[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Ballenpresse, vornehmlich auf eine Ballenpresse
mit einer horizontal bewegbaren Pressplatte, zum Verpressen von losem Material, z.
B. von Papier, Kartonagen, Kunststoffabfällen, PET-Flaschen und Metalldosen u. ä.
Abfall. Die Ballenpresse umfasst ein Gehäuse und einen Presskanal mit einer Einfüllöffnung
für das lose Material, eine im Presskanal über eine vorgegebene Pressweglänge hinweg
verschiebbare Pressplatte, und eine elektro-hydraulische Einrichtung zur Erzeugung
einer Presskraft und zur Verschiebung der Pressplatte zwecks Übertragung der Presskraft
auf das eingefüllte Material.
[0002] Ballenpressen mit einer horizontal bewegbaren Pressplatte sind an sich bekannt. Sie
werden eingesetzt, um vorwiegend Verpackungsmaterial aus Pappe und Karton, aber auch
Schnittgut aus Aktenvernichtern, Kunststoffabfälle, PET-Flaschen und textiles Fasermaterial
zu verdichten, um dieses Platz sparend transportieren, zwischenzulagern und einer
Wiederverwendung als Wertstoff zuführen zu können.
[0003] Es sind verschiedene Bauarten von horizontal arbeitenden Ballenpressen verbreitet,
darunter horizontale Kanalballenpressen und horizontale Gegenplattenpressen, denen
auch der Gegenstand des vorliegenden Schutzrechtes zuzuordnen ist. Hierbei wird mittels
einer in horizontaler Richtung verschiebbaren, vorzugsweise elektro-hydraulisch angetriebenen
Pressplatte das in den Presskanal, welcher bei Gegenplattenpressen auch Presskasten
genannt wird, eingefüllte Material durch den Einfüllbereich hindurch in einen Pressraum
vorgeschoben und dort unter Einwirkung der Presskraft zu meist quaderförmigen Ballen
verdichtet.
[0004] Ein Problem bei Ballenpressen dieser Art besteht darin, dass aufgrund der inhomogenen
Festigkeitseigenschaften des zu verpressenden Materials während des Pressvorgangs
Gegenkräfte auf die Pressplatte einwirken, die zeitlich und örtlich variieren. Das
hat zur Folge, dass sich die räumliche Ausrichtung der Pressplatte in Relation zur
Pressrichtung ändert, sofern die Pressplatte nicht ausreichend stabil gehalten und
geführt ist. Selbst solide ausgeführte mechanische Halterungen und Führungen unterliegen
aufgrund stetiger Wechselbeanspruchung einem erheblichen Verschleiß, der zu Betriebsausfällen
führt oder zumindest aufwendige vorbeugende Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen
erfordert.
[0005] In der
DE 37 34 555 A1 ist eine Ballenpresse beschrieben, bei der ein Pressenstempel mit einem Antrieb gekoppelt
ist, der aus zwei oder mehreren achsparallel nebeneinander angeordneten Zylindern
vorzugsweise gleichen Durchmessers besteht, von denen ein Zylinder oder eine Gruppe
aus mehreren Zylindern ortsfest abgestützt ist und ein Joch gemeinsam mit dem Pressenstempel
verschiebt. An dem Joch ist ein weiterer Zylinder oder eine Gruppe weiterer Zylinder
abgestützt und verschiebt den Pressenstempel. Joch und Pressenstempel sind innerhalb
eines Pressengehäuses mechanisch mittels Stützlagern geführt. Der erste Zylinder bzw.
die erste Gruppe aus mehreren Zylindern dient zum Verpressen des Materials zu Ballen,
der weiterer Zylinder bzw. die Gruppe weiterer Zylinder dient zum Ausschieben des
fertig gepressten Ballens.
[0006] Die Begriffe Pressplatte und Pressenstempel gelten im Sinne der Erfindung als synonym.
[0007] Die
DE 10 2009 053 134 B4 beschreibt ebenfalls eine Ballenpresse zum Verpressen von Kartonagen und ähnlichen
Abfallprodukten zu quaderförmigen Ballen. Die Antriebseinrichtung für den Pressenstempel
umfasst zwei Gruppen achsparalleler Zylinder, von denen eine erste, am Pressengehäuse
abgestützte Gruppe zum Verschieben eines Wagens gemeinsam mit dem Pressenstempel über
eine erste Teilstrecke des Pressweges hinweg und die zweite, am Wagen abgestützte
Gruppe zum Verschieben des Pressenstempels über eine zweite Teilstrecke des Pressweges
hinweg vorgesehen ist. Ein weiterer, am Pressenstempel abgestützter Zylinder dient
zum Ausschieben des fertig gepressten Ballens. Wagen und Pressenstempel sind innerhalb
des Pressengehäuses mechanisch geführt.
[0008] Von diesem Stand der Technik ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Ballenpresse der vorbeschriebenen Art so weiterzubilden, dass die Stabilität
der Ausrichtung des Pressenstempels bzw. der Pressplatte weitestgehend unabhängig
von mechanischen Halterungen oder Führungen gewährleistet ist.
[0009] Erfindungsgemäß ist bei einer Ballenpresse der eingangsbeschriebenen Gattung, nämlich
umfassend
- einen Presskanal oder Presskasten mit einer Einfüllöffnung für das lose Material,
- eine im Presskanal über eine vorgegebene Pressweglänge Lges hinweg verschiebbar angeordnete Pressplatte, die eine in Kontakt mit dem zu verpressenden
Material stehende Pressfläche aufweist, sowie
- mehrere, mit elektro-hydraulischen Antriebsaggregaten gekoppelte Hydraulikzylinder,
- zur Erzeugung einer Presskraft,
- zum Vorschieben der Pressplatte über die Pressweglänge Lges hinweg zwecks Einleitung der
Presskraft in das eingefüllte Material, und
- zur Rückführung der Pressplatte in eine Ausgangsposition,
ein Kontroll- und Regelsystem vorgesehen, das ausgebildet ist zur Kontrolle und Konstanthaltung
der räumlichen Ausrichtung der Pressfläche während des Vorschiebens der Pressplatte
über die gesamte Pressweglänge L
ges hinweg.
