[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft polymere Nanopartikelformulierungen mit einem
Durchmesser zwischen 10 nm und 1000 nm, wobei die polymeren Nanopartikelformulierungen
im Inneren einen Kern aufweisen und der Kern wenigstens ein Kern-Polymer umfasst.
Die Nanopartikelformulierungen üben keinerlei schädliche Wirkungen auf das essentielle
pulmonale Surfactantsystem der Lunge aus.
Stand der Technik
[0002] Nanoskalige Materialien stellen potentielle Arzneistoffträgersysteme für die pulmonale
Applikation dar (
Beck-Broichsitter M, Merkel OM, Kissel T: Controlled pulmonary drug and gene delivery
using polymeric nano-carriers. J Controlled Release 2012, 161:214-224.). Dies betrifft beispielsweise polymere Nanopartikelformulierungen, die zur Entwicklung
verbesserter Behandlungsansätze respiratorischer Erkrankungen beitragen. Mit Hilfe
der direkten Applikation verkapselter Wirkstoffe in die Lunge kann eine lang anhaltende
und kontrollierte Wirkstofffreigabe am gewünschten Wirkort erreicht werden, was zu
einer verlängerten pharmakologischen Wirkung führt (
Beck-Broichsitter M, Gauss J, Packhaeuser CB, Lahnstein K, Schmehl T, Seeger W, Kissel
T, Gessler T: Pulmonary drug delivery with aerosolizable nanoparticles in an ex vivo
lung model. Int J Pharm 2009, 367:169-178;
Beck-Broichsitter M, Gauss J, Gessler T, Seeger W, Kissel T, Schmehl T: Pulmonary
targeting with biodegradable salbutamol-loaded nanoparticles. J Aerosol Med 2010,
23:47-57;
Rytting E, Bur M, Cartier R, Bouyssou T, Wang X, Krueger M, Lehr CM, Kissel T: In
vitro and in vivo performance of biocompatible negatively-charged salbutamolloaded
nanoparticles. J Controlled Release 2010, 141:101-107;
Roa WH, Azarmi S, Al-Hallak MHDK, Finlay WH, Magliocco AM, Loebenberg R: Inhalable
nanoparticles, a non-invasive approach to treat lung cancer in a mouse model. J Controlled
Release 2011, 150:49-55;
Trivedi R, Redente EF, Thakur A, Riches DWH, Kompella UB: Local delivery of biodegradable
pirfenidone nanoparticles ameliorates bleomycin-induced pulmonary fibrosis in mice.
Nanotechnology 2012, 23:505101.).
[0003] Der Alveolarraum von Säugerlungen ist von einem komplexen Surfactantsystem bedeckt,
das die Oberflächenspannung reduziert, um ein Kollabieren der Alveolen während des
Atmens zu verhindern (
Perez-Gil J: Structure of pulmonary surfactant membranes and films: The role of proteins
and lipid-protein interactions. BBA-Biomembranes 2008, 1778:1676-1695;
Possmayer F, Hall SB, Haller T, Petersen NO, Zuo YY, Bernardino de la Serna J, Postle
AD, Veldhuizen RAW, Orgeig S: Recent advances in alveolar biology: Some new looks
at the alveolar interface. Respir Physiol Neurobiol 2010, 173S:S55-S64.). Pulmonaler Surfactant enthält ungefähr 90 % Lipide und 10 % Surfactant-assoziierte
Proteine (SP). Die Lipide, die die Alveolaroberflächen bedecken, bestehen vor allem
aus Phospholipiden (PL) (-80-90 %) und einem kleineren Anteil neutraler Lipide (~10-20
%). Unter den Phospholipiden überwiegen Phosphatidylcholine (~70-80 %) und Phosphatidylgycerole.
Das pulmonale Surfactant ist ein wichtiger Bestandteil des Alveolarraums der Lunge
und für die Regulation der Oberflächenspannung der endständigen Lufträume bedeutend,
wodurch der Gasaustausch gefördert wird.
[0004] Etwa die Hälfte der Proteinmasse des alveolären Surfactants besteht aus den Surfactant-assoziierten
Proteinen SP-A und SP-D, bei denen es sich um hochmolekulare hydrophile Proteine handelt,
sowie SP-B und SP-C, die niedermolekulare hydrophobe Proteine sind. Zahlreiche
in vitro-Studien beschäftigten sich mit der komplexen Wechselwirkung zwischen Phospholipiden
(Phosphatidylcholinen und Phosphatidylglycerolen) und Surfactantproteinen (SP-B und
SP-C), die die Abnahme der Oberflächenspannung in der Alveolarregion auf Werte nahe
0 mN/m während der Kompressions-Expansions-Zyklen ermöglichen. Während der Kompression
des Oberflächenfilms (Exspiration) fördern SP-B und SP-C die Reinigung der Monoschicht.
Bei Expansion der Alveolaroberfläche (Inspiration) erleichtern SP-B und SP-C den schnellen
Wiedereintritt und die Wiederausbreitung der Surfactantlipide, was für die Limitierung
des Anstiegs der Oberflächenspannung essentiell ist.
[0006] Gemäß der
WO 2012/010159 A1 sind biokompatible Nano-, Meso- und Mikropolymerpartikel zur Bindung pathogener Proteine,
die in den Lining Layer der Lunge eindringen, bekannt. Die Partikel weisen danach
einen Durchmesser zwischen 20 nm und 10 µm auf, sind wasserunlöslich, haben eine positive
Oberflächenladung, weisen eine geringe Oberflächenhydrophobizität auf, besitzen einen
isoelektrischen Punkt, der größer als 5 ist und der zugleich größer ist als der isoelektrische
Punkt des zu bindenden pathogenen Proteins und besitzen ein positives ζ-Potential
von größer als +20 mV. Werden derartige Polymerpartikel in die Lunge eingebracht können
diese durch Adsorption von in den Lining Layer der Lunge eingedrungenen Plasmaproteinen
die pulmonale Surfactant-Funktion positiv beeinflussen. Adsorbierte Plasmaproteine
sind nicht mehr in der Lage, die Struktur des Surfactants an der Luft-Wasser-Grenzfläche
zu stören.
[0007] Es ist jedoch bekannt, dass unbeschichtete Nanopartikelformulierungen das pulmonale
Surfactantsystem inhibieren können (
Beck-Broichsitter M, Ruppert C, Schmehl T, Guenther A, Betz T, Bakowsky U, et al.
Biophysical investigation of pulmonary surfactant surface properties upon contact
with polymeric nanoparticles in vitro. Nanomedicine: NBM 2011, 7:341-350;
Beck-Broichsitter M, Ruppert C, Schmehl T, Günther A, Seeger W. Biophysical inhibition
of synthetic vs. naturally-derived pulmonary surfactant preparations by polymeric
nanoparticles. BBA-Biomembranes 2014, 1838:474-481.).
[0008] Aufgrund der Bedeutung polymerer Nanopartikelformulierungen für die pulmonale Applikation
besteht ein erheblicher Bedarf an Arzneistoffträgersystemen, die eine verringerte
unerwünschte Wirkung auf das essentielle pulmonale Surfactantsystem haben.
Aufgabe
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, polymere Nanopartikelformulierungen zur Aufrechterhaltung
einer niedrigen Oberflächenspannung in der Lunge bereitzustellen.
Lösung der Aufgabe
[0010] Die oben genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die in den Patentansprüchen
charakterisierten Ausführungsformen.
[0011] Nach einer ersten Ausführungsform bezieht sich die vorliegende Erfindung auf eine
polymere Nanopartikelformulierung mit einem Durchmesser zwischen 10 nm und 1000 nm,
wobei die Nanopartikelformulierung im Inneren einen Kern aufweist und der Kern wenigstens
ein Kern-Polymer umfasst und wobei auf der Oberfläche des Kerns eine maskierende Beschichtung
vorgesehen ist, die Oberflächenbeschichtung ein Beschichtungs-Polymer umfasst und
eine Schichtdicke von 1 bis 20 nm aufweist. Die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen
umfassen mit anderen Worten im Inneren einen Kern, der aus wenigstens einem Kern-Polymer
gebildet wird, und auf der Oberfläche zum Zweck der Maskierung eine Schicht aus einem
Beschichtungs-Polymer. Diese polymere Nanopartikelformulierung hat den Vorteil, dass
die Oberflächenbeschichtung eine Schutzschicht um den Nanopartikelkern bildet.
