[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der Systemkennlinie eines flüssigkeitsführenden
Verteilernetzes, das mehrere, insbesondere eine Vielzahl Entnahmestellen aufweist,
die von einer Pumpenanlage mit wenigstens einer Pumpe mit einem Förderdruck versorgt
werden, wobei ein durchflussabhängiger Anteil der Systemkennlinie durch das Produkt
eines Systemwiderstands und einer Potenz des Durchflusses beschrieben ist.
[0002] Pumpenanlagen wie zum Beispiel Druckerhöhungsanlagen werden in der Mehrheit so betrieben,
dass der Druck am Ausgang der Pumpenanlage auf einen konstanten Wert reguliert wird.
Dies ist als p-c-Regelung bekannt (
psoll = constant). Da die Druckverluste
pV im System aber zusammen mit dem Durchfluss Q ansteigen (
pV ∼ Q), steht je nach Durchfluss Q unterschiedlich viel Fließdruck
pFL zur Nutzung zur Verfügung. Effizienter ist daher ein Solldruckverlauf
psoll =
f (Q) am Ausgang der Druckerhöhungsanlage, der ebenfalls vom Durchfluss abhängt, d.h.
eine sogenannte
p-v-Regelung. Eine solche ist für den Nutzer auch komfortabler, weil sie zu geringeren
Druckschwankungen an den Entnahmestellen führt.
[0003] Für eine geeignete und energieoptimale Einstellung einer
p-v-Regelkurve an der Druckerhöhungsanlage ist die Kenntnis der Druckverluste
pv im System erforderlich, d.h. derjenigen Druckverluste, die von der Druckerhöhungsanlage
über das Rohrleitungsnetz zur hydraulisch ungünstigsten Entnahmestelle auftreten.
Diese ist in der Regel diejenige, die am weitesten von der Pumpenanlage entfernt liegt
und/ oder am höchsten liegt. Die Druckverluste
pv lassen sich mathematisch als eine Funktion
f mit
pv =
f (Q) beschreiben, die jedem Durchfluss Q einen entsprechenden Druckverlust
pv zuordnet. Diese Funktion
f wird allgemein als Systemkennlinie oder, soweit sich das Rohrleitungsnetz in einem
Gebäude erstreckt, als Gebäudekennlinie bezeichnet. In der Regel wird sie linear oder
quadratisch beschrieben, d.h. mit einem durchflussabhängigen Anteil, der durch das
Produkt eines Koeffizienten und einer Potenz des Durchflusses gegeben ist, wobei die
Potenz im Falle eines linearen Anteils 1 und im Falle eines quadratischen Anteils
2 ist:
Die lineare Systemkennlinie wird durch die lineare Gleichung pv = m · Q + pgeo beschrieben. Hierfür sind zwei Parameter erforderlich, der p-Achsenabschnitt pgeo, der dem statischen Druck an der Pumpenanlage bei einem Rohrleitungsnetz mit einer
geodätischen Höhe Hgeo entspricht, und die Steigung m der Systemkennlinie, die dem Systemwiderstand R entspricht.
Dieser beschreibt den linearen Anteil der Systemkennlinie. Rein beispielhaft ist eine
lineare Systemkennlinie in Figur 1 rechts dargestellt, wobei der Druck p = 0 auf der
Höhe der Pumpenanlage 3 und der statische Druck pgeo der geodätischen Höhe Hgeo bei den am höchsten gelegenen Entnahmestellen E1 bis E6 liegt.
[0004] Die quadratische Kennlinie wird durch die quadratische Gleichung
pv =
m ·
Q2 +
pgeo beschrieben. Die Parameter sind ebenfalls der
p-Achsenabschnitt
pgeo und die Steigung m, die hier bewusst auch für eine quadratische Funktion verwendet
wird.
[0005] Erst in Kenntnis dieser Systemkennlinie kann eine Regelkurve für die Pumpenanlage
festgelegt werden, die eine situationsadäquate, komfortable und energiesparende Betriebsweise
ermöglicht. Es ist daher ein Bedürfnis, die Systemkennlinie zu kennen. Grundsätzlich
ist es möglich, die Systemkennlinie rein rechnerisch aus den Längen, Durchmessern
und Ventilen des Rohrleitungssystems zu ermitteln. Dies ist jedoch kompliziert und
zeitaufwändig. Zudem müssen die Berechnungen vollständig wiederholt werden, wenn sich
technische Änderungen am System ergeben, beispielsweise wenn eine Entnahmestelle hinzukommt
oder sich ein Rohrdurchmesser ändert.
[0006] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein einfaches Verfahren zur Bestimmung
der Systemkennlinie eines Rohrleitungsnetzes zur Verfügung zu stellen, dass schnell
und effizient durchgeführt werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass im Betrieb der Pumpenanlage der Druck
pE1,
pE2,
... pEn,
pges und der Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges im Verteilernetz ermittelt wird während eine erste Entnahmestelle E1 und unabhängig
davon wenigstens eine zweite Entnahmestelle E2, ... En sowie während die erste und
die wenigstens eine zweite Entnahmestelle E1, E2, ... En gleichzeitig geöffnet sind.
Der Systemwiderstand R wird dann aus der Verknüpfung zweier Gleichungen berechnet,
wobei die erste Gleichung einen Widerstandskoeffizienten
Wges einer durch die gleichzeitig geöffnete erste und wenigstens eine zweite Entnahmestelle
E1, E2, ... En gebildeten virtuellen Gesamtentnahmestelle auf der Grundlage einer
Druckbilanz beschreibt und die zweite Gleichung den Widerstandskoeffizienten
Wges dieser virtuellen Gesamtentnahmestelle als Parallelschaltung von Widerstandskoeffizienten
W1, W2,
... Wn der ersten und der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle E
1, E
2, ... En beschreibt, wobei auch die Widerstandskoeffizienten
W1, W2,...
Wn der ersten und der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle E
1, E
2, ... En in der zweiten Gleichung jeweils durch eine Druckbilanz beschrieben sind.
Zur Auswertung der jeweiligen Druckbilanz werden der jeweils ermittelte Druck
pE1,
pE2,
... pEn,
pges und der Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ... Q
En, Q
ges verwendet.
[0009] Die Verknüpfung ist vorzugsweise eine Gleichsetzung der ersten Gleichung mit der
zweiten Gleichung. Aufgrund dieser Gleichsetzung kann idealerweise ein numerischer
Vergleich der ersten und der zweiten Gleichung durchgeführt werden, bei dem eine numerische
Minimalwertsuche erfolgt, wobei der Systemwiderstand
R dann hinreichend genau ermittelt ist, wenn die betragliche Differenz der ersten und
zweiten Gleichung kleiner gleich ein bestimmter Schwellenwert
Dmin ist. Vorzugsweise kann zur Berechnung des Systemwiderstands
R zunächst ein Startwert für den Systemwiderstand
R angenommen wird, und
- a. mit diesem Wert und dem jeweils ermittelten Druck pE1, pE2, ... pEn, pges und Volumenstrom QE1, QE2, ... QEn, Qges die Widerstandskoeffizienten W1, W2,... Wn, Wges der ersten Entnahmestelle E1, der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle E1, E2, ... En sowie der virtuellen
Gesamtentnahmestelle aus den Druckbilanzen und der ersten Gleichung berechnet werden,
- b. anschließend aus den berechneten Widerstandskoeffizienten W1, W2, ... Wn der ersten und wenigstens einen zweiten Entnahmestelle E1, E2, ... En der Widerstandskoeffizient Wges der virtuellen Gesamtentnahmestelle mit der zweiten Gleichung berechnet wird, und
danach
- c. die betragliche Differenz der ersten und der zweiten Gleichung gebildet wird,
- d. wobei die Schritte a., b. und c. mit einem um einen Betrag geänderten Wert für
den Systemwiderstand R so lange wiederholt werden, bis die betragliche Differenz der
ersten und der zweiten Gleichung kleiner gleich dem Schwellenwert Dmin ist.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Variante erfolgt die Ermittlung des Drucks (
pE1,
pE2,
... pEn,
pges) und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges erst nach einer Wartezeit nach dem Öffnen der entsprechende Entnahmestelle E1, E2,
... En, so dass sich das System während der Messung in einem stationären Zustand befindet.
[0011] Beispielsweise kann die Ermittlung des Drucks
pE1,
pE2, ...
pEn,
pges und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges automatisch ausgelöst werden, sobald ein von Null verschiedener und/ oder ein stark
ansteigender Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges erkannt wird.
[0012] Es ist von Vorteil, wenn für die Ermittlung des Drucks
pE1,
pE2, ...
pEn,
pges und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges an den Entnahmestellen mehrere Werte ermittelt und daraus jeweils ein Einzelwert,
insbesondere ein Mittelwert gebildet wird. Schwankungen in den ermittelten Werten
werden hierdurch reduziert.
[0013] Vorzugsweise wird die Ermittlung des Drucks
pE1,
pE2,
... pEn,
pges und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges automatisch beendet, sobald der ermittelte Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ... Q
En, Q
ges unter einen vorbestimmten Minimalwert sinkt, im Wesentlichen Null ist, und/ oder
ein stark sinkender Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges erkannt wird.
[0014] Erfindungsgemäß können eine Anzahl n von mindestens zwei Entnahmestellen E1, E2,
... En für die Durchführung des Verfahrens verwendet werden. So kann beispielsweise
im Betrieb der Pumpenanlage der Druck
pE3, ...
pEn und der Volumenstrom Q
E3, ...Q
En im Verteilernetz ermittelt werden, während eine dritte Entnahmestelle E3 oder eine
n-te Entnahmestelle En geöffnet ist, wobei bei der Ermittlung des Drucks
pges und des Volumenstroms Q
ges während die erste und die wenigstens eine zweite Entnahmestelle E1, E2 gleichzeitig
geöffnet sind, auch diese dritte Entnahmestelle E3 ist bzw. alle n verwendeten Entnahmestelle
E1, E2, ... E
n geöffnet sind und einen Teil der virtuellen Gesamtentnahmestelle bildet/ bilden.
