[0001] Die Erfindung betrifft ein Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt, ein Metallpulverspritzgießbauteil,
ein Verfahren zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils und eine Vorrichtung
zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils.
Stand der Technik
[0002] Bei einem Metallpulverspritzgießen wird ein metallisches Pulver zusammen mit einem
Binder vermengt und unter hohem Druck in eine Werkzeugkavität gespritzt. Anschließend
wird der im Bauteil enthaltene Binder wieder entfernt und das Bauteil in einem thermischen
Prozess, dem sogenannten Sintern, verdichtet. Das Verfahren zeichnet sich durch die
Möglichkeit einer hohen Formkomplexität und somit einer hohen Funktionsintegration
aus und ermöglicht die Herstellung hoher Stückzahlen. Zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften
kann das ausgehärtete Metallpulverspritzgießbauteil des Weiteren einem thermochemischen
Wärmebehandlungsprozess unterzogen werden.
[0003] Die
DD 300926 A7 offenbart ein Verfahren zum Herstellen von Formteilen aus Pulvern, insbesondere aus
Metallpulvern. Aus mischlegierten, unlegierten oder fertiglegierten Metallpulvern
wird zusammen mit Thermoplast durch Erwärmen und Mischen eine Granulatmasse hergestellt.
Die aufbereitete, spritzfähige Granulatmasse wird bei einer Temperatur oberhalb der
Einfriertemperatur des Kunststoffes in die Form gepresst und nach dem Erstarren herausgelöst.
Anschließend erfolgt eine dem Austreiben des Kunststoffes dienende Wärmebehandlung
unter Vakuum, Schutzgas oder reduzierender Atmosphäre. Durch die Verwendung von Pulvern
mit einer aktivierten Pulveroberfläche wird sodann eine homogene Spritzmasse hergestellt.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Die vorliegende Erfindung schafft ein Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt,
welches in einem ersten Bereich ein erstes Material und in einem zweiten Bereich ein
zweites Material aufweist, wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des
ersten Materials durch ein in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendetes
Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar ist, welcher größer
oder gleich einem ersten Schwellwert ist, und wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration
des zweiten Materials durch das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar ist, welcher
kleiner oder gleich einem zweiten Schwellwert ist.
[0005] Die vorliegende Erfindung schafft des Weiteren ein Metallpulverspritzgießbauteil,
welches in einem ersten Bereich ein erstes Material und in einem zweiten Bereich ein
zweites Material aufweist, wobei das erste Material eine durch ein in einem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche erzeugte
Einflusszone mit einer ersten Dicke aufweist, und das zweite Material eine durch das
in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der
Oberfläche erzeugte Einflusszone mit einer zweiten Dicke aufweist, und wobei die erste
Dicke der Einflusszone des ersten Materials größer als die Dicke der Einflusszone
des zweiten Materials ist.
[0006] Die vorliegende Erfindung schafft überdies ein Verfahren zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils.
Das Verfahren umfasst ein Einspritzen eines ersten Materials, wobei eine Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration des ersten Materials durch ein in einem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen
Wert anreicherbar ist, welcher größer oder gleich einem ersten Schwellwert ist.
[0007] Das Verfahren umfasst des Weiteren ein Einspritzen eines zweiten Materials, wobei
eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des zweiten Materials durch das in
dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der
Oberfläche auf einen Wert anreicherbar ist, welcher kleiner oder gleich einem zweiten
Schwellwert ist.
[0008] Das Verfahren umfasst überdies ein Entbindern und Sintern des Metallpulverspritzgießbauteils
sowie ein thermochemisches Wärmebehandeln des Metallpulverspritzgießbauteils unter
Verwendung des Arbeitsgases zum Erzeugen einer Einflusszone mit einer ersten Dicke
lokal an der Oberfläche in dem ersten Material des Metallpulverspritzgießbauteils
und einer Einflusszone mit einer zweiten Dicke lokal an der Oberfläche in dem zweiten
Material des Metallpulverspritzgießbauteils, wobei die erste Dicke der Einflusszone
des ersten Materials größer als die Dicke der Einflusszone des zweiten Materials ist.
