[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lösen einer anhaftenden Ladung von einer
Innenwand eines Mahlrohres sowie eine Anordnung zum Lösen einer anhaftenden Ladung
von einer Innenwand eines Mahlrohres.
[0002] Rohrmühlen werden vorzugsweise zum Mahlen von sprödem Material, insbesondere Erz,
eingesetzt. Der Mahlvorgang findet in einem horizontal ausgerichteten Mahlrohr der
Rohrmühle statt. Das mit einer Ladung befüllte Mahlrohr rotiert während des Mahlvorganges
um seine Längsachse. Typische Rohrmühlen können ein Mahlrohr mit einem Durchmesser
von 2m bis 11m und einer Länge von bis zu 25m aufweisen. Die Antriebsleistung solcher
Rohrmühlen liegt üblicherweise im Bereich von 5MW bis 15MW, wobei bevorzugt sog. Schleifringläufermotoren
eingesetzt werden.
[0003] Es ist nicht unüblich, dass der Betrieb einer Rohrmühle für einen längeren Zeitraum
unterbrochen wird und das Mahlrohr stillsteht. Ein solcher Stillstand kann beispielsweise
auf Grund einer intermittierenden Be- bzw. Entladung des Mahlrohres, infolge von Wartungsarbeiten
oder durch Betriebsstörungen eintreten.
[0004] Während das Mahlrohr stillsteht kann es zu einer Verfestigung bzw. einem Sedimentieren
der im Mahlrohr befindlichen Ladung und zu einem Anhaften bzw. Kleben der Ladung an
der Innenwand des Mahlrohres kommen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer
anhaftenden Ladung oder einer "frozen charge". Bei einer Wiederaufnahme des Betriebs
der Rohrmühle besteht die Gefahr, dass die anhaftende Ladung sich in großer Höhe,
insbesondere am höchsten Punkt des Innenwanddurchmessers, von der Innenwand des Mahlrohres
löst, herabstürzt und folglich Schäden an der Rohrmühle hervorruft.
[0005] Üblicherweise sind Rohrmühlen deshalb mit Einrichtungen ausgestattet, die das Vorhandensein
einer anhaftenden Ladung erkennen und im Falle einer Erkennung einer anhaftenden Ladung
die Rohrmühle bzw. die Drehung des Mahlrohres anhalten. Wird eine anhaftende Ladung
erkannt und die Rohrmühle infolgedessen angehalten, muss anschließend die anhaftende
Ladung von der Innenwand des Mahlrohres gelöst werden.
[0006] Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Verfahren zum Lösen einer anhaftenden
Ladung von einer Innenwand eines Mahlrohres bekannt. Zum einen kann die anhaftende
Ladung unter Einsatz von Personal unter Verwendung von Werkzeug, insbesondere Presslufthämmern,
gelöst werden. Außerdem offenbart die
WO 2005/092508 A1 ein Verfahren bei dem eine Antriebsvorrichtung des Mahlrohres zum gezielten Lösen
der Ladung zu einer schwingenden bzw. schwellenden Drehung des Mahlrohres angesteuert
wird. Des Weiteren offenbart die
EP 2 525 914 B1 ein Verfahren bei dem ein auf das Mahlrohr aufgebrachtes Antriebsmoment um ein Referenzmoment
variierend gesteigert wird.
[0007] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine vorteilhafte Lehre zum Lösen einer anhaftenden
Ladung von einer Innenwand eines Mahlrohres anzugeben. Insbesondere liegt der Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein energieeffizientes Lösen einer anhaftenden Ladung unter
Aufwendung von vergleichsweise einfacher Antriebs- und Steuerungstechnik zu erlauben.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst mit einem Verfahren sowie einer Anordnung
jeweils zum Lösen einer anhaftenden Ladung von einer Innenwand eines Mahlrohres mit
den Merkmalen des jeweiligen unabhängigen Anspruchs. Zweckmäßige Ausgestaltungen und
Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und der Beschreibung
und beziehen sich auf das Verfahren sowie die Anordnung.
[0009] Bei dem Verfahren wird das Mahlrohr aus einer vorgebbaren, eingenommenen Drehposition
antriebsfrei durch die Gewichtskraft der anhaftenden Ladung zurückgedreht, wobei zumindest
eine Bewegungszustandsgröße des Mahlrohres ermittelt wird.
[0010] Die vorgebbare, eingenommene Drehposition kann eine Drehposition sein, in der ein
ausreichend hohes Rückstellmoment um eine Rotationsachse des Mahlrohres auf das Mahlrohr
einwirkt. Das Rückstellmoment kann aus einer Gewichtskraft der anhaftenden Ladung
bzw. aus dem Produkt der Gewichtskraft und einem Hebelarm resultieren. Das Rückstellmoment
kann als ausreichend hoch erachtet werden, wenn es ein selbsttätiges Zurückdrehen
des Mahlrohres in Richtung einer rotatorischen Ausgangslage bzw. hin zu einer stabilen
Gleichgewichtslage des Mahlrohres bewirken kann.
[0011] Das Mahlrohr wird antriebsfrei durch die Gewichtskraft bzw. das Rückstellmoment zurückgedreht,
also beschleunigt, bzw. dreht sich selbsttätig in Richtung der Gleichgewichtslage.
Zweckmäßigerweise ist eine das Mahlrohr während eines Mahlvorgangs antreibende Antriebsvorrichtung,
die beispielsweise einen Schleifringläufermotor aufweisen kann, während des Zurückdrehens
ausgekuppelt und/oder abgeschaltet und/oder in einem Leerlauf befindlich.
[0012] Die zumindest eine ermittelte Bewegungszustandsgröße kann ein Drehwinkel und/oder
eine Drehwinkelgeschwindigkeit und/oder eine Drehwinkelbeschleunigung des Mahlrohres
sein.
[0013] Unter "ermittelt" ist, im gegebenen Zusammenhang und im Folgenden, eine zweckmäßige
Bestimmung, eine Feststellung, eine Messung - jeweils in mittelbarer oder unmittelbarer
Weise - oder einer Berechnung eines Wertes zu verstehen.
[0014] Das Mahlrohr wird in Abhängigkeit der zumindest einen ermittelten Bewegungszustandsgröße
zum Lösen der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres abgebremst.
[0015] Vorteilhafterweise liegt die Abhängigkeit in einem Erreichen einer vorgebbaren und/oder
ermittelten Drehwinkelgeschwindigkeit und/oder Drehwinkelbeschleunigung des Mahlrohres.
