[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Körperimplantats,
wie beispielsweise eines Stents, eines Herzklappenrahmens, eines Flow Diverter etc,
zum Einsetzen in den lebenden Körper. Des weiteren betrifft die Erfindung ein Werkzeug
zum Herstellen eines Körperimplantats.
[0002] Körperimplantate, die beispielsweise aus einem Geflecht aus Nitinol gefertigt werden,
sind in der Regel zylindrisch oder konisch oder eine Kombination aus beidem. Bedingt
durch Randbedingungen wie z.B. Flechtwinkel, Drahtanzahl und Geometrie des Geflechts
sowie die erforderlichen Formgebungsprozesse, ist die Variationsmöglichkeit eingeschränkt.
[0003] Herkömmlich können komplexere Formen von Geflechten nur durch aufwändige Flechtalgorithmen
oder durch Kompromisse in den Flechtwinkeln hergestellt werden, da es oftmals nicht
möglich ist, verjüngte Durchmesser so weit aufzudehnen, dass eine beschädigungsfreies
Separieren von Geflecht und Werkzeug möglich ist. Es wäre wünschenswert, wenn die
Gestaltung der Geflechte mit höherer Flexibilität durchgeführt werden könnte.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereitstellung eines neuartigen Verfahrens
zum Herstellen eines Körperimplantats, mit dem flexiblere Formen von Geflechten erzeugt
werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0006] Gemäß einem Aspekt wird ein Verfahren zum Herstellen eines Körperimplantats mit folgenden
Schritten zur Verfügung gestellt:
Bereitstellen eines Werkzeugs mit einer vorgegebenen oder vorgebbaren Gestalt,
Umflechten des Werkzeugs mit zumindest einem Flechtmaterial und dadurch Erzeugen eines
Geflechts zumindest teilweise in der Gestalt des Werkzeugs,
Durchführen einer Formgebung an dem Geflecht, und
Entfernen des Werkzeugs von dem Geflecht, wobei das Werkzeug derart konfiguriert ist,
dass die Gestalt des Werkzeugs (zumindest teilweise derart veränderbar ist, dass das
Werkzeug entfernt werden kann, wenn das Geflecht im wesentlichen geschlossen ist und/oder
das Geflecht das Werkzeug zumindest teilweise umhüllt und/oder Hinterschneidungen
aufweist.
[0007] Es handelt sich somit um ein Verfahren mit den Schritten:
o Erzeugen eines Geflechts auf einem beliebig geformten Werkzeug,
o Durchführen einer geeigneten Formgebung des Geflechts, und
o Separieren des Geflechts vom Werkzeuges.
[0008] Somit kann beispielsweise ein Geflecht mit wechselnden Durchmessern bei flexibel
wählbarem Flechtwinkel und Drahtanzahl erzeugt werden. Das erzeugte Körperimplantat
kann damit optimal auf die Anforderung bzw. die Anwendung abgestimmt werden. Es kann
somit in verschiedenen Bereichen der Medizintechnik ein auf den individuellen Patienten
optimiertes Körperimplantat, ein sogenanntes "personalisiertes Geflecht", hergestellt
werden.
[0009] Unter dem Begriff "Erzeugen eines Geflechts" ist insbesondere die maschinelle als
auch die manuelle Herstellung eines Geflechts, in der Regel ein Umflechten zu verstehen.
[0010] Unter Durchführen der Formgebung ist ein Abbauen der Spannungen zu verstehen, die
infolge des Flechtprozesses entstanden sind. Sind alle Spannungen abgebaut, behält
das Geflecht im wesentlichen seine Form. Beispielsweise ist für Nitinol die Formgebung
typischer Weise als Wärmebehandlung zu verstehen.
[0011] Unter dem Begriff "Separieren bzw. Entfernen des Geflechts vom Werkzeugs" ist insbesondere
zu verstehen, dass das Werkzeug vom Geflecht getrennt wird. Ein Entfernen kann vorzugsweise
durch Aufschmelzen infolge Wärmezufuhr, Zerbrechen, Auflösen in bzw. durch geeignete
chemische Stoffe, auch Wasser sowie durch Umformen des Werkzeugs erfolgen. Das Werkzeug
wird dadurch mindestens beschädigt und kann in der Regel nicht wiederverwendet werden.