[0012] Überraschend wurde gefunden, dass die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen
in der Lage sind, eine niedrige Oberflächenspannung in der Lunge aufrecht zu erhalten
und den pulmonalen Surfactant dadurch zu schützen.
[0013] Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung können unerwünschte Wechselwirkungen der
Nanopartikel bei pulmonaler Applikation mit dem pulmonalen Surfactantsystem vermieden
oder verringert werden. Weiterhin kann eine Adsorption von Komponenten des pulmonalen
Surfactantsystems an Nanopartikel vermindert werden. Weiterhin kann eine schädigende
Auswirkung von Nanopartikeln auf die Menge oder die Zusammensetzung der Surfactant-assoziierten
Proteine des alveolären Surfactants vermieden oder verringert werden.
[0014] Die Schichtdicke der Oberflächenbeschichtung von 1 bis 20 nm ist erforderlich, um
die Wechselwirkung mit Surfactantbestandteilen zu minimieren.
[0015] Im Sinne der vorliegenden Erfindung wird unter "Nanopartikel" jeder polymere Partikel
mit einer Größe zwischen 10 nm und 1000 nm verstanden.
[0016] Mit "Nanopartikelformulierung" wird, wenn dies nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet
ist, vorliegend ein beschichteter Nanopartikel bezeichnet.
[0017] Die Begriffe "maskierende Beschichtung" und "Oberflächenbeschichtung" werden hier
synonym verwendet.
[0018] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
ist das Beschichtungs-Polymer der Oberflächenbeschichtung kovalent oder adsorptiv
auf den Kern aufgebracht. Die adsorptive Aufbringung hat den Vorteil, dass eine flexible
Kombination aus Kern-Polymer und Beschichtungs-Polymer möglich ist.
[0019] Nach einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
weist die Oberflächenbeschichtung eine Schichtdicke von 2 bis 10 nm, vorzugsweise
4 bis 10 nm und weiter bevorzugt 5 bis 8 nm auf. Diese Schichtdicken erlauben eine
Verringerung der Wechselwirkung mit Surfactantbestandteilen.
[0020] Die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen können nach einer vorteilhaften
Abwandlung bei Bedarf eine Größe von 20 nm bis 500 nm, vorzugsweise von 100 nm bis
200 nm aufweisen. Dem Fachmann ist bekannt, dass die Größe der Partikel je nach vorgesehener
Anwendung anzupassen ist.
[0021] Eine erfindungsgemäße Weiterentwicklung betrifft polymere Nanopartikelformulierungen,
die ein ζ-Potential größer als -40 mV, also ein weniger negatives als -40 mV oder
ein positives ζ-Potential, aufweisen. Die polymeren Nanopartikelformulierungen weisen
vorzugsweise ein ζ-Potential größer als -30 mV auf. Idealerweise sollte das ζ-Potential
möglichst nah an 0 mV liegen, unabhängig davon, ob entsprechende unbeschichtete Nonopartikel
ein negatives oder positives ζ-Potential aufweisen. Die polymeren Nanopartikelformulierungen
weisen somit vorzugsweise ein ζ-Potential von im Wesentlichen nahe 0 mV auf, wobei
eine Annäherung an 0 mV angestrebt wird. Die maskierende Oberflächenbeschichtung mit
dem Beschichtungs-Polymer hat dabei den Vorteil einer Änderung des ζ-Potentials im
Vergleich zu einem unbeschichteten polymeren Nanopartikel, wobei im Idealfall eine
Annäherung an nahe 0 mV erzielt wird. Diese Anpassung des ζ-Potentials auf Grund der
maskierenden Oberflächenbeschichtung trägt zu einer verringerten Adsorption von Komponenten
des pulmonalen Surfactantsystems an die beschichteten Nanopartikel bei.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen
ist das Kern-Polymer ausgewählt aus der Gruppe der Homopolymere, Copolymere, Blockpolymere,
Blockcopolymere, Pfropfcopolymere, Sternpolymere, Kammpolymere, hochverzweigten Polymere,
statistischen Polymere, Dendrimere und deren Mischungen. Das Kern-Polymer ist vorzugsweise
in der Art gewählt, dass es eine Beladung mit einem Wirkstoff oder mit einem Diagnostikum
erlaubt. Dem Fachmann sind derartige Polymere bekannt.
[0023] Das Kern-Polymer ist vorzugsweise ein biokompatibles, bioabbaubares Polymer. Gemäß
einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
ist ein biokompatibles, bioabbaubares Kern-Polymer ausgewählt aus der Gruppe der Polyester,
Poly(dioxanon)e, Poly(hydroxybutyrat)e, Poly(cyanoacrylat)e, Poly(amid)e, Poly(urethan)e,
Poly(organophosphazen)e, Polyanhydride, Polyorthoester, Polycarbonate, Polyketale,
Proteine, oder Polysaccharide. Dem Fachmann sind weitere geeignete biokompatible,
bioabbaubare Polymere bekannt, wie etwa Polyphosphorester, Polyharnstoffe oder Polyether-Polyester
Blockcopolymer. Wenn dies zweckdienlich ist, ist das Kern-Polymer wasserunlöslich.
Die Materialien für die Nano- und Mikropartikel sind vorzugsweise für die pulmonale
Applikation geeignet.
[0024] Bevorzugte Kern-Polymere sind Polyester, wie beispielsweise eine Polymilchsäure,
insbesondere Poly(D,L-lactid) (PLA), oder ein Polylactid-co-Glycolid, insbesondere
Poly(D,L-laktid-co-glykolid)-Copolymer (PLGA).
[0025] Nach einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
ist das Beschichtungs-Polymer der Oberflächenbeschichtung ausgewählt aus der Gruppe
der Homopolymere, Copolymere, Blockpolymere, Blockcopolymere, Pfropfcopolymere, Sternpolymere,
Kammpolymere, hochverzweigten Polymere, statistischen Polymere, Dendrimere und deren
Mischungen.
[0026] Das Beschichtungs-Polymer ist vorzugsweise in der Art gewählt, dass eine adsorptive
oder kovalente Oberflächenbeschichtung des Kern-Polymers möglich ist. Weiterhin sollte
das Beschichtungs-Polymer unter physiologischen Bedingungen im Alveolarraum der Lunge
vorzugsweise, jedenfalls zu einem gewissen Anteil löslich, sein. Demnach ist das Beschichtungs-Polymer
bevorzugt teilweise oder insgesamt amphiphil/hydrophil.
[0027] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Beschichtungs-Polymer ein Tensid,
insbesondere ein Poloxamer. Als besonders vorteilhaft haben sich Poloxamere als Polymer
der Oberflächenbeschichtung herausgestellt. Poloxamere sind Copolymerisate (Blockcopolymere)
aus Polyethylenglykolen und Polypropylenglykolen der allgemeinen Formel HO-[(CH
2)
2-O]
a-[(CH
2)
3-O-]
b-[(CH
2)
2-O]
a-H. Dabei ist a = 2-130 und b = 15-67. Der Polyethylenoxidteil des Polymers ist dabei
wasserlöslich. Die für das jeweilige Poloxamer angegebene Nummer hat dabei folgende
Bedeutung: Die ersten beiden Ziffern geben mit 100 multipliziert das durchschnittliche
Molekulargewicht des Poly(oxypropylen)-Anteils an. Die letzte Ziffer gibt mit 10 multipliziert
den Gewichtsprozentgehalt des Poly(oxyethylen)-Anteils an. Das Poloxamer kann im Sinne
der vorliegenden Erfindung vorzugsweise Poloxamer 407, Poloxamer 188, Poloxamer 338,
Poloxamer 181 sein. Dem Fachmann sind weitere geeignete Poloxamere bekannt.
