[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer zumindest
teilweisen amorphen Metalllegierung.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner ein Bauteil aus einer Metalllegierung mit amorpher
Phase und die Verwendung eines solchen Bauteils.
[0003] Amorphe Metalle und deren Legierungen sind seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Dünne
Bänder und deren Herstellung werden zum Beispiel in der Offenlegung
DE 35 24 018 A1 beschrieben, wobei auf einem Träger durch Abschreckkühlung aus der Schmelzphase ein
dünnes metallisches Glas erzeugt wird. Auch wird zum Beispiel in der Patentschrift
EP 2 430 205 B1 ein Composite aus einer amorphen Legierung beschrieben, das für seine Herstellung
eine Abkühlrate von 102 K/s benötigt. Nachteilig ist hieran, dass mit solchen bekannten
Methoden nur dünne Schichten oder sehr kompakte Bauteile mit einigen Millimetern Querschnitt
aufgebaut werden können.
[0004] Ein Problem besteht also darin, große Bauteile in komplexen Formen herzustellen,
die eine amorphe Struktur aufweisen. Die notwendigen Abkühlraten sind für komplexe
Bauteile und Halbzeuge mit großem Volumen technisch nicht realisierbar. Aus der
WO 2008/039134 A1 ist ein Verfahren bekannt, bei dem ein größeres Bauteil aus einem amorphen Metall-Pulver
hergestellt wird. Dazu wird das Bauteil nach Art eines 3D-Drucks schichtweise aufgebaut,
wobei Teilbereiche der Schichten mit einem Elektronenstrahl aufgeschmolzen werden.
[0005] Nachteilig ist hieran, dass das Verfahren nur sehr aufwendig und kostspielig umzusetzen
ist. Zudem ist mit einem solchen Verfahren keine ausreichende Homogenität der physikalischen
Eigenschaften des erzeugten Bauteils zu erzielen. Durch das lokale Aufschmelzen und
wieder Abkühlen des Pulvers kommt es zu einer punktuellen Überschreitung der Kristallisationstemperatur
und einer Kristallisation der Legierung, wenn die Abkühlrate der Schmelze zu gering
verläuft. Dadurch entsteht eine unerwünschte Menge und eine ungleichmäßige Verteilung
an kristalliner Phase in dem Bauteil.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht also darin, die Nachteile des Stands der Technik
zu überwinden. Insbesondere soll ein einfaches und kostengünstig zu realisierendes
Verfahren entwickelt werden, mit dem ein Bauteil aus einer Metalllegierung mit amorphem
Anteil hergestellt werden kann, das ein Volumen 0,1 cm
3 und mehr, bevorzugt 1 cm
3 und mehr, aufweisen kann und das in unterschiedlichen auch komplexen Formen erzeugt
werden kann. Das erzeugte Bauteil soll auch eine möglichst hohe Homogenität hinsichtlich
der physikalischen Eigenschaften und der Verteilung der amorphen Phase aufweisen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es auch ein solches Bauteil bereitzustellen.
Das Verfahren soll dabei einfach umzusetzen sein und gut reproduzierbare Ergebnisse
liefern. Das erzeugte Bauteil soll einen möglichst hohen Anteil an amorpher metallischer
Phase aufweisen. Auch ist es wünschenswert, wenn das erzeugte Bauteil möglichst kompakt
ist und nur wenige Poren aufweist. Eine weitere Aufgabe kann darin gesehen werden,
dass das Verfahren mit einer möglichst großen Anzahl unterschiedlicher Legierungen
umsetzbar ist, die eine amorphe Phase aufweisen. Ferner ist es vorteilhaft, wenn das
Verfahren mit möglichst einfachen und in Labors üblicherweise vorhandenen Apparaturen
und Werkzeugen umsetzbar ist.
[0007] Die Aufgaben der Erfindung werden gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung eines
Bauteils aus einer zumindest teilweise amorphen Metalllegierung mit den Schritten:
- A) Bereitstellen eines Pulvers aus einer zumindest teilweise amorphen Metalllegierung,
wobei das Pulver aus sphärischen Pulverpartikeln besteht und die Pulverpartikel einen
Durchmesser von weniger als 125 µm aufweisen;
- B) Pressen des Pulvers in die gewünschte Form des zu erzeugenden Bauteils;
- C) Verdichten und Sintern des Pulvers durch eine Temperaturbehandlung des Pulvers
während des Pressens oder nach dem Pressen bei einer Temperatur, die zwischen der
Transformationstemperatur und der Kristallisationstemperatur der amorphen Phase der
Metalllegierung liegt, wobei die Dauer der Temperaturbehandlung derart gewählt wird,
dass das Bauteil nach der Temperaturbehandlung gesintert ist und einen amorphen Anteil
von mindestens 85 Prozent aufweist.
[0008] Bevorzugt wird die Dauer der Temperaturbehandlung derart gewählt, dass die Dauer
zumindest so lange ist, dass das Pulver nach der Temperaturbehandlung gesintert ist,
und dass die Dauer höchstens so lange ist, dass das Bauteil nach der Temperaturbehandlung
noch einen amorphen Anteil von mindestens 85 Prozent aufweist.
[0009] Bevorzugt besteht das Pulver aus Pulverpartikeln von denen 100% weniger als 125 µm
Durchmesser haben. Solche Partikelgrößen beziehungsweise Partikelverteilungen werden
häufig auch mit D
100 = 125 µm bezeichnet.
[0010] Als amorphes Material bezeichnet man in der Physik und der Chemie einen Stoff, bei
dem die Atome keine geordneten Strukturen, sondern ein unregelmäßiges Muster bilden
und lediglich über Nahordnung, nicht aber Fernordnung verfügen. Im Gegensatz zu amorphen
bezeichnet man regelmäßig strukturierte Materialien als kristallin.
[0011] Sphärische Partikel müssen im Sinne der vorliegenden Erfindung keine geometrisch
perfekten Kugeln sein, sondern können auch von der Kugelform abweichen. Bevorzugte
sphärische Pulverpartikel weisen eine abgerundete zumindest näherungsweise kugelförmige
Form auf und haben ein Verhältnis des längsten Querschnitts zum kürzesten Querschnitt
von höchstens 2 zu 1. Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist mit einer sphärischen
Geometrie also keine streng geometrische beziehungsweise mathematische Kugel gemeint.
