[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduzierung der Spannung an einer Verschneidung
zweier ineinander einmündenden Kanäle in einem aus einem metallischen Werkstoff gefertigten
Körper, wobei in den Kanälen ein unter Hochdruck stehendes Medium geführt ist, und
ein erster Kanal in einen zweiten Kanal einmündet. Weiterhin betrifft die Erfindung
eine Vorrichtung, die eine Reduzierung der Spannung an einer Verschneidung zweier
ineinander einmündenden Kanäle bewirkt.
Stand der Technik
[0002] Ein derartiges Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung zur Reduzierung der Spannung
an einer Verschneidung zweier ineinander einmündender Kanäle ist aus der
EP 0 717 227 A2 bekannt. Dieses Dokument offenbart zunächst einmal konventionell ausgebildete Verschneidungen
zweier ineinander einmündender Kanäle, die ein einem Körper, der ein Teil eines Kraftstoffinjektors
ist. Beispielsweise ist im Bereich der Einmündung eines ersten Kanals in einen zweiten
Kanal im Bereich der Einmündungsstelle des zweiten Kanals in den ersten Kanal eine
den ersten Kanal umgebende Ringnut in den Körper eingelassen. Eine weitere konventionelle
Lösung ist das Einbringen einer ringförmigen Ausnehmung in den Körper, wobei die ringförmige
Ausnehmung die Einmündungsstelle des zweiten Kanals in den ersten Kanal umgibt. Ein
in dem Dokument beschriebenes neuartiges Verfahren zur Reduzierung der Spannungen
an der entsprechenden Verschneidung sieht vor, dass um die Einmündung des zweiten
Kanals in den ersten Kanal beabstandet zu der Einmündungsstelle eine kreisringförmige
Einsenkung eingelassen ist, die alternativ auch in Form von zwei gegenüberliegenden
nierenförmig ausgebildeten Einsenkungen ausgebildet sein kann. Den kreisringförmigen
oder nierenförmigen Einsenkungen ist es gemeinsam, dass diese schwierig zu fertigen
sind und zumindest teilweise nur durch ein sehr aufwendiges Ätzverfahren herstellbar
sind.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur Reduzierung der Spannung
einer Verschneidung zweier ineinander einmündender Kanäle anzugeben, das bei einfacher
Fertigbarkeit die Spannungen wirkungsvoll verringert beziehungsweise in systemunkritische
Bereiche verlagert. Weiterhin ist eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, mit der
die Spannung an einer Verschneidung reduziert wird.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass beidseits einer Einmündung des zweiten Kanals
in den ersten Kanal eine Tasche angeordnet ist. Diese beiden Taschen können gegenüber
einer kreisringförmigen Einsenkung oder zweier nierenförmigen Einsenkungen wesentlich
einfacher gefertigt werden und gewährleisten dabei eine zuverlässige Reduzierung beziehungsweise
Verlagerung von Spannungen in systemunkritische Bereiche außerhalb der Verschneidung.
Durch dieses Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung wird die Lebensdauer des
entsprechenden Bauteils auf einen geforderten Anspruch erhöht. Die Taschen können
in grundsätzlich axialer Ausrichtung parallel oder aber geneigt zu dem ersten Kanal
beidseits der Einmündung es zweiten Kanals angeordnet sein.
[0005] In Weiterbildung der Erfindung ist die jeweilige Tasche mechanisch in den Körper
eingearbeitet. Eine mechanische Einarbeitung ist präzise, lagegenau und reproduzierbar
umsetzbar.
[0006] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die jeweilige Tasche in den Körper mittels
eines Kugelbohrers eingearbeitet. Dabei wird in einer ersten Bearbeitungsform der
Kugelbohrer geneigt oder parallel zu dem ersten Kanal direkt angrenzend an die Einmündung
beziehungsweise im Bereich der Einmündung gebildeten Verschneidung des zweiten Kanals
zu dem ersten Kanal in dem Körper ausgerichtet und von einem Mündungsende des ersten
Kanals bis in einen Bereich unterhalb der Verschneidung in den Körper eingeführt.
[0007] Eine zweite Bearbeitungsform sieht vor, ein Werkzeug, das einen Winkelantrieb aufweist,
in den ersten Kanal bis in Höhe der Einmündung des zweiten Kanals einzufahren und
dann den Kugelbohrer radial auf die Verschneidung zuzubewegen, um so die beiden Taschen
zu fertigen. Die Fertigung der beiden Taschen erfolgt vorzugsweise aufeinanderfolgend
und die Taschen können mittels einer programmgesteuerten Werkzeugmaschine hergestellt
werden.
[0008] Alternativ zu der mechanischen Einarbeitung der Taschen in den Körper können diese
auch in den Körper eingeätzt werden, was vorzugsweise durch ein elektrochemisches
Ätzverfahren erfolgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die erfindungsgemäßen Taschen
wesentlich einfacher als die aus dem Stand der Technik bekannten nierenförmigen Einsenkungen
in den Körper einätzbar sind.