[0010] In einer ersten, bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Ballenpresse weist
das Kontroll- und Regelsystem auf
- eine Distanz-Messeinrichtung zur sequentiellen Messung der Ist-Abstände zwischen mindestens
drei kollinearen Messpunkten auf der sich verschiebenden Pressfläche und gestellfesten
Referenzpunkten, die die Sollausrichtung der Pressfläche definieren,
- eine Messergebnis-Auswertung zur Ermittlung von Abweichungen der Ist-Abstände von
vorgegebenen Soll-Abständen, und
- eine mit den Antriebsaggregaten verbundene Steuerschaltung zur Variation der Antriebsleistung
zwecks Ausgleichs von Differenzen zwischen Ist- und Soll-Abständen mittels der Hydraulikzylinder
in Echtzeit.
[0011] Die Messung der Abstände zwischen den Messpunkten und den Referenzpunkten ist bevorzugt
optisch durch Laufzeitmessung, Lasertriangulation oder Auswertung der Phasenlage reflektierter
Laserstrahlung vorgesehen. Im Rahmen der Erfindung liegt jedoch auch eine Abstandmessung
mittels Potentiometer, mit magnetischen Sensoren, pneumatische Längenmessung oder
auf der Basis von Wirbelstrommessungen.
[0012] Bei einer anderen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Ballenpresse ist ein Kontroll-
und Regelsystem vorgesehen, bei dem die elektro-hydraulischen Antriebe und die zugeordneten
Hydraulikzylinder zwecks Kompensation von Differenzen der auf die einzelnen Hydraulikzylinder
während des Verpressens einwirkenden Gegenkräfte
- über ein Gleichlaufregelsystem und/oder
- über ein Positionsregelsystem miteinander verknüpft sind, so dass
die Ausrichtung der Pressplatte, insbesondere ihrer Pressfläche, relativ zur Pressrichtung
während der Verschiebung über die gesamte Pressweglänge L
ges hinweg konstant ist.
[0013] Bei dem Gleichlaufregelsystem beispielsweise ist die Konstanthaltung der räumlichen
Ausrichtung der Pressplatte auf der Basis von Messungen der Gegenkräfte vorgesehen,
die an den Anlenkposition der Kolbenstangen auf die Pressplatte wirken. In Abhängigkeit
von den Messergebnissen erfolgt eine Druckregulierung in den Hydraulikkreisläufen
zwecks Vermeidung von Vorschub-Differenzen und damit von Verkantungen der Pressplatte.
[0014] Bei dem Positionsregelsystem beispielsweise ist die Konstanthaltung der räumlichen
Ausrichtung der Pressplatte vorgesehen auf der Basis von Wegmessungen an den Kolbenstangen
der Hydraulikzylinder und Druckregulierungen in den Hydraulikkreisläufen in Abhängigkeit
von den Ergebnissen der Wegmessungen so, dass Positionsfehler ausgeregelt werden.
Dabei kann einer der Hydraulikzylinder eine Masterfunktion in Bezug auf den Vorschub
je Zeiteinheit übernehmen, während den übrigen Hydraulikzylindern eine Slave-Funktion
zukommt.
[0015] Bevorzugt ist erfindungsgemäß in den Ausführungsformen des Kontroll- und Regelsystems
jedem Hydraulikzylinder, insbesondere einer Gruppe von Hydraulikzylindern, ein gesondertes
Antriebsaggregat zugeordnet, und jedes Antriebsaggregat weist eine Hydraulikpumpe
und einen Frequenzumrichter auf.
[0016] Weiterhin bevorzugt sind die Hydraulikzylinder gruppenweise parallel geschaltet,
wobei eine erste Gruppe parallel geschalteter Hydraulikzylinder, vorzugsweise zur
Erzeugung und Übertragung der Presskraft auf eine verschiebbare Zwischenplatte, vorgesehen
ist. Die Zwischenplatte ist gemeinsam mit der Pressplatte um eine erste Teilpressweglänge
L
1 verschiebbar. Eine zweite Gruppe parallel geschalteter Hydraulikzylinder ist vorzugsweise
zur Erzeugung und Übertragung der Presskraft auf die Pressplatte vorgesehen, wobei
die Pressplatte relativ zur Zwischenplatte um eine zweite Teilpressweglänge L
2 verschiebbar ist. Es gilt, dass die erste Teilpressweglänge L
1 plus die zweite Teilpressweglänge L
2 gleich der Pressweglänge L
ges sind.
[0017] Die Zwischenplatte ist nach ihrer Verschiebung um die erste Teilpressweglänge L
1 infolge der von der ersten Gruppe von Hydraulikzylindern erzeugten Kraft in ihrer
Position fixiert, so dass sich die zweite Gruppe zwecks Vorschubs allein der Pressplatte
von der Zwischenplatte abstützen kann.
[0018] Die Hydraulikzylinder der ersten Gruppe sind vorzugsweise die Zwischenplatte einschließlich
der Pressplatte in Pressrichtung drückend bzw. schiebend angeordnet, und die Hydraulikzylinder
der zweiten Gruppe sind die Pressplatte in Pressrichtung ebenfalls drückend bzw. schiebend
angeordnet. Allerdings liegen auch Ausführungsformen im Rahmen der Erfindung, bei
denen die Hydraulikzylinder der ersten Gruppe die Zwischenplatte einschließlich der
Pressplatte in Pressrichtung ziehend und/oder die Hydraulikzylinder der zweiten Gruppe
die Pressplatte in Pressrichtung ziehend angeordnet sind.
[0019] Die erste Gruppe von Hydraulikzylindern kann beispielsweise vier parallel geschaltete
Hydraulikzylinder umfassen, während die zweite Gruppe drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder
umfasst. Nach einer anderen Ausführungsvariante umfasst die erste Gruppe von Hydraulikzylindern
drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder, während die zweite Gruppe von Hydraulikzylindern
vier parallel geschaltete Hydraulikzylinder umfasst.
[0020] In einer weiteren Ausführungsvariante sind in der ersten Gruppe von Hydraulikzylindern
und in der zweiten Gruppe von Hydraulikzylindern eine gleiche Anzahl von Hydraulikzylindern
vorgesehen; erfindungsgemäß sollte jedoch die erste Gruppe von Hydraulikzylindern
wenigstens drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder und die zweite Gruppe von Hydraulikzylindern
ebenfalls wenigstens drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder aufweisen.
[0021] Es kann ein weiterer mit der Pressplatte verbundener Hydraulikzylinder vorhanden
sein, ausgebildet zum Ausschieben eines nach Erreichen der Pressweglänge L
ges fertig gepressten Ballens aus dem Presskanal heraus, vorzugsweise bei einer horizontalen
Ballenpresse in Ausführung als sogenannte Presskasenpresse. Bei dieser Art von Ballenpressen
wird die ausgangsseitige Öffnung des Presskanals für den Pressvorgang mit einer verschiebbaren
oder schwenkbaren Tür verschlossen. Die geschlossene und verriegelte Tür hat die Funktion
einer Gegenplatte im Pressvorgang.
