[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Füllhöhe eines Rohmaterials
in einem Hochofen, wobei der Hochofen einen Aufgabebereich für weiteres Rohmaterial
umfassend ein Schurrensystem aufweist, wobei das Schurrensystem eine um eine senkrechte
Achse rotierende Schurre umfasst, die einen ringförmigen Auftrag des weiteren Rohmaterials
auf das im Hochofen bereits vorhandene Rohmaterial erzeugt, und wobei das Schurrensystem
eine Rohmaterial-Durchflussklappe aufweist, die in Abhängigkeit einer Klappenposition
einen gleichbleibenden Zufluss von weiterem Rohmaterial zum Hochofen bewirkt. Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Regelungssystem für eine Begichtungsanlage eines
Hochofens, wobei die Begichtungsanlage ein Schurrensystem mit einer um eine senkrechte
Achse rotierend angetriebenen Schurre zum ringförmigen Auftrag von weiterem Rohmaterial
auf im Hochofen bereits vorhandenes Rohmaterial umfasst, wobei die Schurre weiterhin
eine Rohmaterial-Durchflussklappe mit verstellbarer Klappenposition umfasst, und wobei
mindestens eine Einheit zur Ermittlung einer lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials
im Hochofen vorhanden ist. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Begichtungsanlage
für einen Hochofen, umfassend ein Schurrensystem mit einer um eine senkrechte Achse
rotierend angetriebenen Schurre zum ringförmigen Auftrag von weiterem Rohmaterial
auf im Hochofen bereits vorhandenes Rohmaterial, wobei die Schurre weiterhin eine
Rohmaterial-Durchflussklappe mit verstellbarer Klappenposition umfasst, und wobei
mindestens eine Einheit zur Ermittlung der lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials
im Hochofen vorhanden ist. Schließlich betrifft die Erfindung einen Hochofen mit einer
solchen Begichtungsanlage.
[0002] Es ist hinreichend bekannt, dass zum Befüllen eines Hochofens mit Rohmaterial meist
Begichtungsanlagen mit Schurrensystemen eingesetzt werden. So beschreibt die deutsche
Offenlegungsschrift Nr.
2 035 458 eine Begichtungsvorrichtung für einen Schachtofen, insbesondere einen Hochofen, mit
einem Schurrensystem.
[0003] Die
DE 601 02 714 T2 beschreibt eine Vorrichtung zum Verteilen von Schüttgut als Bestandteil einer Begichtungsanlage
für einen Hochofen. Die Vorrichtung umfasst eine drehbare Schurre mit verstellbarem
Neigungswinkel.
[0004] Im Betrieb eines Hochofens kommt es an der oberen Grenzfläche des in den Hochofen
von oben im Bereich der Begichtungsanlage eingefüllten Rohmaterials bekanntermaßen
zu teils stark unterschiedlichen Oberflächenprofilen. Das Rohmaterial sackt aufgrund
von lokal unterschiedlich ablaufenden Prozessen im Hochofen lokal ab, während andere
Bereiche des Rohmaterials kaum nachgeben und als Erhebung stehen bleiben. Als Ursachen
für dieses Verhalten werden ein ungleichmäßiger Abstich des Hochofens, Ungleichmäßigkeiten
im Rohmaterial, ein Zusammensacken, Wegrutschen oder eine Komprimierung des Rohmaterials,
ein lokal beschleunigtes Reduktions- und Einschmelzverhalten des Rohmaterials o.ä.
vermutet. Es resultieren Unterschiede in den lokalen Füllständen im Hochofen, die
ihrerseits ebenfalls dazu beitragen, dass der Reduktions- und Einschmelzprozess im
Hochofen nicht örtlich gleichmäßig oder symmetrisch abläuft. Die obere Grenzfläche
des Rohmaterials, auf die immer wieder Rohmaterial von oben über die Begichtungsanlage
aufgegeben wird, wird - von oben in Richtung der Längsachse des Hochofens gesehen
- gedanklich in Kreissegmente unterteilt. In den Kreissegmenten, in denen der Reduktions-
und Einschmelzprozess vermutlich beschleunigt abläuft, bilden sich Einbuchtungen,
also unterdurchschnittliche Füllstände an Rohmaterial im Hochofen aus.
