[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Führung eines Heißgases, wobei die Vorrichtung
zumindest eine Wand zur zumindest teilweisen Begrenzung eines von Heißgas durchströmbaren
Strömungspfades umfasst. Weiter betrifft die Erfindung die Verwendung von Formsand.
[0002] Bei zur Erzeugung von elektrischer Energie stationär eingesetzten Gasturbinen ist
es bekannt, dass das im Inneren der Gasturbine strömende Heißgas nach seiner Entspannung
in der Turbineneinheit als Abgas über weitere Kanäle zu anderen Einrichtungen geführt
wird. Die anderen Einrichtungen können beispielsweise ein Abgaskamin oder auch ein
Abhitzedampferzeuger sein, wobei in letzterem die im Abgas vorhandene Wärmeenergie
in Heißdampf zur Energieerzeugung umgewandelt wird.
[0003] Bei der Leitung des Heißgases bzw. des Abgases stromab der Gasturbine werden bisher
aus Metall gebildete Kanäle verwendet, die dann beispielsweise als Abgasdiffusor oder
als Abgasleitung ausgestaltet sind. Bei der Verwendung von Metall als Material der
Kanäle wird darauf geachtet, dass das verwendete Material den Temperaturen des Heiß-
bzw. Abgases dauerhaft standhalten kann. Die Abgastemperaturen einer stationären Gasturbine
liegen heutzutage in der Größenordnung von etwa 650°C und darüber hinaus. Mithin werden
vergleichsweise temperaturfeste Metalle bzw. Legierungen benötigt, was vergleichsweise
kostenintensiv ist. Weiter führen die hohen Abgastemperaturen dazu, dass die metallischen
Bauteile sich im Betrieb ausdehnen, so dass insbesondere die Übergangstellen der Abgas-Kanäle
zu anderen Vorrichtungen dehnungstolerant ausgebildet und ggf. abzudichten sind. Die
dehnungstolerante Aufstellung und Befestigung der Abgas-Kanäle sowie die Abdichtungen
erfordern mithin aufwändige Konstruktionen, was ungewünscht ist.
[0004] Gleichzeitig ist es bekannt, dass Gasturbinen in unterschiedlichen Größen und Leistungsklassen
hergestellt und betrieben werden. Einige Hersteller derartiger Gasturbinen besitzen
einen Prüf- und Teststand, um diese Gasturbinen vor ihrer Auslieferung zu erproben
und zu testen. Auch ist es bekannt, Prototypen von Gasturbinen vor Verkauf bzw. Auslieferung
zu testen. Bei einem Wechsel von einer Gasturbine zu einem anderen Typ sind in dem
Prüf- und Teststand deswegen die das Abgas führenden Kanäle an die jeweilige geometrische
Konstruktion der als nächstes im Prüf- und Teststand zu erprobenden Gasturbine anzupassen.
Diese Anpassungsarbeiten können sich als vergleichsweise teuer erweisen, wenn sowohl
Abgasdiffusor und Abgasleitung für jede neu zu prüfende Gasturbine geändert werden
müssen. Da jedoch der Testbetrieb stets zeitlich begrenzt ist, besteht das Bestreben,
die Aufwendungen für die Anpassungen der Abgasleitungen sowohl konstruktiv als auch
kostenbezogen möglichst gering zu halten.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist daher die Bereitstellung einer zur Führung eines Heiß-
oder Abgases vorgesehenen Vorrichtung, die einerseits vergleichsweise einfach konstruktiv
zu fertigen und andererseits ebenso preisgünstig ist.
[0006] Erfindungsgemäß wird die auf die Vorrichtung gerichtete Aufgabe durch eine Vorrichtung
zur Führung eines Heiß- oder Abgases gelöst, wobei die zumindest eine Wand dieser
Vorrichtung zumindest teilweise aus Formsand gebildet ist. Mithin wird die Verwendung
von Formsand als (Grund-)Werkstoff einer Wand einer Heiß- oder Abgas leitenden Gehäusekomponente
für einer Gasturbine, eines Abgasdiffusors für eine Gasturbine und/oder eine Abgasleitung
für eine Gasturbine vorgeschlagen.
[0007] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit
und Lebensdauer der besagten heißoder abgasführenden Vorrichtungen in einem Prüf-
und Teststand wesentlich geringer sind als bei einer kommerziellen Anwendung, bei
der die besagten Vorrichtungen über Jahre hinweg fehlerfrei und wohlmöglich wartungsfrei
betrieben werden sollen. Gleichzeitig löst sich die Erfindung von der Selbstverständlichkeit,
dass heißgasführende Bauteile prinzipiell aus Metall oder einer temperaturfesten Legierung
sein müssen.
