[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines aus einem
Gussbauteil und einem Koppelbauteil ausgebildeten Hybridbauteils gemäß den Merkmalen
im Oberbegriff von Patentanspruch 1.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist die Herstellung von Hybridbauteilen auf verschiedenen
Gebieten bekannt. Hierunter werden Bauteile aus zwei voneinander verschiedenen Werkstoffen
verstanden, die grundsätzlich nicht problemlos miteinander, beispielsweise durch thermisches
Fügen, koppelbar sind. Unter einem Hybridbauteil können jedoch auch Bauteile verstanden
werden, wobei Komponenten gekoppelt werden, die grundsätzlich aus dem gleichen Werkstoff
oder ähnlichen Werkstofflegierungen ausgebildet sind, jedoch das Bauteil mit zwei
unterschiedlichen Herstellungsverfahren aufeinanderfolgend hergestellt wird.
[0003] Zumeist werden beispielsweise Leichtbauwerkstoffe, insbesondere Leichtmetalle, mit
Bauteilen aus herkömmlichen Stahlwerkstoffen gekoppelt.
[0004] Insbesondere im Kraftfahrzeugbereich und hier im Achsbereich ist die Herstellung
von Hybridbauteilen bekannt, so auch beispielsweise aus der
DE 10 2008 049 486 A1. Hierbei wird ein Achshilfsrahmen hergestellt, dessen Verbindungsträger an ihren
Enden mit Gussknoten durch Gießen gekoppelt werden. Die Längsträger werden direkt
eingegossen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Herstellungsverfahren für Hybridbauteile
aufzuzeigen, welches gerade im Verbindungsbereich beider Bauelemente verbessert ist
und größere Formgebungsfreiheitsgrade, insbesondere zur Herstellung von Hohlgießbauteilen,
bereitstellt.
[0006] Die zuvor genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren zur Herstellung
eines aus einem Gussbauteil und einem Koppelbauteil ausgebildeten Hybridbauteils gemäß
den Merkmalen im Patentanspruch 1 gelöst.
[0007] Vorteilhafte Ausführungsvarianten des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gegenstand
der abhängigen Patentansprüche.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines aus einem Gussbauteil und einem
Koppelbauteil ausgebildeten Hybridbauteils, insbesondere eines Achsbauteils für ein
Kraftfahrzeug, wobei das Hybridbauteil durch ein Gießverfahren mit Sandkern hergestellt
wird, ist dadurch gekennzeichnet, dass das Koppelbauteil auf dem Sandkern als Träger
positioniert wird und mit einem Gusswerkstoff umgossen wird, wobei nach Erstarren
des Gusswerkstoffes der Sandkern ausgeschüttelt wird.
[0009] Erfindungsgemäß ist somit vorgesehen, den Sandkern grundsätzlich als Träger für ein
Koppelbauteil vorzusehen. Somit wird zunächst der Sandkern bereitgestellt, welcher
besonders bevorzugt das Koppelbauteil durchfasst. Das Bilden des Sandkerns kann beispielsweise
in einer Kerngießmaschine erfolgen. Hierzu wird dann in der Kerngießmaschine zunächst
das Koppelbauteil, welches ebenfalls bevorzugt als Hohlbauteil ausgebildet ist, positioniert.
Im Anschluss daran wird der Sand eingegossen, so dass der Sand insbesondere das Koppelbauteil
durchfasst, zumindest dieses aber tragend bzw. stützend ausgebildet ist. Der Sand
wird dann nach aus dem Stand der Technik bekannten Herstellungsverfahren für einen
Sandkern verfestigt. Beispielsweise kann dies durch eine Cold-Box oder ein sonstiges
Erstarren bzw. Aushärten des Sandwerkstoffes, beispielsweise mit Härtegas, erfolgen.
Der so bereitgestellte Sandkern fungiert somit zum einen zur Herstellung des Hohlraumes
während des eigentlichen Gießvorgangs, zum anderen jedoch als Träger bzw. Positionierung
des Koppelbauteiles.