Die Querschnitte beziehen sich dabei auf innerhalb der Pulverpartikel verlaufende
extremale Abmessungen. Besonders bevorzugte sphärische Pulverpartikel können ein Verhältnis
des längsten Querschnitts zum kürzesten Querschnitt von höchstens 1,5 zu 1 aufweisen
oder ganz besonders bevorzugt kugelförmig sein. Als Durchmesser wird dabei erfindungsgemäß
der größte Querschnitt der Pulverpartikel angenommen.
[0012] Die sphärische Form der Pulverpartikel hat die folgenden Vorteile:
Es kann eine hohe Schüttdichte des Pulvers erreicht werden;
Die Pulverpartikel weisen ähnlich gekrümmte Oberflächen auf, die bei der Temperaturbehandlung
bei den gleichen Bedingungen (Temperatur und Zeit beziehungsweise dem gleichen Wärmeenergieeintrag)
weich werden - oder zumindest unter in guter Näherung den gleichen Bedingungen weich
werden. Dadurch verbinden sich diese beziehungsweise sintern diese besonders gut und
innerhalb einer kurzen Zeitspanne, beziehungsweise zu einem vorbekannten Zeitpunkt
beziehungsweise in einem vorbekannten Zeitintervall, mit benachbarten Pulverpartikeln.
Ein weiterer Vorteil einer hohen Schüttdichte ist ein geringer Schrumpf des Bauteils
beim Sintern. Dadurch wird eine endformnahe Fertigung möglich.
[0013] Das Bauteil kann gemäß einer bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung insbesondere
dann als gesintert angesehen werden, wenn es eine Dichte von mindestens 97% der theoretischen
Dichte der vollständig amorphen Metalllegierung aufweist.
[0014] Unter einer Sinterung oder einem Sintern wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ein Vorgang verstanden, bei dem die Pulverpartikel an der Oberfläche weich werden
und sich miteinander verbinden und nach dem Abkühlen verbunden bleiben. Dadurch wird
aus dem Pulver ein zusammenhängender Körper beziehungsweise ein zusammenhängendes
Bauteil erzeugt.
[0015] Die Transformationstemperatur einer amorphen Phase wird häufig auch als Glasübergangstemperatur
oder als Transformationspunkt oder Glasübergangspunkt bezeichnet, wobei hiermit klargestellt
sein soll, dass dies äquivalente Begriffe für die Transformationstemperatur sind.
[0016] Bevorzugt wird das Pulver geformt, indem das Pulver in eine Form oder in ein Werkzeug
gefüllt wird und anschließend das Pulver in der Form oder in dem Werkzeug gepresst
wird, beziehungsweise mit dem Werkzeug gepresst wird.
[0017] Das Aufheizen bis zum Erreichen der Transformationstemperatur und das Abkühlen sollen
erfindungsgemäß so schnell wie möglich erfolgen, da auch bei diesen Temperaturen unterhalb
der Transformationstemperatur eine Kristallisation an den zwangsläufig vorhandenen
Impfkristallen erfolgt, aber noch keine Erweichung der Pulverpartikel erreicht wird,
die zu einem Sintern des Pulvers führen könnte. Es soll erfindungsgemäß eine plastische
Verformung der Pulverpartikel erreicht werden, die zu einem Kompaktieren des Pulvers
und somit zu einem beschleunigten Sintern des Pulvers führt. Ein Überschwingen der
Temperatur über die gewünschte Solltemperatur oder Endtemperatur soll dabei möglichst
gering ausfallen.
[0018] Die Pulverpartikelgröße des Pulvers beziehungsweise die Pulverpartikelgrößenverteilung
des Pulvers kann durch den Herstellungsprozess und durch ein Sieben eines Ausgangs-Pulvers
erreicht werden. Das erfindungsgemäß bereitgestellte Pulver wird also durch Sieben
eines Ausgangs-Pulvers hergestellt, bevor es für das erfindungsgemäße Verfahren bereitgestellt
beziehungsweise verwendet wird. Zudem kann durch Sieben auch sichergestellt werden,
dass die Anzahl der Pulverpartikel mit einer von der sphärischen Form stark abweichenden
Form, die durch Ansintern mehrerer Pulverpartikel entstanden sind und die in dem Ausgangs-Pulver
enthalten sind, reduziert oder minimiert werden kann.
[0019] Mit der Erfindung wird als bevorzugte Ausgestaltung des Verfahrens auch vorgeschlagen,
dass die Temperaturbehandlung unter Vakuum erfolgt, wobei bevorzugt das Pulver durch
eine Temperaturbehandlung bei einem Vakuum von zumindest 10
-3 mbar verdichtet wird.
[0020] Hierdurch wird erreicht, dass die Oberfläche des Pulvers weniger stark mit den umgebenden
Gasen reagieren kann. Metalloxide und andere Reaktionsprodukte wirken sich nämlich
als Keimbildner für kristalline Phasen negativ auf die Reinheit der amorphen Phase
in dem erzeugten Bauteil aus.
[0021] Aus dem gleichen Grund kann erfindungsgemäß zusätzlich oder auch alternativ vorgesehen
sein, dass die Temperaturbehandlung unter einem Schutzgas erfolgt, insbesondere unter
einem Edelgas, wie beispielsweise Argon, bevorzugt mit einer Reinheit von wenigstens
99,99% erfolgt, besonders bevorzugt mit einer Reinheit von wenigstens 99,999% erfolgt.
Bevorzugt kann bei solchen Ausführungsformen vorgesehen sein, dass die Atmosphäre,
in der das Pressen und die Temperaturbehandlung oder nur die Temperaturbehandlung
erfolgt, durch mehrmaliges Evakuieren und Spülen mit Edelgas, insbesondere mit Argon,
weitgehend von Restgasen befreit wird.
[0022] Es kann erfindungsgemäß alternativ auch vorgesehen sein, dass die Temperaturbehandlung
unter einem reduzierenden Gas erfolgt, insbesondere unter einem Formiergas erfolgt,
um die Menge an störenden Metall-Oxiden möglichst gering zu halten.
[0023] Eine weitere Maßnahme zur Verringerung der Anzahl von Metalloxiden in dem Bauteil
kann durch die Anwendung eines Sauerstoff-Getters bei der Temperaturbehandlung des
Pulvers und/oder bei der Herstellung des Pulvers erreicht werden.