Beispielsweise wird das Mahlrohr abgebremst, sobald es selbsttätig eine gewisse Drehwinkelgeschwindigkeit
erlangt hat.
[0016] Zweckmäßigerweise wird das Mahlrohr durch eine Bremsvorrichtung, beispielsweise eine
Betriebsbremse und/oder eine Feststellbremse, abgebremst. Das Mahlrohr kann ruckartig,
also mit einer möglichst hohen Änderung der Drehwinkelbeschleunigung über einer Zeit
und/oder bis zum Erreichen einer bestimmten Verzögerung abgebremst werden. Vorteilhafterweise
kann eine zweckmäßig eingerichtete Steuerungs- bzw. Regelungsanordnung zu einem Ansteuern
der Bremsvorrichtung zum Bewirken einer vorgebbaren Verzögerung vorhanden sein.
[0017] Durch das Abbremsen, also der entgegen der Bewegungsrichtung des Mahlrohres gerichteten
Beschleunigung, wirkt eine Massenträgheitskraft der anhaftenden Ladung lösend auf
die anhaftende Ladung ein, so dass es vorteilhafterweise zu einem Lösen der anhaftenden
Ladung von der Innenwand des Mahlrohres kommt.
[0018] Von besonderem Vorteil kann so erreicht werden, dass das eigentliche Lösen der anhaftenden
Ladung antriebsfrei geschieht. Eine üblicherweise nicht unaufwändige Ansteuerung der
Antriebsvorrichtung des Mahlrohres zum Lösen der anhaftenden Ladung kann so vorteilhafterweise
vermieden werden. Weiter von Vorteil kann so eine nicht unerhebliche Einsparung von
Antriebsenergie erreicht werden. Zudem von Vorteil, kann zum Lösen der anhaftenden
Ladung eine üblicherweise bereits vorhandene Bremseinrichtung des Mahlrohres eingesetzt
werden. So kann ein antriebstechnisch besonders kostengünstiges, energiesparendes
und einfach umsetzbares Lösen der anhaftenden Ladung erreicht werden.
[0019] Vereinfacht ausgedrückt sieht das Verfahren vor, dass das Mahlrohr sich in einer
Drehposition, in der ein hinreichend hohes Rückstellmoment durch das Gewicht der anhaftenden
Ladung wirkt, selbsttätig in eine Drehung versetzt und bei Erreichen einer vorgebbaren
Drehwinkelgeschwindigkeit eine Bremse derart gezielt bzw. dosiert angesteuert wird,
dass es infolge einer so hervorgerufenen Massenträgheitskraft vorteilhafterweise zu
einem Lösen der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres kommt.
[0020] Die Erfindung sieht außerdem eine Anordnung zum Lösen einer anhaftenden Ladung von
einer Innenwand eines Mahlrohres vor. Die Anordnung weist eine Ermittlungseinrichtung,
eine Bremsvorrichtung und eine Steuereinrichtung auf.
[0021] Die Ermittlungseinrichtung ist derart eingerichtet, dass zumindest eine Bewegungszustandsgröße
des Mahlrohres ermittelbar ist.
[0022] Die Ermittlungseinrichtung kann mit entsprechender Messtechnik bzw. Sensoren ausgestattet
sein, um vorzugsweise einen Drehwinkel und/oder eine Drehwinkelgeschwindigkeit und/oder
eine Drehwinkelbeschleunigung (auch: Drehwinkelverzögerung/Verzögerung) des Mahlrohres
zu ermitteln. Durch Einbindung eines üblicherweise, bevorzugt in einer Leittechnik
einer Rohrmühle, vorhandenen Tachometers in die Ermittlungseinrichtung können insbesondere
der Drehwinkel und die Drehgeschwindigkeit besonders kostengünstig und zuverlässig
ermittelt werden.
[0023] Die Bremsvorrichtung ist zu einem Abbremsen des Mahlrohres mit einer vorgebbaren
Verzögerung eingerichtet.
[0024] Zweckmäßigerweise weist die Bremsvorrichtung eine Betriebsbremse und/oder eine Feststellbremse
auf, die jeweils zu einem Abbremsen des Mahlrohres vorbereitet sind. Die Bremsvorrichtung
kann zur Übertragung eines Bremsdruckes und/oder einer Bremskraft und/oder eines Bremsmoments
auf das Mahlrohr vorbereitet sein. Zweckmäßigerweise ist die Bremsvorrichtung derart
vorbereitet, dass der Bremsdruck und/oder die Bremskraft und/oder das Bremsmoment
steuer- bzw. regelbar sind. Vorzugsweise werden der Bremsdruck und/oder die Bremskraft
und/oder das Bremsmoment hydraulisch generiert.
[0025] Die Steuereinrichtung ist zur Ansteuerung der Bremsvorrichtung in Abhängigkeit der
zumindest einen ermittelten Bewegungszustandsgröße eingerichtet.
[0026] Vorteilhafterweise ist die Steuereinrichtung zur Steuerung des Bremsdrucks und/oder
der Bremskraft und/oder des Bremsmoments der Bremsvorrichtung eingerichtet. Die Steuerung
kann insbesondere in Abhängigkeit der durch die Ermittlungseinrichtung ermittelten
Drehwinkelgeschwindigkeit des Mahlrohres erfolgen.
[0027] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich auch aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Weiterbildungen beziehen sich sowohl auf das erfindungsgemäße Verfahren wie auch
auf die erfindungsgemäße Anordnung.
[0028] Die Erfindung und die beschriebenen Weiterbildungen können sowohl in Software als
auch in Hardware, beispielsweise unter Verwendung einer speziellen elektrischen Schaltung,
realisiert werden.
[0029] Ferner ist eine Realisierung der Erfindung oder einer beschriebenen Weiterbildung
möglich durch ein computerlesbares Speichermedium, auf welchem ein Computerprogramm
gespeichert ist, welches die Erfindung oder die Weiterbildung ausführt.
[0030] Auch können die Erfindung und/oder jede beschriebene Weiterbildung durch ein Computerprogrammerzeugnis
realisiert sein, welches ein Speichermedium aufweist, auf welchem ein Computerprogramm
gespeichert ist, welches die Erfindung und/oder die Weiterbildung ausführt.
[0031] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird die vorgebbare, eingenommene Drehposition
durch eine angetriebene Drehung des Mahlrohres erreicht.