[0028] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Beschichtungs-Polymer
beispielsweise ein Polyether wie Polyethylenglycol (PEG).
[0029] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft polymere Nanopartikelformulierungen
nach einer oben beschriebenen Ausführungsform, wobei die polymeren Nanopartikelformulierungen
mit wenigstens einem Wirkstoff und/oder Diagnostikum beladen sind. Dabei sind der
Wirkstoff und/oder das Diagnostikum im Inneren der polymeren Nanopartikelformulierungen,
also im Bereich des Kerns, zu finden.
[0030] Nanoskalige Materialien als mögliche Arzneistoffträger, auch für die pulmonale Applikation,
sind dem Fachmann bekannt. Dies betrifft beispielsweise spezielle polymere Nanopartikelformulierungen,
die zur Entwicklung verbesserter Behandlungsansätze respiratorischer Erkrankungen
beitragen.
[0031] Vorzugsweise enthält die polymere Nanopartikelformulierung einen zur pulmonalen Applikation
geeigneten Wirkstoff. Dem Fachmann sind dazu vorgesehene Wirkstoffe bekannt. Die Wirkstoffe
können für eine systemische Therapie oder auch eine lokale Therapie vorgesehen sein.
Entscheidend für die Wirkung der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
ist nach einem Aspekt der Erfindung lediglich die Route der Applikation, nämlich über
die Lunge. Bisher waren toxikologische Aspekte der Wechselwirkung von Polymernanopartikeln
(NP) mit dem pulmonalen Surfactantsystem bekannt. Unerwünschte Wirkungen auf die Funktion
des Surfactantsystems durch Polymernanopartikeln können erhebliche Konsequenzen haben.
Diese unerwünschten Wirkungen von Polymernanopartikeln auf die Funktion des Surfactantsystems
können durch die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen verringert
oder vermieden werden. Die Bedeutung nanoskaliger Materialien als Arzneistoffträger,
insbesondere für die pulmonale Applikation verkapselter Wirkstoffe in die Lunge, lässt
die breiten Anwendungsmöglichkeiten der hier zur Verfügung gestellten polymeren Nanopartikelformulierung
erkennen.
[0032] Die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen sind vorteilhaft mit piezoeleketrischen,
Düsen-, Ultraschall-Aerosolgeneratoren, Soft-Mist-Inhalern, Metered Dose Inhalern
oder Dry Powder Inhalern vernebelbar, d.h. die Applikation in die Lunge erfolgt durch
Inhalation eines Aerosols (Suspension, Pulver) mit Hilfe eines Verneblers.
[0033] Als eine selektivere Route der Verabreichung pulmonaler Wirkstoffe ist dem Fachmann
die Inhalation bekannt, wodurch unerwünschte systemische Nebenwirkungen umgangen werden
können. Die direkte Applikation des Wirkstoffs in die Lunge erleichtert die gezielte
Behandlung respiratorischer Erkrankungen.
[0034] Eine weitere Möglichkeit der Applikation in die Lunge besteht in der Instillation,
beispielsweise über einen Katheter, ein Bronchoskop oder einen Beatmungszugang (z.B.
Tubus oder Trachealkanüle).
[0035] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Arzneimittel enthaltend
eine polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der oben dargestellten Ausführungsformen.
Dazu ist die polymere Nanopartikelformulierung vorzugsweise mit einer therapeutisch
wirksamen Menge an Wirkstoff beladen.
[0036] Die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen sind insbesondere zur
Verwendung bei der Behandlung von respiratorischen Erkrankungen vorgesehen. Man erkennt,
dass durch die Oberflächenbeschichtung der erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
unerwünschte Wechselwirkungen der Nanopartikel, insbesondere bei pulmonaler Applikation,
mit dem pulmonalen Surfactantsystem vermieden oder verringert werden können. Die erfindungsgemäßen
polymeren Nanopartikelformulierungen sind in der Lage, eine niedrige Oberflächenspannung
in der Lunge aufrecht zu erhalten und damit den pulmonalen Surfactant zu schützen.
Insbesondere kann eine schädigende Auswirkung von Nanopartikeln auf die Menge oder
die Zusammensetzung der Surfactant-assoziierten Proteine des alveolären Surfactants
vermieden oder verringert werden.
[0037] Nach einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung sind polymere Nanopartikelformulierungen
gemäß einer der dargestellten Ausführungsformen vorgesehen zur Verwendung zur Prävention
und/oder Behandlung von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden Patienten,
insbesondere solcher Erkrankungen, die mit einem Anstieg der Oberflächenspannung in
der Lunge und einer Schädigung des pulmonalen Surfactants einhergehen.
[0038] Nach einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung sind polymere Nanopartikelformulierungen
gemäß einer der dargestellten Ausführungsformen vorgesehen zur Verwendung zur Prävention
und/oder Behandlung von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden Patienten,
wobei nach pulmonaler Verabreichung der polymeren Nanopartikelformulierung die minimale
Oberflächenspannung (γ
min Werte) des pulmonalen Surfactant-Systems des Patienten kleiner als 10 mN/m, vorzugsweise
kleiner als 5 mN/m, und/oder die Konzentration von Surfactant-assoziierten Proteinen
(SP) höher als 0,1 Gew.-%, vorzugsweise höher als 0,2 Gew.-%, besonders bevorzugt
höher als 0,5 Gew.-%, ist. Man erkennt, dass im Sinne dieser Ausführungsform, die
mit der pulmonalen Verabreichung von Nanopartikeln bisher verbundenen unerwünschten
Nebenwirkungen auf das Surfactantsystem verringert bzw. vermieden werden.
[0039] Der Patient ist im Sinne der vorliegenden Erfindung ein Säugetier und insbesondere
ein Mensch.
[0040] Nach einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung sind polymere Nanopartikelformulierungen
gemäß einer der dargestellten Ausführungsformen vorgesehen zur Verwendung zur Behandlung
von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden Patienten, wobei die Patienten
ausgewählt sind aus einer Gruppe, die dadurch charakterisiert ist, dass die minimale
Oberflächenspannung (γ
min Werte) des pulmonalen Surfactant-Systems des Patienten größer als 5 mN/m, vorzugsweise
größer als 10 mN/m, und/oder die Konzentration von Surfactant-assoziierten Proteinen
(SP) niedriger als 0,2 Gew.-%, vorzugsweise niedriger als 0,1 Gew.-%, ist. Man erkennt,
dass im Sinne dieser Ausführungsform, insbesondere ein bereits geschädigtes Surfactantsystem
eines Patienten behandelt werden kann werden.
[0041] Ein weiterer Aspekt betrifft Verwendungen einer erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierung
zur Behandlung von respiratorischen Erkrankungen gemäß einer der oben genannten Ausführungsformen.
[0042] Die erfindungsgemäßen polymeren Nanopartikelformulierungen können zur Herstellung
eines pharmazeutischen Mittels zur Prävention und/oder Behandlung von Lungenerkrankungen
im Sinne einer der oben genannten Verwendungen genutzt werden, insbesondere solcher
Erkrankungen, die mit einem Anstieg der Oberflächenspannung in der Lunge und einer
Schädigung des pulmonalen Surfactants einhergehen. Die erfindungsgemäßen Polymerpartikel
dienen dabei der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung einer niedrigen Oberflächenspannung
in der Lunge und dem Schutz des pulmonalen Surfactants.
[0043] Die Lungenerkrankungen im Sinne der vorliegenden Erfindung sind vorzugsweise ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Neonatal Respiratory Distress Syndrome, Acute/Adult Respiratory
Distress Syndrome (ARDS), Acute Lung Injury (ALI), Lungeninfektionen, Pneumonie, pulmonale
Hypertonie, kardiogenes Lungenödem, Asthma, Chronic Obstructive Pulmonary Disease
(COPD) / Emphysem, interstitielle Lungenerkrankungen, Lungentumoren, toxische Alveolitis,
alveoläres Hämorrhagie-Syndrom, Mukoviszidose, idiopathische pulmonale Hämosiderose,
Kollagenkrankheiten, Vaskulitiden, Pneumokoniosen, eosinophile Lungeninfiltrate, Strahlenschäden,
hereditäre oder kongenitale Lungenerkrankungen.