[0024] Ferner kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass das Pulver durch HeißIsostatisches
Pressen oder Heißpressen verdichtet wird.
[0025] Die Kombination von Druck- und Temperaturbehandlung bewirkt ein kompakteres Bauteil.
Zudem wird die Verbindung durch die plastische Verformung der Pulverpartikel untereinander
verbessert und das Sinterverhalten beschleunigt, so dass eine kürzere Dauer der Temperaturbehandlung
gewählt werden kann und der Anteil kristalliner Phase in dem Bauteil reduziert wird.
[0026] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann auch vorgesehen sein, dass die Dauer
der Temperaturbehandlung derart gewählt wird, dass das Bauteil einen amorphen Anteil
von mindestens 90 Prozent aufweist, bevorzugt von mehr als 95 Prozent, besonders bevorzugt
von mehr als 98 Prozent aufweist.
[0027] Je höher der Anteil der amorphen Phase in dem Bauteil ist, desto mehr nähert man
sich den gewünschten physikalischen Eigenschaften eines vollständig aus amorpher Phase
bestehenden Bauteils.
[0028] Bevorzugte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung können auch vorsehen, dass
ein Pulver aus einer amorphen Metalllegierung oder einer zumindest teilweise amorphen
Metalllegierung mit mindestens 50 Gewichtsprozenten Zirkonium verwendet wird.
[0029] Zirkonium-haltige amorphe Metalllegierungen sind besonders gut zum Umsetzen erfindungsgemäßer
Verfahren geeignet, da bei vielen dieser Legierungen eine große Differenz zwischen
der Transformationstemperatur und der Kristallisationstemperatur existiert, wodurch
das Verfahren leichter umzusetzen ist.
[0030] Ganz besonders bevorzugte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung können vorsehen,
dass ein Pulver aus einer amorphen Metalllegierung oder einer zumindest teilweise
amorphen Metalllegierung aus
- a) 58 bis 77 Gewichtsprozenten Zirkonium,
- b) 0 bis 3 Gewichtsprozenten Hafnium,
- c) 20 bis 30 Gewichtsprozenten Kupfer,
- d) 2 bis 6 Gewichtsprozenten Aluminium, und
- e) 1 bis 3 Gewichtsprozenten Niob
bereitgestellt wird.
[0031] Der Restanteil bis auf 100 Gewichtsprozente ist dabei Zirkonium. Übliche Verunreinigungen
können in der Legierung enthalten sein. Diese Zirkonium-haltigen amorphen Metalllegierungen
sind ganz besonders gut zum Umsetzen erfindungsgemäßer Verfahren geeignet.
[0032] Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass das sphärische amorphe Metalllegierungs-Pulver
durch Schmelzverdüsung hergestellt wird, bevorzugt durch Schmelzverdüsung in einem
Edelgas, insbesondere in Argon, besonders bevorzugt durch Schmelzverdüsung in einem
Edelgas der Reinheit 99,99%, 99,999% oder einer höheren Reinheit. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung wird auch dann von einer amorphen Metalllegierung gesprochen, wenn die Metalllegierung
einen Anteil an amorpher Phase von wenigstens 85 Volumenprozent aufweist.
[0033] Die Herstellung des Pulvers erfolgt selbstverständlich vor dem Bereitstellen des
Pulvers. Durch die Schmelzverdüsung lassen sich Pulverpartikel mit sphärischer Form
auf einfache und kostengünstige Art herstellen. Die Verwendung von Edelgas, insbesondere
von Argon oder hochreinem Argon bei der Schmelzverdüsung bewirkt, dass in dem Pulver
möglichst wenige störende Verunreinigungen wie Metalloxide enthalten sind.
[0034] Gemäß einer Weiterbildung der vorliegenden Erfindung kann auch vorgesehen sein, dass
das Pulver weniger als 1 Gewichtsprozent an Teilchen mit einem Durchmesser kleiner
als 5 µm aufweist oder das Pulver gesiebt oder durch Windsichten behandelt wird, so
dass es weniger als 1 Gewichtsprozent an Teilchen mit einem Durchmesser kleiner als
5 µm aufweist.
[0035] Erfindungsgemäß bevorzugt werden Pulverpartikel mit einem Durchmesser von weniger
als 5 µm durch Windsichten entfernt, beziehungsweise genauer der Anteil von Pulverpartikeln
mit einem Durchmesser von weniger als 5 µm durch Windsichten reduziert.
[0036] Durch den geringen Anteil von Pulverpartikeln mit einem Durchmesser kleiner als 5
µm wird die für eine Oxidation oder für eine andere störende chemische Reaktion der
Pulverpartikel mit umgebendem Gas empfindliche Oberfläche des Pulvers (Summe der Oberflächen
aller Pulverpartikel) begrenzt. Des Weiteren wird durch die Begrenzung der Korngröße
des Pulvers sichergestellt, dass die Erweichung der Pulverpartikel zu ähnlichen Bedingungen
(hinsichtlich der Temperatur und der Zeit beziehungsweise des erfolgten Energieeintrags)
stattfinden wird, da die Krümmungen der Oberflächen der Pulverpartikel dann ähnlich
sind und sich hierdurch eine kompakte Füllung des Pulvers durch Pressen erreichen
lässt. Ein geringer Anteil von feinen Pulverpartikeln (kleiner als 5 µm) wirkt sich
nicht nachteilig aus, da solche Pulverpartikel sich in den Zwischenräumen zwischen
größeren Partikeln einlagern können und somit die Dichte des ungesinterten Pulvers
erhöhen.
[0037] Mit einer bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vorgeschlagen,
dass die Temperaturbehandlung des Pulvers bei einer Temperatur (T) zwischen der Transformationstemperatur
und einer Maximal-Temperatur erfolgt, wobei die Maximal-Temperatur um 30% von der
Temperaturdifferenz zwischen der Transformationstemperatur (T
T) und der Kristallisationstemperatur (T
K) der amorphen Phase der metallischen Legierung oberhalb der Transformationstemperatur
(T
T) liegt, wobei bevorzugt die Maximal-Temperatur um 20% oder 10% von der Temperaturdifferenz
zwischen der Transformationstemperatur (T
T) und der Kristallisationstemperatur (T
K) der amorphen Phase der metallischen Legierung oberhalb der Transformationstemperatur
(T
T) liegt.