[0005] Das Rohmaterial wird in mehreren Lagen aufgetragen, wobei diese Lagen üblicherweise
eine Dicke im Bereich von 0,2 bis 0,8 m aufweisen. Dabei trägt die Schurre abwechselnd
entweder Erz, Sinter bzw. Pellets oder aber Koks auf. Auch die Position der Aufgabe
der unterschiedlichen Materialien kann variieren. So kann im Mittenbereich des Hochofens,
also nahe der Längsachse des Hochofens, bevorzugt grober Koks eingebracht werden,
während im äußeren Bereich, also in Bereichen mit größtmöglichem Abstand von der Längsachse
des Hochofens, feine Erze eingebracht werden. Dieses Vorgehen dient dazu, einen Außenbereich
des Hochofens vor Überhitzung zu schützen und den Luftwiederstand des Hochofens einzustellen.
[0006] Es wurde bereits auf unterschiedliche Weise versucht, den Füllstand im Hochofen zu
regeln, um die obere Grenzfläche möglichst eben auszubilden und damit einen gleichmäßigen
Füllstand in allen Kreissegmenten zu erreichen. Dabei hat sich eine Regelung der Füllhöhe
über die Abgabemenge der Schurre, welche sich durch eine unterschiedliche Klappenposition
der Rohmaterial-Durchflussklappe einstellen lässt, als wenig praktikabel erwiesen.
Ursachen dafür liegen in der oft mangelnden Verstellgeschwindigkeit und -dynamik der
Rohmaterial-Durchflussklappe oder in Einschränkungen bei der Bedienbarkeit üblicher
Rohmaterial-Durchflussklappen. So sind unter anderem Rohmaterial-Durchflussklappen
im Einsatz, die während eines Durchflusses des Rohmaterials nicht geschlossen werden
können.
[0007] Weiterhin ist es bekannt, die Kreissegmente, in denen Einbuchtungen festgestellt
werden, gezielt mit Rohmaterial zu versorgen. Wird durch eine Einheit zur Ermittlung
einer lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials im Hochofen festgestellt, dass
sich in einem Kreissegment eine Einbuchtung mit unterdurchschnittlichem Füllstand
des Rohmaterial ausgebildet hat, so wird die Schurre derart angesteuert, dass diese
mittels einer Hin- und Herbewegung das Rohmaterial nur in dem betroffenen Kreissegment
abwirft. Über den Neigungswinkel der Schurre ist dabei weiterhin steuerbar, in welchem
Abstand von der Längsachse des Hochofens das Rohmaterial ringförmig abgelagert werden
soll. Bei einer Einheit zur Ermittlung einer lokal vorliegenden Füllhöhe kann es sich
um das Bedienpersonal und/oder eine Sensoranordnung, beispielsweise mit einem optischen
Sensor, handeln. Üblich ist dabei der Einsatz von Infrarotkameras, mit welchen die
obere Grenzfläche des Rohmaterials aufgenommen wird. In detektierten Bereichen mit
erhöhten Temperaturen wird von einer Einbuchtung mit unterdurchschnittlichem Füllstand
des Rohmaterials ausgegangen, während in detektierten Bereichen mit geringen Temperaturen
von einer Erhebung mit überdurchschnittlichem Füllstand des Rohmaterials ausgegangen
wird.
[0008] Um die Nachteile dieses Verfahrens zu verstehen, ist der Betreib der gesamten Hochofenanlage
inklusive der Bunkeranlagen für die Zusammenstellung des Rohmaterials und des Transportsystems
für das Rohmaterial in Richtung der Begichtungsanlage zu berücksichtigen. So sind
üblicher Weise zwischen den Bunkeranlagen und der Begichtungsanlage im Transportsystem
ständig etwa 4 bis 6 unterschiedliche Rohmaterial-Chargen unterwegs, die sich in ihrer
Materialzusammensetzung unterscheiden. Pro Stunde werden dabei etwa 20 bis 26 Chargen
gemischt. Nun eignet sich aber aufgrund der unterschiedlichen Materialzusammensetzungen
und/oder der Chargengröße nicht jede Charge zum Auffüllen einer entstandenen Einbuchtung.
