(19)
(11) EP 2 924 243 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.09.2015  Patentblatt  2015/40

(21) Anmeldenummer: 14161500.5

(22) Anmeldetag:  25.03.2014
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F01D 21/14(2006.01)
G05B 15/00(2006.01)
F01K 13/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(71) Anmelder: Siemens Aktiengesellschaft
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Helesch, Christian
    45481 Mülheim an der Ruhr (DE)
  • Hofbauer, Alexander
    45481 Mülheim an der Ruhr (DE)
  • Lemmen, Heiko
    47906 Kempen (DE)
  • Sürken, Norbert
    45468 Mülheim a.d. Ruhr (DE)

   


(54) Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine sowie Dampfturbine oder Niederdruck-Dampfturbine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine, bei welchem eine an den Turbinenschaufeln wirkende Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten Betriebsdaten bewertet wird.Die erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine sowie eine Dampfturbine oder Niederdruck-Dampfturbine.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine.

[0002] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine.

[0003] Die Erfindung betrifft des Weiteren eine Dampfturbine oder eine Niederdruck-Dampfturbine mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe.

[0004] Aufgrund steigender Kundenanforderungen speziell von Netzbetreibern und Energieversorgern an den Betrieb von Dampfturbinen zum Erzeugen von elektrischer Energie ist es erforderlich, dass die hierfür vorgesehenen Dampfturbinen, insbesondere Niederdruck-Dampfturbinen, flexibler betrieben werden können. Dies führt einerseits dazu, dass vermehrt Dampfturbinen mit einer erhöhten Teillastfähigkeit nachgefragt werden. Andererseits werden in Gebieten mit nur geringen Wasservorkommen zunehmend Dampfturbinen mit luftgekühlten Kondensatoren nachgefragt, um auch dort etwa den steigenden Bedarf an elektrischer Energie bedienen zu können. Die vorgenannten Erfordernisse können an gattungsgemäßen Dampfturbinen zumindest zeitweise einen Betrieb mit niedrigen Teillasten bzw. hohen Kondensatordrücken bedingen, wodurch die Gefahr einer Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln der Dampfturbinen erhöht sein kann. Im Allgemeinen ist die Problematik einer Hinterkantenerosion insbesondere an Niederdruckendstufen von Niederdruck-Dampfturbinen bekannt. In der Regel wird bei gattungsgemäßen Niederdruck-Dampfturbinen der Dampfdruck im Bereich der End- bzw. Niederdruckstufe soweit entspannt, dass dort der Nassdampfbereich erreicht wird. Dabei kondensiert Wasser in Form von kleinen Wassertropfen aus, die durch eine Rückströmung, beispielsweise bei einem Schwachlastbetrieb auf eine Hinterkante einer Turbinenschaufel treffen. Im Gegensatz zu der Vorderkantenerosion bildet sich die Hinterkantenerosion tendenziell eher im nabennahen Bereich einer Turbinenschaufel aus. Wie bei der Vorderkantenerosion kann auch eine verstärkte Hinterkantenerosion dazu führen, dass ein Austausch von Turbinenschaufeln in Betracht gezogen werden muss. Insofern ist man bemüht, eine Hinterkantenerosion zu vermeiden, so dass gattungsgemäße Dampfturbinen konstruktiv und verfahrenstechnisch entsprechend ausgelegt sein müssen. Der Betrieb einer Dampfturbine in entsprechenden Teillastbereichen, in welchen eine solche Hinterkantenerosion auftreten kann, ist dementsprechend möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, insbesondere die Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufen im Rahmen regelmäßiger Inspektionen auf eine bereits eingetretene bzw. vorangeschrittene Hinterkantenerosion zu untersuchen, um eine kritische Hinterkantenerosion frühzeitig zu entdecken und entsprechende Maßnahmen veranlassen zu können. Diese Verfahrensweise erscheint jedoch relativ zeitaufwendig. Ferner muss der Betrieb der Dampfturbine hierfür unterbrochen werden, so dass in diesem Zeitraum keine elektrische Energie erzeugt werden kann.

