[0001] Die Erfindung betrifft eine Pressenvorrichtung, insbesondere eine Kniehebelpresse,
zum Bearbeiten eines Werkstücks mit einer Unterwerkzeugeinheit und mit einer hierzu
verfahrbaren Oberwerkzeugeinheit, bei welcher die Oberwerkzeugeinheit eine Niederhalteeinrichtung
mit einem Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende Werkstück gegenüber der
Unterwerkzeugeinheit niederhaltbar ist, und die Unterwerkzeugeinheit eine Gegenhalteeinrichtung
mit einem weiteren Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende Werkstück gegen
ein Werkzeugteil der Oberwerkzeugeinheit gegenhaltbar ist, umfassen, wobei die Stößelteile
jeweils mittels einer Antriebseinrichtung gegenüber der Oberwerkzeugeinheit und/oder
der Unterwerkzeugeinheit verlagerbar sind.
[0002] Gattungsgemäße Pressenvorrichtungen sind aus dem Stand der Technik bekannt. In einigen
Umformprozessen, wie zum Beispiel dem Genauschneiden, werden ein Nieder- und ein Gegenhalter
benötigt, um das Werkstück präzise zu bearbeiten. In der Regel befindet sich der Niederhalter
als Stößelteil in einer Oberwerkzeugeinheit und liegt bei einem Umformprozess bündig
auf dem umzuformenden Material des Werkstücks auf, um den beim Umformvorgang auftretenden
Druck- und Zugspannungen entgegenzuwirken. In der Regel befindet sich der Gegenhalter
als weiteres Stößelteil unmittelbar unterhalb des umzuformenden Materials. Er hält
während des gesamten Umformprozesses mit einer möglichst konstanten Kraft etwa gegen
einen von oben kommenden Schneidstempel, um einen kontrollierten Umformvorgang zu
gewährleisten. Im Anschluss an den Umformprozess können der Gegenhalter bzw. das diesbezügliche
weitere Stößelteil als Auswerfer für das geschnittene Teil dienen. Nieder- und Gegenhalter
können mechanisch (beispielsweise durch mechanische Federelemente), pneumatisch oder
hydraulisch (beispielsweise durch pneumatisch oder hydraulisch angetriebene Federelemente)
ausgeführt sein.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, gattungsgemäße Vorrichtungen derart weiterzuentwickeln,
dass deren Fertigungspräzision und Zuverlässigkeit weiter erhöht sind.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung wird von einer Pressenvorrichtung, insbesondere von einer
Kniehebelpresse, zum Bearbeiten eines Werkstücks mit einer Unterwerkzeugeinheit und
mit einer hierzu verfahrbaren Oberwerkzeugeinheit gelöst, bei welcher die Oberwerkzeugeinheit
eine Niederhalteeinrichtung mit einem Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende
Werkstück gegenüber der Unterwerkzeugeinheit niederhaltbar ist, und die Unterwerkzeugeinheit
eine Gegenhalteeinrichtung mit einem weiteren Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende
Werkstück gegen ein Werkzeugteil der Oberwerkzeugeinheit gegenhaltbar ist, umfassen,
wobei die Stößelteile jeweils mittels einer Antriebseinrichtung gegenüber der Oberwerkzeugeinheit
und/oder der Unterwerkzeugeinheit verlagerbar sind, und wobei sich die Pressenvorrichtung
dadurch auszeichnet, dass die Gegenhalteeinrichtung und/oder die Niederhalteeinrichtung
Überbrückungsmittel zum Überbrücken einer Beschleunigungsphase der jeweiligen Antriebseinrichtung
umfassen, in welcher die jeweilige Antriebseinrichtung auf die jeweilige Stößelgeschwindigkeit
beschleunigbar ist.
[0005] Durch derartige Überbrückungsmittel gelingt es, das jeweilige Stößelteil unter Umgehung
seiner eigentlichen Antriebseinrichtung sofort zu Beginn etwa eines Schneidprozesses
oder dergleichen auf die Geschwindigkeit des hiermit korrespondierenden Stößelteils
zu beschleunigen.
[0006] Erfindungsgemäß kann sich vorliegend beispielsweise ein Gegenhalter der Unterwerkzeugeinheit
von Beginn an exakt synchron zu der Bewegung der Oberwerkzeugeinheit bzw. eines diesbezüglichen
Schneidstempel oder dergleichen bewegen. Hierdurch kann die Fertigungspräzision signifikant
erhöht werden.
[0007] Vorliegend steht für die eigentliche Antriebseinrichtung eine Ansprechzeit mit einem
ausreichend großen Zeitfenster zur Verfügung, um die jeweilige Antriebseinrichtung
ebenfalls auf die jeweilige Stößelgeschwindigkeit zu beschleunigen, bevor beispielsweise
die Antriebseinrichtung den Gegenhalter anschließend antreibt.
[0008] Dadurch, dass diese Überbrückungsmittel in der Gegenhalteeinrichtung bzw. kumulativ
oder alternativ in der Niederhalteeinrichtung integriert sind, kann das jeweilige
Stößelteil konstruktiv sehr einfach unabhängig von seiner eigentlichen Antriebseinrichtung
durch das jeweilige korrespondierende Stößelteil beschleunigt werden.
[0009] Mit den vorliegenden Überbrückungsmitteln ist somit das wesentliche Ziel erreicht,
insgesamt einen Antrieb bereitzustellen, mittels welchem zu Beginn eines Schneidprozesses
eine punktgenaue Aufsynchronisierung der Bewegung insbesondere des Gegenhalters auf
eine Stößelteilgeschwindigkeit der Oberwerkzeugeinheit erfolgen kann.
[0010] Beispielsweise nach einer erfolgten Schnittoperation kann das jeweilige Stößelteil,
dessen Geschwindigkeit erfindungsgemäß aufsynchronisiert wurde, beispielsweise eine
Auswerferfunktion übernehmen, welche bezüglich ihres Wegverlaufs bevorzugt frei programmierbar
ist.
[0011] Der Begriff "Pressenvorrichtung" beschreibt im Sinne der Erfindung jegliche Art von
Pressen, bei welchen die Oberwerkzeugeinheit gegenüber der Unterwerkzeugeinheit oder
vice versa bewegt wird, um hierdurch das Werkstück mittels wenigstens eines Werkzeugs
zu bearbeiten. Es versteht sich, dass diese Pressenvorrichtung nahezu beliebig ausgestaltet
sein kann. Besonders vorteilhaft ist es, wenn sie als Kniehebelpresse und hierbei
speziell als Präzisionsschneid- und Umformpresse mit Servo-Kniehebelantrieb ausgeführt
ist, da diese oftmals an einer Vielzahl an hochpräzisen Bearbeitungsprozessen beteiligt
ist. Zusätzliche Vorteile sind weiter unten noch im Zusammenhang mit einer als Präzisionsschneid-
und Umformpresse mit Servo-Kniehebelantrieb beispielhaft ausgebildeten Pressenvorrichtung
ausführlich erläutert.
[0012] Der Begriff "Oberwerkzeugeinheit" beschreibt vorliegend einen Pressenstößel einer
Presse, welcher zum Bearbeiten des Werkstücks gegenüber einem Pressentisch bewegt
wird.
[0013] Dementsprechend beschreibt der Begriff "Unterwerkzeugeinheit" vorliegend einen Pressentisch
einer diesbezüglichen Presse.
[0014] Ein an der vorliegenden Pressenvorrichtung eingesetztes Werkzeug bzw. Werkzeugteil
kann unterschiedlicher Natur sein. Beispielsweise kann es sich um ein Schneidwerkzeug
handeln, wie später noch erläutert ist.
[0015] Das Stößelteil der Niederhaltereinrichtung umfasst einen Niederhalter. Dementsprechend
umfasst das weitere Stößelteil der Gegenhalteeinrichtung einen Gegenhalter.
[0016] Im Gegensatz zu der Gegenhalteeinrichtung wird mit Durchfahren des unteren Totpunktes
der Oberwerkzeugeinheit, die Bewegung der Niederhalteeinrichtung nicht gestoppt. Die
Niederhalteeinrichtung fungiert während der Aufwärtsbewegung der Oberwerkzeugeinheit
über einen definierten Weg als Abstreifer. Während des Abstreifens muss die Bewegung
der Niederhalteeinrichtung weiterhin synchron zur Stößelbewegung verlaufen.
[0017] Zum Betrieb der Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtungen werden prinzipiell zwei Betriebsarten
vorgesehen: Einrichten und Automatik. Neben einem manuellen Tippen kann der Bediener
im Einrichtbetrieb eine vorab eingegebene Sollposition automatisch oder eine zur Pressenposition
passende Koppelposition anfahren. Die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtungen können
unabhängig voneinander verfahren werden, aber nie mehrere gleichzeitig. Die Auswahl
der aktiven Einrichtung erfolgt über Buttons mittels einer Visualisierungseinheit.