[0015] Die Entnahmestellen E1, E2, ... E
n können jeweils eine physische Entnahmestelle bilden. Es ist jedoch auch möglich,
dass die erste Entnahmestelle E1 eine erste virtuelle Entnahmestelle ist, die durch
das gleichzeitige Offensein von zwei oder mehr ersten physischen Entnahmestellen gebildet
ist, wobei der Widerstandskoeffizient
W1 der ersten virtuellen Entnahmestelle durch die Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten
dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten ersten physischen Entnahmestellen beschrieben
ist. In entsprechender Weise kann die wenigstens eine zweite Entnahmestelle E2, ...
E
n eine zweite virtuelle Entnahmestelle sein, die durch das gleichzeitige Offensein
von zwei oder mehr zweiten physischen Entnahmestellen gebildet ist, wobei der Widerstandskoeffizient
W2, ...
Wn der zweiten virtuellen Entnahmestelle durch die Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten
W2, ...
Wn) dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten zweiten physischen Entnahmestellen
beschrieben ist,
[0016] Die erste Gleichung kann wie folgt beschrieben sein:

wobei
- Wges
- der Widerstandskoeffizient der virtuellen Gesamtentnahmestelle ist,
- pges
- der bei den gleichzeitig geöffneter ersten und wenigstens zweiten Entnahmestelle ermittelte
Druck ist,
- pgeo
- der Druck der geodätischen Höhe ist,
- R
- der zu bestimmende Systemwiderstand ist,
- Qges
- der ermittelte Volumenstrom bei gleichzeitig geöffneter ersten und wenigstens einen
zweiten Entnahmestelle ist,
- k
- die Potenz des durchflussabhängigen Anteils der Systemkennlinie ist, und bevorzugt
1 im Falle eines linearen Anteils oder 2 im Falle eines quadratischen Anteils beträgt,
- m
- ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen ist und bevorzugt
2 beträgt.
[0017] Die zweite Gleichung kann wie folgt beschrieben sein:

wobei
- Wges
- der Widerstandskoeffizient der virtuellen Gesamtentnahmestelle ist,
- Wi
- der Widerstandskoeffizient der i-ten Entnahmestelle ist,
- n
- die Anzahl der verwendeten Entnahmestellen ist,
- m
- ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen ist und bevorzugt
2 beträgt.
[0018] Die Widerstandskoeffizienten
W1, W2, ... Wn können wie folgt beschrieben werden:

wobei
- Wi
- der Widerstandskoeffizient der i-ten Entnahmestelle ist,
- pEi
- der bei geöffneter i-ten Entnahmestelle ermittelte Druck ist,
- pgeo
- der Druck der geodätischen Höhe ist,
- R
- der zu bestimmende Systemwiderstand ist,
- QEi
- der bei geöffneter i-ten Entnahmestelle ermittelte Volumenstrom ist,
- k
- die Potenz des durchflussabhängigen Anteils der Systemkennlinie ist und bevorzugt
1 im Falle eines linearen Anteils oder 2 im Falle eines quadratischen Anteils beträgt,
- m
- ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen ist und bevorzugt
2 beträgt.
[0019] Vorzugsweise wird die Pumpenanlage nach der Bestimmung der Systemkennlinie entlang
einer Regelkennlinie geregelt, die der um einen gewünschten Fließdruck
pFL an den Entnahmestellen entsprechenden Betrag angehobenen Systemkennlinie entspricht.
[0020] Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn der ermittelte Wert des Systemwiderstands
R als eine zeitliche Funktion
R (
t) in einer Reglereinheit hinterlegt ist, die eine zeitlich auftretende Widerstandserhöhung
im Verteilernetz beschreibt.
[0021] Der Fließdruck
pFL kann als eine zeitliche Funktion
pFL (
t) in der Reglereinheit hinterlegt sein, die den gewünschten Fließdruck
pFL zeitabhängig, beispielsweise tageszeitabhängig, tagesabhängig oder saisonabhängig,
definiert.
[0022] Für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die geodätische Höhe benötigt,
die aufgrund der konstruktiven Auslegung des Systems grundsätzlich als bekannt angenommen
werden kann. Falls diese nicht bekannt ist, wird ein Verfahren zur Bestimmung des
durch eine geodätische Höhe
Hgeo in einem flüssigkeitsführenden Verteilernetz bedingten geodätischen Drucks
pgeo, insbesondere zur Bestimmung der Systemkennlinie dieses Verteilernetzes gemäß dem
vorbeschriebenen Verfahren vorgeschlagen, wobei das Verteilernetz mehrere, insbesondere
eine Vielzahl Entnahmestellen aufweist, die von einer Pumpenanlage mit wenigstens
einer Pumpe mit einem Förderdruck
p versorgt werden, wobei die Pumpenanlage im geschlossenen Zustand aller Entnahmestellen
E1, E2, ... En für eine bestimmte Zeitspanne
Takt betrieben wird, um einen bestimmten Druck
p im Verteilernetz aufzubauen, wobei nach Ablauf der Zeitspanne
Takt die am höchsten gelegene Entnahmestelle E1 geöffnet wird, um den Druck
p im Verteilernetz abzubauen, und, sobald keine Flüssigkeit mehr aus der geöffneten
Entnahmestelle E1 austritt, der Druck
p am Ausgang der Pumpenanlage ermittelt wird, welcher dem geodätische Druck
pgeo entspricht.
[0023] Das Verfahren wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels und der beigefügten
Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1:
- Ein Gebäude samt integriertem Rohrleitungsnetz mit Entnahmestellen und Druckerhöhungsanlage
und nebenstehendem Diagramm der zugehörigen Systemkennlinie
- Figur 2:
- Zeitlicher Verlauf von Sensorwerten für Volumenstrom und Druck sowie von der Drehzahl
- Figur 3:
- Ausgangszustand des Systems
- Figur 4:
- Geschlossenen System aufladen
- Figur 5:
- Geschlossenes System entleeren
- Figur 6:
- Druckaufbau und Entnahme an erster Entnahmestelle
- Figur 7:
- Druckaufbau und Entnahme an zweiter Entnahmestelle
- Figur 8:
- Druckaufbau und Entnahme an dritter Entnahmestelle
- Figur 9:
- Druckaufbau und Entnahme an erster, zweiter und dritter Entnahmestelle gleichzeitig
- Figur 10:
- Wahl der Regelkennlinie
[0024] Der Einfachheit halber wird beispielhaft eine lineare Systemkennlinie gemäß der Gleichung
pv =
m ·Q +
pgeo zu Grunde gelegt. Ferner wird zunächst angenommen, dass der Druck
pgeo der geodätischen Höhe
Hgeo bekannt ist. Es wird später noch beschrieben, wie auf einfache Weise eine Ermittlung
des Drucks
pgeo der geodätischen Höhe
Hgeo möglich ist.
[0025] Das hier beschriebene Verfahren ermöglicht, die Steigung der Systemkennlinie zu bestimmen,
und daraus eine Regeldruckkurve abzuleiten, die eine energieeffiziente Regelung der
Druckerhöhungsanlage ermöglicht.
[0026] Figur 1 zeigt ein Gebäude 1, in dem ein flüssigkeitsführendes Rohrleitungsnetz 2
vorhanden ist. Ein Gebäude 1 ist der häufige Fall. Das Verfahren ist aber für alle
Verteilungsnetze, auch ohne Gebäude, anwendbar. Das Rohrleitungsnetz 2 ist mit einer
zentralen Druckerhöhungsanlage 3 verbunden, die in der Ausführungsvariante gemäß Figur
1 zwei drehzahlgeregelte Pumpen 9 mit jeweils einem in Förderrichtung nachgeschalteten
Rückflussverhinderer 10 aufweist. Eine Druckerhöhungsanlage 3 mit nur einer Pumpe
9 ist jedoch ebenfalls möglich. Die Druckerhöhungsanlage 3 ist niederdruckseitig an
ein öffentliches Wasserversorgungsnetzwerk angeschlossen. In Figur 1 ist der Übergabepunkt
15 dargestellt. Die Druckerhöhungsanlage 3 umfasst eine Reglereinheit 4 zur Regelung
des Ausgangsdrucks p. Sie übernimmt zum Teil aber auch eine Messdatenverarbeitung.
Teil der Druckerhöhungsanlage 3 ist ein Drucksensor 6 und ein Volumenstromsensor 7,
die ausgangsseitig der Pumpen 9 angeordnet sind und Messwerte der Reglereinheit 4
zuführen.
[0027] Die Reglereinheit 4 hat folglich zumindest die Information des Drucks p am Ausgang
der Anlage 3 sowie des Durchflusses Q durch die Anlage 3 zur Verfügung. Es sei angemerkt,
dass anstelle einer Messung dieser Größen auch eine rechnerische Ermittlung mittels
eines Beobachters möglich ist. Für eine spätere
p-v-Regelung sind ohnehin beide Werte notwendig, daher bietet sich eine direkte Einbindung
der Messung in die Reglereinheit 4 an. Möglich ist aber genauso, eine der beiden Messgrößen
oder beide Messgrößen unabhängig von der Reglereinheit 4 zu bestimmen, und bei Bedarf
an die Reglereinheit 4 zu übergeben.
[0028] Das Rohrleitungsnetz 2 weist eine Mehrzahl, insbesondere eine Vielzahl an Entnahmestellen
8 auf, an denen dem Rohrleitungsnetz 2 jeweils Flüssigkeit entnommen werden kann.
Die Entnahmestellen 8 können beispielsweise Wasserhähne, Duschköpfe, Badewanneneinläufe,
Toilettenspülungen und/ oder Waschmaschinen- oder Spülmaschinenanschlüsse sein, d.h.
eine beliebige Wasserarmatur bilden, die geöffnet werden kann und im Normalzustand
geschlossen ist. Das Gebäude 1 weist beispielhaft sechs Entnahmestellen E7 bis E12
im Erdgeschoss und sechs Entnahmestellen 8 E1 bis E6 im Obergeschoss auf. Die Entnahmestellen
8 im Obergeschoss befinden sich auf einer geodätischen Höhe
Hgeo.