[0009] In Weiterbildung der Erfindung ist der erste Kanal eine Längsbohrung, die in den
Körper eingelassen ist. Der zweite Kanal ist eine Zulaufbohrung, die vorzugsweise
tangential aber auch unter einem Winkel von 0° (normal zu der Längsbohrung) in die
axial in den Körper eingelassene Längsbohrung einmünden kann.
[0010] Eine entsprechende Vorrichtung, die zur Reduzierung der Spannung an einer Verschneidung
ausgebildet ist, wird von beidseits der Einmündung des zweiten Kanals in den ersten
Kanal angeordneten (axialen) Taschen gebildet. Ein entsprechender Körper, in den die
Kanäle eingelassen sind, kann grundsätzlich ein beliebiger ein unter Hochdruck stehendes
Medium führender Körper sein. Bevorzugt ist der Körper aber Teil eins Injektors eines
Einspritzsystems, insbesondere eines Kraftstoffeinspritzsystems. Dabei ist das Kraftstoffeinspritzsystem
bevorzugt als Common-Rail-Einspritzsystem ausgebildet, wobei mit dem Injektor aus
einem Hochdruckspeicher und dort unter einem Druck von bis zu 3000bar stehender Kraftstoff
entnommen wird und in einem zugeordneten Brennraum einer Brennkraftmaschine eingespritzt
wird. An einem solchen Injektor ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Steigerung
der Lebensdauer des Injektors besonders vorteilhaft anwendbar.
[0011] Zusammenfassend wird durch die erfindungsgemäße Formgebung der Verschneidung eine
der radialen Aufweitung der einen Ventilraum bildenden Längsbohrung entgegenwirkenden
Spannung erreicht, was dazu führt, dass die lokalen Spannungswerte im Verschneidungsbereich
reduziert beziehungsweise verschoben und auf ein größeres "Gebiet" verteilt werden,
wodurch im Ergebnis der Spannungszustand in einer gewünschten Art und Weise verändert
wird. Die Reduktion der Spannungswerte resultiert aus der Tatsache, dass die Taschen
eine vergrößerte Druckfläche in radialer Richtung erzeugen. Die dadurch entstehende
Kraft wirkt der Krümmungsänderung der Verschneidung, hervorgerufen durch die Umfangsspannungen
der axialen Längsbohrung, entgegen. Dadurch wird erreicht, dass das Spannungsmaximum
nicht mehr im Bereich der Verschneidungslinien liegt, sondern in den glatten Bereich
der Zulaufbohrung wandert.
[0012] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind der Zeichnungsbeschreibung
zu entnehmen, in der ein in den Figuren dargestelltes Ausführungsbeispiel näher beschrieben
ist.
[0013] Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Seitenansicht eines als Kraftstoffinjektor ausgebildeten Körpers
mit einer Darstellung einer Verschneidung zweier Kanäle,
- Figur 2
- einen Querschnitt durch die Verschneidung zweier Kanäle gemäß Figur 1 und
- Figur 3
- einen Längsschnitt durch einen Injektor, der beidseits der Einmündung des zweiten
Kanals in der ersten Kanal Taschen aufweist, wobei die Taschen mittels eines Kugelbohrers
in den Körper eingearbeitet worden sind.
[0014] Figur 1 zeigt in einer schematischen Seitenansicht einen Injektor 1, der Teil eines
als Kraftstoffeinspritzsystem ausgebildeten Einspritzsystems ist. Das Kraftstoffeinspritzsystem
ist insbesondere als Common-Rail-Einspritzsystem zur Einspritzung eines Kraftstoffs,
insbesondere Dieselkraftstoff, in zugeordnete Brennräume einer Brennkraftmaschine
ausgelegt. In dem Kraftstoffeinspritzsystem herrscht ein Kraftstoffdruck von bis zu
3000 bar. Der Injektor 1 weist einen Grundkörper 2 auf, auf, der mittels einer Spannmutter
3 mit einem eine Düsennadel aufnehmenden Düsenkörper 4 verschraubt ist. Der Düsenkörper
4 ragt zumindest mit einer Düsenkörperstütze 5 in einem Brennraum der Brennkraftmaschine
hinein und die Düsenkörperspitze weist Spritzöffnungen 6 auf, durch die gesteuert
ein flüssiges Medium in Form von Kraftstoff gesteuert in einen zugeordneten Brennraum
einspritzbar ist.
[0015] Der Kraftstoff wird über einen Hochdruckanschluss 7 in eine in den Grundkörper 2
eingelassene Hochdruckbohrung 8 eingeleitet. Die Hochdruckbohrung 8 steht mit einem
zweiten Kanal 9 in Verbindung, der in einen ersten Kanal 10 in einem aus einem metallischen
Werkstoff gefertigten Körper 11 des Injektors 1 einmündet. Der Körper 11 ist ein Körperteil
des Injektors 1 und kann der Grundkörper 2 oder ein zwischen dem Grundkörper 2 und
dem Düsenkörper 4 angeordnetes Körperteil sein. In diesem Zusammenhang ist es auch
möglich, dass die Spannmutter 3 oberhalb des Körpers 11 mit dem Grundkörper 2 verschraubt
ist.
