[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur thermischen Konditionierung eines Bauteils
mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung
des Bauteils im Raum und ein Verfahren zur thermischen Konditionierung eines Bauteils
mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung
des Bauteils im Raum.
[0002] Insbesondere im elektrotechnischen Bereich, der sämtliche technische Gebiete durchzieht,
wird oftmals eine definierte Wärmeab- oder zufuhr benötigt um Bauteile im Rahmen ihrer
Betriebstemperatur und somit die gesamte elektrische Schaltung zu stabilisieren. Eine
Wärmeabfuhr ist grundsätzlich nur möglich wenn die Temperatur einer wärmeaufnehmenden
Senke geringer ist als die Temperatur einer wärmeabgebenden Quelle. Insbesondere bei
terrestrischen Anwendungen lässt sich die Regulierung der Temperatur von Komponenten,
beispielsweise durch Verwendung von Lüftern, technisch einfach und effektiv umsetzen.
Eine Herausforderung stellt die Wärmeabfuhr von Komponenten bei extraterrestrischen
Anwendungen dar. Im thermisch gut isolierenden Vakuum können u.a. Wärmerohre bzw.
Heat Pipes oder geschlossene Flüssigkeitskühlungen verwendet werden, um Wärme von
einer Wärmequelle zu einer Wärmesenke zu transportieren. Die Wärmesenke kann beispielsweise
durch Abstrahlung über Radiatoren an den Weltraum realisiert werden.
[0003] Eine Möglichkeit der thermischen Konditionierung besteht in der Verwendung von offenen
Verdampfern, welche die Wärme einem Behälter zuführen in dem eine Flüssigkeit bei
dem ihrer Temperatur entsprechenden Dampfdruck verdampft und den Dampf an die Umgebung
abgibt. Eine weitere Möglichkeit der thermischen Konditionierung bieten thermochemische
Wärmespeicher. Dabei werden exotherm bzw. endotherm ablaufende Prozesse zur Erzeugung
bzw. zur Aufnahme von Wärme genutzt. In der
DE102010047371A1 ist ein selbstkühlendes Bierfass als Beispiel für einen thermochemischen Wärmespeicher
gezeigt, bei dem ein Arbeitsmittel desorbiert und Wärme abführt.
[0004] Extraterrestrische Systeme müssen jedoch in Schwerelosigkeit, lageunabhängig und
auch bei großen äußeren Krafteinwirkungen funktionieren und zudem vorzugsweise regelbar
sein. Vor allem ist die Auslegung der Behälter bei Verdampfern insofern problematisch,
als dass sichergestellt werden muss, dass trotz Vakuum, Schwerelosigkeit oder beschleunigter
Bewegung keine Flüssigkeit aus dem Behälter entweicht, da dann die entsprechende Verdampfungsenthalpie
nicht mehr genutzt werden kann. Um den Flüssigkeitsverlust zu vermeiden basieren solche
Verdampfer entweder auf Kapillarstrukturen, welche die Flüssigkeit durch deren Oberflächenspannung
auf der Wärmeaustauschfläche halten, oder auf wasserundurchlässigen, aber dampfdiffusionsoffenen
Membranen. Diese Systeme sind im Hinblick auf extreme Betriebsbedingungen komplex,
schwer und damit auch teuer.
[0005] Weniger komplexe und somit kostengünstigere extraterrestrische Systeme sehen vor,
eine thermische Konditionierung mittels eines Körperkontakts zwischen einem Körper
mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit und dem jeweiligen Bauteil herzustellen. Ein Beispiel
für ein derartiges System ist ein Aluminiumkühlkörper. Nachteilig ist jedoch, dass
der Aluminiumkühlkörper eine verhältnismäßig große Masse erfordert, um die entstehende
Wärme abführen zu können. Ein weiteres bekanntes System zur extraterrestrischen thermischen
Konditionierung eines Bauteils basiert auf dem Prinzip der Phase-Change-Material-Technologie.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es eine Vorrichtung zur thermischen Konditionierung eines
Bauteils mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage
und Bewegung des Bauteils im Raum zu schaffen, die die vorgenannten Nachteile beseitigt.
