[0001] Die Erfindung betrifft eine Abgasnachbehandlungseinrichtung für eine Verbrennungskraftmaschine
mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1.
[0002] Zur dezentralen Stromerzeugung werden häufig stationäre Verbrennungskraftmaschinen
eingesetzt. Sie weisen bis zu 24 Zylinder auf. Die Zylinder sind in der Regel in einer
V-Anordnung auf zwei Zylinderbänke aufgeteilt. Zur Einhaltung der Emissionsauflagen
werden stationäre Verbrennungskraftmaschinen häufig mit Systemen zur Abgasnachbehandlung
ausgestattet. Beispielsweise werden zur Verringerung des Ausstoßes von unverbrannten
Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid Oxidationseinrichtungen in Form von Oxidationskatalysatoren
eingesetzt. Zur Reduktion von Stickoxiden werden häufig Katalysatoren zur selektiven
katalytischen Reduktion eingesetzt. Systeme zur Abgasnachbehandlung von stationären
Verbrennungskraftmaschinen beinhalten also häufig katalytisch wirkende Baugruppen,
in weiterer Folge Katalysatoreinheiten genannt.
[0003] Im Betrieb solcher Katalysatoreinheiten kann es angezeigt sein, dass nur ein Teil
des Abgasmassenstromes der Verbrennungskraftmaschine durch die Katalysatoreinheit
strömt, während der übrige Teil über eine Bypassleitung um die Katalysatoreinheit
herumgeführt wird. Durch diesen Bypass von Abgasen können Temperaturspitzen im Abgas
nach der Katalysatoreinheit gemindert werden. Dies ist besonders dann relevant, wenn
die Katalysatoreinheit stromaufwärts eines Abgasturboladers angeordnet ist. Übermäßige
Exothermien treten beispielsweise bei der Regenerierung der Katalysatoreinheit oder
beim Durchbruch von unverbrannten Kohlenwasserstoffen, beispielsweise bei Zündaussetzern,
auf. Eine andere Motivation Abgas über einen Bypass um die Katalysatoreinheit herumzuleiten
ist das Auftreten für die Katalysatoreinheit schädlicher Roh-Emissionen der Verbrennungskraftmaschine,
etwa durch Betrieb mit schwefelreichem Kraftstoff.
[0004] So zeigt die
WO 2012/123636 eine Anordnung einer stationären Verbrennungskraftmaschine mit einer Katalysatoreinheit
3 (hier als Oxidationseinrichtung ausgeführt), die stromaufwärts der Abgasturbine
2 eingerichtet ist. Gemäß dieser Schrift kann bei Verwendung schwefelreichen Kraftstoffes
das Abgas über eine Bypass-Leitung 6 um die Katalysatoreinheit 3 herumgeführt werden.
[0005] Bei aus dem Stand der Technik für stationäre Verbrennungskraftmaschinen bekannten
Abgasnachbehandlungseinrichtungen mit einer Bypass-Leitung ist die Bypass-Leitung
als eine von der Katalysatoreinheit separate Rohrleitung ausgeführt. Einer Bauform
der Verbrennungskraftmaschine wird nicht Rechnung getragen.
[0006] Dies bringt mehrere Nachteile mit sich: zum einen ist die Bauweise aufwendig, zum
anderen trägt das über eine Bypass-Leitung geführte Abgas nicht zur Erwärmung der
Katalysatoreinheit bei.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Abgasnachbehandlungseinrichtung für
eine Verbrennungskraftmaschine anzugeben, bei der die Nachteile aus dem Stand der
Technik vermieden werden.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Abgasnachbehandlungseinrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen definiert.
[0009] Dadurch dass die wenigstens eine Katalysatoreinheit und die Bypass-Leitung in einem
gemeinsamen Gehäuse angeordnet sind, wobei das Gehäuse wenigstens zwei separate Zuführleitungen
für unbehandeltes Abgas und wenigstens eine Austrittsleitung für durch die wenigstens
eine Katalysatoreinheit behandeltes Abgas aufweist, wird also erreicht, dass eine
kompakte Bauform der Abgasnachbehandlungseinrichtung geschaffen ist und die durch
die Bypass-Leitung geführten Abgase zur Erwärmung der wenigstens einen Katalysatoreinheit
betragen.
