[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Schmalflächenbeschichtung
von plattenförmigen Halbzeugen oder Werkstücken.
[0002] Plattenförmige Halbzeuge aus Holz oder Holzwerkstoffen, wie Spanplatten oder mitteldichte
Faserplatten, werden in der Industrie u. a. zur Herstellung von preiswerten Möbelplatten
für Wohn- und Küchenmöbel verwendet. Die plattenförmigen Halbzeuge weisen dabei in
Abhängigkeit von der mechanischen Belastung der künftigen Möbelplatte eine Dicke zwischen
16 mm und 100 mm auf. Zum Schutz der Oberfläche und aus dekorativen Gründen sind die
beiden Deckflächen des plattenförmigen Holzwerkstoffes mit einer Deckschicht geringer
Dicke aus Holzwerkstoff, Furnier, Folie, Kunststoff oder Metall beschichtet. Der Abschluss
der Schmalflächen am äußeren stirnseitigen Umfang der mit Decklagen versehenen Holzwerkstoffe
erfolgt regelmäßig durch eine Schmalflächenbeschichtung.
[0003] Unter einer "Schmalflächenbeschichtung" oder einem "Kantenmaterial" wird im Sinne
der vorliegenden Anmeldung ein stab- oder bandförmiges Beschichtungsmaterial aus Kunststoff,
Papier, Holz, Holzfurnier oder anderen geeigneten Werkstoffen verstanden, das der
möglichst formschlüssigen Verblendung des stirnseitigen Schmalflächenbereiches zwischen
den beiden Deckschichten einer beschichteten Holzwerkstoffplatte dient. Gebräuchliche
Schmalflächenbeschichtungen bestehen aus PVC, ABS, PP, Melamin, Papier, Aluminium,
Holzfurnier oder Massivholz und werden in der Regel in Stärken von 0,25 mm bis 4 mm
eingesetzt.
[0004] Für besondere Anwendungsfälle, wie z. B. in Feuchträumen oder bei Küchenmöbeln, besteht
zudem die Forderung, dass die Abdichtung zwischen der Schmalfläche und den angrenzenden
Decklagen der beschichteten Holzwerkstoffplatte quasi fugenlos zu gestalten ist, um
das Eindringen von Wasser oder anderen Flüssigkeiten, wie z. B. Reinigungsmitteln,
in den Bereich der Fügeverbindung zwischen der Schmalfläche und den angrenzenden Deckflächen
zu verhindern.
[0005] Das Aufbringen der Schmalflächenbeschichtung auf die stirnseitige Schmalfläche des
plattenförmigen Holzwerkstoffes erfolgt in der Regel durch Verkleben mit einem schnellhärtenden
Bindemittel, wie einem Schmelzklebstoff, der eine stoffschlüssige Verbindung zwischen
der, nach dem Verkleben nicht sichtbaren Unterseite des Schmalflächenbandes und der
Oberfläche der Stirnseite des plattenförmigen Holzwerkstoffes herstellt.
[0006] Zum Fügen des Schmalflächenbandes auf die stirnseitigen Schmalflächen werden je nach
Stückzahl/Losgröße und den Abmessungen der zu bearbeitenden Platten bekannte Kantenanleimmaschinen
oder Bearbeitungssysteme eingesetzt, bei denen die bereits mit zwei Decklagen beschichtete
Holzwerkstoffplatte im Durchlauf mehrere Arbeitsstationen passiert, in denen die Oberfläche
der Platte formatiert und beschichtet wird. Dabei wird zunächst die noch unbeschichtete
Schmalfläche der bereits mit den beiden Decklagen beschichteten Platte durch spanabhebende
Werkzeuge, wie Fräser oder Sägen, auf die gewünschte Form und Größe bearbeitet.
[0007] Nachfolgend wird mit bekannten Mitteln, wie einer Rolle oder einer Flächenauftragsdüse,
der Kleber, z. B. ein Schmelzkleber, auf die zu beschichtende Schmalfläche der Platte
aufgebracht. Bevorzugt werden dabei Schmelzkleber auf Basis von Polyurethan verwendet.
Bei Schmalflächenbändern mit schon aufgebrachtem Schmelzkleber wird der Kleber über
Heißluftdüsen oder Plasmalaser aktiviert.
[0008] Dann erfolgt die Zufuhr des aufzubringenden Schmalflächenmaterials, das in der Regel
als Band/Keul oder Magazin bevorratet wird. Dabei wird die Vorderkante des Kantenmaterials
an der Vorderkante der, mit den Deckschichten versehenen und formatierten Holzwerkstoffplatte
zusammengefügt. Dazu sind die Kantenmaterialien an die Werkstückstärke der Platte
angepasst. Die Breite des Schmalflächenbandes wird regelmäßig größer gewählt als die
Sollstärke der beschichteten Werkstoffplatte. In der Regel wird dabei ein beidseitiger
Überstand von etwa 2 bis 3 mm gewählt, der in einer späteren Arbeitsstufe, gemeinsam
mit überschüssigen Klebstoff, spanend entfernt wird. Dadurch soll ein gleichmäßiger
und dichter Abschluss der Fügeverbindung realisiert werden. Anschließend wird das
Schmalflächenmaterial am Plattenende abgetrennt. Dies geschieht in der Regel mit einem
kleinen Überstand an der Vorder- und der Hinterkante der Platte.
[0009] Nach dem Aufbringen des Schmalflächenbandes wird das Band durch mehrere druckbelastete
Andruckelemente, wie z. B. Druckrollen oder Druckschuhe, auf die Schmalfläche der
Platte gepresst. In dieser Andruckzone wird der Schmelzkleber zwischen Kantenmaterial
und der Schmalfläche der Platte verdichtet. Die Viskosität des verwendeten Klebers
ist in dieser Phase sehr gering, so dass es trotz der Verwendung gekühlter Andruckelemente
regelmäßig zu einem Austreten des Schmelzklebers an den Oberflächen der Platte kommt.
[0010] Beim nachfolgenden Bündigfräsen wird der beidseitige Überstand des Schmalflächenmaterials
gemeinsam mit dem ausgetretenen Klebstoff spanend entfernt. Um trotz der hohen Vorschubgeschwindigkeiten
der Werkstücke eine geringe Rauheit der Schnittfläche zu realisieren, werden dazu
mehrschneidige Fräswerkzeuge eingesetzt, die mit Drehzahlen von 10.000 U/min bis 16.000
U/min arbeiten. Infolge der auftretenden Reibungswärme kommt es nach der bereits eingeleiteten
Erstarrung zu einer ungewollten Reaktivierung des verwendeten Schmelzklebers. Dabei
tritt wiederum dünnflüssiger Schmelzkleber aus der Klebefuge aus, der zu Verschmutzungen
der Fräs- und Schleifwerkzeuge, der Führungseinrichtungen der Maschine und der Werkstückoberflächen
führt. Diese Verschmutzungen müssen nachfolgend aufwändig und zum Teil manuell beseitigt
werden.
[0011] Daher wird nach dem Anpressen des Schmalflächenmaterials in vielen Fällen ein flüssiges
Trenn- bzw. Kühlmittel auf die Oberfläche des Schmalflächenmaterials aufgesprüht,
wodurch der Schmelzklebstoff schneller erstarrt. Gleichzeitig soll das flüssige Trenn-
oder Kühlmittel dazu dienen, bei den nachfolgenden spanenden Prozessen das Anhaften
der Späne am Werkstück infolge der elektrostatischen Aufladung zu verhindern.
[0012] Derartige flüssige Kühlmittel sind aus der
DE 100 42 431 C1 bekannt. In dem beschriebenen Verfahren wird der Überstand eines Kantenbandes mittels
eines Kantenbandfräsers abgefräst. Dabei wird vor dem Abfräsen auf das Kantenband
und/oder die Platte ein, die elektrostatische Aufladung der benetzten Bereiche und/oder
der Frässpäne verhinderndes Trennmittel aufgetragen. Dadurch soll erreicht werden,
dass die anfallenden Späne besser abgetragen werden, so dass die weitere Bearbeitung
nach dem Kantenbandanleimen vereinfacht wird. So können die entstandenen Frässpäne
durch Absaugung, da sie nicht mehr an der Plattenoberfläche bzw. dem Kantenband anhaften,
besser abgetragen werden. Das verwendete Mittel besteht dabei aus einer Mischung von
Wasser, Alkohol und Tensid.