[0029] Rechts neben dem Gebäude ist ein
H ( Q)-Diagramm mit einer linearen Gebäudekennlinie 5 dargestellt, die eine vereinfachte
Systemkennlinie des Systems bestehend aus Druckerhöhungsanlage 3, Rohrleitungsnetz
2 und Entnahmestellen 8 beschreibt. Die Gebäudekennlinie 5 besitzt einen
p-Achsenabschnitt
pgeo, der dem Druck bei der geodätischen Höhe
Hgeo entspricht. Man kann sich leicht klar machen, dass
pgeo ein Mindestdruck ist, der aufgebaut werden muss, damit die Wassersäule im Rohrleitungsnetz
2 überhaupt die geodätische Höhe der Entnahmestellen 8 im Obergeschoss erreicht. Liegt
der Druck im Rohrleitungsnetz 2 unterhalb
pgeo, kommt keine Flüssigkeit an den Entnahmestellen E1 bis E6 an. Neben dem Druck
pgeo der geodätischen Höhe
Hgeo besitzt die Gebäudekennlinie 5 die Steigung
m, die dem Systemwiderstand
R entspricht. Figur 3 zeigt das Gebäude 1 und
H(
Q)-Diagramm rechts mit der Pumpenkennlinie 12, die für eine maximale Drehzahl gilt.
In Figur 4 ist eine weitere Pumpenkennlinie 13 eingetragen, die bei Doppelpumpenbetrieb
mit maximaler Drehzahl gilt.
[0030] Der Systemwiderstand
R kann wie folgt ermittelt werden, wobei eine Anzahl
n der im System vorhandenen Entnahmestellen 8 verwendet wird. Für alle einzeln und
gemeinsam verwendeten Entnahmestellen wird der Druck
pE1, P
E2, ...
pEn,
pges und der Volumenstrom Q
E1, Q
E2, ...Q
En, Q
ges bestimmt. Nachfolgend wird das Verfahren mit
n = 3 Entnahmestellen 8 veranschaulicht:
Zunächst wird im Betrieb der Pumpe 9 der Druck pE1 und Volumenstrom QE1 im Rohrleitungsnetz, insbesondere ausgangsseitig der Druckerhöhungsanlage 3 ermittelt,
vorzugsweise gemessen, während an nur einer ersten Entnahmestelle 8, Flüssigkeit entnommen
wird. Vorzugsweise ist dies bei der Entnahmestelle E1 der Fall, während die anderen
Entnahmestellen 8 geschlossen sind. Diese Entnahmestelle E1 ist von der Druckerhöhungsanlage
3 am weitesten weg, so dass bei einer Entnahme an dieser Entnahmestelle die größten
Druckverluste im System zu erwarten sind.
[0031] Die Pumpe 9 wird folglich mit einer ersten Drehzahl
n1 <
nmax, der maximalen Drehzahl, betrieben, bei der die Druckerhöhungsanlage 3 einen entsprechenden
Druck im Rohrleitungsnetz 2 größer als
pgeo aufbaut. Anschließend wird die erste Entnahmestelle E1, d.h. beispielsweise eine
dort befindliche Wasserarmatur geöffnet. Dies ist in Figur 6 links dargestellt. Das
H(Q) -Diagramm in Figur 6 rechts zeigt die Pumpenkennlinie 12 bei maximaler Drehzahl
nmax, sowie diejenige Pumpenkennlinie 11 der ersten Drehzahl
n1.
[0032] Des Weiteren zeigt Figur 6 die Widerstandskennlinie 14a des Rohrleitungsnetzes 2,
auch Rohrnetzparabel genannt, im dargestellten Gebäudezustand mit der Entnahmestelle
E1 geöffnet. Es ergibt sich damit ein Betriebspunkt B3 Arbeitspunkt, der den Schnittpunkt
zwischen der Widerstandskennlinie 14a und der Pumpenkennlinie 11 bildet. In diesem
Betriebspunkt B3 ist der ersten Entnahmestelle E1 der Druck
pE1 und der Durchfluss Q
E1 zugeordnet. Letzterer entspricht dem Durchfluss Q
E1 an der Druckerhöhungsanlage 3, so dass er dort auch gemessen werden kann, insbesondere
mittels Volumenstromsensor 7, jedenfalls sofern im System keine Leckage vorliegt.
Am Drucksensor 6 der Druckerhöhungsanlage 3 stellt sich zudem der Druck
pE1 ein.
[0033] Beide Werte werden der Reglereinheit 4 übergeben und in dieser gespeichert. Vorzugsweise
werden die Messwerte erst nach einer Wartezeit, insbesondere einigen Sekunden geöffneter
Entnahmestelle E1 genommen, um hydraulische Übergangseffekte insbesondere Schwingungen
im System auszublenden. Dies gilt für alle Ermittlungen des Drucks
pE1,
pE2,
pE3,
pges und des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, Q
E3, Q
ges, insbesondere für alle Messungen gleichermaßen.
[0034] Vorzugsweise wird die Ermittlung des Drucks
pE1 und des Volumenstroms
QE1 in der Druckerhöhungsanlage 3 automatisch ausgelöst, sobald ein von Null verschiedener
und/ oder ein stark ansteigender Volumenstrom
QE1 erkannt wird. Dies kann sowohl bei der ersten Entnahmestelle E1 als auch bei jeder
anderen im Verfahren noch zu verwendender Entnahmestelle E2, E3 erfolgen. Ein starker
Anstieg des Durchflusses Q ist ein Indiz für eine laufende Entnahme. Durch das Ansteigen
des Durchflusses Q kann die Druckerhöhungsanlage 3 folglich selbständig feststellen,
wann eine Entnahme stattfindet und wann folgemäßig eine Ermittlung des Volumenstroms
Q und des Drucks
p durchgeführt werden müssen.
[0035] Für die Ermittlung des Durchflusses Q
E1, Q
E2, Q
E3, Q
ges und des Drucks
pE1,
pE2, Q
E3,
pges an der ersten Entnahmestelle E1 sowie an allen folgenden Entnahmestellen E2, E3 können
mehrere Werte genommen und daraus jeweils ein Einzelwert, insbesondere jeweils ein
Mittelwert gebildet werden. Dies entspricht einer Filterung der Werte. Schwankungen
bei der rechnerischen Schätzung oder Messung der Werte werden auf diese Weise verringert.
[0036] Die erste Entnahmestelle E1 wird anschließend wieder geschlossen. Auch dies kann
in der Druckerhöhungsanlage 3 anhand der Messwerte des Volumenstromsensors 7 erkannt
werden, da der Volumenstrom Q unter einen bestimmten Minimalwert, insbesondere auf
Null sinkt. Somit kann die Ermittlung des Drucks und des Volumenstroms automatisch
an einer Entnahmestelle 8, hier insbesondere an der ersten Entnahmestelle E1 beendet
werden, sobald der ermittelte Volumenstrom Q unter einen vorbestimmten Minimalwert
sinkt, im Wesentlichen Null ist, und/ oder ein stark sinkender Volumenstrom Q erkannt
wird, beispielsweise indem erkannt wird, dass die Ableitung des Volumenstroms Q betraglich
einen bestimmten vorgegeben Referenzwert übersteigt.
[0037] Dieselbe Prozedur erfolgt nun an einer zweiten Entnahmestelle 8. Dies ist in Figur
7 veranschaulicht. Hier erfolgt eine Entnahme vorzugsweise an der zweitschlechtesten
Entnahmestelle E2, d.h. an der Stelle, an der hydraulische Verluste zu erwarten sind,
die nicht so hoch sind, wie bei der ersten Entnahmestelle E1, aber dennoch höher sind,
als bei jeder weiteren Entnahmestelle E3-E12. Die Pumpe 9 wird bei derselben Drehzahl
n1 betrieben. Der zweiten Entnahmestelle E2 ist eine eigene Widerstandskennlinie 14b
zugeordnet, die aufgrund des etwas kürzeren Rohrnetzwiderstands respektive des geringeren
Fließwegs von der Druckerhöhungsanlage 3 zur Entnahmestelle E2 flacher ist.
[0038] Es wird nun also im Betrieb der Pumpe 9 der Druck
pE2 und der Volumenstrom Q
E2 im Rohrleitungsnetz 2, insbesondere ausgangsseitig der Druckerhöhungsanlage 3 ermittelt,
während an nur einer zweiten Entnahmestelle 8, E2 Flüssigkeit entnommen wird, d.h.
diese zweite Entnahmestelle E2 geöffnet ist, während alle anderen Entnahmestellen
geschlossen sind. Es ergibt sich damit ein Betriebspunkt B4, der den Schnittpunkt
zwischen der Widerstandskennlinie 14b und der Pumpenkennlinie 11 bildet. In diesem
Betriebspunkt B4 ist der zweiten Entnahmestelle E2 der Druck
pE2 und der Durchfluss Q
E2 zugeordnet.
[0039] Die zweite Entnahmestelle E2 wird anschließend wieder geschlossen.
[0040] Das beschriebene Vorgehen kann an einer dritten Entnahmestelle E3 und gegebenenfalls
an einer vierten oder weiteren Entnahmestelle 8, E4, ... En fortgeführt werden. Die
Entnahme an einer dritten Entnahmestelle 8, E3 ist in Figur 8 veranschaulicht. Sie
erfolgt hier beispielhaft an der dritt-schlechtesten Entnahmestelle E3, d.h. an der
Stelle, an der ebenfalls hohe hydraulische Verluste zu erwarten sind, die jedoch nicht
so hoch sind, wie bei der zweiten Entnahmestelle E2, aber dennoch höher sind, als
bei jeder weiteren Entnahmestelle E4-E12. Die Pumpe 9 wird weiterhin bei derselben
Drehzahl
n1 betrieben, so dass sich die Pumpenkennlinie 11 nicht ändert. Der dritten Entnahmestelle
E3 ist ebenfalls eine eigene Widerstandskennlinie 14c zugeordnet, die aufgrund des
im Vergleich zu den Entnahmen an E1 und E2 geringeren Rohrnetzwiderstands respektive
des kürzeren Fließwegs von der Druckerhöhungsanlage 3 zur Entnahmestelle E3 flacher
als die vorherigen Widerstandskennlinien 14a und 14b ist.
[0041] Es kann nun also im Betrieb der Pumpenanlage 3 auch der Druck
pE3 ...
pEn und der Volumenstrom Q
E3 ... Q
En im Rohrleitungsnetz 2, insbesondere ausgangsseitig der Druckerhöhungsanlage 3 ermittelt
werden, während an nur einer dritten oder weiteren Entnahmestelle 8, E3, ... E
n Flüssigkeit entnommen wird, d.h. diese dritte oder weitere Entnahmestelle E3, ...