[0010] Im Rahmen der Erfindung ist also unter der Herstellung des Hybridbauteils maßgeblich
zu verstehen, dass hier ein Alugussherstellungsverfahren zur Herstellung eines Gusskörpers
mit einem bereits vorher hergestellten Koppelbauteil ebenfalls aus einer Aluminiumlegierung
gekoppelt wird. Bei dem Koppelbauteil handelt es sich bevorzugt um ein Strangpressbauteil.
Im Rahmen der Erfindung können jedoch auch Bauteile hergestellt werden, die aus zwei
voneinander verschiedenen Werkstoffpaarungen ausgebildet sind, beispielsweise kann
ein Leichtmetallbauteil mit einem Stahlbauteil gekoppelt werden. Insbesondere bezieht
sich das Hybridbauteil hierbei auf die Definition, dass zunächst das Koppelbauteil
für sich selbstständig fertig gestellt ist und mithilfe des Sandkerns positioniert
wird und dann mit einem Gusswerkstoff zur Herstellung des Gussbauteils umgossen wird.
[0011] Hierzu ist insbesondere das Koppelbauteil ringartig bzw. hülsenartig ausgebildet.
Unter ringartig ist zwangsläufig hier nicht kreisrund zu verstehen, sondern lediglich,
dass es als geschlossenes Hohlbauteil mit jeweils zwei offenen Endseiten, mithin als
Hülse, ausgebildet ist, so dass der Sandkern das Koppelbauteil durchgreifen kann.
[0012] Das Hybridbauteil selbst wird im Rahmen der Erfindung besonders bevorzugt als ein
Achshilfsrahmen bzw. Kraftfahrzeughilfsrahmen bereitgestellt. Ein solcher Achshilfsrahmen
weist in der Regel zwei Querträger und zwei Längsträger auf, wobei besonders bevorzugt
mindestens ein Querträger als Gussbauteil fungiert und die Koppelbauteile in das Gussbauteil
zur Koppelung mit den Längsträgern eingegossen werden. Alternativ wäre es auch vorstellbar,
die Längsträger direkt mit einzugießen, wobei dann die Positionierung der Längsträger
ebenfalls an den Enden wiederum aufgrund des Sandkerns für den Querträger als Hohlbauteil
erfolgt.
[0013] Die Fixierung des Koppelbauteils wird somit durch eine formschlüssige Kopplung mit
dem Sandkern hergestellt. Der mit dem Koppelbauteil versehene Sandkern wird dann in
eine Gießform, insbesondere in eine Kokille, eingelegt. Im Anschluss daran wird die
Gießform mit einem Gusswerkstoff ausgegossen, welche den Sandkern sowie das Koppelbauteil
zumindest teilweise umschließt. Bevorzugt ragt das Koppelbauteil jedoch zumindest
teilweise aus dem fertiggegossenen Gussbauteil heraus. Insbesondere, wenn das Koppelbauteil
als Anbindungsbauteil ausgebildet ist, kann dann an dem herausragenden Teil bzw. Bereich
ein weiteres Element oder Bauteil angebunden werden, beispielsweise durch thermisches
Fügen.
[0014] Nachdem der Gusswerkstoff erstarrt ist, wird der Sandkern ausgebracht, was insbesondere
durch ein Ausschütteln bzw. Ausrütteln durchgeführt wird. Im Rahmen der Erfindung
wäre es jedoch auch vorstellbar, dass der Sandkern beispielsweise pneumatisch ausgeblasen
wird.
[0015] Das Gießen selbst kann beispielsweise als Niederdruck- oder Vakuumkokillengießverfahren
durchgeführt werden.
[0016] Im Rahmen der Erfindung können hierbei insbesondere weiterhin geschlichtete Sandkerne
eingesetzt werden, da, aufgrund geringer Überdrucke während der zuvor beschriebenen
Gießverfahren, keine Beschädigung der Sandkerne erfolgen würde.
[0017] Besonders bevorzugt wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Achshilfsrahmen
hergestellt, wobei ein Querträger des Achshilfsrahmens in jeweils seitlichen Anbindungspunkten
als Gusshohlbauteil gießtechnisch hergestellt wird. In den Anbindungspunkten bzw.