[0044] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft polymere Nanopartikelformulierung
nach einer oben beschriebenen Ausführungsform, wobei die polymere Nanopartikelformulierung
mit wenigstens einer geeigneten Substanz zur Diagnostik beladen ist. Dabei kann diese
Substanz entweder im Inneren der polymeren Nanopartikelformulierung, also im Bereich
des Kerns, oder in der Oberflächenbeschichtung oder in beiden Bestandteilen vorgesehen
sein. Bei einer geeigneten Substanz zur Diagnostik kann es sich sowohl um
in vitro- als auch um
in vivo-Diagnostika handeln. Ein erfindungsgemäß einzusetzendes Diagnostikum kann beispielsweise
bildgebend und/oder radioaktiv und/oder ein Kontrastmittel sein. Man erkennt, dass
bei Einsatz der polymeren Nanopartikelformulierungen zum Zweck der Diagnostik eine
unerwünschte Beeinflussung der Oberflächenspannung und des pulmonalen Surfactants
in der Lunge vermieden werden kann.
Ausführungsbeispiele
[0045] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem Wortlaut
der Ansprüche sowie aus der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand
der Zeichnungen.
- Fig. 1
- Das Diagramm zeigt in den verschiedenen PLM Präparationen mit Verringerung des SP
Gehalts einen Dosis-abhängigen Anstieg der γmin Werte für die Oberflächenspannung bewirkt. Dabei sind die γmin Werte in mN/m für die Surfactant-assoziierten Proteine SP-B (offene Quadrate), rSP-C
(offene Kreise) und SP-B/C (offene Dreiecke) im jeweiligen PLM dargestellt. Die Werte
sind als Mittel mit Standardabweichung (n=5) angegeben. Das eingegrenzte Rechteck
gibt das Mittel mit Standardabweichung für reines PLM wieder. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 2A
- Das Diagramm zeigt eine Dosis abhängige Wirkung von PLA-NP auf die γmin Werte des mit 0,2 Gew.-% (hellgraue Kreise) bzw. 1,5 Gew.-% (dunkle Kreise) rSP-C
versetzten des PLM hervor. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 2B
- Ein Zusammenhang zwischen der rSP-C Konzentration in PLM und der PLA-NP induzierten
biophysikalischen Inhibition ist gezeigt, wobei die IC50 Werte aus der sigmoidale Dosis-Wirkung gemäß Fig. 2A errechnet wurden. Das Maß der
aus den Dosis-Wirkung Kurven gemäß Fig. 2A in individuellen Inhibitions-Ansätzen abgeleiteten
biophysikalischen Inaktivierung (IC50) ist in einem Diagramm gegen die Menge des im PLM anwesenden rSP-C aufgetragen. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 3
- Das Diagramm zeigt die Dosis abhängige Wirkung von PLA-NP auf die γmin Werte von mit 1 Gew.-% rSP-C versetzten PLM-C (hellgraue Kreise). Die hellgrauen
Kreise mit Punkt entsprechen der verbleibenden Konzentration von rSP-C in PLM-C in
Abhängigkeit von der zugegebenen Menge an PLAM-NP. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 4A
- Das Diagramm zeigt die biophysikalische Sensitivität des mit rSP-B oder mit rSP-B/C
versetzten PLM gegenüber der Anwesenheit von polymeren NP. Das Diagramm zeigt den
Einfluss von PLA-NP auf die γmin Werte von mit rSP-B bzw. rSP-B/C versetzten PLM in Form ermittelter IC50 Werte für. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 4B
- Die Grafik zeigt die Dosis-Wirkung von PLAM-NP auf den Gehalt an rSP-B (Quadrate)
bzw. rSP-B/C (Dreiecke) in PLM nach erfolgter Inkubation. (Vergleichsbeispiel)
- Fig. 5
- Gezeigt ist eine Dosis-abhängige Wirkung von PLA-NP-407 auf die γmin Werte und von PLAM-NP-407 auf den verbleibenden Gehalt an rSP-C in PLM-C.
- Fig. 6
- Die Grafik zeigt einerseits eine Dosis abhängige Wirkung von unbeschichtetem PLA-NP
auf die γmin Werte des mit 1,0 Gew.-% rSP-C versetzten PLM hervor (offene Quadrate). Insbesondere
ist auch hier erkennbar, dass die Höhe der γmin Werte der mit rSP-C versetzten PLM über den gesamten getesteten Konzentrationsbereich
für hinzugefügte mit Poloxamer 407 beschichtete polymere NP, hier PLA-NP-F407, unbeeinflusst
bleiben (schwarze Quadrate).
- Fig.7
- Das Diagramm zeigt, dass für verschiedene Oberflächenbeschichtungen der NP eine Verbesserung
der Oberflächenaktivität erreicht werden kann. Mit steigender Menge an unbeschichtetem
(nacktem) NP ist eine Zunahme der γmin Werte und somit eine Abnahme der Oberflächenaktivität von Alveofact® (2 mg/ml) zu erkennen (offene Balken). Zur Oberflächenbeschichtung der NP werden
verschiedene Poloxamere verwendet und getestet (Balken mit Farbe oder Muster). Es
wird deutlich, dass die Höhe der γmin Werte des Alveofacts® für hinzugefügte beschichtete polymere NP wesentlich verringert werden kann.
Materialien
[0046] Die in den nachfolgend beschriebenen Vergleichsbeispielen und Ausführungsbeispielen
verwendeten Verbindungen 1,2-Dipalmitoyl-sn-glycero-3-phosphocholin (DPPC), 1-Palmitoyl-2-oleoyl-snglycero-3-phospho-(1'-
rac-glycerol) (Natriumsalz) (POPG), Palmitinsäure (PA), superparamagnetische Eisenoxid
Nanopartikel (NP) ("superparamagnetic iron oxide nanoparticles") (SPION, Größe von
etwa 10 nm), Dextran (relatives Molekulargewicht von etwa 100 kDa), Poloxamer 407
(Molekulargewicht von etwa 12,2 kDa) und Poly(D,L-lactid) (PLA) sind kommerziell erhältlich.
Methoden
1. Herstellung und Charakterisierung der Nanopartikel
[0048] Die Massenkonzentration und Dichte der Nanopartikel in Suspension wurde nach Lyophilisierung
mit Hilfe eines oszillierenden Dichtemessgerätes (DMA 4100 M, Anton Paar, Graz, Österreich)
bestimmt. Die Größe und Größenverteilung, wie beispielsweise der Polydispersitätsindex
(polydispersity index, PDI), der Nanopartikel wurden mittels dynamischer Lichtstreuung
(dynamic light scattering, DLS) gemessen und das ζ-Potential wurde durch Laser-Doppler-Anemometrie
(LDA) unter Verwendung eines Zetasizers NanoZS/ZEN3600 (Malvern Instruments, Herrenberg,
Deutschland) bestimmt.
2. Beschichtung der Nanopartikel mit Poloxamer
[0049] Eine Suspension enthaltend die hergestellten Nanopartikel wurde für 12 Stunden bei
25°C mit einem Beschichtungs-Polymer, beispielsweise Poloxamer 407, einem Tensid,
(Endkonzentration 0,1 Gew.-%) inkubiert. Das Beschichtungs-Polymer wird zum Zweck
der Oberflächenbeschichtung nach diesem Ausführungsbeispiel adsorptiv auf Nanopartikel
aufgebracht. Nach der Inkubation wurden die erhaltenen die oberflächenbeschichteten
NP von restlichem Tensid durch wiederholte Zentrifugations- und Dispersionsrunden
gereinigt und dann filtriert (5,0 µm)..
