[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere
einer Niederdruck-Dampfturbine.
[0002] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen
einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine.
[0003] Die Erfindung betrifft des Weiteren eine Dampfturbine oder eine Niederdruck-Dampfturbine
mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe.
[0004] Aufgrund steigender Kundenanforderungen speziell von Netzbetreibern und Energieversorgern
an den Betrieb von Dampfturbinen zum Erzeugen von elektrischer Energie ist es erforderlich,
dass die hierfür vorgesehenen Dampfturbinen, insbesondere Niederdruck-Dampfturbinen,
flexibler betrieben werden können. Dies führt einerseits dazu, dass vermehrt Dampfturbinen
mit einer erhöhten Teillastfähigkeit nachgefragt werden. Andererseits werden in Gebieten
mit nur geringen Wasservorkommen zunehmend Dampfturbinen mit luftgekühlten Kondensatoren
nachgefragt, um auch dort etwa den steigenden Bedarf an elektrischer Energie bedienen
zu können. Die vorgenannten Erfordernisse können an gattungsgemäßen Dampfturbinen
zumindest zeitweise einen Betrieb mit niedrigen Teillasten bzw. hohen Kondensatordrücken
bedingen, wodurch die Gefahr einer Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln der Dampfturbinen
erhöht sein kann. Im Allgemeinen ist die Problematik einer Hinterkantenerosion insbesondere
an Niederdruckendstufen von Niederdruck-Dampfturbinen bekannt. In der Regel wird bei
gattungsgemäßen Niederdruck-Dampfturbinen der Dampfdruck im Bereich der End- bzw.
Niederdruckstufe soweit entspannt, dass dort der Nassdampfbereich erreicht wird. Dabei
kondensiert Wasser in Form von kleinen Wassertropfen aus, die durch eine Rückströmung,
beispielsweise bei einem Schwachlastbetrieb auf eine Hinterkante einer Turbinenschaufel
treffen. Im Gegensatz zu der Vorderkantenerosion bildet sich die Hinterkantenerosion
tendenziell eher im nabennahen Bereich einer Turbinenschaufel aus. Wie bei der Vorderkantenerosion
kann auch eine verstärkte Hinterkantenerosion dazu führen, dass ein Austausch von
Turbinenschaufeln in Betracht gezogen werden muss. Insofern ist man bemüht, eine Hinterkantenerosion
zu vermeiden, so dass gattungsgemäße Dampfturbinen konstruktiv und verfahrenstechnisch
entsprechend ausgelegt sein müssen. Der Betrieb einer Dampfturbine in entsprechenden
Teillastbereichen, in welchen eine solche Hinterkantenerosion auftreten kann, ist
dementsprechend möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, insbesondere
die Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufen im Rahmen regelmäßiger Inspektionen
auf eine bereits eingetretene bzw. vorangeschrittene Hinterkantenerosion zu untersuchen,
um eine kritische Hinterkantenerosion frühzeitig zu entdecken und entsprechende Maßnahmen
veranlassen zu können. Diese Verfahrensweise erscheint jedoch relativ zeitaufwendig.
Ferner muss der Betrieb der Dampfturbine hierfür unterbrochen werden, so dass in diesem
Zeitraum keine elektrische Energie erzeugt werden kann.
[0005] Im Vorfeld können die Dauer und Fahrweise einzelner Betriebszustände, insbesondere
Schwachlastfälle, einer Dampfturbine nicht eindeutig bestimmt und damit auch eine
zu erwartende Hinterkantenerosion nicht hinreichend bewertet werden, so dass hierdurch
bedingt hinsichtlich einer Niederdruckendstufenentwicklung bzw. -auslegung möglicherweise
überkonservative Annahmen insbesondere bezüglich einer möglichen Betriebsdauer und
möglicher Betriebszustände getroffen werden. Meist geht dies einher mit Definitionen
von zu ergreifenden Zusatzmaßnahmen oder gegebenenfalls Ausschlüssen von Betriebsbereichen,
in welchen die Dampfturbine vorzugsweise nicht betrieben werden sollte. Diesbezügliche
Zusatzmaßnahmen oder Ausschlüsse können jedoch erhebliche Auswirkungen auf den Betrieb
der Dampfturbine und deren Verfügbarkeit haben. Aber selbst eine im Vorfeld getroffene
Bewertung einer zu erwartenden Hinterkantenerosion kann die eingangs erwähnten regelmäßigen
Inspektionen bezüglich der Hinterkantenerosion nicht ersetzen.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, gattungsgemäße Dampfturbinen, insbesondere Niederdruck-Dampfturbinen,
derart weiterzuentwickeln, dass diese trotz gestiegener bzw. veränderter Anforderungen
weiterhin effektiv und betriebssicher betrieben werden können.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung wird von einem Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine,
insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine, gelöst, bei welchem eine an den Turbinenschaufeln
wirkende Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während des Betriebs der Dampfturbine
ermittelten Betriebsdaten bewertet wird.