[0008] Mit der Erfindung wird nun erstmalig vorgeschlagen, dass anstelle von Metall den
in Gießereien zur Herstellung von verlorenen Formen benutzte Formsand verwendet werden
kann, um die Wand zu bilden, welche den Strömungsraum des Heiß- bzw. Abgases begrenzt
und folglich den im Strömungspfad auftretenden Strömungskräften widersteht. Dieser
Formsand ist in der ursprünglichen Anwendung Temperaturen ausgesetzt ist, die weit
über den Schmelzpunkt von Metallen liegen. Folglich ist dieser auch hinreichend temperaturbeständig
für die neue Verwendung. Gleichzeitig ist dieser auch formbeständig, da dieser beim
Gießen von großformatigen Teilen wie Kirchenglocken oder einem äußerem Gehäuse einer
Gas- oder Dampfturbine auch mechanischen Belastungen während des Einfüllens der heißen
Schmelze in die Gießform standhalten muss. Mithin eignet sich der Formsand auch für
die erfindungsgemäße Verwendung.
[0009] Zwar wurde der Formsand bisher nur zum Abgießen vergleichsweise detaillierter Formen,
wie etwa eine Kirchenglocke oder einem Druckmantel einer Turbine verwendet. Mit der
Erfindung wird erstmalig vorgeschlagen, dass diese Form geometrisch vergleichsweise
einfach ist: etwa zylindrisch oder konisch bzw. kegelstumpfförmig, je nach der erforderlichen
Strömungspfadgestalt der Vorrichtung.
[0010] Ursprünglich sieht die Erfindung vor, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung erst
mal nur für eine begrenzte Zeitdauer, nämlich für die Zeitdauer des Prüf- und Testbetriebs
der Gasturbine, eingesetzt wird. Nichtsdestotrotz ist nicht ausgeschlossen, dass die
erfindungsgemäße Vorrichtung auch bei kommerziell genutzten Vorrichtungen verwendet
werden können, deren Betriebsdauer weit länger ist als der Prüf- und Testbetrieb.
[0011] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist, dass aufgrund der großen Dichte des Formsands
dieser gleichzeitig schallisolierend wirkt, ohne dass weitere Komponenten dafür erforderlich
sind. Weiterhin ist der Formsand wiederverwendbar, was insbesondere für die Anwendung
in einem Prüf- und Teststand von Vorteil ist. Die Anschaffungsmenge von neuem Formsand
zur Gestaltung einer neuen heiß- oder abgasführenden Vorrichtung kann vergleichsweise
klein gehalten werden.
[0012] Als Formsand könnte beispielsweise Natursand oder auch ein Quarzsand verwendet werden.
Gegebenenfalls ist im Formsand auch ein Binder auf synthetischer oder natürlicher
Basis enthalten. Wegen des besonders guten Festigkeitspotenzials und der hohen Oberflächenqualität
bietet sich insbesondere die Verbindung eines Hybridbinders mit Quarzsand an. Die
Mineralogie des Binders können auf Bentonite und anderen mineralische Komponenten
basieren. Dagegen können aber auch auf Ton basierende Binder ggf. verwendet werden,
beispielsweise Illit und Kaolin aber auch Smectite.
[0013] Gemäß einer ersten vorteilhaften Weiterbildung ist vorgesehen, dass die dem Strömungsraum
des Heißgases zugewandte Fläche der Wand aus Formsand zumindest teilweise, vorzugsweise
vollständig mit einer erosionsbeständigeren Schutzschicht überzogen ist. Die Schicht
verlängert somit die Lebensdauer der Vorrichtung, da diese erosionsbeständiger ist
als der Formsand selber. Die Schicht des Formsandes, könnte ähnlich wie bei Gießformen,
im so genannten "Slurry"-Verfahren auf die besagte Fläche aufgebracht werden, was
bei Gießformen "Schlichten" genannt wird. Zum Schlichten stehen erfahrungsgemäß unterschiedliche
Substanzen bzw. Substanzgemische in unterschiedlichen Konsistenzen bereit. Vorzugsweise
sollte der Festigkeitsgrad der Schicht vergleichsweise hoch sein, damit die Erosionsverluste
während des Einsatzes besonders gering sind. Insofern bieten sich Flüssigkeiten an,
die in der Zusammensetzung vergleichsweise komplex sind, aber dennoch den höchsten
Festigungsgrad aufweisen.