3. Bestimmung der Schichtdicke der adsorbierten Poloxamerschicht auf den NP
[0050] Die Schichtdicke (δ) der adsorbierten Poloxamer 407-Schicht auf der Oberfläche der
Nanopartikel wurde mittels DLS-Messungen bestimmt. Diese Untersuchungen sind dem Fachmann
geläufig (
Besheer A, Vogel J, Glanz D, Kressler J, Groth T, Mäder K: Characterization of PLGA
nanospheres stabilized with amphiphilic polymers: hydrophobically modified hydroxyethyl
starch vs pluronics. Mol Phamaceutics 2009, 6:407-415;
Beck-Broichsitter M, Kleimann P, Gessler T, Seeger W, Kissel T, Schmehl T: Nebulization
performance of biodegradable sildenafil-loaded nanoparticles using the Aeroneb® Pro:
Formulation aspects and nanoparticle stability to nebulization. Int J Pharm 2012,
422:398-408). Beim vorliegenden Ausführungsbeispiel wird die Schichtdicke δ abgeleitet aus einem
Vergleich zwischen der Größe von unbeschichteten (
size0) und beschichteten (
sizeads) Nanopartikeln (NP) (δ = (
sizeads -
size0)/2).
4. Bereitstellung des Surfactant-Proteins B (SP-B)
[0051] SP-B (bovin) wurde aus einem natürlichen Surfactant der Rinderlunge (Alveofact®,
Lyomark, Oberhaching, Germany) mit Hilfe der LH60-Chromatographie nach einem bekannten
Verfahren isoliert (
Curstedt T, Joernvall H, Robertson B, Bergman T, Berggren P: Two hydrophobic low-molecular-mass
protein fractions of pulmonary surfactant. Characterization and biophysical activity.
Eur J Biochem 1987, 168:255-262;
Hawgood S, Benson BJ, Schilling J, Damm D, Clements JA, White RT: Nucleotide and amino
acid sequences of pulmonary surfactant protein SP 18 and evidence for cooperation
between SP 18 and SP 28-36 in surfactant lipid adsorption. Proc Natl Acad Sci USA
1987, 84:66-70;
Markart P, Ruppert C, Grimminger F, Seeger W, Günther A: Fibrinolysis-inhibitory capacity
of clot-embedded surfactant is enhanced by SP-B and SP-C. Am J Physiol Lung Cell Mol
Physiol 2003, 284:L69-L76.).
5. Präparation der Surfactant Komponenten
[0052] Ein kommerziell erhältliches synthetisches Surfactant-Präparat wurde als Pulver zur
Verfügung gestellt, welches DPPC (63,4 Gew.-%), POPG (27,8 Gew.-%), PA (4,5 Gew.-%),
CaCl
2 (2,5 Gew.-%) und rekombinantes SP-C (rSP-C, 1,8 Gew.-%) enthält (Tabelle 1). Auf
dieser Basis wurde die PLM-C Präparation hergestellt.
[0053] Synthetische pulmonale Surfactant Präparationen PLM-B und PLM-B/C mit 1,8 Gew.-%
SP-B bzw. 1,8 Gew.-% SP-B/C wurden hergestellt durch Zugabe von bovinem SP-B zu entweder
einer Phospholipid-Mischung (PLM) bzw. zu dem oben genannten synthetischen Surfactant-Präparat.
[0054] Die Phospholipid-Mischung PLM wurde bereitgestellt durch Lösung von DPPC, POPG, PA
und CaCl
2 in einer Mischung von Chloroform/Methanol (2/1, v/v). Der Zusatz von SP-B zur Phospholipid-Mischung
PLM zum Erhalt von PLM-B wurde erreicht durch Zugabe von hydrophobem SP-B gelöst in
Chloroform/Methanol. PLM-B/C wurde durch Hinzufügung von SP-B zu dem oben genannten
synthetischen Surfactant-Präparat erhalten.
[0055] Die Proben wurden dann unter Stickstoffgas getrocknet. Die Surfactant Präparationen
wurden resuspendiert in mit Ca
2+ versetzter mit NaCl-Lösung mit finaler PL-Konzentration von 50 mg/ml.
6. Inkubation polymerer NP mit pulmonalen Surfactants
[0056] Die zu testenden synthetischen pulmonalen Surfactant Präparationen wurden mit polymeren
NP Suspensionen kombiniert, sodass die gewünschte finale Konzentration an PL, beispielsweise
2 mg/ml, und an polymerer NP in isotonischer NaCl-Lösung mit 2 mM Ca
2+ eingestellt wird. Die Mengen an insgesamt zugesetzten polymeren NP werden dabei
vorzugsweise basierend auf der Gesamtoberfläche bestimmt und nicht auf Grund der Massen.
Die durch die polymeren NP eingebrachte Gesamtoberfläche wird auf einen Wert zwischen
9 cm
2/ml (0,01 mg PLA-NP pro ml) und 4,355 cm
2/ml (5,0 mg PLA-NP pro ml) eingestellt. Die Proben wurden gemischt und anschließend
für 60 min bei 37°C inkubiert.
7. Biophysikalische Untersuchungen
[0057] Die Oberflächenaktivität von Proben wurde mit Hilfe der oszillierenden Blase Technik
(oscillating bubble technique) untersucht (Electronetics Corp., Amherst, USA). Dieses
Verfahren ist dem Fachmann bekannt (Beck-Broichsitter et al., 2011; Beck-Broichsitter
et al., 2014;
Seeger W, Grube C, Günther A, Schmidt R: Surfactant inhibition by plasma proteins:
differential sensitivity of various surfactant preparations. Eur Respir J 1993, 6:971-977;
Enhorning G: Pulsating bubble technique for evaluating pulmonary surfactant. J Appl
Physiol 1977, 43:198-203; Seeger et al., 1992).
[0058] Alle Messungen wurden bei konstanter PL-Konzentration (2 mg/ml) in 2 mM Ca
2+ enthaltender isotonischer NaCl-Lösung bei 37°C nach dem Inkubationsschritt durchgeführt.
Dazu wurden Proben von 35 µl in eine Einwegprobenkammer überführt und Blasen-Pulsieren
wurde durch sinusförmiges Oszillieren des Blasenradius (
r) zwischen 0,4 und 0,55 mm eingeleitet. Die Periode betrug 20 Zyklen pro Minute. Die
Druckdifferenzen (Δ
p) über die Luft/Flüssigkeits-Grenzfläche wurden kontinuierlich aufgezeichnet. Die
Oberflächenspannung (y) wurde dann über die Young-Laplace Gleichung (γ = (Δ
p * r)/2) berechnet. Die Werte für die minimale Oberflächenspannung (γ
min) wurden nach 300 sec abgelesen. Dosis-Wirkung Kurvencharakteristika, wie beispielsweise
die halbmaximale biophysikalische inhibitorische polymere NP Konzentration (IC
50 Wert) wurden nach der sigmoidalen Dosis-Wirkungs-Kurve berechnet.
8. Bestimmung des SP-Gehalts nach Behandlung (challenge) des pulmonalen Surfactants
mit polymeren NP
[0059] Eine Verringerung des SP-Gehalts in der Surfactant Präparation, verursacht durch
Zugabe von polymeren NP, wurde untersucht mit pulmonalen Surfactants jeweils enthaltend
1 Gew.-% SP-B, rSP-C oder SP-B/C.
[0060] Präparationen von synthetischen pulmonalen Surfactants und polymeren NP, insbesondere
PLAM-NP und PLAM-NP 407, wurden kombiniert um die gewünschte finale Konzentration
an PL, also hier 2 mg/ml, und die Konzentration von polymeren NP in 2 mM Ca
2+ enthaltender isotonischer NaCl zu erhalten. Die Proben wurden gemischt. Nach einem
Inkubationsschritt von 60 min bei 37°C wurden die NP magnetisch von den Surfactant
Proben getrennt. Der Überstand wurde entfernt und der SP-Gehalt nach der dem Fachmann
bekannten Methode nach Bradford bestimmt.
Ergebnisse
1. Charakterisierung pulmonaler Surfactants (Vergleichsbeispiel)
[0061] Die biochemische Zusammensetzung und die biophysikalische Charakterisierung der gemäß
den oben dargestellten Ausführungsbeispielen hergestellten synthetischen pulmonalen
Surfactant Päparationen gehen aus der Tabelle 1 hervor. Zu erkennen sind die Werte
für PLM aufweisend 1,8 Gew.-% SP-B (PLM-B), aufweisend rekombinantes SP-C (rSP-C)
(PLM-C) und aufweisend SP-B und rSP-C (PLM-B/C). Das PLM enthält jeweils ein Phosphatidylcholin
(hier DPPC), ein Phosphatidylglycerol (hier POPG), eine Fettsäure (hier PA), und CaCl
2. Die Werte für γ
min/mN/m sind als Mittel mit Standardabweichung (n=5) angegeben.