Des Weiteren ist es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zur thermischen Konditionierung
eines Bauteils mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer
Lage und Bewegung des Bauteils im Raum zu schaffen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung zur thermischen Konditionierung eines Bauteils
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und durch ein Verfahren zur thermischen Konditionierung
eines Bauteils mit den Merkmalen des Patentanspruchs 11 gelöst.
[0008] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur thermischen Konditionierung eines Bauteils
mittels direkten oder indirekten Körperkontakts funktioniert unabhängig von einer
Lage und Bewegung des Bauteils im Raum. Die Vorrichtung weist einen Reaktionsbehälter
zum Bereitstellen eines Sorbenten zur Aufnahme eines Sorptivs und zur Abgabe eines
Desorptivs auf, der eine Schnittstelle zum Herstellen des Körperkontakts, eine Zuleitung
zum Zuführen des Sorptivs und eine Ableitung zum Ableiten des Desorptivs hat. Weiterhin
weist die Vorrichtung eine Einrichtung zum Beaufschlagen der Ableitung mit einem Unterdruck
gegenüber einem Innendruck des Reaktionsbehälters auf.
[0009] Die Vorrichtung kann einem oder mehreren Bauteil/en über die Schnittstelle direkt
oder indirekt Wärme entziehen oder zuführen. Sie ist im Gegensatz zu kapillar- oder
membranbasierten Systemen unabhängig von äußeren physikalischen Gegebenheiten und
kann daher unter anderem auch in Vakuum- und/oder Schwerelosigkeitsbedingungen sowie
bei beschleunigten Bewegungen wie sie beispielsweise in Automobilen, Luftfahrzeugen
und Raumfahrzeugen auftreten eingesetzt werden. Somit ist ein konstantes Halten einer
Betriebstemperatur unabhängig von äußeren Bedingungen möglich. Im Verhältnis zum vorbeschriebenen
Aluminiumkörpersystem ist sie bei gleicher Kühlleistung wesentlich gewichtsreduzierter
bzw. leichter. Es wird darauf hingewiesen, dass auch die Vorsehung eines vorkonditionierten
Sorbats, also eines Sorbenten mit einem Sorptiv, im Reaktionsbehälter vom Wortlaut
des Patentanspruchs 1 umfasst ist, da ja auch hier das Sorptiv grundsätzlich zugeführt
werden muss. Unter einer Zuleitung wird somit auch eine beispielsweise nach dem Zuführen
verschlossene Behälteröffnung verstanden.
[0010] Die Zuleitung des Reaktionsbehälters erstreckt sich bevorzugterweise von einem Vorratsbehälter,
der das Sorptiv bereitstellt. Durch diese Maßnahme kann der Reaktionsbehälter nachgefüllt
werden. Das Nachfüllen kann dabei derart erfolgen, das beim Aufnehmen des Sorptivs
der Sorbent Adsorptionsenergie erzeugt, die dann zum Heizen genutzt werden kann.
[0011] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist der Reaktionsbehälter eine in seinem
Innenraum angeordnete Wärmeleitstruktur auf. Durch die Wärmeleitstruktur kann die
Wärme des Bauteils über die Schnittstelle homogen und schnell in den Reaktionsbehälter
geleitet werden (Kühlfunktion). Ebenfalls ermöglicht die Wärmeleitstruktur ein schnelles
und gleichmäßiges Abführen der im Reaktionsbehälter entstehenden Wärme an ein Bauteil
(Heizfunktion). Vorzugsweise ist die Wärmeleitstruktur in Form einer Rippenstruktur
oder eines Schaums ausgeführt. Diese kann beispielsweise aus Metall wie Aluminium
bzw. einer Aluminiumlegierung oder aus einem anderen gut wärmeleitenden Material bestehen.