[0038] Wenn die Temperaturbehandlung dicht bei oder oberhalb der Transformationstemperatur
erfolgt, wird das Entstehen und das Wachsen kristalliner Phase relativ gering ausfallen
und damit die Reinheit der amorphen Phase in dem Bauteil hoch sein. Als Formel ausgedrückt
soll die Temperatur T, bei der die Temperaturbehandlung des Pulvers erfolgt, bezogen
auf die Transformationstemperatur T
T und die Kristallisationstemperatur T
K der amorphen Phase der metallischen Legierung die folgenden Bedingungen erfüllen:

oder
bevorzugt T
T < T < T
T + (20/100) * (T
K-T
T) oder
besonders bevorzugt T
T < T < T
T + (10/100) * (T
K-T
T).
[0039] Mit den in den vorangegangenen mathematischen Formeln angegebenen Temperaturbereichen,
in denen die Temperaturbehandlung stattfinden soll, wird eine Sinterung bei geringer
Ausbildung kristalliner Phasen in dem Bauteil erreicht.
[0040] Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung erfindungsgemäßer Verfahren ergibt sich
wenn vorgesehen ist, dass die Dauer der Temperaturbehandlung in Abhängigkeit von der
geometrischen Form, insbesondere von der Dicke, des zu erzeugenden Bauteils gewählt
wird, bevorzugt in Abhängigkeit von dem größten relevanten Durchmesser des zu erzeugenden
Bauteils gewählt wird.
[0041] Die geometrische Form, beziehungsweise die Dicke, des zu erzeugenden Bauteils wird
dahingehend berücksichtigt, dass die Wärmeleitung in dem geformten Pulver beziehungsweise
sich formenden Bauteil ausreichen soll, um auch das Pulver im Inneren des Bauteils
beziehungsweise das Bauteil im Inneren bis zur Transformationstemperatur oder bis
oberhalb der Transformationstemperatur zu erhitzen, so dass auch im Inneren des Bauteils
eine Sinterung des Pulvers erfolgt.
[0042] Der größte relevante Durchmesser des Bauteils kann geometrisch durch die größte Kugel
bestimmt werden, die geometrisch innerhalb des Bauteils untergebracht werden kann.
Bei der Bestimmung des größten relevanten Durchmessers können Kanäle oder Spalten
in dem Körper unberücksichtigt bleiben, die zum Wärmeeintrag über ein umgebendes Gas
und/oder eine andere Wärmequelle nicht oder nur wenig (beispielsweise in der Summe
weniger als 5%) beitragen.
[0043] Bevorzugt kann vorgesehen sein, dass die Dauer der Temperaturbehandlung in einem
zeitlichen Bereich von 3 Sekunden pro Millimeter der Dicke beziehungsweise der Wandstärke
des Bauteils oder des größten relevanten Durchmessers des zu erzeugenden Bauteils
bis 900 Sekunden pro Millimeter der Dicke oder des größten relevanten Durchmessers
des zu erzeugenden Bauteils erfolgt, wobei bevorzugt die Dauer der Temperaturbehandlung
in einem zeitlichen Bereich von 5 Sekunden pro Millimeter der Dicke beziehungsweise
der Wandstärke des Bauteils oder des größten relevanten Durchmessers des zu erzeugenden
Bauteils bis 600 Sekunden pro Millimeter der Dicke oder des größten relevanten Durchmessers
des zu erzeugenden Bauteils erfolgt.
[0044] Durch die Berücksichtigung der Form, der Dicke, beziehungsweise der Wandstärke des
Bauteils, und/oder des größten relevanten Durchmessers des Bauteils wird die Dauer
der Temperaturbehandlung so gewählt, dass eine ausreichende Versinterung des Pulvers
erfolgt, gleichzeitig aber die Bildung kristalliner Phase in dem Bauteil möglichst
gering gehalten wird oder idealerweise minimal ist. Für bestimmte Bauteile und für
einige Anwendungen kann es bereits ausreichend sein, wenn nur die Randbereiche des
Bauteils vollständig gesintert sind und im Inneren des Bauteils noch nicht gesintertes
Pulver vorhanden ist. Bevorzugt wird das Bauteil aber vollständig (auch im Inneren)
gesintert.
[0045] Die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegenden Aufgaben werden auch gelöst durch
ein Bauteil aus einem gepressten, gesinterten, sphärischen, amorphen Metalllegierungs-Pulver,
wobei das Bauteil einen amorphen Anteil von mindestens 85 Prozent aufweist.
[0046] Dabei kann vorgesehen sein, dass das Bauteil mit einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt ist. Solche erfindungsgemäßen Verfahren sind zuvor beschrieben.
[0047] Die der Erfindung zugrundeliegenden Aufgaben werden auch gelöst durch die Verwendung
eines solchen Bauteils als Zahnrad, Reibrad, verschleißfeste Komponente, Gehäuse,
Uhrengehäuse, Teil eines Getriebes oder Halbzeug.
[0048] Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, dass es durch die Verwendung
von sphärischen Pulverpartikeln geeigneter Größe und eine Temperaturbehandlung bei
der geeigneten Temperatur über eine geeignete kurze Dauer gelingt, aus einem Pulver
einer amorphen Metalllegierung auch größere und/oder komplexe Bauteile zu erzeugen,
die zu einem hohen Anteil (zumindest 85 Volumenprozent) aus der amorphen Phase bestehen
und damit über vorteilhafte physikalische Eigenschaften der amorphen Metalllegierung
verfügen. Die vorliegende Erfindung beschreibt damit erstmals ein Verfahren, bei dem
ein Bauteil aus einer amorphen Metalllegierung oder aus einer zu zumindest 85% aus
einer amorphen Phase bestehende Metalllegierung durch Sintern eines Pulvers erzeugt
werden kann, bei dem ein hoher Anteil amorpher Phase erhalten bleibt. Bevorzugt ist
die Dauer der Temperaturbehandlung dabei an die Abmessungen des zu erzeugenden Bauteils
angepasst, um beim Sintern des Pulvers einen möglichst hohen Anteil amorpher Phase
zu erhalten, beziehungsweise um den Anteil kristalliner Phase in der Metalllegierung
so gering wie möglich zu halten. Zu dem gleichen Zweck ist es vorteilhaft, die Temperaturbehandlung
unter Schutzgas oder unter Vakuum durchzuführen, um einen möglichst geringen Anteil
von Metalloxiden oder anderen Reaktionsprodukten mit Luft in dem Pulver und damit
in dem Bauteil zu erzeugen. Solche Metalloxide und andere Reaktionsprodukte wirken
dabei insbesondere als Keime für die Kristallisation und verringern so den Anteil
an amorpher Phase in dem Bauteil.
