[0001] Die Erfindung betrifft ein Freileitungsseil für Hochspannungsfreileitungen mit zumindest
einem metallischen Kerndraht und mehreren (konzentrisch) um den Kerndraht angeordneten
(lagenverseilten) Drahtlagen.
[0002] Ein ständiges Problem bei Hochspannungsfreileitungen sind Koronaentladungen, die
bei hohen elektrischen Spannungen auftreten und zu Energieverlusten und störenden
Geräuschbildungen führen. Dabei ist es bekannt, dass sich dieser Effekt durch Vergrößerung
des Seildurchmessers reduzieren lässt, denn eine Vergrößerung des Durchmessers führt
zu einer Reduktion der Randfeldstärke und damit zur Reduktion der beschriebenen Koronaeffekte.
Eine bloße Erhöhung des Seildurchmessers bei herkömmlichen Standardseilen führt jedoch
in der Regel zu einer deutlichen Erhöhung des Seilgewichtes, was wiederum zu anderen
Nachteilen führt, insbesondere hohen Mastbelastungen oder hohem Durchhang.
[0003] Aus diesem Grunde wurde bereits vorgeschlagen, Freileitungsseile als Hohlseile zu
konzipieren (vgl.
EP 1 220 235 B1). Aufgrund des erheblich größeren Seildurchmessers wird der Koronaeffekt reduziert,
ohne dass sich das Gesamtgewicht der Leitung erhöht. In der Praxis haben sich solche
Hohlseile sehr gut bewährt. Allerdings setzt dieses den Einsatz eines Rohrs im Innern
der Leitung voraus, so dass sich hinsichtlich Produktion und auch Installation gewisse
Herausforderungen stellen. Es besteht daher grundsätzlich das Bedürfnis, alternative
Freileitungsseile zu schaffen, die bei Vermeidung oder Reduzierung von Koronaentladungen
ohne Rohr bzw. Hohlseil konzipiert sind. Dazu wird in der
CH 86777 A ein Leiter aus einer Vielzahl von Einzeldrähten vorgeschlagen, wobei mindestens ein
Teil der Einzeldrähte hohl sein soll. Es sollen Hohldrähte und Volldrähte miteinander
kombiniert werden, um bei gleichem Metallquerschnitt den äußeren Durchmesser zu erhöhen.
[0004] Ein ähnliches Seil, das zur Reduzierung von Koronaentladungen führen soll, wird in
der
FR 931 195 beschrieben. Um einen Kern sind eine Vielzahl von Lagen aus Einzeldrähten angeordnet,
wobei die einzelnen Lagen entweder vollständig aus Volldrähten oder vollständig aus
Hohldrähten ausgebildet sind.
[0005] In der
US 2 046 978 wird ein Leitungsseil beschrieben, bei dem um einen Kern eine Vielzahl von Lagen
von Einzeldrähten angeordnet sind, wobei die einzelnen Lagen jeweils abwechselnd aus
Hohldrähten und Volldrähten bestehen. Das Problem der Koronaentladung wird dabei nicht
angesprochen.
[0006] Im Übrigen kennt man aus der
WO 88/ 01 430 A1 ein selbsttragendes Freileitungsseil mit mehreren metallischen Drähten und mindestens
einem Zugentlastungselement aus einer Vielzahl von strangartig zueinander angeordneten
Verstärkungsfasern, wobei die Verstärkungsfasern mit einem Bindematerial getränkt
sind und ein Verbundelement bilden.
[0007] Schließlich sind elektrische Freileitungsseile mit integrierten Lichtwellenleitern
bekannt, wobei Lichtwellenleiter bzw. Lichtwellenleiter-Bündel in ein Edelstahlröhrchen
eingebracht sind (
EP 0 286 804 A2). Ein ähnliches Freileitungsseil, bei dem Lichtwellenleiterelemente aus optischen
Fasern in Röhrchen angeordnet sind, wird in der
DE 44 25 464 A1 beschrieben.