So werden unterschiedliche Chargen zusammengestellt, die entweder Erz, Sinter oder
Pellets oder Koks enthalten. Das Zusammenstellen einer einzigen geeigneten Spezialcharge
bedarf gesonderter Eingriffe in den Chargenerstellungsprozess und benötigt in der
Regel ca. 15 Minuten. Eine Verkürzung dieser Zeit ist meist nur dann möglich, wenn
mit immens hohem Aufwand bautechnische Änderungen an der Hochofenanlage vorgenommen
werden, z.B. eine Installation zusätzlicher Materialbunker, Förderbänder usw. erfolgt.
Daher wird meist keine Spezialcharge zusammengestellt, sondern die nächste verfügbare
Rohmaterialcharge in die Einbuchtung verfüllt. Der normale Schurrenbetrieb wird dazu
unterbrochen, wobei es zu Einbußen in der Produktivität der Anlage kommt und vermehrt
Bedienfehler durch das Bedienpersonal der Hochofenanlage auftreten können. Eine falsche
Positionierung der Schurre in einem falsch ausgewählten Kreissegment kann bei einer
solchen Fehlbedienung noch zu einer weiteren Verstärkung der Füllstandsunterschiede
im Hochofen führen. Wird eine zu große Charge in eine Einbuchtung verfüllt, bildet
sich dort anstelle der Einbuchtung nun ein Hügel, der genauso wenig erwünscht ist.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Regelung der Füllhöhe
eines Rohmaterials in einem Hochofen bereitzustellen. Weiterhin ist es Aufgabe der
Erfindung dafür geeignetes ein Regelungssystem anzugeben.
[0010] Die Aufgabe wird für das Verfahren zur Regelung der Füllhöhe eines Rohmaterials in
einem Hochofen, wobei der Hochofen einen Aufgabebereich für weiteres Rohmaterial umfassend
ein Schurrensystem aufweist, wobei das Schurrensystem eine um eine senkrechte Achse
rotierende Schurre umfasst, die einen ringförmigen Auftrag des weiteren Rohmaterials
auf das im Hochofen bereits vorhandene Rohmaterial erzeugt, und wobei das Schurrensystem
eine Rohmaterial-Durchflussklappe aufweist, die in Abhängigkeit einer Klappenposition
einen gleichbleibenden Zufluss von weiterem Rohmaterial zum Hochofen bewirkt, dadurch
gelöst, dass eine Winkelgeschwindigkeit der rotierenden Schurre in Abhängigkeit von
einer lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials im Hochofen verändert wird.
[0011] Die Schurre wird demnach so betrieben, dass Kreissegmente mit Einbuchtungen und unterdurchschnittlichem
Füllstand an Rohmaterial langsamer durchfahren werden als Kreissegmente mit Erhebungen
und überdurchschnittlichem Füllstand an Rohmaterial. Aufgrund der Tatsache, dass bei
einer derartigen Verfahrensweise die Schurre länger in einem Kreissegment mit einer
Einbuchtung verbleibt, wird in diesem Kreissegment auch mehr Rohmaterial abgelegt
und damit die Einbuchtung verfüllt. Dabei kann in einfacher Weise die nächste verfügbare
Rohmaterialcharge verwendet werden. Die Regeleingriffe zur Bereitstellung der benötigten
Winkelgeschwindigkeit pro Kreissegment können dabei manuell oder automatisch erfolgen.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren hat damit den Vorteil, dass keine Spezialchargen erforderlich
sind und auch keine Unterbrechung des normalen Chargierbetriebs erfolgen muss. Die
Produktivität der Hochofenanlage bleibt durchgehend erhalten.
[0013] Jede Rohmaterialcharge wird überall auf der oberen Grenzfläche des Rohmaterials im
Hochofen abgelagert, allerdings in unterschiedlicher Menge. Die Gasdurchströmbarkeit
der Befüllung und damit die Temperatur des Hochofens werden vergleichmäßigt, so dass
die Gefahr eines Anbackens des Rohmaterials an der Hülle des Hochofens vermindert
wird.
[0014] Auch ein Einbringen einer gezielten Asymmetrie im Füllstand des Hochofens, also im
Bereich der oberen Grenzfläche, ist realisierbar, z.B. wenn ein Hochofen in einem
bestimmten Kreissegment reproduzierbar zur Bildung von Einbuchtungen neigt. Dies kann
beispielsweise oberhalb der Abstichöffnungen des Hochofens der Fall sein. In einem
solchen Fall führt ein Ablagern von mehr Erz, Sinter oder Pellets oberhalb der Abstichöffnungen
und von mehr Koks auf gleicher Ebene zwischen den Abstichöffnungen zu einer deutlichen
Vergleichmäßigung der Temperaturverteilung im Hochofen.