Man spricht in diesem Zusammenhang von einem einmalig verwendbaren Werkzeug oder vom
Prinzip einer "verlorenen Form".
[0012] Vorzugsweise wird der Schritt des Entfernen des Werkzeugs im wesentlichen gleichzeitig
mit der Formgebung an dem Geflecht durchgeführt. Dies ist insbesondere vorteilhaft,
wenn die Formgebung durch eine Wärmebehandlung durchgeführt wird und die Wärmezufuhr
die Gestalt des Werkzeugs verändern kann.
[0013] Weiter bevorzugt wird die Gestalt des Werkzeugs geändert, indem das Werkzeug beispielsweise
schmilzt, bricht oder sich auflöst.
[0014] Vorteilhaft sind Werkzeuge, die sich im Verlauf des Formgebungsprozesses beispielweise
auf Grund hoher Temperaturen oder Temperaturunterschiede selbst zerstören. Die Zerstörung
darf in diesem Fall erst nach erfolgter Formgebung erfolgen bzw. der formgebende Prozess
soll entsprechend geplant ablaufen.
[0015] Weiter bevorzugt weist das Werkzeug zumindest eine Sollbruchstelle auf.
[0016] Vorzugsweise weist das Werkzeug zumindest eines aus einem Wachs, Harz, Kunststoff,
wie beispielsweise Polyvinylalkohol, Schaum, Elastomer, glasfaserverstärkten Kunststoff,
Zellstoff, Gips, Salz, Zucker, Klebstoff, Glas, Sand auf. Geeignet für eine Selbstzerstörung
können beispielsweise Glas, Salze und Sandverbindungen sein.
[0017] Weiter bevorzugt beinhaltet die Formgebung an dem Geflecht eine Wärmebehandlung.
[0018] Weiter bevorzugt wird das Geflecht nach der Formgebung zumindest teilweise entflochten,
um das Werkzeug durch ein anderes leicht auflösbares und/oder leicht entfernbares
Werkzeug zu ersetzen, und das Geflecht anschließend wieder im wesentlichen in derselben
Art geflochten wird und/oder durch ein anderes Flechtmaterial ersetzt wird.
[0019] Vorzugsweise weist das Werkzeug einen zerstörbaren Abschnitt und einen nicht zerstörbaren
Abschnitt auf.
[0020] Vorzugsweise weist das Werkzeug eine wiederverwendbare Hülle auf, die zur Herstellung
der gewünschten Form des Werkzeugs mit einem Fluid gefüllt werden kann und zum Entfernen
zumindest teilweise entleert wird.
[0021] Wiederverwendbare Werkzeuge können beispielsweise Hüllen sein, die beim Entfernen
des Werkzeugs entleert werden und bei einem nächsten herzustellenden Geflecht wieder
gefüllt werden können. Es können aber auch wiederverwendbare Werkzeuge in der Gestalt
eines Geflechts oder eines Gebildes ähnlich einem Geflecht strukturiert als Werkzeug
Anwendung finden. In diesem Fall erfolgt das Separieren durch ein Abziehen oder Herausziehen,
wobei vorzugsweise ein Querschnitt des Werkzeugs verringert wird.
[0022] Nitinol oder andere gängige metallische Drahtmaterialien könnten für wiederverwendbare
Werkzeuge eingesetzt werden. Für sogenannte Hüllen können alle flexiblen und dünnwandig
ausführbaren Werkstoffe Verwendung finden, die dem jeweiligen Formgebungsprozess widerstehen
können.
[0023] Weiter bevorzugt ist das Werkzeug zumindest teilweise als Geflecht oder geflechtartige
Struktur ausgebildet und wird zum Entfernen auf Zug beansprucht, um den Querschnitt
so zu verringern, dass ein Entfernen ermöglicht wird.