[0013] Daneben ist aus der
EP 2 522 476 A2 ein Verfahren zur Herstellung eines beschichteten Plattenelementes aus Holzwerkstoff
mit einem Kantenstreifen bekannt. Dabei wird der Schmelzkleber auf den unbeschichteten
Kantenbereich des Plattenelementes aufgetragen und der, auf einer Rolle vorgehaltene
Kantenstreifen mit einem geringen Übermaß mit seiner Klebeseite an den mit Kleber
beschichteten Kantenbereich des Plattenelementes angedrückt. Dabei wird der, aus der
Klebefuge während des Abbindeprozesses in Folge des aufgebrachten Drucks austretende
Kleber sowie das Übermaß des Kantenstreifens von den Kantenbereichen des Plattenelementes
an der Oberseite und/oder Unterseite spanend entfernt. Zur besseren Bearbeitung wird
auf die Kantenbereiche von Oberseite und/oder Unterseite des Plattenelementes vor
dem Abbindeprozess des Klebers eine Substanz aufgetragen, die die, aus der Klebefuge
austretenden überschüssigen Kleberreste in ihrer Haftungswirkung deaktiviert, so dass
sich nicht haftende Klebepartikel bilden, die beim Entfernen des überstehenden Kantenstreifens
vom Kantenbereich mit entfernt werden. Vorteilhaft wird die Substanz in Streifen auf
die Kantenbereiche von Oberseite und Unterseite aufgetragen. Die verwendete Substanz
besteht aus einem in Wasser dispergierten, polymeren Fluid.
[0014] Nachteilig an der Verwendung der bekannten flüssigen Trenn- bzw. Kühlmittel ist,
dass nicht verhindert werden kann, dass diese Flüssigkeiten durch die beim Aufsprühen
noch nicht erstarrte Klebefuge in den Zwischenraum zwischen dem Schmalflächenmaterial
und der Schmalfläche des plattenförmigen Halbzeuges eindringt und dort das Haften
des Klebers an der Schmalfläche be- bzw. verhindert wird. Dadurch kommt es regelmäßig
zu einem späteren Zeitpunkt, insbesondere bei der bestimmungsmäßigen Nutzung des Möbels,
zu Verwerfungen und zu Ablösungserscheinungen des Schmalflächenmaterials und damit
zum Verlust des Gebrauchswertes.
[0015] Alternativ zum Einsatz flüssiger Trenn- bzw. Kühlmittel ist aus der
DE 10 2007 014 832 B3 ein Verfahren zur Schmalflächenbeschichtung von Platten mit einer Kernlage geringer
Dichte bekannt, bei der das Bindemittel (Schmelzklebstoff) durch Aufblasen von Luft
auf das bereits geklebte Kantenband oder durch eine mitlaufende Metallschiene gekühlt
wird. Nachteilig an der Luftkühlung ist der geringe Wirkungsgrad, der bei der maximal
zulässigen Strömungsgeschwindigkeit an den Anlagen keine ausreichende Abkühlung bei
hohen Arbeits- und Vorschubgeschwindigkeiten der zu bearbeitenden Platten erlaubt.
Gleiches gilt für den alternativen Einsatz bekannter luftgekühlter Schienen.
[0016] In anderen Technikgebieten ist auch der Einsatz von unter erhöhtem Druck stehenden
Fluiden (Gasen oder Flüssigkeiten) bekannt, die sich durch die Entspannung (Reduzierung
des Drucks) abkühlen und damit als Kühlmittel dienen.
So wird in der
US 3,568,377 A eine Kühlvorrichtung für eine Schleifscheibe beschrieben, bei der unter Druck stehendes
Gas, z. B. Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid, durch Düsen auf die Schleifscheibe aufgebracht
wird und zur Kühlung beiträgt. In der
EP 0483561 A1 wird unter Druck stehendes flüssiges Kohlenstoffdioxid zur Kühlung eines spezifischen
Schmiermittels, dessen Viskosität mit fallender Temperatur zunimmt, eingesetzt.
[0017] Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach preisgünstigen Möbelplatten und des steigenden
Wettbewerbsdrucks durch Importe gehen die Hersteller zunehmend dazu über, extrem preiswerte
Materialien für die Schmalflächenbeschichtung einzusetzen. So werden z. B. im Low-Budget-Bereich
beschichtete Papiere mit einer flächenbezogenen Masse (Grammatur) von nur 24g/m
2 eingesetzt.
[0018] Um in der Massenfertigung die Fertigungskosten weiter zu reduzieren, werden zunehmend
Kantenanleimmaschinen oder Bearbeitungssysteme eingesetzt, die Vorschubgeschwindigkeiten
der plattenförmigen Halbzeuge von bis zu 300 m/min ermöglichen.
Trotz dieser signifikanten Steigerung der Produktivität muss die Qualität (Aussehen,
Haptik, Funktion) der mit diesen Schmalflächenbeschichtungen versehenen Platten den
Forderungen des Marktes gerecht werden.
[0019] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu eliminieren
und ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Schmalflächenbeschichtung eines plattenförmigen
Halbzeuges oder Werkstücks in der Großserien- und Massenfertigung zu schaffen, die
eine qualitätsgerechte Verarbeitung von Schmalflächenmaterialien, insbesondere geringer
Dicke, bei gegenüber dem Stand der Technik deutlich höheren Vorschubgeschwindigkeiten
ermöglichen.
Dabei soll das Verfahren bei vergleichbaren Stückkosten auf bekannten Kantenanleimmaschinen
oder Bearbeitungssystemen eingesetzt werden können, ohne dass signifikante Veränderungen
des technologischen Ablaufs vorgenommen werden müssen. Auf den kostenintensiven und
die Qualität gefährdenden Einsatz von flüssigen Kühlmitteln soll vollständig verzichtet
werden.
[0020] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst mit den Merkmalen der Patentansprüche 1 und
5. Vorzugsweise Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand
der jeweils rückbezogenen Unteransprüche.
[0021] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Schmalflächenbeschichtung von plattenförmigen
Halbzeugen oder Werkstücken aus Holz oder Holzwerkstoffen, bei dem die bereits mit
zwei Decklagen beschichteten plattenförmigen Halbzeuge im Durchlauf mehrere Arbeitsstationen
passieren, wobei die vorbereitete Schmalfläche mittels eines Schmelzklebers, der direkt
oder indirekt erwärmt und mit dem aufzubringenden Schmalflächenmaterial unter Einwirkung
von Druck und Temperatur verbunden wird und die Schmalfläche und die angrenzenden
Decklagen des plattenförmigen Halbzeuges spanend bearbeitet werden, werden vor und/oder
während und/oder nach einer spanenden Bearbeitung mindestens die zu bearbeitenden
oder bearbeiteten Bereiche des plattenförmigen Halbzeuges durch eine Strömung aus
flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid
und Luft gekühlt.
Die Verbindung der Schmalfläche mit dem Schmalflächenmaterial mittels des Schmelzklebers
wird mittels bekannter Verfahren realisiert. Dabei kann der Schmelzkleber kalt auf
die vorbereitete Schmalfläche aufgebracht und anschließend erhitzt oder heiß auf die
vorbereitete Schmalfläche aufgebracht und ggf. nochmals erhitzt werden.
Alternativ kann der Schmelzkleber auch heiß oder kalt auf das Schmalflächenmaterial
aufgebracht werden oder bereits im Schmalflächenband integriert sein, wobei zumindest
der kalte Schmelzkleber zur Herstellung einer Verbindung mit der Schmalfläche noch
erhitzt wird.
Möglich ist auch das Einbringen von Schmelzkleber in das Material des plattenförmigen
Halbzeugs oder Werkstücks, der bei einem Erhitzen des Halbzeugs im Bereich der Schmalfläche
dann schmilzt und eine klebende Verbindung mit dem Schmalflächenmaterial realisiert.