[0009] Die vorliegende Erfindung schafft überdies eine Vorrichtung zum Herstellen eines
Metallpulverspritzgießbauteils mit einer Spritzgießmaschine, welche ein Spritzgießwerkzeug
zum Ausformen des Metallpulverspritzgießbauteils aufweist, und einem Ofen, welcher
dazu ausgebildet ist, das Metallpulverspritzgießbauteil zu entbindern, zu sintern
und thermochemisch wärmezubehandeln.
[0010] Eine Idee der vorliegenden Erfindung ist es, durch Verwendung eines Zweikomponenten-Metallpulverspritzgießverfahrens
ein Metallpulverspritzgießbauteil auszuformen, welches in unterschiedlichen Bereichen
unterschiedliche Materialeigenschaften aufweist.
[0011] Dadurch, dass das ausgeformte, entbinderte und gesinterte Metallpulverspritzgießbauteil
einem thermochemischen Wärmebehandlungsprozess unter Verwendung eines Arbeitsgases
unterzogen wird, kann somit in dem ersten Bereich des Metallpulverspritzgießbauteils,
welcher das erste Material aufweist, eine erste Materialeigenschaft wie beispielsweise
eine Verbesserung der Oberflächenhärte des Materials und in dem zweiten Bereich, in
welchem das zweite Material ausgebildet ist, eine zweite Materialeigenschaft wie beispielsweise
eine gegenüber einem nicht thermochemisch behandelten Zustand im Wesentlichen nicht
deutlich verschlechterte Schweißbarkeit des Metallpulverspritzgießbauteils vorgesehen
werden.
[0012] Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen
sowie aus der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren.
[0013] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das erste Material des Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenproduktes
durch einen ersten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff, insbesondere ein austenitisches
Material, und das zweite Material des Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenproduktes
durch einen zweiten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff, insbesondere ein ferritisches
Material ausgebildet ist. Das austenitische Material ist vorzugsweise dazu ausgebildet,
dass eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des austenitischen Materials durch
das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal
an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar ist, welcher größer oder gleich einem
ersten Schwellwert ist. Das ferritische Material ist vorzugsweise dazu ausgebildet,
dass eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des ferritischen Materials durch
das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal
an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar ist, welcher kleiner oder gleich einem
zweiten Schwellwert ist.
[0014] Vorzugsweise ist ferner vorgesehen, dass das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
des Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenproduktes verwendete Arbeitsgas Stickstoff
und/oder Kohlenstoff ist, der erste Schwellwert 1%, vorzugsweise 2% und der zweite
Schwellwert 1%, vorzugsweise 0,2 % beträgt. Mit der Auswahl des ersten und zweiten
Materials können somit der erste und zweite Schwellwert festgelegt werden.
[0015] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die erste Dicke
der lokal an der Oberfläche erzeugten Einflusszone des ersten Materials des Metallpulverspritzgießbauteils
20 bis 500 Mikrometer, und die zweite Dicke der lokal an der Oberfläche erzeugten
Einflusszone des zweiten Materials des Metallpulverspritzgießbauteils 0 bis 20 Mikrometer
beträgt. Durch die höhere Dicke der Einflusszone des ersten Materials weist das erste
Material eine gegenüber einem nicht thermochemisch behandelten Metallpulverspritzgießbauteil
verbesserte Materialhärte an der Oberfläche auf. Durch die geringere Dicke der Einflusszone
des zweiten Materials weist das zweite Material eine gegenüber einem nicht thermochemisch
behandelten Zustand im Wesentlichen nicht deutlich verschlechterte Schweißbarkeit
auf.
[0016] Gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass das thermochemische
Wärmebehandlungsverfahren ein Nitrieren, Nitrocarburieren oder Carburieren in einer
stickstoff- und/oder kohlenstoffhaltigen Atmosphäre aufweist. Das austenitische Material
ist vorzugsweise dazu ausgebildet, dass eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration
des austenitischen Materials durch das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen relativ hohen Wert anreicherbar
ist. Das ferritische Material ist vorzugsweise dazu ausgebildet, dass eine Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration des ferritischen Materials durch das in dem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen
relativ kleinen Wert anreicherbar ist.
