
kurz vor Nahtdurchlauf öffnet, die Verdickung passieren lässt und sich danach ebenfalls
wieder schließt. So ist zu erreichen, dass nur ein Minimum an nicht- kalandrierter
Ware verloren geht. Bei diesen Vorgängen wird bevorzugt immer nur ein Druck (also
der Druck genau einer Walze) gesteuert. Die 90° - Anordnung verhindert dabei, dass
sich die Linienkräfte gegenseitig beeinflussen.
[0022] Die Linienkräfte der beiden Walzenspalte werden also bevorzugt nicht gleichzeitig,
sondern zeitversetzt reduziert. Die Zeiten, in denen die Linienkräfte der beiden Walzenspalte
reduziert werden, überschneiden sich bevorzugt nicht. Die Linienkräfte der Walzenspalte
werden bevorzugt unabhängig oder fast unabhängig voneinander variiert. Die Steuerung
der Linienkraft eines Walzenspalts berücksichtigt bevorzugt also nicht den Verlauf
der Linienkraft des anderen Walzespalts.
[0023] In einer anderen Ausführungsform des Verfahrens ist der Winkel γ ungleich 90° und
es wird bei Nahtdurchgang die jeweils andere Linienkraft mit verstellt. Es werden
also bevorzugt die Drücke zweier Walzen gleichzeitig und weiter bevorzugt in Abhängigkeit
voneinander verstellt. Dies ist ein steuerungstechnisch komplexer Vorgang, der zumindest
viel Zeit in Anspruch nimmt und oft mehr Ausschuss produziert.
[0024] Die Erfindung soll nun anhand von in den Zeichnungen gezeigten Ausführungsbeispielen
näher erläutert werden. Es zeigen schematisch und ausschnittsweise:
- Fig. 1
- einen aus dem Stand der Technik bekannten Kalander, bei dem die Wirkebenen der beiden
weichen Walzen mit der harten Walze zu einer einzigen Ebene zusammenfallen und diese
Ebene senkrecht steht;
- Fig. 2
- einen Kalander, bei dem die beiden Wirkebenen der beiden weichen Walzen mit der harten
Walze zu einer einzigen Ebene zusammenfallen und diese Ebene waagerecht verläuft;
- Fig. 3
- einen Kalander, bei dem die beiden Wirkebenen der beiden weichen Walzen mit der harten
Walze in einem 90° Winkel zueinander liegen und die Drehachse der harten Walze höher
als genau eine der Drehachsen der weichen Walzen liegt und die Drehachsen der beiden
weichen Walzen nicht auf einer Höhe liegen, sondern die Drehachse einer weichen Walze
auf einer Höhe mit der Drehachse der harten Walze liegt;
- Fig. 4
- einen Kalander, bei dem die beiden Wirkebenen der beiden weichen Walzen mit der harten
Walze in einem 90° Winkel zueinander liegen und die Drehachse der harten Walze höher
liegt als beide Drehachsen der weichen Walzen und die Drehachsen der weichen Walzen
auf einer Höhe liegen;
- Fig. 5
- einen Kalander, bei dem die Wirkebenen der beiden weichen Walzen mit der harten Walze
in einem Winkel γ von etwa 120° zueinander liegen und die Drehachse der harten Walze
höher als beide Drehachsen der weichen Walzen liegt und die Drehachsen der weichen
Walzen auf einer Höhe liegen.
[0025] Der als Ganzes mit 100 bezeichnete Kalander ist ein Drei-Walzen-Kalander mit zwei
voneinander unabhängig steuerbaren Walzenspalten für die Doppelkalandrierung von Warenbahnen,
bestehend aus einer beheizten harten Tragwalze 3 und zwei durchbiegungssteuerbaren
beziehungsweise biegegesteuerten Walzen 2, 4 mit elastischen Belägen. Bei der harten
Walze 3 handelt es sich in den gezeigten Ausführungsbeispielen um eine beheizte Stahlwalze.
Bei den weichen Walzen 2, 4 handelt es sich in den gezeigten Ausführungsbeispielen
um schwimmende Walzen mit übereinstimmendem Durchmesser. Diese können auch temperiert
sein.
[0026] Fig. 1 zeigt einen aus dem Stand der Technik bekannten Kalander, bei dem alle drei
Walzenachsen senkrecht übereinander in einer senkrechten Ebene liegen. Nachteilig
hierbei ist, dass die thermische Belastung der oberen weichen Walze 2 durch die beheizte
harte Walze 3 aufgrund von Konvektion, in Fig. 1 durch gewellte Pfeile dargestellt,
groß ist.
[0027] Fig. 2 zeigt einen Kalander, bei dem alle drei Walzendrehachsen in einer waagerechten
Ebene liegen. Die erneut durch gewellte Pfeile symbolisierte Konvektion führt zu einer
geringeren thermischen Belastung der weichen Walzen, verglichen mit der Anordnung
in Fig. 1.