[0024] Als vorteilhafte Weiterentwicklung kann je nach Material, Form bzw. Komplexität des
Geflechts und der damit verbundenen Behandlungsmethode ein Öffnen des Geflechts erforderlich
werden. Beispielsweise könnte es sich hierbei um sehr feine Strukturen handeln, die
das Verwenden bestimmter Werkzeugmaterialien ausschließen und damit nicht direkt auf
dem "verlorene Form" Werkzeug geflochten werden können.
[0025] In diesem Fall kann das Geflecht geöffnet werden, um das ursprüngliche Werkzeug durch
ein anderes im wesentlichen formgleiches Werkzeug zu ersetzen. Dabei kann das andere
(zweite) Werkzeug aus einem Material oder mehreren Materialien bestehen, die beispielsweise
chemisch auflösbar sind und/oder durch geringe Wärmezufuhr schmelzbar oder umformbar
sind. Eine Beeinflussung oder Beeinträchtigung des geformten Geflechts muss jedoch
vermieden werden.
[0026] Unter dem Begriff "Öffnen" ist insbesondere zu verstehen, dass das Geflecht wieder
entflochten wird. Ein "Öffnen" kann als Umkehrung bzw. inverser Vorgang zum Erzeugen
eines Geflechts verstanden werden. Beispielsweise kann eine Textilstruktur/Geflecht
durch Rückwärtsflechten geöffnet werden.
[0027] Vorzugsweise wird bei einem Öffnen das Flechtmaterial bzw. der Nitinoldraht "in Position
gehalten". Beispielsweise können Enden mittels Haltevorrichtungen, wie Greifern oder
Draht fixiert werden, so dass lediglich der vorherige Flechtvorgang, nämlich das Erzeugen
des Geflechts umgekehrt bzw. rückgängig gemacht wird. Das Geflecht wird dabei nur
so weit geöffnet, bis es möglich ist, den Teil des Werkzeugs zu entfernen, der bei
einem nicht geöffneten Geflecht, nicht zu entfernen wäre.
[0028] Sollte die direkte Erzeugung des Geflechts eine mindestens zweite Formgebung erfordern,
kann das Prinzip der "verlorenen Form" ebenfalls auf weitere formgebende Prozesse
Anwendung finden. Ein Beispiel für die Notwendigkeit wäre das Erzeugen von Hinterschnitten.
Idealerweise kommen hierbei Kombinationswerkzeuge zum Einsatz, die aus einem zerstörbaren
und einem haltbaren wiederverwendbaren Teil bestehen, wobei der haltbare Teil vorzugsweise
die erforderliche End- oder Zwischenform vorgibt.
[0029] Weiter bevorzugt weist das Werkzeug zumindest einen mechanisch verlagerbaren Bereich
auf, der durch Umklappen, Schwenken, Drehen etc. mechanisch verlagerbar ist, um die
Gestalt des Werkzeugs zu verändern.
[0030] Vorzugsweise wird durch das vorstehend beschriebene Verfahren eine Gefäßprothese,
ein Stentgraft, ein Okkluder, ein Flow Diverter, ein Coil, ein Herzklappenrahmen,
ein AAA Stent, ein TAA Stent (Thoracic Aortic Aneurysm), ein gastronenterologischer
Stent oder ein peripherer Stent hergestellt. Als Bauchaortenaneurysma (BAA), abdominales
Aortenaneurysma (AAA) oder Aneurysma verum Aortae abdominalis wird eine Erweiterung
der abdominalen Aorta unterhalb des Abgangs der Nierenarterien im anterioposterioren
Durchmesser auf über 30 mm angesehen. Klinisch unterscheidet man zwischen asymptomatischen,
symptomatischen und rupturierten Aneurysmata. Beim asymptomatischen (schmerzfreien)
Aneurysma handelt es sich um einen Zufallsbefund. Beim symptomatischen Aneurysma stehen
die Symptome und bei den rupturierten die Kreislaufsituation im Vordergrund.