[0008] Erfindungsgemäß wird vorliegend eine Hinterkantenerosion abgeschätzt und/oder bewertet.
Weiterhin können Inspektionsintervalle zur Prüfung der Turbinenschaufeln auf Anzeichen
einer Hinterkantenerosion optimiert werden. Dadurch kann vorliegend eine leittechnische
Überwachung bzw. Bewertung der Hinterkantenerosion jederzeit während des Betriebs
der Dampfturbine erfolgen.
[0009] Somit ist es nun möglich, anhand von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten
Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion insbesondere bezüglich der Turbinenschaufeln
einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine kontinuierlich zu bewerten sowie Szenarien
basierte Prognosen über den weiteren Verlauf erstellt werden.
[0010] Erstens können somit die Zeiträume zwischen bestimmten periodisch wiederkehrenden
Inspektionen erhöht oder darauf zur Gänze verzichtet werden. Insofern kann die Dampfturbine
effektiver und verfügbarer und damit profitabler betrieben werden.
[0011] Des Weiteren kann zweitens der Betrieb der Dampfturbine zielgerichteter auf neue
Kundenanforderungen ausgerichtet werden. Beispielsweise kann die Dampfturbine gezielter
in vorteilhaften Lastfällen, insbesondere Schwachlastfällen, betrieben werden, wodurch
die Dampfturbine insgesamt effektiver betrieben werden kann, ohne hierbei eine erhöhte
Hinterkantenerosion zu zeigen.
[0012] Es versteht sich, dass das erfindungsgemäße Verfahren an unterschiedlichsten Dampfturbinen
erfolgreich eingesetzt werden kann, so speziell auch an Niederdruck-Dampfturbinen.
[0013] Der Begriff "Betriebsdaten" beschreibt vorliegend Messdaten oder hieraus berechnete
dampfturbinenspezifische Daten bevorzugt bezüglich des durch die Dampfturbine hindurch
geleiteten Dampfvolumenstroms. Diese Betriebsdaten können auch weitere Messdaten und/oder
andere Daten im Zusammenhang mit der Dampfturbine umfassen oder aus solchen errechnet
sein.
[0014] Es hat sich gezeigt, dass derartige Betriebsdaten vielfältiger Natur sein können.
Insofern sieht eine bevorzugte Verfahrensvariante mit einer konkreten verfahrenstechnischen
Umsetzung vor, dass als erste Betriebsdaten wenigstens eine Durchflusszahl hinsichtlich
mindestens eines Dampfturbinen-Lastfalles in Abhängigkeit von einem Eintrittsdruck
an einer Turbinenstufe, insbesondere einer Niederdruckendstufe, und/oder einem Kondensatordruck
gebildet wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe
wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
[0015] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit von einer Niederdruckendstufengeometrie
der Dampfturbine Informationen ermittelt werden, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln
der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
[0016] Eine weiterführende Verfahrensvariante sieht vor, dass als weitere Betriebsdaten
die im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe ermittelt wird, um den
Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Endstufe wirkenden Hinterkantenerosion
zu bewerten.
[0017] Ferner ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit von einer im Bereich der Niederdruckendstufe
vorherrschenden Temperatur der Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe
wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
[0018] Eine Bewertung kann dann beispielsweise unter Zuhilfenahme von empirischen Daten
erfolgen. Speziell mithilfe von Grenzwerten für Durchflusszahlen und für Nässebereiche
bzw. Nassdampfbereiche an den Niederdruckendstufen kann eine potentielle Gefährdung
durch eine Hinterkantenerosion besonders präzise ermittelt werden. Vorzugsweise werden
auf diesem Wege die Durchflusszahlen verschiedener Dampfturbinen-Lastfälle ermittelt.