[0028] Bei dem in Fig. 5 gezeigten erfindungsgemäßen Kalander liegen die Wirkebenen der
beiden weichen Walzen 2, 4 mit der harten Walze 3 in einem Winkel γ von etwa 120°
zueinander. Die Wirkebenen der beiden weichen Walzen 2, 4 mit der harten Walze 3 schneiden
sich an der Drehachse 9 der harten Walze. Ausgehend von dieser Schnittachse kann jede
Wirkebene in einen Bereich 7a bzw. 8a, in dem auch die Drehachse der jeweiligen weichen
Walze liegt und in einen Bereich, 7b bzw. 8b, in dem keine weitere Drehachse liegt,
unterteilt werden. Im Rahmen dieser Druckschrift ist mit dem Winkel γ, in dem die
Wirkebenen zueinander liegen, stets der Winkel der Bereiche 7a, 8a der Wirkebenen
zueinander gemeint, in denen auch die Drehachsen der weichen Walzen liegen. Die gegenseitige
Beeinflussung der Walzenspalte 5, 6 ist bei dem Kalander der Fig. 5 kleiner als bei
den in
[0029] Fig. 1 und 2 gezeigten Kalandern. Die harte Walze 3 ist gleichmäßig über beiden weichen
Walzen 2, 4 angeordnet. Die beiden Drehachsen 10, 11 der beiden weichen Walzen 2,
4 liegen auf einer Höhe und beide weiche Walzen haben den gleichen Durchmesser, so
dass die Wirkebenen 7, 8 der beiden weichen Walzen 2, 4 jeweils in einem Winkel α,
β von 30° zur Horizontalen liegen. Mit anderen Worten sind beide Wirkebenen 7, 8 betragsmäßig
um den gleichen Winkel α bzw. β aus der Horizontalen H gedreht. Die thermische Belastung
der weichen Walzen ist geringer, als bei den in den Fig. 1 und 2 gezeigten Kalandern.
[0030] Fig. 3 zeigt einen Kalander 100, bei dem die Wirkebene 7 der einen weichen Walze
2 mit der harten Walze 3 in einem 90° Winkel zu der Wirkebene 8 der anderen weichen
Walze 4 mit der harten Walze 3 liegt. Die Drehachse 10 der einen weichen Walze 2 ist
auf einer Höhe mit der Drehachse 9 der harten Walze 3 angeordnet. Da keine der weichen
Walzen 2, 4 oberhalb der beheizten harten Walze 3 angeordnet ist, ist die thermische
Belastung der weichen Walzen durch die harte Walze aufgrund von Konvektion (erneut
durch wellige Pfeile angedeutet) besser als bei dem in Fig. 1 gezeigten Kalander.
Die auf gleicher Höhe mit der harten Walze 3 angeordnete weiche Walze 2 wird in einem
vergleichbarem Maße thermisch belastet wie die weichen Walzen des in Fig. 2 gezeigten
Kalanders. Die unter der harten Walze 3 angeordnete weiche Walze 4 wird in einem sehr
geringen Maße thermisch belastet. Da die beiden Wirkebenen in einem 90° Winkel zueinander
liegen, beeinflussen sich die Walzenspalte 5, 6 untereinander am geringstmöglichen,
also auch noch geringer, als bei dem in Fig. 5 gezeigten Kalander. Wird in den Fugen
beziehungsweise den Walzenspalten 5, 6 mit unterschiedlichen Linienkräften kalandriert,
dann verläuft die Durchbiegung der beheizten Walze 3, hervorgerufen durch den Walzenspalt
5 genau senkrecht auf der Druckwirklinie des Walzenspalts 6 (gleiches gilt umgekehrt).
Der dann auftretende Biegelinienfehler ist gering und kann vernachlässigt werden (es
wird nur jeweils die Linienkraft reduziert).
[0031] Fig. 4 zeigt einen Kalander 100, bei dem die Wirkebenen 7, 8 der beiden weichen Walzen
2, 4 mit der harten Walze 3 ebenfalls in einem Winkel γ von 90° zueinander liegen.
Im Unterschied zu dem Kalander in Fig. 3 sind die Drehachsen 10, 11 der beiden weichen
Walzen 2, 4 auf gleicher Höhe angeordnet. Die harte Walze 3 ist gleichmäßig über beiden
weichen Walzen 2, 4 angeordnet. Beide Wirkebenen sind betragsmäßig um den gleichen
Winkel aus der Horizontalen gedreht. Beide weichen Walzen 2, 4 werden daher in gleichem
geringem Maße durch die Konvektion thermisch belastet. Wie bei Fig. 3 beeinflussen
sich die beiden Walzenspalte 5, 6 untereinander am geringstmöglichen. Der in Fig.
