[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Steuerungs- und Datenübertragungssystem zum
Übertragen von sicherheitsbezogenen Daten über ein Kommunikationsmedium.
[0002] In der Automatisierungstechnik ist es häufig notwendig, Sicherheitsfunktionen oder
sicherheitskritische Prozesse zum Schutz von Mensch, Maschine oder Umwelt zu implementieren,
mit denen zum Beispiel eine Maschine nach Öffnen einer Schutztür oder Betätigung eines
Not-Aus-Schalters abgeschaltet oder in einen sichern Zustand gefahren werden kann.
Dafür werden konventionelle Sicherheitskonzepte zunehmend durch in fehlersicheren
Automatisierungssystemen eingebettete Sicherheitsfunktionen ersetzt. Diese Systeme
umfassen dezentral am Netzwerk eines Automatisierungs-Bussystems, d.h. an einem Feldbussystem,
angeschaltete fehlersichere Teilnehmer, wobei in den Teilnehmern in der Regel sowohl
die eigentlichen Sicherheitsfunktionen, als auch die Fehler erkennenden und Fehler
beherrschenden Maßnahmen realisiert sein können.
[0003] In derzeitigen automatisierten Anlagen werden abhängig vom Automatisierungsgrad und
von der Ausdehnung der Anlagen Kommunikationssysteme verwendet, die dezentrale Eingabe-/Ausgabe-Geräte
(E/A-Geräte) und Steuerungen verbinden. Die E/A-Geräte und Steuerungen können sowohl
Standardteilnehmer als auch Teilnehmer mit Sicherheitsfunktionen sein. Für den Transport
von sicherheitsbezogenen Daten über gemeinsame Kommunikationssysteme ist bekannt,
das Netzwerk durch sichere Netzwerkprotokolle zu unterstützen. Die Steuerung von Standardfunktionen
und von Sicherheitsfunktionen kann über ein gemeinsames Netzwerk sowohl durch eine
zentrale Struktur mit einer Standard- und Sicherheitssteuerung realisiert werden,
als auch durch dezentrale Steuerungs- und Sicherheitslogiken, die im Netzwerk eines
Kommunikations- bzw. Feldbussystems verteilt sind und unabhängig voneinander sicherheitskritische
Prozesse steuern.
[0004] Ein Steuerungssystem zum Steuern von sicherheitskritischen Prozessen mit wenigstens
einer dezentralen, von einer Standardsteuerung abgesetzten sicheren Steuerungseinrichtung
ist beispielsweise aus der
EP 1 188 096 B1 bekannt. Bei dem bekannten Steuerungssystem ist die dezentral angeordnete sichere
Steuerungseinrichtung ausschließlich für die Steuerung des ihr zugewiesenen sicherheitskritischen
Prozesses zuständig. Das bedeutet, dass sie den sicherheitskritischen Prozess unabhängig
von anderen Steuerungen, insbesondere unabhängig von einer Standardsteuerung steuert.
[0005] Dieses bekannte Steuerungssystem hat den Nachteil, dass dezentrale Sicherheitsinseln,
das sind dezentrale sicherheitskritische Prozesse, nicht auf einfache und schnelle
Weise angesteuert werden können, wie das manche Anwendungen verlangen.
[0006] Ferner ist in den letzten Jahren ein Steuersystem unter der Bezeichnung "Safety-Bridge"
auf den Markt gekommen, welches eine Dezentralisierung der Verarbeitung sicherheitsrelevanter
Prozesse ermöglicht, ohne dass dazu eine explizite Sicherheitssteuerung notwendig
wäre. Eine Sicherheitseingangsbaugruppe erzeugt dabei ein sicherheitsrelevantes Signal,
in welchem ein Sicherheitsdatum, beispielsweise eine Statusinformation von sicheren
Sensoren, an eine zentrale Steuerung übertragen wird. Die zentrale Steuerung kopiert
lediglich die empfangenen sicherheitsbezogenen Daten zu einem vorbestimmten sicheren
Ausgangsmodul. Das Ausgangsmodul entpackt die sicherheitsbezogenen Daten und nimmt
die sicherheitsrelevante Auswertung der Daten vor. Darüber hinaus kann das sichere
Ausgangsmodul seinerseits Daten über die zentrale Steuerung an andere dezentrale Teilnehmer
versenden, sodass eine Kaskadierung von Sicherheitsprozessen ermöglicht wird. Neben
den reinen sicheren Prozessdaten kann das bekannte Steuersystem auch redundante Daten
übertragen, die zur Absicherung der Übertragung der sicherheitsbezogenen Daten dienen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Steuerungs- und Datenübertragungssystem
zu schaffen, welches in der Lage ist, sicherheitskritische Prozesse oder Teilprozesse
in einfacher und schneller Weise zu steuern. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist
darin zu sehen, einzelne sicherheitskritische Prozesse oder mehrere sicherheitskritische
Prozesse in Form von Gruppen in einem einzigen Kommunikationszyklus und über einen
einzigen Befehl schnell abschalten zu können.
[0008] Ein Kerngedanke der Erfindung kann darin gesehen werden, mit Hilfe einer zentralen
Einrichtung, wie zum Beispiel einer zentralen Steuerungseinrichtung einen Schnellabschaltmodus
auszulösen, um eine oder mehrere Sicherheitsinseln, d. h. dezentrale sicherheitskritische
Prozesse oder Teilprozesse abschalten zu können.
[0009] Die oben genannte technische Aufgabe kann durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst
werden.
[0010] Danach kann ein Steuerungs- und Datenübertragungssystem insbesondere zum Übertragen
von sicherheitsbezogenen Daten über einen Feldbus und zum Steuern sicherheitskritischer
Prozesse vorgesehen sein.
[0011] Das Steuerungs- und Datenübertragungssystem kann eine erste, sichere Steuereinrichtung
zum Steuern eines sicherheitskritischen Prozesses aufweisen. Angemerkt sei, dass ein
solcher sicherheitskritischer Prozess auch als Sicherheitsinsel bezeichnet werden
kann.
[0012] Weiterhin kann das Steuerungs- und Datenübertragungssystem wenigstens eine Signaleinheit
aufweisen, die der ersten sicheren Steuereinrichtung zugeordnet und über E/A-Kanäle
mit dem sicherheitskritischen Prozess verknüpft ist. Bei der Signaleinheit kann es
sich um ein Eingabe-/Ausgabegerät, auch als E/A- oder I/O-Gerät bekannt, handeln.