[0008] In der Praxis konnten sich die aus Volldrähten einerseits und Hohldrähten andererseits
konzipierten Freileitungsseile nicht durchsetzen. - Hier setzt die Erfindung ein.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Freileitungsseil für Hochspannungsfreileitungen
der eingangs beschriebenen Art zu schaffen, bei welchem nicht nur Koronaentladungen
vermieden bzw. reduziert werden, sondern welches sich darüber hinaus einfach mit hoher
Stabilität fertigen und auf einfache Weise installieren (verlegen) lässt.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung ein Freileitungsseil für Hochspannungsleitungen
mit zumindest einem metallischen Kerndraht und mehreren (konzentrisch) um den Kerndraht
angeordneten (lagenverseilten) Drahtlagen,
wobei zumindest eine äußere Drahtlage als metallische Drahtlage ausschließlich aus
metallischen Drähten besteht und
wobei mehrere der zwischen dem Kerndraht und der äußeren Drahtlage angeordneten inneren
Drahtlagen als gemischte Drahtlagen jeweils aus metallischen Drähten einerseits und
nichtmetallischen Drähten andererseits bestehen.
[0011] Besonders bevorzugt sind dabei sämtliche inneren Drahtlagen zwischen einer äußeren
metallischen Drahtlage und dem metallischen Kerndraht als gemischte Drahtlagen ausgebildet.
Optional liegt es jedoch auch im Rahmen der Erfindung, dass z. B. mehrere äußere Drahtlagen
als metallische Drahtlagen ausgebildet sind, das heißt, die äußerste Drahtlage sowie
eine oder mehrere unmittelbar darunter liegende Drahtlagen.
[0012] Besonders bevorzugt sind die nichtmetallischen Drähte der gemischten Drahtlagen als
Kunststoff-Drähte ausgebildet. Auf diese Weise gelingt eine Reduzierung des Gewichts
gegenüber Metalldrähten. Besonders effizient lässt sich das Gewicht reduzieren, wenn
die nichtmetallischen Drähte als Hohldrähte, vorzugsweise als Kunststoffhohldrähte
ausgebildet sind, die auch als "Kunststoff-Röhrchen" bezeichnet werden können. Metallische
Drähte meint Drähte, die aus Metall gefertigt sind.
[0013] Die Erfindung geht dabei von der zunächst einmal bekannten Erkenntnis aus, dass sich
Koronaentladungen durch Vergrößerung des Seildurchmessers reduzieren lassen. Der Hohlraum
der grundsätzlich bekannten Hohlseile wird dabei erfindungsgemäß auf eine Vielzahl
einzelner Querschnitte aufgeteilt, die von den nichtmetallischen Drähten, besonders
bevorzugt von den Hohldrähten, gebildet werden. Diese nichtmetallischen Drähte, die
besonders bevorzugt als Hohldrähte und vorzugsweise als Kunststoffhohldrähte ausgebildet
sind, dienen ausschließlich als Platzhalter, sie werden folglich im Zuge der Fertigung
als Platzhalter ohne Leitungsfunktion und ohne Zugspannung zu übernehmen mitverseilt.
Dabei hat sich herausgestellt, dass diese Platzhalter, die während der Fertigung mitverseilt
werden, nach erfolgter Installation während des Betriebs keinerlei Wirkung mehr haben.
Abgesehen davon, dass sie keine Leitungsfunktion haben, müssen sie auch keine mechanische
Verbesserung (Zugkraftübernahme) realisieren. Das fertig verseilte Freileitungsseil
ist nach erfolgter Installation auch ohne diese Platzhalter stabil und funktionsfähig,
so dass auch das "Schicksal" der Platzhalter nach der Installation keine Rolle spielt.