En geöffnet ist, während alle anderen Entnahmestellen 8 geschlossen sind. Es ergibt
sich damit ein Betriebspunkt B5, der den Schnittpunkt zwischen der Widerstandskennlinie
14c und der Pumpenkennlinie 11 bildet. In diesem Betriebspunkt B5 ist der dritten
bzw. weiteren Entnahmestelle E3 der Druck
pE3 bzw. ...
pEn und der Durchfluss Q
E3 bzw. Q
En zugeordnet. Die dritte bzw. weitere Entnahmestelle E3, ... E
n ist dann anschließend wieder zu schließen.
[0042] Für die Parameterermittlung gemäß dem beschriebenen Verfahren ist die Ermittlung
des Drucks
pE3 bzw....
pEn und des Volumenstroms Q
E3 bzw. Q
En an dieser dritten oder weiteren Entnahmestelle 8, E3, ... E
n nicht erforderlich. Zusätzlich zu den Entnahmen an einzelnen Entnahmestellen 8 schlägt
das erfindungsgemäße Verfahren vor, die hydraulischen Größen Druck und Volumenstrom
im Betrieb der Pumpe 9 zusätzlich dann zu messen, wenn alle diejenigen Entnahmestellen
8 gleichzeitig geöffnet sind, die bei den anderen Ermittlungen von Druck und Volumenstrom
an den einzelnen Entnahmestellen 8 geöffnet waren.
[0043] Es wird nun im Betrieb der Pumpe 9, die vorzugsweise weiterhin mit der ersten Drehzahl
n1 dreht, der Druck
pges und der Volumenstrom Q
ges im Rohrleitungsnetz 2, insbesondere ausgangsseitig der Druckerhöhungsanlage 3 ermittelt,
während die erste Entnahmestelle E1 und die zumindest eine zweite Entnahmestelle E2
geöffnet sind. Wurden auch der Druck und der Volumenstrom an einer dritten Entnahmestelle
E3 ermitteln, so ist auch diese dritte Entnahmestelle E3 gleichzeitig mit den anderen
zu öffnen. Dasselbe gilt für eine vierte Entnahmestelle E4, die dann ebenfalls gleichzeitig
mit den anderen zu öffnen ist. Dagegen bleiben alle weiteren Entnahmestellen, die
nicht geöffnet worden sind und auch nicht geöffnet werden müssen, geschlossen.
[0044] Das Öffnen und Schließen aller verwendeten Entnahmestellen E1, E2, E3 gleichzeitig
kann als Öffnen und Schließen einer virtuellen Gesamtentnahmestelle betrachtet werden,
der im geöffneten Zustand ebenfalls eine Widerstandskennlinie 14d zugeordnet ist.
Diese ist in Figur 9 rechts dargestellt. Sie ist noch flacher als die der ersten,
zweiten und dritten Entnahmestelle E1, E2, E3 zugeordneten Widerstandskennlinien 14a,
14b, 14c.
[0045] Wie bei den einzelnen Entnahmestellen E1, E2, E3 ebenfalls, stellt sich im gemeinsam
geöffneten Zustand aller zuvor einzeln geöffneten Entnahmestellen E1, E2, E3 ein Druck
pges und ein Volumenstrom Q
ges ein, die dieser virtuellen Gesamtentnahmestelle zugeordnet sind und einen Betriebspunkt
B4 definieren, der den Schnittpunkt zwischen der Widerstandskennlinie 14d und der
Pumpenkennlinie 11 bildet.
[0046] Erfindungsgemäß genügt die Verwendung von zwei Entnahmestellen. Für die Genauigkeit
der Parameterbestimmung der Systemkennlinie ist es aber vorteilhaft, möglichst viele
Entnahmestellen einzubeziehen, die zunächst einzeln vermessen werden, und dann zusammen
geöffnet werden. Bevorzugt wird dabei der Auslegungsdurchfluss des Systems bzw. der
maximale Durchfluss der Druckerhöhungsanlage 3 erreicht. Es ist nicht erforderlich,
dass die verwendeten Entnahmestellen in einem bestimmten Bezug zueinander stehen,
beispielsweise im Verteilernetz unmittelbar benachbart zueinander liegen. Gleichwohl
ist eine geeignete Wahl der Entnahmestellen im Hinblick auf die zu erwartenden Druckverluste
im Verteilernetz vorteilhaft.
[0047] Zusätzlich zu den einzeln und gemeinsam vermessenen zwei, drei oder gar vier Entnahmestellen
E1, E2, E3, E4 können auch andere oder weitere Kombinationen von Entnahmestellen erfasst
werden, bei denen noch nicht alle Hähne beteiligt sind. Beispielsweise eine Kombination
der zweiten Entnahmestelle E2 mit einer fünften und/oder siebten Entnahmestelle E5,
E7, oder eine Kombination der ersten Entnahmestelle E1 mit der dritten, einer fünften
und einer achten Entnahmestelle E5, E7. Druck und Volumenstrom können für diese Entnahmestellenkombinationen
ebenfalls ermittelt und z.B. für spätere Kontrollrechnungen verwendet werden. Dies
ist idealerweise im laufenden Betrieb sinnvoll, wodurch eine kontinuierliche Überprüfung
der ursprünglich ermittelten Systemkennlinie durchgeführt werden kann.
[0048] In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass im Sinne der vorliegenden
Erfindung unter einer Entnahmestelle 8 sowohl eine physische Entnahmestelle als auch
eine virtuelle Entnahmestelle verstanden wird. Mit einer physischen Entnahmestelle
ist erfindungsgemäß eine einzelne Stelle im Verteilernetz gemeint, an der Flüssigkeit
aus dem Verteilernetz entnommen werden kann, d.h. beispielsweise eine Wasserarmatur.
Eine virtuelle Entnahme bezeichnet dagegen in Übereinstimmung mit der bereits genannten
virtuellen Gesamtentnahmestelle eine Gruppe von zwei oder mehr Stellen im Verteilernetz,
d.h. zwei oder mehr physische Entnahmestellen, die für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens mathematisch-hydraulisch als eine einzige Entnahmestelle betrachtet werden.
Dieser ist dann ebenfalls nur ein einziger Widerstandskoeffizient zugeordnet, der
sich aus der Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten der einzelnen Armaturen
ergibt.
[0049] In diesem Sinne kann die erste Entnahmestelle 8, E1 eine erste virtuelle Entnahmestelle
sein, die durch das gleichzeitige Offensein von zwei oder mehr ersten physischen Entnahmestellen
8, E1 gebildet ist, wobei der Widerstandskoeffizient W
1 der ersten virtuellen Entnahmestelle 8, E1 durch die Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten
dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten ersten physischen Entnahmestellen 8,
E1 beschrieben ist. Des Weiteren kann auch die wenigstens eine zweite Entnahmestelle
8, E2, ... En eine wenigstens zweite virtuelle Entnahmestelle 8, E2, ... En sein,
die durch das gleichzeitige Offensein von zwei oder mehr zweiten physischen Entnahmestellen
8, E2, ... En gebildet ist, wobei der Widerstandskoeffizient
W2, ...
Wn der zweiten virtuellen Entnahmestelle 8, E2, ... En durch die Parallelschaltung der
Widerstandskoeffizienten
W2, ...
Wn dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten zweiten physischen Entnahmestellen
8, E2, ... En beschrieben ist.
[0050] Es sei angemerkt, dass es nicht auf eine bestimmte Reihenfolge bei der Ermittlung
des Drucks und Volumenstroms bei den Entnahmestellen 8 ankommt. Es kann folglich sowohl
die beschriebene Reihenfolge E1 > E2 > E3 > E1 + E2 + E3 verwendet werden, alternativ
kann jedoch auch eine beliebige andere Reihenfolge verwendet werden.
[0051] Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass die Pumpe 9 der Druckerhöhungsanlage 3
bei der Entnahme an der jeweiligen Entnahmestelle E1, E2, E3 sowie an allen verwendeten
Entnahmestellen E1 + E2 + E3 gleichzeitig zwar mit derselben Drehzahl
n1 betrieben werden kann, dies jedoch nicht zwingend der Fall sein muss. Vielmehr kann
die Pumpe 9 bei der Entnahme an der jeweiligen Entnahmestelle E1, E2, E3 sowie an
allen verwendeten Entnahmestellen E1 + E2 + E3 gleichzeitig auch mit unterschiedlichen
Drehzahlen betrieben werden. Analog kann auch der Druck am Übergabepunkt des öffentlichen
Netzwerks 15 schwanken, ohne die Funktionsweise des hier beschriebenen Verfahrens
einzuschränken. Es funktioniert deshalb auch ohne Drehzahlregelung.
[0052] In der Praxis ist aber eine Drehzahlregelung vorhanden, um anschließend die p-v-Regelung
umzusetzen. Dann empfiehlt es sich, eine relativ hohe Drehzahl zu verwenden, um relativ
große absolute Messwerte mit hoher Genauigkeit zu erhalten. Die Drehzahl
n1 kann dabei so gewählt werden, dass die Nullförderhöhe, d.h. die Förderhöhe H bei
Volumenstrom Q gleich Null, bei dieser Drehzahl möglichst hoch ist. Vorzugsweise ist
die Drehzahl n aber so gewählt, dass die Nullförderhöhe 90% des maximal zulässigen
Systemdrucks nicht überschreitet.
[0053] Alle ermittelten Drücke
pE1,
pE2,
pE3,
pges und Volumenströme Q
E1, Q
E2, Q
E3, Q
ges werden in der Reglereinheit 4 abgespeichert. Nach der Ermittlung der Drücke und Volumenströme
bei den jeweils geöffneten Entnahmestellen 8 erfolgt die rechnerische Bestimmung des
Systemwiderstands
R.
[0054] Die ermittelten Werte lassen sich nun in Gleichungen einsetzen, die jeweils den Widerstandskoeffizienten
W1, W2, W3, Wges der einzelnen Entnahmestellen 8 bzw. der virtuellen Gesamtentnahmestelle beschreiben.
Wie bereits bei den Widerstandskennlinien 14a, 14b, 14c, 14d unterstellt, kann ein
quadratischer Entnahmestellenwiderstand
Wi, d.h. eine quadratische Abhängigkeit des Drucks vom Volumenstrom angenommen werden,
um das Verhalten der Entnahmestellen 8 zu beschreiben.