[0015] Es hat sich bewährt, wenn weiterhin ein Neigungswinkel der Schurre in Abhängigkeit
von der lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials im Hochofen verändert wird. Damit
lassen sich Einbuchtungen, die lokal und nur in bestimmten Abständen von der Längsachse
des Hochofens vorliegen, ebenso gezielt befüllen.
[0016] Dabei wird die Winkelgeschwindigkeit der Schurre in Bereichen des Hochofens mit lokal
unterdurchschnittlicher Füllhöhe bevorzugt geringer eingestellt als in Bereichen mit
lokal durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Füllhöhe.
[0017] Die Winkelgeschwindigkeit der Schurre in Bereichen des Hochofens mit lokal überdurchschnittlicher
Füllhöhe wird insbesondere höher eingestellt wird als in Bereichen mit lokal durchschnittlicher
oder unterdurchschnittlicher Füllhöhe.
[0018] Diese Maßnahmen erzeugen zuverlässig einen Ausgleich von Unebenheiten in der oberen
Grenzfläche des Rohmaterials im Hochofen und vergleichmäßigen zuverlässig den Reduktions-
und Einschmelzprozess im Hochofen.
[0019] Die Aufgabe wird für das Regelungssystem für eine Begichtungsanlage eines Hochofens
gelöst, wobei die Begichtungsanlage ein Schurrensystem mit einer um eine senkrechte
Achse rotierend angetriebenen Schurre zum ringförmigen Auftrag von weiterem Rohmaterial
auf im Hochofen bereits vorhandenes Rohmaterial umfasst, wobei das Schurrensystem
weiterhin eine Rohmaterial-Durchflussklappe mit verstellbarer Klappenposition umfasst,
wobei mindestens eine Einheit zur Ermittlung einer lokal vorliegenden Füllhöhe des
Rohmaterials im Hochofen vorhanden ist, indem das Regelungssystem eingerichtet ist,
eine Winkelgeschwindigkeit der rotierenden Schurre in Abhängigkeit von der ermittelten
lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials im Hochofens zu verändern.
[0020] Das erfindungsgemäße Regelungssystem hat den Vorteil, dass keine Spezialchargen erforderlich
sind und auch keine Unterbrechung des normalen Chargierbetriebs erfolgen muss. Die
Produktivität der Hochofenanlage bleibt durchgehend erhalten.
[0021] Das Regelungssystem ist bevorzugt weiterhin eingerichtet, einen Neigungswinkel der
Schurre in Abhängigkeit von der ermittelten lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials
im Hochofen zu verändern.
[0022] Wird durch die Einheit zur Ermittlung einer lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials
im Hochofen erkannt, dass eine Einbuchtung in der oberen Grenzfläche des Rohmaterials
vorliegt, können die Regeleingriffe zur Bereitstellung der benötigten Winkelgeschwindigkeit
pro Kreissegment und/oder des benötigten Neigungswinkels innerhalb eines Kreissegments
manuell durch das Bedienpersonal oder automatisch erfolgen.
[0023] Eine Begichtungsanlage für einen Hochofen ist besonders bevorzugt, umfassend ein
Schurrensystem mit einer um eine senkrechte Achse rotierend angetriebenen Schurre
zum ringförmigen Auftrag von weiterem Rohmaterial auf im Hochofen bereits vorhandenes
Rohmaterial, wobei das Schurrensystem weiterhin eine Rohmaterial-Durchflussklappe
mit verstellbarer Klappenposition umfasst, und wobei mindestens eine Einheit zur Ermittlung
der lokal vorliegenden Füllhöhe des Rohmaterials im Hochofen vorhanden ist, mit weiterhin
einem erfindungsgemäßen Regelungssystem.
[0024] Ein Hochofen mit einer derartigen Begichtungsanlage hat sich als vorteilhaft erwiesen.