Damit können auch Platzhalter-Drähte verwendet werden, die anschließend verrotten,
so dass z. B. abbaubare Kunststoffe zum Einsatz kommen können. Nach dem Verseilen
und Auflegen (Installation des Seiles) haben sie dann keine Funktion mehr. Sie nehmen
auch keine Lichtwellenleiter oder ähnliche Komponenten auf, d. h. im Falle von Hohldrähten
bleibt deren Innenraum (während des Verseilens) frei. Es handelt sich um ungefüllte
Hohldrähte.
[0014] Das erfindungsgemäße Seil lässt sich außerdem einfach installieren und folglich verlegen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Hohlseilen werden für die Installation und Klemmung
keinerlei Spezialarmaturen und -Geräte benötigt, sondern die Verlegung kann mit herkömmlichen
Standardarmaturen und -Geräten erfolgen.
[0015] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass einerseits der Kerndraht als metallischer Leiter
und andererseits die äußere Drahtlage aus metallischen Leitern besteht. Die Lagen
dazwischen können als gemischte Drahtlagen ausgebildet sein, mit einem entsprechend
hohen Anteil an Platzhalter-Drähten, so dass sich bei entsprechender Übertragungsleistung
der Seilquerschnitt möglichst stark vergrößert. Erfindungsgemäß kommt es folglich
nicht nur darauf an, dass Volldrähte und Hohldrähte miteinander kombiniert werden,
sondern die Kombination der beschriebenen Maßnahmen steht im Vordergrund. Der metallische
Kerndraht gewährleistet eine hohe Stabilität des Seils und die metallische Außenlage
führt zu einer hohen Funktionalität in der Anwendung.
[0016] Bevorzugt sind in den gemischten Drahtlagen die metallischen Drähte einerseits und
die nichtmetallischen Drähte (Platzhalter) andererseits jeweils abwechselnd nebeneinander
angeordnet, so dass neben einem metallischen Draht paarweise beidseitig nichtmetallische
Drähte angeordnet sind und umgekehrt. Alternativ liegt es jedoch auch im Rahmen der
Erfindung, die gemischten Drahtlagen in anderer Weise zu sortieren, so dass in einer
Lage z. B. auf einen metallischen Draht mehrere nichtmetallische Drähte folgen oder
auch auf mehrere metallische Drähte mehrere nichtmetallische Drähte oder auf mehrere
metallische Drähte jeweils ein nichtmetallischer Draht.
[0017] Außerdem ist es vorteilhaft, wenn sämtliche Drähte einer Drahtlage einen (im Wesentlichen)
identischen Außendurchmesser aufweisen. Dieses gilt auch für die Zwischenlagen, bei
denen dann sämtliche metallischen Drähte und sämtliche nichtmetallischen Drähte (Platzhalter-Drähte)
einen (im Wesentlichen) identischen Außendurchmesser aufweisen. Dieses führt dazu,
dass sich das Seil einfach herstellen lässt und dass die Platzhalter nach der Installation
auch tatsächlich keine Funktion mehr übernehmen müssen. Grundsätzlich liegt es dabei
im Rahmen der Erfindung, dass dann sämtliche Drahtlagen aus Drähten mit im Wesentlichen
identischem Durchmesser hergestellt werden. Alternativ können jedoch auch die einzelnen
Lagen jeweils aus Drähten mit unterschiedlichem Durchmesser ausgebildet sein, das
heißt, auf eine Drahtlage mit Drähten mit identischem Durchmesser kann dann eine Drahtlage
mit Drähten mit anderem Durchmesser folgen, wobei der Durchmesser innerhalb jeder
Drahtlage wiederum vorzugsweise identisch ist.
[0018] Bevorzugt sind die metallischen Drähte aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
gefertigt. Es liegt jedoch auch im Rahmen der Erfindung, die metallischen Drähte aus
anderen Metallen bzw. Legierungen oder Sinterungen zu fertigen.
[0019] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert.
[0020] Die einzige Figur zeigt ein erfindungsgemäßes Freileitungsseil im Querschnitt.