[0010] Bevorzugt kann vorgesehen sein, dass die separaten Zuführleitungen für unbehandeltes
Abgas jeweils mit einer Zylinderbank der Verbrennungskraftmaschine verbunden sind.
In diesem Fall strömen die Abgase der Verbrennungskraftmaschine über die separaten
Zuführleitungen für unbehandeltes Abgas in die Abgasnachbehandlungseinrichtung so
ein, dass die Abgase aus der einen Zylinderbank durch die eine separate Zuführleitung
und die Abgase aus der anderen Zylinderbank durch die zweite separate Zuführleitung
in die Abgasnachbehandlungseinrichtung eintreten. Damit wird der Bauform der Verbrennungskraftmaschine
Rechnung getragen und es wird eine besonders kompakte Bauform mit einfacher Integration
erreicht.
[0011] In einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel kann vorgesehen sein, dass im Gehäuse
zwei separate Katalysatoreinheiten angeordnet sind. Es hat sich als günstig herausgestellt,
die Abgasnachbehandlung auf mehrere separate Katalysatoreinheiten zu verteilen, statt
eine große Katalysatoreinheit vorzusehen. Dadurch können kostengünstigere kleinere
Katalysatorelemente verwendet werden. Eine Katalysatoreinheit kann modular aus Katalysatorelementen
aufgebaut werden.
[0012] Bevorzugt kann vorgesehen sein, dass die Menge des über die Bypass-Leitung aus der
Abgasnachbehandlungseinrichtung abströmenden Abgases durch ein erstes Ventil steuerbar
oder regelbar ist. Darunter ist zu verstehen, dass der Anteil an vorbeigeführtem Abgas
über ein Ventil steuerbar oder regelbar ist, das in der Bypass-Leitung angeordnet
ist.
[0013] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Menge des über die Katalysatoreinheit
aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung abströmenden Abgases durch ein zweites Ventil
steuerbar oder regelbar ist. Das bedeutet, dass der Anteil an vorbeigeführtem Abgas
über ein zweites Ventil steuerbar oder regelbar ist, welches im Strömungspfad der
in der Katalysatoreinheit behandelten Abgase angeordnet ist.
[0014] Die Erfindung wird im Folgenden durch die Figuren näher erläutert. Dabei zeigt
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Abgasnachbehandlungseinrichtung,
- Fig. 2
- eine Abgasnachbehandlung in einem alternativen Ausführungsbeispiel,
- Fig. 3
- eine Abgasnachbehandlung in einem alternativen Ausführungsbeispiel,
- Fig. 4
- eine Anordnung einer Verbrennungskraftmaschine mit dazugehöriger Abtgasnachbehandlungseinrichtung.
[0015] Figur 1 zeigt schematisch eine Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 in einem Querschnitt.
Zu erkennen sind die separaten Zuführleitungen 11, 11', über welche unbehandeltes
Abgas in die Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 eintritt. Optional strömt das Abgas
durch eine Mischeinrichtung 5. In weiterer Folge tritt das Abgas durch eine Strömungsvergleichsmäßigungseinrichtung
(ebenfalls optional) und erreicht die Katalysatoreinheit 3. Bei geöffnetem Ventil
V1 strömt das Abgas durch die Bypass-Leitung 4 und verlässt über die Austrittsleitung
7 die Abgasnachbehandlungseinrichtung 1. Für vollständigen Bypass bleibt das Ventil
V2 geschlossen.
