[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anwärmen oder Warmhalten einer Dampfturbine,
die wenigstens eine auf einem Anfangs- oder Zwischendruckniveau arbeitende Druckstufe,
wenigstens eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs- oder
Zwischendruckniveau ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe nachgeschaltete
Enddruckstufe und wenigstens einen der Enddruckstufe nachgeschalteten Kondensator
aufweist, wobei ein außerhalb der Dampfturbine erzeugter Dampf in die Druckstufe eingeleitet
wird.
[0002] Des Weiteren betrifft die Erfindung ein System zum Anwärmen oder Warmhalten einer
Dampfturbine, die wenigstens eine auf einem Anfangs- oder Zwischendruckniveau arbeitende
Druckstufe, wenigstens eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs-
oder Zwischendruckniveau ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe nachgeschaltete
Enddruckstufe und wenigstens einen der Enddruckstufe nachgeschalteten Kondensator
aufweist.
[0003] Ferner betrifft die Erfindung ein Kraftwerk, insbesondere Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk
oder Dampfkraftwerk, mit wenigstens einer Dampfturbine.
[0004] Es ist bekannt, wie beispielsweise
DE 607 273 A zeigt, dass Komponenten einer zwei- oder mehrstufigen Dampfturbine vor dem Betrieb
der Dampfturbine angewärmt oder in einem Zwischenbetrieb der Dampfturbine warmgehalten
werden müssen, um Schäden an der Dampfturbine zu vermeiden. Eine Nutzung von dafür
vorgesehenen Anwärm- bzw. Warmhaltekonzepten ermöglicht kurze Anfahrzeiten einer eine
Dampfturbine umfassenden Kraftwerksanlage, womit enorme Vorteile für Anlagenbauer
und Anlagenbetreiber einhergehen.
[0005] Das Warmhalten von Komponenten einer Dampfturbine kann durch Zuführung von extern
erzeugtem Dampf, beispielsweise Hilfsdampf, Sperrdampf oder dergleichen, zu den Komponenten
der Dampfturbine erfolgen. Typische Temperaturen des hierbei verwendeten Dampfs können
etwa 250°C bis etwa 300°C betragen. Der Dampf kann beispielsweise in eine Mitteldruckstufe
einer mehrstufigen Dampfturbine eingeführt werden, wobei der Dampf in Richtung einer
der Mitteldruckstufe nachgeschalteten Niederdruckstufe der Dampfturbine expandieren
kann.
[0006] Üblicherweise sind die Komponenten einer Niederdruckstufe einer Dampfturbine nicht
für Abströmtemperaturen von 300°C ausgelegt. Daher können bei einer Einleitung eines
zum Anwärmen bzw. Warmhalten einer Dampfturbine verwendeten Dampfs in die Niederdruckstufe
signifikante Einschränkungen für die Komponenten der Niederdruckstufe entstehen, welche
die Lebensdauer der Niederdruckstufe wesentlich verkürzen können. Um dies zu vermeiden,
können die Komponenten einer Niederdruckstufe während eines Aufwärmens bzw. Warmhaltens
einer Dampfturbine, beispielsweise mittels einer Wassereinspritzung (sogenannte Haubenabspritzung)
und/oder mittels einer ZweiPhasen-Eindüsung, gekühlt werden. Dies ist jedoch mit zusätzlichen
Kosten für die Kühlung verbunden.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Anwärmen bzw. Warmhalten einer Dampfturbine unter
geringeren Kosten zu ermöglichen.
[0008] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Anwärmen oder Warmhalten einer Dampfturbine,
die wenigstens eine auf einem Anfangs- oder Zwischendruckniveau arbeitende Druckstufe,
wenigstens eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs- oder
Zwischendruckniveau ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe nachgeschaltete
Enddruckstufe und wenigstens einen der Enddruckstufe nachgeschalteten Kondensator
aufweist, wird ein außerhalb der Dampfturbine erzeugter Dampf in die Druckstufe eingeleitet
und der Dampf nach Durchströmen der Druckstufe unter Umgehung der Enddruckstufe unmittelbar
dem Kondensator zugeführt.