[0012] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist die Ableitung der Vorrichtung
eine Ventileinrichtung zum Auf- und Zusteuern der Ableitung zur Außenumgebung auf.
Insbesondere bei extraterrestrischen Anwendungen und bei kleinem Umgebungsdruck kann
durch diese Maßnahme die Ableitung ohne eine Zuhilfenahme von Unterdruckpumpen mit
einem Unterdruck gegenüber einem Innendruck des Reaktionsbehälters beaufschlagt werden.
[0013] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist die Vorrichtung eine Unterdruckpumpe
auf, die die Ableitung mit einem Unterdruck gegenüber einem Innendruck des Reaktionsbehälters
beaufschlägt. Hierdurch ist die Funktion der Vorrichtung beispielsweise bei Atmosphärendruck,
jedoch auch bei höheren Umgebungsdrücken gegeben.
[0014] Bevorzugterweise ist die Ableitung der Vorrichtung stromabwärts der Unterdruckpumpe
über eine Rückleitung mit dem Vorratsbehälter verbunden. Durch die Rückleitung wird
ein Kreislauf geschaffen so dass die Vorrichtung in sich geschlossen ist. Bei entsprechender
Länge der Rückleitung kann diese das Desorptiv in das Sorptiv kondensieren und es
in den Vorratsbehälter einspeisen.
[0015] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist in der Rückleitung ein Kondensator
zum Überführen des Desorptivs in das Sorbtiv angeordnet. Diese Maßnahme erlaubt eine
kontrollierte Überführung des Desorptivs in das Sorptiv.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Zuleitung eine erste Ventileinrichtung
zum Auf- und Zusteuern der Zuleitung auf. Die erste Ventileinrichtung kann beispielsweise
in Form eines Dosierventils, eines Absperrhahns und dergleichen ausgeführt sein. Hierdurch
lässt sich das Zuführen des Sorptivs steuern und regeln.
[0017] In einem weiteren Ausführungsbeispiel ist in der Ableitung eine zweite Ventileinrichtung
zum Auf- und Zusteuern der Ableitung angeordnet. Analog zur Zuleitung ist es vorteilhaft
die zweite Ventileinrichtung beispielsweise in Form eines Dosierventils, eines Absperrhahns
und dergleichen auszuführen. Diese Maßnahme ermöglicht es sowohl den Unterdruck in
der Ableitung als auch das Ableiten des Desorptivs zu steuern und zu regeln.
[0018] In der Vorrichtung zur thermischen Konditionierung des Bauteils kann ein Messsystem
zum Erfassen von Betriebsparametern vorgesehen sein. Hierdurch können verschiedene
Betriebsparameter wie zum Beispiel Temperatur im Reaktionsbehälter, und der Unterdruck
in der Ableitung erfasst werden. Beim Einsatz der Vorrichtung als Wärmequelle kann
bevorzugterweise die Temperatur des Reaktionsbehälters zum Regeln der ersten Ventileinrichtung
in der Zuleitung genutzt werden. Bei Einsatz der Vorrichtung als Wärmesenke kann bevorzugterweise
die Temperatur des Reaktionsbehälters zum Regeln der zweiten Ventileinrichtung in
der Ableitung genutzt werden.
[0019] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur thermischen Konditionierung eines Bauteils
mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung
des Bauteils im Raum wird ein Bauteil thermisch dadurch eingestellt, beispielsweise
auf seine SollTemperatur, dass ein Sorptiv in einen mit dem Bauteil im Körperkontakt
stehenden Reaktionsbehälter zugeleitet wird, in dem ein das Sorptiv aufnehmbarer Sorbent
bereitgestellt ist, und/oder dass ein im Reaktionsbehälter gebildetes Desorptiv aus
dem Reaktionsbehälter abgeleitet wird.