Ebenfalls ist es möglich, nach Eingabe der Sollwerte ein entsprechendes Verfahrprofil
für die Einrichtungen zu erstellen. Speziell für die Gegenhalteeinrichtung kann über
ein Eingabefeld die gewünschte Funktion "Gegenhalten - Auswerfen (=1)" oder "nur Auswerfen
(=2)" als Funktionsnummer eingegeben werden. Im Automatikbetrieb wird die ausgewählte
Einrichtung aktiviert und über eine Kurvenscheibe an die Bewegung der Oberwerkzeugeinheit
gekoppelt. Gültig sind die im Einrichtbetrieb eingestellten Werte. Hier können auch
mehrere Einrichtungen zusammen ausgewählt und aktiviert werden.
[0018] Jedenfalls kann mittels der vorliegenden Überbrückungsmittel vorteilhafterweise der
Zeitraum überbrücken werden, welcher benötigt wird, um die jeweilige Antriebseinrichtung
in geeigneter Welse auf die Geschwindigkeit des Stößelteils zu beschleunigen, um zeitversetzt
das ihr zugeordnete Stößelteil ausschließlich anzutreiben.
[0019] Es versteht sich, dass die im Sinne der Erfindung vorgesehenen Überbrückungsmittel
vielfältiger Gestalt sein können. Eine bevorzugte Ausführungsvariante sieht jedoch
vor, dass die Überbrückungsmittel eine Pneumatikfedereinrichtung umfassen. Eine derartige
Pneumatikfedereinrichtung kann konstruktiv einfach in der Unterwerkzeugeinheit bzw.
der Oberwerkzeugeinheit ausgestaltet werden.
[0020] Die vorliegende Pneumatikfedereinrichtung ist konstruktiv besonders zweckmäßig realisiert,
wenn die Pneumatikfedereinrichtung eine Stickstofffeder umfasst.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Überbrückungsmittel einen Reaktionsweg von
mehr als 10 mm oder von mehr als 20 mm, vorzugsweise von 25 mm, umfassen. Mittels
eines derartigen Reaktionswegs kann sichergestellt werden, dass die jeweilige Antriebseinrichtung
während des Bearbeitungsprozesses auf die Geschwindigkeit des ihr zugeordneten Stößelteils
beschleunigt werden kann.
[0022] Zudem kann der vorliegende Reaktionsfederweg von 25 mm mittels der Stickstofffeder
konstruktiv einfach und zuverlässig bereitgestellt werden.
[0023] Insofern ist die Integration der Pneumatikfedereinrichtung innerhalb einer Nieder-
bzw. Gegenhalteeinrichtung an Pressenvorrichtungen bereits für sich vorteilhaft. Allein
schon aus diesem Grund sind die Merkmale in Bezug auf diese Pneumatikfedereinrichtung
auch ohne die übrigen Merkmale der Erfindung vorteilhaft.
[0024] Je nach Einsatzart kann bereits ein geringerer Reaktionsweg von 10 mm oder 20 mm
ausreichen, um einen erforderlichen Überbrückungszeitraum zu schaffen. Ein solch erforderlicher
Überbrückungszeitraum kann in jedem Fall betriebssicher zur Verfügung gestellt werden,
wenn der Reaktionsweg 25 mm beträgt.
[0025] Es versteht sich, dass der Reaktionsweg auch noch größer gewählt werden kann. Dies
ist jedoch nicht sinnvoll, da durch einen Reaktionsweg von 25 mm eine ausreichend
bemessene Ansprechzeit bereitgestellt werden kann. Zudem benötigen größere Reaktionsfederwege
nur unnötig viel Bauraum.
[0026] Ein derartiger Reaktionsweg ist vorliegend konstruktiv einfach formuliert, wenn der
Reaktionsweg mittels einer mit einem Druckmittel gefüllten Druckkammer zwischen einem
Kolbenboden des Kolbenteils und einer Zylindergehäusestirnwand des Zylindergehäuses
gebildet ist. Das Druckmittel kann verschiedener Art sein. Bevorzugt umfasst es Stickstoff.
[0027] Die Überbrückungsmittel können konstruktiv besonders vorteilhaft in die Oberwerkzeugeinheit
bzw. in die Unterwerkzeugeinheit der vorliegenden Pressenvorrichtung integriert werden,
wenn die Überbrückungsmittel zwischen dem Stößelteil und der Antriebseinrichtung angeordnet
sind.
[0028] Darüber hinaus ist es vorteilhaft, wenn die Überbrückungsmittel ein Zylindergehäuse
und ein Kolbenteil aufweisen, wobei an dem Zylindergehäuse das Stößelteil angeordnet
ist. Hierdurch können Komponenten der Überbrückungsmittel kompakt in die Pressenvorrichtung
integriert werden. Dies kann konstruktiv mit der Pneumatikfedereinrichtung erzielt
werden.
[0029] Ein der Oberwerkzeugeinheit zugewandter Bereich der Unterwerkzeugeinheit kann baulich
einfach von innerhalb der Unterwerkzeugeinheit angeordneten Überbrückungsmittel überwunden
werden, wenn das Stößelteil durch Stegelemente beabstandet von der Zylindergehäusestirnwand
an dem Zylindergehäuse angeordnet ist.
[0030] Konstruktiv einfach und schnell sind die Überbrückungsmittel ansprechbar, wenn die
Überbrückungsmittel ein Zylindergehäuse und ein hierin geführtes Kolbenteil aufweisen,
wobei das Zylindergehäuse in der Unterwerkzeugeinheit in Pressrichtung der Oberwerkzeugeinheit
verlagerbar angeordnet ist.
[0031] Weisen die Überbrückungsmittel ein Zylindergehäuse und ein hierin geführtes Kolbenteil
auf, wobei das Zylindergehäuse in einer Führungsbuchse der Oberwerkzeugeinheit oder
der Unterwerkzeugeinheit verschieblich geführt ist, kann einerseits das Zylindergehäuse
gegenüber der Oberwerkzeugeinheit oder der Unterwerkzeugeinheit und andererseits gegenüber
dem Kolbenteil bewegt werden.
[0032] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn die Überbrückungsmittel ein Zylindergehäuse
und ein hierin geführtes Kolbenteil aufweisen, wobei das Zylindergehäuse mittels des
Kolbenteils gegenüber der Oberwerkzeugeinheit oder der Unterwerkzeugeinheit verschiebbar
ist. Hierdurch kann das Zylindergehäuse über das Kolbenteil mittels der Antriebseinrichtung
konstruktiv einfach verlagert werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn das weitere
Stößelteil der Gegenhalteeinrichtung synchron mit der Oberwerkzeugeinheit bewegt werden
soll, oder wenn das weitere Stößelteil der Gegenhalteeinrichtung als Auswerfer für
ein bearbeitetes Werkstück fungieren soll.
[0033] Das jeweilige Stößelteil kann problemlos gegenüber der Oberwerkzeugeinheit oder der
Unterwerkzeugeinheit verlagert werden, wenn die Überbrückungsmittel ein Zylindergehäuse
und ein hierin geführtes Kolbenteil aufweisen, wobei das Kolbenteil an einem Pleuelteil
eines Exzentertriebs der Antriebseinrichtung angeordnet ist.
[0034] Insbesondere an dem weiteren Stößelteil der Unterwerkzeugeinheit kann eine ausreichende
Gegenkraft aufgebracht werden, wenn die Pneumatikfedereinrichtung mit einer Federvorspannkraft
F mit einem Wert von mehr als 100 kN oder mit einem Wert von mehr als 200 kN, vorzugsweise
mit einem Wert von 300 kN, vorgespannt ist.
[0035] Ein wesentlicher Kernpunkt der vorliegenden Erfindung ist insbesondere eine Aufsynchronisierung
des weiteren Stößelteils bzw. des Gegenhalters auf die Geschwindigkeit des Stößelteils
bzw. der Oberwerkzeugeinheit zu einem Zeitpunkt, welcher den Beginn etwa eines Schneidprozesses
oder dergleichen darstellt. Mittels der vorliegenden Überbrückungsmittel kann sichergestellt
werden, dass sich das weitere Stößelteil bzw. der Gegenhalter ab diesem Zeitpunkt
wenigstens annähernd mit der gleichen Geschwindigkeit wie das Stößelteil bzw. die
Oberwerkzeugeinheit bewegt.
[0036] Die vorliegende Aufgabe wird nach einem weiteren Aspekt der Erfindung auch von einer
Pressenvorrichtung, insbesondere Kniehebelpresse, zum Bearbeiten eines Werkstücks
mit einer Unterwerkzeugeinheit, mit einer hierzu verfahrbaren Oberwerkzeugeinheit,
und mit einer Überlastsicherungseinheit zum Schutz der Pressenvorrichtung bei einer
Fehlfunktion gelöst, bei welcher die Oberwerkzeugeinheit eine Niederhalteeinrichtung
mit einem Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende Werkstück gegenüber der
Unterwerkzeugeinheit niederhaltbar ist, und die Unterwerkzeugeinheit eine Gegenhalteeinrichtung
mit einem weiteren Stößelteil, mittels welchem das zu bearbeitende Werkstück gegen
ein Werkzeugteil der Oberwerkzeugeinheit gegenhaltbar ist, umfassen, wobei die Stößelteile
jeweils mittels einer Antriebseinrichtung gegenüber der Oberwerkzeugeinheit und/oder
der Unterwerkzeugeinheit verlagerbar sind, und wobei sich die Pressenvorrichtung dadurch
auszeichnet, dass die Gegenhalteeinrichtung und/oder die Niederhalteeinrichtung Überbrückungsmittel
zum Überbrücken einer Auslösezeit zum Auslösen der Überlastsicherungseinheit umfassen.