4 gezeigte Kalander weist die besten Eigenschaften aller gezeigten Kalander auf.
[0032] Bei den in den Fig. 3, 4 und 5 gezeigten Kalandern wird die Warenbahn 1 durch einen
von einer harten 3 und einer weichen Walze gebildeten Walzenspalt geführt, anschließend
um eine Umlenkwalze umgelenkt, anschließend durch einen zweiten Walzenspalt geführt,
der von einer zweiten weichen Walze und derselben harten Walze 3 gebildet wird, wobei
die Wirkebenen 7, 8 der weichen Walzen 2, 4 mit der harten Walze 3 in einem Winkel
γ zueinander liegen, der kleiner als 180° ist. Bei den Kalandern der Fig. 3 und 4
beträgt der Winkel γ etwa 90°.
[0033] Wie am besten Fig. 5 zeigt, ist besonders wichtig, sollte eine Dickstelle 13, wie
beispielsweise eine Naht den Kalander 100 passieren, dass der Ausschuss (an nicht
geglätteter Ware in Laufrichtung) minimal ist. Dies wird durch eine "schnelle" Ermittlung
der Einstellparameter, deren Auf- und Abbau (also Realisierung und Rückgängigmachung)
sowie der Unabhängigkeit der beiden Walzenspalte 5, 6 voneinander erreicht. Je geringer
die Verstellparameter und die Anpassung an eine neue Linienkraft, umso rascher kann
der Nahtdurchgang, mit minimalem Ausschuss erfolgen. Wenn eine Dickstelle 13, beispielsweise
eine Naht gemeldet wird, dann ermittelt eine in den Figuren nicht gezeigte Steuerungsvorrichtung
unter Berücksichtigung der Warenbahngeschwindigkeit, wann diese den Walzenspalt 5
und den Walzenspalt 6 durchlaufen wird. Kurz bevor der erste Walzenspalt 5 durch die
Dickstelle 13 erreicht wird, wird die Linienkraft in diesem Walzenspalt so reduziert,
dass dieser Walzenspalt 5, ohne den Kunststoffbelag der weichen Walze zu schädigen,
durchlaufen werden kann. Nach dieser ersten Passage, also dem ersten Durchgang der
Dickstelle durch einen Walzenspalt, wird die Linienkraft dieses Walzenspalts wieder
auf den ursprünglichen Wert erhöht. Kurz vor Ankunft der Dickstelle am zweiten Walzenspalt
6 wird auch hier die Linienkraft in diesem Walzenspalt 6 abgesenkt, um den stoßreduzierten
Dickstellendurchlauf zu ermöglichen. Hiernach wird die Anpressung wieder auf den vorherigen
Wert gesteigert.
[0034] Es ist wünschenswert, wenn die Walzenspalte 5, 6 dabei so gesteuert werden, dass
sie sich gegenseitig möglichst wenig beeinflussen. Auch die Verschiebung des Druckpunktes
am Walzenlager der beheizten Walze 3 durch die wechselnde Belastung soll sich hierbei
nicht als Unstetigkeit im Prozess auswirken. Die 90° Anordnung, wie in den Figuren
3 und 4 gezeigt ist hierfür bestens geeignet, insbesondere dann, wenn wie bevorzugt,
es sich bei den weichen Walzen 2, 4 um schwimmende Walzen handelt. Denn deren Durchbiegung
ist durch die konstruktiv erforderliche Härte beziehungsweise Steifigkeit des systemimmanenten
Stahlrohres (Hohlwalze) limitiert. Um die Linienkraft im Walzenspalt für die Dickstelle
zu reduzieren, ist im Falle einer schwimmenden Walze also die Änderung mehrer Druckparameter
notwendig. Dies kostet Zeit. Daher wirkt es sich besonders vorteilhaft aus, wenn diese
Veränderung der Linienkraft in einem Walzenspalt sich möglichst wenig auf den anderen
Walzenspalt auswirkt.
[0035] Bei stempelgestützten Walzen mit innerem Hub, bei denen das Walzenrohr auch gleichzeitig
den Belag repräsentiert und, da das Walzenrohr nur einen geringen E-Modul besitzt,
keine zusätzlichen Biegekräfte eingesteuert werden müssen (in den Zeichnungen nicht
gezeigt), ist das Steuern bei Dickstellendurchgang einfacher, weil nur ein hydraulischer
(Stempel-) Druck verändert werden muss. Die Unabhängigkeit der beiden Walzenspalte
ist hier nicht in gleichem Maße von vonnöten, wie bei schwimmenden Walzen. Nachteilig
ist, dass aufgrund des weicheren Walzenrohrs (beziehungsweise dem Walzenrohr mit einem
geringeren E-Modul) eine hohe Präzision der Walze (Zylinderform, Rundlauf, gleiche
Wanddicke) schwerer oder gar nicht zu erreichen ist. Obwohl also bei derartigen weichen
Walzen nur geringe Bombagekräfte (Rohrbiegekräfte) benötigt werden, ist die erfindungsgemäße
Anordnung auch derartiger Walzen vorteilhaft, da auch hier zur Verringerung der thermischen
Belastung der weichen Walzen diese mit Vorteil möglichst weit unterhalb der beheizten
Walze 3 platziert sind.