[0020] Hierdurch kann die Temperatur des Bauteils durch eine Zuleitung des Sorptivs in und/oder
eine Ableitung des Desorptivs aus dem Reaktionsbehälter beeinflusst werden. Der Unterdruck
lässt sich unabhängig von den äußeren physikalischen Gegebenheiten erzeugen, sodass
die thermische Konditionierung unabhängig von äußeren Einflüssen und der Ausrichtung
des Bauteils im Raum erfolgen kann.
[0021] Bevorzugterweise erfolgt das Ableiten des Desorptivs aus dem Reaktionsbehälter durch
eine Druckdifferenz zwischen dem Reaktionsbehälter und der Ableitung. Vorteilhafterweise
kann die Druckdifferenz dabei entweder durch eine Unterdruckpumpe oder durch ein Ausnutzen
eines möglichen niedrigen Umgebungsdrucks erfolgen. Insbesondere bei extraterrestrischen
Anwendungen können hierdurch Gewicht und Kosten eingespart werden.
[0022] Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird das Desorptiv temperatur- und/oder
druck- und/oder zeitgesteuert aus dem Reaktionsbehälter abgeleitet. Diese Maßnahme
ermöglicht eine vollständige ableitungsseitige Automatisierung der thermischen Konditionierung
des Bauteils.
[0023] Gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel wird das Sorptiv in Abhängigkeit
von zumindest einem Betriebsparameter dem Reaktionsbehälter zugeleitet. Diese Maßnahme
ermöglicht eine vollständige zuleitungsseitige Automatisierung der thermischen Konditionierung
des Bauteils.
[0024] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird das Desorptiv zum Sorptiv kondensiert
und als Sorptiv in den Vorratsbehälter rückgespeist. Hierdurch wird ein geschlossener
Kreislauf geschaffen, der beispielsweise Vorteile bei einem langfristig vorgesehenen
Betrieb schafft, da keine Verluste des Sorptivs und/oder Desorptivs auftreten.
[0025] Zum Verdeutlichen der erfindungsgemäßen Funktionsweise sei mit anderen Worten erwähnt,
dass beispielsweise die Temperatur oder der Druck im Reaktionsbehälter die Regelgrößen
sein können, die Ventileinrichtungen jedoch werden insbesondere zum Regeln des Drucks
genutzt, die somit als Stellglied bzw. Stellglieder wirken. Es bietet sich auch die
Möglichkeit an, beispielsweise einen Soll-Innendruck im Reaktionsbehälter vorzugeben,
der durch die Ventileinrichtungen selbsttätig geregelt wird. Hierbei kann ein gemessener
Ist-Druck mit dem Soll-Druck verglichen werden und entsprechend über die Ventileinrichtung
nachgeregelt werden.
[0026] Sonstige vorteilhafte Ausführungsbeispiele sind Gegenstand weiterer Unteransprüche.
[0027] Im Folgenden werden anhand von stark vereinfachten schematischen Darstellungen bevorzugte
Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen
Vorrichtung,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen
Vorrichtung mit einer Rückführung,
- Fig. 3
- einen Schnitt durch einen Bereich eines Reaktionsbehälters mit einer in seinem Innenraum
angeordneten rippenförmigen Wärmeleitstruktur, und
- Fig. 4
- einen Schnitt durch einen Bereich eines Reaktionsbehälters mit einer in seinem Innenraum
angeordneten schaumförmigen Wärmeleitstruktur.
[0028] In der Zeichnung weisen dieselben konstruktiven Elemente jeweils dieselbe Bezugsziffer
auf.
[0029] In Figur 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
1 zur thermischen Konditionierung eines Bauteils 2 mittels direkten oder indirekten
Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung des Bauteils 2 im Raum gezeigt.