[0037] Trotz einer Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa das Vorsehen einer Überlastsicherungseinheit,
kommt es aufgrund von Fehlfunktionen oftmals zu irreparablen oder zumindest sehr kostenintensiven
Beschädigungen an den Pressvorrichtungen. Dadurch, dass diese Überbrückungsmittel
in der Gegenhalteeinrichtung bzw. kumulativ oder alternativ in der Niederhalteeinrichtung
integriert sind, kann die Gefahr signifikant reduziert werden, dass es bei einer Fehlfunktion
an der Pressenvorrichtung zu schwerwiegenden Schäden kommt. Insofern kann mittels
der vorstehend bereits ausführlich beschriebenen Überbrückungsmittel diese Gefahr
ebenfalls signifikant reduziert werden.
[0038] Eine diesbezügliche Fehlfunktion kann aus irgendeinem Fehler an der Pressenvorrichtung
auftreten. Zum Beispiel wird ein Werkstück aus einem vorherigen Zyklus nicht ordnungsgemäß
abtransportiert und es liegt etwa noch im Werkzeug der Unterwerkzeugeinheit. Oder
die Gegenhaltereinrichtung weicht aufgrund einer Fehlfunktion seiner Antriebseinrichtung
nicht aus
[0039] Die Überlastsicherungseinheit kann unterschiedlichster Bauart sein. Bevorzugt ist
sie derart, dass in einem Fehlerfall insbesondere die Antriebe der Gegenhalteeinrichtung
und/oder der Niederhalteeinrichtung momentenlos (Safe Torque Off) geschaltet werden,
so dass eine im Wesentlichen als Schubkurbelantrieb ausgelegte Antriebseinrichtung
in ihre untere Strecklage gedrückt werden kann, so dass an dem jeweiligen Stößelteil
keine kritischen Niederhalte- bzw. Gegenhaltekräfte erzeugt werden.
[0040] Eine Auslösung der eigentlichen Überlastsicherungseinheit kann betriebssicher vorgenommen
werden, wenn die Pressenvorrichtung eine Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung
umfasst, mittels welcher die Überlastsicherungseinheit in Abhängigkeit von den Überbrückungsmitteln
auslösbar ist. Mittels einer derartigen Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung
kann die Überlastsicherungseinheit schnell und rechtzeitig angesprochen werden.
[0041] Mittels der vorstehend bereits erläuterten Pneumatikfedereinrichtung kann auch ein
erstes eigenständiges Überlastsicherungselement zur Verfügung gestellt werden, mittels
welchem eine mechanische Überlastung von Funktionsbauteilen an der Pressenvorrichtung
vermieden werden kann, selbst wenn es hierbei nicht zu einer Auslösung der eigentlichen
Überlastsicherungseinheit der Pressenvorrichtung kommt. Der Reaktionsweg stellt vorliegend
auch sogleich einen Überlastfederweg zur Verfügung.
[0042] Insofern ist die Integration der Pneumatikfedereinrichtung innerhalb einer Nieder-
bzw. Gegenhalteeinrichtung an Pressenvorrichtungen bereits für sich vorteilhaft, wie
bereits weiter vorstehend beschrieben. Allein schon aus diesem Grund sind die Merkmale
in Bezug auf diese Pneumatikfedereinrichtung auch ohne die übrigen Merkmale der Erfindung
vorteilhaft.
[0043] Insbesondere kann durch eine Anordnung der Überbrückungsmittel zwischen dem Stößelteil
und der Antriebseinrichtung das erste eigenständige Überlastsicherungselement konstruktiv
einfach nahe einer Stelle angeordnet werden, an welcher Überlastkräfte baulich einfach
zumindest teilweise aufgenommen und kompensiert werden können. Dies trifft insbesondere
auf die Pneumatikfedereinrichtung zu.
[0044] Mittels der vorliegenden Erfindung gelingt es besonders gut, die eingangs bereits
erwähnten Präzisionsschneid- und Umformpressen mit Servo-Kniehebelantrieb vorteilhaft
weiterzuentwickeln.
[0045] Diese Präzisionsschneid- und Umformpressen erfüllen insbesondere steigende Qualitätsansprüche
bzw. steigende Anforderungen an minimalen Toleranzen und speziell die Vorgaben insbesondere
von Zulieferern im Automobilbereich. Speziell können mit diesen Präzisionsschneid-
und Umformpressen im Automobilbereich Bauteile mit höherem Glattschnittanteil gefertigt
werden. Somit ist die vorliegende Pressenvorrichtung insbesondere für Anwender im
Qualitätsbereich vom Normalund Präzisionsschneiden vorteilhaft, da diese Anwender
ihr Produktionsspektrum deutlich erweitern und Teile mit erhöhter Schnittqualität
produzieren können. Speziell mit einer Präzisionsschneid- und Umformpressen mit Servo-Kniehebelantrieb
können die Produktionskosten durch eine Fertigung von hochpräzisen Teilen in Folgeverbund-
oder Transferwerkzeugen gesenkt werden. Zudem spart ein minimaler Nachbearbeitungsbedarf
aufwändige Prozessschritte und senkt dementsprechend auch die Handlingskosten. Darüber
hinaus bietet die Präzisionsschneid- und Umformpressen mit Servo-Kniehebelantrieb
eine noch höhere Systemsteifigkeit, wodurch enge Bauteiltoleranzen und zuverlässige
Wiederholgenauigkeiten, bei verschiedenen Materialdicken und -festigkeiten, ermöglicht
werden. Neben optimierter Gestaltung des Umformprozesses durch Folgeverbund- oder
Transferwerkzeuge können zusätzliche Prozessschritte vor- oder nachgelagert werden.
So erlaubt insbesondere die Präzisionsschneid- und Umformpressen mit Servo-Kniehebelantrieb
während eines Pressendurchgangs speziell Schneiden, Ziehen, Prägen, Lochen und/oder
Kalibrieren. Außerdem können vor- oder nachgelagerte Prozesse, beispielsweise Gewindeformen,
Fügen oder Schweißen vorliegend integriert werden. Dank der Servotechnologie kann
der Stößelverlauf optimiert an einen Umform- und/oder Schneidprozess angepasst werden.
Zusätzlich kann durch den Einsatz von nachrüstbaren Nieder- und Gegenhaltermodulen
eine Fertigung von Schnittteilen mit erhöhtem Glattschnittanteil ermöglicht werden.
Für den Kunden bedeutet dies, eine Erhöhung der Flexibilität, der Ausbringungsleistung
und der Lebensdauer der Werkzeuge.
[0046] Beispielsweise werden Fertigungsverfahren nach DIN 8580 in sechs Hauptgruppen unterteilt,
nämlich Urformen, Umformen, Trennen, Fügen, Beschichten und Stoffeigenschaften ändern.
Das Trennen ist Fertigen durch Ändern der Form eines festen Körpers, wobei der Zusammenhalt
örtlich vollständig aufgehoben wird. Dabei ist die Endform in der Ausgangsform enthalten.
Auch das Zerlegen zusammengesetzter Körper wird dem Trennen zugeordnet. Die Hauptgruppe
Trennen wiederum wird weiter unterteilt in Zerteilen, Spanen und Abtragen. Das Schneiden
oder Scherschneiden gehört zur Untergruppe Zerteilen. Präzisionsschneiden beschreibt
im Rahmen dieser Arbeit die Fertigung von Schnittteilen mit einer Schnittqualität,
welche zwischen Scherschneiden und Feinschneiden einzuordnen ist. Eine weitere Unterteilung
erfolgt anhand der Schnittverfahren, abhängig von der Schnittfläche zur Werkstückbegrenzung.
Es wird unterschieden zwischen Ausschneiden, Lochen, Abschneiden, Ausklinken, Einschneiden
und Beschneiden. Interessant für das Präzisionsschneiden sind die beiden Verfahren
Ausschneiden und Lochen. Die Besonderheit beim Ausschneiden und Lochen ist, dass diese
Verfahren eine in sich geschlossene Schnittlinie aufweisen. Während beim Ausschneiden
der von einem Stempel durch die Schneidplatte gedrückte Werkstückteil das Werkstück
bildet und der Rest des Bleches als Abfall abtransportiert wird, ist beim Lochen der
herausgeschnittene Teil Abfall. Es wird eine Innenkontur erzeugt.