[0022] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von, die Erfindung jedoch nicht einschränkenden,
Ausführungsbeispielen näher erläutert. In den zugehörigen Zeichnungen zeigen in schematischen
Darstellungen:
- Fig. 1
- die vereinfachte perspektivische Darstellung einer Ballenpresse, mit einer horizontal
verschiebbaren Pressplatte, nach Stand der Technik bei seitlicher Blickrichtung auf
den Presskanal mit Einfüllöffnung und auf die Pressplatte, hier in ihrer Ausgangsposition
vor Beginn des Pressvorgangs, in Ausführung als Kanalballenpresse;
- Fig. 2
- die perspektivische Darstellung einer horizontal arbeitenden Ballenpresse nach Fig.1
hier in Ausführung als Presskasten-Ballenpresse, mit gleicher Blickrichtung, jedoch
mit Blick in das Innere des Pressengehäuses und Anordnung der Hydraulikzylinder gemäß
der Erfindung;
- Fig. 3
- die Presskasten-Ballenpresse nach Fig.2 in einer nichtperspektivischen Seitenansicht
mit Darstellung der Pressweglänge von der Ausgangsposition der Pressplatte bis zu
ihrer Position bei einem fertig gepressten Ballen;
- Fig. 4
- eine Sicht von der Rückwand der Ballenpresse nach Fig. 2 aus auf die Rückseite der
Pressplatte und die dahinter entgegengesetzt zur Pressrichtung liegende Zwischenplatte
und Darstellung der Ankopplung einer ersten Gruppe von parallel geschalteten Hydraulikzylindern
an die Pressplatte und einer zweiten Gruppe von parallel geschalteten Hydraulikzylindern
an die Zwischenplatte;
- Fig. 5
- die perspektivische Darstellung einer Ballenpresse in Ausführung als Kanalballenpresse
nach Fig. 1, jedoch mit Anordnung der Antriebselemente nach der Erfindung gemäß Fig.
2, hier jedoch bei ausgefahrenen Kolbenstangen der Hydraulikzylinder der ersten Gruppe;
- Fig. 6
- die horizontal arbeitende Presskasten-Ballenpresse nach Fig. 3 in einer nichtperspektivischen
Seitenansicht und ausgefahrenen Kolbenstangen der Hydraulikzylinder der ersten Gruppe
einer Kanalballenpresse;
- Fig. 7
- die perspektivische Darstellung nach Fig. 5, hier jedoch bei zusätzlich ausgefahrenen
Kolbenstangen der Hydraulikzylinder der zweiten Gruppe, wobei sich die Pressplatte
in ihrer Position bei einem fertig gepressten Ballen befindet;
- Fig. 8
- die Presskasten-Ballenpresse nach Fig. 6 in einer nichtperspektivischen Seitenansicht,
bei der sich die Pressplatte in ihrer Position bei einem fertig gepressten Ballen
befindet;
- Fig. 9
- die perspektivische Darstellung einer Kanalballenpresse nach Fig. 5, hier jedoch bei
ausgefahrener Kolbenstange eines zusätzlichen Hydraulikzylinders zum Ausschieben des
letzten fertig gepressten Ballen einer Pressserie aus dem Presskanal;
- Fig. 10
- die Presskasten-Ballenpresse nach Fig. 8 in einer nichtperspektivischen Seitenansicht
bei der der fertig gepresste Ballen ausgestoßen wird;
- Fig. 11
- das Beispiel eines Hydraulikschaltplanes nach der Erfindung zum Betreiben von Ballenpressen
nach den Fig. 2 bis Fig. 10 mit Einzelansteuerung der Hydraulikzylinder, und
- Fig. 12
- ein Beispiel für die Anordnung der Bauteile des erfindungsgemäßen Kontroll- und Regelsystems,
in einer erfindungsgemäßen Ballenpresse horizontaler Bauart.
[0023] Aus Fig. 1 ist der prinzipielle Aufbau einer horizontal arbeitenden Ballenpresse
1, in Ausführung als Kanalballenpresse 11, nach Stand der Technik ersichtlich. Perspektivisch
dargestellt ist ein Blick seitlich von außen auf das Pressengehäuse 2, das u.a. den
Presskanal 3 umschließt. Das Pressengehäuse 2 weist eine Einfüllöffnung 4 auf, durch
die hindurch das zusammen zu pressende Material M (hier nicht dargestellt) in Einfüllrichtung
gemäß Pfeil in den Presskanal 3 einfüllbar ist. Im Inneren des Presskanals 3 befindet
sich die hier teilweise sichtbare Pressplatte 5 in ihrer Ausgangsposition, die in
Pressrichtung P verschiebbar und wieder in ihre Ausgangsposition zurückholbar ist.
[0024] Zwecks ergänzender Erläuterung des Antriebes der Pressplatte 5 der Kanalballenpresse
11 nach Fig. 1 zeigt Fig. 2 einen Blick in das Innere des seitlich geöffnet dargestellten
Pressengehäuses 2 einer horizontal arbeitenden Ballenpresse, welche hier in der Fig.
2 als horizontale Ballenpresse zweiter Bauart ausgeführt ist, und zwar als Presskasten-Ballenpresse
12. Ersichtlich sind hier der Presskanal 3, die Einfüllöffnung 4 und die Pressplatte
5 in ihrer Ausgangsposition zu Beginn des Pressvorgangs. Die Pressplatte 5 ist mit
ihrer Pressfläche 6 senkrecht zur Pressrichtung P ausgerichtet. Somit ist die Pressfläche
6 jeweils auch rechtwinklig zu jedem Abschnitt der Innenflächen des Presskanals 3,
entlang denen sich die Pressplatte während eines Presshubes vor und zurück bewegt,
angeordnet.
[0025] Der Presskanal 3 weist beispielhaft einen quadratischen oder rechteckigen Querschnitt
auf, den die Pressplatte 5 aufgrund ihrer geometrischen Gestaltung im Wesentlichen
ausfüllt, wobei sich die Dicke der Pressplatte 5 in Pressrichtung P erstreckt. Ein
dem Presskanal 3 abgewandter Raum 7, der sich von der Pressplatte 5 bis zu einer Wandung
8 erstreckt, die das Pressengehäuse 2 entgegengesetzt zur Pressrichtung P abschließt,
ist einer elektro-hydraulischen Einrichtung vorbehalten, die zur Erzeugung einer Presskraft
und zur Verschiebung der Pressplatte 5 zwecks Übertragung der Presskraft auf das eingefüllte
Material M ausgebildet ist. Die elektro-hydraulische Einrichtung weist mehrere Hydraulikzylinder
H11, H12 ... H1n sowie H21, H22 ... H2n (mit n > 2) auf, die gemäß der Erfindung zum
Teil gruppenweise parallel geschaltet sind (vgl. Fig. 3 bis Fig. 10).