[0032] Die angetriebene Drehung kann durch einen Haupt- oder Nebenantrieb bzw. eine Antriebsvorrichtung
des Mahlrohres bewirkt werden. Die vorgebbare, eingenommene Drehposition ist zweckmäßigerweise
eine Position des Mahlrohres, bei der ein hinreichend großes Rückstellmoment durch
die Gewichtskraft der anhaftenden Ladung hervorgerufen wird. Ein Rückstellmoment kann
hinreichend groß sein, wenn es ein antriebsfreies, also selbsttätiges, Drehen des
Mahlrohres in Richtung der bzw. tangential zur Gewichtskraft der anhaftenden Ladung
bewirken kann. Beispielsweise kann die eingenommene Drehposition durch eine Drehung
um einen betragsmäßigen Drehwinkel zwischen 80° und 130° ausgehend von einer rotatorischen
Gleichgewichtslage des Mahlrohres eingenommen werden. Die angetrieben eingenommene
Drehposition ist eine Position, in der es vorteilhafterweise nicht zu einem ungewollten
Ablösen bzw. Herabstürzen der anhaftenden Ladung kommen kann.
[0033] Durch die angetriebene Drehung des Mahlrohres entgegen der Gewichtskraft der anhaftenden
Ladung wird eine potentielle Energie der anhaftenden Ladung erhöht. Die derart aufgebaute
Energie kann durch ein bloßes selbsttätiges Zurückdrehen des Mahlrohres in eine kinetische
Energie gewandelt werden. Diese kinetische Energie steht sodann zum Lösen der anhaftenden
Ladung zur Verfügung. Auf diese Weise kann ein antriebstechnisch besonders einfaches
Lösen der anhaftenden Ladung erreicht werden, da die anhaftende Ladung lediglich in
eine vorgebbare Drehposition gedreht werden braucht.
[0034] In einer weiteren Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass die vorgebbare, eingenommene
Drehposition des Mahlrohres durch einen in Abhängigkeit einer Ladungseigenschaft ermittelten
Drehwinkel vorgegeben ist.
[0035] Die Ladungseigenschaft kann eine Ladungsmenge bzw. ein Füllstand des Mahlrohres und/oder
ein materialspezifischer Kennwert und/oder ein empirischer der Ladung zugeordneter
Wert sein. Beispielsweise kann bei einer bestimmten Ladung die Drehposition 40°, bei
einer anderen bestimmten Position 80° - jeweils je nach Ladungseigenschaft- betragen.
Durch die derartige Ermittlung des Drehwinkels kann auf einfache Weise erreicht werden,
dass es nicht zu einem ungewollten Herabstürzen der Ladung und etwaigen Schäden an
der Rohrmühle kommt.
[0036] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist die eingenommene Drehposition des Mahlrohres
durch einen Drehwinkel mit einem Betrag zwischen 40° und 80°, ausgehend von einer
stabilen Gleichgewichtslage des Mahlrohres, vorgegeben.
[0037] Die stabile Gleichgewichtslage des Mahlrohres kann eine Drehposition des Mahlrohres
sein, in der die potentielle Energie der anhaftenden Ladung minimal ist und/oder nicht
hinreichend hoch ist, um ein selbsttätiges, antriebsfreies Drehen des Mahlrohres zu
bewirken. Typischerweise wird diese Lage in einer sog. 6-Uhr-Stellung der anhaftenden
Ladung erreicht.
[0038] In einer vorteilhaften Weiterbildung ist die zumindest eine ermittelte Bewegungszustandsgröße
ein Drehwinkel und/oder eine Drehwinkelgeschwindigkeit und/oder eine Drehwinkelbeschleunigung
des Mahlrohres.
[0039] Zweckmäßigerweise können sowohl der Drehwinkel als auch die Drehwinkelgeschwindigkeit
mit einem Tachometer ermittelt werden.
[0040] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Mahlrohr während des Zurückdrehens
zumindest einmal bis zum Stillstand abgebremst.
[0041] Zweckmäßigerweise wird das Mahlrohr ruckartig, also mit einer höchstmöglichen Änderung
der Drehwinkelbeschleunigung über einer Zeit, bis zum Stillstand abgebremst. So können
auf einfache Weise eine besonders hohe Trägheitskraft der anhaftenden Ladung und eine
entsprechend besonders hohe lösende Kraft auf die anhaftende Ladung hervorgerufen
werden. Vorteilhafterweise kann das Mahlrohr auch mehr als einmal abgebremst werden,
insbesondere dann, wenn es sich nach erfolgter Bremsung bis zum Stillstand erneut
antriebsfrei in eine Drehung versetzt.
[0042] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird das Mahlrohr während des Zurückdrehens
zumindest einmal mit einer vorgebbaren Verzögerung abgebremst.
[0043] Die vorgebbare Verzögerung kann ein oberer oder ein unterer Grenzwert sein. Ein oberer
Grenzwert kann insbesondere aus einer Belastungsgrenze der Rohrmühle bzw. des Mahlrohres,
insbesondere dessen Antriebsvorrichtung und/oder Bremsvorrichtung, resultieren. Beispielsweise
kann ein oberer Grenzwert ein Wert sein, bei dessen Überschreiten infolge einer übermäßig
hoher trägheitskraftbedingter mechanischen Beanspruchung mit einer Beeinträchtigung
der Funktion der Rohrmühle zu rechnen ist. Ein unterer Grenzwert kann insbesondere
ein Verzögerungswert sein, unterhalb dessen sich die anhaftende Ladung nicht infolge
von Trägheitskräften von der Innenwand des Mahlrohres löst.
[0044] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung wird die vorgebbare Verzögerung in einer Abhängigkeit
einer Ladungseigenschaft ermittelt.
[0045] Die vorgebbare Verzögerung kann ein unterer Grenzwert sein, unterhalb dessen nicht
mit einem Lösen der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres zu rechnen
ist.
[0046] Auf einfache Weise kann so eine wohldosierte Verzögerung des Mahlrohres erfolgen,
ohne, dass unnötig hohe trägheitskraftbedingte mechanische Beanspruchungen der Rohrmühle
bzw. des Mahlrohres hervorgerufen werden.
[0047] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird die vorgebbare Verzögerung in einer Abhängigkeit
einer mechanischen Belastungsgrenze des Mahlrohres ermittelt.
[0048] Die vorgebbare Verzögerung kann ein oberer Grenzwert sein, oberhalb dessen mit einer
Beschädigung des Mahlrohres und/oder mit einer Beeinträchtigung der Funktion der Rohrmühle
infolge unzulässig hoher trägheitskraftbedingter mechanischer Beanspruchungen zu rechnen
ist.