[0047] Ein Schneidwerkzeug besteht im Wesentlichen aus einem Schneidstempel, einer Matrize
oder Schneidplatte und einem Niederhalter. Der Niederhalter verhindert eine Durchbiegung
und ein zu großes Nachfließen des Materials. Der zu schneidende Werkstoff des Werkstücks
kann in Form von Platinen, als Band oder als Streifen zwischen Schneidstempel und
Matrize geschoben und durch Abwärtsbewegung des Schneidstempels getrennt werden. Um
eine Verklemmung eines hierbei erzeugten Butzens zu vermeiden, ist der Durchbruch
durch die Matrize meistens nicht zylindrisch, sondern er ist mit einem Freiwinkel
versehen. Der eigentliche Werkzeugaufbau hängt von den Anforderungen an das geschnittene
Werkstück ab.
[0048] Das Scherschneiden kann in fünf Phasen unterteilt werden. Während der ersten Phase
setzt zunächst der Niederhalter auf das Blech auf und eine Niederhaltekraft F
NH wird aufgebaut. In der zweiten Phase wird der Schneidstempel auf das Blech aufgesetzt,
und es kommt zu einer elastischen Verformung von Pressenvorrichtung und Werkzeug.
Auf Grund des Schneidspaltes entsteht im Blech ein Biegemoment, welches zu einer Biegeverformung
führt. Im Bereich des Schneidspaltes bildet sich eine Ringzone aus. Dies ist der Kontaktbereich
zwischen Blechoberfläche und Schneidelement. In der dritten Phase kommt es zur eigentlichen
Schneidphase. Hier dringt der Stempel in das Blech ein und es wird plastisch verformt.
In der vierten Phase ist das Fließvermögen des Werkstoffs erschöpft. Es kommt zu einem
Trennbruch und der Restquerschnitt des Bleches reißt ab. Durch den plötzlichen Abbruch
wird die Pressenvorrichtung und vor allem aber die Oberwerkzeugeinheit bzw. der Pressenstößel
zum Schwingen angeregt. In der fünften und letzten Phase drückt der Schneidstempel
bis zum Erreichen des unteren Totpunktes der Oberwerkzeugeinheit den geschnittenen
Butzen in den Matrizenkanal hinein. Üblicherweise wird die Höhe von Bruchfläche und
Glattschnitt als Anteil der Blechdicke s ausgewertet. Anhand dieser Anteile können
Bleche verschiedener Dicken miteinander verglichen werden. Ein qualitativ hochwertiges
Schnittteil zeichnet sich durch einen geringen Kanteneinzug, einen geringen Bruchflächenanteil
und einem kleinen Schnittgrat bei hohem Glattschnittanteil und einem Bruchflächenwinkel
von 90° aus. Neben dem verwendeten Material, der Materialdicke und dem Verschleißzustand
der Schneidelemente wird die Qualität des Schnittbildes hauptsächlich durch den Schneidspalt
u bestimmt. Ist der Schneidspalt u zu klein, treten bereits beim Anschneiden des Bleches
Risse auf. Gründe hierfür sind verhältnismäßig hohe Querspannungen. Am Werkstück entstehen
keine geraden Schnittflächen, sondern Anrisse. Ist der Schneidspalt u zu groß, entstehen
Risse unmittelbar nach dem Kraftmaximum. Als möglicher Schneidspalt wird u = 0,02
x Blechdicke s bis u = 0,1 x Blechdicke s angegeben. Ebenfalls abhängig vom Schneidspalt
ist die Lebensdauer der Werkzeuge. Das Verhältnis von glattgeschnittener zu gebrochener
Schnittfläche beträgt für ein schergeschnittenes Teil etwa ein Drittel zu zwei Drittel.
Auf Grund der besonderen Funktionsanforderungen müssen die Schnittflächen solcher
Teile nachbearbeitet werden. Beim Scherschneiden wirken im und am Blech Kräfte. "Am
Schneidspalt wirken die Vertikalkraftkomponenten F
V und F
V' sowie die Horizontalkraftkomponenten F
H und F
H'. Diese bilden mit den auftretenden Reibkräften ein dynamisches Gleichgewicht. Der
Abstand der Angriffspunkte der Kraftkomponenten verursacht die Bildung eines Momentes,
das bei einer geschlossenen Schnittlinie zur Aufwölbung des Bleches unter dem Stempel
und über der Matrize führt. Zur Kompensation der Verwölbung kann das erforderliche
Gegenmoment durch einen Gegenstempel aufgebracht werden. Ohne die Niederhalterkraft
würde sich auch das Blech oberhalb der Matrize verwölben. Zur Einsparung des Nachbearbeitungsaufwandes
(Zeit, Kosten) eines durch konventionelles Scherscheiden hergestellten Teils wurden
Verfahren entwickelt, welche die Schnittflächenqualitäten verbessern. Beim Nachschneiden
wird in zwei Prozessstufen der Glattschnittanteil, auf Grund besserer Spannungsverhältnisse
im Werkstoff, vergrößert. In der ersten Stufe wird das Teil mit geringem Aufmaß vorgeschnitten,
um im zweiten Schritt diese Nachschneidzugabe durch einen weiteren Scherschnitt abzutrennen.
Das Gegenschneiden ist ebenfalls ein zweistufiger Prozess. Besonderheit an diesem
Verfahren ist das doppelte Vorhandensein der Werkzeugaktivelemente. Im ersten Schritt
wird das Blech von einer Seite bis kurz vor Eintreten des Bruches eingeschnitten.
Im zweiten Schritt wird das Werkstück von der anderen Seite durch das zweite Werkzeug
getrennt. Mit diesem Verfahren werden Gratfreiheit und ein verbesserter Glattschnittanteil
erzielt. Als letztes modifiziertes Scherschneidverfahren sei Normalschneiden mit kleinem
Schnittspalt u < 0,05 x Blechdicke s erwähnt. Für dieses Verfahren liegen jedoch keine
systematischen Untersuchungen (etwa Werkzeugstandzeiten) vor. Ebenso wie das konventionelle
Scherschneiden gehört das Feinschneiden nach DIN 8580 zur Hauptgruppe Trennen, und
zwar zur Untergruppe Zerteilen. Im Gegensatz zum Scherschneiden oder Scherschneiden
mit glatter Zerteilfläche liegen beim Feinschneiden veränderte Verfahrensparameter
vor, die zu verbesserten Qualitätsmerkmalen des Schnittteils führen. Kennzeichnend
für das Verfahren sind der Werkzeugaufbau, die wirkenden Kräfte, die Ringzacke und
der Schneidspalt. Mit dem Aufsetzen des Niederhalters werden Ringzacken in das Blech
gedrückt. Außerdem drückt ein Gegenstempel von unten gegen das Blech. Die hierdurch
erzeugten Druckspannungen beeinflussen den Trennvorgang derart, dass der Glattschnittanteil
sich über die gesamte Dicke des Bleches erstreckt. Nach dem Schneidvorgang wirkt der
Niederhalter als Abstreifer. Der Gegenstempel wirkt als Auswerfer, der das Teil aus
der Matrize nach oben schiebt, wo der Ausschnitt entnommen wird. Die Kräfte für Ringzacke
und Gegenhalter werden hydraulisch erzeugt. Die Schneidkraft wird bei Maschinen bis
ca. 1.600 kN (≈ 160 t) mechanisch, bei größeren Maschinen von 2.500 kN bis 14.000
kN hydraulisch erzeugt. Die veränderten Verfahrensparameter ergeben einen unterschiedlichen
Schneidkraftverlauf beim Feinschneiden im Gegensatz zum Scherschneiden. Die elastische
Phase und die Schneidphase sind identisch, es fehlen jedoch die Abreißphase und die
Schwingphase, somit ist auch kein Schnittschlag vorhanden. Wie bereits erwähnt, wird
die Qualität der Schnittfläche durch den Schneidspalt bestimmt. Während beim normalen
Scherschneiden der Schneidspalt zwischen fünf bis zehn Prozent beträgt, liegt dieser
beim Feinschneiden bei ca. 0,5 % der zu schneidenden Blechdicke s.