[0026] Insbesondere bei Ausführung der horizontalen Ballenpresse als Presskasten-Ballenpresse
12, also eine horizontale Ballenpresse 1 mit Gegenplatte 10 am Ausgang des Presskanals
3, ist ein zusätzlicher Hydraulikzylinder H3 vorgesehen, dessen Funktion später noch
erläutert wird.
[0027] Als Hydraulikzylinder H11, H12 ... H1n; H21, H22 ... H2n; H3 werden beispielsweise
Differentialzylinder verwendet, die im Wesentlichen aus Gehäuse, Kolben, Kolbenstange
und Anschlüssen für ein Druckmedium bestehen, wobei sich die Kolbenstange bei Differentialzylindern
nur auf einer Seite der Kolbenfläche befindet.
[0028] Eine den Presskanal 3 in Pressrichtung P abschließende Wandung 10 - die auch als
Gegenplatte oder Tür 10 bezeichnet wird - nimmt während des Pressvorgangs die Presskraft
auf und wird nach Beendigung des Pressvorgangs zeitweilig entfernt, also verschoben
oder weg geschwenkt, so dass der fertig gepresste Ballen durch dieses nun offene Ende
des Presskanals 3 ausgeschoben werden kann (vgl. Fig. 10).
[0029] Eine Variante der gruppenweisen Anordnung parallel geschalteter Hydraulikzylinder
H11, H12 ... H1n; H21, H22 ... H2n wird nachfolgend anhand Fig. 3 erläutert. Diese
gruppenweise und erfindungsgemäße Anordnung dieser Hydraulikzylinder ist in Fig. 3
bei einer Presskasten-Ballenpresse 12 gezeigt. Diese gruppenweise und erfindungsgemäße
Anordnung dieser Hydraulikzylinder ist nach der Erfindung auch bei horizontalen Ballenpressen
in Ausführung als Kanalballenpressen 11 einsetzbar.
[0030] In Fig. 3 ist beispielhaft eine Pressweglänge L
ges angezeigt, um welche die Pressplatte 5 in Pressrichtung P zwecks Verdichtung des
in den Presskanal 3 eingefüllten Materials M zu Ballen vorzuschieben ist.
[0031] Eine erste Gruppe H1 aus parallel geschalteten Hydraulikzylindern H11, H12 ... H1n
ist zur Erzeugung der Presskraft und zu deren Übertragung auf eine Zwischenplatte
9 vorgesehen, die gemeinsam mit der Pressplatte 5 in Pressrichtung P verschiebbar
angeordnet ist. Dazu sind die Hydraulikzylinder H11, H12 ... H1n beispielsweise jeweils
mit ihrem Gehäuse an der Wandung 8 - der Rückwand - des Pressengehäuses 2 abgestützt,
während die Kolbenstangen mit der Zwischenplatte 9 verbunden sind. Bei ausgefahrenen
Kolbenstangen der Hydraulikzylinder H11, H12 ... H1n ist die Zwischenplatte 9 an der
Position am Ende der ersten Teilpressweglänge L
1 fixiert; vgl. hierzu auch Figur 6.
[0032] Die parallel geschalteten Hydraulikzylinder H21, H22 ... H2n einer zweiten Gruppe
sind ebenfalls zur Erzeugung der Presskraft und zu deren Übertragung auf die Pressplatte
5 vorgesehen, wobei diese Hydraulikzylinder H21, H22 ... H2n mit ihren Gehäusen an
der Zwischenplatte 9 befestigt/abgestützt sind, während die Kolbenstangen mit der
Pressplatte 5 verbunden sind. So ist die Pressplatte 5 mittels Hydraulikzylinder H21,
H22 ... H2n relativ zur fixierten Zwischenplatte 9 verschiebbar, siehe hierzu in Fig.
8.
[0033] Beim Betreiben nach Stand der Technik einer solchen Anordnung ist die Verschiebung
der Zwischenplatte 9 gemeinsam mit der Pressplatte 5 mittels der Hydraulikzylinder
H11, H12 ... H1n zunächst um eine erste Teilpressweglänge L
1 vorgesehen, wonach dann erst die Verschiebung der Pressplatte 5 mittels der Hydraulikzylinder
H21, H22 ... H2n um eine zweite Teilpressweglänge L
2 erfolgt. Die Summe aus erster Teilpressweglänge L
1 und zweiter Teilpressweglänge L
2 entspricht der gesamten Pressweglänge L
ges.
[0034] Hierbei besteht das bereits eingangs beschriebene Problem, dass sich während des
Vorschiebens der Pressplatte 5 mittels der Hydraulikzylinder H11, H12 ... H1n; H21,
H22 ... H2n; H3 die räumliche Ausrichtung der Pressplatte 5 in Bezug auf die Pressrichtung
P, insbesondere ihre Ausrichtung zu den betreffenden Abschnitten der Innenflächen
des Presskanals 3, ändern kann, was zum einen eine Verklemmung der Pressplatte 5 im
Presskanal 3 und damit eine Betriebsstörung der Ballenpresse 1 zur Folge hätte. Der
Grund dafür liegt, wie bereits beschrieben, in den inhomogenen Festigkeitseigenschaften
des zu verpressenden Materials M, wodurch der Pressplatte 5 Gegenkräfte entgegen wirken,
die zeitlich und - bezogen auf die Pressfläche 6 - örtlich variieren.