[0019] Ferner ist es vorteilhaft, wenn kumulativ oder alternativ die an der Niederdruckendstufe
vorherrschende Nässe mittels einer bevorzugt vorhergegangenen Kreislaufrechnung abgeschätzt
wird.
[0020] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung ist darin zu sehen,
dass das erfindungsgemäße Verfahren eine Bewertung der Hinterkantenerosion während
des laufenden Betriebs, also quasi online, sowie auch zeitlich nachgelagert, also
quasi offline, erlaubt.
[0021] Insofern sieht eine vorteilhafte Verfahrensvariante auch vor, dass die Bewertung
während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben der Dampfturbine
online durchgeführt wird.
[0022] Eine nicht weniger vorteilhafte, aber alternative Verfahrensvariante sieht vor, dass
die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben
der Dampfturbine offline durchgeführt wird.
[0023] Kumulativ ist es vorteilhaft, wenn die Bewertung des Betriebs an einem Ort außerhalb
einer Dampfturbinenanlage durchgeführt wird. Dies kann beispielsweise mittels "mobile
applications", "remote access" bzw. einem "power diagnostic center" erfolgen.
[0024] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten
der Einfluss einer Intensität einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion
bewertet wird. Hierdurch kann hinsichtlich einer Hinterkantenerosion frühzeitig ein
kritischer Betriebszustand, welcher zu einer verstärkten Hinterkantenerosion an der
Dampfturbine führt, bewertet und entsprechende Maßnahmen zu dessen Vermeidung eingeleitet
werden.
[0025] Eine weitere vorteilhafte Verfahrensvariante sieht vor, dass in Abhängigkeit der
ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Dauer einer an den Turbinenschaufeln
wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird. Hierdurch wird es möglich, dass die Dampfturbine
beispielsweise zeitlich begrenzt in einem ungünstigeren Lastfallbereich betrieben
werden kann, ohne dass eine Hinterkantenerosion kritisch auf eine Turbinenschaufel
einwirken kann.
[0026] Insofern ist es vorteilhaft, wenn der Betrieb der Dampfturbine in Abhängigkeit der
bewerteten Hinterkantenerosion innerhalb kritischer Lastfälle, welche zu einer verstärkten
Hinterkantenerosion führen, zeitlich begrenzt ermöglicht wird. Hierdurch kann die
Dampfturbine gezielt derart betrieben werden, dass hinsichtlich einer Hinterkantenerosion
kritische Lastfälle nur bauteilverträglich gefahren werden. Darüber hinaus kann das
vorliegende Verfahren vorteilhaft weitergebildet werden, wenn eine Prognose des Einflusses
einer an der Turbinenschaufel wirkenden Hinterkantenerosion abgegeben wird.
[0027] Da eine Hinterkantenerosion maßgeblich von der Durchflusszahl, der Nässe sowie auch
der Betriebsdauer in den als kritisch zu bewertenden Lastzuständen der Dampfturbine
abhängt, sieht eine bevorzugte Verfahrensvariante vor, dass die Zeitdauer der einzelnen
Dampfturbinen-Lastfälle ermittelt wird.
[0028] Im Allgemeinen können durch eine Kombination von verschiedenen Betriebsmessungen
und einer bevorzugten Integration der Verfahrensführung bzw. -auswertung in eine Leittechnik
der Dampfturbine die Dauer und die Intensität der sich ausbildenden Hinterkantenerosion
sehr gut bewertet werden. Hierdurch kann ein besonders sicherer Betrieb der Dampfturbine
bezüglich der Hinterkantenerosion erzielt werden, insbesondere wenn ein diesbezüglicher
Warnautomatismus zum Schutz vor der Hinterkantenerosion in die Leittechnik implementiert
ist.
[0029] Der Begriff "Leittechnik" oder "Leitstellentechnik" beschreibt im Sinne der Erfindung
bekannte Einrichtungen zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine. Derartige die
Leittechnik bzw. Leitstellentechnik ausgestaltende Einrichtungen können vorliegend
als Hardware- und/oder Softwarekomponenten ausgestaltet sein.