[0022] Um das unerwünschte Austreten der verwendeten Kleber aus der Fügezone des Schmalflächenmaterials
und des plattenförmigen Halbzeuges oder Werkstücks zu verhindern, wird somit nach
dem Anpressen des Schmalflächenmaterials mindestens die Fügezone erfindungsgemäß einer
Strömung von flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus
flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid und Luft ausgesetzt. Die Kühlwirkung
wird dabei bevorzugt durch die Umwandlung von flüssigem Kohlenstoffdioxid in gasförmiges
Kohlenstoffdioxid realisiert. Zusätzlich können auch weitere Bereiche des Halbzeugs
sowie die verwendeten Werkzeuge oder Teile davon durch dieselbe Strömung von flüssigem
und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus flüssigem und/oder gasförmigem
Kohlenstoffdioxid und Luft oder durch eine Strömung des durch Phasenumwandlung vollständig
gasförmigen Kohlenstoffdioxids oder eines Gemisches aus gasförmigem Kohlenstoffdioxid
und Luft gekühlt werden.
[0023] Für die Kühlung mit einer Strömung aus flüssigem Kohlendioxid oder einem Gemisch
aus flüssigem und gasförmigen Kohlendioxid oder einem Gemisch aus flüssigem Kohlenstoffdioxid
und Luft wird das flüssige Kohlenstoffdioxid in einer Leitung vorzugsweise bis unmittelbar
an den zu kühlenden Bereich des Halbzeugs oder Werkzeugs herangeführt, wobei das Kohlenstoffdioxid
einen Druck zwischen 5,6 MPa bis 8 MPa (56 bar bis 80 bar) bei einer Umgebungstemperatur
zwischen 20°C und 40°C aufweist. Mit diesem Druck tritt das flüssige Kohlenstoffdioxid
vorzugsweise aus einer punktförmig oder flächig wirkenden Düse in den unmittelbaren
Umgebungsbereich des zu kühlenden Bereiches des Halbzeugs oder des Werkzeugs, der
bspw. Normaldruck aufweist, aus, so dass sich das flüssige Kohlenstoffdioxid in gasförmiges
Kohlenstoffdioxid umwandelt und entspannt. Beide physikalische Effekte überlagern
sich und führen zu der starken Kühlwirkung.
[0024] Es wurde festgestellt, dass mit einem Volumenstrom von 0,01 l/min - 0,02 l/min Kohlenstoffdioxid
(1 Liter Flüssiggas entspricht ca. 640 Liter Luft) eine bessere Kühlwirkung erzielt
wird, als beim bisherigen Einsatz von 6 m
3 bis 10 m
3 Druckluft/min nach dem Stand der Technik.
Kohlenstoffdioxid hat eine große volumetrische Kälteleistung und damit eine höhere
Effizienz bei gegebenem Volumen im Vergleich zu atmosphärischer Druckluft. Damit ist
es möglich, den Temperaturverlauf in der Fügezone und insbesondere die Temperatur
der aufgebrachten Klebstoffschicht gezielt zu beeinflussen.
[0025] Die Kühlleistung wird hauptsächlich durch die Menge des austretenden Kohlenstoffdioxids,
d. h. durch den Volumenstrom des flüssigen Kohlenstoffdioxids, bestimmt. Falls nur
eine geringe Kühlleistung, jedoch ein hoher Volumenstrom des auf das Halbzeug auftreffenden
Fluids benötigt wird, so kann das flüssige Kohlenstoffdioxid mit einem zusätzlichen
Gas, bspw. Luft oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid gemischt werden. Dabei kann das
zusätzliche Gas in einer abgeschlossenen Mischkammer, d. h. vor Austritt des flüssigen
Kohlenstoffdioxids in den Umgebungsbereich des zu kühlenden Bereichs des Halbzeugs,
oder direkt in den Umgebungsbereich des zu kühlenden Bereichs des Halbzeugs zugemischt
werden. Das zusätzliche Gas weist vorzugsweise denselben Druck wie das flüssige Kohlenstoffdioxid
auf, kann jedoch auch mit einem anderen Druck beaufschlagt sein. Insbesondere bei
Zumischung in einer abgeschlossenen Mischkammer sind der Druck des zusätzlichen Gases
sowie seine Temperatur vorzugsweise so gewählt, dass die Phasenumwandlung des flüssigen
Kohlenstoffdioxids in gasförmiges Kohlenstoffdioxid nicht oder noch nicht vollständig
in der abgeschlossenen Mischkammer stattfindet.
Auch eine vollständige Phasenumwandlung des flüssigen Kohlenstoffdioxids in gasförmiges
Kohlenstoffdioxid in der abgeschlossenen Mischkammer ist möglich.
Das Mischungsverhältnis von flüssigem Kohlenstoffdioxid und zusätzlichem Gas wird
von den im zu kühlenden Bereich des Halbzeugs benötigten Größen Volumenstrom und Temperatur
des gemischten Fluids bestimmt und kann zwischen 1:600 bis 1:6000 betragen, wobei
die erste Zahl das Volumen des flüssigen Kohlenstoffdioxids in Litern und die zweite
Zahl das Volumen des zusätzlichen Gases in Litern angibt.
Da moderne bedienerlose Kantenanleimmaschinen oder Bearbeitungssysteme aus technologischen
und arbeitsschutztechnischen Gründen in der Regel vollständig eingehaust sind, besteht
die Möglichkeit, einzelne oder alle Arbeitsstationen, an denen durch die spanende
Bearbeitung oder durch andere, Reibungswärme erzeugende Werkzeuge oder Maschinenelemente,
ein signifikanter Wärmeeintrag in die Fügezone von Schmalflächenmaterial und dem plattenförmigen
Halbzeug oder Werkstück erfolgt, temporär und lokal gezielt zu kühlen. Vorteilhaft
kann durch eine Steuerung oder Regelung des Volumenstroms und/oder seiner Temperatur
der Temperaturverlauf in der Fügezone an die physikalischen und chemischen Eigenschaften
des verwendeten Klebers sowie an die technologischen Bearbeitungsbedingungen der Fertigung
(Vorschubgeschwindigkeit der Kantenanleimmaschine, Drehzahl der Schneidwerkzeuge,
etc.) angepasst werden.
[0026] Insbesondere ist es bei profilierten und hinterschnittenen Schmalflächen, wie sie
bspw. bei Türfalzen, Griffleisten von Küchenschranktüren oder ähnlichem vorliegen,
beim Schritt des Verbindens des Schmalflächenmaterials mit der Schmalfläche möglich,
die einzelnen Profilbereiche sofort nach dem Verbinden gezielt zu kühlen, so dass
die Haftung des Kantenmaterials verbessert wird.
[0027] Bevorzugt wird eine laminare Strömung von gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder einem
Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft für die Kühlung einzelner oder aller relevanten
Arbeitsstationen verwendet. Dadurch kann der Temperaturverlauf in der Fügezone und
insbesondere in der Klebstoffschicht diskret temporär und lokal beeinflusst werden.
[0028] In einer gleichfalls bevorzugten Verfahrensvariante wird eine turbulente, insbesondere
eine impulsartige Strömung von gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus
Kohlenstoffdioxid und Luft für die Kühlung einzelner oder aller relevanten Arbeitsstationen
genutzt. Dadurch kann der Temperaturverlauf bei stochastischen Erscheinungen (unerwartet
hoher Temperaturanstieg in der Fügezone infolge inhomogener Werkstoffeigenschaften
der Fügepartner) prozessnah angepasst werden.
[0029] Bei der Verwendung größerer Volumenströme ist es erstmals möglich, die Vorschubgeschwindigkeiten
der zu bearbeitenden Platten in den Kantenanleimmaschinen oder Bearbeitungssystemen
zu erhöhen, ohne dass es aufgrund der auftretenden Reibungs- und Reaktionswärme bei
der spanenden Bearbeitung der Schmalflächen zu dem unerwünschten Austreten von verflüssigtem
oder niedrigviskosem Kleber bzw. zu dessen Reaktivierung kommt.