[0030] Die Vorrichtung 1 hat einen Reaktionsbehälter 4, der sich hier im direkten Körperkontakt
mit dem Bauteil 2 befindet und in dessen Innenraum 6 ein Sorbent 8 bereitgestellt
ist. Allerdings ist hier nicht der gesamte Innenraum 6 mit dem Sorbenten 8 aufgefüllt,
sondern gemäß der Darstellung in Figur 1 ist oberhalb des Sorbents 8 ein freier Teilinnenraum
10 gebildet. Ein Füllgrad des Reaktionsbehälters 4 bzw. dessen Innenraum 6 richtet
sich individuell beispielsweise nach der jeweils zu leistenden thermischen Konditionierung
und nach dem Sorbenten 8. Der Sorbent 8 ist hier beispielsweise Kieselgel in Granulatform.
Zur Herstellung des hier beispielhaften direkten Körperkontakts hat der Reaktionsbehälter
4 eine nicht gezeigte Schnittstelle. Die Schnittstelle erlaubt beispielsweise eine
lösbare Formschlussverbindung in Form einer sogenannten Snap-and-Click-Verbindung
oder eine lösbare Schraubverbindung. Alternativ kann die Schnittstelle auch eine Stoffschlussverbindung
wie eine Klebeverbindung, eine Nietverbindung, eine Crimpverbindung, und dergleichen
ermöglichen. Insbesondere ermöglicht die zumindest eine Schnittstelle einen spielfreien,
belastbaren und zudem bevorzugterweise größflächigen direkten oder indirekten Körperkontakt
zwischen dem Reaktionsbehälter 4 und dem thermisch einzustellenden Bauteil 2. Bei
einem indirekten Körperkontakt ist der Reaktionsbehälter 4 von dem Bauteil 2 beabstandet
und eine Wärmebrücke über beispielsweise Verbindungselemente mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit
wie Wärmerohre hergestellt.
[0031] Über eine Zuleitung 12 steht der Reaktionsbehälter 4 mit einem Vorratsbehälter 14
in Fluidverbindung. Zum Auf- und Zusteuern der Zuleitung 12 ist in dieser eine hier
als Dosierventil ausgeführte erste Ventileinrichtung 16 angeordnet. In dem Vorratsbehälter
14 befindet sich ein Sorptiv 15, welches dem Sorbenten 8 im Reaktionsbehälter 4 zugeführt
werden kann. Dass Sorptiv 15 ist auf den Sorbenten 8 abgestimmt und im hier gezeigten
Ausführungsbeispiel Wasser.
[0032] Von dem Reaktionsbehälter 4 erstreckt sich eine Ableitung 18 zum Ableiten eines im
Reaktionsbehälter 4 gebildeten Desorptivs, die in eine Einrichtung 20 zum Beaufschlagen
der Ableitung mit einem Unterdruck mündet. Im Falle von extraterrestrischer Anwendung
kann es genügen, wenn die Einrichtung 20 ein auf- und zusteuerbares Außenventil ist,
das in die Außenumgebung mündet. Im Falle von terrestrischen Anwendungen ist die Einrichtung
beispielsweise eine in Figur 2 gezeigte Unterdruckpumpe 22. In der Ableitung 18 ist
eine zweite Ventileinrichtung 26 angeordnet. Die zweite Ventileinrichtung 26 umfasst
ein Absperrventil 24 und ein stromabwärts des Absperrventils angeordnetes Dosierventil
25. Stromaufwärts des Absperrventils ist ein Filterelement 28 zum Rückhalten von Verunreinigungen
im Desorptiv angeordnet. Je nach Anforderungen können auch passive Blenden zumindest
teilweise die aktiven Ventileinrichtungen 16, 26 ersetzen.
[0033] Zudem befindet sich in der Ableitung 18 stromaufwärts der zweiten Ventileinrichtung
26 ein Drucksensor 30, der die Messung eines Drucks in der Ableitung 18 und damit
eines Betriebsparameters zur Regelung der zweiten Ventileinrichtung 26 ermöglicht.