[0049] Es wurde im Rahmen der vorliegenden Erfindung gefunden, dass erfindungsgemäße Verfahren
zu besonders guten Resultaten führen, wenn die amorphen metallischen Pulver zur Herstellung
des Bauteils über Schmelzverdüsung hergestellt werden und die Pulver röntgenamorph
sind, wobei bevorzugt deren Pulverpartikel kleiner als 125 µm sind. Bei der Schmelzverdüsung
werden die entstehenden schmelzflüssigen Tröpfchen der Legierung sehr schnell durch
den Prozessgasstrom (Argon) abgekühlt, wodurch das Vorliegen einer amorphen Pulverfraktion
gefördert wird. Mit einer Weiterentwicklung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass
von diesem Pulver der Feinstaub (Teilchen kleiner 5 µm) sowie das Grobkorn von größer
125 µm weitgehend abgetrennt wird, beispielsweise durch Sieben und/oder durch Windsichten
des Pulvers entfernt wird. Solche Pulverfraktionen sind dann ein optimales Ausgangsmaterial
(das bereitgestellt Pulver), um durch Pressen und eine Temperaturbehandlung komplexe
amorphe Bauteile herzustellen, wobei hier sowohl nacheinander ausgeführte oder kombinierte
Druck- und Temperaturschritte sehr gute Resultate in Bezug auf das amorphe Verhalten
des Bauteils aufweisen. Mit derart hergestellten Pulvern erhält man ein Bauteil mit
besonders hohem Anteil an amorpher metallischer Phase. Gleichzeitig hat das so erzeugte
und aus einem derartigen Pulver hergestellte Bauteil einen hohen Grad an gesinterten
Pulverpartikel und eine geringe Porosität, bevorzugt eine Porosität von weniger als
5%.
[0050] Wichtig ist dabei, dass bei dem Verfahren das amorphe Pulver nicht bis zur Kristallisationstemperatur
oder darüber hinaus erhitzt wird, da sonst Kristallisation eintritt und der amorphe
Charakter der Legierung verloren geht. Andererseits ist es notwendig, das Material
mindestens auf die Transformationstemperatur, also die Temperatur, bei der die amorphe
Phase der Metalllegierung während der Abkühlung aus dem plastischen Bereich in den
starren Zustand übergeht, zu erhitzen. In diesem Temperaturbereich können sich die
Pulverpartikel verbinden, ohne jedoch zu kristallisieren. Die Transformationstemperatur
kann auch als Glasübergangstemperatur bezeichnet werden und wird auch häufig so bezeichnet.
[0051] Da es jedoch technisch kaum möglich und wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, absolut
frei von Verunreinigungen sowie auch frei von insbesondere Sauerstoff zu sein, sind
mikrokristalline Einschlüsse nicht zu vermeiden. Geringe, im zweistelligen ppm Bereich
liegende Sauerstoffanteile verursachen entsprechende Oxidbildung der sauerstoffaffinen
Bestandteile der Legierung. Diese sind dann als kleine Kristallisationskeime vorhanden
und können so zu kleinen Oxid-Einschlüssen mit Körnern führen, die im Schliffbild
bei 1000-facher Vergrößerung oder bei einer Röntgendiffraktometrie-Untersuchung als
Peak erkennbar sind. Ähnliche Effekte können auch durch weitere beziehungsweise andere
Verunreinigungen der Ausgangsmaterialien sowie weitere Elemente, wie beispielsweise
Stickstoff, entstehen.
[0052] Die Dauer der Temperaturbehandlung richtet sich hauptsächlich nach dem Bauteilvolumen
und sollte in der Regel nicht zu lange dauern, da jeder noch so kleine Kristallkeim
als Impfkristall wirkt und so Kristalle wachsen können, beziehungsweise sich so die
unerwünschte kristalline Phase in dem Bauteil ausbreitet. In Versuchen mit Zirkon-basierten
Legierungen konnte aufgezeigt werden, dass eine Temperaturbehandlung in dem erfindungsgemäßen
Temperaturbereich mit einer Dauer von maximal 400 Sekunden pro 1 mm Bauteilquerschnitt,
besonders gute Ergebnisse liefert. Auch die Aufheizphase sollte so schnell wie möglich
erfolgen, da teilweise bereits 50 Kelvin unter der Transformationstemperatur das unerwünschte
Kristallwachstum eintritt.
[0053] Im Folgenden werden weitere Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand eines schematisch
dargestellten Ablaufdiagramms erläutert, ohne jedoch dabei die Erfindung zu beschränken.

[0054] In dem Ablaufdiagramm wird mit T die Arbeitstemperatur, mit T
T die Transformationstemperatur der amorphen Metalllegierung und mit T
K die Kristallisationstemperatur der amorphen Phase der Metalllegierung bezeichnet.
[0055] Aus einer metallischen Legierung, deren Zusammensetzung zur Bildung einer amorphen
Phase geeignet ist oder die bereits aus der amorphen Phase besteht, wird ein amorphes
metallisches Pulver erzeugt. Anschließend erfolgt eine Pulverfraktionierung, bei der
zu kleine und zu große Pulver-Teilchen beziehungsweise Pulverpartikel, insbesondere
durch Sieben und Windsichten, entfernt werden. Das Pulver kann dann entweder mit oder
ohne Temperatureintrag in eine gewünschte Form gepresst werden. Wenn das Pulver ohne
Temperatureintrag in Form gepresst wird, erfolgt im Anschluss daran eine Temperaturbehandlung,
die im Rahmen der vorliegenden Erfindung als Sinterung bezeichnet wird beziehungsweise
die eine Sinterung bewirkt. Die Temperaturbehandlung während des Pressens oder nach
dem Pressen erfolgt für einen Zeitraum von maximal 900 Sekunden pro 1 mm Bauteilquerschnitt
bei einer Temperatur oberhalb der Transformationstemperatur T
T und unterhalb der Kristallisationstemperatur T
K der amorphen Phase der verwendeten metallischen Legierung.