[0030] Insofern wird die Aufgabe der Erfindung auch von einer Vorrichtung zum Überwachen
von Betriebszuständen einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik zum Steuern
und/oder Regeln der Dampfturbine gelöst, wobei die Leitstellentechnik eine zumindest
aus ermittelten Dampfturbinen-Durchflusszahlen erzeugten Betriebsdaten verarbeitende
Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand dieser erzeugten
Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe
der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.
[0031] Der durch die spezielle Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung geprägte Aufbau
der vorliegenden Vorrichtung ermöglicht baulich einfach ein Verfahren zum Überwachen
einer Hinterkantenerosion an einer Niederdruckendstufe einer Dampfturbine, bei welchem
die Überwachung der Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während eines Dampfturbinenbetriebs
ermittelten Betriebsdaten durchgeführt wird. Dies ist bisher nicht möglich.
[0032] Mittels der vorliegenden Vorrichtung kann insbesondere das erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhaft durchgeführt werden.
[0033] Eine vorteilhafte Weiterbildung der vorliegenden Vorrichtung sieht vor, dass die
Leitstellentechnik eine an der Niederdruckendstufe ermittelten Nässe erzeugten Betriebsdaten
verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand
dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer
Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.
[0034] Speziell eine zeitliche Bewertung des Hinterkantenerosionseinflusses kann sehr präzise
vorgenommen werden, wenn die Leitstellentechnik eine mit der Steuerungs- und/oder
Regelungseinrichtung verknüpfte Zeitzähleinrichtung aufweist, um den Einfluss einer
an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu
bewerten.
[0035] Konstruktiv einfach können die erforderlichen Messdaten ermittelt werden, wenn die
Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung wenigstens ein im Bereich einer Turbinenstufe,
insbesondere einer Niederdruckendstufe, angeordnetes Druckmesssensorelement zum Messen
eines Eintrittsdrucks an der Turbinenstufe bzw. Niederdruckendstufe, wenigstens ein
im Bereich der Niederdruckendstufe angeordnetes weiteres Druckmesssensorelement zum
Messen eines Kondensatordrucks an der Niederdruckendstufe und/oder ein im Bereich
der Niederdruckendstufe angeordnetes Temperaturmesssensorelement zum Messen einer
Temperatur an der Niederdruckendstufe aufweist.
[0036] Letztendlich wird die Aufgabe der Erfindung auch von einer Dampfturbine oder Niederdruck-Dampfturbine
mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe gelöst, wobei die
Dampfturbine oder die Niederdruck-Dampfturbine eine derartige Vorrichtung umfasst.
[0037] Somit ist es möglich, eine Hinterkantenerosion während des Betriebs der Dampfturbine,
insbesondere der Niederdruck-Dampfturbine, vorzugsweise kontinuierlich zu überwachen,
wodurch es wiederum gelingt, die Dampfturbine selbst hinsichtlich ungünstigeren Teillastbereichen
bzw. Kondensatordrücken besonders betriebssicher zu betreiben.
[0038] Bisher war es lediglich möglich, eine Kontrolle an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe
bezüglich einer Hinterkantenerosion während einer Inspektion der Dampfturbine, also
diskontinuierlich, und nicht kontinuierlich durchzuführen. Vielmehr kann nun an der
Dampfturbine eine leittechnische Überwachung bzw. Bewertung der Hinterkantenerosion
durchgeführt werden.