Eine solche Signaleinheit ist beispielsweise in der Lage, Eingangsdaten von Sensoren
zu empfangen und an eine überlagerte Steuerung weiterzuleiten sowie Ausgangsdaten
an Aktoren zu übertragen, die den sicherheitskritischen Prozess steuern. Das Steuerungs-
und Datenübertragungssystem kann einen Feldbus aufweisen, über den die erste Steuereinheit
und die wenigstens eine Signaleinheit verbunden sind. Weiterhin kann eine überlagerte
Steuereinrichtung zum Steuern der Kommunikation auf dem Feldbus und zum Steuern sicherheitsunkritischer
Prozesse vorgesehen sein. Die überlagerte Steuereinrichtung kann hierzu einen standardisierten
Busmaster aufweisen. Die wenigstens eine Signaleinheit und die erste Steuereinrichtung
können jeweils sicherheitsbezogene Einrichtungen aufweisen, um eine fehlersichere
Kommunikation zu gewährleisten. Die überlagerte Steuereinrichtung ist getrennt von
der ersten Steuereinrichtung und der wenigstens einen Signaleinheit an den Feldbus
angeschlossen.
[0013] Die erste, sichere Steuereinrichtung kann dazu ausgebildet sein, erste sicherheitsbezogene
Daten und zweite sicherheitsbezogene Daten bereitzustellen und diese Daten zur überlagerten
Steuereinrichtung zu übertragen. Die überlagerte Steuereinrichtung kann ferner dazu
ausgebildet sein, die zweiten sicherheitsbezogenen Daten auszuwerten, zu verändern
und zur ersten Steuereinrichtung und/oder zu der wenigstens einen Signaleinheit zu
übertragen, um den sicherheitskritischen Prozess, der mit der wenigstens einen Signaleinheit
verknüpft ist, zentral steuern zu können.
[0014] Angemerkt sei, dass die ersten sicherheitsbezogenen Daten vorzugsweise von der ersten
sicheren Steuereinrichtung und/oder der wenigstens einen Signaleinheit dazu verwendet
werden, den sicherheitskritischen Prozess unabhängig von anderen Steuereinrichtungen,
insbesondere unabhängig von der überlagerten Steuereinrichtung zu steuern.
[0015] Um einen komplexe Prozess steuern zu können, kann das Steuerungs- und Datenübertragungssystem
zumindest eine weitere sichere Steuereinrichtung zum Steuern eines weiteren sicherheitskritischen
Prozesses und wenigstens eine weitere Signaleinheit, die über E/A-Kanäle mit dem weiteren
sicherheitskritischen Prozess verknüpft ist, aufweisen.
[0016] Bei der weiteren Signaleinheit kann es sich wiederum um ein Eingabe-/Ausgabegerät,
auch als E/A- oder I/O-Gerät bekannt, handeln. Die weitere Signaleinheit ist beispielsweise
in der Lage, Eingangsdaten von Sensoren zu empfangen und an die überlagerte Steuerung
weiterzuleiten sowie Ausgangsdaten an Aktoren zu übertragen, die den weiteren sicherheitskritischen
Prozess steuern. Die zweite Steuereinheit und die wenigstens eine weitere Signaleinheit
sind an den Feldbus angeschlossen. Die wenigstens eine weitere Signaleinheit und die
zweite Steuereinrichtung können jeweils sicherheitsbezogene Einrichtungen aufweisen,
um eine fehlersichere Kommunikation zu gewährleisten. Die überlagerte Steuereinrichtung
ist getrennt von der zweiten Steuereinrichtung und der wenigstens einen weiteren Signaleinheit
an den Feldbus angeschlossen.
[0017] Die weiter sichere Steuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, erste sicherheitsbezogene
Daten und zweite sicherheitsbezogene Daten bereitzustellen und die zweiten sicherheitsbezogenen
Daten zur überlagerten Steuereinrichtung zu übertragen. Die überlagerte Steuereinrichtung
kann in diesem Fall dazu ausgebildet sein, die von der zweiten Steuereinrichtung empfangenen
zweiten sicherheitsbezogenen Daten auszuwerten, zu verändern und zur zweiten Steuereinrichtung
und/oder zu der wenigstens einen weiteren Signaleinheit zu übertragen, um den weiteren
sicherheitskritischen Prozess zentral steuern zu können.
[0018] Vorzugsweise kann die überlagerte Steuerungseinrichtung nur die zweiten sicherheitsbezogenen
Daten auswerten und verarbeiten, während sie die ersten sicherheitsbezogenen Daten
lediglich transparent zur ersten und/oder zweiten Steuereinrichtung weiterleitet.
[0019] Dank der Verwendung zweiter sicherheitsbezogener Daten, die vorzugsweise in jedem
Kommunikationszyklus zur überlagerten Steuereinrichtung übertragen und dort ausgewertet
sowie verarbeitet werden können, kann eine überlagerte, zentrale und sichere Steuerung
durchgeführt werden, sodass dezentrale, sicherheitskritischen Prozesse, die gemäß
dem
EP 1 188 096 B1 nur unabhängig und dezentral voneinander gesteuert werden können, nunmehr auch zentral
gesteuert werden können.
[0020] Damit ist das Steuerungs- und Datenübertragungssystem auch für Anwendungen geeignet,
die eine schnelle Ansteuerung einer einzelnen Sicherheitsinsel oder von mehreren Sicherheitsinseln
verlangen. Insbesondere können mittels der zweiten sicherheitsbezogenen Daten sicherheitskritische
Prozesse schnell und zentral abgeschaltet werden.
[0021] Hierzu enthalten die zweiten sicherheitsbezogenen Daten einen Befehl zur schnell
Abschaltung des sicherheitsgerichteten Prozesses oder der sicherheitsgerichteten Prozesse.