[0056] Es folgen konkrete Ausführungsbeispiele, in denen erfindungsgemäße Verfahren beschrieben
werden und bei denen eine Auswertung der so erhaltenen Ergebnisse erfolgt.
Beispiel 1:
[0057] Eine Legierung aus 70,5 Gewichtsprozent Zirkonium (Haines&Maassen Metallhandelsgesellschaft
mbH Bonn, Zr-201-Zirkon Crystalbar), 0,2 Gewichtsprozent Hafnium (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Hafnium Crystal Bar milled chips 99,7% Artikelnummer 10204), 23,9
Gewichtsprozent Kupfer (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Copper plate, Oxygen free,
High Conductivity (OFCH) Artikelnummer 45210), 3,6 Gewichtsprozent Aluminium (Alpha
Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Aluminium Ingot 99,999% Artikelnummer 10571) und 1,8
Gewichtsprozent Niob (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Niob Folie 99,97% Artikelnummer
00238) wurde in einer Induktionsschmelzanlage (VSG, induktiv beheizte Vakuum-, Schmelz-
und Gießanlage, Nürmont, Freiberg) unter 800 mbar Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach)
erschmolzen und in eine wassergekühlte Kupferkokille abgegossen. Aus der so erzeugten
Legierung wurde mit einem Verfahren, wie es beispielsweise aus der
WO 99/30858 A1 bekannt ist, in einer Nanoval Schmelzverdüsungs-Apparatur (Nanoval GmbH & Co. KG,
Berlin) durch Zerstäubung der Schmelze mit Argon ein feines Pulver erzeugt.
[0058] Durch Abtrennung mittels Windsichten mit einem Condux-Feinstsichter CFS (NetschFeinmahltechnik
GmbH Selb Deutschland) wird das Feinkorn abgetrennt, so dass weniger als 0,1 % der
Teilchen kleiner als 5 µm groß sind, das heißt zumindest 99,9% der Teilchen einen
Durchmesser oder eine Abmessungen von 5 µm oder mehr aufweisen, und mittels Siebung
durch ein Analysensieb mit 125 µm Maschenweite (Retsch GmbH, Haan- Deutschland, Artikelnummer
60.131.000125) werden alle Pulverpartikel entfernt, die größer als 125 µm sind. Das
derart erzeugte Pulver wird mittels Röntgendiffraktometrie untersucht und weist einen
amorphen Anteil größer 95% auf.
[0059] Jeweils 5,0 Gramm dieser derart gewonnen Pulverfraktion werden in einer Laborpresse
54MP250D (mssiencetific Chromatographie-Handel GmbH, Berlin) mit einem Presswerkzeug
(32 mm, P0764, mssiencetific Chromatographie-Handel GmbH, Berlin) und einer Presskraft
von 15 Tonnen verdichtet. Die Presslinge werden anschließend in einer Vakuumsinterung
(Gero Hochtemperatur-Vakuumtemperofen LHTW 100-200/22, Neuhausen) bei 410 °C und einem
Druck von etwa 10
-5 mbar für 120 Sekunden verdichtet. Anschließend werden die verdichteten Presslinge
durch heißisostatisches Pressen unter einem Druck von 200 Megapascal (200 MPa) unter
hochreinem Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach) bei einer Temperatur von 400°C für
90 Sekunden endverdichtet.
[0060] Fünfzehn derart hergestellte Bauteile werden mittels metallographischer Schliffbilder
auf den amorphen Flächenanteil im Gefüge untersucht. Hierbei zeigt sich, dass im Durchschnitt
92 % der Flächen amorph sind.
Beispiel 2:
[0061] Eine Legierung aus 70,5 Gewichtsprozent Zirkonium (Haines&Maassen Metallhandelsgesellschaft
mbH Bonn, Zr-201-Zirkon Crystalbar), 0,2 Gewichtsprozent Hafnium (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Hafnium Crystal Bar milled chips 99,7% Artikelnummer 10204), 23,9
Gewichtsprozent Kupfer (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Copper plate, Oxygen free,
High Conductivity (OFCH) Artikelnummer 45210), 3,6 Gewichtsprozent Aluminium (Alpha
Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Aluminium Ingot 99,999% Artikelnummer 10571) und 1,8
Gewichtsprozent Niob (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Niob Folie 99,97% Artikelnummer
00238) wurde in einer Induktionsschmelzanlage (VSG, induktiv beheizte Vakuum-,Schmelz-
und Gießanlage, Nürmont, Freiberg) unter 800 mbar Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach)
erschmolzen und in eine wassergekühlte Kupferkokille abgegossen. Aus der derart erzeugten
Legierung wurde mit einem Verfahren, wie es beispielsweise aus der
WO 99/30858 A1 bekannt ist, in einer Nanoval Schmelzverdüsungs-Apparatur (Nanoval GmbH & Co. KG,
Berlin) durch Zerstäubung der Schmelze mit Argon ein feines Pulver erzeugt.
[0062] Durch Abtrennung mittels Windsichten Condux-Feinstsichter CFS (Netsch-Feinmahltechnik
GmbH Selb Deutschland) wurde das Feinkorn abgetrennt, so dass weniger als 0,1 % der
Teilchen kleiner als 5 µm groß sind und mittels Siebung durch ein Analysensieb mit
125 µm Maschenweite (Retsch GmbH, Haan- Deutschland, Artikelnummer 60.131.000125)
wurden alle Pulverpartikel, die größer als 125 µm sind, entfernt. Das derart erzeugte
Pulver wurde mittels Röntgendiffraktometrie untersucht und weist einen amorphen Anteil
größer 95% auf.
[0063] Jeweils 15,0 Gramm dieser derart gewonnen Pulverfraktion wurden durch Heißpressen
mit einem Druck von 200 Megapascal (200 MPa) bei einer Temperatur von 400 °C für 3
Minuten versintert.
[0064] Fünfzehn derart hergestellte Bauteile wurden mittels metallographischer Schliffbilder
auf den amorphen Flächenanteil im Gefüge untersucht. Hierbei zeigte sich, dass im
Durchschnitt 85 % der Flächen amorph sind.