Weiterhin kann ein am Reaktionsbehälter 4 angebrachter Temperatursensor 32 zur Temperaturüberwachung
des Sorbenten 8 bzw. Reaktionsbehälters 4 dienen und somit beispielsweise alternativ
zum Druck oder ergänzend zur Regelung der zweiten Ventileinrichtung 26 und/oder der
ersten Ventileinrichtung 16 herangezogen werden. Der Temperatursensor 32 kann auch
direkt am oder im thermisch zu konditionierenden Bauteil 2 angebracht werden. Solch
ein Vorgehen bietet insbesondere dann Vorteile, wenn komplexe Regelalgorithmen wie
beispielsweise PID Regler (Proportional-Integral-Derivative Controller) angewandt
werden.
[0034] Befindet sich der Sorbent 8 in einem sorbierbaren Zustand, so kann durch Öffnen des
zulaufseitigen Dosierventils 16 das Sorptiv 15 in den Reaktionsbehälter 4 geleitet
werden. Hierbei kommt es zur Sorption des Sorptivs 15, wodurch Wärme an den Reaktionsbehälter
4 abgegeben wird. Die Wärme wird an das Bauteil 2 abgegeben, wodurch dieses erwärmt
wird. Die Vorrichtung 1 wird somit als Wärmequelle genutzt.
[0035] Zur Verwendung der Vorrichtung 1 als Wärmesenke ist aus dem Rekationsbehälter 4 das
Desorptiv abzuführen. Durch Öffnen des Absperrventils 24 bzw. der zweiten Ventileinrichtung
26 wird der Druck im Reaktionsbehälter 4 reduziert. Hierbei wird eine Desorption und
eine Ableitung des Desorptivs eingeleitet, wodurch dem Reaktionsbehälter 4 Wärme entzogen
wird. Die Sorption und Desorption im Reaktionsbehälter 4 sind reversibel, sodass durch
kontrolliertes Einleiten des Sorptivs 15 bzw. durch kontrolliertes Ableiten des Desorptivs
eine thermische Konditionierung des Bauteils 2 durch Wärmeerzeugung und/oder Wärmeentzug
erreicht werden kann. Eine ausschließliche Verwendung der Vorrichtung 1 als Wärmesenke
ist auch unabhängig oder ohne eine Zuführung des Sorptivs 15 möglich. Dabei kann der
Reaktionsbehälter 4 stattdessen mit einem vorkonditionierten Sorbat 8, also eines
Sorbenten 8 mit einem Sorptiv 15, versehen sein.
[0036] Die Figur 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung
1 zur thermischen Konditionierung. Im wesentlichen Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel
nach Figur 1 erlaubt das zweite Ausführungsbeispiel eine Kreislaufführung und insbesondere
eine geschlossene Kreislaufführung. Die Vorrichtung hat hierzu eine Rückleitung 34
zum Rückführen des Desorptivs als Kondensat in den Vorratsbehälter 14, die sich von
einer Unterdruckpumpe 22 erstreckt und in dem Vorratsbehälter 14 mündet. Mittels der
Unterdruckpumpe 22 ist ein Unterdruck erzeugbar, der das Desorptiv bei geöffneten
zweiten Ventileinrichtung 26 aus dem Reaktionsbehälter 4 ableitet und der Rückleitung
34 zuführt. Zur gezielten Bildung des Kondensats und somit zur gezielten Umwandlung
des Desorptivs in das Sorptiv ist in der Rückleitung 34 optional ein Kondensator 36
und stromabwärts des Kondensators 36 eine Förderpumpe 38 zum Fördern des gewonnen
Sorptivs in den Vorratsbehälter 14 unabhängig von einer Lage und Bewegung der Vorrichtung
1 im Raum angeordnet.
[0037] Damit die im Sorbenten 8 entstehende Wärme während der Sorption gleichmäßig und schnell
an das Bauteil 2 geleitet werden kann oder vom Bauteil 2 an den Sorbenten 8 abgegeben
werden kann, ist in den hier zeigten Ausführungsbeispielen nach den Figuren 1 und
2 in den Innenräumen 6 der Reaktionsbehälter 4 jeweils zumindest teilweise die Innenräume
6 der Reaktionsbehälter 4 ausfüllende Wärmeleitstrukturen 39, 40 gemäß den Figuren
3 oder 4 angeordnet. Die Wärmeleitstrukturen 39, 40 bestehen aus einem Material mit
einer hohen Wärmeleitfähigkeit. Beispielsweise sind sie aluminiumbasiert.