[0049] So kann auf einfache Weise eine mechanische Überlastung der Rohrmühle bzw. der Komponenten
der Rohrmühle beim Lösen der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres vermieden
werden.
[0050] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung weist die Anordnung eine Antriebseinrichtung
auf, die zu einer angetriebenen Drehung des Mahlrohres in eine vorgebbare Drehposition
vorbereitet ist, wobei die Steuereinrichtung zur Ansteuerung der Antriebseinrichtung
in Abhängigkeit der zumindest einen ermittelten Bewegungsgröße und/oder einer Ladungseigenschaft
vorbereitet ist.
[0051] Die in Abhängigkeit einer Ladungseigenschaft ermittelte Drehposition muss dabei nicht
zwangsläufig durch die Anordnung ermittelt werden, sondern kann auch als ein Vorgabewert
bzw. Eingangswert an die Steuereinrichtung übermittelt bzw. in diese eingegeben werden.
Von besonderem Vorteil erfolgt die Ansteuerung der Antriebsvorrichtung auf besonders
einfache Weise und kann sich auf eine Aktivierung und Deaktivierung des Antriebs beschränken.
[0052] In einer vorteilhaften Weiterbildung weist die Anordnung eine Detektionseinheit auf,
die zur Ermittlung eines Lösens der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres
in Abhängigkeit zumindest einer Bewegungszustandsgröße des Mahlrohres vorbereitet
ist.
[0053] So kann auf einfache Weise ermittelt werden, ob ein zumindest einmaliges Abbremsen
des Mahlrohres zum Lösen der anhaftenden Ladung von der Innenwand des Mahlrohres geführt
hat.
[0054] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung weist die Bremsvorrichtung eine mechanische
Bremse, insbesondere eine Trommelbremse, vorzugsweise eine Scheibenbremse, auf.
[0055] Da mechanische Bremsen sind vielfach erprobt sind, kann vorteilhafterweise eine besonders
zuverlässige Abbremsung des Mahlrohres erreicht werden. Vorzugsweise weist die Bremsvorrichtung
eine Scheibenbremse auf, wodurch vorteilhafterweise besonders hohe Verzögerungen und
damit lösende Kräfte bewirkt werden können.
[0056] In einer Ausführungsvariante weist die Ermittlungseinrichtung einen Polradgeber auf.
Da Polradgeber vielfach erprobt und messgenau sind, kann vorteilhafterweise eine besonders
zuverlässige und präzise Ermittlung, beispielsweise des Drehwinkels, erzielt werden.
[0057] Die Erfindung sieht des Weiteren ein Mahlrohr mit einer erfindungsgemäßen Anordnung
vor.
[0058] Die bisher gegebene Beschreibung vorteilhafter Ausgestaltungen enthält zahlreiche
Merkmale, die in den einzelnen Unteransprüchen teilweise zu mehreren zusammengefasst
wiedergegeben sind. Diese Merkmale können jedoch zweckmäßigerweise auch einzeln betrachtet
und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfasst werden. Insbesondere sind diese
Merkmale jeweils einzeln und in beliebiger geeigneter Kombination mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren sowie der erfindungsgemäßen Anordnung gemäß den unabhängigen Ansprüchen
kombinierbar.
[0059] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung, sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Die Ausführungsbeispiele dienen der Erläuterung
der Erfindung und beschränken die Erfindung nicht auf die darin angegebene Kombination
von Merkmalen, auch nicht in Bezug auf funktionale Merkmale. Außerdem können dazu
geeignete Merkmale eines jeden Ausführungsbeispiels auch explizit isoliert betrachtet,
aus einem Ausführungsbeispiel entfernt, in ein anderes Ausführungsbeispiel zu dessen
Ergänzung eingebracht und/oder mit einem beliebigen der Ansprüche kombiniert werden.
[0060] Es zeigen:
- FIG 1
- eine schematische Darstellung einer Rohrmühle mit einem Mahlrohr an dessen Innenwand
eine anhaftende Ladung anhaftet,
- FIG 2
- einen schematischen Aufbau einer Steuer- bzw. Regelanordnung zum Lösen einer anhaftenden
Ladung von der Innenwand eines Mahlrohres,
- FIG 3
- einem schematischen Verlauf eines Drehwinkels über der Zeit mit korrespondierenden
Verläufen einer Antriebs- und einer Bremsaktivität,
- FIG 4
- einem weiteren schematischen Verlauf eines Drehwinkels über der Zeit mit korrespondierenden
Verläufen einer Antriebs- und einer Bremsaktivität,
- FIG 5
- eine schematische Darstellung einer typischen Antriebsvorrichtung zum angetriebenen
Drehen eines Mahlrohres,
- FIG 6
- eine schematische Darstellung einer Rohrmühle in der Draufsicht,
- FIG 7
- eine schematische Darstellung einer weiteren Rohrmühle in der Draufsicht und
- FIG 8
- eine weitere schematische Darstellung einer weiteren Rohrmühle in der Draufsicht.
[0061] FIG 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Rohrmühle 2 wie sie beispielsweise
zum Mahlen von Erz verwendet wird. Die Rohrmühle 2 weist, einen Gestellkörper 4, ein
kreiszylindrisches Mahlrohr 6 und eine Anordnung 8 mit einer Antriebsvorrichtung 10,
einer Bremsvorrichtung 12 (von der Antriebsvorrichtung 10 verdeckt), einer Ermittlungseinrichtung
14 und einer Steuereinrichtung 16 auf.
[0062] Das Mahlrohr 6 ist drehbar um eine Rotationsachse 18 im Gestellkörper 4 gelagert
und zur besseren Darstellbarkeit in einem Schnitt dargestellt. Das Mahlrohr 6 weist
eine Innenwand 20 auf. Eine anhaftende Ladung 22 befindet sich im Inneren des Mahlrohres
6 und haftet an dessen Innenwand 20.
[0063] Die anhaftende Ladung 22 bzw. das Mahlrohr 6 befinden sich in einer von einer Gleichgewichtslage
24 ausgehend um einen Drehwinkel 26 gedrehten Drehposition 28. In der Drehposition
28 wirkt eine Gewichtskraft 30, die in einem Schwerpunkt 32 der anhaftenden Ladung
22 angreift. Die Gewichtskraft 30 bewirkt ein Rückstellmoment um die Rotationsachse
18.