Tabelle 1. Biochemische Zusammensetzung und biophysikalische Charakterisierung der
synthetischen pulmonalen Surfactant Päparationen.
Präparation |
PL (Gew.-%) |
SP (Gew.-%) |
Verschiedenes (Gew.-%) |
γmin/mN/m |
PLM-B |
DPPC (63,4) |
SP-B (1,8) |
PA (4,5) |
3,3 ± 2,0 |
|
POPG (27,8) |
|
CaCl2 (2,5) |
|
PLM-C |
DPPC (63,4) |
rSP-C (1,8) |
PA (4,5) |
2,5 ± 1,7 |
|
POPG (27,8) |
|
CaCl2 (2,5) |
|
PLM-B/C |
DPPC (63,4) |
SP-B (0,45) |
PA (4,5) |
2,9 ± 1,6 |
|
POPG (27,8) |
rSP-C (1,35) |
CaCl2 (2,5) |
|
[0062] Die biophysikalischen Eigenschaften der synthetischen Surfactants wurden mit Hilfe
der oszillierenden Blase Technik (oscillating bubble technique) bei konstanter PL-Konzentration
von 2 mg/ml bestimmt.
[0063] Alle getesteten Präparationen zeigen hervorragende biophysikalische Aktivität, also
eine niedrige Oberflächenspannung, mit Werten für γ
min/mN/m von ca. 3 mN/m (siehe Tabelle 1).
[0064] Weiterhin kann mit Fig. 1 gezeigt werden, dass in den verschiedenen PLM Präparationen
eine Verringerung des SP Gehalts einen Dosis-abhängigen Anstieg der γ
min Werte bewirkt. Man erkennt in Fig. 1 eine Auswirkung des SP-Gehaltes an SP-B (offene
Quadrate), rSP-C (offene Kreise) und SP-B/C (offene Dreiecke) im jeweiligen PLM auf
die Oberflächenspannung, also die dargestellten γ
min Werte. Die Werte sind als Mittel mit Standardabweichung (n=5) angegeben. Das eingegrenzte
Rechteck gibt das Mittel mit Standardabweichung für reines PLM wieder. Es ist deutlich
zu erkennen, das in dem hier verwendeten Modell die Anwesenheit der verschiedenen
SP Proteine zu einer Disis-abhängigen Verringerung der Oberflächenspannung führt bzw.
umgekehrt eine Verringerung des SP Gehalts einen Dosis-abhängigen Anstieg der γ
min Werte zur Folge hat. Dies unterstreicht die wichtige Funktion der Surfactant-assoziierten
Proteine im pulmonalen Surfactant der Lunge bei der Aufrechterhaltung einer niedrigen
[0065] Oberflächenspannung. Alle hier untersuchten mit SP versetzten PLM zeigen überlagerte
Dosis-Wirkungs-Kurven Charakteristika, insbesondere γ
min Werte von > 5 mN/m werden bei SP-Konzentrationen von < 0,1-0,2 Gew.-% erreicht. Entsprechend
zeigen SP-freie PLM gemäß dem in Fig. 1 eingezeichneten eingerahmten Rechteck γ
min Werte von ca. 20 mN/m.
[0066] Die Anwesenheit der SP Komponenten SP-B, rSP-C und SP-B/C verbessert somit die unzureichende
Oberflächenaktivität der PLM allein ohne SP. Für SP Konzentrationen überschreitend
0,1 - 0,2 Gew.-% SP kann eine maximale Fähigkeit zur Verringerung der dynamischen
Oberflächenspannung, also Werte für γ
min von < 5 mN/m festgestellt werden. Diese Werte für γ
min in dem hier etablierten Modell spiegeln sehr gut die
in vivo gemessenen Werte für das pulmonale Surfactant wider (vgl. Zuo
et al., 2008).
2. Charakterisierung polymerer NP
[0067] Die physikochemischen Eigenschaften der hergestellten polymeren Nanopartikel (mit
und ohne Oberflächenbeschichtung) sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
Tabelle 2. Physikochemische Eigenschaften der polymeren Nanopartikel
Nanopartikel |
Größe nm |
PDI |
ζ-Potential mV |
δa nm |
γmin mN/m |
PLA-NP |
65,3 ± 3,2 |
0,073 ± 0,012 |
-44,3 ± 2,5 |
n.b. |
70,7 ± 0,9 |
PLA-NP-407 |
75,9 ± 2,6 |
0,053 ± 0,008 |
-23,6 ± 0,8 |
5,3 ± 0,8 |
64,3 ± 1,6 |
PLAM-NP |
70,5 ± 4,9 |
0,068 ± 0,016 |
-44,4 ± 3,1 |
n.b. |
n.b. |
PLAM-NP-407 |
83,1 ± 4,1 |
0,061 ± 0,012 |
-24,5 ± 2,1 |
6,3 ± 0,8 |
n.b. |
a adsorbierte Poloxamer 407 Schichtdicke
n.b. = nicht bestimmt |
[0068] Die Werte sind als Mittel mit Standardabweichung (n ≥ 4) angegeben.
[0069] Die nach der oben beschrieben Methode hergestellten unbeschichteten PLA Nanopartikel
zeigen eine mittlere Größe von 65,3 ± 3,2 nm mit enger Größenverteilung (PDI < 0,1).
Das korrespondierende ζ-Potential beträgt -44,3 ± 2,5 mV. Beschichtung der PLA NP
mit einem Poly(ethylenglycol)-
block-Poly(propylenglycol)-
block-Poly(ethylenglycol) (PEG-
b-PPG-
b-PEG) Triblock Copolymer (also ein Poloxamer, hier Poloxamer 407) (PLA-NP-407) bewirkt
eine Vergrößerung der NP auf ca. 76 nm. Folglich beträgt die Schichtdicke δ der adsorbierten
Poloxamer 407 Schicht auf der Oberfläche der polymeren NP 5,3 ± 0,8 nm. Außerdem zeigt
PLA-NP-407 eine erhebliche Veränderung des ζ-Potentials (-23,6 ± 0,8 mV). Es wird
deutlich, dass die anzustrebende Annäherung des ζ-Potentials für die erfindungsgemäßen
polymeren Nanopartikelformulierungen an 0 mV erreicht wird.
[0070] Unbeschichtete magnetische PLA-NP (PLAM-NP) wurden hergestellt, um den Einfluss der
polymeren NP auf die Surfactant Zusammensetzung zu untersuchen. Diese PLAM-NP weisen
eine Größe von 70,5 ± 4,9 nm, ein PDI von < 0,1 und ein ζ-Potential von -44,4 ± 3,1
mV auf. Vergleichbar zu den für beschichtete PLA-NP, also die PLA-NP-407, beobachteten
physikochemischen Veränderungen, sind verursacht durch die adsorbierte Poloxamer 407
Schicht auch für die PLAM-NP-407 eine gesteigerte NP Größe, ca. 83 nm und ein verschobenes
ζ-Potential von -24,5 ± 2,1 mV festzustellen. Hierbei beträgt die Schichtdicke δ der
adsorbierten Poloxamer 407-Schicht auf der Oberfläche der NP etwa 6 nm.
[0071] Die Oberflächenaktivität wurde für die verschiedenen NP an der pulsierenden Blase
wie oben ausgeführt bestimmt. Dabei konnte kein relevanter Abfall der Oberflächenspannung
durch die Poloxamer Oberflächenbeschichtung festgestellt werden. So bleibt der Wert
für γ
min gemäß Tabelle 2 bei > 64 mN/m.
[0072] Die physikochemischen Eigenschaften der hier verwendeten NP entsprechen somit denen
von häufig genutzten nanoskaligen Materialien als Arzneistoffträger für die pulmonale
Applikation.