[0030] Ein wesentlicher Vorteil von flüssigem oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem
Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft als Kühlmittel besteht in der hohen Verfügbarkeit
des Kohlenstoffdioxids einerseits in der Luft, aus der das Kohlenstoffdioxid entnommen
und verflüssigt und in die es nach Gebrauch wieder abgegeben werden kann (ausgeglichene
Kohlenstoffdioxid-Bilanz), und andererseits als Abfallprodukt der chemischen Industrie
und den daraus resultierenden geringen Betriebskosten.
[0031] Zudem wirkt Kohlenstoffdioxid flammhemmend, so dass es bevorzugt und gefahrlos auch
an Stellen mit Brandgefahr (Einsatz von Lasern zur Erwärmung der Fügezone) eingesetzt
werden kann.
Zur Vermeidung gesundheitlicher Belastungen des Überwachungspersonals oder der Maschinenbediener-
und -einrichter und zur Reduzierung der Fertigungsprozesskosten besteht bei den eingehausten
Anlagen vorteilhaft die Möglichkeit der Rückgewinnung, bei der das gasförmige Kühlmittel
unter Flur abgesaugt und nach einem Reinigungs- und Aufbereitungsprozess wieder verwendet
werden kann.
[0032] Ein weiterer technologischer Vorteil des Einsatzes von flüssigem und/oder gasförmigem
Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft als Kühlmittel
besteht darin, dass auf der Oberfläche des Werkstückes, der Bearbeitungswerkzeuge
und der Werkzeugmaschine keine Rückstände, wie beim Einsatz bekannter flüssiger Kühl-
oder Trennmittel, verbleiben, die aufwändig entfernt werden müssten.
[0033] Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung von flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid
oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft als Kühlmittel ist die chemische
Inaktivität, so dass es zu keiner nachteiligen Beeinflussung des plattenförmigen Halbzeuges,
des Schmelzklebers oder der Schmalflächenbeschichtung kommt.
[0034] Vorteilhaft ist ebenso die entzündungs- und brandhemmende Wirkung des flüssigen und/oder
gasförmigen Kohlenstoffdioxid, so dass das Verfahren bevorzugt auch bei Kantenanleimmaschinen
und Bearbeitungssystemen eingesetzt werden kann, bei denen die Aktivierung des Schmelzklebers
durch Laser oder Heißluftdüsen erfolgt.
[0035] Das nach der Phasenumwandlung vorliegende gasförmige Kohlenstoffdioxid bzw. das Gemisch
aus gasförmigem Kohlenstoffdioxid und Luft weist - je nach Mischungsverhältnis - eine,
im Vergleich zur Umgebungstemperatur, niedrige Temperatur im Bereich von -78°C bis
+30°C auf und kann damit für die Kühlung weiterer Bereiche des Halbzeugs, bspw. der
Deckflächen des plattenförmigen Halbzeugs, der Werkzeuge und Arbeitsstationen oder
der Umgebung der Arbeitsstationen, eingesetzt werden. Damit können die thermischen
Belastungen der Werkzeuge und Arbeitsstationen und die Auswirkungen der Schwankungen
der Umgebungsbedingungen der Arbeitsstationen auf die Bearbeitung des Halbzeugs minimiert
werden. So kann das Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft, das nach der Kühlung der
Schmalflächenbereiche des Halbzeugs vorliegt, z. B. durch eine Absaugvorrichtung der
Arbeitsstation abgesaugt und zur Kühlung des Motors oder einer anderen, thermisch
belasteten Einrichtung der Arbeitsstation eingesetzt werden.
[0036] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Schmalflächenbeschichtung von plattenförmigen
Halbzeugen oder Werkstücken aus Holzwerkstoffen mit einer Kantenanleimmaschine oder
einem Bearbeitungssystem, bei denen auf die vorbereitete Schmalfläche ein Schmelzkleber
aufgebracht und direkt oder indirekt erwärmt wird, das aufzubringende Schmalflächenmaterial
mit der Schmalfläche des formatierten plattenförmigen Halbzeuges unter Einwirkung
von Druck und Temperatur verbunden und die Schmalfläche und die angrenzenden Decklagen
des plattenförmigen Halbzeuges spanend bearbeitet werden, weist Mittel auf, die geeignet
sind, um vor und/oder während und/oder nach einer spanenden Bearbeitung mindestens
die zu bearbeitenden oder bearbeiteten Bereiche des gefügten plattenförmigen Halbzeuges
durch eine Strömung aus flüssigem und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder einem
Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft zu kühlen.
[0037] Vorzugsweise umfasst die Vorrichtung Mittel zur Durchleitung und Zufuhr des flüssigen
und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder eines Gemisches aus Kohlenstoffdioxid
und Luft, wobei diese Mittel als Medienleitungen mit einer punktförmig oder flächig
wirkenden Düse, einer perforierten Andruckrolle, einem Druckschuh, einer Luftdusche
oder einem Luftvorhang ausgebildet sind.
[0038] Vorteilhaft erfolgt die Durchleitung des flüssigen und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid
oder eines Gemisches aus Kohlenstoffdioxid und Luft durch den hohlen Schaft eines
Werkzeuges, bevorzugt eines Schneidwerkzeuges, bis in die Arbeitszone oder unmittelbar
bis an den Bearbeitungsbereich des Werkszeugs, insbesondere die Schneiden. Damit kann
gleichzeitig zur Kühlung von Bereichen des Halbzeugs auch der Bearbeitungsbereich
des Werkzeugs besonders intensiv gekühlt werden
[0039] Vorzugsweise weist die Vorrichtung Mittel auf, die zur Steuerung oder Regelung des
Volumenstroms und/oder der Strömungsgeschwindigkeit und/oder der Temperatur der Strömung
geeignet sind.
Weiterhin ist die Vorrichtung vorzugsweise eingehaust und weist Mittel zur Absaugung
des gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder des Gemisches aus Kohlenstoffdioxid und Luft
auf. Diese Absaugung kann durch bereits vorhandene Mittel zur Spanabsaugung aus Bereichen,
in denen das Halbzeug spanend bearbeitet wird, realisiert werden. Jedoch sind auch
gesonderte Mittel zur Absaugung möglich.
[0040] Darüber hinaus weist die Vorrichtung vorteilhaft Mittel zur Wiederaufbereitung und
Wiederverwendung des gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder des Gemisches aus Kohlenstoffdioxid
und Luft auf.
Das erfindungsgemäße Verfahren und eine Vorrichtung zur Schmalflächenbeschichtung
eines plattenförmigen Halbzeuges oder Werkstücks werden nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher beschrieben und in den Figuren 1 und 2 dargestellt. Darüber hinaus zeigen die
Figur 3 eine Vorrichtung, bei der einzelne Bereiche einer Schmalfläche gezielt gekühlt
werden, und die Figur 4 eine Fräsmaschine als Beispiel für eine Arbeitsstation, bei
der das erzeugte Gemisch aus gasförmigem Kohlendioxid und Luft zur Kühlung der Arbeitsstation
verwendet wird.
[0041] Figur 1 zeigt im unteren Teil in einer stark schematisierten Darstellung die Arbeitsstationen
einer üblichen Kantenanleimmaschine zur Schmalflächenbeschichtung eines plattenförmigen
Halbzeuges, mit der Möbelplatten in einem dreischichtig arbeitenden Fertigungsprozess
nach dem Stand der Technik hergestellt werden.
[0042] In der darüber liegenden Grafik ist der Temperaturverlauf (Strich-Punkt-Linie) in
der Fügezone über dem Arbeitsbereich bei dieser, nach dem Stand der Technik arbeitenden
Kantenanleimmaschine dargestellt.
[0043] Die senkrechte Achse des Diagramms zeigt die Temperatur (T) in Grad Celsius, die
waagerechte Achse gibt die Länge L in Metern (m) der Kantenanleimmaschine wieder.
Im Diagramm sind durch zwei weitere, waagerecht verlaufende Hilfslinien die Erweichungstemperatur
E (in Grad Celsius) und die Wärmestandsfestigkeit W des verwendeten Schmelzklebers
EVA/KS 350 dargestellt.
[0044] Unter Erweichungstemperatur E wird im Sinne dieser Anmeldung die Temperatur verstanden,
bei der sich ein Polymer verformt, z. B. bei der Ring- und Kugelmethode unter dem
Gewicht der Kugel (DIN EN 1238).