[0009] Gemäß der Erfindung wird der in die Dampfturbine bzw. deren Druckstufe eingeleitete
Dampf nicht durch die Enddruckstufe geleitet. Hierdurch werden beim Anwärmen bzw.
Warmhalten der Dampfturbine Randbedingungen der Komponenten der Enddruckstufe, welche
der Auslegung der Niederdruckstufe entsprechen, eingehalten. Da die Komponenten der
Enddruckstufe nicht mit dem Dampf bzw. den damit verbundenen hohen Temperaturen beaufschlagt
werden, wird die Lebensdauer der Komponenten der Enddruckstufe nicht beeinträchtigt.
Zudem muss keine Kühlung der Komponenten der Enddruckstufe erfolgen, wie sie oben
beschrieben und herkömmlich erforderlich ist, so dass das Anwärmen bzw. Warmhalten
der Dampfturbine unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kostengünstiger
erfolgen kann, insbesondere da kein Kühlsystem eingesetzt werden muss. Durch die erfindungsgemäße
Umgehung der Enddruckstufe wird die Enddruckstufe während eines Anwärmens bzw. Warmhaltens
der Dampfturbine fluidtechnisch von der Druckstufe entkoppelt.
[0010] Die Druckstufe kann eine Mitteldruckstufe einer dreistufigen Dampfturbine sein, bei
welcher der Dampf unmittelbar in die Mitteldruckstufe der Dampfturbine eingeleitet
wird oder bei welcher der Dampf in eine der Mitteldruckstufe vorgeschaltete Hochdruckstufe
der Dampfturbine eingeleitet und von dort in die Mitteldruckstufe geleitet wird. Die
Enddruckstufe kann hierbei als Niederdruckstufe der Dampfturbine ausgebildet sein.
Alternativ kann die Druckstufe eine Hochdruckstufe einer zweistufigen Dampfturbine
und die Enddruckstufe eine der Hochdruckstufe nachgeschaltete Niederdruckstufe der
Dampfturbine sein.
[0011] In dem der Enddruckstufe nachgeschalteten Kondensator kann eine in dem Dampf enthaltene
Flüssigkeit kondensiert und einem Flüssigkeitskreislauf zugeführt werden, um erneut
zur Erzeugung von Dampf verwendet werden zu können. Alternativ kann die kondensierte
Flüssigkeit anderweitig verwendet oder abgeführt werden.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren kann zum Anwärmen bzw. Warmhalten einer Dampfturbine
eines Dampfkraftwerks oder eines Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerks verwendet werden.
[0013] Der Dampf wird bevorzugt nach Durchströmen der Druckstufe aus der Druckstufe mittels
Unterdruck abgesaugt. Dies stellt eine einfache und effektive Möglichkeit zur Ableitung
des Dampfs aus der Druckstufe dar. Zum Absaugen des Dampfs aus der Druckstufe kann
an der Druckstufe ein Absauganschluss angeordnet werden, welcher fluidleitend mit
dem Kondensator verbunden ist. Alternativ kann ein Absauganschluss an einer Überstromleitung
zwischen der Druckstufe und der Enddruckstufe oder an einer in die Enddruckstufe mündenden
Zudampfleitung angeordnet sein. Der Unterdruck kann durch ein geeignetes Mittel erzeugt
und eingestellt werden, welches hierzu während des Anwärmens bzw. Warmhaltens der
Dampfturbine entsprechend angesteuert bzw. aktiviert wird.
[0014] Bevorzugt wird der Dampf mittels wenigstens eines Gebläses aus der Druckstufe abgesaugt.
Eine Saugseite des Gebläses ist hierbei der Druckstufe zugewandt, während eine Druckseite
des Gebläses dem Kondensator zugewandt ist.
[0015] Bevorzugt wird eine in einer Überstromleitung zwischen der Druckstufe und der Enddruckstufe
angeordnete Drosselklappe während der Einleitung des Dampfs in die Druckstufe geschlossen.
Hierdurch kann verhindert werden, dass der Dampf in die Enddruckstufe gelangt. Zudem
wird die Effektivität einer Absaugung des Dampfs aus der Druckstufe erhöht, da beim
Absaugen des Dampfs eine Rückströmung von Fluid aus der Enddruckstufe unterbunden
wird.