[0025] Die Figuren 1 bis 9 sollen das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße
Regelungssystem beispielhaft erläutern. So zeigt:
- FIG 1
- eine schematische Darstellung einer Hochofenanlage;
- FIG 2
- eine schematische Draufsicht auf die obere Grenzfläche des Rohmaterials in einem Hochofen;
- FIG 3
- ein Diagramm betreffend FIG 1 mit den eingestellten Winkelgeschwindigkeiten der Schurre
bei unterschiedlichen Neigungswinkeln der Schurre;
- FIG 4
- ein erstes mögliches Fahrprogramm für eine Schurre;
- FIG 5
- ein zweites mögliches Fahrprogramm für eine Schurre;
- FIG 6
- ein drittes mögliches Fahrprogramm für eine Schurre;
- FIG 7
- ein viertes mögliches Fahrprogramm für eine Schurre;
- FIG 8
- ein fünftes mögliches Fahrprogramm für eine Schurre; und
- FIG 9
- eine schematische Darstellung eines Regelungssystems.
[0026] FIG 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Hochofenanlage umfassend einen Hochofen
1, eine Begichtungsanlage 2, eine Bunkeranlage 3 mit einer Vielzahl von Materialbunkern
4 enthaltend unterschiedliche Ausgangsmaterialien zur Zusammenstellung unterschiedlicher
Rohmaterialchargen 9a, 9b, sowie ein Transportsystem 5 zur Beförderung der Rohmaterialchargen
9a, 9b von der Bunkeranlage 3 zur Begichtunganlage 2. Der Hochofen 1 weist eine Hülle
1a und eine Längsachse 1b auf. Die Begichtungsanlage 2 umfasst ein Schurrensystem
mit einer Schurre 2a, einem hier nicht im Detail dargestellten Antrieb 2b (vergleiche
FIG 9), Rohmaterial-Durchflussklappen 7, 7' und Verrohrungen 6 zur Ableitung von Gichtgas
6a aus dem Hochofen 1. Der Antrieb 2b ist eingerichtet, einerseits eine Rotation der
Schurre 2a um eine senkrechte Achse, hier die Längsachse 1b des Hochofens 1, in einer
einstellbaren Winkel-geschwindigkeit ω zu bewirken und andererseits einen Neigungswinkel
γ der Schurre 2a einzustellen. Auf eine obere Grenzfläche 9' des bereits in den Hochofen
1 eingefüllte Rohmaterials 9 werden mittels der Schurre 2a weitere Rohmaterialchargen
9a, 9b aufgegeben. Der sich lokal ergebende Füllstand h des Rohmaterials 9 im Hochofen
1 ist über eine Einheit 11, hier in Form von Infrarotkameras, erfassbar, wobei Bereiche
mit hoher Infrarotstrahlung als Einbuchtungen 10 in der oberen Grenzfläche 9' mit
unterdurchschnittlichem Füllstand h und Bereiche mit geringer Infrarotstrahlung als
Erhebungen in der oberen Grenzfläche 9' mit überdurchschnittlichem Füllstand h bewertet
werden.
[0027] FIG 2 zeigt nun eine schematische Draufsicht auf die obere Grenzfläche 9' des Rohmaterials
9 in einem Hochofen 1 gemäß FIG 1 im Schnitt A-A'. Gleiche Bezugszeichen wie in FIG
1 kennzeichnen gleiche Elemente. Die obere Grenzfläche 9' ist in Kreissegmente K1
bis K8 eingeteilt, wobei einem jeden Kreissegment K1 bis K8 einem bestimmter Winkelbereich
am durch die Hülle 1a des Hochofens 1 gebildeten Kreises zugeordnet wird. So wird
dem Kreissegment K1 ein Winkelbereich von 0 bis 45°, dem Kreissegment K2 ein Winkelbereich
von 45 bis 90° usw. zugeordnet. Die Größe der Winkel ϕ der Kreissegmente wird im Wesentlichen
von den Dimensionen des Hochofens 1 und den Spezifikationen des Antriebs 2b der Schurre
2a abhängen und ist daher in weiten Grenzen veränderbar. Hier wurde mittels der Einheit
11 (vergleiche FIG 1) eine Einbuchtung 10 erkannt, die sich im Randbereich der Kreissegmente
K4 und K5 befindet.
[0028] Um die Einbuchtung 10 mit der nächten Rohmaterialcharge 9a (vergleiche FIG 1) aufzufüllen,
wird die Schurre 2a gemäß FIG 3 angetrieben.