Beispiel 3:
[0065] Eine Legierung aus 70,6 Gewichtsprozent Zirkonium (Haines&Maassen Metallhandelsgesellschaft
mbH Bonn, Zr-201-Zirkon Crystalbar), 23,9 Gewichtsprozent Kupfer (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Copper plate, Oxygen free, High Conductivity (OFCH) Artikelnummer
45210), 3,7 Gewichtsprozent Aluminium (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Aluminium
Ingot 99,999% Artikelnummer 10571) und 1,8 Gewichtsprozent Niob (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Niob Folie 99,97% Artikelnummer 00238) wurde in einer Induktionsschmelzanlage
(VSG, induktiv beheizte Vakuum-,Schmelz- und Gießanlage, Nürmont, Freiberg) unter
800 mbar Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach) erschmolzen und in eine wassergekühlte
Kupferkokille abgegossen. Aus der derart erzeugten Legierung wurde mit einem Verfahren,
wie es beispielsweise aus der
WO 99/30858 A1 bekannt ist, in einer Nanoval Schmelzverdüsungs-Apparatur (Nanoval GmbH & Co. KG,
Berlin) durch Zerstäubung der Schmelze mit Argon ein feines Pulver erzeugt.
[0066] Durch Abtrennung mittels Windsichten Condux-Feinstsichter CFS (NetschFeinmahltechnik
GmbH Selb Deutschland) wurde das Feinkorn abgetrennt, so dass weniger als 0,1 % der
Teilchen kleiner als 5 µm groß sind und mittels Siebung durch ein Analysensieb mit
125 µm Maschenweite (Retsch GmbH, Haan- Deutschland, Artikelnummer 60.131.000125)
wurden alle Pulverpartikel, die größer als 125 µm sind, entfernt. Das so erzeugte
Pulver wurde mittels Röntgendiffraktometrie untersucht und weist einen amorphen Anteil
größer 95% auf.
[0067] Jeweils 15,0 Gramm dieser derart gewonnen Pulverfraktion wurden durch Pressen unter
einem Druck von 200 Megapascal (200 MPa) bei einer Temperatur von 400°C für 3 Minuten
versintert.
[0068] Fünfzehn derart hergestellte Bauteile wurden mittels metallographischer Schliffbilder
auf den amorphen Flächenanteil im Gefüge untersucht. Hierbei zeigte sich, dass im
Durchschnitt 87 % der Flächen amorph sind.
Beispiel 4:
[0069] Eine Legierung aus 70,6 Gewichtsprozent Zirkonium (Haines&Maassen Metallhandelsgesellschaft
mbH Bonn, Zr-201-Zirkon Crystalbar), 23,9 Gewichtsprozent Kupfer (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Copper plate, Oxygen free, High Conductivity (OFCH) Artikelnummer
45210), 3,7 Gewichtsprozent Aluminium (Alpha Aesar GmbH & Co KG Karlsruhe, Aluminium
Ingot 99,999% Artikelnummer 10571) und 1,8 Gewichtsprozent Niob (Alpha Aesar GmbH
& Co KG Karlsruhe, Niob Folie 99,97% Artikelnummer 00238) wurde in einer Induktionsschmelzanlage
(VSG, induktiv beheizte Vakuum-,Schmelz- und Gießanlage, Nürmont, Freiberg) unter
800 mbar Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach) erschmolzen und in eine wassergekühlte
Kupferkokille abgegossen. Aus der derart erzeugten Legierung wurde mit einem Verfahren,
wie es beispielsweise aus der
WO 99/30858 A1 bekannt ist, in einer Nanoval Schmelzverdüsungs-Apparatur (Nanoval GmbH & Co. KG,
Berlin) durch Zerstäubung der Schmelze mit Argon ein feines Pulver erzeugt.
[0070] Durch Abtrennung mittels Windsichten Condux-Feinstsichter CFS (Netsch-Feinmahltechnik
GmbH Selb Deutschland) wurde das Feinkorn abgetrennt, so dass weniger als 0,1 % der
Teilchen kleiner als 5 µm groß sind und mittels Siebung durch ein Analysensieb mit
125 µm Maschenweite (Retsch GmbH, Haan- Deutschland, Artikelnummer 60.131.000125)
wurden alle Pulverpartikel, die größer als 125 µm sind, entfernt. Das derart erzeugte
Pulver wurde mittels Röntgendiffraktometrie untersucht und weist einen amorphen Anteil
größer 95% auf.
[0071] 50 Gramm dieser derart gewonnen Pulverfraktion wurden in einer Laborpresse 54MP250D
(mssiencetific Chromatographie-Handel GmbH, Berlin) mit einem Presswerkzeug (32 mm,
P0764, mssiencetific Chromatographie-Handel GmbH, Berlin) und der maximalen Presskraft
von 25 Tonnen verdichtet und unter hochreinem Argon (Argon 6.0, Linde AG, Pullach)
bei einer Temperatur von 410°C für 5 Minuten versintert.
[0072] Das so hergestellte Bauteil wurde mittels mehrerer metallographischer Schliffbilder
auf den amorphen Flächenanteil im Gefüge untersucht. Hierbei zeigt sich, dass im Durchschnitt
90 % der Flächen amorph sind.
Test-und Prüfmethoden
[0073]
- 1) Methode zur Bestimmung der Partikelgröße von Metalllegierungs-Pulvern:
Die Partikelgröße von anorganischen Pulvern wurde durch Laserlichtstreuung mit einem
Mastersizer 2000 (Malvern Instruments Ltd., Großbritannien) bestimmt.
- 2) Prüfmethode für die Bestimmung der Dichte:
Für die Bestimmung der Dichte kann ein geometrisch exakter Quader durch Schleifen
der Oberflächen erzeugt werden, so dass dieser mit einer Digitalen Bügelmessschraube
(PR1367, Mitutoyo Messgeräte Leonberg GmbH, Leonberg) exakt vermessen werden kann.
Mathematisch wird nun das Volumen bestimmt und
anschließend wird auf einer Analysenwaage (XPE-Analysenwaagen von Mettler-Toledo GmbH)
das genaue Gewicht bestimmt. Durch Bildung des Verhältnisses aus gewogenem Gewicht
und berechnetem Volumen ergibt sich die Dichte.