[0022] Tritt in dem Steuerungs- und Datenübertragungssystem kein Fehler auf oder ist keine
Sicherheitsfunktion ausgelöst worden, darf es auch nicht zu einer Schnellabschaltung
der sicherheitsgerichteten Prozesse kommen. Um dies sicherzustellen, ist die überlagerte
Steuereinrichtung dazu ausgebildet, die zweiten sicherheitsbezogenen Daten gezielt
derart zu verändern, dass keine unerwünschte Schnellabschaltung des sicherheitskritischen
Prozesses und/oder des weiteren sicherheitskritischen Prozesses erfolgt.
[0023] Hierzu kann vorgesehen sein, dass vorzugsweise jede Signaleinheit und/oder jede sichere
Steuerungseinrichtung, die auch als sichere Datenquelle oder sicherer Eingang fungieren
können, als zweite sicherheitsbezogene Daten eine logische Null zur überlagerten Steuereinrichtung
übertragen, die dann aktiv die logische Null durch eine logische Eins ersetzt, wenn
kein Fehler aufgetreten oder kein sicherheitskritischer Prozess ausgelöst worden ist.
In diesem Fall greift die überlagerte Steuereinrichtung in Übereinstimmung mit dem
Ruhestromprinzip zwingend in die Steuerung der sicherheitskritischen Prozesse ein.
[0024] Werden hingegen die zweiten sicherheitsbezogenen Daten in Form einer logischen Null
nicht von der überlagerten Steuereinrichtung gezielt geändert, so würde eine logische
Null zu einem sicheren Ausgang übertragen werden. Dies würde bewirken, dass die dem
sicheren Ausgang zugeordnete Sicherheitsfunktion oder der dem sicheren Ausgang zugeordnete
sicherheitskritische Prozess in den sicheren Zustand überginge. Dieses Verfahren wird
als Ruhestromprinzip bezeichnet.
[0025] Die zweiten sicherheitsbezogenen Daten können ein einziges Informationsbit enthalten,
welches in der überlagerten Steuereinrichtung gezielt verändert wird.
[0026] Damit die sicheren Steuerungseinrichtungen und/oder die Signaleinheiten erkennen
können, dass die zweiten sicherheitsbezogenen Daten von der überlagerten Steuereinrichtung
kommen und korrekt weitergeleitet worden sind, kann die überlagerte Steuereinrichtung
dazu ausgebildet sein, dynamische Daten zu erzeugen und zur ersten und/oder zur zweiten
Steuereinrichtung und/oder zu den Signaleinheiten zu übertragen. Die erste und/oder
die zweite Steuereinrichtung und/oder die Signaleinheiten können dazu ausgebildet
sein, die dynamischen Daten auszuwerten. Bei den dynamischen Daten kann es sich um
toggelnde Informationen oder um eine laufende Nummer handeln.
[0027] Alternativ können die erste und/oder zweite Steuereinrichtungen und/oder die Signaleinheiten
dazu ausgebildet sein, dynamische Daten zu erzeugen und zur überlagerten Steuereinrichtung
zu übertragen. Die überlagerte Steuereinrichtung kann dann dazu ausgebildet sein,
die empfangenen dynamischen Daten gezielt zu verändern und zu der ersten und/oder
zweiten Steuereinrichtung und/oder zu den Signaleinheiten zu übertragen.
[0028] Die Signaleinheiten können dazu ausgebildet sein, unter Ansprechen auf undefiniert
geänderte dynamische Daten den jeweiligen sicherheitskritischen Prozess sofort abzuschalten
oder in einen definierten, sicheren Zustand zu überführen.
[0029] Bei dem Feldbus kann es sich beispielsweise um den Interbus handeln. In diesem Fall
werden die ersten sicherheitsbezogenen Daten, die zweiten sicherheitsbezogenen Daten
und gegebenenfalls die dynamischen Daten zyklisch in sogenannten Summenrahmen über
den Feldbus übertragen. Die Interbus-basierte Kommunikation ist dem Fachmann hinlänglich
bekannt und bedarf somit keiner weiteren Erläuterung.
[0030] Ferner ist ein Steuerungs- und Datenübertragungssystem zum Steuern von sicherheitskritischen
Prozessen vorgesehen, welches wenigstens zwei sichere Steuereinrichtungen zum Steuern
jeweils eines sicherheitsgerichteten Prozesses aufweisen kann. Den beiden sicheren
Steuereinrichtungen ist jeweils wenigstens eine Signaleinheit zugeordnet, die über
E/A-Kanäle mit dem jeweiligen sicherheitskritischen Prozess verknüpft sind. Weiterhin
kann ein Feldbus vorgesehen sein, über den die wenigstens zwei Steuereinrichtung und
die Signaleinheiten verbunden sind. Eine überlagerte Steuereinrichtung kann vorgesehen
sein, die zum Steuern der Kommunikation auf dem Feldbus und zum Steuern sicherheitsunkritischer
Prozesse ausgebildet sein kann. Die sicheren Steuereinrichtungen und die Signaleinheiten
können jeweils sicherheitsbezogene Einrichtungen aufweisen, um eine fehlersichere
Kommunikation zu gewährleisten. Die überlagerte Steuereinrichtung ist vorzugsweise
getrennt von den sicheren Steuereinrichtungen und den Signaleinheiten an den Feldbus
angeschlossen. Die überlagerte Steuereinrichtung kann dazu ausgebildet sein, ein Broadcast-Telegramm
zu erzeugen, welches Steuerinformationen, insbesondere eine Schnellabschaltinformation
enthält. Die überlagerte Steuereinrichtung kann ferner dazu ausgebildet sein, das
Broadcast-Telegramm zu den wenigstens zwei Steuereinrichtungen und/oder zu den Signaleinheiten
zu übertragen, um die jeweiligen sicherheitskritischen Prozesses zentral steuern zu
können.
[0031] Angemerkt sei, dass die oben erläuterten Merkmale und alle folgenden Merkmale in
beliebiger Kombination oder auch jeweils für sich allein verwendet werden können,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
[0032] Die Erfindung wird nachfolgend anhand mehrerer Ausführungsbeispiels in Verbindung
mit den beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein beispielhaftes Automatisierungssystem, in welchem die Erfindung verwirklicht ist,
- Fig. 2
- einen beispielhaften Summenrahmen gemäß der Erfindung,
[0033] Fig. 1 zeigt ein beispielhaftes Automatisierungssystem in Form eines Steuerungs-
und Datenübertragungssystems 10, welches unter Anderem zum Steuern von sicherheitskritischen
Prozessen und zum Steuern sicherheitsunkritischer Prozesse ausgebildet ist. Das Automatisierungssystem
10 wird beispielhaft anhand des Interbus-Systems erläutert, wobei auch andere Feldbussysteme
eingesetzt werden können. Der Interbus ist hinlänglich bekannt und zum Beispiel in
dem Fachbuch
A. Baginski et al. INTERBUS Grundlagen und Praxis, 2. bearbeitete Auflage, Hüthig
Verlag Heidelberg, 1998 ausführlich beschrieben.