[0017] Durch die im Wesentlichen hohe Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des ferritischen
Materials tritt ein vermindertes Ausgasen von Stickstoff bei einem Schweißen des ferritischen
Materials auf, was eine gegenüber einem nicht thermochemisch behandelten Zustand im
Wesentlichen nicht deutlich verschlechterte Schweißbarkeit des Materials zur Folge
hat.
[0018] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, dass das thermochemische
Wärmebehandeln des Metallpulverspritzgießbauteils im Anschluss an das Sintern des
Metallpulverspritzgießbauteils in demselben Ofen durchgeführt wird.
[0019] Durch die Zusammenführung des Metallpulverspritzgießens und dem thermochemischen
Wärmebehandeln können Herstellungskosten eingespart werden. Die Kombination von Metallpulverspritzgießen
und thermochemischem Wärmebehandeln ermöglicht eine nahezu kostenneutrale Funktionalisierung
der Oberfläche des Metallpulverspritzgießbauteils. Im Gegensatz zu einem zweistufigen
Prozess entfällt ein ggf. erforderliches Umchargieren des Metallpulverspritzgießbauteils,
ein erneutes Aufheizen und Abkühlen des Metallpulverspritzgießbauteils und eine ggf.
erforderliche Behandlung zur Aktivierung der Oberfläche des Metallpulverspritzgießbauteils.
[0020] Die beschriebenen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich beliebig miteinander
kombinieren.
[0021] Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen der Erfindung
umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im Folgenden bezüglich
der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0022] Die beiliegenden Zeichnungen sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen
der Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung.
[0023] Andere Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick
auf die Zeichnungen. Die dargestellten Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise
maßstabsgetreu zueinander gezeigt.
[0024] Es zeigen:
- Fig. 1a
- eine perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenproduktes
gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 1b
- eine perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Metallpulverspritzgießbauteils
gemäß der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung; und
- Fig. 2
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils
gemäß der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
[0025] Fig. 1a zeigt eine perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenproduktes
gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
[0026] Das Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt 10 weist einen ersten Bereich 10a
auf, in welchem ein erstes Material 12 ausgebildet ist. Das erste Material 12 ist
durch ein austenitisches Material, vorzugsweise eine Kohlenstoff-Chrom-Nickel-Legierung,
beispielsweise X2Cr13Ni15 ausgebildet.
[0027] Das Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt 10 weist des Weiteren einen zweiten
Bereich 10b auf, in welchem ein zweites Material 14 ausgebildet ist. Das zweite Material
14 ist durch ein ferritisches Material, vorzugsweise eine Kohlenstoff-Chrom-Legierung,
beispielsweise X2Cr13 ausgebildet.
[0028] Eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des ersten Materials 12 durch ein
in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendetes Arbeitsgas ist vorzugsweise
lokal an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar, welcher größer oder gleich einem
ersten Schwellwert ist
[0029] Eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des zweiten Materials 14 durch das
in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas ist vorzugsweise
lokal an der Oberfläche auf einen Wert anreicherbar, welcher kleiner oder gleich einem
zweiten Schwellwert ist.
[0030] Das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas ist vorzugsweise
Stickstoff und/oder Kohlenstoff, der erste Schwellwert beträgt vorzugsweise 1%, insbesondere
vorzugsweise 2% und der zweite Schwellwert beträgt vorzugsweise 1%, insbesondere vorzugsweise
0,2 %. Fig. 1b zeigt eine perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Metallpulverspritzgießbauteils
gemäß der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
[0031] Das erste Material 12 weist eine durch ein in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche erzeugte Einflusszone mit einer ersten
Dicke 12a, und das zweite Material 14 eine durch das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche erzeugte Einflusszone mit einer zweiten
Dicke 14a auf.
[0032] Die erste Dicke 12a der lokal an der Oberfläche erzeugten Einflusszone des ersten
Materials 12 betreffend die Diffusion von Stickstoff- und/oder Kohlenstoff in dem
ersten Material 12 beträgt vorzugsweise 20 bis 500 Mikrometer, und die zweite Dicke
14a der lokal an der Oberfläche erzeugten Einflusszone des zweiten Materials 14 betreffend
die Diffusion von Stickstoff- und/oder Kohlenstoff in dem zweiten Material 14 beträgt
vorzugsweise 0 bis 20 Mikrometer. Alternativ kann die Einflusszone des ersten und
zweiten Materials 12, 14 auch eine andere geeignete Dicke aufweisen.