[0049] Unabhängig von deren Ausführungen erfüllen die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtung
idealerweise noch folgende Rahmenbedingungen:
- Die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtungen können abhängig von der Bewegung der Oberwerkzeugeinheit
verfahren werden
- Die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtungen können unabhängig voneinander programmierbar
werden
- Die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtung können mit einer Presskraftmessung zur Prozessüberwachung
ausgestattet sein
- Die Nieder- bzw. Gegenhalteeinrichtung können eine mechanische Überlastsicherung enthalten,
um Schäden zu vermeiden bzw. zu verringern
- Es muss genügen Zeit und Weg zum Beschleunigen vorhanden sein
- Nach abgeschlossener Umformung soll der Gegenhalter der Gegenhalteeinrichtung als
Auswerfer fungieren
- Der Bediener muss die Möglichkeit haben, über ein einfaches Bedienkonzept die Nieder-
bzw. Gegenhalteeinrichtungen an den Umformprozess anzupassen und gegebenenfalls die
Gegenhalte- oder Niederhaltekraft nachzustellen
[0050] Weitere Merkmale, Effekte und Vorteile vorliegender Erfindung werden anhand anliegender
Zeichnung und nachfolgender Beschreibung erläutert, in welchen beispielhaft eine erfindungsgemäße
Präzisionsschneid- und Umformpresse mit einem Servo-Kniehebelantrieb und mit einer
Überbrückungsmittel zum Überbrücken einer Ansprechzeit zum Betätigen einer Überlastsicherungseinheit
dargestellt und beschrieben sind. Gleiche Komponenten müssen hierbei nicht in allen
Figuren beziffert und erläutert sein. In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1
- schematisch eine Ansicht einer Präzisionsschneid- und Umformpresse mit einem Servo-Kniehebelantrieb
und mit Überbrückungsmitteln zum Überbrücken einer Auslösezeit zum Auslösen einer
Überlastsicherungseinheit und mit einer Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung
hierfür;
- Figur 2A
- schematisch eine Ausgangsstellung einer Antriebseinrichtung mit eingefederter Pneumatikfedereinrichtung
der Gegenhalteeinrichtung der Präzisionsschneid- und Umformpresse aus der Figur 1;
- Figur 2B
- schematisch eine nachfolgende Stellung der Antriebseinrichtung mit ausgefederter Pneumatikfedereinrichtung
der Gegenhalteeinrichtung der Präzisionsschneid- und Umformpresse aus der Figur 1;
- Figur 2C
- schematisch eine weitere Stellung der Antriebseinrichtung mit der synchron zu einer
Oberwerkzeugeinheit bewegten Gegenhalteeinrichtung der Präzisionsschneid- und Umformpresse
aus der Figur 1;
- Figur 2D
- schematisch eine andere Stellung der Antriebseinrichtung mit der in eine untere Umkehrlage
bewegten Gegenhalteeinrichtung der Präzisionsschneid- und Umformpresse aus der Figur
1;
- Figur 3
- schematisch ein Schubkurbeltrieb zum beispielhaften Erläutern der Funktion einer Antriebseinrichtung
einer Niederhalte- bzw. Gegenhalteeinrichtung der Präzisionsschneid- und Umformpresse
aus den Figuren 1 und 2;
- Figur 4
- schematisch ein Diagramm einer Auswerferkinematik bezüglich der Gegenhalteeinrichtung
aus den Figuren 1 bis 3;
- Figur 5
- schematisch einen Funktionsablauf während eines Bearbeitungsvorgangs an der Präzisionsschneid-
und Umformpresse aus der Figur 1; und
- Figur 6
- schematisch ein Diagramm insbesondere bezüglich einer Kennlinie einer Gegenhalter-Auswerferfunktion
im Zusammenhang mit einer Kennlinie eines Schneidstempels.
[0051] Bei der beispielhaft in der Figur 1 gezeigten Pressenvorrichtung 1 handelt es sich
um eine Kniehebelpresse 2 und speziell um eine Präzisionsschneid- und Umformpresse
3 mit einem Servo-Kniehebelantrieb 4. Da ein derartiger Servo-Kniehebelantrieb 4 aus
dem Stand der Technik bekannt ist, wird auf dessen Bauteile und Funktionsweise vorliegend
nicht weiter eingegangen.
[0052] Die Pressenvorrichtung 1 besitzt einen geschweißten Pressenständer 5, an welchem
an seiner Oberseite 6 der Servo-Kniehebelantrieb 4 angeordnet ist. Unterhalb des Servo-Kniehebelantriebs
4 ist ein Pressenstößel 7 als Oberwerkzeugeinheit 8 in vertikaler Richtung z (Pressrichtung
bzw. Auswerferrichtung) an dem Pressenständer 5 verlagerbar geführt. Die Oberwerkzeugeinheit
8 trägt als Werkzeugteil 9 beispielsweise einen Schneidstempel 10 (siehe Figuren 2A
bis 2C). An der Unterseite 11 des Pressenständers 5 ist ein Pressentisch 12 als Unterwerkzeugeinheit
13 angeordnet, mittels welcher der Pressenständer 5 auf einem Bodenfundament 14 festgelegt
ist. Die Unterwerkzeugeinheit 13 trägt ein weiteres Werkzeugteil 15, welche in diesem
Ausführungsbeispiel eine Matrize 16 (siehe Figuren 2A bis 2D) umfasst, durch welche
der Schneidstempel 10 einen Butzen 17 (siehe Figur 2C) aus einem in Förderrichtung
x taktweise geförderten Werkstück 18 ausstanzen kann. Hierzu wird die Oberwerkzeugeinheit
8 in Richtung z auf die Unterwerkzeugeinheit 13 zubewegt. Nach dem Ausstanzen wird
die Oberwerkzeugeinheit 8 in Richtung z wieder von der Unterwerkzeugeinheit 13 fortbewegt.
Das Werkstück 18 ist in diesem Fall ein Blechband 19 (siehe wieder Figuren 2). Die
Pressenvorrichtung 1 umfasst in diesem Ausführungsbeispiel darüber hinaus noch eine
hier nicht gezeigte Überlastsicherungseinheit, welche dann in Aktion tritt, wenn es
während eines Bearbeitungsvorgangs zu einer Fehlfunktion kommt, um einen größeren
Schaden von der Pressenvorrichtung 1 abzuwenden. Um das Werkstück 18 während eines
Bearbeitungsvorgangs gegenüber der Unterwerkzeugeinheit 13 niederhalten zu können,
umfasst die Oberwerkzeugeinheit 8 eine Niederhalteeinrichtung 20. Diese Niederhalteeinrichtung
20 weist ein Stößelteil 21 in Gestalt eines Niederhalters 22 auf. Das Stößelteil 21
ist hierbei mittels einer Antriebseinrichtung 23 gegenüber der Oberwerkzeugeinheit
8 verlagerbar; und zwar in Richtung z. Um während des Bearbeitungsvorgangs von unten
gegen das Werkstück 18 gegen die eigentliche Pressrichtung gegenhalten zu können,
ist die Unterwerkzeugeinheit 13 mit einer Gegenhalteeinrichtung 24 ausgerüstet. Die
Gegenhalteeinrichtung 24 weist ein weiteres Stößelteil 25 in Gestalt eines Gegenhalters
26 auf. Das weitere Stößelteil 25 ist hierbei mittels einer weiteren Antriebseinrichtung
27 gegenüber der Unterwerkzeugeinheit 13 verlagerbar; und zwar ebenfalls in Richtung
z. Die beiden getrennt voneinander wirkenden und arbeitenden Antriebseinrichtungen
23 und 27 sind bis auf ihr jeweiliges Stößelteil 21 bzw. 25 im Wesentlichen baugleich
ausgeführt und umfassen in diesem Ausführungsbeispiel jeweils einen Exzentertrieb
28 bzw. 29, welcher durch einen Motor 30 bzw. 31 angetrieben ist.
[0053] Zur Steuerung bzw. Regelung der Pressenvorrichtung 1 umfasst diese eine Steuerungs-
und/oder Regelungseinrichtung 33. Hierbei sind Umrichter (nicht gezeigt) über EtherCAT-Verbindungen
35 an einen CX (nicht gezeigt) angebunden. Über einen PROFIBUS 38 werden Daten mit
einer Pressensteuerungseinheit 39 und einer Visualisierungseinheit 40 ausgetauscht.
Des Weiteren sind motorinterne Drehgeber 41 für die Regelung der Antriebseinrichtungen
23 und 27, sowie weitere Drehgeber 42 zur Positionsbestimmung der Nieder- und Gegenhalteeinrichtungen
20 bzw. 24 direkt an die Umrichter angeschlossen. Um einen aktuellen bzw. simulierten
Pressenwinkel im CX verarbeiten zu können, sind eine Achssteuerung 44 der Pressenvorrichtung
1 und die Steuerung bzw. Drehgeber 42 der Antriebseinrichtungen 23 und 27 über ein
Realtime-Ethernet (RT-Ethernet) 45 verbunden. Durch die unabhängig voneinander konfigurierbaren
Ethernet-Anschlüsse des CX kann einer der beiden Anschlüsse für die Anbindung des
CX in ein Maschinen-/ Firmennetzwerk verwendet werden. Der andere Anschluss kann unabhängig
davon adressiert werden und dient so als reine RT-Ethernet-Verbindung 45. Die Gegenhalte-
und Niederhaltekräfte werden über Piezosensoren ermittelt. Um nicht ein weiteres neues
System einzuführen, werden die gleichen Sensoren und Auswerteeinheiten verwendet,
wie sie auch zur Presskraftmessung an der Presse zum Einsatz kommen. Das Ausgangssignal
der Piezosensoren wird in einem Ladungsverstärker verstärkt und auf eine analoge Ausgangsspannung
von 0 V bis 10 V skaliert. 0 V entspricht F = 0 kN; 8V entsprechen hierbei F = 300
kN. Die "fehlenden" 2 V dienen als Reserve zur Erkennung von Überlasten. Das Ausgangssignal
des Ladungsverstärkers wird über die analoge Eingangskarte eingelesen und weiterverarbeitet.