[0038] Die Wärmeleitstruktur 39, 40 ist jeweils derart in dem Innenraum 6 des Reaktionsbehälters
4 angeordnet, dass diese sowohl mit dem Sorbenten 8 als auch mit einer Behälterwandung
einen größtmöglichen Körperkontakt herstellt. Die gitterförmige Wärmeleitstruktur
39 nach Figur 3 unterteilt den Innenraum 6 beispielsweise in eine Vielzahl von bodennahen
Kammern 41 zum Anordnen bzw. zur Aufnahme des Sorbenten 8, wobei sich seine Gittertrennwände
42 senkrecht vom Behälterboden 43 erstrecken. Um eine konstante und lageunabhängige
Verteilung des Sorbenten 8 im Reaktionsbehälter 4 sicherzustellen, ist zumindest ein
Rückhalteelement 44 vorgesehen.
[0039] Das Rückhalteelement 44 ist hier ein Sieb, das gemäß den Darstellungen nach den Figuren
3 und 4 oberhalb der Wärmeleitstrukturen 39, 40 angeordnet ist. Bevorzugterweise besteht
das Sieb ebenfalls aus einem Material mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit. Beispielsweise
ist es metallisch und aluminiumbasiert.
[0040] Bezogen auf die gitterförmige Wärmeleitstruktur 39 begrenzt das Sieb deren Kammern
zum Teilinnenraum 10 nach oben. Bei Ausbildung der Wärmeleitstruktur 40 als Schaum
gemäß Figur 4, begrenzt das Rückhalteelement 44 zum Teilinnenraum 10 an sich offene
Poren des Schaums 40 und verhindert somit einen Austritt des Sorbents 8 aus den Poren.
Die Poren selbst können untereinander in Verbindung stehen. Alternativ kann der Schaum
40 eine Wabenstruktur mit einer Vielzahl von Einzelwaben aufweisen.
[0041] Offenbart ist eine Vorrichtung zur thermischen Konditionierung eines Bauteils mittels
direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung des
Bauteils im Raum. Die Vorrichtung weist einen Reaktionsbehälter zum Bereitstellen
eines Sorbenten zur Aufnahme eines Sorptivs und zur Abgabe eines Desorptivs auf, der
eine Schnittstelle zum Herstellen eines Körperkontakts, eine Zuleitung zum Zuführen
des Sorptivs und eine Ableitung zum Ableiten des Desorptivs hat. Darüber hinaus hat
die Vorrichtung eine Einrichtung zum Beaufschlagen der Ableitung mit einem Unterdruck
gegenüber einem Innendruck des Reaktionsbehälters, und ein Verfahren zur thermischen
Konditionierung eines Bauteils mittels direkten oder indirekten Körperkontakts unabhängig
von einer Lage und Bewegung des Bauteils im Raum.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 1.
- Vorrichtung zur thermischen Konditionierung
- 2.
- Bauteil
- 4.
- Reaktionsbehälter
- 6.
- Innenraum
- 8.
- Sorbent
- 10.
- freier Teilinnenraum
- 12.
- Zuleitung
- 14.
- Vorratsbehälter
- 15.
- Sorptiv
- 16.
- erste Ventileinrichtung
- 18.
- Ableitung
- 20.
- Einrichtung zum Beaufschlagen der Ableitung mit Unterdruck
- 22.
- Unterdruckpumpe
- 24.
- Absperrventil
- 25.
- Dosierventil
- 26.
- zweite Ventileinrichtung
- 28.
- Filterelement
- 30.
- Drucksensor
- 32.