[0016] Das erfindungsgemäße System zum Anwärmen oder Warmhalten einer Dampfturbine, die
wenigstens eine auf einem Anfangsoder Zwischendruckniveau arbeitende Druckstufe, wenigstens
eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs- oder Zwischendruckniveau
ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe nachgeschaltete Enddruckstufe und wenigstens
einen der Enddruckstufe nachgeschalteten Kondensator aufweist, umfasst:
- wenigstens eine Einrichtung zum Erzeugen eines Dampfs und zum Einleiten des Dampfs
in die Druckstufe;
- wenigstens eine Vorrichtung zum Ableiten des Dampfs nach Durchströmen der Druckstufe
aus der Druckstufe und zum unmittelbaren Zuführen des aus der Druckstufe abgeleiteten
Dampfs unter Umgehung der Enddruckstufe zu dem Kondensator.
[0017] Mit dem System sind die oben mit Bezug auf das Verfahren genannten Vorteile und Ausführungsformen
entsprechend verbunden. Die Einrichtung kann zum Erzeugen von Hilfsdampf, Sperrdampf
oder dergleichen eingerichtet sein.
[0018] Die Vorrichtung weist bevorzugt wenigstens ein Mittel zum Absaugen des Dampfs aus
der Druckstufe auf. Das Mittel kann beispielsweise ein Lüfter bzw. Gebläse sein.
[0019] Bevorzugt umfasst das System wenigstens eine durch eine in einer Überstromleitung
zwischen der Druckstufe und der Enddruckstufe angeordnete Drosselklappe gebildete
Absperreinrichtung, die während der Einleitung des Dampfs in die Druckstufe schließbar
ist. Das System kann eine elektronische Steuerung zum Ansteuern der Einrichtung, der
Vorrichtung und der Absperreinrichtung aufweisen, welche diese Komponenten des Systems
wie oben beschrieben steuert.
[0020] Das erfindungsgemäße Kraftwerk, insbesondere Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk oder
Dampfkraftwerk, umfasst wenigstens eine Dampfturbine und wenigstens ein System gemäß
einer der vorgenannten Ausgestaltungen oder einer beliebigen Kombination derselben.
Mit dem Kraftwerk sind die oben mit Bezug auf das System bzw. das Verfahren genannten
Vorteile entsprechend verbunden.
[0021] Im Folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems anhand
der beigefügten schematischen Zeichnung erläutert.
[0022] Es zeigt:
- eine Figur eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels für ein erfindungsgemäßes
System.
[0023] Die Figur zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels für ein
erfindungsgemäßes System 1 zum Anwärmen oder Warmhalten einer dreistufigen Dampfturbine
2, die eine auf einem Anfangsdruckniveau bzw. Hochdruckniveau arbeitende Hochdruckstufe
3, eine auf einem Zwischendruckniveau bzw. Mitteldruckniveau arbeitende Druckstufe
4 bzw. Mitteldruckstufe, eine auf einem Enddruckniveau bzw. Niederdruckniveau arbeitende,
fluidtechnisch der Druckstufe 4 nachgeschaltete Enddruckstufe 5 und einen der Enddruckstufe
5 nachgeschalteten Kondensator 6 aufweist. Die Hochdruckstufe 3, die Druckstufe 4
und die Enddruckstufe 5 sind über eine gemeinsame Läuferwelle 7 mechanisch gekoppelt.
[0024] Das System 1 umfasst eine Einrichtung 8 zum Erzeugen eines Dampfs und zum Einleiten
des Dampfs in die Druckstufe 4 bzw. Mitteldruckstufe. Die Einrichtung 8 weist hierzu
eine Dampferzeugungseinheit 9 auf, welche den Dampf als Hauptprodukt oder Nebenprodukt
erzeugt. Des Weiteren umfasst die Einrichtung 8 eine in der Druckstufe 4 mündende
Zuleitung 10, in der ein elektrisch ansteuerbares Ventil 11 angeordnet ist, welches
zur Anwärmung bzw. Warmhaltung der Dampfturbine 2 geöffnet wird.