Die Nieder- und Gegenhalteeinrichtungen 20 bzw. 24 werden positionsgeregelt und teilweise
synchron zu der Oberwerkzeugeinheit 8 verfahren. Der hierbei eingesetzte Steuerungs-PC
ist direkt über eine Realtime-Ethernet-Verbindung mit der Pressensteuerungseinheit
39 verbunden, so dass eine Synchronbewegung zu der Oberwerkzeugeinheit 8 jederzeit
gewährleistet werden kann, unabhängig davon, welche Kurve aktuell mit der Pressenverrichtung
1 gefahren wird. Die Bewegung der Nieder- und Gegenhalteeinrichtungen 20 bzw. 24 wird
bevorzugt über eine elektronische Kurvenscheibe realisiert. Diese Kurvenscheibe wird
abhängig vom Prozess und von der gewählten Pressenkurve individuell erstellt. Über
eine Eingabemaske gibt der Bediener Stützpunkte für die Berechnung dieser Kurve vor.
Die Trajektorie für die optimale Bewegungsführung wird durch Interpolation innerhalb
der Steuerung automatisch erstellt. Hat die Pressenvorrichtung 1 ihren unten Totpunkt
erreicht, verweilt die Gegenhalteeinrichtung 24 dort in Rastposition. Die Auswurfbewegung
beginnt mit Erreichen eines vorgegebenen Pressenwinkels. Die Steuerung ist so programmiert,
dass eine Synchronbewegung über den unteren Totpunkt der Oberwerkzeugeinheit 8 hinaus
ebenfalls möglich wäre. Die eingesetzte Konfiguration Motor - Umrichter ist rückspeisefähig.
Frei werdende Energien des Motors werden vorzugsweise in den Zwischenkreis des Umrichters
zurückgeführt. Ist dieser voll geladen wird dieser Energieüberschuss in das Anschlussnetz
zurückgespeist. Für den Fall, dass die Oberwerkzeugeinheit 8 nur als "klassischer"
Auswerfer arbeiten soll, kann dies über die Bedienmaske angewählt werden. Somit stehen
drei Möglichkeiten zur Verfügung:
- 1. Gegenhalten (synchron zur Oberwerkzeugeinheit 8) bis zum Erreichen des unteren
Totpunkts - Verweilen - Auswerfen
- 2. Gegenhalten (synchron zur Oberwerkzeugeinheit 8) über den unteren Totpunkt hinaus
- als "Nebeneffekt" auswerfen des ausgeschnittenen Materials
- 3. Reine Auswerferfunktion
[0054] Um zum Zeitpunkt eines Schneidbeginns die Bewegung des weiteren Stößelteils 25 an
die Bewegung des Stößelteils 21 möglichst verzögerungsfrei anzugleichen, verfügt die
Pressenvorrichtung 1 erfindungsgemäß über Überbrückungsmittel 50 (siehe Figuren 2)
zum Überbrücken einer Ansprechzeit zum sicheren Beschleunigen insbesondere der weiteren
Antriebseinrichtung 27 (siehe insbesondere Figuren 2), wobei diese Überbrückungsmittel
50 bevorzugt direkt in der Niederhalteeinrichtung 20 und/oder in der Gegenhalteeinrichtung
24 implementiert sind.
[0055] Mittels der Überbrückungsmittel 50 kann das weitere Stößelteil 25 alleine durch die
Bewegung des Stößelteils 21 beschleunigt werden, also unter Umgehung der weiteren
Antriebseinrichtung 27.
[0056] Ebenso kann mittels der Überbrückungsmittel 50 im Falle einer Fehlfunktion genügend
Zeit zur Verfügung gestellt werden, bis die eigentliche Überlastsicherungseinheit
der Pressenvorrichtung 1 auslösen und wirken kann.
[0057] Gemäß den Darstellungen nach den Figuren 2A bis 2D sind die Überbrückungsmittel 50
beispielhaft im Zusammenhang mit der Gegenhalteeinrichtung 24 näher erläutert, wobei
die Bezugsziffern der Übersichtlichkeit halber auf die einzelnen Figuren 2A bis 2D
verteilt angeordnet sind.
[0058] Die Überbrückungsmittel 50 sind zwischen dem weiteren Stößelteil 25 und einem Pleuel
51 der Antriebseinrichtung 27 angeordnet, wobei die Überbrückungsmittel 50 in diesem
Ausführungsbeispiel als eine Pneumatikfedereinrichtung 52 mit einer Stickstofffeder
53 ausgestaltet ist.
[0059] Die Pneumatikfedereinrichtung 52 weist hierfür ein Zylindergehäuse 54 und ein hierin
geführtes Kolbenteil 55 auf, wobei das Zylindergehäuse 54 und das Kolbenteil 55 eine
mit Stickstoff N
2 als Druckmittel 56 gefüllte Druckkammer 57 einschließen.
[0060] Die Höhe 58 der Druckkammer 57 ist hierbei derart gewählt, dass das weitere Stößelteil
25 der Gegenhalteeinrichtung 24 unter Umgehung der Antriebseinrichtung 27 um ca. 25
mm in Richtung z nach unten verlagert werden kann. Hierdurch steht ein genügend großes
Zeitfenster zur Verfügung, um die Antriebseinrichtung 27 entsprechend zu beschleunigen,
bevor mit ihr das weitere Stößelteil 25 angetrieben wird. Anderseits kann das weitere
Stößelteil 25 im Notfall um mindestens 25 mm in Richtung z nach unten verlagert werden,
ohne das hierbei das Kolbenteil 55 bzw. die Antriebseinrichtung 27 bewegt werden müssen.
Hierdurch Zeit wird gewonnen, bis die eigentliche Überlastsicherungseinheit aktiviert
werden kann.
[0061] Insofern stellt die Pneumatikfedereinrichtung 52 insgesamt einen Reaktionsweg 59
von 25 mm bereit. Dieser Reaktionsweg 59 ist somit mittels der Höhe 58 der Druckkammer
57 zwischen einem Kolbenboden 60 des Kolbenteils 55 und einer Zylindergehäusestirnwand
61 des Zylindergehäuses 54 gebildet. Die Druckkammer 57 und insbesondere der Kolbenboden
60 befinden sich in einer durch das Zylindergehäuse 54 insgesamt ausgebildeten Kavität
62.
[0062] Das Zylindergehäuse 54 ist hierbei in einer Führungsbuchse 63 der Unterwerkzeugeinheit
13 unabhängig von dem Kolbenteil 55 verschieblich geführt. Somit kann das gesamte
Zylindergehäuse 54 während eines Bearbeitungsvorgangs in Richtung z nach unten auf
die Antriebseinrichtung 27 zu bewegt werden. Hierbei muss sich das Kolbenteil 55 nicht
entsprechend mit dem Zylindergehäuse 54 verlagern.
[0063] Dennoch ist das Zylindergehäuse 54 mittels des Kolbenteils 55 gegenüber der Unterwerkzeugeinheit
13 verlagerbar, da der Kolbenboden 60 mit einem Schulterbereich 64 des Zylindergehäuses
54 derart wechselwirken kann, dass das Zylindergehäuse 54 von dem Kolbenteil 55 mitgeschleppt
wird, wenn das Kolbenteil 55 in Richtung z nach unten auf das Bodenfundament 14 zu
bewegt wird.
[0064] An dem Zylindergehäuse 54 ist das Stößelteil 25 durch Stegelemente 65 (hier nur exemplarisch
beziffert) beabstandet von der Zylindergehäusestirnwand 61 angeordnet, wobei die Stegelemente
65 durch Bohrungen 66 (hier nur exemplarisch beziffert) einer Oberseitenplatte 67
der Unterwerkzeugeinheit 13 geführt sind.
[0065] Insbesondere aufgrund der komplexeren Bewegungsabläufe der Gegenhalteeinrichtung
24 ist es sinnvoll, diese Bewegungsabläufe in zwei Phasen zu unterteilen.
[0066] Die erste Phase des Gegenhaltens kann man als "Ziehkissen-Phase" bezeichnen. Nachdem
die Oberwerkzeugeinheit 8 ihren unteren Totpunkt durchfahren hat, beginnt dann die
zweite Phase des Auswerfens. Eine ausreichend hohe Anforderung an die Gegenhalteeinrichtung
24 sind mit einer Gegenhaltekraft von 300 kN (= 30 t), mit einem Hub von 25 mm und
mit einer Synchronität zu der Oberwerkzeugeinheit 8 bei einer Pressenhubzahl von max.
60 Hübe pro min (bezogen auf die Standard-Kinematik, ohne Modifikation der Stößelverlaufskurve).
[0067] Gemäß der Darstellungen der Figuren 2A bis 2D sind beispielhaft vier Stellungen am
Beispiel der Gegenhalteeinrichtung 24 während verschiedener ordnungsgemäß verlaufender
Betriebszustände gezeigt. Die gleichen mechanischen Gegebenheiten gelten vorzugsweise
auch für die Niederhalteeinrichtung 20.