[0031] Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Werkzeug zum Herstellen eines Körperimplantats
durch zumindest teilweises Umflechten des Werkzeugs zur Verfügung gestellt, wobei
das Werkzeug eine Gestalt aufweist, die zumindest teilweise derart veränderbar ist,
dass das Werkzeug entfernt werden kann, wenn ein durch Umflechten des Werkzeugs erzeugtes
Geflecht im wesentlichen geschlossen ist und/oder das Geflecht das Werkzeug zumindest
teilweise umhüllt und/oder Hinterschneidungen aufweist.
[0032] Vorzugsweise ist die Gestalt des Werkzeugs veränderbar, indem das Werkzeug schmilzt,
bricht und/oder sich auflöst und/oder das Werkzeug zumindest eine Sollbruchstelle
aufweist.
[0033] Weiter bevorzugt ist die Gestalt des Werkzeugs veränderbar, indem das Werkzeug eine
wiederverwendbare Hülle aufweist, die zur Herstellung der gewünschten Form des Werkzeugs
mit einem Fluid gefüllt werden kann und zum Entfernen zumindest teilweise entleert
wird.
[0034] Vorzugsweise ist das Werkzeug zumindest teilweise als Geflecht oder geflechtartige
Struktur ausgebildet.
[0035] Weiter bevorzugt weist das Werkzeug zumindest einen mechanisch verlagerbaren Bereich
auf, der durch Umklappen, Schwenken, Drehen etc. mechanisch verlagerbar ist, um die
Gestalt des Werkzeugs zu verändern.
[0036] Die Erfindung wird nun anhand mehrerer Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf
die beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
Figur 1 zeigt ein Geflecht, das mittels eines geflochtenen Werkzeugs hergestellt wird.
Figur 2 zeigt ein aus einem Geflecht hergestelltes Körperimplantat mit Hinterschneidungen.
Figur 3 zeigt das Erzeugen eines Geflechts durch Umflechten eines Werkzeugs und teilweises
Rückwärtsflechten zum Entfernen des Werkzeugs.
Figur 4 zeigt das Entfernen eines ersten Werkzeugs und Einsetzen eines anderen Werkzeugs
in ein teilweise geöffnetes Geflecht.
Figur 5 zeigt das Fertigstellen des Geflechts aus Figur 4.
Figur 6 zeigt das Erzeugen eines Geflechts und Durchführen einer Formgebung sowie
das Einsetzen eines zweiten Geflechts in das erste Geflecht.
[0037] Wie in Figur 1 gezeigt ist, wird ein geflochtenes Werkzeug 52 im wesentlichen in
der Gestalt eines zu erzeugenden Geflechts 10 zur Verfügung gestellt und das Geflecht
10 durch Umflechten des geflochtenen Werkzeugs 52 erzeugt. Da das Geflecht 10 nach
dem Fertigstellen im wesentlichen geschlossen ist, d.h. nur noch Öffnungen 14 an entgegengesetzten
Enden aufweist und in seinem zentralen Abschnitt einen bauchigen Bereich 16 mit größerem
Durchmesser aufweist, wobei der Durchmesser des bauchigen Bereichs 16 größer als der
Durchmesser der Öffnungen 14 ist. Somit bildet der bauchige Bereich 16 eine Hinterschneidung,
um das Entfernen des Werkzeugs 52 zu verhindern.
[0038] Um das geflochtene Werkzeug 52 aus dem fertiggestellten Geflecht 10 zu entfernen,
wird auf die entgegengesetzten Enden des Werkzeugs 52 Zug ausgeübt, so dass sich das
geflochtene Werkzeug 52 in seiner Länge dehnt und der Querschnitt verringert wird.
Auf diese Weise wird, wie in Figur 1 gezeigt ist, der Querschnitt des geflochtenen
Werkzeugs 52 derart verringert, dass der Querschnitt kleiner als jener der Öffnungen
14 ist, um das Werkzeug 52 aus den Öffnungen 14 herausziehen zu können.