[0016] Bei geschlossenem Ventil V1 und geöffnetem Ventil V2 tritt das Abgas über die Katalysatoreinheit
3 in die Kammer 6 und verlässt die Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 über die Austrittsleitung
8. In der Praxis kann die gezeigte Vorrichtung natürlich auch so betrieben werden,
dass die Ventile V1 und V2 nicht nur in ihrer vollkommen geöffneten bzw. vollkommen
geschlossenen Stellung gehalten werden, sondern dass beide Ventile V1 und V2 teilweise
geöffnet sind, sodass nur ein Teil der des Abgasmassenstromes durch die Bypass-Leitung
4 strömt. Zu erkennen ist, dass die Katalysatoreinheit 3 und die Bypass-Leitung 4
in einem gemeinsamen Gehäuse 2 angeordnet sind. Die Austrittsleitungen 7 und 8 werden
nach Austritt aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 in der Regel vereinigt und
zu einer Abgasleitung zusammengefasst. Dieses Detail ist hier nicht gezeigt.
[0017] Figur 2 zeigt eine Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 in einer alternativen Ausführungsform.
Dabei ist das Ventil V1 als Weiche ausgeführt, welche wechselweise die Austrittsleitung
7 für in der Katalysatoreinheit 3 behandeltes Abgas bzw. die Austrittsleitung 8 für
über die Bypass-Leitung 4 geführtes Abgas freigibt bzw. verschließt. Dadurch können
beide Strömungspfade 7 und 8 durch nur ein Bauteil geschaltet werden. Die Weiche kann
beispielsweise als Drehschieber oder im einfachsten Fall als Klappe ausgebildet sein.
Die Austrittsleitungen 7 und 8 werden vorzugsweise stromabwärts der Weiche zu einem
Leitungsstrang zusammengefasst. So kann die Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 besonders
kompakt und mit einfachen Stellorganen ausgeführt werden.
[0018] Figur 3 zeigt eine Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 in einer weiteren alternativen
Ausführungsform. Hier ist das Ventil V1 so angeordnet, dass die Abgase bei geschlossenem
Ventil V1 durch die Katalysatoreinheit 3 und schließlich durch die Austrittsleitung
8 aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 austreten. Dies kann beispielsweise dadurch
realisiert werden, dass die Austrittsleitung 8 in einem im Inneren des Gehäuses 2
befindlichen Abschnitt eine Perforation, also Durchbrüche aufweist, durch die das
von der Katalysatoreinheit 3 nachbehandelte Abgas treten kann. Ist Ventil V1 geöffnet,
werden die Abgase aufgrund des geringeren Strömungswiderstandes bevorzugt den Weg
durch die Bypass-Leitung 4 wählen und durch die Austrittsleitung 8 unbehandelt austreten.
Durch diese Variante ist also eine Möglichkeit geschaffen, mit lediglich einem Ventil
(Ventil V1) zu bestimmen, ob die Abgase für die Bypass-Leitung 4 und schließlich die
Austrittleitung 8 unbehandelt aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 austreten,
oder ob die Abgase durch die Katalysatoreinheit 3 behandelt über die Austrittsleitung
8 aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 austreten.
[0019] Figur 4 zeigt eine Anordnung mit einer Abgasnachbehandlungseinrichtung 1, einer Verbrennungskraftmaschine
12 und einer Steuer-/Regeleinrichtung C. Die Anordnung zeigt beispielhaft eine Abgasnachbehandlungseinrichtung
1 nach Ausführungsbeispiel der Figur 1. Natürlich kann die Abgasnachbehandlungs-einrichtung
1 gemäß jedem anderen Ausführungsbeispiel ausgeführt sein.
[0020] Die Zylinderbänke der Verbrennungskraftmaschine 12 sind mit den Bezugszeichen A und
B bezeichnet. Zylinderbank A umfasst die Zylinder der einen Zylinderbank, Zylinderbank
B die Zylinder der anderen Zylinderbank. Die Zylinderbank A ist über die Abgasleitung
L1 mit der Eintrittsleitung 11 mit der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 verbunden.