[0035] Um den im Stand der Technik bisher zwecks Stabilisierung der Pressplattenausrichtung
im Presskanal 3 bisher üblichen hohen Aufwand für mechanischen Führungen der Pressplatte
5 und/oder der Zwischenplatte 9 zu vermeiden oder zumindest zu verringern, ist nach
einem Aspekt der Erfindung ein Kontroll- und Regelsystem vorgesehen, mit einer Distanz-Messeinrichtung
30 zur sequentiellen Messung der Ist-Abstände zwischen mindestens drei kollinearen
Messpunkten 31, 32, 33 auf der Pressfläche 6 bzw. der sich verschiebenden Pressplatte
5 und gestellfesten Referenzpunkten 35, 36, 37, die Teil einer Referenzfläche sind
und so die Sollausrichtung der Pressfläche definieren. Eine beispielhafte Anordnung
dieser Messpunkte 31, 32, 33 und Referenzpunkte 35, 36, 37 an einer Ballenpresse nach
der Erfindung ist in den Figuren 6 gezeigt. Wegen der Übersichtlichkeit in dieser
Figur 6 wurden nur die Bezugszeichen 31 und 37 eingetragen. Die Lage der weiteren
Messpunkte und Referenzpunkte ist zwar in dieser Figur erkennbar, die zugehörigen
Bezugsziffern 32, 33 und 36, 37 sind dann in der Figur 12 angetragen.
[0036] Weiterhin sind eine Messergebnis-Auswertung zur Ermittlung von Abweichungen der Ist-Abstände
von vorgegebenen Soll-Abständen in einer Auswerteeinheit 34 und eine mit den Antriebsaggregaten
A1, A2, A3, A4 über Signalleitungen 41, 42, 43, 44 verbundene Steuerschaltung zur
Variation der Antriebsleistung zwecks Ausgleichs von Differenzen zwischen Ist- und
Soll-Abständen mittels der Hydraulikzylinder in Echtzeit vorgesehen, was schematisch
in der Figur 12 gezeigt ist. Die Referenzpunkte 35, 36, 37 sind mittels je einer Signalleitung
38, 39, 40 mit der Auswerteeinheit 34 verbunden.
[0037] Die Messung der Abstände zwischen den Mess- und den Referenzpunkten erfolgt bevorzugt
optisch durch Laufzeitmessung, Lasertriangulation oder Auswertung der Phasenlage reflektierter
Laserstrahlung.
[0038] Vorteilhaft ist jedem der Hydraulikzylinder H11, H12 ... H1n bzw. H21, H22 ... H2n
ein gesondertes Antriebsaggregat A1, A2 ... An zur separaten Ansteuerung zugeordnet
(vgl. Fig. 11). Jedes der Antriebsaggregate A1, A2 ... An weist eine Hydraulikpumpe
(ohne Bezugszeichen) sowie vorzugsweise einen Frequenzumrichter (ohne Bezugszeichen)
auf. Verursachen die während des Pressvorgangs differenziert auf die Pressplatte 5
einwirkenden Gegenkräften Abweichungen der Messergebnisse von den vorgegebenen Sollwerten,
werden diese Abweichungen ausgeglichen, indem durch Ansteuerung des jeweiligen Antriebsaggregates
A1, A2 ... An eine Änderung der Antriebsleistung z.B. durch Änderung des Druckes oder
Volumenstromes in dem entsprechenden Hydraulikkreislauf veranlasst wird zwecks Ausregelung
der Differenzen in Echtzeit, so dass die Ausrichtung der Pressplatte 5 relativ zur
Pressrichtung P und bezüglich den betreffenden Abschnitten der Innenflächen des Presskanals
3 erhalten bleibt.
[0039] In der Fig. 4 geht der Blick des Betrachters von der Rückwand 8 der Ballenpresse
11 bzw. 12 nach Fig. 2 bzw. Fig. 3 aus auf die Pressplatte 5 und auf die entgegengesetzt
zur Pressrichtung P dahinter, in der Figur davor liegenden Zwischenplatte 9.
[0040] Anhand einer schematischen Schnitt-Darstellung ist hier symbolisch die Anzahl und
Ankopplung, insbesondere die räumliche Lage der Kolbenstangen K11, K12, K13, K14 von
beispielhaft vier Hydraulikzylindern H11, H12, H13 und H14 der ersten Gruppe H1 und
der Kolbenstangen K21, K22, K23 von beispielhaft drei Hydraulikzylindern H21, H22
und H23 der zweiten Gruppe H2 gezeigt. Eine zentrisch angeordnete Kolbenstange K3
eines einzelnen Hydraulikzylinders H3 ist zum Ausschieben der fertig gepressten Ballen
in verlängerter Pressrichtung P aus dem Presskanal 3 heraus vorgesehen. Der Hydraulikzylinder
H3 ist an der Pressplatte 5 befestigt und in der Zwischenplatte 9 ist eine Ausnehmung
13 vorgesehen, durch welche der Hydraulikzylinder H3 zeitweilig hindurchreicht (vgl.
Fig. 3 oder Fig. 6 bis 9).
[0041] Fig. 5 zeigt wie bereits Fig. 2 einen Blick in das Innere des seitlich geöffnet perspektivisch
dargestellten Pressengehäuses 2 einer horizontal arbeitenden Ballenpresse 1, hier
einer Kanalballenpresse 11. Während aus Fig. 2 die Ausgangsposition der Pressplatte
5 zu Beginn des Pressvorgangs erkennbar ist, veranschaulicht Fig. 5 die Konstellation
die sich ergibt, nachdem die Kolbenstangen K11, K12, K13, K14 der Hydraulikzylinder
H11, H12, H13, H14 der ersten Gruppe H1 ausgefahren sind und die Zwischenplatte 9
gemeinsam mit der Pressplatte 5 über die erste Teilpressweglänge L
1 hinweg in die dargestellte Position vorgeschoben wurde, wobei das sich im Presskanal
3 befindende Material in dem sich verkleinernden Volumen des Presskanals 3 vorverdichtet
worden ist, vgl. hierzu Fig. 6.
[0042] Während des Vorschubes wurde mittels des oben beschriebenen Kontroll- und Regelsystems
dafür gesorgt, dass Vorschubdifferenzen der parallel geschalteten Hydraulikzylinder
H11, H12, H13, H14 durch Variation der einzelnen Antriebsleistungen ausgeregelt wurden,
so dass die Ausrichtung der Zwischenplatte 9 wie auch der Pressplatte 5 relativ zur
Pressrichtung P und zu den Innenflächen des Presskanals 3 während der Verschiebung
über die Teilpressweglänge L
1 hinweg konstant geblieben ist.
[0043] Die Zwischenplatte 9 ist in der dargestellten Position nach Vorschub um die erste
Teilpressweglänge L
1 fixiert, beispielsweise durch Andruck an Anschlagelemente (nicht dargestellt) oder
mittels sogenannter und bekannter hydraulischer Verriegelung der betreffenden Hydraulikzylinder.