[0055] Aus einer Druckbilanz im System folgt:

wobei
- pEi
- der von der Druckerhöhungsanlage 3 an ihrem Ausgang erzeugte Druck ist, wenn eine
Entnahmestelle Ei geöffnet ist,
- pgeo
- der statische Druck der geodätischen Höhe ist,
- ΔpEi
- der Druckverlust an einer geöffneten Entnahmestelle Ei ist, und
- Δpsystem
- der Druckverlust im Rohrleitungsnetzwerk bei einem Volumenstrom Qi
ist.
[0056] Der Druckverlust Δ
pEi an einer geöffneten Entnahmestelle E
i wird in der Regel aus dem Quadrat des dort fließenden Volumenstroms Q
Ei mit einem Widerstandskoeffizienten, hier
Wi, berechnet, so dass Δ
pEi =
Wi · Q
2Ei ist. Weiterhin ergibt sich der Druckverlust Δ
pSystem von der Druckerhöhungsanlage 3 zur jeweiligen Entnahmestelle 8 bei einer geöffneten
Entnahmestelle E
i gemäß der ausgewählten Funktion
f mit
pV =
f(
Q)
, hier beispielhaft also aus dem fließenden Volumenstrom Q
Ei linear gewichtet mit dem Systemwiderstand
R, so dass Δ
pSystem =
R ·Q
Ei ist. Es handelt sich hierbei also nur um einen Fließdruckverlust durch Reibung, nicht
um statische Druckverluste. Durch Einsetzen dieser Formeln in Gleichung 1 ergibt sich

sowie umgestellt nach dem Widerstandskoeffizienten
Wi der Entnahmestelle E
i 
[0057] Damit gilt für den der ersten, zweiten und dritten Entnahmestelle E1, E1, E3 jeweils
zugeordneten Widerstandskoeffizienten
W1, W2, W3 sowie für den der virtuellen Gesamtentnahmestelle zugeordneten Widerstandskoeffizienten
Wges:

[0058] Wird eine andere Funktion
f mit
pV =
f (Q) für die Systemkennlinie angesetzt als die lineare Funktion in diesem Beispiel,
muss der Term für Δ
pSystem entsprechend ersetzt werden durch diese ausgewählte Funktion
f mit
pV = f(
Q), z.B.
pv =
m · Q
2 +
pgeo. Es wird deutlich, dass für diese Funktion auch andere Potenzen von Q wie z.B. 1,5
oder auch 0,5 ausgewählt werden können. Es kann sogar eine andere mathematische Funktion
ausgewählt werden, die den Volumenstrom Q mit nur einem Parameter m verrechnet.
[0059] Darüber hinaus kann der Widerstandskoeffizient
Wges der virtuellen Gesamtentnahmestelle alternativ zu der Beschreibung nach Gleichung
6 als Ersatzwiderstand einer Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten W
1,
W2, ...
Wn der einzeln geöffneten Entnahmestellen E
i ausgedrückt werden. Es gilt dann:

[0060] An dieser Stelle sei bemerkt, dass auch bei der Funktion für den Druckverlust der
Entnahmestelle Δ
pEi= f(Q) andere Exponenten als das Quadrat ausgewählt werden können. Dementsprechend können
alle Quadrate in den Gleichungen 4-7 durch einen festlegbaren Exponenten k sowie die
Wurzeln in Gleichung 7 zum Kehrwert dieses ausgewählten Exponenten k ersetzt werden.
In der Regel wird für die Beschreibung der Druckverluste einer Entnahmestelle aber
der quadratische Exponent k = 2 verwendet.
[0061] Gleichung 6 und 7 können gleichgesetzt werden, so dass der unbekannte Widerstandskoeffizient
Wges der virtuellen Gesamtentnahmestelle aus der Betrachtung rausfällt und als unbekannte
Variablen nur die Widerstandskoeffizienten
Wi der Entnahmestellen E
i, mit
i = 1
...n, wobei n die Anzahl der verwendeten Entnahmestellen ist, sowie der Systemwiderstand
R bestehen bleiben.
[0062] Es wird deutlich, dass es für das beschriebene Verfahren genügt, nur zwei der Entnahmestellen
E1, E2 einzeln sowie zusammen zu öffnen und den sich dann einstellenden Druck und
Volumenstrom zu bestimmen. Denn das gleichzeitige Offensein von mindestens zwei Entnahmestellen
eröffnet die Möglichkeit, eine virtuelle Gesamtentnahmestelle mit einem eigenen Widerstandskoeffizienten
Wges zu betrachten, der durch eine erste Gleichung, die eine Druckbilanz ausdrückt, und
andererseits auch durch eine zweite Gleichung beschrieben werden kann, die eine Parallelschaltung
hydraulischer Widerstände beschreibt. Dies ermöglicht es, die Unbekannte W
ges zu eliminieren. Es liegen dann nur drei Unbekannte vor, nämlich die Widerstandskoeffizienten
W
1 und W
2 sowie der Systemwiderstand R. Für die Bestimmung dieser drei Unbekannten stehen drei
Gleichungen zur Verfügung, nämlich die Gleichungen 4, 5 und nachfolgende Gleichung
8:

[0063] Damit ergibt sich ein Gleichungssystem, das lösbar ist. Nachfolgend werden daher
nur noch die erste und zweite Entnahmestelle E1, E2 in den Gleichungen betrachtet.
Es sei jedoch angemerkt, dass die beschriebene und in Figuren 8 und 9 veranschaulichte
Entnahme an der dritten Entnahmestelle E3 zusätzlich hinzugenommen werden könnte,
wodurch die Genauigkeit des Verfahrens verbessert wird. Darüber hinaus können auch
noch weitere Entnahmestellen berücksichtigt werden.
[0064] Gleichung 8 könnte grundsätzlich analytisch gelöst werden, indem Gleichungen 4 und
5 für
W1 und
W2 eingesetzt und die Gleichung 8 nach
R umgestellt wird. Die Lösung der Gleichung für
R ist jedoch vergleichsweise aufwändig.
[0065] Bevorzugt wird der Systemwiderstand
R deshalb durch einen numerischen Vergleich einer ersten Gleichung mit einer zweiten
Gleichung berechnet, wobei die erste Gleichung geeigneterweise Gleichung 6 ist und
die zweite Gleichung geeigneterweise Gleichung 7 ist. Es wird folglich ein numerischer
Vergleich des auf der rechten Seite von Gleichung 8 stehenden Ausdrucks mit dem auf
der linken Seite stehenden Ausdruck der Gleichung 8 durchgeführt. Dieser Vergleich
kann durch eine numerische Minimalwertsuche erfolgen, wobei der Systemwiderstand R
dann hinreichend genau ermittelt ist, wenn die betragliche Differenz der ersten und
zweiten Gleichung Gl. 6, Gl. 7 unterhalb eines bestimmten Schwellenwerts
Dmin liegt, bzw. kleiner gleich diesem Schwellenwert
Dmin ist.
[0066] Mit der Minimalwertsuche wird folglich ein Systemwiderstand R gesucht, der die Bedingung

[0067] Der Schwellenwert
Dmin kann vorgegeben werden, und je nach gewünschter Genauigkeit für R beispielsweise
0,1, 0,01 oder 0,001 betragen.
[0068] Bevorzugt werden dabei systematisch Werte für den Systemwiderstand R angesetzt, die
Gleichungen 4 und 5 sowie anschließend Gleichungen 6 und 7 berechnet, und die Differenz
zwischen Gleichung 6 und 7 betrachtet. Sobald diese Null bzw. minimal wird, ist der
angesetzte Wert für den Systemwiderstand
R die Lösung.
[0069] Zur Berechnung des Systemwiderstands
R wird folglich zunächst ein Startwert für den Systemwiderstand
R angenommen, wobei dann
b. mit diesem Wert und dem jeweils ermittelten Druck pE1, pE2, ..., pEn, pges und Volumenstrom QE1, QE2, ..., QEn, Qges die Widerstandskoeffizienten W1, W2, ..., Wn, Wges ersten Entnahmestelle E1, der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle E2, ...En sowie
der virtuellen Gesamtentnahmestelle aus den Druckbilanzen (Gleichungen 4 und 5) und
der Gleichung 6 berechnet werden,
c. anschließend aus den berechneten Widerstandskoeffizienten W1, W2 der ersten und wenigstens einen zweiten Entnahmestelle 8, E1, E2, , ...En der Widerstandskoeffizient Wges der virtuellen Gesamtentnahmestelle mit der Gleichung 7 berechnet wird, und danach
d. die betragliche Differenz der Gleichungen 6 und 7 gebildet wird,
e. wobei die Schritte a., b. und c. mit einem um einen Betrag geänderten Wert für
den Systemwiderstand R so lange wiederholt werden, bis die betragliche Differenz der Gleichungen 6 und 7
kleiner gleich dem Schwellenwert Dmin ist. Der gesuchte Systemwiderstand R ist damit gefunden.
[0070] In welcher Höhe und Richtung die Änderung des angenommenen Werts für den Systemwiderstand
R idealerweise ist, hängt von dem gewählten Algorithmus der Minimumsuche ab. Da Minimumsuchalgorithmen
hinlänglich bekannt sind, wird an dieser Stelle auf die einschlägige Fachliteratur
verwiesen.
[0071] Grundsätzlich kann ein beliebiger Startwert verwendet werden, da die Minimumsuche
selbstkorrigierend ist. Da der Systemwiderstand
R aber in der Regel innerhalb eines bestimmten bekannten Bereichs, beispielsweise zwischen
0,01 bar pro m
3/h und 1 bar pro m
3/h liegt, kann bevorzugt ein Mittelwert dieses Bereichs als Startwert verwendet werden,
damit die Minimumsuche schnell konvergiert, beispielsweise 0,1 bar pro m
3/h.
[0072] Mit dem berechneten Systemwiderstand
R ist die in Figur 1 rechts dargestellte Systemkennlinie 5 bekannt und festgelegt,
da der Systemwiderstand R der Steigung m entspricht und von einem bekannten Druck
pgeo der geodätischen Höhe
Hgeo ausgegangen worden ist.
[0073] Der berechnete Systemwiderstand R ist so lange gültig wie das System nicht nennenswert
erweitert, umgebaut oder z.B. durch Ablagerungen im Rohrleitungsnetz 2 in seinem Widerstand
verändert wird. In der Regel ist dieser Systemwiderstand
R also für die Lebensdauer der Anlage gültig, und muss nur einmalig bestimmt werden.