Da bei vielen Schmelzklebstoffen keine exakt definierte Erweichungstemperatur, sondern
nur ein Temperaturbereich angegeben werden kann, gibt die Wärmestandsfestigkeit W
die Temperatur an, bei der die Klebstoffschicht einer Temperaturbeanspruchung ohne
Deformation über längere Zeiträume zu widerstehen vermag (Habenicht, G.: Kleben. Grundlagen,
Technologie, Anwendungen. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, 2008).
[0045] Bei dem, im Ausführungsbeispiel eingesetzten Klebstoff EVA/KS 350 (vgl. auch Fig.
1 und 2) lag die Erweichungstemperatur E bei ca. 125°C und die Wärmestandsfestigkeit
W bei 90°C. Beim Überschreiten der Wärmestandsfestigkeit W kommt es regelmäßig zum
Austreten des Schmelzklebstoffes aus der Fuge und in der Folge zu einem Verkleben
der Werkzeuge und zu Verunreinigungen der Plattenoberfläche.
[0046] Figur 2 zeigt im unteren Teil in einer stark schematisierten Darstellung die Arbeitsstationen
einer Kantenanleimmaschine zur Schmalflächenbeschichtung eines plattenförmigen Halbzeuges,
mit der Möbelplatten in einem dreischichtig arbeitenden Fertigungsprozess nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt werden.
Zur besseren Vergleichbarkeit mit der bekannten Kantenanleimmaschine nach Fig. 1 wurden
(soweit möglich) die gleichen Bezugsziffern 1...17 der einzelnen Arbeitsstationen
verwendet.
[0047] In der darüber liegenden Darstellung von Fig. 2 ist wiederum der Temperaturverlauf
in der Fügezone bei einer Kantenanleimmaschine nach dem Stand der Technik (gestrichelter
Verlauf) und zum direkten Vergleich mit dem erfindungsgemäßen Kühlverfahren (durchgehende
Linie) dargestellt. Die mit "X" und "Y" gekennzeichneten Bereiche bei der Maschinenlänge
L stellen eine, durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens mögliche Verkürzung
der Maschine dar, deren Größe prozessabhängig ist.
[0048] Die dem Stand der Technik entsprechende Kantenanleimmaschine (Fig. 1) ermöglicht,
in Abhängigkeit von der Größe der zu bearbeitenden Werkstücke, die Schmalflächenbeschichtung
von ca. 3000 Werkstücken pro Stunde. Dabei erreicht die Maschine eine Vorschubgeschwindigkeit
v der durchlaufenden Platten P von bis zu 110m/min. Die Kantenanleimmaschine formatiert
und verklebt Kantenmaterial aus PVC, ABS, PP, Melamin, Papier, Furnierkanten oder
aus Massivholzanleimern in den Stärken von 0,25 mm bis 4 mm bei Umleimern von 4 mm
und stärker.
[0049] In der eingehausten Grundmaschine sind alle Arbeitsstationen eingebaut. Für die gleichzeitige
beidseitige Bearbeitung zweier Schmalflächen der durchlaufenden Möbelplatten sind
die Arbeitsstationen doppelt ausgeführt. Zur besseren Darstellung ist die Einhausung
der Kantenanleimmaschine nicht dargestellt.
[0050] In der Arbeitsstation (1) wird das zu bearbeitende plattenförmige Halbzeug (P) bei
einer bekannten Kantenanleimmaschine nach dem Stand der Technik (Fig. 1) mit einer
Trennmittelauftragsdüse ein Fluid in Form von dispergiertem Polymeren, Alkohol, Tensiden
auf die Oberflächen des zu bearbeitenden plattenförmigen Halbzeugs aufgetragen, um
das nachfolgende Anhaften von Klebstoffresten zu verhindern.
[0051] Dieser technologische Hilfsprozess und die, zu seiner Durchführung verwendete Vorrichtung
kann bei dem innovativen Verfahren entfallen (vgl. Fig. 2).
[0052] In der Arbeitsstation (2) erfolgt die Formatierung der Schmalfläche auf die gewünschte
Form. Hier wird in Abhängigkeit vom verwendeten Schmalflächenmaterial die erforderliche
Geometrie (gerader Verlauf, Nut, Softform, Holschnitt) der Schmalfläche mit bekannten
Schneidwerkzeugen (Fräser, Nutsäge) hergestellt.
Die in Fig. 2 schematisch dargestellte gezielte, flächige Kühlung K mit flüssigem
und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und
Luft erfolgt in Abhängigkeit vom verwendeten Klebstoff und den technologischen Fertigungsparametern,
insbesondere der Vorschubgeschwindigkeit der Kantenanleimmaschine und der Schnittgeschwindigkeit
der Schneidwerkzeuge vor, während und nach dem Zerspanen, um die Bildung von Aufbauschneiden
am Fräser und das Aufschmelzen des Polymers in der Spanplatte zu verhindern.
[0053] Die Arbeitsstation (3) ist als Klebestation ausgeführt, in der der verwendete Schmelzkleber
mittels Rollen auf die beiden zu beschichtenden Schmalflächen der künftigen Möbelplatte
aufgetragen wird. Die Temperatur des Schmelzklebers beträgt beim Benetzen der Rollen
210°C. Beim Verkleben von speziellen Kanten werden Plasmalaser, Diodenlaser oder Heißluftdüsen
für das Aufschmelzen des Klebers verwendet. Für Standardkanten werden Leimrollen,
Flächenauftragsdüsen, Infrarotstrahler oder Heißluftduschen für das Aktivieren des
Klebers eingesetzt.
[0054] In der Arbeitsstation (4) erfolgt die seitliche Zuführung des Kantenmaterials oder
der Massivholzanleimer. Beim Zusammentreffen wird das Kantenmaterial synchron mit
der Platte mit der Geschwindigkeit des Förderbandes der Kantenanleimmaschine vorgeschoben.
Das Kantenmagazin kann aus mehreren Einzelmagazinen bestehen. Der Anfang des Kantenmaterials
wird dabei an der Vorderkante der formatierten Platte zusammengefügt. Die Kantenmaterialien
sind der Plattenstärke angepasst und weisen einen beidseitigen Überstand von ca. 2
mm auf.
[0055] In der Arbeitsstation (5) wird durch ein Kappmesser das Kantenmaterial am Ende der
Platte abgetrennt. Dies geschieht in der Regel mit einem kleinen Überstand an der
Hinterkante des Werkstücks.
[0056] Die Arbeitsstation (6) umfasst die Andruckzone, die aus der Andruckrolle und weiteren
Druckelementen besteht, die mit einem Anpressdruck von 2 - 4 bar den Schmelzkleber
zwischen Kantenmaterial und Platte verdichten. Die Viskosität des verwendeten Schmelzklebers
ist bei Erreichen der Andruckzone bei einer Temperatur von 180°C noch sehr gering,
so dass es bei Vorrichtungen nach dem bekannten Stand der Technik (Fig. 1) zu einem
Austreten des Klebstoffes an den Oberflächen der Platte kommt.
[0057] Bei der Kantenanleimmaschine gemäß Fig. 1 erfolgt die Kühlung durch bekannte Luftduschen,
Wirbelrohre, Luftvorhänge oder gekühlte Druckschuhe.
[0058] Bei der Kantenanleimmaschine gemäß Fig. 2 erfolgt die Kühlung über mehrere punktförmig
und flächig wirkende Düsen, durch die das gasförmige Kohlenstoffdioxid oder ein Gemisch
aus Kohlenstoffdioxid und Luft bereits vor, während und nach dem Anpressen auf die
Fügezone und die angrenzenden Plattenbereiche und durch die verwendeten Andruckelemente
strömt. Dabei wird der Kühlstrom des bevorzugt verwendeten Kohlenstoffdioxid mit einer
Temperatur von max. -78°C feindosiert zur Kühlung der Klebefuge verwendet. Dadurch
ist es möglich, die Klebezone optimal in Abhängigkeit vom verwendeten Schmelzklebers
und dessen Parametern zu temperieren.