[0039] Ein derartiges geflochtenes Werkzeug 52 kann unter Umständen wiederverwendet werden,
wenn die Querschnittsverringerung zum Entfernen des Werkzeugs 52 aus dem Geflecht
10 im elastischen Bereich stattfindet, d.h. das geflochtene Werkzeug 52 nimmt wieder
die ursprüngliche Gestalt mit dem bauchigen Bereich 16 an, wenn die Zugkraft auf die
Enden des Werkzeugs 52 weggenommen wird. Es kann sich bei dem geflochtenen Werkzeug
52 jedoch auch um ein nur einmal verwendbares Werkzeug handeln, wenn die Verformung
außerhalb des elastischen Bereichs stattfindet, so dass die ursprüngliche Gestalt
mit dem bauchigen Bereich 16 durch das geflochtene Werkzeug 52 nicht mehr angenommen
werden kann.
[0040] Ein derartiges Werkzeug 52, das selbst in Bereichen von Hinterschneidungen angewandt
werden kann und durch eine Querschnittsverringerung aus dem fertig gestellten Geflecht
10 entnommen werden kann, kann auch bei anderen Gestalten eines Geflechts 10 zur Anwendung
gelangen.
[0041] Ein Beispiel hierfür ist in Figur 2 gezeigt, in der ein Körperimplantat 10 aus einem
Geflecht 10 hergestellt ist, das ein Paar Verzweigungen mit einer Hinterschneidung
12 aufweist. Auf diese Weise sind viele komplexe Gestalten eines Körperimplantats
herstellbar. Es kann somit ein sogenanntes personalisiertes Geflecht für einen Patienten
zur Verfügung gestellt werden.
[0042] Die Erfindung ist jedoch nicht auf die Anwendung eines geflochtenen Werkzeugs 52
beschränkt, sondern kann auch mit Werkzeugen durchgeführt werden, die sich beispielsweise
durch Wärme auflösen lassen. Beispiele hierfür sind Wachs, Harz und Kunststoffe, wie
beispielsweise Polyphenylalkohol. In diesem Fall kann ein Werkzeug aus den Hinterschneidungen
12 bzw. einem bauchigen Bereich 16 durch Auflösen des Werkzeugs entfernt werden. Hierzu
wird beispielsweise Wärme angewandt, um das Werkzeug zum Schmelzen bzw. Auflösen zu
bringen.
[0043] Eine weitere Möglichkeit zum Entfernen des Werkzeugs aus einem hergestellten Geflecht
10 besteht darin, das Werkzeug zu brechen, aufzulösen und/oder mit einer Sollbruchstelle
zu versehen.
[0044] Die vorstehend beschriebene Art des Entfernens eines Werkzeugs aus einem fertig hergestellten
Geflecht 10 durch Verringern des Querschnitts, Schmelzen, Brechen oder Auflösen nach
dem Prinzip der verlorenen Form kann auch nach einem ersten Flechtvorgang und/oder
nach einer ersten Formgebung und/oder Wärmebehandlung stattfinden. Hierzu wird, wie
in den Figuren 3 und 4 gezeigt ist, zunächst ein wiederverwendbares Werkzeug 54 zum
Umflechten angewandt, um ein Geflecht 10 herzustellen.
[0045] Nach dem Rückwärtsflechten bzw. teilweisen Öffnen des Geflechts 10 wird das wiederverwendbare
Werkzeug 54 aus dem Geflecht 10 entnommen und durch ein einmalig verwendbares Werkzeug
56 ersetzt, wie in Figur 4 gezeigt ist. Danach wird der Flechtvorgang fertiggestellt
und das fertige Geflecht 10 ist in Figur 5 dargestellt. Das einmalig verwendbare Werkzeug
56 kann dann aus dem fertiggestellten Geflecht 10 entnommen werden, in dem sein Querschnitt
verringert wird, wie in Figur 1 gezeigt ist, oder das einmalig verwendbare Werkzeug
56 durch Schmelzen, Brechen oder Auflösen aus dem Geflecht 10 entnommen wird.
[0046] In den Figuren 3 bis 5 zeigt das Bezugszeichen 30 eine bekannte Flechtmaschine mit
Klöppeln 35 zum Erzeugen des Geflechts 10.