3. Biophysikalische Inhibition des pulmonalen Surfactants durch polymere NP (Vergleichsbeispiele)
[0073] Mit den nachfolgenden Vergleichsbeispielen wird das Ausmaß der Inhibition des pulmonalen
Surfactants durch polymere NP gezeigt. Dazu wird hier die Sensitivität von synthetisch
hergestellten PLM getestet, wobei unterschiedliche Mengen, insbesondere 0,2-1,5 Gew.-%,
und verschiedene Arten von SP, hier B, C und B/C, eingesetzt werden. Die Surfactant
Präparationen werden mit verschiedenen Mengen unbeschichteten PLA-NP inkubiert. Die
Mengen der eingesetzten unbeschichteten PLA-NP werden hier in Gesamtoberfläche pro
Volumen in cm
2/ml angegeben. Die biophysikalischen Eigenschaften wurden dann bei einer konstanten
PL Konzentration von 2 mg/ml in Versuchsanordnungen an der oszillierenden Blase bestimmt.
[0074] Gemäß den Fig. 2, Fig. 3 und Fig. 4A zeigen die Messungen der Oberflächenaktivität
dabei deutlich einen Dosis abhängigen Verlust der Eigenschaft zur Verringerung der
dynamischen Oberflächenspannung für die getesteten Präparationen nach Zugabe polymerer
NP. Die Sensitivität der einzelnen getesteten Präparationen hängt dabei auch vom Gehalt
und von der Art der des verwendeten SP ab.
[0075] Aus dem in Fig. 2A dargestellten Diagramm geht eine Dosis abhängige Wirkung von PLA-NP
auf die γ
min Werte des mit 0,2 Gew.-% (hellgraue Kreise) bzw. 1,5 Gew.-% (dunkle Kreise) rSP-C
versetzten des PLM hervor. Die durchgezogenen Linien repräsentieren dabei eine sigmoidale
Dosis-Wirkung basierend auf den experimentellen Daten. Man erkennt aus den Figuren
2A und 3, dass eine Erhöhung des rSP-C Gehalts die Stabilität des PLM-C gegenüber
einer polymeren NP induzierten biophysikalischen Inhibition verbessert.
[0076] In Fig. 2B ist ein Zusammenhang zwischen der rSP-C Konzentration in PLM und der PLA-NP
induzierten biophysikalischen Inhibition gezeigt, wobei die IC
50 Werte aus der sigmoidale Dosis-Wirkung gemäß Fig. 2A errechnet wurden. Das Maß der
aus den Dosis-Wirkung Kurven gemäß Fig. 2A in individuellen Inhibitions-Ansätzen abgeleiteten
biophysikalischen Inaktivierung (IC
50) wird gemäß Fig. 2B in einem Diagramm gegen die Menge des im PLM anwesenden rSP-C
aufgetragen. Die IC
50 entspricht dabei jeweils der halbmaximalen biophysikalisch inhibitorischen Konzentration
der polymeren NP.
[0077] Auch in Fig. 2B ist klar zu erkennen, dass mit steigender Konzentration an rSP-C
die Fähigkeit der getesteten Surfactant Präparationen zur Verringerung der dynamischen
Oberflächenspannung verbessert wird. Mit anderen Worten, mit steigender Konzentration
an rSP-C im PLM ist eine höhe Menge an PLA-NP tolerierba, ohne dass die Fähigkeit
zur Verringerung der dynamischen Oberflächenspannung für die getesteten Surfactant
Präparationen nach Zugabe polymerer NP verloren geht. Die in Fig. 2B eingezeichnete
gerade Linie zeigt einen linearen Zusammenhang (Fit) für die experimentellen Daten
(R
2 = 0,962). Die dunkle Raute repräsentiert den IC
50 Wert für negativ geladene Polystyren NP mit einem Durchmesser von etwa 100 nm inkubiert
mit PLM-C mit 1,8 Gew.-% rSP-C. Die Werte sind als Mittel mit Standardabweichung (n
≥ 5) angegeben.
[0078] Fig. 3 zeigt einerseits wiederum die Dosis abhängige Wirkung von PLA-NP auf die γ
min Werte von mit 1 Gew.-% rSP-C (hellgraue Kreise) versetzten PLM-C. Andererseits repräsentieren
die hellgrauen Kreise mit Punkt die verbleibende Konzentration von rSP-C in PLM-C
in Abhängigkeit von der zugegebenen Menge an PLAM-NP. Die Werte sind als Mittel mit
Standardabweichung (n ≥ 5) angegeben. Man erkennt deutlich die Abnahme der rSP-C Menge
in PLM-C mit steigender Menge an zugegebenem PLAM-NP.
[0079] Das in Fig. 4A dargestellte Vergleichsbeispiel betrifft die biophysikalische Sensitivität
des PLM versetzt mit rSP-B oder mit rSP-B/C gegenüber der Anwesenheit von polymeren
NP. Das Diagramm zeigt ermittelte Dosis-Wirkung-Kurven Charakteristika, nämlich in
der Form von IC
50 Werten, für den Einfluss von PLA-NP auf die γ
min Werte von mit 1 Gew.-% rSP-B bzw. mit 1 Gew.-% rSP-B/C versetzten PLM. Die IC
50 Werte wurden aus individuellen Inhibitionsansätzen unter Anwendung eines sigmoidalen
Dosis-Wirkungs Fits für die gemessenen Daten ermittelt.
[0080] Für die getesteten PLM-B und PLM-B/C Präparationen konnten gemäß Fig. 4A gegenüber
den in Fig. 2B für PLM-C gezeigten Daten leicht erhöhte IC
50 Werte festgestellt werden, wobei jedoch für alle drei Systeme durchaus vergleichbare
Charakteristika gegeben sind.
[0081] Um das erhebliche Potential der polymeren unbeschichteten NP zur biophysikalischen
Inaktivierung des Surfactants aufzuzeigen, wurden die synthetischen Surfactant Präparationen
mit 1,0 Gew.-% SP-B, rSP-C bzw. SP-B/C jeweils mit PLAM-NP versetzt und inkubiert.
Nach magnetischer Abtrennung der polymeren NP wird dann der SP Gehalt im Überstand
analysiert werden. In Fig. 4B ist die Dosis-abhängige Wirkung von PLAM-NP auf den
Gehalt an rSP-B (Quadrate) bzw. rSP-B/C (Dreiecke) in PLM nach erfolgter Inkubation
dargestellt. Die Werte sind als Mittel mit Standardabweichung (n ≥ 5) angegeben. Man
erkennt deutlich die Abnahme der rSP-B Menge bzw. der rSP-B/C Menge in den PLM-Ansätzen
mit steigender Menge an zugegebenem PLAM-NP.
[0082] Es kann somit festgestellt werden, dass ein Anstieg der Menge an zugesetztem polymeren
NP zu einer Dosis-abhängigen Verarmung des SP Gehalts in der resultierenden Surfactant
Präparation führt (Fig. 3 und Fig. 4B). Insgesamt ist zu erkennen, dass die durch
Zugabe von polymeren NP verursachte Inaktivierung der Oberflächeneigenschaften und
Verarmung des SP Gehalts in synthetisch hergestellten Surfactant Präparationen (Fig.
2A, Fig. 3 und Fig. 4) in guter Übereinstimmung mit den Ergebnissen zur Oberflächenaktivität
bei SP verarmten PLM gemäß Fig. 1 ist.
4. Biophysikalische Inhibition des pulmonalen Surfactants durch erfindungsgemäße polymere
Nanopartikelformulierungen
[0083] Nach einem ersten erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiel werden zur Vermeidung der
durch polymere NP verursachten unerwünschten Inhibition des Surfactants die NP oberflächenbeschichtet.
Im Rahmen des gezeigten Ausführungsbeispiels wird die Oberfläche mit einem PEG-b-PPG-b-PEG
Triblock Copolymer (Poloxamer 407). Die wie oben dargestellt gewonnenen oberflächenbeschichteten
polymeren NP werden gemäß Fig. 5 hinsichtlich ihrer beeinträchtigenden Wirkungen auf
die biophysikalischen Eigenschaften und die Zusammensetzung eingesetzter Surfactant
Präparationen untersucht.