Eckpunkten, auch als Knotenpunkt bezeichnet, sind dann die zunächst auf den Sandkern
gestützten Koppelbauteile eingegossen. Die Koppelbauteile sind entweder die Längsträger
des Achshilfsrahmens selbst oder aber als Anbindungsbauteil bzw. Anbindungsflansch
ausgebildet, so dass die eigentlichen Längsträger dann an den Anbindungsflansch durch
einen weiteren Verfahrensschritt gekoppelt werden. Dies erfolgt insbesondere durch
thermisches Fügen.
[0018] Die Koppelbauteile sind dazu insbesondere auch aus Leichtmetall, insbesondere als
Aluminiumstrangpressprofile, ausgebildet. Sie können jedoch auch als Blechumformbauteile,
beispielsweise aus einem Stahlwerkstoff, ausgebildet sein. Als Gusswerkstoff wird
besonders bevorzugt ein Stahlwerkstoff oder aber ein Leichtmetallwerkstoff verwendet.
Die Oberfläche der Koppelbauteile wird weiterhin bevorzugt vor dem Gießen und insbesondere
vor dem Koppeln mit dem Sandkern chemisch gereinigt. Insbesondere kann dies durch
ein Reinigen mit Salpetersäure oder Soda geschehen. Weiterhin besonders bevorzugt
wird die Kavität des Gießwerkzeuges selbst mit Schutzgas gefüllt. Hierdurch wird ebenfalls
das Bilden einer Oxidbeschichtung während des Gießens vermieden.
[0019] Als ein erfindungswesentlicher Vorteil ist zu sehen, dass durch Verwendung des Sandkerns
als Stütze bzw. Träger eine geometrisch exakte Positionierung stattfindet.
[0020] Weitere Vorteile, Merkmale und Eigenschaften der vorliegenden Erfindung sind Gegenstand
der nachfolgenden Beschreibung. Bevorzugte Ausgestaltungsvarianten werden in den schematischen
Figuren erläutert. Diese dienen dem einfachen Verständnis der Erfindung. Es zeigen:
- Figur 1
- ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellter Kraftfahrzeughilfsrahmen,
- Figur 2
- den Kraftfahrzeughilfsrahmen aus Figur 1 in unterschiedlicher Bauweise,
- Figur 3
- eine Teilansicht während des Gießvorganges,
- Figur 4
- eine weitere Teilansicht während des Gießvorgangs und
- Figur 5
- eine Längsschnittansicht durch die Darstellung gemäß Figur 4.
[0021] In den Figuren werden für gleiche oder ähnliche Bauteile dieselben Bezugszeichen
verwendet, auch wenn eine wiederholte Beschreibung aus Vereinfachungsgründen entfällt.
[0022] Figur 1 zeigt einen erfindungsgemäß hergestellten Achshilfsrahmen 1 als Hybridbauteil
in schematischer Draufsicht. Der Achshilfsrahmen 1 weist einen Querträger, auch als
Querbrücke 2 bezeichnet, auf, die erfindungsgemäß als Gusshohlbauteil ausgebildet
ist. An einer Koppelstelle 3 geht die Querbrücke 2 in zwei Längsträger 4 über, wobei
die Längsträger 4 wiederum über einen weiteren Querträger 5 miteinander gekoppelt
sind. Erfindungsgemäß ist der Achshilfsrahmen 1 derart hergestellt, dass zunächst
die Längsträger 4 mit einem in der Querbrücke 2 vorhandenen Sandkern 7 gekoppelt sind
und anschließend die Querbrücke 2 an den Sandkern 7 angegossen ist. Nach Abschluss
des Gießvorganges wird der Sandkern 7 ausgeschüttelt.
[0023] Figur 2 zeigt eine alternative Ausgestaltungsvariante zu Figur 1, wobei hier dargestellt
in der Koppelstelle 3 ein Anbindungsflansch 6 eingegossen ist. Der Anbindungsflansch
6 ist somit zunächst mit der Querbrücke 2 gießtechnisch hergestellt, wobei nach Abschluss
des Gießvorganges und/oder Ausschütteln des Sandkerns 7 dann die Längsträger 4 an
die Anbindungsflansche 6 gekoppelt werden und beispielsweise mit diesen stoffschlüssig
gefügt werden.