[0068] In der in der Figur 2A gezeigten Ausgangsstellung liegt das weitere Stößelteil 25
an der Unterseite des Blechbands 19 an. Hierzu wurde die weitere Antriebseinrichtung
27 derart eingestellt, dass das Zylindergehäuse 54 mittels des Kolbenteils 55 in Richtung
z auf die Oberwerkzeugeinheit 8 zu bewegt wurde. Hierbei wurde das sich in der Druckkammer
57 befindliche Druckmittel 56 derart komprimiert, dass das Kolbenteil 55 in der Kavität
62 um 5 mm in Richtung der Zylindergehäusestirnwand 61 verschoben ist, wodurch die
Druckkammer 57 entsprechend verkleinert ist. Hierbei liegt die Oberkante des Zylindergehäuses
54 - und damit indirekt auch der mit dem Zylindergehäuse 54 fest verbundene Gegenhalter
26 - an einem Anschlag 68 an. Insbesondere die Stickstofffeder 53, welche sogleich
eine mechanische Überlastsicherung ausgestaltet, ist hierbei somit um 5 mm eingefedert.
[0069] Verfährt nun die Oberwerkzeugeinheit 8 in Richtung der Unterwerkzeugeinheit 13, bewegt
sich das Kolbenteil 55 um diese 5 mm nach unten, bis der Kolbenboden 60 an den Schulterbereich
64 gelangt (siehe Figur 2B). Bei dieser Aktion verbleibt das weitere Stößelteil 25
jedoch unverändert in seiner zuvor eingenommenen Position (siehe Figur 2A), da sich
das Kolbenteil 55 bis dahin noch frei in der Kavität 62 bewegen konnte. Der Druck
des Druckmittels 56 in der Druckkammer 57 ist derart hoch, dass sich das weitere Stößelteil
25 trotz der Vergrößerung der Druckkammer 57 nicht messbar oder nur vernachlässigbar
gering gegenüber dem Blechband 19 bewegt. Insofern liegt die Oberkante des Zylindergehäuses
54 weiter an dem Anschlag 68 an. Im Wesentlichen verlaufen die Bewegungen des weiteren
Stößelteils 25 und der Oberwerkzeugeinheit 8 bis hierher asynchron zueinander.
[0070] Gemäß der Stellung nach der Figur 2B erreicht das Werkzeugteil 9 der Oberwerkzeugeinheit
8 nun das Blechband 19. Erst zu Beginn des Schneidprozesses wird nun das weitere Stößelteil
25 unter Umgehung der weiteren Antriebseinrichtung 27 synchron mit dem Schneidstempel
10 nach unten bewegt. In diesem Zusammenhang kann die Pneumatikfedereinrichtung 52
als "Ziehkissen" dienen.
[0071] Erst nach diesen 5 mm "Leerhub" kann das weitere Stößelteil 25 unmittelbar durch
die weitere Antriebseinrichtung 27 nach unten bewegt werden (siehe Figuren 2C und
2D).
[0072] Gemäß der weiteren Stellung nach der Figur 2C wird ein Butzen 17 aus dem Blechband
19 ausgeschnitten, wobei das weitere Stößelteil 25 anschließend durch die Antriebseinrichtung
27 weiter nach unten verlagert wird. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass das
Zylindergehäuse 54 durch das Kolbenteil 55 mitgeschleppt wird.
[0073] Gemäß der unteren Stellung nach der Figur 2D befindet sich das weitere Stößelteil
25 in seiner untersten Lage, aus welcher es mittels der Antriebseinrichtung 27 wieder
in Richtung z auf die Oberwerkzeugeinheit 8 zu bewegt wird. Hierbei wird das Druckmittel
56 in der Druckkammer 57 wieder gemäß der vorbeschriebenen Weise komprimiert und der
Zyklus beginnt wieder von vorne.
[0074] Gemäß der Darstellung nach der Figur 3 ist beispielhaft die Funktion der Antriebseinrichtungen
23 bzw. 25 vereinfacht anhand eines Schubkurbeltriebs 75 mit r - Radius der Kurbel
76 (Exzentrizität) [mm]; l - Länge des Pleuels 51 [mm]; z - Hub des Stößelteils 25
[mm]; α - Drehwinkel der Kurbel 76 [°] und λ - Verhältnis zwischen Kurbellänge und
Pleuellänge veranschaulicht.
[0075] Hierbei gilt folgende Beziehung:

[0076] Für die Stößelposition z ergibt sich anhand der Abmessungen des Schubkurbeltriebs
75 und dem Drehwinkel
α die Beziehung

[0077] Mit Hilfe der bekannten Beziehung

und einem Umstellen von [3.1] nach sin
β kann cos
β folgendermaßen dargestellt werden:

[0078] Durch Einsetzen von Gleichung [3.4] in Gleichung [3.2] ergibt sich für den Stößelhub

[0079] Mit der Abkürzung

für das Schubstangenverhältnis folgt:

[0080] Die Berechnung des Stößelteilhubs nach Gleichung [3.6] ergibt positive Werte für
z. Für die Berechnung der Stößelposition des Auswerfens ist ein negativer Wert jedoch
sinnvoller. Daher wird die rechte Seite der Gleichung [3.6] mit -1 multipliziert.
[0081] Gemäß der Darstellung nach Figur 4 ist nun ein Diagramm 78 der Kinematik bezüglich
eines Auswerfens für r = 12,5 mm und l = 252,5 mm gezeigt.
[0082] Für den in der Figur 5 gezeigten Funktionsablauf während eines Bearbeitungsvorgangs
an der Pressenvorrichtung 1 gilt insbesondere die Annahme, dass sich die Gegenhalteeinrichtung
24 in der Unterwerkzeugeinheit 13 und die Niederhalteeinrichtung 20 in der Oberwerkzeugeinheit
8 befinden. Für die Eingabe von Positionswerten und für die Berechnung der Auswerferverfahrkurve
wird weiter angenommen, dass das weitere Stößelteil 25 in Strecklage (im oberen Totpunkt)
bei
α = 0° steht. Das bedeutet, die Oberkante 80 des weiteren Stößelteils 25 steht bündig
mit der Unterwerkzeugeinheit 13 bzw. dem Werkzeug. Ist die Gegenhalteeinrichtung 24
vollkommen abgesenkt (unterer Totpunkt), befindet er sich bei
α = 180°;
s = - 25
mm. Für die Ermittlung der Niederhalteverfahrkurve ist es sinnvoller mit einer positiven
Kinematik zu arbeiten. In der Strecklage ist das Stößelteil 21 vollkommen ausgefahren
und steht bei
α = 0°;
s = + 25
mm. Bei einem Kurbelwinkel von
α = 180° steht das Stößelteil 21 bündig mit der Niederhalteeinrichtung 20.
[0083] Die Geschwindigkeit des jeweiligen Stößels wird mit
α =
ω * t durch die Ableitung des Hubes nach der Zeit berechnet.

[0084] Mit [3.6] folgt hieraus

[0085] Als Näherung kann die Geschwindigkeit folgendermaßen berechnet werden.

[0086] Das Drehmoment an der Antriebswelle bei vorgegebener Last wird näherungsweise mit

berechnet.
[0087] Die Gleichung [3.10] beschreibt nur das geforderte Moment, welches die Last auf den
Antrieb ausübt. Für die Auslegung des Antriebs muss zusätzlich das Beschleunigungsmoment
berücksichtigt werden.
[0088] Wie bereits eingangs erwähnt, kann die Funktion der Gegenhalteeinrichtung 24 in zwei
getrennte Phasen unterteilt werden. Die erste Phase ist die "ZiehkissenPhase", in
welcher die Gegenhalteeinrichtung 24 ab einer definierten Position synchron zu der
Bewegung der Oberwerkzeugeinheit 8 ausweicht und dem Werkzeugteil 9 bzw. dem Werkstück
18 als Gegenhalter dient. Die zweite Phase ist die "Auswerf-Phase". Mit Erreichen
des unteren Totpunktes der Oberwerkzeugeinheit 8 ist die erste Phase beendet. Vorteilhafterweise
ist vorgesehen, dass die Gegenhaltereinrichtung 24 in der bis dahin erreichten Position
verweilt, bis der definierte Startwinkel (Kurbelwinkel der Pressenvorrichtung 1) zum
Beginn der Auswerfphase erreicht ist.
[0089] Für die Auswurfbewegung wird die Bewegungsrichtung der Gegenhalteeinrichtung 24 umgedreht.
Die Auswerf-Phase ist spätestens mit Erreichen des oberen Totpunktes der Pressenvorrichtung
1 beendet. Der Bewegungsablauf der Gegenhalteeinrichtung 24 beginnt mit Start der
Pressenvorrichtung 1 im oberen Totpunkt. Die definierte Position, ab welcher die Gegenhalteeinrichtung
24 synchron zu der Oberwerkzeugeinheit 8 sein muss, beschreibt die Position des Stößels
vor dem unteren Totpunkt. Bei einer Pressenhubzahl von 60 Hüben pro min und einer
Auftreffposition von 10 mm, benötigt die Oberwerkzeugeinheit 8 ca. 0,4 Sekunden, bis
sie die Position erreicht hat. In dieser Zeit muss die Gegenhalteeinrichtung 24 auf
eine Position von -5 mm gefahren sein.