[0044] Aus Fig. 6 ist die vorbeschriebene Konstellation anhand einer nichtperspektivischen
offenen Seitenansicht an einer Presskasten-Ballenpresse 12 dargestellt. Wie hier ersichtlich,
ist die Zwischenplatte 9 gemeinsam mit der Pressplatte 5 über die erste Teilpressweglänge
L
1 hinweg in die gezeigte Position vorgeschoben worden, wobei das im Presskanal 3 befindliche
Material "M" zwar vorverdichtet, jedoch noch nicht zu einem fertigen Ballen verpresst
worden ist.
[0045] Wie bereits Fig. 2 und Fig. 5, so zeigt Fig. 7 ebenfalls in einer perspektivischen
Darstellung einen Blick in das Innere des seitlich geöffnet Pressengehäuses 2 - hier
einer Kanalballenpresse 11 -, wobei hier jedoch die Kolbenstangen K21, K22, K23 der
Hydraulikzylinder H21, H22, H23 der zweiten Gruppe ausgefahren sind und die Pressplatte
5 über die zweite Teilpressweglänge L
2 hinweg in die gezeigte Position, die Pressendstellung, vorgeschoben wurde, während
die Zwischenplatte 9 in ihrer fixierten Position gemäß Fig. 5 und Fig. 6 verblieben
ist. Dabei wurde das sich im Presskanal 3 befindende Material "M" aufgrund des sich
verkleinernden Volumens des Presskanals 3 zu einem fertigen Ballen "B" (in Fig. 7
nicht dargestellt) zusammengepresst.
[0046] Auch während dieses Vorschubes hat das erfindungsgemäß vorgesehene Kontroll- und
Regelsystem dafür gesorgt, dass Vorschubwegdifferenzen der parallel geschalteten Hydraulikzylinder
H21, H22, H23 ausgeregelt wurden, so dass die Ausrichtung der Pressplatte 5 relativ
zur Pressrichtung P und zu den Innenflächen des Presskanals 3 während ihrer Verschiebung
über die zweite Teilpressweglänge L
2 hinweg konstant geblieben ist.
[0047] Aus Fig. 8 ist die anhand Fig. 7 beschriebene Konstellation in einer nichtperspektivischen
Seitenansicht, hier bei einer Presskasten-Ballenpresse 12, dargestellt. Wie ersichtlich,
ist die Pressplatte 5 über die zweite Teilpressweglänge L
2 hinweg in die gezeigte Position, die Pressendstellung, vorgeschoben worden, wobei
das im Presskanal 3 vorhandene Material "M" zu einem fertigen Ballen "B" gepresst
worden ist. Die Zwischenplatte 9 ist bei diesem Prozessschritt in ihrer fixierten
Position gemäß Fig. 5 und Fig. 6 verblieben.
[0048] Einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Ballenpresse 1 entsprechend
ist zusätzlich zu den vier Hydraulikzylindern H11, H12, H13, H14 der ersten Gruppe
und den drei Hydraulikzylindern H21, H22, H23 der zweiten Gruppe, vorzugsweise bei
ihrer Verwendung in einer Presskasten-Ballenpresse 12, ein weiterer Hydraulikzylinder
H3 vorhanden, der zum Ausschieben des fertig gepressten Ballens aus dem Presskanal
3 heraus vorgesehen ist. Der Hydraulikzylinder H3 ist mit seinem Gehäuse gestellfest
mit der Pressplatte 5 verbunden, während seine Kolbenstange K3 durch die Pressplatte
5 hindurchgeführt ist. In der hier dargestellten Konstellation ist die Kolbenstange
K3 noch nicht ausgefahren, wodurch sich der Ballen noch innerhalb des Presskanals
3 unmittelbar vor der Pressplatte 5 befindet.
[0049] Dagegen zeigt Fig. 9 die Situation mit ausgefahrener Kolbenstange K3 bei Verwendung
in einer Kanalballenpresse 11. Und zwar ist die Kolbenstange K3 soweit ausgefahren,
dass der Ballen aus dem Presskanal 3 ausgeschoben werden kann. Dies ist bei einer
Kanalballenpresse 11 nur notwendig, wenn ihr Presskanal 3, z.B. wegen Wartungsarbeiten,
frei, also leer sein muss.
[0050] In Fig. 10 ist die anhand Fig. 8 beschriebene Konstellation in einer nichtperspektivischen
Seitenansicht bei einer Presskasten-Ballenpresse 12 dargestellt.
[0051] Ein Arbeitszyklus der Ballenpresse, welcher aus mehreren Presshüben zwecks Verdichtung
des Materials M bestehen kann, wird nach dem Fertigpressen eines Ballens "B" und dessen
Umschnürung und Ausstoß abgeschlossen, indem die Kolbenstangen K11, K12, K13, K14
der Hydraulikzylinder H11, H12, H13, H14 der ersten Gruppe, die Kolbenstangen K21,
K22, K23 der Hydraulikzylinder H21, H22, H23 der zweiten Gruppe und die Kolbenstange
K3 des Hydraulikzylinders H3 wieder eingefahren und so die Kolbenstange K3, die Zwischenplatte
9 sowie die Pressplatte 5 in ihre Ausgangspositionen zurück geführt werden.
[0052] Während die Hydraulikzylinder H11, H12, H13, H14 und H21, H22, H23, H3 zum Ausfahren
der Kolbenstangen K11, K12, K13, K14 und K21, K22, K23 und K3 entsprechend der Arbeitsschritte
nach Fig. 1 bis Fig. 10 gruppenweise nacheinander angesteuert werden, kann das Einfahren
der Kolbenstangen K11, K12, K13, K14, K21, K22, K23, K3 optional entweder zeitlich
nacheinander oder zeitgleich vorgesehen sein.
[0053] Am Beispiel eines Hydraulikschaltplanes zeigt Fig. 11 eine erfindungsgemäße Einzelansteuerung
der Hydraulikzylinder H11, H12, H13, H14 bzw. H21, H22, H23 sowie von H3 mittels vier
Antriebsaggregaten A1 bis A4. Wie aus Fig. 11 ersichtlich, ist dem Hydraulikzylinder
H11 und dem Hydraulikzylinder H21 ein Antriebsaggregat A1 zugeordnet, dem Hydraulikzylinder
H12 und dem Hydraulikzylinder H22 ein Antriebsaggregat A2 zugeordnet, dem Hydraulikzylinder
H13 und dem Hydraulikzylinder H23 ein Antriebsaggregat A3 zugeordnet und dem Hydraulikzylinder
H14 und dem Hydraulikzylinder H3 ein Antriebsaggregat A4 zugeordnet. In den Hydraulikleitungen
zwischen den Antriebsaggregaten A1 ... A4 und den jeweils zugeordneten Hydraulikzylindern
H11...H14; H21...H23; H3 sind 4/3-Wegeventile V11,V21; V12,V22; V13,V23; V14,V3 mit
Sperrmittelstellung und zwei Durchflusswegen zur wechselweisen Beaufschlagung der
Hydraulikzylinder angeordnet.