[0064] Während eines üblichen Betriebes der Rohrmühle 2 treibt die Antriebsvorrichtung 10
das Mahlrohr 6 rotierend an. Eine nicht anhaftende Ladung (hier nicht dargestellt)
wird infolgedessen durch Stoß-, Druck- und Scherkräfte, die zwischen der Ladung selbst,
auf die Innenwand 20 und von ggfs. vorhandenen Kugel- oder Zylinderkörpern (Mahlkörpern)
übertragen werden, zerkleinert. Wird der Mahlbetrieb der Rohrmühle 2 für eine hinreichend
lange Zeitdauer unterbrochen, kann es wie eingangs beschrieben zu dem in FIG 1 dargestellten
Anhaften der Ladung an der Innenwand 20 des Mahlrohres 6 kommen.
[0065] Im vorliegend dargestellten Fall mit an der Innenwand 20 des Mahlrohres 6 anhaftender
Ladung 22 kann es bei einem Antreiben des Mahlrohres 6 durch die Antriebsvorrichtung
10 über eine gewisse Drehposition hinaus, beispielsweise eine Drehposition im betragsmäßigen
Bereich von 90° bis 180°, zu einem ungewollten Herabstürzen der anhaftenden Ladung
22 infolge der dann verstärkt lösend einwirkenden Gewichtskraft 32 kommen. Der Drehwinkel
der zu einem Herabstürzen der anhaftenden Ladung 22 führen kann, ist dabei unter anderem
von einer Ladungseigenschaft 34, beispielsweise einem Füllstand des Mahlrohres 6 oder
einer Materialeigenschaft der anhaftenden Ladung 22, abhängig.
[0066] Die Ermittlungseinrichtung 14 ist dazu ausgestattet, den aktuellen Drehwinkel 26
bzw. die aktuelle Drehposition 28 und/oder eine Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und/oder
eine Drehwinkelbeschleunigung 38 des Mahlrohres 6 zu ermitteln. Die Ermittlungseinrichtung
weist einen Polradgeber 15 auf, der, wie in FIG 1 dargestellt, nicht notwendigerweise
ein integraler Bestandteil der Ermittlungseinrichtung sein muss, sonder auch von dieser
getrennt angeordnet sein kann.
[0067] Die Bremsvorrichtung 12 ist derart vorbereitet, dass das Mahlrohr 6 in Abhängigkeit
der Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und/oder der Drehposition 28 bzw. des Drehwinkels
26 abgebremst werden kann. Die Bremsvorrichtung 12 ist zur Übertragung eines Bremsdruckes
und/oder einer Bremskraft und/oder eines Bremsmoments auf das Mahlrohr 6 vorbereitet.
Außerdem ist die Bremsvorrichtung 12 derart vorbereitet, dass der Bremsdruck und/oder
die Bremskraft und/oder das Bremsmoment steuer- bzw. regelbar sind. D.h. die Bremsvorrichtung
12 ist zu Ansteuerung durch die Steuereinrichtung 16 vorbereitet.
[0068] Die Steuereinrichtung 16 ist dazu vorbereitet, den Bremsdruck und/oder die Bremskraft
und/oder das Bremsmoment in Abhängigkeit der Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und/oder
der Ladungseigenschaft 34 und/oder der Drehwinkelbeschleunigung 38 des Mahlrohres
6 zu steuern bzw. zu regeln.
[0069] Zum Lösen der anhaftenden Ladung 22 von der Innenwand 20 des Mahlrohres 6, bewegt
die Antriebsvorrichtung 10 das Mahlrohr 6 ausgehend von der Gleichgewichtslage 24
in die Drehposition 28, wobei die Drehposition 28 in Abhängigkeit zu der Ladungseigenschaft
34 stehen kann. Dabei kann die angetriebene Drehung selbstverständlich auch entgegen
der in FIG dargestellten Drehrichtung erfolgen, entscheidend ist lediglich der betragsmäßige
Drehwinkel 26.
[0070] Nach Erreich der Drehposition 28 und einem Abschalten bzw. Auskuppeln der Antriebsvorrichtung
10 dreht sich das Mahlrohr 6 antriebsfrei (selbsttätig) -infolge der Gewichtskraft
30 bzw. dem aus der Gewichtskraft 30 resultierenden Rückstellmoment und die Rotationsachse
18- in Richtung der Gleichgewichtslage 24 entgegen der antriebsbedingten Drehrichtung.
Die Ermittlungseinrichtung 14 ermittelt insbesondere während des selbsttätigen Drehens
des Mahlrohres 6 aus der Drehposition 28 den sich einstellenden Drehwinkel 26 und/oder
die Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und/oder die Drehwinkelbeschleunigung 38 des Mahlrohres
6.
[0071] In Abhängigkeit der so ermittelten Drehwinkelgeschwindigkeit 36 steuert die Steuereinrichtung
16 den Bremsdruck bzw. die Bremskraft bzw. das Bremsmoment der Bremsvorrichtung 12
auf das Mahlrohr 6, derart, dass es zu einem gezielten Abbremsen des Mahlrohres 6
kommt. Durch das Abbremsen des Mahlrohres 6 wirkt eine Massenträgheitskraft der anhaftenden
Ladung 22 lösend auf die anhaftende Ladung 22 ein, so dass es vorteilhafterweise zu
einem Lösen der anhaftenden Ladung 22 von der Innenwand 20 des Mahlrohres 6 kommt.
[0072] Das Mahlrohr 6 wird insbesondere in einer Abhängigkeit der Ladungseigenschaft 34
abgebremst. D.h. beispielsweise je nach Ladungseigenschaft 34 bremst die Bremsvorrichtung
12 das Mahlrohr möglichst schnell bis zu einem Stillstand oder mit einer vorgebbaren
Drehwinkelbeschleunigung 38 bzw. vorgebbaren Verzögerung 48 ab. Zudem kann sich die
vorgebbare Verzögerung 39 an einer mechanischen Beanspruchungsgrenze der Rohrmühle
2 orientieren. So kann sichergestellt werden, dass keine mechanische Überlastung der
Bremsvorrichtung 12 bzw. der Rohrmühle 2 durch übermäßig starkes Abbremsen auftritt.
[0073] Sollte nach einem einmalig erfolgten Abbremsen des Mahlrohres 6 kein Lösen der anhaftenden
Ladung 22 erfolgt sein, kann der Vorgang wiederholt werden, bis das Mahlrohr 6 die
Gleichgewichtslage 24 erreicht hat bzw. bis das durch die Gewichtskraft 32 generierte
Rückstellmoment nicht mehr ausreicht, um das Mahlrohr 6 in eine selbsttätige Drehung
zu versetzen.