[0005] Im Vorfeld können die Dauer und Fahrweise einzelner Betriebszustände, insbesondere Schwachlastfälle, einer Dampfturbine nicht eindeutig bestimmt und damit auch eine zu erwartende Hinterkantenerosion nicht hinreichend bewertet werden, so dass hierdurch bedingt hinsichtlich einer Niederdruckendstufenentwicklung bzw. -auslegung möglicherweise überkonservative Annahmen insbesondere bezüglich einer möglichen Betriebsdauer und möglicher Betriebszustände getroffen werden. Meist geht dies einher mit Definitionen von zu ergreifenden Zusatzmaßnahmen oder gegebenenfalls Ausschlüssen von Betriebsbereichen, in welchen die Dampfturbine vorzugsweise nicht betrieben werden sollte. Diesbezügliche Zusatzmaßnahmen oder Ausschlüsse können jedoch erhebliche Auswirkungen auf den Betrieb der Dampfturbine und deren Verfügbarkeit haben. Aber selbst eine im Vorfeld getroffene Bewertung einer zu erwartenden Hinterkantenerosion kann die eingangs erwähnten regelmäßigen Inspektionen bezüglich der Hinterkantenerosion nicht ersetzen.

[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, gattungsgemäße Dampfturbinen, insbesondere Niederdruck-Dampfturbinen, derart weiterzuentwickeln, dass diese trotz gestiegener bzw. veränderter Anforderungen weiterhin effektiv und betriebssicher betrieben werden können.

[0007] Die Aufgabe der Erfindung wird von einem Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine, gelöst, bei welchem eine an den Turbinenschaufeln wirkende Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten Betriebsdaten bewertet wird.

[0008] Erfindungsgemäß wird vorliegend eine Hinterkantenerosion abgeschätzt und/oder bewertet. Weiterhin können Inspektionsintervalle zur Prüfung der Turbinenschaufeln auf Anzeichen einer Hinterkantenerosion optimiert werden. Dadurch kann vorliegend eine leittechnische Überwachung bzw. Bewertung der Hinterkantenerosion jederzeit während des Betriebs der Dampfturbine erfolgen.

[0009] Somit ist es nun möglich, anhand von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion insbesondere bezüglich der Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine kontinuierlich zu bewerten sowie Szenarien basierte Prognosen über den weiteren Verlauf erstellt werden.

[0010] Erstens können somit die Zeiträume zwischen bestimmten periodisch wiederkehrenden Inspektionen erhöht oder darauf zur Gänze verzichtet werden. Insofern kann die Dampfturbine effektiver und verfügbarer und damit profitabler betrieben werden.

[0011] Des Weiteren kann zweitens der Betrieb der Dampfturbine zielgerichteter auf neue Kundenanforderungen ausgerichtet werden. Beispielsweise kann die Dampfturbine gezielter in vorteilhaften Lastfällen, insbesondere Schwachlastfällen, betrieben werden, wodurch die Dampfturbine insgesamt effektiver betrieben werden kann, ohne hierbei eine erhöhte Hinterkantenerosion zu zeigen.

[0012] Es versteht sich, dass das erfindungsgemäße Verfahren an unterschiedlichsten Dampfturbinen erfolgreich eingesetzt werden kann, so speziell auch an Niederdruck-Dampfturbinen.

[0013] Der Begriff "Betriebsdaten" beschreibt vorliegend Messdaten oder hieraus berechnete dampfturbinenspezifische Daten bevorzugt bezüglich des durch die Dampfturbine hindurch geleiteten Dampfvolumenstroms. Diese Betriebsdaten können auch weitere Messdaten und/oder andere Daten im Zusammenhang mit der Dampfturbine umfassen oder aus solchen errechnet sein.

[0014] Es hat sich gezeigt, dass derartige Betriebsdaten vielfältiger Natur sein können. Insofern sieht eine bevorzugte Verfahrensvariante mit einer konkreten verfahrenstechnischen Umsetzung vor, dass als erste Betriebsdaten wenigstens eine Durchflusszahl hinsichtlich mindestens eines Dampfturbinen-Lastfalles in Abhängigkeit von einem Eintrittsdruck an einer Turbinenstufe, insbesondere einer Niederdruckendstufe, und/oder einem Kondensatordruck gebildet wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.

[0015] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit von einer Niederdruckendstufengeometrie der Dampfturbine Informationen ermittelt werden, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.

[0016] Eine weiterführende Verfahrensvariante sieht vor, dass als weitere Betriebsdaten die im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe ermittelt wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Endstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.

[0017] Ferner ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit von einer im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschenden Temperatur der Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.