[0090] Gemäß der Darstellung nach der Figur 6 sind in einem Koordinatensystem 90 beispielhaft
Funktionskennlinien am Beispiel des weiteren Stößelteils 25 bzw. des diesbezüglichen
Gegenhalters 26 im Zusammenhang mit dem Stößelteil 21 bzw. des diesbezüglichen Schneidstempels
10 gezeigt. Hierbei ist an der Abszissenachse 91 des Koordinatensystems 90 der Kurbelwinkel
der jeweiligen Antriebseinrichtung 23 bzw. 27 abgetragen. An der Ordinatenachse 92
sind der Weg 93 des Gegenhalters 26 einerseits und der Weg 94 des Schneidstempels
10 andererseits abgetragen.
[0091] Gut zu erkennen ist, dass der Gegenhalter 26 mittels der weiteren Antriebseinrichtung
27 bis in die Position 95 hineinverlagert wird, um anschließend mittels der Pneumatikfedereinrichtung
52 der Überbrückungsmittel 50 um weitere 5 mm angehoben und hierbei gegen die Unterseite
des Werkstücks 18 gedrückt zu werden (vgl. Figur 2A). Wird nun von oben der Schneidstempel
10 auf das Werkstück 18 zu bewegt (vgl. Figur 2B), ist der Gegenhalter 26 bereits
zu Beginn 96 des Schneidprozesses auf die Geschwindigkeit des Schneidstempels 10 unter
Umgehung der eigentlichen weiteren Antriebseinrichtung 27 aufsynchronisiert, bis zu
dem Zeitpunkt 97, an welchem der Schneidstempel 10 wieder nach oben bewegt wird. Anschließend
kann der Gegenhalter 26 eine frei programmierbare Auswerferbewegung 98 durchlaufen,
wobei der Gegenhalter 26 hierbei durch die weitere Antriebseinrichtung 27 angetrieben
wird.
[0092] Es versteht sich, dass es sich bei dem vorstehend erläuterten Ausführungsbeispiel
lediglich um eine erste Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Pressenvorrichtung 1 handelt.
Insofern beschränkt sich die Ausgestaltung der Erfindung nicht auf dieses Ausführungsbeispiel.
Bezugszeichenliste:
[0093]
- 1
- Pressenvorrichtung
- 2
- Kniehebelpresse
- 3
- Präzisionsschneid- und Umformpresse
- 4
- Servo-Kniehebelantrieb
- 5
- Pressenständer
- 6
- Oberseite
- 7
- Pressenstößel
- 8
- Oberwerkzeugeinheit
- 9
- Werkzeugteil
- 10
- Schneidstempel
- 11
- Unterseite
- 12
- Pressentisch
- 13
- Unterwerkzeugeinheit
- 14
- Bodenfundament
- 15
- weiteres Werkzeugteil
- 16
- Matrize
- 17
- Butzen
- 18
- Werkstück
- 19
- Blechband
- 20
- Niederhalteeinrichtung
- 21
- Stößelteil
- 22
- Niederhalter
- 23
- Antriebseinrichtung
- 24
- Gegenhalteeinrichtung
- 25
- weiteres Stößelteil
- 26
- Gegenhalter
- 27
- weitere Antriebseinrichtung
- 28
- Exzentertrieb
- 29
- weiterer Exzentertrieb
- 30
- Motor
- 31
- weiterer Motor
- 33
- Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung
- 35
- EtherCAT-Verbindungen
- 38
- PROFIBUS
- 39
- Pressensteuerungseinheit
- 40
- Visualisierungseinheit
- 41
- motorinterne Drehgeber
- 42
- weitere Drehgeber
- 44
- Achssteuerung
- 45
- Realtime-Ethernet-Verbindung
- 50
- Überbrückungsmittel
- 51
- Pleuel
- 52
- Pneumatikfedereinrichtung
- 53
- Stickstofffeder
- 54
- Zylindergehäuse
- 55
- Kolbenteil
- 56
- Druckmittel
- 57
- Druckkammer
- 58
- Höhe
- 59
- Reaktionsweg
- 60
- Kolbenboden
- 61
- Zylindergehäusestirnwand
- 62
- Kavität
- 63
- Führungsbuchse
- 64
- Schulterbereich
- 65
- Stegelemente
- 66
- Bohrungen
- 67
- Oberseitenplatte
- 68
- Anschlag
- 75
- Schubkurbeltrieb
- 76
- Kurbel
- 78
- Diagramm
- 80
- Oberkante
- 90
- Koordinatensystem
- 91
- Abszissenachse
- 92
- Ordinatenachse
- 93
- Weg
- 94
- Weg
- 95
- Position
- 96
- Beginn
- 97
- Zeitpunkt
- 98
- Auswerferbewegung
- x
- Förderrichtung
- z
- vertikale Richtung
1. Pressenvorrichtung (1), insbesondere Kniehebelpresse (2), zum Bearbeiten eines Werkstücks
(18) mit einer Unterwerkzeugeinheit (13) und mit einer hierzu verfahrbaren Oberwerkzeugeinheit
(8), bei welcher die Oberwerkzeugeinheit (8) eine Niederhalteeinrichtung (20) mit
einem Stößelteil (21), mittels welchem das zu bearbeitende Werkstück (18) gegenüber
der Unterwerkzeugeinheit (13) niederhaltbar ist, und die Unterwerkzeugeinheit (13)
eine Gegenhalteeinrichtung (24) mit einem weiteren Stößelteil (25), mittels welchem
das zu bearbeitende Werkstück (18) gegen ein Werkzeugteil (9) der Oberwerkzeugeinheit
(8) gegenhaltbar ist, umfassen, wobei die Stößelteile (21, 25) jeweils mittels einer
Antriebseinrichtung (23, 27) gegenüber der Oberwerkzeugeinheit (8) und/oder der Unterwerkzeugeinheit
(13) verlagerbar sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Gegenhalteeinrichtung (24) und/oder die Niederhalteeinrichtung (20) Überbrückungsmittel
(50) zum Überbrücken einer Beschleunigungsphase der jeweiligen Antriebseinrichtung
(23, 27) umfassen, in welcher die jeweilige Antriebseinrichtung (23, 27) auf die jeweilige
Stößelgeschwindigkeit beschleunigbar ist.
2. Pressenvorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) eine Pneumatikfedereinrichtung (52) umfassen.
3. Pressenvorrichtung (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Pneumatikfedereinrichtung (52) eine Stickstofffeder (53) umfasst.
4. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) einen Reaktionsweg (59) von mehr als 10 mm oder von
mehr als 20 mm, vorzugsweise von 25 mm, umfassen.
5. Pressenvorrichtung (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsweg (59) mittels einer mit einem Druckmittel (56) gefüllten Druckkammer
(57) zwischen einem Kolbenboden (60) des Kolbenteils (55) und einer Zylindergehäusestirnwand
(61) des Zylindergehäuses (54) gebildet ist.
6. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) zwischen dem Stößelteil (21, 25) und der Antriebseinrichtung
(23, 27) angeordnet sind.
7. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) ein Zylindergehäuse (54) und ein hierin geführtes Kolbenteil
(55) aufweisen, wobei an dem Zylindergehäuse (54) das Stößelteil (21, 25) angeordnet
ist.
8. Pressenvorrichtung (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Stößelteil (21, 25) durch Stegelemente (64) beabstandet von der Zylindergehäusestirnwand
(61) an dem Zylindergehäuse (54) angeordnet ist.
9. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) ein Zylindergehäuse (54) und ein hierin geführtes Kolbenteil
(55) aufweisen, wobei das Zylindergehäuse (54) in der Unterwerkzeugeinheit (13) in
Pressrichtung der Oberwerkzeugeinheit (8) verlagerbar angeordnet ist.
10. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) ein Zylindergehäuse (54) und ein hierin geführtes Kolbenteil
(55) aufweisen, wobei das Zylindergehäuse (54) in einer Führungsbuchse (63) der Oberwerkzeugeinheit
(8) oder der Unterwerkzeugeinheit (13) verschieblich geführt ist.
11. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) ein Zylindergehäuse (54) und ein hierin geführtes Kolbenteil
(55) aufweisen, wobei das Zylindergehäuse (54) mittels des Kolbenteils (55) gegenüber
der Oberwerkzeugeinheit (8) oder der Unterwerkzeugeinheit (13) verlagerbar ist.
12. Pressenvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Überbrückungsmittel (50) ein Zylindergehäuse (54) und ein hierin geführtes Kolbenteil
(55) aufweisen, wobei das Kolbenteil (55) an einem Pleuelteil (51) eines Exzentertriebs
(28, 29) der Antriebseinrichtung (23, 27) angeordnet ist.