[0039] Nachstehend ist noch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines besonders vorteilhaften
Verfahrens einer Dampfturbine beschrieben, um eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln
einer Niederdruckendstufe während des Betriebs der Dampfturbine zu bewerten. Um nun
die für eine Hinterkantenerosionsbewertung erforderlichen Betriebsdaten zu ermitteln,
verfügt die Dampfturbine über eine Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung, welche
im Bereich der Niederdruckendstufe und speziell - in Strömungsrichtung des Dampfmediums
gesehen - am Eingangsbereich der Niederdruckendstufe Druckmesssensorelemente zum Messen
eines Eintrittsdrucks und zum Messen eines Kondensatordrucks an der Niederdruckendstufe
aufweist. Des Weiteren ist dort wenigstens ein Temperaturmesssensorelement zum Messen
einer Temperatur an der Niederdruckendstufe vorgesehen. Zusätzlich verfügt die Steuerungs-
und/oder Regelungseinrichtung noch über eine Zeitmesseinrichtung, um den diesbezüglich
gemessenen bzw. ermittelten Zuständen eine zeitliche Dimension zu verleihen. Jedenfalls
können mittels der mit diesen Messsensorelementen gemessenen Zustände bzw. diesbezüglicher
Messdaten in Kombination mit den konstruktionsbedingten Geometrieverhältnissen der
Niederdruckendstufe sowohl die Durchflusszahlen zu den entsprechenden Lastfällen der
Dampfturbine als auch die jeweilige Nässe ermittelt werden. Anhand dieser Informationen,
lässt sich die fahrweisenspezifische Hinterkantenerosion bewerten. Die Steuerungs-
und/oder Regelungseinrichtung ist idealerweise in die Leitstelle der Dampfturbine
integriert, so dass einerseits die Bewertung insbesondere hinsichtlich der Dauer und
der Intensität der Hinterkantenerosion online während des Betriebs der Dampfturbine
durchgeführt und andererseits dementsprechend die gefahrenen Lastfälle der Dampfturbine
umgehend gesteuert bzw. geregelt werden können, wodurch die Dampfturbine speziell
hinsichtlich ihrer fahrbaren Lastfälle wesentlich flexibler betrieben werden kann.
Hierdurch kann die Dampfturbine äußerst gut an unterschiedlichste Kundenanforderungen
angepasst werden. Insbesondere kann die Dampfturbine somit auch innerhalb Lastfallbereichen
betrieben werden, welche hinsichtlich einer theoretischen Bewertung gegebenenfalls
noch zur Gänze ausgeschlossen worden wären.
[0040] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch dieses offenbarte Ausführungsbeispiel
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine,
bei welchem eine an den Turbinenschaufeln wirkende Hinterkantenerosion in Abhängigkeit
von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten Betriebsdaten bewertet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei als erste Betriebsdaten wenigstens eine Durchflusszahl hinsichtlich mindestens
eines Dampfturbinen-Lastfalls in Abhängigkeit von einem Eintrittsdruck an einer Turbinenstufe
und/oder einem Kondensatordruck gebildet wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln
der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei in Abhängigkeit von einer Niederdruckendstufengeometrie der Dampfturbine Informationen
ermittelt werden, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe
wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei als weitere Betriebsdaten die im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschende
Nässe ermittelt wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe
wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei in Abhängigkeit von einer im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschenden
Temperatur der Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden
Hinterkantenerosion bewertet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die an der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe mittels einer Kreislaufrechnung
abgeschätzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum
Betreiben der Dampfturbine online durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum
Betreiben der Dampfturbine offline durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei die Bewertung des Betriebs an einem Ort außerhalb einer Dampfturbinenanlage
durchgeführt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Intensität
einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
wobei eine Prognose des Einflusses einer an der Turbinenschaufel wirkenden Hinterkantenerosion
abgegeben wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
wobei in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Dauer einer
an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
wobei der Betrieb der Dampfturbine in Abhängigkeit der bewerteten Hinterkantenerosion
innerhalb kritischer Lastfälle zeitlich begrenzt ermöglicht wird.
14. Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik
zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine,
insbesondere zum Durchführen eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Leitstellentechnik eine zumindest aus ermittelten Dampfturbinen-Durchflusszahlen
erzeugten Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst,
mittels welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an
Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar
ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14,
wobei die Leitstellentechnik eine an der Niederdruckendstufe ermittelten Nässe erzeugten
Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels
welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln
einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15,
wobei die Leitstellentechnik eine mit der Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung
verknüpfte Zeitzähleinrichtung aufweist, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln
der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung wenigstens ein im Bereich einer
Turbinenstufe angeordnetes Druckmesssensorelement aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung ein Druckmesssensorelement zum
Messen eines Kondensatordrucks an der Turbinenstufe aufweist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 18,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung ein im Bereich der Niederdruckendstufe
angeordnetes Temperaturmesssensorelement zum Messen einer Temperatur an der Turbinenstufe
aufweist.
20. Dampfturbine mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe,
wobei die Dampfturbine oder die Niederdruck-Dampfturbine eine Vorrichtung nach einem
der Ansprüche 14 bis 19 umfasst.