[0033] Die Einflusszone ist hierbei ein Bereich des jeweiligen Materials 12, 14, in welchem
die Materialhärte gegenüber dem unbehandelten Material 12, 14 gesteigert und die Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration gegenüber dem unbehandelten Material 12, 14 erhöht ist.
[0034] Das thermochemische Wärmebehandlungsverfahren erfolgt vorzugsweise durch ein Nitrieren
des Metallpulverspritzgießbauteils bei einer Stickstoffatmosphäre. Alternativ kann
das thermochemische Wärmebehandlungsverfahren auch durch ein Nitrocarburieren oder
Carburieren in einer stickstoff- und/oder kohlenstoffhaltigen Atmosphäre erfolgen.
[0035] Fig. 2 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils
gemäß der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
[0036] In Schritt S1 erfolgt ein Einspritzen S1 eines ersten Materials 12, wobei eine Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration des ersten Materials 12 durch ein in einem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen
Wert anreicherbar ist, welcher größer oder gleich einem ersten Schwellwert ist.
In Schritt S2 erfolgt ein Einspritzen S2 eines zweiten Materials 14, wobei eine Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration des zweiten Materials 14 durch das in dem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen
Wert anreicherbar ist, welcher kleiner oder gleich einem zweiten Schwellwert ist.
[0037] In Schritt S3 erfolgt ein Entbindern und in Schritt S4 erfolgt ein Sintern des Metallpulverspritzgießbauteils
10.
[0038] In Schritt S5 erfolgt ein thermochemisches Wärmebehandeln des Metallpulverspritzgießbauteils
10 unter Verwendung des Arbeitsgases zum Erzeugen einer Einflusszone mit einer ersten
Dicke 12a lokal an der Oberfläche in dem ersten Material 12 des Metallpulverspritzgießbauteils
10 und einer Einflusszone mit einer zweiten Dicke 14a lokal an der Oberfläche in dem
zweiten Material 14 des Metallpulverspritzgießbauteils 10, wobei die erste Dicke 12a
der Einflusszone des ersten Materials 12 größer als die Dicke 14a der Einflusszone
des zweiten Materials 14 ist.
[0039] Das thermochemische Wärmebehandeln S5 des Metallpulverspritzgießbauteils 10 erfolgt
vorzugsweise durch Nitrieren des Metallpulverspritzgießbauteils 10 in einer Stickstoffatmosphäre.
Alternativ kann das thermochemische Wärmebehandeln S5 auch durch Nitrocarburieren
oder Carburieren des Metallpulverspritzgießbauteils 10 in einer stickstoff- und/oder
kohlenstoffhaltigen Atmosphäre erfolgen.
[0040] Durch das thermochemische Wärmebehandeln S5 mit dem Arbeitsgas wird die lokal an
der Oberfläche erzeugte Einflusszone des ersten Materials 12 mit einer ersten Dicke
12a von vorzugsweise 20 bis 500 Mikrometer, und die lokal an der Oberfläche erzeugte
Einflusszone des zweiten Materials 14 mit einer zweiten Dicke 14a von vorzugsweise
0 bis 20 Mikrometer erzeugt. Alternativ kann die Einflusszone des ersten und zweiten
Materials 12, 14 auch eine andere geeignete Dicke aufweisen.
[0041] Das thermochemische Wärmebehandeln erfolgt vorzugsweise bei Temperaturen im Bereich
von 300 bis 600°C im Falle eines Nitrierens, Nitrocarburierens oder Carburierens des
Metallpulverspritzgießbauteils 10. Alternativ kann das thermochemische Wärmebehandeln
S5 auch im Bereich von 1050 bis 1150°C im Falle eines Randaufstickens erfolgen. Beispiele
für eine zu verwendende Schutzgasatmosphäre sind Ammoniak, Kohlenstoffmonoxid, Kohlenstoffdioxid,
Methan, Ethin oder Stickstoff. Alternativ kann auch eine andere geeignete Schutzgasatmosphäre
vorgesehen werden.