[0024] Figur 3 zeigt eine Querschnittansicht gemäß Schnittlinie III-III von Figur 1. Hier
gut zu erkennen ist, dass die Querbrücke 2 als Hohlbauteil, hier dargestellt als teiloffenes
c-förmiges Bauteil im Querschnitt, ausgebildet ist. Dies wird dadurch erreicht, dass
zunächst ein Sandkern 7 bereitgestellt wird und mit dem Sandkern 7 formschlüssig gekoppelt
ein Endbereich des hier dargestellten Längsträgers 4 in Verbindung gebracht wird.
Der Längsträger 4 wird somit mit dem verfestigten Sandkern 7 in eine Gießform eingelegt
und mit Gusswerkstoff umgossen, so dass die Querbrücke 2 durch den Gusswerkstoff ausgebildet
wird. Im Anschluss daran wird dann der Sandkern 7 ausgeschüttelt.
[0025] Figur 4 zeigt eine Seitenansicht auf einen erfindungsgemäßen Sandkern 7, welcher
mit einem Anbindungsflansch 6 formschlüssig gekoppelt ist.
[0026] Figur 5 zeigt eine Längsschnittansicht durch die Darstellung gemäß Figur 4. Gut zu
erkennen ist in den Figuren 4 und 5, dass der Sandkern 7 den Anbindungsflansch 6,
mithin das Koppelbauteil, formschlüssig durchgreift. Somit ist der Anbindungsflansch
6 lagefixiert positioniert und kann durch Einbringen des Gusswerkstoffes während des
Gießvorgangs nicht verrutschen.
[0027] Der Sandkern 7 weist auf die Bildebene dargestellt auf der linken Seite einen Bereich
auf, der zur Bildung des Hohlraums gemäß Figur 3 in der Querbrücke 2 dient. Der auf
die Bildebene dargestellte rechte Teil des Sandkerns 7 dient während des Gießvorgangs
zum Auflegen in das Gießwerkzeug und/oder zum Abdichten der Kavität gegenüber der
Umgebung.
Bezugszeichen:
[0028]
- 1 -
- Achshilfsrahmen
- 2 -
- Querbrücke
- 3 -
- Koppelstelle
- 4 -
- Längsträger
- 5 -
- Querträger
- 6 -
- Anbindungsflansch
- 7 -
- Sandkern
1. Verfahren zur Herstellung eines aus einem Gussbauteil und einem Koppelbauteil ausgebildeten
Hybridbauteils, insbesondere eines Achsbauteils für ein Kraftfahrzeug, wobei das Hybridbauteil
durch ein Gießverfahren mit Sandkern (7) hergestellt wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Koppelbauteil auf dem Sandkern (7) als Träger positioniert wird und mit einem
Gusswerkstoff umgossen wird, wobei nach Erstarren des Gusswerkstoffes der Sandkern
(7) ausgeschüttelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussbauteil als Hohlbauteil hergestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Koppelbauteil als Hohlbauteil ausgebildet ist, insbesondere als Strangpressbauteil
oder als Blechumformbauteil.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Koppelbauteil ringartig oder hülsenringartig ausgebildet ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Sandkern (7) das Koppelbauteil durchgreifend hergestellt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gießverfahren als Leichtmetallguss oder Stahlguss durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Koppelbauteil länglich ausgebildet ist und teilweise, insbesondere an einem Ende
eingegossen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass als Gussbauteil eine Querbrücke (2) eines Achshilfsrahmens (1) hergestellt wird,
wobei als Koppelbauteil bevorzugt zwei Längsträger (4) endseitig eingegossen werden
oder dass das Koppelbauteil als Anbindungsflansch (6) eingegossen wird.
9. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass an den Anbindungsflansch (6) ein weiteres Element gekoppelt wird, insbesondere durch
thermisches Fügen.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Gussform mit Schutzgas befüllt wird und/oder dass das Koppelbauteil chemisch
gereinigt wird.