[0034] Wie in Fig. 1 gezeigt, ist eine überlagerte Steuereinrichtung 20 beispielsweise zusammen
mit einer ersten sicheren Steuereinrichtung 40, einer sicheren Signaleinheit 50, einer
zweiten sicheren Steuereinrichtung 80, einer weiteren sicheren Signaleinheit 90 und
einem nicht sicheren Busteilnehmer 120 an einen Interbusbasierten Feldbus 30 angeschlossen.
Die sichere Steuereinrichtung 40 kann dazu ausgebildet sein, über die Signaleinheit
50 einen sicherheitskritischen Prozess 70 zu überwachen und zu steuern. Die sichere
Steuereinrichtung 80 kann dazu ausgebildet sein, über die Signaleinheit 90 einen sicherheitskritischen
Prozess 110 zu überwachen und zu steuern. Denkbar ist, dass mehr als zwei sichere
Steuereinrichtungen, die jeweils mit mehreren Signaleinheiten verbunden sein können,
am Feldbus 30 angeschlossen sind, um sicherheitskritische Prozesse in dezentraler
Weise zu steuern.
[0035] Die überlagerte Steuereinrichtung 20 kann einen herkömmlichen standardisierten Busmaster
22 aufweisen, der im vorliegenden Beispiel als Interbus-Busmaster ausgebildet ist
und die Kommunikation auf dem Feldbus 30 in an sich bekannter Weise steuert. Die überlagerte
Steuereinrichtung 20 ist ferner dazu ausgebildet, über den nicht sicheren Busteilnehmer
120 zentral einen nicht sicheren Prozess 140 zu steuern. Der nicht sichere Busteilnehmer
120 ist vorzugesweise ein E/A-Gerät, welches über E/A-Kanäle 130 und 132 mit dem sicherheitsunkritischen
Prozess 140 kommunizieren kann. In der Praxis kann das E/A-Gerät 120 über den Kanal
132 mit einem Aktor (nicht dargestellt) und über den Kanal 130 mit einem Sensor (nicht
dargestellt) verbunden sein. Der Sensor liefert Zustandsdaten des sicherheitsunkritischen
Prozesses 140 über das E/A-Gerät 120 an die überlagerte Steuereinrichtung 20, während
das E/A-Gerät 120 die von der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommenden Steuerdaten
dem Aktor zuführt.
[0036] Weiterhin weist die überlagerte Steuereinrichtung 20 eine sicherheitsgerichtete Einrichtung
24 auf, die besondere sicherheitsbezogene Daten, vorzugsweise Schnellabschaltinformationen,
von den sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 und/oder von den Signaleinheiten 50
und 90 empfangen, auswerten und, wenn erforderlich, gezielt verändern kann. Die genaue
Funktionsweise der sicherheitsgerichteten Einrichtung 24 wird später noch ausführlich
beschrieben.
[0037] Die erste sichere Steuereinrichtung 40 ist über eine Busschnittstelle 42 an den Feldbus
30 angeschlossen. Die Busschnittstelle 42 kann eine herkömmliche Interbus-basierte
Busschnittstelle sein. Weiterhin weist die erste Steuerungseinrichtung 40 eine sicherheitsbezogene
Einrichtung 44 auf, die dazu ausgebildet ist, mit einer sicherheitsbezogenen Einrichtung
54 der Signaleinheit 50 in an sich bekannter Weise eine fehlersichere Kommunikation
zu gewährleisten. Die Signaleinheit 50 weist wiederum eine Busschnittstelle 52 auf,
über welche die Signaleinheit 50 mit der ersten Steuereinrichtung 40, der übergelagerten
Steuereinrichtung 20 und den übrigen Busteilnehmern kommunizieren kann.
[0038] Die erste Steuerungseinrichtung 40 kann dazu ausgebildet sein, über den Feldbus 30
erste sicherheitsbezogene Daten für die Signaleinheit 50 bereitzustellen, um den sicherheitskritischen
Prozess 70 zu steuern. Die sichere Steuerungseinrichtung 40 ist vorzugsweise ferner
in der Lage zweite sicherheitsbezogene Daten, das sind die besonderen sicherheitsbezogenen
Daten, bereitzustellen und zur überlagerten Steuerungseinrichtung 20 zu übertragen,
um eine zentrale Steuerung, insbesondere eine Schnellabschaltung des sicherheitskritischen
Prozesses 70 zu ermöglichen.
[0039] Der sicherheitskritische Prozess 70 ist über E/A-Kanäle 60 und 62 mit einem sicheren
Eingang und einem sicheren Ausgang der Signaleinheit 50 verbunden. In der Praxis kann
die Signaleinheit 50 über den Kanal 62 mit einem Aktor (nicht dargestellt) und über
den Kanal 60 mit einem Sensor (nicht dargestellt) verbunden sein. Der Sensor liefert
Zustandsdaten des sicherheitsunkritischen Prozesses 70 über die Signaleinheit 50 an
die überlagerte Steuereinrichtung 20 und/oder zur ersten sicheren Steuereinrichtung
40, während die Signaleinheit 50 die von der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommenden
besonderen sicherheitsbezogenen Daten und/oder die von der ersten Steuerungseinrichtung
40 bereitgestellten sicherheitsbezogenen Daten dem Aktor zuführen kann.
[0040] Die Signaleinheit 50 kann auch mehrere sichere Eingänge und Ausgänge aufweisen, die
über E/A-Kanäle mit dem sicherheitskritischen Prozess 70 verbunden sind.
[0041] Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die erste Steuereinrichtung 40, die Signaleinheit
50 und der sicherheitskritische Prozess 70 auch als Sicherheitsinsel bezeichnet werden
können.