[0074] Nach einem erfolglosen Zurückdrehen in die Gleichgewichtslage 24, kann das Mahlrohr
6 erneut in die Drehposition 28, bevorzugt auch in eine weiter gedrehte Drehposition,
gedreht und die weiteren Verfahrensschritte zum Lösen der anhaftenden Ladung 22 können
erneut durchlaufen werden.
[0075] FIG 2 zeigt einen schematischen Aufbau einer Steuer- bzw. Regelanordnung 8 zum Lösen
einer anhaftenden Ladung 22 von einer Innenwand 20 eines Mahlrohres 6 (20, 22 siehe
FIG 1).
[0076] Die Anordnung 8 weist eine Antriebsvorrichtung 10, eine Bremsvorrichtung 12, eine
Ermittlungseinrichtung 14 und eine Steuereinrichtung 16 auf.
[0077] Zum Lösen einer anhaftenden Ladung 22 von der Innenwand 20 des Mahlrohres 6, ermittelt
die Ermittlungseinrichtung 14 zumindest eine Bewegungszustandsgröße 40 des Mahlrohres
6. Die zumindest eine Bewegungszustandsgröße 40 bzw. die Bewegungszustandsgrößen 40
sind bevorzugt ein Drehwinkel 26 und/oder eine Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und/oder
eine Drehwinkelbeschleunigung 38, die das Mahlrohr 6 unter einer selbsttätigen schwerkraftbedingten
Drehung einnimmt.
[0078] Ein Wert der zumindest einen Bewegungszustandsgröße 40 wird als Messsignal 42 an
die Steuereinrichtung 16 übermittelt.
[0079] In einer Abhängigkeit der zumindest einen Bewegungszustandsgröße 40, bevorzugt in
Abhängigkeit der Drehwinkelgeschwindigkeit 36 und der Drehwinkelbeschleunigung 38,
steuert die Steuereinrichtung 16 über ein Steuersignal 44 die Bremsvorrichtung 14
an.
[0080] Die Bremsvorrichtung 14 bremst das Mahlrohr 6 über ein Einwirken eines Bremsmoments
46 (auch: Bremsdruck, -kraft) gezielt ab, wobei das Bremsmoment 46 in einer Abhängigkeit
der durch die Ermittlungseinrichtung 14 ermittelten Bewegungszustandsgröße 40, bevorzugt
der Drehwinkelbeschleunigung 38, geregelt oder zumindest gesteuert werden kann.
[0081] Eine vorgebbare Verzögerung 48 ist als ein Datum bzw. ein Wert in der Steuereinrichtung
16 hinterlegt. Die vorgebbare Verzögerung 48 kann ein temporär konstanter oder über
der Zeit veränderlicher Wert sein, der insbesondere von einer Ladungseigenschaft 34
der anhaftenden Ladung 22 abhängt (22, 34 siehe FIG 1). Die Ladungseigenschaft 34
wird in Form eines Eingangswertes 50, der auch ein Satz von Werten sein kann, in die
Steuereinrichtung 16 eingegeben oder von dieser erfasst. Dabei bezieht sich der Eingangswert
50 bevorzugt auf materialspezifische Eigenschaften der anhaftenden Ladung 22 und/oder
einen Füllgrad des Mahlrohres 6.
[0082] Die Bremsvorrichtung 14 bremst das Mahlrohr derart bzw. wird derart von der Steuereinrichtung
16 über das Steuersignal 44 angesteuert, dass die vorgebbare Verzögerung 48 nicht
überschritten (bei einem oberen Grenzwert) bzw. zumindest erreicht (bei einem unteren
Grenzwert) wird.
[0083] Wird eine hinreichend hohe Drehwinkelbeschleunigung 38 (Verzögerung) infolge des
Abbremsens erreicht, kommt es aus den eingangs beschriebenen Gründen zu einem Lösen
der anhaftenden Ladung 22 von der Innenwand 20 des Mahlrohres 6.
[0084] Dem zeitlich vorgelagert, wird das Mahlrohr 6 durch ein von der Antriebsvorrichtung
10 bewirktes Antriebsmoment 52 (auch: Antriebskraft) in eine zweckmäßige Drehposition
gedreht. Die Drehung erfolgt, wie eingangs beschrieben, entgegen einem Rückstellmoment
der anhaftenden Ladung 22 und wird durch die Steuereinrichtung 16 über ein Steuersignal
54 gesteuert.
[0085] Die Ansteuerung der Antriebsvorrichtung 10 durch die Steuereinrichtung erfolgt dabei
bevorzugt in Abhängigkeit der Ladungseigenschaft 34 der anhaftenden Ladung 22, also
in Abhängigkeit des Eingangswertes 50. D.h. die einzunehmende Drehposition wird in
Abhängigkeit des Eingangswertes 50 ermittelt oder anderweitig als vorgebbare Drehposition
56 in der Steuereinrichtung 16 hinterlegt.
[0086] FIG 3 zeigt ein Diagramm mit einem schematischen Verlauf eines Drehwinkels 26 (Ordinate
[-]) eines Mahlrohres 6 über der Zeit 58 (Abszisse [s]) während eines Lösens einer
anhaftenden Ladung 22 von einer Innenwand 20 eines Mahlrohres 6 (6, 20, 22 siehe FIG
1). Zudem sind korrespondierende Verläufe einer Antriebsaktivität 60 (Ordinate [-])
und einer Bremsaktivität 62 (Ordinate [-]) jeweils über der Zeit 58 dargestellt, wobei
die drei dargestellten Zeitachsen identisch sind.
[0087] Ausgehend von einer Gleichgewichtslage 24 des Mahlrohres 6 (vgl. FIG 1) in einer
Drehposition 64 zu einem Zeitpunkt 66 wird das Mahlrohr 6 durch eine Antriebsaktivität
68 in eine Drehposition 70 zu einem Zeitpunkt 72 gedreht. Während der Antriebsaktivität
68 zwischen den Zeitpunkten 66 und 72 wird ein Antriebsmoment 52 (vgl. FIG 2) auf
das Mahlrohr 6 (vgl. FIG 1, 2) übertragen, wobei der explizite Verlauf des Antriebsmoments
52 aus Gründen einer übersichtlichen Darstellbarkeit an dieser Stelle nicht wiedergegeben
wird.