[0047] Das vorstehend beschriebene Verfahren kann auch mit dem in dem Patent
DE 10 2012 016 301 B3 beschriebenen Verfahren zum Herstellen eines Körperimplantats kombiniert werden,
wie in Figur 6 gezeigt ist. Dabei wird nach einer ersten Wärmebehandlung an einem
ersten Geflecht 10 ein Teil des Geflechts 10 entfernt und durch ein zweites Geflecht
10a ersetzt, wie in Figur 6c gezeigt ist.
[0048] Das vorstehend beschriebene Verfahren eignet sich somit insbesondere zum Herstellen
einer Gefäßprothese, eines Stentgrafts, eines Okkluders, eines Flow Diverters, einer
Coil, eines Herzklappenrahmens, eines AAA-Stents, eines TAA-Stents, eines gastroenterologischen
Stents oder eines peripheren Stents.
[0049] Nachdem die Geflechte 10 eines Körperimplantats 1 nach dem vorstehend beschriebenen
Verfahren sehr flexibel gestaltet werden können, können komplexe und gewünschte Gestalten
zum Erzeugen eines für einen Patienten personalisierten Geflechts 10 auf einfache
Weise hergestellt werden. Die Formgebung des Geflechts 10 wird vorzugsweise durch
eine Wärmebehandlung durchgeführt, um in dem Geflecht 10 entstandene Spannungen abzubauen
oder im wesentlichen zu eliminieren.
[0050] Es kann jedoch auch eine Formgedächtniseigenschaft angewandt werden, die insbesondere
an dem Werkstoff Nitinol angewandt wird. Dabei wird ein Metallgefüge in einer sogenannten
Martensitstruktur in dem Geflecht 10 zur Verfügung gestellt, das durch Erhöhen der
Temperatur durch Phasenumwandlung in eine Austenitstruktur umgewandelt wird. Dabei
ist es für Nitinol außergewöhnlich, dass diese Umwandlung reversibel ist, ohne dass
plastische Defekte auftreten. Die Phasenumwandlung findet somit diffusionslos statt,
das heißt, ohne dass die Atome ihre Plätze in der Gitterstruktur wechseln. Insbesondere
nehmen bei dieser diffusionslosen reversiblen Phasenumwandlung des Austenit- in die
Martensitstruktur die Atome durch reine Scherdeformation eine geordnete Zwillingsanordnung
ein.
[0051] Anstelle von Nitinol kann jedoch auch ein Polymer, ein bioabbaubares Polymer oder
Wolfram verwendet werden. Dabei kann Wolfram die Röntgensichtbarkeit des Körperimplantats
1 erhöhen. Es können jedoch auch sogenannte Marker die Röntgensichtbarkeit erhöhen,
die beispielsweise aus Tantal oder Gold hergestellt sind.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 1
- Körperimplantat
- 10, 10a
- Geflecht
- 12
- Hinterschneidung
- 14
- Öffnung
- 16
- bauchiger Bereich
- 30
- Flechtmaschine
- 35
- Klöppel
- 52
- geflochtenes Werkzeug
- 54
- wiederverwendbares Werkzeug
- 56
- einmalig verwendbares Werkzeug
1. Verfahren zum Herstellen eines Körperimplantats mit den Schritten:
Bereitstellen eines Werkzeugs (52; 54; 56) mit einer vorgegebenen oder vorgebbaren
Gestalt,
Umflechten des Werkzeugs (52; 54; 56) mit zumindest einem Flechtmaterial und dadurch
Erzeugen eines Geflechts (10, 10a) zumindest teilweise in der Gestalt des Werkzeugs
(52; 54; 56),
Durchführen einer Formgebung an dem Geflecht (10), und
Entfernen des Werkzeugs (52; 54; 56) von dem Geflecht (10, 10a), wobei das Werkzeug
(52; 54; 56) derart konfiguriert ist, dass die Gestalt des Werkzeugs (52; 54; 56)
zumindest teilweise derart veränderbar ist, dass das Werkzeug (52; 54; 56) entfernt
werden kann, wenn das Geflecht (10, 10a) im wesentlichen geschlossen ist und/oder
das Geflecht (10, 10a) das Werkzeug (52; 54; 56) zumindest teilweise umhüllt und/oder
Hinterschneidungen (12) aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Schritt des Entfernen des Werkzeugs (52; 54;
56) im wesentlichen gleichzeitig mit der Formgebung an dem Geflecht (10) durchgeführt