[0042] Die zweite sichere Steuereinrichtung 80 ist über eine Busschnittstelle 82 an den
Feldbus 30 angeschlossen. Die Busschnittstelle 82 kann eine herkömmliche Interbus-basierte
Busschnittstelle sein. Weiterhin weist die zweite Steuerungseinrichtung 80 eine sicherheitsbezogene
Einrichtung 84 auf, die dazu ausgebildet ist, mit einer sicherheitsbezogenen Einrichtung
94 der Signaleinheit 90 in an sich bekannter Weise eine fehlersichere Kommunikation
zu gewährleisten. Die Signaleinheit 90 weist wiederum eine Busschnittstelle 92 auf,
über welche die Signaleinheit 90 mit der zweiten Steuereinrichtung 80, der übergelagerten
Steuereinrichtung 20 und den übrigen Busteilnehmern kommunizieren kann.
[0043] Die zweite Steuerungseinrichtung 80 kann dazu ausgebildet sein, über den Feldbus
30 erste sicherheitsbezogene Daten für die Signaleinheit 90 bereitzustellen, um den
sicherheitskritischen Prozess 110 zu steuern. Die sichere Steuerungseinrichtung 80
ist vorzugsweise ferner in der Lage, zweite sicherheitsbezogene Daten, das sind die
besonderen sicherheitsbezogenen Daten, bereitzustellen und zur überlagerten Steuerungseinrichtung
20 zu übertragen, um eine zentrale Steuerung, insbesondere eine Schnellabschaltung
des sicherheitskritischen Prozesses 110 zu ermöglichen.
[0044] Der sicherheitskritische Prozess 110 ist über E/A-Kanäle 100 und 102 mit einem sicheren
Eingang und einem sicheren Ausgang der Signaleinheit 90 verbunden. In der Praxis kann
die Signaleinheit 90 über den Kanal 102 mit einem Aktor (nicht dargestellt) und über
den Kanal 100 mit einem Sensor (nicht dargestellt) verbunden sein. Der Sensor liefert
Zustandsdaten des sicherheitsunkritischen Prozesses 110 über die Signaleinheit 90
zur überlagerten Steuereinrichtung 20 und/oder zur ersten sicheren Steuereinrichtung
80, während die Signaleinheit 90 die von der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommenden
besonderen sicherheitsbezogenen Daten und/oder die von der ersten Steuerungseinrichtung
80 bereitgestellten sicherheitsbezogenen Daten dem Aktor zuführen kann.
[0045] Die Signaleinheit 90 kann auch mehrere sichere Eingänge und Ausgänge aufweisen, die
über E/A-Kanäle mit dem sicherheitskritischen Prozess 110 verbunden sind.
[0046] Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die zweite Steuereinrichtung 80, die Signaleinheit
90 und der sicherheitskritische Prozess 11 auch als Sicherheitsinsel bezeichnet werden
können.
[0047] Um sicherzustellen, dass die zweiten sicherheitsbezogenen Daten auch wirklich von
der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommen und korrekt weitergeleitet worden sind,
kann die überlagerte Steuereinrichtung 20, d.h. vorzugsweise die sicherheitsbezogene
Einrichtung 24 dazu ausgebildet sein, dynamische Daten zu erzeugen und diese zu den
sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 und/oder direkt zu den Signaleinheiten 50 und
90 zu übertragen. Die sicheren Steuerungseinrichtungen 40 und 80 und/oder die Signaleinheiten
50 und 90 sind dann entsprechend ausgebildet, um zu erkennen, ob die dynamischen Daten
definitionsgemäß erzeugt worden sind. Wenn nicht, veranlassen die Signaleinheiten
50 und 90, dass der sicherheitskritische Prozess 70 bzw. der sicherheitskritische
Prozess 110 in einen sicheren Zustand geht. Denkbar ist auch, dass die Signaleinheiten
50 und 90 oder die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 dynamische Daten erzeugen,
diese zur überlagerten Steuereinrichtung 20 übertragen und anschließend die von der
überlagerten Steuereinrichtung 20 geänderten dynamischen Daten auswerten und unter
Ansprechen auf die geänderten dynamischen Daten definierte Schritte auslösen.
[0048] Nachfolgend wird die Funktionsweise des in Fig. 1 gezeigten Steuerungssystems 10
in Verbindung mit Fig. 2 näher erläutert.
[0049] Da es sich bei dem beispielhaften Feldbus 30, wie eingangs erwähnt, um den ringförmigen
Interbus handelt, sind der Busmaster 22 und die Busschnittstellen 42, 52, 82, 92 und
122 dazu ausgebildet, eine bidirektionale Datenübertragung von Eingangs- und Ausgangsdaten
aller Teilnehmer über sogenannte Summenrahmen zu ermöglichen. Ein beispielhafter Summenrahmen
150 mit einer erfindungsgemäßen Erweiterung ist in Fig. 2 dargestellt.
[0050] Gemäß dem Interbus-Kommunikationsprotokoll beginnt jeder vom Busmaster 22 auf den
Feldbus 30 gelegte Summenrahmen mit einem Datenfeld 210, in welches ein Loopbackword
LBW eingeschrieben ist. Dem Loopbackword folgen weitere Datenfelder 200 bis 160, die
den am Feldbus 30 angeschlossenen Busteilnehmern entsprechend ihrer jeweiligen physikalischen
Lage im Feldbus 30 eindeutig zugeordnet sind. Beim gezeigten Automatisierungssystem
10 ist das Datenfeld 200 dem Busteilnehmer 120, das Datenfeld 190 der Signaleinheit
90, das Datenfeld 180 der sicheren Steuerungseinrichtung 80, das Datenfeld 170 der
Signaleinheit 50 und das Datenfeld 160 der sicheren Steuereinrichtung 40 zugeordnet.
[0051] Bei einer bevorzugten Ausführungsform, sind die den Signaleinheiten 50 und 90 zugeordneten
Datenfelder 170 bzw. 190 jeweils in drei Teilfelder unterteilt. Lediglich das in drei
Teilfelder 171, 172 und 173 unterteilte Datenfeld 170 ist in Fig. 2 detailliert dargestellt.