[0088] Nach einer Abschaltung der Antriebsaktivität 68 zum Zeitpunkt 72 dreht sich das Mahlrohr
selbsttätig, wie eingangs erläutert infolge der Gewichtskraft der anhaftenden Ladung,
entgegen der zuvor durch die Antriebsaktivität 68 bewirkten Drehung. Dabei kommt es
zu einer Erhöhung der Drehwinkelgeschwindigkeit.
[0089] Zu einem Zeitpunkt 74 wird durch eine Bremsaktivität 76 ein abruptes Abbremsen des
Mahlrohres bewirkt, wobei das Mahlrohr in einer Drehposition 78 zu einem Stillstand
kommt. Während der Bremsaktivität 76 zwischen den Zeitpunkten 74 und 80 wird ein Bremsmoment
46 (vgl. FIG 2) auf das Mahlrohr 6 (vgl. FIG 1, 2) übertragen, wobei der explizite
Verlauf des Bremsmoments 46 aus Gründen einer übersichtlichen Darstellbarkeit an dieser
Stelle nicht wiedergegeben wird. Die Bremsaktivität 76 wird zu einem Zeitpunkt 80
beendet, woraufhin sich das Mahlrohr 6 erneut selbsttätig in eine Drehung versetzt
und beschleunigt. Dabei ist die ermittelbare Drehwinkelbeschleunigung im Vergleich
zu der Drehwinkelbeschleunigung der ursprünglichen Rückdrehbewegung zum Zeitpunkt
72 infolge des nun hebelarmbedingt reduzierten Rückstellmoments der anhaftenden Ladung
22 geringer.
[0090] Zu einem weiteren Zeitpunkt 82 wird durch eine erneute Bremsaktivität 84 ein nochmaliges
abruptes Abbremsen des Mahlrohres 6 bewirkt, wobei das Mahlrohr in einer Drehposition
86 zu einem Stillstand kommt. Die Bremsaktivität 84 wird zu einem Zeitpunkt 88 beendet,
wobei sich das Mahlrohr nicht erneut selbsttätig in eine Drehung versetzt, sondern
mit nun gelöster Ladung in der Drehposition 86 verharrt.
[0091] FIG 4 zeigt ein weiteres Diagramm mit einem schematischen Verlauf eines Drehwinkels
26 (Ordinate [-]) eines Mahlrohres 6 über der Zeit 58 (Abszisse [s]) während eines
Lösens einer anhaftenden Ladung 22 von einer Innenwand 20 eines Mahlrohres 6 (6, 20,
22 siehe FIG 1). Zudem sind wiederum korrespondierende Verläufe einer Antriebsaktivität
60 (Ordinate [-]) und einer Bremsaktivität 62 (Ordinate [-]) jeweils über der Zeit
58 dargestellt, wobei die drei dargestellten Zeitachsen identisch sind.
[0092] Ausgehend von einer Gleichgewichtslage 24 des Mahlrohres 6 (vgl. FIG 1) in einer
Drehposition 90 zu einem Zeitpunkt 92 wird das Mahlrohr 6 durch eine Antriebsaktivität
94 in eine Drehposition 96 zu einem Zeitpunkt 98 gedreht.
[0093] Nach einer Abschaltung der Antriebsaktivität 94 zum Zeitpunkt 98 dreht sich das Mahlrohr
6 selbsttätig, wie eingangs erläutert infolge der Gewichtskraft der anhaftenden Ladung,
entgegen der zuvor durch die Antriebsaktivität 94 bewirkten Drehung. Dabei kommt es
zu einer Erhöhung der Drehwinkelgeschwindigkeit.
[0094] Zu einem Zeitpunkt 100 wird durch eine Bremsaktivität 102 ein Abbremsen des Mahlrohres
6 bis zum Erreichen einer vorgebbaren Verzögerung 48 (vgl. FIG 2) bewirkt, wobei das
Mahlrohr 6 in einer Drehposition 104 zu einem Stillstand kommt. D.h. das Mahlrohr
6 wird im Gegensatz zu dem in FIG 3 dargestellten Ausführungsbeispiel nicht abrupt,
sondern wohldosiert abgebremst. Die Bremsaktivität 102 wird bei einer Drehposition
106 und bevorzugt in einer Abhängigkeit der zu diesem Zeitpunkt ermittelten Drehwinkelgeschwindigkeit
36 (vgl. FIG 1, 2) eingeleitet. Die Bremsaktivität 102 wird zu einem Zeitpunkt 108
beendet, woraufhin sich das Mahlrohr 5 erneut selbsttätig in eine Drehung versetzt
bis zum Zeitpunkt 110 erneut die Gleichgewichtslage 24 (vgl. FIG 1) bzw. die Drehposition
90 ohne ein Lösen der anhaftenden Ladung 22 erreicht wird.
[0095] Durch eine erneute Antriebsaktivität 112 zwischen den Zeitpunkten 110 und 114, ein
selbsttätiges Beschleunigen des Mahlrohes zwischen den Zeitpunkten 114 und 116 und
eine weitere Bremsaktivität 118 zwischen den Zeitpunkten 116 und 120 erfolgt ein Lösen
der anhaftenden Ladung 22 von den Innenwand 20 des Mahlrohres 6. Folglich kommt es
nach einer Beendigung der Bremsaktivität 118 nicht zu einer erneuten Drehung des Mahlrohres,
sondern das Mahlrohr verharrt in der Drehposition 104.
[0096] FIG 5 zeigt eine schematische Darstellung einer typischen Antriebsvorrichtung 10
zum angetriebenen Drehen eines Mahlrohres 6. Die Antriebsvorrichtung 10 weist einen
Hauptantrieb 122, ein Hauptgetriebe 124, einen Nebenantrieb 126, ein Nebengetriebe
128, zwei Nebenkupplungen 130 und eine Hauptkupplung 132 auf. Die Bremsvorrichtung
12 ist zwischen dem Nebenantrieb 126 und dem Nebengetriebe 128 angeordnet, wobei die
Bremsvorrichtung 12 auch an einer anderen Position oder baulich getrennt von der Antriebsvorrichtung
10 angeordnet sein kann. Die Antriebsvorrichtung 10 arbeitet auf einen Zahnkranz 134,
der an einem Umfang des Mahlrohres 6 angeordnet sein kann.