wird.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Gestalt des Werkzeugs (56)
geändert wird, indem das Werkzeug (56) schmilzt, bricht und/oder sich auflöst und/oder
das Werkzeug (56) zumindest eine Sollbruchstelle aufweist.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Werkzeug (52; 54; 56) zumindest
eines aus einem Wachs, Harz, Kunststoff bevorzugt Polyvinylalkohol, Schaum, Elastomer,
glasfaserverstärkten Kunststoff, Zellstoff, Gips, Salz, Zucker, Klebstoff, Glas, Sand
aufweist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Formgebung an dem Geflecht
(10) eine Wärmebehandlung beinhaltet.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Geflecht (10) nach der Formgebung
zumindest teilweise entflochten wird, um das Werkzeug (54) durch ein anderes leicht
auflösbares und/oder leicht entfernbares Werkzeug (52, 56) zu ersetzen, und das Geflecht
(10) anschließend wieder im wesentlichen in derselben Art geflochten wird und/oder
durch ein anderes Flechtmaterial (10a) ersetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Werkzeug (52; 54; 56) einen
zerstörbaren Abschnitt und einen nicht zerstörbaren Abschnitt aufweist.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Werkzeug (54) eine wiederverwendbare
Hülle aufweist, die zur Herstellung der gewünschten Form des Werkzeugs mit einem Fluid
gefüllt werden kann und zum Entfernen zumindest teilweise entleert wird.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Werkzeug (52) zumindest teilweise
als Geflecht oder geflechtartige Struktur ausgebildet ist und das Werkzeug (52) zum
Entfernen auf Zug beansprucht wird, um den Querschnitt so zu verringern, dass ein
Entfernen ermöglicht wird.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Werkzeug (52; 54; 56) zumindest
einen mechanisch verlagerbaren Bereich aufweist, der durch Umklappen, Schwenken, Drehen
etc. mechanisch verlagerbar ist, um die Gestalt des Werkzeugs (52; 54; 56) zu verändern.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei eine Gefäßprothese, ein Stentgraft,
ein Okkluder, ein Flow Diverter, ein Coil, ein Herzklappenrahmen, ein AAA Stent, ein
TAA Stent, ein gastronenterologischer Stent oder ein peripherer Stent hergestellt
wird.
12. Werkzeug zum Herstellen eines Körperimplantats durch zumindest teilweises Umflechten
des Werkzeugs (52; 54; 56), wobei das Werkzeug (52; 54; 56) eine Gestalt aufweist,
die zumindest teilweise derart veränderbar ist, dass das Werkzeug (52; 54; 56) entfernt
werden kann, wenn ein durch Umflechten des Werkzeugs (52; 54; 56) erzeugtes Geflecht
(10, 10a) im wesentlichen geschlossen ist und/oder das Geflecht (10, 10a) das Werkzeug
(52; 54; 56) zumindest teilweise umhüllt und/oder Hinterschneidungen (12) aufweist.
13. Werkzeug nach Anspruch 12, wobei die Gestalt des Werkzeugs (56) veränderbar ist, indem
das Werkzeug (56) schmilzt, bricht und/oder sich auflöst und/oder das Werkzeug (56)
zumindest eine Sollbruchstelle aufweist.
14. Werkzeug nach Anspruch 12, wobei die Gestalt des Werkzeugs (56) veränderbar ist, indem
das Werkzeug (54) eine wiederverwendbare Hülle aufweist, die zur Herstellung der gewünschten
Form des Werkzeugs mit einem Fluid gefüllt werden kann und zum Entfernen zumindest
teilweise entleert wird.
15. Werkzeug nach Anspruch 12, das zumindest teilweise als Geflecht oder geflechtartige
Struktur ausgebildet ist und/oder zumindest einen mechanisch verlagerbaren Bereich
aufweist, der durch Umklappen, Schwenken, Drehen etc. mechanisch verlagerbar ist,
um die Gestalt des Werkzeugs (52; 54; 56) zu verändern.