[0059] Durch den deutlich höheren Wirkungsgrad des innovativen Kühlverfahrens kann die Andruckzone
verkürzt werden. Dadurch kann bei der Neufertigung gattungsgemäßer Kantenanleimmaschinen
die Länge der Werzeugmaschine bei zumindest gleicher Produktivität vorteilhaft verkürzt
werden. Daraus resultieren geringere Beschaffungs- und Wartungskosten bei der Werkzeugmaschine
und ein geringerer Platzbedarf in der Fertigung.
[0060] Die Verkürzung der Andruckzone ist in Fig. 2 durch zwei ausgebrochene Linien symbolisiert.
Die eingesparte Länge der Andruckzone ist als Strecke X dargestellt.
In der Arbeitsstation (7) wird nach dem Stand der Technik (Fig. 1) unmittelbar nach
dem Anpressen des Kantenmaterials die Klebstoffuge mittels Wirbelrohren, Luftduschen,
Luftvorhängen oder Kühlleisten heruntergekühlt. Der durchschnittliche Luftverbrauch
dieser Kühlverfahren nach dem Stand der Technik beträgt bis zu 10 m
3/min, bei größeren Anlagen bis zu max. 50 m
3/min.
[0061] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren (Fig. 2) kann wegen der deutlich höheren Kühlleistung
auf die Arbeitsstation (7) gemäß Fig. 1 vollständig verzichtet werden.
Dadurch kann bei der Neufertigung gattungsgemäßer Kantenanleimmaschinen die Länge
der Werkzeugmaschine bei gleicher Produktivität verkürzt werden. Daraus resultieren
geringere Herstellungs- und Wartungskosten bei der Werkzeugmaschine und ein geringerer
Platzbedarf in der Fertigung. Die mögliche Verkürzung der Länge L der Kantenanleimmaschine
ist in Fig. 2 durch zwei ausgebrochene Linien symbolisiert. Die eingesparte Länge
der Werkzeugmaschine ist als Strecke X dargestellt.
[0062] In der Arbeitsstation (8) werden durch zwei Kappsägen die überstehenden Flächen des
Kantenmaterials an der Vorderkante oder Hinterkante der Platte abgetrennt.
Die in Fig. 2 dargestellte Kühlung mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch
aus Kohlenstoffdioxid und Luft erfolgt in Abhängigkeit von den verwendeten Schmalflächenwerkstoffen
und Klebern vor, hinter und/oder an der Arbeitsstation zum Kühlen der Schneidwerkzeuge
und des Kantenmaterials.
[0063] In der Arbeitsstation (9) erfolgt das Vorfräsen des Kantenmaterials, das an der Ober-
und Unterseite der Platte übersteht.
Bei bekannten Anlagen nach dem Stand der Technik kommt es bei der Fräsbearbeitung
zu einer ungewollten Reaktivierung des Schmelzklebers, einer Erwärmung der Kante und
in der Folge zu Verschmutzungen der Werkzeuge, der Werkzeugmaschine und der Werkstückoberflächen.
Hier werden (wie in Fig. 2 gezeigt) erfindungsgemäß durch eine oder mehrere Düsen
das Schneidwerkzeug, die Plattenoberfläche und die Kante vor und nach dem Fräsen lokal
oder bereichsweise durch das Kohlenstoffdioxid oder ein Gemisch aus Kohlenstoffdioxid
und Luft gekühlt. Durch die gleichfalls bevorzugte Kühlung der eingesetzten Werkzeuge,
z. B. durch das Durchströmen des flüssigen oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid durch
den hohlen Schaft eines Schneidwerkzeuges, kann die Bildung von Aufbauschneiden verhindert
und die Werkzeugstandzeit signifikant erhöht werden.
[0064] Im Ergebnis wird nach dem Wäremeeintrag beim Zerspanen die Temperatur in der Fügezone
zeitnah abgesenkt, so dass - im Gegensatz zum Stand der Technik - die technologisch
kritische Grenze der Wärmestandsfestigkeit W deutlich unterschritten wird (vgl. Kurvenverläufe
der Ist-Temperatur in Fig. 2, obere Darstellung).
[0065] In der Arbeitsstation (10) werden durch zwei Fräser die überstehenden Kanten des
Kantenmaterials bündig mit der Plattenoberfläche gefräst, so dass es durch den Einsatz
der mit hohen Drehzahlen arbeitenden Fräswerkzeuge zu einer erneuten unerwünschten
Reaktivierung des Schmelzklebers kommt.
Hier werden erfindungsgemäß durch mehrere flächig sowie punktuell wirkende Düsen die
Haupt- und Nebenschneiden der Fräswerkzeuge, das Schmalflächenband und die angrenzende
Oberfläche der Platte vor, während und nach dem Fräsen mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid
oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt (Fig. 2). Dadurch wird eine
Reaktivierung des Klebers wirksam verhindert und der Zerspanungsprozeß positiv beeinflusst.
[0066] In der Arbeitsstation (11) werden (optional) durch zwei Formfräser die Dünnkanten
des Kantenmaterials überfräst. Beim Einsatz von Dickkanten werden z. T. verschiedene
Radien gefräst, so dass es durch den wiederholten Einsatz der mit hohen Drehzahlen
arbeitenden Fräswerkzeuge zu einer erneuten, unerwünschten Reaktivierung des Schmelzklebers
kommt. Hier erfolgt erfindungsgemäß die Kühlung mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid
lokal über von außen auf das Werkzeug, die Plattenoberfläche und das Kantenmaterial
gerichtete Düsen (Fig. 2). In Abhängigkeit von den Prozeßparametern erfolgt die Kühlung
der Schneidwerkzeuge optional zusätzlich direkt durch das, durch den hohlen Werkzeugschaft
geleitete Kühlmittel.
[0067] In der Arbeitsstation (12) werden mit ein oder zwei Eckenrundungsgeräten die Vorder-
und Hinterkante des Kantenmaterials profiliert. Dabei entstehen infolge des kleinen,
zur Verfügung stehenden Zeitfensters durch die hohen Vorschubgeschwindigkeiten in
vertikaler Richtung hohe Temperaturen an den Schneiden der Fräswerkzeuge. In der Folge
führt diese Prozesswärme dazu, dass die Vorder- und Hinterkante des Kantenmaterials
aufschmelzen und das Kantenmaterial thermisch zu hoch belastet wird.
Hier werden erfindungsgemäß (vgl. Fig. 2) durch mehrere, lokal wirkende Düsen die
Werkzeuge, das Kantenmaterial und die angrenzende Plattenoberfläche vor, während und
nach dem Fräsen durch einen, an die technologischen Prozeßparameter (Schnittgeschwindigkeit,
Vorschubgeschwindigkeit, Klebstoff) angepassten Volumenstrom mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid
oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt. In Abhängigkeit von den
Prozeßparametern erfolgt die Kühlung der Schneidwerkzeuge bevorzugt durch das, durch
den hohlen Werkzeugschaft geleitete Kühlmittel.
Im Ergebnis wird nach dem wiederholten Wäremeeintrag beim Zerspanen die Temperatur
in der Bearbeitungszone erneut reduziert, so dass - im Vergleich zum Verlauf der Ist-Temperatur
im Stand der Technik - die technologisch kritische Grenze der Wärmestandsfestigkeit
W deutlich unterschritten wird (vgl. Kurvenverläufe der Ist-Temperatur in Fig. 2,
obere Darstellung).
[0068] In der Arbeitsstation (13) werden optional bei der Verarbeitung von Kunststoffkanten
ein oder zwei Profilziehklingenaggregate für die Bearbeitung der Oberfläche der Kante
eingesetzt. Dabei wird ein dünner Span abgezogen (0,08 mm bis 0,15 mm), der die zuvor
entstandenen Frässchläge entfernen soll. Dadurch entsteht eine gleichmäßige Oberfläche.
Durch die Reibungswärme an den einschneidigen Werkzeugen entstehen ohne die vorangegangene
Kühlung mit Kohlenstoffdioxid bei den hohen Vorschub- bzw. Schnittgeschwindigkeiten
extrem hohe Temperaturen an der Hauptschneide, die zu einem kritischen Temperaturanstieg
in der Fügezone führen. Hier werden erfindungsgemäß durch mehrere Düsen das Werkzeug,
die Kunststoffkante und die Plattenoberfläche mit Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch
aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt (Fig. 2).