[0042] Durch die Verwendung des zweiten Materials 14 an einer Anbindungsstelle des Metallpulverspritzgießbauteils
10, wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des zweiten Materials durch
das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal
an der Oberfläche auf einen relativ kleinen Wert anreicherbar ist, und somit nach
dem thermochemischen Wärmebehandeln eine dünne bzw. keine Einflusszone von 0 bis 20
Mikrometer in dem zweiten Material 14 ausgebildet ist, weist das zweite Material 14
eine gegenüber einem nicht thermochemisch behandelten Zustand im Wesentlichen nicht
deutlich verschlechterte Schweißbarkeit auf.
[0043] Durch Vorsehen des ersten Materials 12, wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration
des ersten Materials durch das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete
Arbeitsgas lokal an der Oberfläche auf einen relativ hohen Wert anreicherbar ist,
wird durch das thermochemische Wärmebehandeln eine im Wesentlichen dicke Einflusszone
von 20 bis 500 Mikrometer in dem ersten Material 12 erzeugt. Das erste Material 12
weist somit eine im Vergleich zu einem thermochemisch nicht wärmebehandelten ersten
Material 12 gesteigerte Härte auf.
[0044] Das thermochemische Wärmebehandeln des Metallpulverspritzgießbauteils 10 wird vorzugsweise
im Anschluss an das Sintern S4 des Metallpulverspritzgießbauteils 10 in demselben
Ofen durchgeführt.
[0045] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels vorstehend
beschrieben wurde, ist sie nicht darauf beschränkt, sondern auf vielfältige Art und
Weise modifizierbar. Insbesondere lässt sich die Erfindung in mannigfaltiger Weise
verändern oder modifizieren, ohne vom Kern der Erfindung abzuweichen.
[0046] Beispielsweise kann auch eine Mischform von Austenit und Ferrit in einem vorgegebenen
Verhältnis für den ersten und/oder zweiten Bereich 10a, 10b des Metallpulverspritzgießbauteils
verwendet werden, um eine gewünschte Materialeigenschaft vorzusehen.
1. Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt (10), welches in einem ersten Bereich
(10a) ein erstes Material (12) und in einem zweiten Bereich (10b) ein zweites Material
(14) aufweist, wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration des ersten Materials
(12) durch ein in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendetes Arbeitsgas
lokal an der Oberfläche des ersten Bereichs (10a) auf einen Wert anreicherbar ist,
welcher größer oder gleich einem ersten Schwellwert ist, und wobei eine Stickstoff-
oder Kohlenstoffkonzentration des zweiten Materials (14) durch das in dem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche des zweiten
Bereichs (10b) auf einen Wert anreicherbar ist, welcher kleiner oder gleich einem
zweiten Schwellwert ist.
2. Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (12) durch einen ersten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff,
insbesondere ein austenitisches Material, und das zweite Material (14) durch einen
zweiten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff, insbesondere ein ferritisches Material
ausgebildet ist.
3. Metallpulverspritzgießbauteil-Zwischenprodukt (10) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas Stickstoff
und/oder Kohlenstoff ist, der erste Schwellwert 1%, vorzugsweise 2% und der zweite
Schwellwert 1%, vorzugsweise 0,2 % beträgt.
4. Metallpulverspritzgießbauteil (110), welches in einem ersten Bereich (10a) ein erstes
Material (12) und in einem zweiten Bereich (10b) ein zweites Material (14) aufweist,
wobei das erste Material (12) eine durch ein in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche erzeugte Einflusszone mit einer ersten
Dicke (12a) aufweist, und das zweite Material (14) eine durch das in dem thermochemischen
Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche erzeugte Einflusszone
mit einer zweiten Dicke (14a) aufweist, und wobei die erste Dicke (12a) der Einflusszone
des ersten Materials (12) größer als die Dicke (14a) der Einflusszone des zweiten
Materials (14) ist.
5. Metallpulverspritzgießbauteil (10) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (12) durch einen ersten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff,
insbesondere ein austenitisches Material, und das zweite Material (14) durch einen
zweiten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff, insbesondere ein ferritisches Material
ausgebildet ist.