[0084] In Fig. 5 ist die Dosis-abhängige Wirkung von PLA-NP-407 auf die γ
min Werte und von PLAM-NP-407 auf den verbleibenden Gehalt an rSP-C in PLM-C dargestellt.
Hierzu wurde jeweils PLM-C mit einer Menge von 1 Gew.-% rSP-C eingesetzt. Die Werte
sind als Mittel mit Standardabweichung (n ≥ 5) angegeben. Statistisch signifikante
Unterschiede mit p < 0,05 sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet und liegen insbesondere
für folgenden Vergleich vor: Poloxamer 407 beschichtete NP vs. unbeschichtete polymere
NP (vgl. Daten in Fig. 3).
[0085] Die Oberflächenaktivität, also insbesondere die Höhe der γ
min Werte, der mit rSP-C versetzten PLM ist nach Fig. 5 über den gesamten getesteten
Konzentrationsbereich für hinzugefügte mit Poloxamer 407 beschichtete polymere NP,
hier PLA-NP-407, unbeeinflusst. Außerdem sind substantiell höhere SP Konzentrationen
nach PLM-C Inkubation mit PLAM-NP-407 im Vergleich zu PLAM-NP behandelten Proben feststellbar
(vgl. Fig. 3).
[0086] Aus dem in Fig. 6 dargestellten Diagramm geht einerseits eine Dosis abhängige Wirkung
von unbeschichtetem PLA-NP auf die γ
min Werte des mit 1,0 Gew.-% rSP-C versetzten PLM hervor (offene Quadrate). Man erkennt
wiederum, dass eine Erhöhung der Menge an unbeschichtetem PLA-NP (angegeben in cm
2/ml) zu einem zu einem steigenden Verlust der Eigenschaft zur Verringerung der dynamischen
Oberflächenspannung für die getesteten Präparationen führt, also einer Erhöhung des
γ
min Wertes. Insbesondere ist auch hier erkennbar, dass die Oberflächenaktivität, also
hier die Höhe der γ
min Werte, der mit rSP-C versetzten PLM über den gesamten getesteten Konzentrationsbereich
für hinzugefügte mit Poloxamer 407 (Handelsname Pluoronic® F127) beschichtete polymere
NP, hier PLA-NP-F407, unbeeinflusst bleiben (schwarze Quadrate).
[0087] Aus dem in Fig. 7 dargestellten Diagramm geht hervor, dass für verschiedene Oberflächenbeschichtungen
der NP, hier Polystyrol-NP, eine Verbesserung der Oberflächenaktivität erreicht werden
kann. Mit steigender Menge an unbeschichtetem (nacktem) NP ist eine Zunahme der γ
min Werte und somit eine Abnahme der Oberflächenaktivität von Alveofact
® (2 mg/ml) zu erkennen (offene Balken). Im Rahmen der Ausführungsbeispiele gemäß Fig.
7 werden zur Oberflächenbeschichtung der NP Pluoronic® L61 (Poloxamer 181), L64, L121,
F68 (Poloxamer 188), F108 (Poloxamer 338) und F127 (Poloxamer 407) verwendet und getestet
(Balken mit Farbe oder Muster). Es wird deutlich, dass die Höhe der γ
min Werte des Alveofacts
® für hinzugefügte beschichtete polymere NP wesentlich verringert werden kann. Dieser
Effekt kann für alle hier getesteten Beschichtungen beobachtet werden.
[0088] Die Erfindung ist nicht auf eine der vorbeschriebenen Ausführungsformen beschränkt,
sondern in vielfältiger Weise abwandelbar.
[0089] Sämtliche aus den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen hervorgehenden
Merkmale und Vorteile, einschließlich konstruktiver Einzelheiten, räumlicher Anordnungen
und Verfahrensschritten, können sowohl für sich als auch in den verschiedensten Kombinationen
erfindungswesentlich sein.
1. Polymere Nanopartikelformulierung mit einem Durchmesser zwischen 10 nm und 1000 nm,
wobei die polymere Nanopartikelformulierung im Inneren einen Kern aufweist und der
Kern wenigstens ein Kern-Polymer umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Oberfläche des Kerns eine maskierende Beschichtung vorgesehen ist, wobei
die Oberflächenbeschichtung ein Beschichtungs-Polymer umfasst und eine Schichtdicke
von 1 nm bis 20 nm aufweist.
2. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungs-Polymer der Oberflächenbeschichtung kovalent oder adsorptiv auf
den Kern aufgebracht ist.
3. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenbeschichtung eine Schichtdicke von 2 bis 10 nm, insbesondere 4 bis
10 nm, vorzugsweise 5 bis 8 nm, aufweist.
4. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die polymere Nanopartikelformulierung ein ζ-Potential von größer als -40 mV, insbesondere
von größer als -30 mV, vorzugsweise von im Wesentlichen nahe 0 mV aufweist.
5. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Kern-Polymer biokompatibel und bioabbaubar ist und vorzugsweise ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Polyestern, Poly(dioxanon)en, Poly(hydroxybutyrat)en,
Poly(cyanoacrylat)en, Poly(amid)en, Poly(urethan)en, Poly(organophosphazen)en, Polyanhydriden,
Polyorthoestern, Polycarbonaten, Polyketalen, Proteinen und Polysacchariden.
6. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Kern-Polymer ein Polyester ist, das ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
Poly(D,L-lactid) (PLA) und Polylactid-co-Glycolid (PLGA).
7. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungs-Polymer ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Homopolymer,
Copolymer, Blockpolymer, Blockcopolymer, Pfropfcopolymer, Sternpolymer, Kammpolymer,
hochverzweigtes Polymer, statistisches Polymer, Dendrimer und deren Mischungen.
8. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungs-Polymer ein Blockcopolymer, insbesondere ein Poloxamer, oder ein
Polyether, insbesondere ein Polyethylenglycol (PEG), ist.
9. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die polymere Nanopartikelformulierung mit wenigstens einem Wirkstoff und/oder Diagnostikum
beladen ist.
10. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die polymere Nanopartikelformulierung einen zur pulmonalen Applikation geeigneten
Wirkstoff und/oder geeignetes Diagnostikum enthält.
11. Arzneimittel enthaltend eine polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche
1 bis 10.
12. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10 zur Verwendung
bei der Behandlung von respiratorischen Erkrankungen.
13. Polymere Nanopartikelformulierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10 zur Verwendung
zur Prävention und/oder Behandlung von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden
Patienten, insbesondere solcher Erkrankungen, die mit einem Anstieg der Oberflächenspannung
in der Lunge und einer Schädigung des pulmonalen Surfactants einhergehen.
14. Polymere Nanopartikelformulierung zur Verwendung zur Prävention und/oder Behandlung
von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden Patienten gemäß einem der Ansprüche
12 bis 13, wobei nach pulmonaler Verabreichung der polymeren Nanopartikelformulierung
die minimale Oberflächenspannung (γmin Werte) des pulmonalen Surfactant-Systems des Patienten kleiner als 10 mN/m, vorzugsweise
kleiner als 5 mN/m, und/oder die Konzentration von Surfactant-assoziierten Proteinen
(SP) höher als 0,1 Gew.-%, vorzugsweise höher als 0,2 Gew.-%, ist.
15. Polymere Nanopartikelformulierung zur Verwendung zur Prävention und/oder Behandlung
von an einer respiratorischen Erkrankung leidenden Patienten gemäß einem der Ansprüche
12 bis 13, wobei die Patienten ausgewählt sind aus einer Gruppe, die dadurch charakterisiert
ist, dass die minimale Oberflächenspannung (γmin Werte) des pulmonalen Surfactant-Systems des Patienten größer als 5 mN/m, vorzugsweise
größer als 10 mN/m, und/oder die Konzentration von Surfactant-assoziierten Proteinen
(SP) niedriger als 0,2 Gew.-%, vorzugsweise niedriger als 0,1 Gew.-%, ist.