Die sicherheitsgerichtete Einrichtung 44 der sicheren Steuereinrichtung 40 kann in
das Teilfeld 171 erste sicherheitsbezogene Daten und in das Teilfeld 172 zweite sicherheitsbezogene
Daten, die für die überlagerte Steuereinrichtung 20 bestimmt sind, einschreiben. In
das Teilfeld 173 kann die sicherheitsgerichtete Einrichtung 44 der Steuereinrichtung
40 oder die sicherheitsgerichtete Einrichtung 54 der Signaleinheit 50 dynamische Daten
einschreiben, die zur Auswertung und Verarbeitung ebenfalls an die überlagerte Steuereinrichtung
20 übertragen werden können.
[0052] In ähnlicher Weise kann die sicherheitsgerichtete Einrichtung 84 der zweiten Steuereinrichtung
80 in ein erstes Teilfeld des Datenfeldes 190 erste sicherheitsbezogene Daten und
in ein zweites Teilfeld des Datenfeldes 190 zweite sicherheitsbezogene Daten, die
für die überlagerte Steuereinrichtung 20 bestimmt sind, einschreiben. In ein drittes
Teilfeld des Datenfeldes 190 kann die sicherheitsgerichtete Einrichtung 84 der Steuereinrichtung
80 oder die sicherheitsgerichtete Einrichtung 94 der Signaleinheit 90 dynamische Daten
einschreiben, die zur Auswertung und Verarbeitung ebenfalls an die überlagerte Steuereinrichtung
20 übertragen werden können.
[0053] Die in den zweiten Teilfeldern der Datenfelder 170 und 190 übertragbaren besonderen
sicherheitsbezogenen Daten enthalten vorzugsweise ein einziges Informationsbit, das
gemäß einer vorteilhaften Implementierung von der sicheren Steuerungseinrichtung 40
bzw. 80 oder der Signaleinheit 50 bzw.90 auf Null gesetzt werden kann.
[0054] Angenommen sei nunmehr, dass das Automatisierungssystem 20 ordnungsgemäß arbeitet
und keine Fehler aufgetreten sind.
[0055] Demzufolge müssen die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 keine Sicherheitsfunktionen
über die Signaleinheiten 50 bzw. 90 auslösen. Die sicherheitsbezogene Einrichtung
44 der ersten Steuereinrichtung 40 schreibt in diesem Fall eine Null in das für die
Signaleinheit 50 bestimmte Teilfeld 172 und als dynamisches Datum zum Beispiel eine
vorbestimmte Zahl in das Teilfeld 173, während die sicherheitsbezogene Einrichtung
84 der sicheren Steuereinrichtung 80 eine Null in das zweite Teilfeld des für die
Signaleinheit 90 bestimmten Datenfeldes 190 und ebenfalls eine vorbestimmte Zahl in
das dritte Teilfeld des Datenfeldes 190 schreibt.
[0056] In an sich bekannter Weise können zudem alle am Feldbus 30 angeschlossenen Teilnehmer
Ausgangsdaten von anderen Teilnehmern empfangen und Eingangsdaten in die ihnen zugeordneten
Datenfelder schreiben und zur überlagerten Steuereinrichtung 20 oder an andere am
Feldbus 30 angeschlossene Teilnehmer übertragen. Die überlagerte Steuereinrichtung
20 bzw. deren sicherheitsbezogene Einrichtung 24 ist dazu ausgebildet, die zweiten
und dritten Datenfelder der Datenfelder 170 und 190 auszuwerten, gezielt, d.h. insbesondere
in definierter Weise zu verändern und mit dem nächsten Summenrahmen zu den Signaleinheiten
50 und 90 zu übertragen. Je nach Implementierung ersetzt die sicherheitsbezogene Einrichtung
24 der überlagerten Steuereinrichtung 20 beispielsweise die in den zweiten Teilfeldern
der Datenfelder 170 und 190 übertragene Null durch eine Eins, während die in den dritten
Teilfeldern der Datenfelder 170 und 190 übertragene vorbestimmte Zahl zum Beispiel
um den Wert 1 inkrementiert wird.
[0057] Die sicherheitsbezogenen Einrichtungen 54 und 94 der jeweiligen Signaleinheiten lesen
die ihnen zugeordneten zweiten und dritten Teilfelder der Datenfelder 170 bzw. 190
aus und erkennen anhand der im dritten Teilfeld enthaltenen veränderten Zahl, dass
die im jeweiligen zweiten Teilfeld enthaltenen zweiten sicherheitsbezogenen Daten
von der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommen und korrekt übermittelt wurden. Unter
Ansprechen auf die im jeweiligen zweiten Teilfeld enthaltene Eins erkennt die Signaleinheit
50 bzw. 90, dass die sicherheitskritischen Prozesse 70 und 110 weiterlaufen sollen.
[0058] Nunmehr sei angenommen, dass der überlagerten Steuereinrichtung 20 vom Automatisierungssystem
10 oder einer Bedienperson mitgeteilt worden ist, dass die sicherheitskritischen Prozesse
70 und 110 sofort abgeschaltet werden müssen. In diesem Fall sorgt die sicherheitsbezogene
Einrichtung 24 dafür, dass in die zweiten Teilfelder der Datenfelder 170 und 190 des
nächsten Summenrahmens jeweils eine Null geschrieben wird und die im dritten Teilfeld
enthaltenen dynamischen Daten in vorbestimmter Weise geändert werden.
[0059] Die sicherheitsbezogenen Einrichtungen 54 und 94 der Signaleinheiten 50 bzw. 90 lesen
die ihnen zugeordneten zweiten und dritten Teilfelder der Datenfelder 170 bzw. 190
aus und erkennen anhand der im dritten Teilfeld enthaltenen veränderten Zahl, dass
die im jeweiligen zweiten Teilfeld enthaltenen besonderen sicherheitsbezogenen Daten
von der überlagerten Steuereinrichtung 20 kommen und korrekt übermittelt wurden. Unter
Ansprechen auf die im jeweiligen zweiten Teilfeld enthaltene Null erkennt die Signaleinheit
50 bzw. 90, dass die sicherheitskritischen Prozesse 70 und 110 sofort abgeschaltet
werden müssen. Deshalb werden die entsprechenden sicheren Ausgänge der Signaleinheiten
50 und 90 darauf hin sofort auf Null gesetzt und die sicherheitskritischen Prozesse
70 und 110 abgeschaltet. Auf diese Weise werden die dezentralen sicherheitskritischen
Prozesse 70 und 110 zentral überwacht und gesteuert. Das bedeutet, dass die überlagerte
Steuereinrichtung 20 immer ein Auge auf die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80
wirft. Die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 können deshalb nicht mehr unabhängig
von der überlagerten Steuereinrichtung 20 in die sicherheitskritischen Prozesse eingreifen.