[0029] FIG 3 zeigt ein Diagramm betreffend FIG 2 mit den eingestellten Winkelgeschwindigkeiten
ω der Schurre 2a bei zwei unterschiedlichen Neigungswinkeln γ der Schurre 2a. Dabei
ist die Winkelgeschwindigkeit ω (in rad/s) der Schurre 2a über einem Winkel ϕ (in
rad), in dem sich die Schurre 2a befindet, aufgetragen. Dabei wird die Schurre 2a
hier auf zwei Bahnverläufen B2 und B2 geführt (vergleiche FIG 2), die sich über die
Einstellung der zwei unterschiedlichen Neigungswinkel γ ergeben. Dabei wird hier zum
Verfüllen der Einbuchtung 10 (siehe FIG 2) die Schurre 2a auf der Bahn B1 bewegt und
die Winkelgeschwindigkeit ω
1 der Schurre 2a im Bereich der Kreissegmente K4 und K5, entsprechend einem Winkelbereich
von ϕ ≈ 155 bis ϕ ≈ 205°, auf eine niedrigere Winkelgeschwindigkeit ω
v abgesenkt. Dadurch wir im Bereich der Einbuchtung 10 mehr Rohmaterial 9 der Rohmaterialcharge
9a abgelegt. Nach durchlaufen dieses Winkelbereichs wird die Winkelgeschwindigkeit
wieder auf den ursprüngliche Wert ω
1 angehoben. Anschließend wird die Schurre 2a auf der Bahn B2 bewegt mit einer gleichmäßigen
Winkelgeschwindigkeit ω
2 bewegt, da hier keine Einbuchtung 10 auf der Bahn B2 liegt. So wird die Rohmaterialcharge
9a über die gesamte obere Grenzfläche 9' verteilt, allerdings lokal in unterschiedlicher
Schichtdicke aufgetragen.
[0030] Dies führt zu einem Ausgleich der Einbuchtung 10 und zur Ausbildung einer gleichmäßig
ebenen oberen Grenzfläche 9'.
[0031] Die Figuren 4 bis 8 zeigen nun mögliche Fahrprogramme für eine Schurre 2a. Gleiche
Bezugszeichen wie in den Figuren 1 bis 3 kennzeichnen gleiche Elemente. Es werden
jeweils vier unterschiedliche Neigungswinkel γ der Schurre 2a eingestellt und dadurch
vier Bahnen B1 bis B4 abgefahren. Im Bereich der Einbuchtung 10 erfolgt jeweils eine
Verlangsamung der Winkelgeschwindigkeit ω der Schurre 2a (gekennzeichnet mit dicken
Balken auf den Bahnen B1 bis B4).
[0032] FIG 9 zeigt eine schematische Darstellung eines Regelungssystems 100 für die Begichtungsanlage
2 des Hochofens 1 gemäß FIG 1. Gleiche Bezugszeichen wie in den Figuren 1 bis 8 kennzeichnen
gleiche Elemente. Die mittels der Einheit 11 in Form einer Infrarotkamera erfassten
Strahlungsbilder, über welche eine lokale Füllhöhe h des Hochofens 1 ermittelt wird,
an eine Recheneinheit 101 übergeben, die ein Fahrprogramm für die Schurre 2a umfassend
Vorgaben für die Winkelgeschwindigkeit ω in Abhängigkeit vom Winkel ϕ, in dem sich
die Schurre 2a befindet, und Vorgaben betreffend einen Neigungswinkel γ der Schurre
2a zur Einstellung von abzufahrenden Bahnen B1 bis B
x bereitstellt. Das errechnete Fahrprogramm wird an eine Regeleinheit 102 übermittelt,
die ihrerseits den Antrieb 2b der Schurre 2a sowie je einen Antrieb 7a der Rohmaterial-Durchflussklappen
7, 7' gemäß dem Fahrprogramm regelt. Die aufgrund der eingestellten Klappenposition
und dem Bewegungsprofil der Schurre 2a erreichte Aufgabe von Rohmaterial 9 auf die
obere Grenzfläche 9' bei gleichzeitiger Verfüllung von Einbuchtungen 10 erzeugt ein
verändertes Strahlungsbild, das erneut durch die Einheit 11 erfasst und eine neue
lokale Füllhöhe h anzeigt. Alternativ zu einer automatischen Übergabe der lokalen
Füllhöhen h an die Recheneinheit 101 können die Strahlungsbilder auch durch das Bedienpersonal
der Hochofenanlage ausgewertet und über eine Eingabeeinheit 103 das gewünschte Fahrprogramm
manuell in die Recheneinheit 101 eingegeben werden.