[0018] Eine Bewertung kann dann beispielsweise unter Zuhilfenahme von empirischen Daten erfolgen. Speziell mithilfe von Grenzwerten für Durchflusszahlen und für Nässebereiche bzw. Nassdampfbereiche an den Niederdruckendstufen kann eine potentielle Gefährdung durch eine Hinterkantenerosion besonders präzise ermittelt werden. Vorzugsweise werden auf diesem Wege die Durchflusszahlen verschiedener Dampfturbinen-Lastfälle ermittelt.

[0019] Ferner ist es vorteilhaft, wenn kumulativ oder alternativ die an der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe mittels einer bevorzugt vorhergegangenen Kreislaufrechnung abgeschätzt wird.

[0020] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung ist darin zu sehen, dass das erfindungsgemäße Verfahren eine Bewertung der Hinterkantenerosion während des laufenden Betriebs, also quasi online, sowie auch zeitlich nachgelagert, also quasi offline, erlaubt.

[0021] Insofern sieht eine vorteilhafte Verfahrensvariante auch vor, dass die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben der Dampfturbine online durchgeführt wird.

[0022] Eine nicht weniger vorteilhafte, aber alternative Verfahrensvariante sieht vor, dass die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben der Dampfturbine offline durchgeführt wird.

[0023] Kumulativ ist es vorteilhaft, wenn die Bewertung des Betriebs an einem Ort außerhalb einer Dampfturbinenanlage durchgeführt wird. Dies kann beispielsweise mittels "mobile applications", "remote access" bzw. einem "power diagnostic center" erfolgen.

[0024] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Intensität einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird. Hierdurch kann hinsichtlich einer Hinterkantenerosion frühzeitig ein kritischer Betriebszustand, welcher zu einer verstärkten Hinterkantenerosion an der Dampfturbine führt, bewertet und entsprechende Maßnahmen zu dessen Vermeidung eingeleitet werden.

[0025] Eine weitere vorteilhafte Verfahrensvariante sieht vor, dass in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Dauer einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird. Hierdurch wird es möglich, dass die Dampfturbine beispielsweise zeitlich begrenzt in einem ungünstigeren Lastfallbereich betrieben werden kann, ohne dass eine Hinterkantenerosion kritisch auf eine Turbinenschaufel einwirken kann.

[0026] Insofern ist es vorteilhaft, wenn der Betrieb der Dampfturbine in Abhängigkeit der bewerteten Hinterkantenerosion innerhalb kritischer Lastfälle, welche zu einer verstärkten Hinterkantenerosion führen, zeitlich begrenzt ermöglicht wird. Hierdurch kann die Dampfturbine gezielt derart betrieben werden, dass hinsichtlich einer Hinterkantenerosion kritische Lastfälle nur bauteilverträglich gefahren werden. Darüber hinaus kann das vorliegende Verfahren vorteilhaft weitergebildet werden, wenn eine Prognose des Einflusses einer an der Turbinenschaufel wirkenden Hinterkantenerosion abgegeben wird.

[0027] Da eine Hinterkantenerosion maßgeblich von der Durchflusszahl, der Nässe sowie auch der Betriebsdauer in den als kritisch zu bewertenden Lastzuständen der Dampfturbine abhängt, sieht eine bevorzugte Verfahrensvariante vor, dass die Zeitdauer der einzelnen Dampfturbinen-Lastfälle ermittelt wird.

[0028] Im Allgemeinen können durch eine Kombination von verschiedenen Betriebsmessungen und einer bevorzugten Integration der Verfahrensführung bzw. -auswertung in eine Leittechnik der Dampfturbine die Dauer und die Intensität der sich ausbildenden Hinterkantenerosion sehr gut bewertet werden. Hierdurch kann ein besonders sicherer Betrieb der Dampfturbine bezüglich der Hinterkantenerosion erzielt werden, insbesondere wenn ein diesbezüglicher Warnautomatismus zum Schutz vor der Hinterkantenerosion in die Leittechnik implementiert ist.

[0029] Der Begriff "Leittechnik" oder "Leitstellentechnik" beschreibt im Sinne der Erfindung bekannte Einrichtungen zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine. Derartige die Leittechnik bzw. Leitstellentechnik ausgestaltende Einrichtungen können vorliegend als Hardware- und/oder Softwarekomponenten ausgestaltet sein.

[0030] Insofern wird die Aufgabe der Erfindung auch von einer Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine gelöst, wobei die Leitstellentechnik eine zumindest aus ermittelten Dampfturbinen-Durchflusszahlen erzeugten Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.