[0021] In der Figur ist ein Freileitungsseil für Hochspannungsfreileitungen dargestellt,
dass in seinem grundsätzlichen Aufbau einen metallischen Kerndraht 1 und mehrere konzentrisch
um den Kerndraht angeordnete Drahtlagen 2, 4 aufweist.
[0022] Die äußere Drahtlage 2 ist als metallische Drahtlage 2 ausschließlich aus metallischen
Drähten 3 gefertigt.
[0023] Die zwischen dem Kerndraht 1 und der äußeren Drahtlage 2 angeordneten inneren Drahtlagen
4 sind als gemischte Drahtlagen 4 ausgebildet, die jeweils aus metallischen Drähten
5 einerseits und nichtmetallischen Drähten 6 andererseits bestehen.
[0024] Die nichtmetallischen Drähte 6 sind im Ausführungsbeispiel als Kunststoff-Hohldrähte
und folglich Kunststoff-Röhrchen ausgebildet. Sie bilden ausschließlich Platzhalter
im Zuge der Herstellung und führen auf diese Weise zu einem vergrößerten Seilquerschnitt
bei gleicher Übertragungsleistung. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass der Kerndraht
1 und die äußere Drahtlage 2 aus metallischen Leitungsdrähten bestehen.
[0025] Dabei sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel sämtliche Drähte 1, 3, 5, 6 mit
identischem Außendurchmesser ausgebildet, das heißt, die Platzhalter-Drähte 6 weisen
im Wesentlichen denselben Außendurchmesser auf, wie die leitenden Drähte 1, 3, 5.
Dabei kommt es in besonderem Maße darauf an, dass die Drähte einer einzelnen (konzentrischen)
Drahtlage und insbesondere auch die gemischten Drahtlagen jeweils aus Drähten mit
identischem bzw. im Wesentlichen identischem Außendurchmesser bestehen, das heißt,
der Außendurchmesser innerhalb einer Drahtlage soll im Wesentlichen identisch sein.
Grundsätzlich besteht dabei die Möglichkeit, eine Vielzahl von Drahtlagen miteinander
zu kombinieren, die zwar jeweils aus Drähten mit identischem Außendurchmesser ausgebildet
sind, deren Außendurchmesser jedoch von Lage zu Lage variieren können. Eine solche
Ausführungsform ist nicht dargestellt.
1. Freileitungsseil für Hochspannungsfreileitungen mit
zumindest einem metallischen Kerndraht (1) und mehreren um den Kerndraht (1) angeordneten
Drahtlagen (2, 4),
wobei zumindest die äußere Drahtlage (2) als metallische Drahtlage (2) ausschließlich
aus metallischen Drähten (3) besteht und
wobei mehrere der zwischen dem Kerndraht (1) und der äußeren Drahtlage (2) angeordneten
inneren Drahtlagen (4) als gemischte Drahtlagen (4) jeweils aus metallischen Drähten
(5) einerseits und nichtmetallischen Drähten (6) andererseits bestehen,
wobei die nichtmetallischen Drähte (6) als Platzhalter ohne Leitungsfunktion und ohne
Zugkraftübernahme mit verseilt sind.
2. Freileitungsseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die nichtmetallischen Drähte (6) der gemischten Drahtlagen (4) als Kunststoff-Drähte
ausgebildet sind.
3. Freileitungsseil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die nichtmetallischen Drähte (6) als Hohldrähte ausgebildet sind, vorzugsweise als
Kunststoffhohldrähte.
4. Freileitungsseil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in den gemischten Drahtlagen (4) die metallischen Drähte (5) und die nichtmetallischen
Drähte (6) jeweils abwechselnd nebeneinander angeordnet sind.
5. Freileitungsseil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sämtliche metallischen Drähte (5) und nichtmetallischen Drähte (6) einer Zwischenlage
(4) einen identischen Außendurchmesser aufweisen.
6. Freileitungsseil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die metallischen Drähte aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung gefertigt sind.