Eine zeitlich allmählich auftretende Widerstandserhöhung im Rohrleitungsnetz 2, beispielsweise
z.B. in Folge von Ablagerungen, kann durch eine Erhöhung des Systemwiderstands R über
die Zeit, d.h. idealerweise über eine zeitliche Funktion
R (t) = a · t + RStart, berücksichtigt werden, wobei
RStart der zuvor zum Zeitpunkt
t= 0 berechnete Wert des Systemwiderstands R ist und a ein Gewichtungsfaktor darstellt,
der den Grad der Erhöhung des Systemwiderstands
R pro Zeiteinheit festlegt.
[0074] In Kenntnis des Systemwiderstands
R lässt sich nun ein konstanter Fließdruck
pFL an den Entnahmestellen 8 erreichen, unabhängig davon, ob viel oder wenig Flüssigkeit
gezapft wird, d.h. die Widerstände im Rohrleitungsnetz 2 eher niedrig oder hoch sind.
[0075] Hierzu kann die Systemkennlinie 5 vorzugsweise um einen Betrag parallel nach oben
verschoben werden, der dem genannten Fließdruck
pFL entspricht. Die Pumpe 9 wird dann nach der Bestimmung der Systemkennlinie 5 vorzugsweise
entlang einer Regelkennlinie 16 geregelt, die der um einen einem gewünschten Fließdruck
pFL an den Entnahmestellen 8 entsprechenden Betrag angehobenen Systemkennlinie 5 entspricht.
Diese Regelkennlinie 16 wird dann in der Reglereinheit 4 eingestellt. Der gewünschte
Fließdruck
pFL ist ein über den Volumenstrom Q konstanter Druckwert, der jedem Wert der Systemkennlinie
5 hinzuaddiert wird. Dieser Fließdruck
pFL kann frei gewählt und jederzeit verändert werden. Die Regelkennlinie 16 wird dann
wie folgt beschrieben:
p(
Q) =
m · Q +
pgeo +
pFl. Die um
pFL angehobene Regelkennlinie 16 ist in Figur 10 rechts dargestellt.
[0076] Von besonderem Vorteil ist es, wenn ein gewünschter Fließdruck als zeitliche Funktion
pFL (
t) in der Reglereinheit 4 hinterlegt ist. Dies ermöglicht, dass an verschiedenen Tagen
oder Saisons bedarfsabhängig verschiedene Fließdrücke von der Pumpenanlage eingestellt
werden können, oder sich der Fließdruck auch mit der Zeit erhöht, bzw. absenkt, um
z.B. für den Nutzer sanfte Druckübergänge zu gestalten.
[0077] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung kann vorgesehen sein, dass ein maximaler
Druckwert
pmax eingehalten wird, um das System nicht zu überlasten. Es kann daher vor der Einstellung
des sich aus der Regelkurve 16 ergebenden, einzuregelnden Druckwerts ein Vergleich
durchgeführt werden, ob dieser Druckwert den maximalen Druckwert
pmax übersteigt. Ist dies der Fall, wird der maximale Druckwert
pmax gewählt und eingeregelt. Diese Fallunterscheidung kann mit der Minimumfunktion ausgeführt
werden: p ( Q) = min (
m · Q +
pgeo + P
Fl ;
pmax). Die Regelkennlinie 16 in Figur 10 rechts ist wie beschrieben maximaldruckbegrenzt.
[0078] Für die Anwendung des beschriebenen Verfahrens wurde zunächst angenommen, dass der
Druck
pgeo der geodätischen Förderhöhe
Hgeo bekannt ist. Ist dies nicht der Fall, muss auch dieser Druck
pgeo ermittelt werden. Dies kann wie nachfolgend beschrieben, erfolgen.
[0079] Die Druckerhöhungsanlage 3 respektive die Pumpe 9 wird für einen bestimmten Zeitspanne
Takt aktiviert und baut einen bestimmten Druck im geschlossenen Rohrleitungsnetz 2 auf.
Dieser Druck kann beliebig sein, soweit ein zulässiger Maximaldruck nicht überschritten
wird. Das Rohrleitungsnetz 2 wird folglich auf diesen Druck "aufgeladen". Der Druck
ist an allen Entnahmestellen 8 gleich. Dieser Zustand ist in Figur 4 dargestellt,
wobei hier angenommen ist, dass die Pumpe 9 mit maximaler Drehzahl betrieben wird.
Es ergibt sich dann ein Betriebspunkt B1, der bei Q = 0 und dem entsprechenden maximal
erreichbaren Druck auf der Pumpenkennlinie mit maximaler Drehzahl 11 liegt. Nach Ablauf
der Zeitspanne
Takt stellt sich die Pumpe 9 bzw. die Druckerhöhungsanlage 3 wieder automatisch ab. Aufgrund
der Rückflussverhinderer 10 bleibt der aufgebaute Druck bestehen.
[0080] Es wird nun diejenige Entnahmestelle 8 geöffnet, die am höchsten gelegen ist. Dies
ist in dem Ausführungsbeispiel gemäß der Figuren eine der sechs Entnahmestellen 8
im Obergeschoss des Gebäudes 1. Wie zuvor bei dem Verfahren zur Bestimmung des Systemwiderstands
R beschrieben, kann die erste Entnahmestelle E1 verwendet werden, da sie die zu der
Druckerhöhungsanlage 3 am höchsten und weitesten weg gelegene Entnahmestelle ist.
Durch das Öffnen der ersten Entnahmestelle E1 entspannt sich der Druck und die in
dem Rohrleitungsnetz 2 geführte Flüssigkeit läuft aus, solange an der ersten Entnahmestelle
E1 ein Mediendruck über Übergebungsdruck herrscht. Figur 5 veranschaulicht, wie sich
der Betriebspunkt B1 durch das Auslaufen der Flüssigkeit verändert.
[0081] Es sei angemerkt, dass hier von einem "Betriebspunkt" die Rede ist, wenngleich es
keinen aktiven Betrieb der Druckerhöhungsanlage 3 gibt. Als Betriebspunkt im Sinne
der Erfindung wird daher auch ein Systemzustand bezeichnet. Da das Rohrleitungsnetz
2 keine Flüssigkeit fördert, sich der in ihm befindliche Druck aber abbaut, bewegt
sich der Betriebspunkt entlang der p-Achse nach unten. Läuft keine Flüssigkeit mehr
aus der ersten Entnahmestelle E1, ist das Rohrleitungsnetz 2 vollständig entspannt
und die erste Entnahmestelle E1 kann wieder geschlossen werden. Es ruht dann in der
Steigleitung eine Wassersäule, die bis an die erste Entnahmestelle E1 heranreicht.
Durch die Öffnung zur Atmosphäre erfährt diese Wassersäule keinen statischen Druck.
In diesem Zustand, der durch den Betriebspunkt B2 in Figur 5 gekennzeichnet ist, entspricht
der Druck am Ausgang der Druckerhöhungsanlage 3 genau dem geodätischen Druck
pgeo.
[0082] Dieser wird nun von der Druckerhöhungsanlage 3 gemessen und in der Reglereinheit
4 abgespeichert. Er steht dann für das Verfahren zur Ermittlung des Systemwiderstands
R zur Verfügung.
[0083] Es wird daher erfindungsgemäß ein Verfahren zur Bestimmung des durch eine geodätische
Höhe
Hgeo in einem flüssigkeitsführenden Rohrleitungsnetz 2 bedingten geodätischen Drucks
pgeo, insbesondere zur Bestimmung der Systemkennlinie 5 dieses Rohrleitungsnetzes 2 gemäß
dem beschriebenen Verfahren, wobei das Rohrleitungsnetz 2 mehrere, insbesondere eine
Vielzahl Entnahmestellen 8 aufweist, die von einer Druckerhöhungsanlage 3 mit wenigstens
einer drehzahlgeregelten Pumpe 9 mit einem Förderdruck
p versorgt werden können, und die Pumpe 9 im geschlossenen Zustand aller Entnahmestellen
8 für eine bestimmte Zeitspanne
Takt betrieben wird, um einen bestimmten Druck
p im Rohrleitungsnetz 2 aufzubauen, wobei nach Ablauf der Zeitspanne
Takt die am höchsten gelegene Entnahmestelle 8, E1 geöffnet wird, um den Druck p im Rohrleitungsnetz
2 abzubauen, und der geodätische Druck
pgeo dann am Ausgang der Druckerhöhungsanlage 3 gemessen wird, wenn keine Flüssigkeit
mehr aus der geöffneten Entnahmestelle 8, E1 austritt.
[0084] Das beschriebene Aufladen des Rohrleitungsnetzes 2 bietet vorteilhafterweise die
Möglichkeit, es auf Dichtheit zu prüfen. Sofern sich der aufgebaute Druck langsam
abbaut, ohne dass eine Entnahmestelle 8 geöffnet ist, liegt eine Leckage vor, die
auf eine Undichtigkeit des Systems hindeutet. Die Leckageverluste sind folglich als
Abbau des Drucks im System gut sichtbar. Vorzugsweise kann vorgesehen sein, dass diese
Druckverluste von der Druckerhöhungsanlage 3 direkt angezeigt werden, so dass im Falle
von Leckagen das System daraufhin überprüft und optimiert werden kann.
[0085] Für die Durchführung des beschriebenen Verfahrens sollte das System aber bevorzugt
vollständig entlüftet und vollständig geschlossen sein, so dass es zu keiner Leckage
kommt. Als weitere Schutzmaßnahme sollte ein eventuell vorhandenes Ausdehnungsgefäß
der Pumpenanlage 3 während des Verfahrens, insbesondere bei der Bestimmung des Drucks
pgeo der geodätischen Höhe
Hgeo abgesperrt werden.