[0025] Das System 1 umfasst des Weiteren eine Vorrichtung 12 zum Ableiten des Dampfs nach
Durchströmen der Druckstufe 4 bzw. Mitteldruckstufe aus der Druckstufe 4 und zum unmittelbaren
Zuführen des aus der Druckstufe 4 abgeleiteten Dampfs unter Umgehung der Enddruckstufe
5 bzw. Niederdruckstufe zu dem Kondensator 6. Zum Ableiten des Dampfs aus der Druckstufe
4 umfasst die Vorrichtung 12 ein Mittel 13 in Form eines Gebläses zum Absaugen des
Dampfs aus der Druckstufe 4, welches in einer Absaugleitung 14 der Vorrichtung 12
angeordnet ist. Die Absaugleitung 14 setzt unmittelbar an der Druckstufe 4 an. Alternativ
zu der Absaugleitung 14 kann eine strichpunktiert dargestellte Absaugleitung 15 vorhanden
sein, welche eine Überströmleitung 16 zwischen der Druckstufe 4 und der Enddruckstufe
5 fluidleitend mit dem Kondensator 6 verbindet. An der Überstromleitung 16 ist eine
durch eine Drosselklappe gebildete Absperreinrichtung 17 angeordnet, die während der
Einleitung des Dampfs in die Druckstufe 4 geschlossen wird.
[0026] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch das offenbarte Beispiel eingeschränkt
und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Anwärmen oder Warmhalten einer Dampfturbine (2), die wenigstens eine
auf einem Anfangs- oder Zwischendruckniveau arbeitende Druckstufe (4), wenigstens
eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs- oder Zwischendruckniveau
ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe (4) nachgeschaltete Enddruckstufe (5)
und wenigstens einen der Enddruckstufe (5) nachgeschalteten Kondensator (6) aufweist,
wobei ein außerhalb der Dampfturbine (2) erzeugter Dampf in die Druckstufe (4) eingeleitet
wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Dampf nach Durchströmen der Druckstufe (4) unter Umgehung der Enddruckstufe (5)
unmittelbar dem Kondensator (6) zugeführt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
wobei der Dampf nach Durchströmen der Druckstufe (4) aus der Druckstufe (4) mittels
Unterdruck abgesaugt wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2,
wobei der Dampf mittels wenigstens eines Gebläses aus der Druckstufe (4) abgesaugt
wird.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei eine in einer Überstromleitung (16) zwischen der Druckstufe (4) und der Enddruckstufe
(5) angeordnete Drosselklappe während der Einleitung des Dampfs in die Druckstufe
(4) geschlossen wird.
5. System (1) zum Anwärmen oder Warmhalten einer Dampfturbine (2), die wenigstens eine
auf einem Anfangs- oder Zwischendruckniveau arbeitende Druckstufe (4), wenigstens
eine auf einem Enddruckniveau, welches niedriger als das Anfangs- oder Zwischendruckniveau
ist, arbeitende, fluidtechnisch der Druckstufe (4) nachgeschaltete Enddruckstufe (5)
und wenigstens einen der Enddruckstufe (5) nachgeschalteten Kondensator (6) aufweist,
umfassend:
- wenigstens eine Einrichtung (8) zum Erzeugen eines Dampfs und zum Einleiten des
Dampfs in die Druckstufe (4);
- wenigstens eine Vorrichtung (12) zum Ableiten des Dampfs nach Durchströmen der Druckstufe
(4) aus der Druckstufe (4) und zum unmittelbaren Zuführen des aus der Druckstufe (4)
abgeleiteten Dampfs unter Umgehung der Enddruckstufe (5) zu dem Kondensator (6).
6. System (1) gemäß Anspruch 5,
wobei die Vorrichtung (12) wenigstens ein Mittel (13) zum Absaugen des Dampfs aus
der Druckstufe (4) aufweist.
7. System (1) gemäß Anspruch 5 oder 6,
aufweisend wenigstens eine durch eine in einer Überstromleitung (16) zwischen der
Druckstufe (4) und der Enddruckstufe (5) angeordnete Drosselklappe gebildete Absperreinrichtung
(17), die während der Einleitung des Dampfs in die Druckstufe (4) schließbar ist.
8. Kraftwerk,
insbesondere Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk oder Dampfkraftwerk,
mit wenigstens einer Dampfturbine (2), aufweisend wenigstens ein System (1) gemäß
einem der Ansprüche 5 bis 7.