[0031] Der durch die spezielle Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung geprägte Aufbau der vorliegenden Vorrichtung ermöglicht baulich einfach ein Verfahren zum Überwachen einer Hinterkantenerosion an einer Niederdruckendstufe einer Dampfturbine, bei welchem die Überwachung der Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während eines Dampfturbinenbetriebs ermittelten Betriebsdaten durchgeführt wird. Dies ist bisher nicht möglich.

[0032] Mittels der vorliegenden Vorrichtung kann insbesondere das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft durchgeführt werden.

[0033] Eine vorteilhafte Weiterbildung der vorliegenden Vorrichtung sieht vor, dass die Leitstellentechnik eine an der Niederdruckendstufe ermittelten Nässe erzeugten Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.

[0034] Speziell eine zeitliche Bewertung des Hinterkantenerosionseinflusses kann sehr präzise vorgenommen werden, wenn die Leitstellentechnik eine mit der Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung verknüpfte Zeitzähleinrichtung aufweist, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.

[0035] Konstruktiv einfach können die erforderlichen Messdaten ermittelt werden, wenn die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung wenigstens ein im Bereich einer Turbinenstufe, insbesondere einer Niederdruckendstufe, angeordnetes Druckmesssensorelement zum Messen eines Eintrittsdrucks an der Turbinenstufe bzw. Niederdruckendstufe, wenigstens ein im Bereich der Niederdruckendstufe angeordnetes weiteres Druckmesssensorelement zum Messen eines Kondensatordrucks an der Niederdruckendstufe und/oder ein im Bereich der Niederdruckendstufe angeordnetes Temperaturmesssensorelement zum Messen einer Temperatur an der Niederdruckendstufe aufweist.

[0036] Letztendlich wird die Aufgabe der Erfindung auch von einer Dampfturbine oder Niederdruck-Dampfturbine mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe gelöst, wobei die Dampfturbine oder die Niederdruck-Dampfturbine eine derartige Vorrichtung umfasst.

[0037] Somit ist es möglich, eine Hinterkantenerosion während des Betriebs der Dampfturbine, insbesondere der Niederdruck-Dampfturbine, vorzugsweise kontinuierlich zu überwachen, wodurch es wiederum gelingt, die Dampfturbine selbst hinsichtlich ungünstigeren Teillastbereichen bzw. Kondensatordrücken besonders betriebssicher zu betreiben.

[0038] Bisher war es lediglich möglich, eine Kontrolle an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe bezüglich einer Hinterkantenerosion während einer Inspektion der Dampfturbine, also diskontinuierlich, und nicht kontinuierlich durchzuführen. Vielmehr kann nun an der Dampfturbine eine leittechnische Überwachung bzw. Bewertung der Hinterkantenerosion durchgeführt werden.

[0039] Nachstehend ist noch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines besonders vorteilhaften Verfahrens einer Dampfturbine beschrieben, um eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe während des Betriebs der Dampfturbine zu bewerten. Um nun die für eine Hinterkantenerosionsbewertung erforderlichen Betriebsdaten zu ermitteln, verfügt die Dampfturbine über eine Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung, welche im Bereich der Niederdruckendstufe und speziell - in Strömungsrichtung des Dampfmediums gesehen - am Eingangsbereich der Niederdruckendstufe Druckmesssensorelemente zum Messen eines Eintrittsdrucks und zum Messen eines Kondensatordrucks an der Niederdruckendstufe aufweist. Des Weiteren ist dort wenigstens ein Temperaturmesssensorelement zum Messen einer Temperatur an der Niederdruckendstufe vorgesehen. Zusätzlich verfügt die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung noch über eine Zeitmesseinrichtung, um den diesbezüglich gemessenen bzw. ermittelten Zuständen eine zeitliche Dimension zu verleihen. Jedenfalls können mittels der mit diesen Messsensorelementen gemessenen Zustände bzw. diesbezüglicher Messdaten in Kombination mit den konstruktionsbedingten Geometrieverhältnissen der Niederdruckendstufe sowohl die Durchflusszahlen zu den entsprechenden Lastfällen der Dampfturbine als auch die jeweilige Nässe ermittelt werden. Anhand dieser Informationen, lässt sich die fahrweisenspezifische Hinterkantenerosion bewerten. Die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung ist idealerweise in die Leitstelle der Dampfturbine integriert, so dass einerseits die Bewertung insbesondere hinsichtlich der Dauer und der Intensität der Hinterkantenerosion online während des Betriebs der Dampfturbine durchgeführt und andererseits dementsprechend die gefahrenen Lastfälle der Dampfturbine umgehend gesteuert bzw. geregelt werden können, wodurch die Dampfturbine speziell hinsichtlich ihrer fahrbaren Lastfälle wesentlich flexibler betrieben werden kann. Hierdurch kann die Dampfturbine äußerst gut an unterschiedlichste Kundenanforderungen angepasst werden. Insbesondere kann die Dampfturbine somit auch innerhalb Lastfallbereichen betrieben werden, welche hinsichtlich einer theoretischen Bewertung gegebenenfalls noch zur Gänze ausgeschlossen worden wären.