Auf das im Stand der Technik (vgl. Fig. 1) übliche Auftragen von Trennmitteln zum
Verhindern von Verschmierungen durch Klebstoffreste kann vorteilhaft verzichtet werden.
[0069] In der Arbeitsstation (14) werden durch Flachziehklingen eventuelle Klebstoffreste
an den Oberflächen der Platte entfernt. Auch hier entstehen hohe Temperaturen an den
Schneiden, die ohne die innovative Gaskühlung mit Kohlenstoffdioxid bei der geringen
Viskosität des Schmelzklebers zu einem Verschmieren der Schneiden der Flachziehklingen
führen, so dass die Werkzeuge in kürzeren Zyklen gewechselt und gereinigt werden müssen
und es zu Unterbrechungen des Fertigungsprozesses kommt.
Hier werden erfindungsgemäß durch mehrere Düsen von außen das Werkzeug, das Kantenmaterial
und die Plattenoberfläche mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus
Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt (Fig. 2).
Auf das auch hier bislang übliche Auftragen von Trennmitteln (vgl. Fig. 1) zum Verhindern
von Verschmierungen durch Klebstoffreste kann vorteilhaft verzichtet werden.
[0070] In der Arbeitsstation (15) werden durch paarweise angeordete Schwabbelaggregate die
Oberflächen des plattenförmigen Werkstücks mittels Sisal, Tuch oder Fibrescheiben
poliert und gereinigt. Die Schwabbelscheiben arbeiten im Gleichlauf oder Gegenlauf,
um zu verhindern, dass der Schmelzkleber in der Fügezone erneut reaktiviert wird.
Dadurch ist die Effizienz der Scheiben signifikant reduziert.
[0071] Hier werden erfindungsgemäß durch mehrere flächig wirkende Düsen das Werkzeug, das
Kantenmaterial und die Plattenoberfläche mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem
Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt.
Aufgrund der bei dieser Prozeßstufe erreichten, gegenüber dem Stand der Technik deutlich
reduzierten Ist-Temperatur in der Arbeitszone (vgl. Kurvenverläufe der Ist-Temperatur
in Fig. 2, obere Darstellung) kann bei der erfindungsgemäßen Lösung gänzlich oder
auf einen Großteil der Schwabbelscheiben verzichtet werden, da der Austritt von Schmelzkleber
in den vorgelagerten Arbeitsstationen nicht mehr zu befürchten ist. Daraus resultieren
geringere Herstellungs- und Wartungskosten und ein verringerter Platzbedarf (symbolisiert
durch zwei durchbrochene Linien und die Strecke Y, die der eingesparten Länge der
Schwabbelstation entspricht) der erfindungsgemäß arbeitenden Kantenanleimmaschine.
Auch hier kann auf das übliche Auftragen von Trenn- oder Kühlmitteln (vgl. Fig. 1)
zum Verhindern von Verschmierungen durch Klebstoffreste verzichtet werden
[0072] In der Arbeitsstation (16) werden durch zwei Schleifaggregate die Kanten der Schmalfläche
abschließend geschliffen, so dass es erneut zu einem signifikanten Wärmeeintrag in
das Werkstück und zu einer Reaktivierung des Schmelzklebers kommt. Beim Schleifen
von Aluminiumkanten müssen prozessbedingt mehrere Schleifbänder mit verschiedener
Körnung (Grob- und Feinschliff) verwendet werden. Dies führt unter anderem dazu, dass
die Bänder mit Aluminium- und Massivholzpartikeln verkleben. Dadurch kommt es zu extremen
Verschmierungen des Aluminiums in den Bändern. Bei diesen Prozessen wird nach dem
Stand der Technik als Kühlmittel Rapsöl oder andere, gleichwirkende Flüssigkeiten
eingesetzt, die zu einer starken Verschmutzung der Plattenoberflächen führen.
[0073] Erfindungsgemäß werden durch mehrere, flächig wirkende Düsen die Schleifwerkzeuge,
das Kantenmaterial und die Plattenoberfläche mit gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder
einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt (Fig. 2). Durch den Einsatz von
Kohlenstoffdioxid verbleiben zudem keine Kühlmittelrückstände auf dem Werkstück.
[0074] In der Arbeitsstation (17) können optional Nutaggregate eingesetzt werden.
Durch den Einsatz von Bindemitteln in den Platten kommt es hier auch prozessbedingt
beim Fräsen der Nuten zu Verschmutzungen der Werkzeugschneiden.
Durch die lokale Kühlung der Werkzeugschneiden, der Platte und der Kante mit gasförmigem
Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft vor und während
des Fräsens kann die Prozeßtemperatur auch in diesem Arbeitsbereich signifikant reduziert
werden (vgl. Kurvenverläufe der Ist-Temperatur in Fig. 2, obere Darstellung).
[0075] Figur 3 zeigt eine Vorrichtung, bei der einzelne Bereiche einer Schmalfläche gezielt gekühlt
werden. Dies ist besonders bei profilierten oder hinterschnittenen Schmalflächen vorteilhaft.
In Fig. 3 ist eine Platte (P), die sich in eine Richtung (R) in die Zeichenebene hinein
bewegt, im Querschnitt dargestellt. Die Platte (P) weist eine erste Deckfläche (100)
und eine zweite Deckfläche (110) sowie eine profilierte Schmalfläche (120) auf. Bei
einer derartigen profilierten oder hinterschnittenen Schmalfläche (120) wird das Schmalflächenmaterial
(20) durch mehrere, entlang der Transportrichtung (R) der Platte (P) und entlang der
Breite der Schmalfläche (120) versetzt zueinander angeordnete Andrückelemente oder
durch ein über das Profil der Schmalfläche (120) sich hinwegbewegendes Andrückelement
über das Profil der Schmalfläche (120) hinweg von der ersten Deckfläche (100) zur
zweiten Deckfläche (110) der Platte geführt und angedrückt. Dabei wird zunächst ein
erster Bereich (121) der Schmalfläche (120) nahe der ersten Deckfläche (100) erhitzt
und das Schmalflächenmaterial (20) in diesem Bereich angedrückt.
In Transportrichtung (R) der Platte (P) danach wird ein zweiter Bereich (122) der
Schmalfläche (20), der an den ersten Bereich (121) angrenzt, jedoch näher an der zweiten
Deckfläche (110) der Platte (P) angeordnet ist, erhitzt und das Schmalflächenmaterial
(20) in diesem Bereich angedrückt.
Bereits an dieser Bearbeitungsstelle der Platte (P) kann der erste Bereich (121) der
Schmalfläche (120) durch ein gezieltes Aufbringen der Strömung aus flüssigem und/oder
gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft durch
eine erste Kühleinheit (31) gekühlt werden, so dass ein Ablösen des Schmalflächenmaterials
(20) von der Schmalfläche (120) aufgrund von Rückstellkräften im Schmalflächenmaterial
(20) im ersten Bereich (121) verhindert wird. Dieses örtlich entlang der Schmalflächenbreite,
d.h. entlang des Verlaufs der Schmalfläche (120) zwischen der ersten Deckseite (100)
und der zweiten Deckseite (110), versetzte Andrücken und Kühlen wird nun solange für
weitere Bereiche der Schmalfläche (120) fortgesetzt, bis die Schmalfläche (120) vollständig
mit dem Schmalflächenmaterial (20) bedeckt ist. In Fig. 3 sind schematisch sechs Bereiche
(121 bis 126) der Schmalfläche (120) sowie sechs jeweils einem spezifischen Bereich
(121 bis 126) zugeordnete Kühleinheiten (31 bis 36) dargestellt, die entlang der Transportrichtung
(R) der Platte (P) zumindest teilweise versetzt zueinander angeordnet sind.
[0076] Figur 4 zeigt eine Fräsmaschine (40) als Beispiel für eine Arbeitsstation, bei der das erzeugte
Gemisch aus gasförmigem Kohlendioxid und Luft zur Kühlung der Arbeitsstation selbst
sowie zur Schaffung definierter Umgebungsbedingungen für die Arbeitsstation verwendet
wird.