[0086] Wie beschrieben, ist es bei den erfindungsgemäßen Verfahren mehrmals erforderlich,
zu bestimmten Zeitpunkten den Druck und den Volumenstrom im Rohrleitungsnetz 2 zu
ermitteln, insbesondere zu messen. Diese Zeitpunkte können durch einen Anwender manuell
vorgegeben werden, beispielsweise in dem er an der Druckerhöhungsanlage 3, insbesondere
an ihrer Reglereinheit 4 einen bestimmen erreichten Systemzustand quittiert. Da der
Anwender jedoch dann zwischen der Druckerhöhungsanlage 3 und der bzw. den Entnahmestellen
8 hin und her laufen muss, ist dies eine umständliche Vorgehensweise. Alternativ kann
der Anwender dem Pumpenaggregat eine Bestätigung eines Systemzustands aus der Ferne
zukommen lassen, beispielsweise kabelgebunden oder per Funk mittels eines mobilen
Geräts, das in der Lage ist, der Druckerhöhungsanlage 3 eine entsprechende Nachricht
zu übermitteln. Auch dies ist allerdings aufwändig und erfordert das genannte mobile
Gerät.
[0087] Es ist daher von Vorteil, wenn die Druckerhöhungsanlage 3 selbsttätig erkennt, wann
es eine Ermittlung des Druck und des Volumenstroms durchführen soll, bzw. für den
Fall, dass Druck und Volumenstrom kontinuierlich gemessen werden, wann ein entsprechender
Messwert für einen bestimmten Systemzustand übernommen werden soll. Dies kann vorzugsweise
dadurch geschehen, dass die Druckerhöhungsanlage 3 bzw. ihre Reglereinheit 4 die Volumenstrommesswerte
überwacht und die Änderung des Systemzustands aus einer steilen Flanke in den Volumenstrommesswerten
entnimmt. Dies kann dann als Auslöser für eine Messwertübernahme dienen.
[0088] So kann die Ermittlung des Drucks
pE1,
pE2, ...
pEn,
pges und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2, ... Q
En, Q
ges automatisch ausgelöst werden, sobald ein von Null verschiedener und/ oder ein stark
ansteigender Volumenstrom Q
E1, Q
E2,
... Q
En, Q
ges erkannt wird. Entsprechend kann die Ermittlung des Drucks
pE1,
pE2,
... pEn, pges und/ oder des Volumenstroms Q
E1, Q
E2,
... Q
En, Q
ges automatisch beendet wird, sobald ein von Volumenstrom Q
E1, Q
E2,
... Q
En, Q
ges von Null, im Wesentlichen Null, und/ oder ein stark sinkender Volumenstrom Q
E1, Q
E2,
... Q
En, Q
ges erkannt wird.
[0089] Die Reglereinheit 4 kann hierfür einen Assistenten-Modus aufweisen, mit dem das System
die einzelnen Schritte und Zustände nacheinander durchläuft. Dieser kann beispielsweise
bei der Inbetriebnahme der Druckerhöhungsanlage 3 aktiviert werden. Der Assistenten-Modus
erkennt anhand charakteristischer Verläufe von Druck und Volumenstrom selbst, wann
relevante Systemwerte angefahren werden, und speichert Messwerte für Druck und Volumenstrom
auch selbstständig ab.
[0090] Das Bild 2 zeigt einen beispielhaften Verlauf der Sensorgrößen Volumenstrom Q
Sensor, Druck
pSensor sowie der daraufhin eingestellten Drehzahl
nPumpe der Pumpe 9 über die Zeit. Dies wird nachfolgend erläutert.
[0091] Nach der Aktivierung des Assistenten-Modus zum Zeitpunkt t
0 wird das System aufgeladen. Hierzu wird die Pumpe 9 für den Zeitraum
Takt mit maximaler Drehzahl n
max betrieben, wodurch sich ein entsprechender Druck aufbaut. Dieser bleibt weitestgehend
auch bestehen, wenngleich es infolge von Leckagen im Rohrleitungsnetz 2 zu einem geringfügigen
Druckabbau kommt. Zum Zeitpunkt
t1 öffnet nun ein Anwender die erste Entnahmestelle E1, was zu einem schnellen Druckabbau
führt. Der Beginn dieses Zeitraums wird durch das Abfallen des Drucks erkannt, siehe
t1 in Bild 2. Die Druckerhöhungsanlage 3 erkennt diesen schnellen Druckabbau aufgrund
der schnell fallenden Messwerte und speichert wenige Zeit später innerhalb des Zeitabschnitts
T1 den am Ausgang der Druckerhöhungsanlage 3 anliegenden Druck
pSensor als geodätischen Druck
pgeo ab.
[0092] Zum Zeitpunkt
t2 wird die Pumpe 9 von der Reglereinheit 4 erneut betrieben, diesmal mit einer Drehzahl,
die geringer als die Maximaldrehzahl ist. Hiermit wird Zeitraum T2 eingeleitet. Die
weiterhin geöffnete Entnahmestelle E1 wird daraufhin durchströmt, wodurch ein entsprechender
steiler Anstieg des Volumenstroms Q
Sensor erfolgt. Die Reglereinheit 4 misst nun selbsttätig innerhalb des Zeitraums T2 die
der ersten Entnahmestelle E1 zugeordneten Werte für Druck p
Sensor und Volumenstrom Q
Sensor. Zum Zeitpunkt
t3 wird die erste Entnahmestelle E1 vom Anwender wieder geschlossen. Die Druckerhöhungsanlage
3 erkennt dies daran, dass der Volumenstrom Q
Sensor auf Null fällt.
[0093] Zum Zeitpunkt
t4 wird die Pumpe 9 noch immer mit derselben Drehzahl betrieben. Der Anwender öffnet
die zweite Entnahmestelle E2, wodurch wieder ein entsprechender steiler Anstieg des
Volumenstroms Q
Sensor erfolgt und der Zeitraum T3 eingeleitet wird. Dieser Anstieg wird von der Druckerhöhungsanlage
3 wieder selbständig erkannt, so dass sie selbsttätig innerhalb des Zeitraums T3 die
der zweiten Entnahmestelle E2 zugeordneten Werte für Druck
pSensor und Volumenstrom Q
Sensor messen kann. Zum Zeitpunkt
t5 wird die zweite Entnahmestelle E2 vom Anwender wieder geschlossen. Die Druckerhöhungsanlage
3 erkennt dies erneut daran, dass der Volumenstrom Q
Sensor auf Null fällt.
[0094] Dieselbe Verfahrensweise wird nun noch mit der dritten Entnahmestelle E3 durchgeführt.
Die Druckerhöhungsanlage erkennt den steilen Anstieg des Volumenstroms zum Zeitpunkt
t6 und ermittelt Druck und Volumenstrom innerhalb des laufenden Zeitraums T4.
[0095] Durch das zusätzliche Öffnen der zweiten Entnahmestelle E2 zum Zeitpunkt
t7 wird der Zeitraum T4 beendet und der Zeitraum T5 begonnen. Durch das zusätzliche
Öffnen der ersten Entnahmestelle E1 zum Zeitpunkt
t8 wird der Zeitraum T5 beendet und der Zeitraum T6 begonnen. Beides wird jeweils durch
die steilen Flanken im Messsignal des Volumenstromsensors von der Druckerhöhungsanlage
3 erkannt.
[0096] Anhand der Tatsache, dass es zuvor zweimal eine steigende und eine darauffolgende
fallende Flanke im Volumenstrom gab, nämlich zu Beginn der Zeiträume T2 und T3, aber
auf die nächste steigende Flanke keine fallende Flanke folgte, weiß die Druckerhöhungsanlage
3, dass drei Entnahmestellen E1, E2, E3 verwendet werde. Damit ist der Druckerhöhungsanlage
auch bekannt, dass in dem sich an den Zeitpunkt
t8 anschließenden Zeitraum T6 alle drei Entnahmestellen E1, E2, E3 geöffnet sind, so
dass in diesem Zeitraum T6 der Druck- und der Volumenstrommesswert für die virtuelle
Gesamtentnahmestelle übernommen werden kann. Der Beginn dieser Zeitspanne T6 wird
also durch das mehrfache Ansteigen des Durchflusses erkannt.
[0097] Die Entnahmestellen E1, E2, E3 werden dann nacheinander wieder geschlossen, was die
Druckerhöhungsanlage 3 anhand der steil fallenden Volumenströme erkennt.
[0098] Die Sensorwerte aus den Zeiträumen T1, T2, T3, T4 und T6 werden in der Reglereinheit
4 abgespeichert und anschließend für die Berechnung des Systemwiderstands
R verwendet. Innerhalb der genannten Zeiträume können auch mehrere Werte zu einem gemittelten
Wert verrechnet werden. Durch den beschriebenen Assistenten-Modus ist es nicht mehr
erforderlich, dass der Anwender, nach dem Öffnung und/ der Schließen einer Entnahmestelle
an der Druckerhöhungsanlage etwas zu quittieren. Die Messungen können folglich sehr
komfortabel durchgeführt werden.