- Temperatursensor
- 34.
- Rückleitung
- 36.
- Kondensator
- 38.
- Förderpumpe
- 39.
- gitterförmige Wärmeleitstruktur
- 40.
- schaumförmige Gitterstruktur
- 41.
- Kammer zur Aufnahme des Sorbenten
- 42.
- Gitterwand
- 43.
- Behälterboden
- 44.
- Rückhalteelement
1. Vorrichtung (1) zur thermischen Konditionierung eines Bauteils (2) mittels direkten
oder indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung des Bauteils
(2) im Raum, mit einem Reaktionsbehälter (4) zum Bereitstellen eines Sorbenten (8)
zur Aufnahme eines Sorptivs (15) und zur Abgabe eines Desorptivs, der eine Schnittstelle
zum Herstellen eines Körperkontakts, eine Zuleitung (12) zum Zuführen des Sorptivs
(15) und eine Ableitung (18) zum Ableiten des Desorptivs hat, und mit einer Einrichtung
(20) zum Beaufschlagen der Ableitung (18) mit einem Unterdruck gegenüber einem Innendruck
des Reaktionsbehälters (4).
2. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1, wobei sich die Zuleitung (12) von einem Vorratsbehälter
(14) zum Bevorraten des Sorptivs (15) erstreckt.
3. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, wobei im Innenraum des Reaktionsbehälters
(4) eine Wärmeleitstruktur (39, 40) angeordnet ist.
4. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1, 2 oder 3, wobei die Einrichtung (20) eine Ventileinrichtung
zum Auf- und Zusteuern der Ableitung (18) zur Außenumgebung aufweist.
5. Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Einrichtung (20)
eine Unterdruckpumpe (22) aufweist.
6. Vorrichtung (1) nach Anspruch 5, wobei die Ableitung (18) stromabwärts der Unterdruckpumpe
(22) über eine Rückleitung (34) mit dem Vorratsbehälter (14) verbunden ist.
7. Vorrichtung (1) nach Anspruch 6, wobei in der Rückleitung (34) ein Kondensator (36)
zum Überführen des Desorptivs in das Sorbtiv (15) angeordnet ist.
8. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 7, wobei die Zuleitung (12) eine erste
Ventileinrichtung (16) zum Auf- und Zusteuern der Zuleitung (12) aufweist.
9. Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der Ableitung (18)
eine zweite Ventileinrichtung (26) zum Auf- und Zusteuern der Ableitung (18) angeordnet
ist.
10. Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ein Messsystem (30,
32) zum Erfassen von Betriebsparametern vorgesehen ist.
11. Verfahren zur thermischen Konditionierung eines Bauteils (2) mittels direkten oder
indirekten Körperkontakts unabhängig von einer Lage und Bewegung des Bauteils (2)
im Raum, insbesondere zum Betreiben einer Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei durch Zuleiten eines Sorptivs (15) in einen mit dem Bauteil (2) im
Körperkontakt stehenden Reaktionsbehälters (4), in dem ein das Sorptiv (15) aufnehmbarer
Sorbent (8) bereitgestellt ist, und/oder durch Ableiten eines im Reaktionsbehälter
(4) gebildeten Desorptivs aus dem Reaktionsbehälter (4) mittels Unterdruck das Bauteil
(2) thermisch eingestellt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei das Desorptiv durch eine Druckdifferenz zwischen
dem Reaktionsbehälter (4) und einer Ableitung (18) aus dem Reaktionsbehälter (4) abgeleitet
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, wobei das Desorptiv temperatur- und/oder druck-
und/oder zeitgesteuert aus dem Reaktionsbehälter (4) abgeleitet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 11, 12 oder 13, wobei das Desorptiv kondensiert wird und als
Sorptiv (15) in den Vorratsbehälter (14) rückgespeist wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei das Sorptiv (15) in Abhängigkeit
von Betriebsparametern dem Reaktionsbehälter (4) zugeleitet wird.