Es sind schematisch eine Platte (P) sowie die Fräsmaschine (40) dargestellt, die die
Schmalfläche (120) der Platte (P) mit einem Fräswerkzeug (41) bearbeitet. Die Schmalfläche
(120) wird erfindungsgemäß durch eine Strömung aus flüssigem und/oder gasförmigen
Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Luft gekühlt. Damit
liegt im Bereich des Fräswerkzeugs (41) ein Kohlenstoffdioxid-Luft-Gemisch mit einer
niedrigen, speziell eingestellten Temperatur vor.
Das Fräswerkzeug (41) ist über eine Werkzeugaufnahme (42) mit einem Motorblock (43)
verbunden und mit einer Umhausung (45) eingehaust. Im Motorblock (43) ist zur Kühlung
des Motors ein Lüfterrad (44) angeordnet, welches eine Luftströmung von der dem Fräswerkzeug
(41) zugewandten Seite des Motorblocks (43) zur Rückseite des Motorblocks (43) erzeugt
und damit den Motor kühlt. Dazu wird auf der dem Fräswerkzeug (41) zugewandten Seite
des Motorblocks (43) die Luft bzw. das dort vorliegende Luft-Gemisch angesaugt, was
mit den dort eingezeichneten Pfeilen in Fig. 4 dargestellt ist.
Da die Umhausung (45) einen geschlossenen Raum um das Fräswerkzeug (41) und die Werkzeugaufnahme
(42) bildet, kann das, durch das Lüfterrad (44) angesaugte Kohlenstoffdioxid-Luft-Gemisch,
das zwischen Fräswerkzeug (41) und Schmalfläche (120) der Platte (P) vorliegt, der
Motorblock (43) effektiv gekühlt werden. Über Öffnungen auf der Rückseite des Motorblocks
(43) wird das Kohlenstoffdioxid-Luft-Gemisch durch das Lüfterrad (44) an die Umgebung
abgegeben oder abgesaugt werden, was durch die dort eingezeichneten Pfeile in Fig.
4 dargestellt ist.
Wenn die gesamte Fräsmaschine (40) bzw. die Umgebung der Arbeitsstation von einer
Umhausung (50) eingehaust ist, die bspw. auch die Deckflächen der Platte (P) mit einschliesst,
kann das aus dem Motorblock (43) austretende Luft-Gemisch zur Einstellung definierter
Umgebungsbedingungen in der Umgebung der Arbeitsstation genutzt werden.
Übersicht verwendeter Bezugszeichen
[0077]
- E
- Erweichungstemperatur
- K
- Kühlung (mittels flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch
aus Kohlenstoffdioxid und Luft)
- L
- Länge (der Kantenanleimmaschine)
- P
- Platte (plattenförmiges Halbzeug oder Werkstück)
- T
- Temperatur
- v
- Vorschubgeschwindigkeit (der Kantenanleimmaschine/des Bearbeitungssystems)
- X
- reduzierte Länge der Kantenanleimmaschine (durch Wegfall der konventionellen Kühleinrichtung)
- Y
- reduzierte Länge der Kantenanleimmaschine (durch Wegfall von Schwabbelaggregaten)
- 1-17
- Arbeitsstationen
- 20
- Schmalflächenmaterial
- 31-36
- erste bis vierte Kühleinheit
- 40
- Fräsmaschine
- 41
- Fräswerkzeug
- 42
- Werkzeugaufnahme
- 43
- Motorblock
- 44
- Lüfterrad
- 45
- Umhausung der Fräsmaschine
- 50
- Umhausung der Umgebung
- 100
- erste Deckseite
- 110
- zweite Deckseite
- 120
- Schmalfläche
- 121-126
- erster bis vierter Bereich der Schmalfläche
1. Verfahren zur Schmalflächenbeschichtung von plattenförmigen Halbzeugen oder Werkstücken
aus Holz oder Holzwerkstoffen, wie Spanplatten oder mitteldichte Faserplatten, unter
Verwendung von Kantenanleimmaschinen oder Bearbeitungssystemen, bei denen die bereits
mit zwei Decklagen beschichteten plattenförmigen Halbzeuge im Durchlauf mehrere Arbeitsstationen
passieren, wobei die vorbereitete Schmalfläche mittels eines Schmelzklebers, der direkt
oder indirekt erwärmt wird, mit dem aufzubringenden Schmalflächenmaterial unter Einwirkung
von Druck und Temperatur verbunden wird und die Schmalfläche und die angrenzenden
Decklagen des plattenförmigen Halbzeuges spanend bearbeitet werden, wobei vor und/oder
während und/oder nach einer spanenden Bearbeitung mindestens die zu bearbeitenden
oder bearbeiteten Bereiche des plattenförmigen Halbzeuges durch eine Strömung aus
flüssigem und/oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid
und Luft gekühlt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine laminare Strömung von Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid
und Luft für die Kühlung einer oder mehrerer Bereiche des gefügten plattenförmigen
Halbzeuges verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine turbulente oder pulsierende Strömung von Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch
aus Kohlenstoffdioxid und Luft für die Kühlung einer oder mehrerer Bereiche des gefügten
plattenförmigen Halbzeuges verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Volumenstrom und/oder die Strömungsgeschwindigkeit und/oder die Temperatur der
Strömung an die optimale Temperatur oder den optimalen Temperaturverlauf des Schmelzklebers
in der Fügezone oder in den zu bearbeitenden oder bearbeiteten Bereichen des gefügten
plattenförmigen Halbzeuges angepasst wird.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das nach der Kühlung der Bereiche des plattenförmigen Halbzeugs in der Nähe dieser
Bereiche des plattenförmigen Halbzeugs vorliegende gasförmige Kohlenstoffdioxid oder
Kohlenstoffdioxid-Luft-Gemisch abgesaugt und/oder zur Kühlung der jeweiligen Arbeitsstation
und/oder ihrer Umgebung verwendet wird.
6. Vorrichtung zur Schmalflächenbeschichtung von plattenförmigen Halbzeugen oder Werkstücken
aus Holzwerkstoffen, wie Spanplatten oder mitteldichte Faserplatten mit einer Kantenanleimmaschine
oder einem Bearbeitungssystem, bei denen die bereits mit zwei Decklagen beschichteten
plattenförmigen Halbzeuge im Durchlauf mehrere Arbeitsstationen passieren, wobei die
vorbereitete Schmalfläche mittels eines Schmelzklebers, der direkt oder indirekt erwärmt
wird, mit dem aufzubringenden Schmalflächenmaterial unter Einwirkung von Druck und
Temperatur verbunden wird und die Schmalfläche und die angrenzenden Decklagen des
plattenförmigen Halbzeuges spanend bearbeitet werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Mittel aufweist, die geeignet sind, um vor und/oder während und/oder
nach einer spanenden Bearbeitung mindestens die zu bearbeitenden oder bearbeiteten
Bereiche des gefügten plattenförmigen Halbzeuges durch eine Strömung aus flüssigem
und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder einem Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und
Luft zu kühlen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zur Durchleitung des flüssigen und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid
oder eines Gemisches aus Kohlenstoffdioxid und Luft als punktförmig oder flächig wirkende
Düse, als perforierte Andruckrolle, Druckschuh, Luftdusche oder Luftvorhang ausgebildet
sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchleitung des flüssigen und/oder gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder eines
Gemisches aus Kohlenstoffdioxid und Luft durch den hohlen Schaft eines Werkzeuges,
bevorzugt eines Schneidwerkzeuges, bis in die Arbeitszone oder unmittelbar bis an
die Schneiden erfolgt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Mittel aufweist, die zur Steuerung oder Regelung des Volumenstroms
und/oder der Strömungsgeschwindigkeit und/oder der Temperatur der Strömung geeignet
sind.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung eingehaust ist und Mittel zur Absaugung des gasförmigen Kohlenstoffdioxid
oder des Gemisches aus Kohlenstoffdioxid und Luft aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung eingehaust ist und Mittel zur Absaugung und zur Wiederaufbereitung
und Wiederverwendung des gasförmigen Kohlenstoffdioxid oder des Gemisches aus Kohlenstoffdioxid
und Luft aufweist.