Bezugszeichenliste
[0099]
- 1
- Gebäude
- 2
- Verteilernetz
- 3
- Pumpenanlage
- 4
- Reglereinheit
- 5
- Systemkennlinie, Gebäudekennlinie
- 6
- Drucksensor
- 7
- Volumenstromsensor
- 8
- Entnahmestelle
- 9
- Pumpe
- 10
- Rückflussverhinderer
- 11
- Pumpenkennlinie
- 12
- Pumpenkennlinie für maximale Drehzahl
- 13
- Pumpenkennlinie für maximale Drehzahl im Doppelpumpenbetrieb
- 14a, 14b, 14c, 14d
- Widerstandskennlinie
- 15
- Übergabepunkt des öffentlichen Netzwerks
- 16
- Regelkurve
1. Verfahren zur Bestimmung der Systemkennlinie (5) eines flüssigkeitsführenden Verteilernetzes
(2), das mehrere, insbesondere eine Vielzahl Entnahmestellen (8) aufweist, die von
einer Pumpenanlage (3) mit wenigstens einer Pumpe (9) mit einem Förderdruck (p) versorgt werden, wobei ein durchflussabhängiger Anteil der Systemkennlinie (5) durch
das Produkt (R · Qk) eines Systemwiderstands (R) und einer Potenz (k) des Durchflusses (Q) beschrieben ist, dadurch gekennzeichnet, dass im Betrieb der Pumpenanlage (3) der Druck (pE1, pE2, ... pEn, pges) im Verteilernetz (2) und der Volumenstrom (QE1, QE2, ... QEn, Qges) im Verteilernetz (2) ermittelt wird während eine erste Entnahmestelle (8, E1) und
unabhängig davon wenigstens eine zweite Entnahmestelle (8, E2, ... En), sowie während
die erste und die wenigstens eine zweite Entnahmestelle (8, E1, E2, ... En) gleichzeitig geöffnet sind, und dass der Systemwiderstand (R) aus der Verknüpfung
zweier Gleichungen (Gl. 6, 6', Gl. 7, 7') berechnet wird, wobei die erste Gleichung
(Gl. 6, 6`) einen Widerstandskoeffizienten (Wges) einer durch die gleichzeitig geöffnete erste und wenigstens eine zweite Entnahmestelle
(8, E1, E2, ... En) gebildeten virtuellen Gesamtentnahmestelle auf der Grundlage einer
Druckbilanz beschreibt und die zweite Gleichung (Gl. 7, 7') den Widerstandskoeffizienten
(Wges) dieser virtuellen Gesamtentnahmestelle als Parallelschaltung von Widerstandskoeffizienten
(W1, W2,... Wn) der ersten und der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle (8, E1, E2, ... En) beschreibt, wobei auch die Widerstandskoeffizienten (W1, W2,... Wn) der ersten und der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle (8, E1, E2, ... En) in der zweiten Gleichung (Gl. 7, 7') jeweils durch eine Druckbilanz beschrieben
sind, und zur Auswertung der jeweiligen Druckbilanz der jeweils ermittelte Druck (pE1, pE2, ... pEn, pges) und der Volumenstrom (QE1, QE2, ...QEn, Qges) verwendet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verknüpfung eine Gleichsetzung der ersten Gleichung (Gl. 6) mit der zweiten Gleichung
(Gl. 7, 7') ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein numerischer Vergleich der ersten und der zweiten Gleichung (Gl. 6, 6', Gl. 7,
7') durchgeführt wird, bei dem eine numerische Minimalwertsuche erfolgt, wobei der
Systemwiderstand (R) dann hinreichend genau ermittelt ist, wenn die betragliche Differenz
der ersten und zweiten Gleichung (Gl. 6, 6', Gl. 7, 7') kleiner gleich ein bestimmter
Schwellenwert (Dmin) ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Berechnung des Systemwiderstands (R) zunächst ein Startwert für den Systemwiderstand
(R) angenommen wird, und
a. mit diesem Wert und dem jeweils ermittelten Druck (pE1, pE2, ... pEn, pges) und Volumenstrom (QE1, QE2, ...QEn, Qges) die Widerstandskoeffizienten (W1, W2, ... Wn, Wges) der ersten Entnahmestelle (8, E1), der wenigstens einen zweiten Entnahmestelle (8, E1, E2, ... En) sowie der virtuellen Gesamtentnahmestelle aus den Druckbilanzen und der ersten Gleichung
(Gl. 6, 6') berechnet werden,
b. anschließend aus den berechneten Widerstandskoeffizienten (W1, W2, ... Wn) der ersten und wenigstens einen zweiten Entnahmestelle (8, E1, E2, ... En) der Widerstandskoeffizient (Wges) der virtuellen Gesamtentnahmestelle mit der zweiten Gleichung (Gl. 7, 7') berechnet
wird, und danach
c. die betragliche Differenz der ersten und der zweiten Gleichung (Gl. 6, 6', Gl.
7, 7') gebildet wird,
d. wobei die Schritte a., b. und c. mit einem um einen Betrag geänderten Wert für
den Systemwiderstand (R) so lange wiederholt werden, bis die betragliche Differenz
der ersten und der zweiten Gleichung (Gl. 6, 6', Gl. 7, 7') kleiner gleich dem Schwellenwert
(Dmin) ist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck (p) und der Volumenstrom (Q) ausgangsseitig der Pumpenanlage (3) ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Entnahmestelle (8) diejenige ist, bei der die größten Druckverluste entlang
des Verteilernetzes (2) zu erwarten sind.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Entnahmestelle (8) diejenige ist, bei der die zweit-größten Druckverluste
entlang des Verteilernetzes (2) zu erwarten sind.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung des Drucks (pE1, pE2, ... pEn, pges) und/ oder des Volumenstroms (QE1, QE2, ...QEn, Qges) automatisch ausgelöst wird, sobald ein von Null verschiedener und/ oder ein stark
ansteigender Volumenstrom (QE1, QE2, ...QEn, Qges) erkannt wird.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung des Drucks (pE1, pE2, ... pEn, pges) und/ oder des Volumenstroms (QE1, QE2, ... QEn, Qges) automatisch beendet wird, sobald der ermittelte Volumenstrom (QE1, QE2, ...QEn, Qges) unter einen vorbestimmten Minimalwert sinkt, im Wesentlichen Null ist, und/ oder
ein stark sinkender Volumenstrom (QE1, QE2, ... QEn, Qges) erkannt wird.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Betrieb der Pumpenanlage (3) der Druck (pE3, ... pEn) und Volumenstrom (QE3, ...QEn) im Verteilernetz (2) ermittelt wird, während eine dritte Entnahmestelle (8, E3)
oder eine n-te Entnahmestelle (8, En) geöffnet ist, wobei bei der Ermittlung des Drucks (pges) und des Volumenstroms (Qges) während die erste und die wenigstens eine zweite Entnahmestelle (8, E1, E2) gleichzeitig
geöffnet sind, auch diese dritte Entnahmestelle (8, E3) geöffnet ist bzw. alle n verwendeten
Entnahmestellen (E1, E2, ... En) geöffnet sind und einen Teil der virtuellen Gesamtentnahmestelle
bildet/ bilden.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Entnahmestelle (8, E1) eine erste virtuelle Entnahmestelle ist, die durch
das gleichzeitige Offensein von zwei oder mehr ersten physischen Entnahmestellen gebildet
ist, und der Widerstandskoeffizient (W1) der ersten virtuellen Entnahmestelle durch die Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten
dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten ersten physischen Entnahmestellen beschrieben
ist, und/ oder dass die wenigstens eine zweite Entnahmestelle (8, E2, ... En) eine virtuelle Entnahmestelle ist, die durch das gleichzeitige Offensein von zwei
oder mehr zweiten physischen Entnahmestellen gebildet ist, und der Widerstandskoeffizient
(W2, ... Wn) der zweiten virtuellen Entnahmestelle durch die Parallelschaltung der Widerstandskoeffizienten
(W2, ... Wn) dieser zwei oder mehr gleichzeitig geöffneten zweiten physischen Entnahmestellen
beschrieben ist.
12. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die erste Gleichung wie folgt beschrieben wird:

wobei
Wges der Widerstandskoeffizient der virtuellen Gesamtentnahmestelle ist,
pges der bei den gleichzeitig geöffneter ersten und wenigstens zweiten Entnahmestelle
ermittelte Druck ist,
pgeo der Druck der geodätischen Höhe ist,
R der zu bestimmende Systemwiderstand ist,
Qges der ermittelte Volumenstrom bei gleichzeitig geöffneter ersten und wenigstens einen
zweiten Entnahmestelle ist,
k die Potenz des durchflussabhängigen Anteils der Systemkennlinie (5) ist, und bevorzugt
1 oder 2 beträgt,
m ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen (8) ist und bevorzugt
2 beträgt.
13. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Gleichung wie folgt beschrieben wird:

wobei
Wges der Widerstandskoeffizient der virtuellen Gesamtentnahmestelle ist,
Wi der Widerstandskoeffizient der i-ten Entnahmestelle (8) ist,
n die Anzahl der verwendeten Entnahmestellen (8) ist,
m ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen (8) ist und bevorzugt
2 beträgt.
14. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Widerstandskoeffizienten (W
1, W
2, ... Wn) wie folgt beschrieben werden:

wobei
Wi der Widerstandskoeffizient der i-ten Entnahmestelle (8) ist,
pEi der bei geöffneter i-ten Entnahmestelle (8) ermittelte Druck ist,
pgeo der Druck der geodätischen Höhe ist,
R der zu bestimmende Systemwiderstand ist,
QEi der bei geöffneter i-ten Entnahmestelle (8) ermittelte Volumenstrom ist,
k die Potenz des durchflussabhängigen Anteils der Systemkennlinie (5) ist und bevorzugt
1 oder 2 beträgt,
m ein festlegbarer Exponent für den Druckverlust der Entnahmestellen (8) ist und bevorzugt
2 beträgt.
15. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpenanlage (3) nach der Bestimmung der Systemkennlinie (5) entlang einer Regelkennlinie
(16) geregelt wird, die der um einen gewünschten Fließdruck (pFL) an den Entnahmestellen (8) entsprechenden Betrag angehobenen Systemkennlinie (5)
entspricht.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass der ermittelte Wert des Systemwiderstands (R) als eine zeitliche Funktion (R(t)) in einer Reglereinheit (4) hinterlegt ist, die eine zeitlich auftretende Widerstandserhöhung
im Verteilernetz (2) beschreibt.
17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, dass der Fließdruck (pFL) als eine zeitliche Funktion (pFL(t)) in der Reglereinheit (4) hinterlegt ist, die den gewünschten Fließdruck (pFL) zeitabhängig, beispielsweise tageszeitabhängig, tagesabhängig oder saisonabhängig,
definiert.
18. Verfahren zur Bestimmung des durch eine geodätische Höhe (Hgeo) in einem flüssigkeitsführenden Verteilernetz (2) bedingten geodätischen Drucks (pgeo), insbesondere zur Bestimmung der Systemkennlinie (5) dieses Verteilernetzes (2)
gemäß dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, wobei das Verteilernetz (2)
mehrere, insbesondere eine Vielzahl Entnahmestellen (8) aufweist, die von einer Pumpenanlage
(3) mit wenigstens einer Pumpe (9) mit einem Förderdruck (p) versorgt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpenanlage (3) im geschlossenen Zustand aller Entnahmestellen (8) für eine
bestimmte Zeitspanne (Takt) betrieben wird, um einen bestimmten Druck (p) im Verteilernetz (2) aufzubauen, wobei
nach Ablauf der Zeitspanne (Takt) die am höchsten gelegene Entnahmestelle (8, E1) geöffnet wird, um den Druck (p)
im Verteilernetz (2) abzubauen, und, sobald keine Flüssigkeit mehr aus der geöffneten
Entnahmestelle (8, E1) austritt, der Druck (p) am Ausgang der Pumpenanlage (3) ermittelt
wird, welcher dem geodätische Druck pgeo entspricht.