[0097] FIG 6 zeigt eine schematische Darstellung einer Rohrmühle 2a in der Draufsicht. Die
Rohrmühle 2a weist ein Mahlrohr 6, welches um eine Rotationsachse 18 rotierbar gelagert
ist, eine Antriebsvorrichtung 10a mit einem Hauptantrieb 122a und einem Hauptgetriebe
124a auf. Die Antriebsvorrichtung 10a arbeitet auf den Zahnkranz 134. Die Rohrmühle
2a weist zudem mehrere Bremsvorrichtungen 12a auf. Diese sind zwischen dem Hauptantrieb
122a und dem Hauptgetriebe 124a, abtriebsseitig am Hauptgetriebe 124a und am Zahnkranz
134 montiert.
[0098] FIG 7 zeigt eine schematische Darstellung einer weiteren Rohrmühle 2b in der Draufsicht.
Die Rohrmühle 2b weist ein Mahlrohr 6, welches um eine Rotationsachse 18 rotierbar
gelagert ist, eine Antriebsvorrichtung 10b mit einem Hauptantrieb 122b, einem Hauptgetriebe
124b, einen Nebenantrieb 126a und ein Nebengetriebe 128a auf. Die Antriebsvorrichtung
10b arbeitet auf den Zahnkranz 134. Die Rohrmühle 2b weist zudem mehrere Bremsvorrichtungen
12b auf. Diese sind zwischen dem Hauptantrieb 122b und dem Hauptgetriebe 124b, abtriebsseitig
am Hauptgetriebe 124b, zwischen dem Nebenantrieb 126a und dem Nebengetriebe 128a,
abtriebseitig am Nebengetriebe 128a und am Zahnkranz 134 montiert.
[0099] FIG 8 zeigt eine schematische Darstellung einer weiteren Rohrmühle 2c in der Draufsicht.
Die Rohrmühle 2b weist ein Mahlrohr 6, welches um eine Rotationsachse 18 rotierbar
gelagert ist, eine Antriebsvorrichtung 10b mit einem Hauptantrieb 122c, einem Hauptgetriebe
124c, einen Nebenantrieb 126b und ein Nebengetriebe 128b auf. Dabei arbeitet das Hauptgetriebe
124c der Antriebsvorrichtung 10b direkt auf den Zahnkranz 134. Die Rohrmühle 2c weist
zudem mehrere Bremsvorrichtungen 12c auf. Diese sind zwischen dem Hauptantrieb 122b
und dem Hauptgetriebe 124b, zwischen dem Nebenantrieb 126a und dem Nebengetriebe 128a,
am Nebenantrieb 126ba und am Zahnkranz 134 montiert.
1. Verfahren zum Lösen einer anhaftenden Ladung (22) von einer Innenwand (20) eines Mahlrohres
(6),
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Mahlrohr (6) aus einer vorgebbaren, eingenommenen Drehposition (28) antriebsfrei
durch die Gewichtskraft (30) der anhaftenden Ladung (22) zurückgedreht wird, wobei
zumindest eine Bewegungszustandsgröße (40) des Mahlrohres (6) ermittelt wird und
- das Mahlrohr (6) in Abhängigkeit der zumindest einen ermittelten Bewegungszustandsgröße
(40) zum Lösen der anhaftenden Ladung (22) von der Innenwand (20) des Mahlrohres (6)
während des Zurückdrehens abgebremst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgebbare, eingenommene Drehposition (28) durch eine angetriebene Drehung unter
Verwendung eines Antriebsmittels des Mahlrohres (6) erreicht wird.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgebbare, eingenommene Drehposition (28) des Mahlrohres (6) durch einen in
Abhängigkeit einer Ladungseigenschaft (34) ermittelten Drehwinkel (26) vorgegeben
ist.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die eingenommene Drehposition (28) des Mahlrohres (6) durch einen Drehwinkel (26)
mit einem Betrag zwischen 40° und 90°, ausgehend von einer stabilen Gleichgewichtslage
(24), vorgegeben ist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zumindest eine ermittelte Bewegungszustandsgröße (40) ein Drehwinkel (26) und/oder
eine Drehwinkelgeschwindigkeit (36) und/ oder eine Drehwinkelbeschleunigung (38) des
Mahlrohres (6) ist.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Mahlrohr (6) während des Zurückdrehens zumindest einmal bis zum Stillstand abgebremst
wird.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Mahlrohr (6) während des Zurückdrehens zumindest einmal mit einer vorgebbaren
Verzögerung (48) abgebremst wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgebbare Verzögerung (48) in einer Abhängigkeit einer Ladungseigenschaft (34)
ermittelt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgebbare Verzögerung (48) in einer Abhängigkeit einer mechanischen Belastungsgrenze
des Mahlrohres (6) ermittelt wird.
10. Anordnung (8) zum Lösen einer anhaftenden Ladung von einer Innenwand (20) eines Mahlrohres
(6),
gekennzeichnet durch,
- eine Ermittlungseinrichtung (14) eingerichtet derart, dass zumindest eine Bewegungszustandsgröße
(40) des Mahlrohres (6) ermittelbar ist,
- eine Bremsvorrichtung (12) eingerichtet zu einem Abbremsen des Mahlrohres (6) mit
einer vorgebbaren Verzögerung (48) und
- eine Steuereinrichtung (16) eingerichtet zur Ansteuerung der Bremsvorrichtung (12)
in Abhängigkeit der zumindest einen ermittelten Bewegungszustandsgröße (40).
11. Anordnung (8) nach Anspruch 10,
gekennzeichnet durch,
- eine Antriebseinrichtung (10) eingerichtet zu einer angetriebenen Drehung des Mahlrohres
(6) in eine vorgebbare Drehposition (28), wobei die Steuereinrichtung (16) zur Ansteuerung
der Antriebseinrichtung (10) in Abhängigkeit der zumindest einen ermittelten Bewegungszustandsgröße
(40) und/oder einer Ladungseigenschaft (34) vorbereitet ist.
12. Anordnung (8) nach Anspruch 10,
gekennzeichnet durch,
- eine Detektionseinheit, die zur Ermittlung eines Lösens der anhaftenden Ladung (22)
von der Innenwand (20) des Mahlrohres (6) in Abhängigkeit zumindest einer Bewegungszustandsgröße
(40) des Mahlrohres (6) vorbereitet ist.
13. Anordnung (8) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsvorrichtung (12) eine mechanische Bremse, insbesondere eine Trommelbremse,
vorzugsweise eine Scheibenbremse, aufweist.
14. Anordnung (8) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlungseinrichtung (14) einen Polradgeber (15) aufweist.
15. Mahlrohr (2) mit einer Anordnung (8) nach einem der Ansprüche 10 bis 12.