[0014] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung weist die Wand zumindest eine dem
Strömungsraum nicht begrenzende Seite auf, an welcher eine vorzugsweise metallische
Schale als Hülle für den Formsand oder als ein Teil der Hülle vorgesehen ist. Diese
Hülle schützt den Formsand vor zufälligen und ungewollten Beschädigungen an seiner
Außenseite, was die Integrität der Vorrichtung aufrecht erhält. Die Hülle kann zudem
innen oder außen mit Versteifungsrippen oder Streben verstärkt sein.
[0015] Bei einer weiter bevorzugten Ausgestaltung umfasst der Strömungspfad eine einströmseitige
Öffnung und eine der einströmseitigen Öffnung gegenüberliegende ausströmseitige Öffnung,
wobei die Konturen der beiden Öffnungen unterschiedlich sind. Mithin ändert sich die
Kontur des Strömungspfads entlang seiner Längserstreckung, so dass die Vorrichtung
quasi als Übergangsstück ausgestaltet ist. Derartige Übergangsstücke sind aus Metall
häufig sehr schwierig herzustellen, was aber bei der Verwendung von Formsand wesentlich
einfacher und kostengünstiger ist.
[0016] Weiter bevorzugt ist die Vorrichtung als Gehäusekomponente einer Gasturbine oder
als Abgasdiffusor einer Gasturbine oder als Abgasleitung einer Gasturbine ausgestattet.
Dabei ist unter einer Gehäusekomponente einer Gasturbine eine derartige zu verstehen,
die strukturmechanisch noch der Gasturbine selber zuzuordnen ist, jedoch zur Leitung
des Heiß- bzw. Abgases der Gasturbine vorgesehen ist. Dagegen sind der Abgasdiffusor
einer Gasturbine und die Abgasleitung einer Gasturbine strukturmechanisch von der
Gasturbine separat zu betrachten.
[0017] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung werden anhand eines Ausführungsbeispiels
angegeben.
[0018] Es zeigt:
- Figur 1
- zeigt in perspektivischer Darstellung schematisch eine Vorrichtung zur Führung eines
Heißgases.
[0019] Die einzige Figur zeigt als dreidimensionale Schnittzeichnung eine Vorrichtung 10
zur Führung eines Heißgases. Die Vorrichtung 10 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel
im Wesentlichen würfelförmig. Sie kann selbstverständlich auch quaderförmig oder zylindrisch
sein.
[0020] Die Vorrichtung 10 umfasst gemäß dem gezeigten Ausführungsbeispiel eine Hülle 18,
die aus einer einfachen metallischen Wand gefertigt ist. Die Hülle 18 dient lediglich
als Schale für Formsand 20. In der Hülle 18 und im Formsand 20 sind zwei einander
gegenüberliegende Öffnungen 14, 16 vorgesehen, die strömungstechnisch miteinander
verbunden sind. Der sich zwischen den beiden Öffnungen 14, 16 erstreckende Strömungspfad
22 dient zur Führung eines Heiß- oder Abgases von der einen Öffnung 14 zu der anderen
Öffnung 16. Mithin ist ein die Vorrichtung 10 vollständig durchdringendes Loch 12
vorhanden.
[0021] Entlang der Längserstreckung des Strömungspfades 22 kann dieser zylindrisch, konisch
oder auch anders ausgestaltet sein. Insbesondere kann die einströmseitige Öffnung
14 eine andere Kontur aufweisen als die ausströmseitige Öffnung 16. Diese Ausgestaltung
bietet sich insbesondere dann an, wenn die Vorrichtung 10 ein im Querschnitt kreisförmiges,
abströmseitiges Ende der Gasturbine mit einem im Querschnitt quadratischen einströmseitigen
Ende eines Abhitzedampferzeugers verbinden soll.
[0022] Auf der dem Strömungspfad 22 zugewandten Fläche 24 des Formsandes 20 ist keine Hülle
18 vorgesehen, sondern eine Beschichtung 26 aufgebracht, die erosionsbeständig ist.
Die Schicht ist kann auch eine keramische Schutzschicht sein.
[0023] Zur Herstellung der Vorrichtung 10 ist zuerst eine ggf. mit Streben verstärkte Hülle
18 zu fertigen. Diese Hülle 18 kann aus einem weniger temperaturbeständigen Material
als der Formsand 20 gefertigt sein, da während des Betriebs der Vorrichtung 10 an
der Außenseite der Hülle 18 Umgebungstemperaturen herrschen. Mithin kann die Hülle
18 gemauert sein oder aus Metall bestehen. Die Hülle 18 ist an den Stellen der späteren
Einström- und Ausströmöffnungen 14, 16 geöffnet. In die Hülle 18 wird ein den Strömungspfad
22 repräsentierender Kern eingesetzt, der gleichzeitig die Öffnungen 14, 16 verschließt.