[0016] Der erste Kanal ist in den dargestellten Ausführungsbeispiel ein im Wesentlichen
zylindrisch ausgebildeter Ventilraum, wobei mit dem zugeordneten Ventil das Öffnen
und Schließen des Injektors 1 eingestellt wird und somit die über die Spritzöffnungen
6 abgegebene Brennstoffmenge bestimmt wird.
[0017] In dem Querschnitt gemäß Figur 2 ist die Einmündung des zweiten Kanals 9 in den ersten
Kanal 10 in dem Körper 11 dargestellt. Die Einmündung 12 des zweiten Kanals 9 in den
ersten Kanal 10 bildet eine Verschneidung, wobei im Bereich beidseits der Einmündung
12 Taschen 13a, 13b angeordnet sind. Der zweite Kanal 9 mündet in dem dargestellten
Ausführungsbeispiel tangential unter einen Winkel W3 (beispielsweise ca. 10°) in den
ersten Kanal 10 ein. Die erste Tasche 13a ist unter einem Winkel W1 (beispielsweise
ca. 20°) zu einem Koordinatensystem angeordnet, während die Tasche 13b unter einem
Winkel W2 (beispielsweise 110°) zu der ersten Tasche 13a angeordnet ist. Weiterhin
ist die Tasche 13a so zu der Einmündung 12 ausgerichtet, dass die Kanalwand 14a bis
zu dem ersten Kanal 1 ragt, während die Kanalwand 14b des zweiten Kanals 9 auf der
gegenüberliegenden Seite unter einem stumpfen Winkel schon vor der Anbindung an den
ersten Kanal 1 in die Tasche 13b übergeht.
[0018] Der in Figur 3 dargestellte Längsschnitt durch den Körper 11 zeigt den ersten Kanal
10 und den tangential in den ersten Kanal 10 einmündenden zweiten Kanal 9. Rechts
und links benachbart zu der Einmündung 12 des zweiten Kanals 9 in den ersten Kanal
10 sind Taschen 13a, 13b in den Körper 11 eingearbeitet, die mittels eines Rundbohrers
parallel oder zumindest angenähert parallel zu dem ersten Kanal 10 in den Körper 11
eingearbeitet sind. Die Taschen 13a, 13b sind in den Ausführungsbeispiel bis unterhalb
der Einmündung 12 in den Körper 11 eingearbeitet, können aber auch nur bis in den
Bereich der eigentlichen Einmündung 12 geführt sein. Ebenfalls ist es möglich, die
Taschen 13a, 13b durch ein einen Winkelantrieb aufweisendes Werkzeug nur im Bereich
der Höhe der Einmündung 12 in den Körper 11 als kugelabschnittsförmige Taschen 13a,
13b auszubilden, was im Bereich der Tasche 13bb strichliniert dargestellt ist.
1. Verfahren zur Reduzierung der Spannung an einer Verschneidung zweier ineinander einmündender
Kanäle (9, 10) in einen aus einem metallischen Werkstoff gefertigten Körper (11),
wobei in den Kanälen (9, 10) ein unter Hochdruck stehendes Medium geführt ist, und
der zweite Kanal (9) in einen ersten Kanal (10) einmündet,
dadurch gekennzeichnet, dass beidseits der Einmündung (12) des zweiten Kanals (9) in den ersten Kanal (10) eine
Tasche (13a, 13b, 13bb) angeordnet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche (13a, 13b, 13bb) mechanisch in den Körper (11) eingearbeitet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche (13a, 13b, 13bb) in den Körper (11) mittels eines Kugelbohrers eingearbeitet
ist.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche (13a, 13b, 13bb) in den Körper (11) eingeätzt, vorzugsweise durch ein
elektrochemisches Verfahren eingeätzt ist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche (13bb) zumindest angenähert kugelabschnittsförmig ausgebildet ist.
6. Verfahren nach einem vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der erste Kanal (10) eine Längsbohrung in dem Körper (11) ist.
7. Verfahren nach einem vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Kanal (9) eine Zulaufbohrung ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Kanal (9) zumindest angenähert tangential in den axial in den Körper (11)
eingelassenen ersten Kanal (10) einmündet.
9. Vorrichtung zur Reduzierung der Spannung an einer Verschneidung zweier ineinander
einmündender Kanäle (9, 10) in einen aus einem metallischen Werkstoff gefertigten
Körper (11), wobei in den Kanälen (9, 10) ein unter Hochdruck stehendes Medium geführt
ist, und der zweite Kanal (9) in einen ersten Kanal (10) einmündet,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung von beidseits der Einmündung (12) des zweiten Kanals (9) in den ersten
Kanal (10) angeordneten Taschen (13a, 13b, 13bb) gebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass der Körper (11) ein Körperteil eines Injektors (1) eines Einspritzsystems, insbesondere
eines Kraftstoffeinspritzsystems ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, dass der erste Kanal (9) ein einen Ventilraum bildende Längsbohrung und der zweite Kanal
(10) eine in den Ventilraum einmündende Zulaufbohrung ist.