[0060] Denkbar ist, dass die sicherheitsbezogene Einrichtung 24 der überlagerten Steuereinrichtung
20 dynamische Daten erzeugt und in den jeweils dritten Teilfeldern der Datenfelder
170 und 190 einschreibt, die für die erste Steuereinrichtung 40 und zweite Steuereinrichtung
80 bestimmt sind.
[0061] An dieser Stelle sei angemerkt, dass die überlagerte Steuereinrichtung 20 dazu ausgebildet
sein kann, in jedem Kommunikationszyklus die in den zweiten Teilfelder der Datenfelder
170 und 190 übertragenen zweiten sicherheitsbezogenen Daten gezielt zu verändern,
um zu verhindern, dass eine unerwünschte Schnellabschaltung der sicherheitskritischen
Prozesse 70 und 110 erfolgt.
[0062] Denkbar ist, dass Informationsquellen, das sind beispielsweise die sicheren Steuerungseinrichtungen
40 und 80 und/oder die Signaleinheiten 50 und 90 in einen Quasi-Sicherheitszustand
gehen, in welchem sie den sicherheitskritischen Prozesse 70 bzw. den sicherheitskritischen
Prozesse 110 laufen lassen. Die sicherheitskritischen Prozesse 70 und 110 senden dann
ihrerseits an die sichere Steuereinrichtung 40 bzw. 80 eine Information, dass eine
Schnellabschaltung angefordert wurde. Die sicheren Steuereinrichtung 40 und 80 oder
die jeweiligen Signaleinheiten 50 und 90 müssen dann die ihnen zugeordneten Informationen,
die die Schnellabschaltinformation enthält, in dem zweiten Teilfeld des Datenfeldes
170 bzw. 180 zurücksetzen. Der Quasi-Sicherheitszustand kann solange aufrecht erhalten
werden, bis eine eingestellte maximale Reaktionszeit auf den Steuerungseinrichtungen
40 und 80 oder den Signaleinheiten 50 und 90 abgelaufen ist. In diesem Fall wechselt
die Steuereinrichtung 40 bzw. 80 von dem Quasi-Sicherheitszustand in den Sicherheitszustand.
[0063] Auf diese Weise ist eine schnelle Abschaltung einzelner sicherer Komponenten oder
Gruppen von sicheren Komponenten möglich, ohne dass eine aufwendige Programmierung
auf den dezentralen Steuereinrichtungen 40 und 80 vorgesehen werden muss.
[0064] Anstelle von Schnellabschaltinformationen, die in die zweiten Teilfelder der Datenfelder
170 und 190 eines jeden Summenrahmen eingeschrieben werden, könnte von der überlagerten
Steuerung 20 auch zyklisch eine zentrale Broadcast-Information abgesetzt werden, die
die Schnellabschaltinformation enthält. Die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80
und/oder die Signaleinheiten 50 und 90 werten diese Informationen dann aus.
[0065] Die sicheren Steuereinrichtungen 40 und 80 und/oder die Signaleinheiten 50 und 90
können ferner dazu ausgebildet sein, eine ausgelöste Schnellabschaltung im nächsten
Summenrahmen zu bestätigen, was zu einer weiteren Erhöhung der Sicherheit führen kann.
[0066] Ein Aspekt der Erfindung kann darin gesehen werden, dass eine Informationsquelle,
beispielsweise eine sichere Signaleinheit neben ersten sicherheitsbezogenen Daten
auch zweite sicherheitsbezogene Daten zur Schnellabschaltung einzelner sicherheitsrelevanter
Inseln zufügt. Die zweiten sicherheitsbezogenen Daten gelangen zu einer überlagerten
Steuerung, die diese Daten auswertet und gezielt ändert. Vorzugsweise enthalten die
zweiten sicherheitsbezogenen Daten ein Informationsbit, welches standardgemäß von
der Signaleinheit auf Null gesetzt wird. In der überlagerten Steuerungseinrichtung
wird das empfangene Informationsbit auf Eins gesetzt und dann zu einem bestimmten
sicheren Ausgang, der auch als Informationssenke bezeichnet werden kann, übertragen.
Die Informationssenke wertet in an sich bekannter Weise die ersten sicherheitsbezogenen
Daten aus. Zusätzlich überprüft sie die zugeordneten zweiten sicherheitsbezogenen
Informationen und setzt gegebenenfalls alle oder einzelne sichere Ausgänge auf Null,
sodass der jeweilige sicherheitskritische Prozesse mittels einer zentralen Steuerung
in einen sicheren Zustand geführt werden kann.
1. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) zum Übertragen von sicherheitsbezogenen
Daten über einen Feldbus mit
- einer ersten, sicheren Steuereinrichtung (40) zum Steuern eines sicherheitskritischen
Prozesses (70),
- wenigstens einer Signaleinheit (50), die über E/A-Kanäle (60, 62) mit dem sicherheitskritischen
Prozess (70) verknüpft ist,
- einem Feldbus (30), über den die erste Steuereinrichtung (40) und die Signaleinheit
(50) verbunden sind, und
- einer überlagerten Steuereinrichtung (20), die einen Busmaster (22) zum Steuern
der Kommunikation auf dem Feldbus (30) aufweist und dazu ausgebildet ist, einen sicherheitsunkritischen
Prozess (140) zu steuern, wobei
die erste Steuereinrichtung (40) und die wenigstens eine Signaleinheit (50) jeweils
sicherheitsbezogene Einrichtungen (44; 54) aufweisen, um eine fehlersichere Kommunikation
miteinander zu gewährleisten, wobei die überlagerte Steuereinrichtung (20) getrennt
von der ersten Steuereinrichtung (40) und der wenigstens einen Signaleinheit (50)
an den Feldbus (30) angeschlossen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste, sichere Steuereinrichtung (40, 44) dazu ausgebildet ist, erste sicherheitsbezogene
Daten für die Signaleinheit (50) bereitzustellen, um den sicherheitsgerichteten Prozess
(70) zu steuern, und zweite sicherheitsbezogene Daten bereitzustellen und die zweiten
sicherheitsbezogenen Daten zur überlagerten Steuereinrichtung (20) zu übertragen,
und dass
die überlagerte Steuereinrichtung (20, 24) dazu ausgebildet ist, die zweiten sicherheitsbezogenen
Daten auszuwerten, zu verändern und zu der wenigstens einen Signaleinheit (50) oder
zur ersten Steuereinrichtung (40) zu übertragen, um den sicherheitskritischen Prozess
(70) zentral steuern zu können.
2. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
eine zweite, sichere Steuereinrichtung (80) zum Steuern eines weiteren sicherheitskritischen
Prozesses (110),
wenigstens eine weitere Signaleinheit (90), die über E/A-Kanäle (100, 102) mit dem
weiteren sicherheitskritischen Prozess (110) verknüpft ist, wobei die zweite sichere
Steuereinheit (80) und die Signaleinheit (50) über den Feldbus (30) verbunden sind,
wobei
die zweite Steuereinrichtung (80) und die wenigstens eine weitere Signaleinheit (90)
jeweils sicherheitsbezogene Einrichtungen (84; 94) aufweisen, um eine fehlersichere
Kommunikation miteinander zu gewährleisten, wobei die überlagerte Steuereinrichtung
(20) getrennt von der zweiten Steuereinrichtung (80) und der wenigstens einen weiteren
Signaleinheit (90) an den Feldbus (30) angeschlossen ist, wobei
die zweite, sichere Steuereinrichtung (80, 84) dazu ausgebildet ist, erste sicherheitsbezogene
Daten für die Signaleinheit (90) bereitzustellen, um den sicherheitsgerichteten Prozess
(110) zu steuern, und zweite sicherheitsbezogene Daten bereitzustellen und die zweiten
sicherheitsbezogenen Daten zur überlagerten Steuereinrichtung (20, 24) zu übertragen,
wobei die überlagerte Steuereinrichtung (20, 24) dazu ausgebildet ist, die empfangenen
zweiten sicherheitsbezogenen Daten auszuwerten, zu verändern und zu der wenigstens
einen weiteren Signaleinheit (90) oder zur zweiten Steuereinrichtung (80) zu übertragen,
um den weiteren sicherheitskritischen Prozess (110) zentral steuern zu können.
3. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweiten sicherheitsbezogenen Daten einen Befehl zur Schnellabschaltung eines sicherheitskritischen
Prozesses (70, 110) enthalten.
4. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die überlagerte Steuereinrichtung (20) dazu ausgebildet ist, die zweiten sicherheitsbezogenen
Daten gezielt zu verändern, um sicherzustellen, dass keine unerwünschte Schnellabschaltung
des sicherheitskritischen Prozesses (70) und/oder des weiteren sicherheitskritischen
Prozesses (110) erfolgt.
5. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die überlagerte Steuereinrichtung (20, 24) dazu ausgebildet ist, dynamische Daten
zu erzeugen und zu der wenigstens einen Signaleinheit (50) und/oder der wenigstens
einen weiteren Signaleinheit (90) zu übertragen, und dass
die wenigstens eine Signaleinheit (50) und/oder die wenigstens eine weitere Signaleinheit
(90) dazu ausgebildet sind, die dynamischen Daten auszuwerten.
6. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste und/oder zweite Steuereinrichtung (40; 80) oder die wenigstens eine Signaleinheit
(50 und/oder die wenigstens eine weitere Signaleinheit (90) dazu ausgebildet sind,
dynamische Daten zu erzeugen und zur überlagerten Steuereinrichtung (20) zu übertragen,
und dass
die überlagerte Steuereinrichtung (20, 24) dazu ausgebildet ist, die empfangenen dynamischen
Daten gezielt zu verändern und zu der ersten und/oder zweiten Steuereinrichtung (40,
80) oder zu der wenigstens einen Signaleinheit (50) und/oder zu der wenigstens einen
weiteren Signaleinheit zu übertragen.
7. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Feldbus (30) ein Interbus ist, und dass eine Übertragung der ersten sicherheitsbezogenen
Daten, der zweiten sicherheitsbezogenen Daten und gegebenenfalls der dynamischen Daten
zyklisch in Summenrahmen über den Feldbus (30) erfolgt.
8. Steuerungs- und Datenübertragungssystem (10) zum Übertragen von sicherheitsbezogenen
Daten über einen Feldbus mit
- wenigstens zwei sicheren Steuereinrichtung (40, 80) zum Steuern jeweils eines sicherheitskritischen
Prozesses (70, 110), denen jeweils wenigstens eine Signaleinheit (50, 90) zugeordnet
ist, die über E/A-Kanäle mit dem jeweiligen sicherheitskritischen Prozess (70, 110)
verknüpft sind,
- einem Feldbus (30), über den die wenigstens zwei Steuereinheiten (40, 80) und die
Signaleinheiten (50, 90) verbunden sind, und
- einer überlagerten Steuereinrichtung (20) zum Steuern der Kommunikation auf dem
Feldbus (30) und zum Steuern sicherheitsunkritischer Prozesse (140), wobei
die sicheren Steuereinrichtungen (40, 80) und die die Signaleinheiten (50, 90) jeweils
sicherheitsbezogene Einrichtungen (44, 54, 84, 94) aufweisen, um eine fehlersichere
Kommunikation miteinander zu gewährleisten, wobei die überlagerte Steuereinrichtung
(20) getrennt von sicheren Steuereinrichtungen (40, 80) und den Signaleinheiten (50,
90) an den Feldbus (30) angeschlossen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die überlagerte Steuereinrichtung (20) dazu ausgebildet ist, ein Broadcast-Telegramm
zu erzeugen, welches Steuerinformationen, insbesondere eine Schnellabschaltinformation
enthält, wobei die überlagerte Steuereinrichtung (20) ferner dazu ausgebildet ist,
das Broadcast-Telegramm zu den wenigstens zwei Steuereinrichtungen (40, 80) oder zu
den Signaleinheiten (50, 90) zu übertragen, um die jeweiligen sicherheitskritischen
Prozesse (70, 110) zentral steuern zu können.