Anschließend wird in die Hülle 18 bei geöffnetem Deckel 30 von oben Formsand 20 in
die Vorrichtung 10 eingefüllt. Eine schrittweise Einfüllung von Formsand 20 mit zwischenzeitlichem
Verpressen des bis dahin eingefüllten Formsandes 20 ist ebenso möglich. Nach dem vollständigen
Befüllen der Hülle 18 mit Formsand 20 wird anschließend der Deckel 30 geschlossen
und der den Strömungspfad 22 repräsentierende Kern entfernt. Das Loch 12 ist dann
vollständig vom Formsand 20 umgeben, der dann eine den Strömungspfad 22 begrenzende
Wand darstellt. Danach wird die Oberfläche 24 des Formsandes, die dem Strömungspfad
22 mithin zugewandt ist, geschlichtet, das heißt, es wird eine Schlichtflüssigkeit
oder -paste auf die Oberfläche 24 aufgetragen, die dann als Erosionsschutzschicht
dauerhafter Teil der Vorrichtung 10 wird.
[0024] Selbstverständlich ist es auch denkbar die Vorrichtung 10 hälftig teilbar auszugestalten,
so dass die Vorrichtung 10 dann zwei im wesentlichen aus Formsand 20 bestehenden Wände
umfasst, die gemeinsam den Strömungspfad 22 begrenzen.
[0025] Ist der Strömungspfad 22 kegelstumpfförmig ausgestaltet ist, kann es sich bei der
Vorrichtung 10 beispielsweise um einen Diffusor für Heiß- bzw. Abgas handeln.
[0026] Insgesamt betrifft die Erfindung eine einen Strömungspfad 22 für das Heißgas oder
Abgas einer Gasturbine umfassende Vorrichtung 10, welche sich vergleichsweise einfach
und kostengünstig sowie in kurzer Zeit fertigen lässt und ggf. für eine vergleichsweise
kurze Betriebsdauer ausgelegt ist. Um dies zu erreichen wird vorgeschlagen, dass die
Vorrichtung 10 im Wesentlichen aus Formsand 20 besteht, und der Formsand 20 den Strömungspfad
22 begrenzt oder als den Strömungskräften widerstehendes Substrat einer den Strömungspfad
22 begrenzenden Schicht 26 dient.
1. Zur Führung eines Heißgases vorgesehene Vorrichtung (10),
wobei die Vorrichtung (10) zumindest eine Wand zur zumindest teilweisen Begrenzung
eines von dem Heißgas durchströmbaren Strömungspfades (22) umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zumindest eine Wand zumindest teilweise aus Formsand (20) gebildet ist.
2. Vorrichtung (10) nach Anspruch 1,
bei dem die dem Strömungspfad (22) des Heißgases zugewandte Fläche (24) der Wand aus
Formsand (20) zumindest teilweise, vorzugsweise vollständig mit einer Schicht (26)
überzogen ist.
3. Vorrichtung (10) nach Anspruch 1 oder 2,
bei der die Wand zumindest eine dem Strömungspfad (22) nicht begrenzende Seite aufweist,
an welcher eine vorzugsweise metallische Schale als Hülle (18) für den Formsand (20)
oder als ein Teil der Hülle (18) vorgesehen ist.
4. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3, deren Strömungspfad (22) eine
einströmseitige Öffnung (14) und eine der einströmseitigen Öffnung (14) gegenüberliegende
ausströmseitige Öffnung (16) umfasst,
wobei die Konturen der beiden Öffnungen (14, 16) unterschiedlich sind.
5. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, ausgestaltet als Gehäusekomponente
einer Gasturbine.
6. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, ausgestaltet als Abgasdiffusor
einer Gasturbine.
7. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, ausgestaltet als Abgasleitung einer
Gasturbine.
8. Verwendung von Formsand (20) als Werkstoff einer Wand
a) einer für eine Gasturbine vorgesehenen, heiß- oder abgasleitenden Gehäusekomponente,
b) eines für eine Gasturbine vorgesehenen Abgasdiffusors oder
c) einer für eine Gasturbine vorgesehene Abgasleitung.
9. Verwendung von Formsand (20) nach Anspruch 8,
bei der zumindest ein Teil einer des Strömungspfads (22) eines Heißgases zugewandten
Fläche (24) des Formsandes (20) zumindest teilweise, vorzugsweise vollständig mit
einer Schicht (26) überzogen ist.