6. Metallpulverspritzgießbauteil (10) nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Dicke (12a) der lokal an der Oberfläche erzeugten Einflusszone des ersten
Materials (12) 20 bis 500 Mikrometer, und die zweite Dicke (14a) der lokal an der
Oberfläche erzeugten Einflusszone des zweiten Materials (14) 0 bis 20 Mikrometer beträgt.
7. Metallpulverspritzgießbauteil (10) nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das thermochemische Wärmebehandlungsverfahren ein Nitrieren, Nitrocarburieren oder
Carburieren in einer stickstoff- und/oder kohlenstoffhaltigen Atmosphäre aufweist.
8. Verfahren zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils (10) mit den Schritten:
Einspritzen (S1) eines ersten Materials (12), wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration
des ersten Materials (12) durch ein in einem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendetes Arbeitsgas lokal an der Oberfläche des eingespritzten ersten Materials
(12) auf einen Wert anreicherbar ist, welcher größer oder gleich einem ersten Schwellwert
ist;
Einspritzen (S2) eines zweiten Materials (14), wobei eine Stickstoff- oder Kohlenstoffkonzentration
des zweiten Materials (14) durch das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren
verwendete Arbeitsgas lokal an der Oberfläche des eingespritzten zweiten Materials
(14) auf einen Wert anreicherbar ist, welcher kleiner oder gleich einem zweiten Schwellwert
ist;
Entbindern (S3) und Sintern (S4) des Metallpulverspritzgießbauteils (10);
thermochemisches Wärmebehandeln (S5) des Metallpulverspritzgießbauteils (10) unter
Verwendung des Arbeitsgases zum Erzeugen einer Einflusszone mit einer ersten Dicke
(12a) lokal an der Oberfläche in dem ersten Material (12) des Metallpulverspritzgießbauteils
(10) und einer Einflusszone mit einer zweiten Dicke (14a) lokal an der Oberfläche
in dem zweiten Material (14) des Metallpulverspritzgießbauteils (10), wobei die erste
Dicke (12a) der Einflusszone des ersten Materials (12) größer als die Dicke (14a)
der Einflusszone des zweiten Materials (14) ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Material (12) durch einen ersten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff,
insbesondere ein austenitisches Material, und das zweite Material (14) durch einen
zweiten Metall- oder Metalllegierungswerkstoff, insbesondere ein ferritisches Material
ausgebildet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das in dem thermochemischen Wärmebehandlungsverfahren verwendete Arbeitsgas Stickstoff
und/oder Kohlenstoff ist, der erste Schwellwert 1%, vorzugsweise 2% und der zweite
Schwellwert 1%, vorzugsweise 0,2 % beträgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass durch das thermochemische Wärmebehandeln (S5) mit dem Arbeitsgas die lokal an der
Oberfläche erzeugte Einflusszone des ersten Materials (12) mit einer ersten Dicke
(12a) von 20 bis 500 Mikrometer, und die lokal an der Oberfläche erzeugte Einflusszone
des zweiten Materials (14) mit einer zweiten Dicke (14a) von 0 bis 20 Mikrometer erzeugt
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Metallpulverspritzgießbauteil (10) durch Nitrieren, Nitrocarburieren oder Carburieren
in einer stickstoff- und/oder kohlenstoffhaltigen Atmosphäre thermochemisch wärmebehandelt
wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das thermochemische Wärmebehandeln (S5) des Metallpulverspritzgießbauteils (10) im
Anschluss an das Sintern des Metallpulverspritzgießbauteils (10) in demselben Ofen
durchgeführt wird.
14. Vorrichtung zum Herstellen eines Metallpulverspritzgießbauteils nach einem der Ansprüche
1 bis 3 und 4 bis 7 mit:
einer Spritzgießmaschine, welche ein Spritzgießwerkzeug zum Ausformen des Metallpulverspritzgießbauteils
aufweist; und
einem Ofen, welcher dazu ausgebildet ist, das Metallpulverspritzgießbauteil (10) zu
entbindern, zu sintern und thermochemisch wärmezubehandeln.