[0040] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch dieses offenbarte Ausführungsbeispiel eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.


Ansprüche

1. Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine, insbesondere einer Niederdruck-Dampfturbine,
bei welchem eine an den Turbinenschaufeln wirkende Hinterkantenerosion in Abhängigkeit von während des Betriebs der Dampfturbine ermittelten Betriebsdaten bewertet wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei als erste Betriebsdaten wenigstens eine Durchflusszahl hinsichtlich mindestens eines Dampfturbinen-Lastfalls in Abhängigkeit von einem Eintrittsdruck an einer Turbinenstufe und/oder einem Kondensatordruck gebildet wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei in Abhängigkeit von einer Niederdruckendstufengeometrie der Dampfturbine Informationen ermittelt werden, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei als weitere Betriebsdaten die im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe ermittelt wird, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei in Abhängigkeit von einer im Bereich der Niederdruckendstufe vorherrschenden Temperatur der Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die an der Niederdruckendstufe vorherrschende Nässe mittels einer Kreislaufrechnung abgeschätzt wird.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben der Dampfturbine online durchgeführt wird.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Bewertung während des Betriebs der Dampfturbine an einer Leitstelle zum Betreiben der Dampfturbine offline durchgeführt wird.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei die Bewertung des Betriebs an einem Ort außerhalb einer Dampfturbinenanlage durchgeführt wird.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Intensität einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
wobei eine Prognose des Einflusses einer an der Turbinenschaufel wirkenden Hinterkantenerosion abgegeben wird.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
wobei in Abhängigkeit der ermittelten Betriebsdaten der Einfluss einer Dauer einer an den Turbinenschaufeln wirkenden Hinterkantenerosion bewertet wird.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
wobei der Betrieb der Dampfturbine in Abhängigkeit der bewerteten Hinterkantenerosion innerhalb kritischer Lastfälle zeitlich begrenzt ermöglicht wird.
 
14. Vorrichtung zum Überwachen von Betriebszuständen einer Dampfturbine mit einer Leitstellentechnik zum Steuern und/oder Regeln der Dampfturbine,
insbesondere zum Durchführen eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Leitstellentechnik eine zumindest aus ermittelten Dampfturbinen-Durchflusszahlen erzeugten Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.
 
15. Vorrichtung nach Anspruch 14,
wobei die Leitstellentechnik eine an der Niederdruckendstufe ermittelten Nässe erzeugten Betriebsdaten verarbeitende Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung umfasst, mittels welcher anhand dieser erzeugten Betriebsdaten eine Hinterkantenerosion an Turbinenschaufeln einer Niederdruckendstufe der Dampfturbine online oder offline bewertbar ist.
 
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15,
wobei die Leitstellentechnik eine mit der Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung verknüpfte Zeitzähleinrichtung aufweist, um den Einfluss einer an den Turbinenschaufeln der Niederdruckendstufe wirkenden Hinterkantenerosion zu bewerten.
 
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung wenigstens ein im Bereich einer Turbinenstufe angeordnetes Druckmesssensorelement aufweist.
 
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung ein Druckmesssensorelement zum Messen eines Kondensatordrucks an der Turbinenstufe aufweist.
 
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 18,
wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung ein im Bereich der Niederdruckendstufe angeordnetes Temperaturmesssensorelement zum Messen einer Temperatur an der Turbinenstufe aufweist.
 
20. Dampfturbine mit wenigstens einer Turbinenschaufeln umfassenden Turbinenstufe,
wobei die Dampfturbine oder die Niederdruck-Dampfturbine eine Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 19 umfasst.
 





Recherchenbericht









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