Die theoretische Dichte einer amorphen Legierung entspricht der Dichte beim Schmelzpunkt.
- 3) Prüfmethode für die Bestimmung des amorphen Flächenanteils im Bauteil:
Hierzu werden jeweils fünfzehn metallographische Schliffe in Anlehnung an die DIN
EN ISO 1463 angefertigt, wobei mit einer SiC-Folie 1200 (Struers GmbH, Willich) sowie
anschließend folgenden Polierschritten mit Diamantpoliermittel mit 6µm, 3µm und 1
µm (Struers GmbH, Willich) und abschließend mit den chemo-mechanischen Oxidpoliersuspensionen
OP-S (Struers GmbH, Willich) poliert wird. Die so erzeugten Schliffoberflächen werden
unter einem Lichtmikroskop (Leica DM 4000 M, Leica DM 6000 M) mit einer Vergrößerung
von 1000 auf kristalline Flächenanteile im Schliffbild untersucht. Hierbei erfolgt
eine Auswertung nach Flächenprozent kristalliner-Anteil zu Gesamtfläche des Schliffs.
[0074] Die in der voranstehenden Beschreibung, sowie den Ansprüchen, dem Ablaufdiagramm
und den Ausführungsbeispielen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln,
als auch in jeder beliebigen Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren
verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
1. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer zumindest teilweise amorphen Metalllegierung
mit den Schritten:
Bereitstellen eines Pulvers aus einer zumindest teilweise amorphen Metalllegierung,
wobei das Pulver aus sphärischen Pulverpartikeln besteht und die Pulverpartikel einen
Durchmesser von weniger als 125 µm aufweisen;
Pressen des Pulvers in die gewünschte Form des zu erzeugenden Bauteils;
Verdichten und Sintern des Pulvers durch eine Temperaturbehandlung des Pulvers während
des Pressens oder nach dem Pressen bei einer Temperatur, die zwischen der Transformationstemperatur
und der Kristallisationstemperatur der amorphen Phase der Metalllegierung liegt,
wobei die Dauer der Temperaturbehandlung derart gewählt wird, dass das Bauteil nach
der Temperaturbehandlung gesintert ist und einen amorphen Anteil von mindestens 85
Prozent aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperaturbehandlung unter Vakuum erfolgt, wobei bevorzugt das Pulver durch eine
Temperaturbehandlung bei einem Vakuum von zumindest 10-3 mbar verdichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Pulver durch Heiß-Isostatisches Pressen oder Heißpressen verdichtet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Dauer der Temperaturbehandlung derart gewählt wird, dass das Bauteil einen amorphen
Anteil von mindestens 90 Prozent aufweist, bevorzugt von mehr als 95 Prozent, besonders
bevorzugt von mehr als 98 Prozent.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
ein Pulver aus einer amorphen Metalllegierung mit mindestens 50 Gewichtsprozenten
Zirkonium verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Pulver aus einer amorphen Metalllegierung aus
a) 58 bis 77 Gewichtsprozenten Zirkonium,
b) 0 bis 3 Gewichtsprozenten Hafnium,
c) 20 bis 30 Gewichtsprozenten Kupfer,
d) 2 bis 6 Gewichtsprozenten Aluminium, und
e) 1 bis 3 Gewichtsprozenten Niob
bereitgestellt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
das sphärische amorphe Metalllegierungs-Pulver durch Schmelzverdüsung hergestellt
wird, bevorzugt durch Schmelzverdüsung in einem Edelgas, insbesondere in Argon, besonders
bevorzugt durch Schmelzverdüsung in einem Edelgas der Reinheit 99,99%, 99,999% oder
einer höheren Reinheit.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
das Pulver weniger als 1 Gewichtsprozent an Teilchen mit einem Durchmesser kleiner
als 5 µm aufweist oder das Pulver gesiebt oder durch Windsichten behandelt wird, so
dass es weniger als 1 Gewichtsprozent an Teilchen mit einem Durchmesser kleiner als
5 µm aufweist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
die Temperaturbehandlung des Pulvers bei einer Temperatur (T) zwischen der Transformationstemperatur
und einer Maximal-Temperatur erfolgt, wobei die Maximal-Temperatur um 30% von der
Temperaturdifferenz zwischen der Transformationstemperatur (TT) und der Kristallisationstemperatur (TK) der amorphen Phase der metallischen Legierung oberhalb der Transformationstemperatur
(TT) liegt, wobei bevorzugt die Maximal-Temperatur um 20% oder 10% von der Temperaturdifferenz
zwischen der Transformationstemperatur (TT) und der Kristallisationstemperatur (TK) der amorphen Phase der metallischen Legierung oberhalb der Transformationstemperatur
(TT) liegt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
die Dauer der Temperaturbehandlung in Abhängigkeit von der geometrischen Form, insbesondere
von der Dicke, des zu erzeugenden Bauteils gewählt wird, bevorzugt in Abhängigkeit
von dem größten relevanten Durchmesser des zu erzeugenden Bauteils gewählt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
die Dauer der Temperaturbehandlung in einem zeitlichen Bereich von 3 Sekunden pro
Millimeter der Dicke oder des größten relevanten Durchmessers des zu erzeugenden Bauteils
bis 900 Sekunden pro Millimeter der Dicke oder des größten relevanten Durchmessers
des zu erzeugenden Bauteils erfolgt, wobei bevorzugt die Dauer der Temperaturbehandlung
in einem zeitlichen Bereich von 5 Sekunden pro Millimeter der Dicke oder des größten
relevanten Durchmessers des zu erzeugenden Bauteils bis 600 Sekunden pro Millimeter
der Dicke oder des größten relevanten Durchmessers des zu erzeugenden Bauteils erfolgt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass
die Pulverpartikel durch die Temperaturbehandlung plastisch verformt werden.
13. Bauteil aus einem gepressten, gesinterten, sphärischen, amorphen Metalllegierungs-Pulver,
wobei das Bauteil einen amorphen Anteil von mindestens 85 Prozent aufweist.
14. Bauteil nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12 hergestellt ist.
15. Verwendung eines Bauteils nach Anspruch 13 oder 14 als Zahnrad, Reibrad, verschleißfeste
Komponente, Gehäuse, Uhrengehäuse, Teil eines Getriebes oder Halbzeug.