[0054] Somit ist jeder der Hydraulikzylinder H11...H14; H21...H23; H3 von einem gesondert
zugeordneten Antriebsaggregat A1 ... A4 separat und individuell ansteuerbar. Die Antriebsaggregate
A1 ... A4, und vorzugsweise auch die 4/3-Wegeventile V11,V21; V12,V22; V13,V23; V14,V3,
sind z.B. in einem Hydraulikmodul 45 platziert, welcher bevorzugt an dem Gehäuse 2
angeordnet ist.
[0055] Abschließend wird darauf hingewiesen, dass Begriffe wie "oben", "unten", "links"
und "rechts" in der Beschreibung sich nur auf die betreffenden Figuren beziehen und
somit von der Realität abweichen können. Auch können die Proportionen in der Realität
abweichend zu den Figuren sein. Ferner sind die Figuren keine exakten technischen
Zeichnungen, sondern sollen lediglich den Charakter der Erfindung zeigen. Bezüglich
der Bezugszeichen wird angemerkt, dass gleiche Nummern in den verschiedenen Figuren
auch immer gleiche Bauteile bezeichnen und jeweils die gleiche Bedeutung haben, auch
wenn sie in der Beschreibung der Ausführungen nicht zu jeder Figur ausdrücklich genannt
werden. Die Bedeutung von in der Beschreibung nicht erwähnten Bezugszeichen ergibt
sich aus der Bezugszeichenliste insgesamt und/oder aus der Offenbarung in den Figuren.
[0056] Die Erfindung umfasst insbesondere auch Varianten, die durch Kombination von in Verbindung
mit der vorliegenden Erfindung beschriebenen Merkmalen bzw. Elementen gebildet werden
können. So kann nach einer in den Figuren nicht enthaltenen Ausführungsvariante, die
Messung der Abstände zwischen den Mess- und den Referenzpunkten statt mit optischen
Mitteln mit mechanisch oder akustisch wirkenden Mitteln erfolgen, z. B. mit Seilzugsensoren.
Seilzugsensoren, die auch Seillängengeber genannt werden, sind kompakte Sensoren und
zudem preiswert. Mit ihnen kann präzise die Position oder Positionsänderung von Objekten
ermittelt werden. Kernbestandteile eines Seilzugsensors sind ein Sensorelement (z.B.
Potentiometer oder Encoder) und ein Präzisionsmessseil. Mit dem Sensorelement wird
die Wegänderung in ein proportionales elektrisches Signal gewandelt. Seilzuggeber
sind sehr wartungsfrei, zuverlässig und besonders schnell und einfach zu montieren.
[0057] In der Beschreibung wurde schon die nach der Erfindung in jeder der beiden Gruppen
von Hydraulikzylindern vorgesehene Mindestanzahl von Hydraulikzylindern genannt; auch
mögliche und vorteilhafte weitere Ausführungsbeispiele für deren jeweilige Anzahl.
Entsprechend den für eine derartige Ballenpresse vorgesehenen Parametern, wie z.B.
die maximale Presskraft oder die Beschaffenheit des zu pressenden Abfallmaterials
oder die Größe des Gehäuses der Ballenpresse oder die maximale Größe/Gewicht des hergestellten
Ballens aus Abfallmaterial, kann in Anwendung der Erfindung die Anzahl der in der
ersten Gruppe und in der zweiten Gruppe von Hydraulikzylindern angeordneten von dem
bereits genannten Ausführungsbeispielen abweichen. Nach einer solchen weiteren Ausführungsvariante
enthält die erste Gruppe von Hydraulikzylindern drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder
und die zweite Gruppe von Hydraulikzylindern fünf parallel geschaltete Hydraulikzylinder;
weitere Varianten bezüglich der Anzahl der Hydraulikzylinder in den einzelnen Gruppen
sind möglich.
Bezugszeichenliste
[0058]
- 1
- Ballenpresse (horizontaler Bauart)
- 2
- Pressengehäuse
- 3
- Presskanal
- 4
- Einfüllöffnung
- 5
- Pressplatte
- 6
- Pressfläche
- 7
- Raum
- 8
- Wandung (Rückwand; Stützfläche)
- 9
- Zwischenplatte
- 10
- Tür (Gegenplatte, Gegenlager)
- 11
- Kanalballenpresse (Ballenpresse horizontaler Bauart)
- 12
- Presskasten-Ballenpresse (Ballenpresse horizontaler Bauart)
- 30
- Distanz-Messeinrichtung (z.B. für Laufzeitmessung, optisch)
- 31, 32, 33
- Messpunkte (kollinear)
- 34
- Auswerteeinheit (vorzugsweise im Steuerungsmodul)
- 35, 36, 37
- Referenzpunkte (gestellfest)
- 38, 39, 40
- Signalleitungen (von Pos. 35, 36, 37 zu Pos. 34)
- 41, 42, 43, 44
- Signalleitungen (von Pos. 34 zu Pos.A1, A2, A3 bzw. A4)
- 45
- Hydraulikmodul
- A1...A4
- Antriebsaggregate
- B
- Ballen (in Pos. 11 oder 12 aus dem Material M gepresster Ballen)
- H1, H2
- Gruppen (von Hydraulikzylinder H11...H14 bzw. H21...H23)
- H11...H14
- Hydraulikzylinder
- H21...H23
- Hydraulikzylinder
- H3
- Hydraulikzylinder
- K11...K14
- Kolbenstangen
- K21...K23
- Kolbenstangen
- K3
- Kolbenstange
- L1
- erste Teilpressweglänge
- L2
- zweite Teilpressweglänge
- Lges
- Pressweglänge gesamt
- M
- Material
- P
- Pressrichtung
- V11...V14
- Wegeventile
- V21...V23
- Wegeventile
- V3
- Wegeventil
1. Ballenpresse (1; 11; 12) zum Verpressen von losem Material (M), vorzugsweise von komprimierbarem
Material, umfassend:
- einen Presskanal (3) mit einer Einfüllöffnung (4) für das lose Material (M),
- eine im Presskanal (3) über eine vorgegebene Pressweglänge (Lges) hinweg verschiebbar
angeordnete Pressplatte (5), die eine in Kontakt mit dem zu verpressenden Material
stehende Pressfläche (6) aufweist, sowie
- mehrere, mit elektro-hydraulischen Antriebsaggregaten gekoppelte Hydraulikzylinder
(H11...Hn; H21...Hn),
- zur Erzeugung einer Presskraft,
- zum Vorschieben der Pressplatte (5) über die vorgegebene Pressweglänge (Lges) hinweg
zwecks Einleitung der Presskraft in das eingefüllte Material (M), und
- zur Rückführung der Pressplatte (5) in eine Ausgangsposition,
gekennzeichnet durch
ein Kontroll- und Regelsystem, ausgebildet zur Kontrolle und Konstanthaltung der räumlichen
Ausrichtung der Pressfläche (6) während des Vorschiebens der Pressplatte (5) über
die gesamte Pressweglänge (Lges) hinweg.
2. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 1, bei der das Kontroll- und Regelsystem umfasst
- eine Distanz-Messeinrichtung (30) zur sequentiellen Messung der Ist-Abstände von
mindestens drei kollinearen Messpunkten (31, 32, 33) auf der sich verschiebenden Pressfläche
(6) bzw. Pressplatte (5) von gestellfesten Referenzpunkten (35, 36, 37), die die Sollausrichtung
der Pressfläche (6) definieren,
- eine Messergebnis-Auswertung (34) zur Ermittlung von Abweichungen der Ist-Abstände
von vorgegebenen Soll-Abständen, und
- eine mit den Antriebsaggregaten (A1, A2, A3, A4) verbundene Steuerschaltung zur
Variation der Antriebsleistung zwecks Ausgleichs von Differenzen zwischen Ist- und
Soll-Abständen mittels der Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn und H21, H22...Hn) in
Echtzeit.
3. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 2, bei der die Abstandsmessung zwischen den
Mess- und den Referenzpunkten (31, 32, 33; 35, 36, 37)
- optisch durch Laufzeitmessung, Lasertriangulation oder Auswertung der Phasenlage
reflektierter Laserstrahlung,
- mittels Potentiometer,
- mit magnetischen Sensoren,
- pneumatisch, oder
- auf der Basis von Wirbelstrommessungen vorgesehen ist.
4. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 1 mit einem Kontroll- und Regelsystem, bei
dem die elektro-hydraulischen Antriebe und die zugeordneten Hydraulikzylinder zwecks
Kompensation von Differenzen der auf die einzelnen Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn
und H21, H22...Hn) während des Verpressens einwirkenden Gegenkräfte
- über ein Gleichlaufregelsystem und/oder
- über ein Positionsregelsystem miteinander verknüpft sind, so dass
- die Ausrichtung der Pressplatte (5) relativ zur Pressrichtung (P) während der Verschiebung
über die gesamte Pressweglänge (Lges) hinweg konstant ist.
5. Ballenpresse (1; 11; 12) nach einem der vorgenannten Ansprüche, bei der
- jedem Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn und H21, H22...Hn) ein gesondertes Antriebsaggregat
(A1,...A4) zugeordnet ist und jedes Antriebsaggregat (A1,...A4) eine Hydraulikpumpe
und einen Frequenzumrichter aufweist,
- die Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn und H21, H22...Hn) gruppenweise parallel geschaltet
sind,
- eine erste Gruppe (H1) parallel geschalteter Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn) zur
Erzeugung der Presskraft und deren Übertragung auf eine verschiebbare Zwischenplatte
(9) vorgesehen ist, wobei die Zwischenplatte (9) gemeinsam mit der Pressplatte (5)
um eine erste Teilpressweglänge (L1) verschiebbar ist,
- eine zweite Gruppe (H2) parallel geschalteter Hydraulikzylinder (H21, H22...Hn)
zur Erzeugung der Presskraft und deren Übertragung auf die Pressplatte (5) vorgesehen
ist, wobei die Pressplatte (5) relativ zur Zwischenplatte (9) um eine zweite Teilpressweglänge
(L2) verschiebbar ist,
- wobei gilt erste Teilpressweglänge (L1) plus zweite Teilpressweglänge (L2) gleich gesamte Pressweglänge (Lges), und
- wobei die Zwischenplatte (9) bei Erreichen der ersten Teilpressweglänge (L1) fixiert ist.
6. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 5,
wobei
- die Hydraulikzylinder (H11, H12...Hn) der ersten Gruppe (H1) die Zwischenplatte
(9) und/oder die Pressplatte (5) entweder in Pressrichtung (P) ziehend oder in Pressrichtung
(P) drückend angeordnet sind, und
- die Hydraulikzylinder (H21, H22...Hn) der zweiten Gruppe (H2) entweder die Pressplatte
(5) in Pressrichtung (P) ziehend oder in Pressrichtung (P) drückend angeordnet sind.
7. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 6,
wobei
- die erste Gruppe (H1) vorzugsweise vier parallel geschaltete Hydraulikzylinder (H11...H14)
umfasst,
- die zweite Gruppe (H2) vorzugsweise drei parallel geschaltete Hydraulikzylinder
(H21...H23) umfasst.
8. Ballenpresse (1; 11; 12) nach einem der vorgenannten Ansprüche, bei der ein weiterer,
mit der Pressplatte (5) verbundener Hydraulikzylinder (H3) vorhanden ist, ausgebildet
zum Ausschieben eines nach Erreichen der Pressweglänge (Lges) fertig gepressten Ballens aus dem Presskanal (3) heraus.
9. Ballenpresse (1; 11; 12) nach Anspruch 8,
bei der
- jeweils einem von drei Hydraulikzylindern (H11...H13) der ersten Gruppe (H1) und
einem der drei Hydraulikzylinder (H21...H23) der zweiten Gruppe (H2) gemeinsam ein
Antriebsaggregat (A1...A3) zugeordnet ist, und
- dem vierten Hydraulikzylinder (H14) der ersten Gruppe (H1) und dem zum Ausschieben
des Ballens vorgesehenen Hydraulikzylinder (H3) ein gemeinsames Antriebsaggregat (A4)
zugeordnet ist,
- wobei in der Hydraulikleitung zwischen jedem der Antriebsaggregate (A1...A4) und
den jeweils zugeordneten Hydraulikzylindern (H11...H14; H21...H23; H3) ein 4/3-Wegeventil
(V11, V21; V12, V22; V13, V23; V14, V3) mit Sperrmittelstellung und zwei Durchflusswegen
zur wechselweisen Beaufschlagung der Hydraulikzylinder angeordnet ist.
- hierzu 11 Blatt Zeichnungen mit 12 Figuren -