Bezugszeichenliste:
[0036]
- 100
- Kalander
- 1
- Warenbahn
- 2, 4
- weiche Walzen
- 3
- harte Walze
- 5, 6
- Walzenspalte
- 7, 8
- Wirkebenen
- 7a, 8a
- Bereiche der Wirkebenen
- 9
- Drehachse der harten Walze
- 10, 11
- Drehachsen der weichen Walzen
- 12
- Dickstellensensor
- 13
- Dickstelle, z. B. Naht
- α, β, γ
- Winkel
- g
- Gewichtskraft
- H
- Horizontale
1. Kalander (100) zur Behandlung einer Warenbahn (1), mit mehreren Walzen (2, 3, 4),
wobei mindestens eine harte Walze (3) vorgesehen ist, die mit zwei weichen Walzen
(2, 4) zwei Walzenspalte (5, 6) bildet, wobei die harte Walze (3) bevorzugt beheizt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkebenen (7, 8) der weichen Walzen (2, 4) mit der harten Walze (3) in einem
Winkel γ zueinander liegen, der kleiner als 180° ist.
2. Kalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehachse (9) der harten Walze (3) höher liegt, als die Drehachse (10, 11) mindestens
einer der weichen Walzen (2, 4).
3. Kalander nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehachse (9) der harten Walze (3) höher liegt, als die Drehachsen (10, 11) der
beiden weichen Walzen (2, 4).
4. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehachsen (10, 11) der weichen Walzen (2, 4) auf einer Höhe liegen.
5. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Winkel γ zwischen 110° und 70° liegt und bevorzugt etwa 90° beträgt.
6. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Dickstellensensor (12) vorgesehen ist, der Dickstellen (13) der Warenbahn (1)
detektiert, Mittel zur Erfassung der Warenbahngeschwindigkeit und eine Steuerungsvorrichtung
vorgesehen sind, die aus den Werten des Dickstellensensors (12) und der Warenbahngeschwindigkeit
den Zeitpunkt errechnet, zu dem die Dickstelle (13) die Walzenspalte (5, 6) passiert
und kurz vor diesem Zeitpunkt die Linienkraft des jeweiligen Walzenspalts (5, 6) so
reduziert, dass die Walzenspalte (5, 6) durchlaufen werden können, ohne dass es zu
Beschädigungen kommt.
7. Kalander nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungsvorrichtung die Linienkräfte der Walzenspalte (5, 6) derart reduziert,
dass sich die Zeiten, in denen die Linienkräfte der beiden Walzenspalte (5, 6) reduziert
sind, nicht überschneiden.
8. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der weichen Walzen (2, 4) durchbiegungssteuerbar und bevorzugt eine
schwimmende Walze ist.
9. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der weichen Walzen (2, 4) eine durchbiegungssteuerbare stempelgestützte
Walze mit gegebenenfalls innerem Hub ist, bei der das Walzenrohr gleichzeitig den
Belag darstellt.
10. Verfahren zur Kalandrierung einer Warenbahn, mit den folgenden Verfahrensschritten:
- Führen der Warenbahn (1) durch einen von einer harten (3) und einer weichen Walze
gebildeten Walzenspalt,
- Umlenken der Warenbahn 1 um eine Umlenkwalze,
- Führen der Warenbahn 1 durch einen zweiten Walzenspalt, der von einer zweiten weichen
Walze und derselben harten Walze 3 gebildet wird, wobei die Wirkebenen 7, 8 der weichen
Walzen 2, 4 mit der harten Walze 3 in einem Winkel γ zueinander liegen, der kleiner
als 180 ist und bevorzugt etwa 90° beträgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10 mit den weiteren Verfahrensschritten:
- Detektieren einer in der Warenbahn 1 befindlichen Dickstelle 13,
- Ermittlung des Zeitpunktes, zu dem die Dickstelle die Walzenspalte 5, 6 passieren
wird,
- Kurz vor diesem Zeitpunkten jeweils reduzieren der Linienkraft in den Walzenspalten
5 bzw. 6 derart, dass die Walzenspalte 5, 6 ohne Beschädigung des Belags der weichen
Walzen 2, 4 von der Dickstelle 13 durchlaufen werden können,
- Erhöhung der Linienkräfte auf den ursprünglichen Wert.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Zeiten, in denen die Linienkräfte der beiden Walzenspalte reduziert werden,
nicht überschneiden.