Die Zylinderbank B ist über die Abgasleitung L2 mit der Eintrittsleitung 11' mit der
Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 verbunden. Im Betrieb erhalten die Ventile V1, V2
von der Steuer-/Regeleinrichtung C Befehle zum Öffnen oder Schließen. Die Steuer-/Regeleinrichtung
C ist so eingerichtet, dass Information zu Motorgrößen, Abgastemperaturen, ggfs. Bauteiltemperaturen
zuführbar und verarbeitbar sind. Die dazugehörigen Sensoren und Signalleitungen sind
nicht eingezeichnet, und werden so ausgeführt, wie es dem Fachmann geläufig ist.
[0021] In der in Figur 3 gezeigten Variante der Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 mit zwei
Ventilen V1, V2 bewirkt also eine Öffnung des Ventils V1 bei geschlossenem Ventil
V2, dass sämtliche Abgase durch die Bypass-Leitung 4 aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung
1 austreten. Umgekehrt bedeutet ein vollständig geschlossenes Ventil V1 bei geöffnetem
Ventil V2, dass sämtliche Abgase von der Katalysatoreinheit 3 nachbehandelt aus der
Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 austreten. Über Variation der Öffnungszustände der
Ventile V1, V2 kann natürlich auch eine Variation der durch die Bypass-Leitung 4 bzw.
der durch die Katalysatoreinheit 3 tretenden Abgasmassenströme erreicht werden. Wie
anhand Figur 2 erläutert, kann die Abgasnachbehandlungseinrichtung 1 auch mit lediglich
einem Ventil betrieben werden.
Liste der verwendeten Bezugszeichen:
[0022]
- 1
- Abgasnachbehandlungseinrichtung
- 2
- Gehäuse
- 3
- Katalysatoreinheit
- 4
- Bypass-Leitung
- 5
- Mischeinrichtung
- 6
- Kammer
- 7
- Austrittsleitung von Bypass
- 8
- Austrittsleitung von Kammer
- 9
- Strömungsvergleichmäßigungseinrichtung
- 11, 11'
- Zuführleitungen
- 12
- Verbrennungskraftmaschine
- A, B
- Zylinderbänke
- C
- Steuer-/Regeleinrichtung
- L1, L2
- Abgasleitungen
- E1, E2
- Austrittsleitungen
- V1, V2
- Ventile
1. Abgasnachbehandlungseinrichtung (1) für eine Verbrennungskraftmaschine (12), insbesondere
eine stationäre Verbrennungskraftmaschine mit wenigstens einer, stromabwärts Verbrennungskraftmaschine
(12) angeordneten Katalysatoreinheit (3) für Abgase, wobei über eine Bypass-Leitung
(4) Abgase von der Verbrennungskraftmaschine an der wenigstens einen Katalysatoreinheit
(3) vorbeiführbar sind, dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Katalysatoreinheit (3) und die Bypass-Leitung (4) in einem gemeinsamen
Gehäuse (2) angeordnet sind, wobei das Gehäuse (2) wenigstens zwei separate Zuführleitungen
(11, 11') für unbehandeltes Abgas und wenigstens eine Austrittsleitung (7, 8) für
durch die wenigstens eine Katalysatoreinheit (3) behandeltes Abgas aufweist.
2. Abgasnachbehandlungseinrichtung (1) nach Anspruch 1, wobei die Verbrennungskraftmaschine
(12) wenigstens zwei Zylinderbänke (A, B) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die separaten Zuführleitungen (11, 11') für unbehandeltes Abgas jeweils mit einer
Zylinderbank (A, B) der Verbrennungskraftmaschine (12) verbunden sind.
3. Abgasnachbehandlungseinrichtung (1) nach wenigstens einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass im Gehäuse (2) zwei separate Katalysatoreinheiten (3) angeordnet sind.
4. Abgasnachbehandlungseinrichtung (1) nach wenigstens einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Menge des über die Bypass-Leitung (4) aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung
(1) abströmenden Abgases durch ein erstes Ventil (V1) steuerbar oder regelbar ist.
5. Abgasnachbehandlungseinrichtung (1) nach wenigstens einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Menge des über die Katalysatoreinheit (3) aus der Abgasnachbehandlungseinrichtung
(1) abströmenden Abgases durch ein zweites Ventil (V2) steuerbar oder regelbar ist.