[0033] Die in den Figuren 1 bis 9 gezeigten Ausführungsformen der Erfindung sind nicht auf
die Bauform der hier dargestellten Hochofenanlage oder Begichtungsanlage beschränkt.
1. Verfahren zur Regelung der Füllhöhe (h) eines Rohmaterials (9) in einem Hochofen (1),
wobei der Hochofen (1) einen Aufgabebereich für weiteres Rohmaterial (9) umfassend
ein Schurrensystem aufweist, wobei das Schurrensystem eine um eine senkrechte Achse
rotierende Schurre (2a) umfasst, die einen ringförmigen Auftrag des weiteren Rohmaterials
(9) auf das im Hochofen (1) bereits vorhandene Rohmaterial (9) erzeugt, und wobei
das Schurrensystem eine Rohmaterial-Durchflussklappe (7, 7') aufweist, die in Abhängigkeit
einer Klappenposition einen gleichbleibenden Zufluss von weiterem Rohmaterial (9)
zum Hochofen (1) bewirkt, dadurch gekennzeichnet, dass eine Winkelgeschwindigkeit (ω) der rotierenden Schurre (2a) in Abhängigkeit von einer
lokal vorliegenden Füllhöhe (h) des Rohmaterials (9) im Hochofen (1) verändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass weiterhin ein Neigungswinkel (γ) der Schurre (2a) in Abhängigkeit von der lokal vorliegenden
Füllhöhe (h) des Rohmaterials (9) im Hochofen (1) verändert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Winkelgeschwindigkeit (ω) der Schurre (2a) in Bereichen des Hochofens (1) mit
lokal unterdurchschnittlicher Füllhöhe (h) geringer eingestellt wird als in Bereichen
mit lokal durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Füllhöhe (h).
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Winkelgeschwindigkeit (ω) der Schurre (2a) in Bereichen des Hochofens (1) mit
lokal überdurchschnittlicher Füllhöhe (h) höher eingestellt wird als in Bereichen
mit lokal durchschnittlicher oder unterdurchschnittlicher Füllhöhe (h).
5. Regelungssystem (100) für eine Begichtungsanlage (2) eines Hochofens (1), wobei die
Begichtungsanlage (2) ein Schurrensystem mit einer um eine senkrechte Achse rotierend
angetriebenen Schurre (2a) zum ringförmigen Auftrag von weiterem Rohmaterial (9) auf
im Hochofen (1) bereits vorhandenes Rohmaterial (9) umfasst, wobei das Schurrensystem
weiterhin eine Rohmaterial-Durchflussklappe (7, 7') mit verstellbarer Klappenposition
umfasst, und wobei mindestens eine Einheit (11) zur Ermittlung einer lokal vorliegenden
Füllhöhe (h) des Rohmaterials (9) im Hochofen (1) vorhanden ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Regelungssystem (100) eingerichtet ist, eine Winkelgeschwindigkeit (ω) der rotierenden
Schurre (2a) in Abhängigkeit von der ermittelten lokal vorliegenden Füllhöhe (h) des
Rohmaterials (9) im Hochofen (1) zu verändern.
6. Regelungssystem nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass es weiterhin eingerichtet ist, einen Neigungswinkel (γ) der Schurre (2a) in Abhängigkeit
von der ermittelten lokal vorliegenden Füllhöhe (h) des Rohmaterials (9) im Hochofen
(1) zu verändern.
7. Begichtungsanlage (2) für einen Hochofen (1), umfassend ein Schurrensystem mit einer
um eine senkrechte Achse rotierend angetriebenen Schurre (2a) zum ringförmigen Auftrag
von weiterem Rohmaterial (9) auf im Hochofen (1) bereits vorhandenes Rohmaterial (9),
wobei das Schurrensystem weiterhin eine Rohmaterial-Durchflussklappe (7, 7') mit verstellbarer
Klappenposition umfasst, und wobei mindestens eine Einheit (11) zur Ermittlung der
lokal vorliegenden Füllhöhe (h) des Rohmaterials (9) im Hochofen (1) vorhanden ist,
dadurch gekennzeichnet, dass weiterhin ein Regelungssystem (100) nach einem der Ansprüche 5 oder 6 vorhanden ist.
8. Hochofen (1) mit einer Begichtungsanlage (2) nach Anspruch 7.