[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum galvanischen
Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere einer Chrombeschichtung.
[0002] Für verschiedene technische Anwendungen ist es wünschenswert oder sogar erforderlich,
Maschinenbauteile mit besonderen Oberflächeneigenschaften einzusetzen. Als Beispiele
seien filamentführende Bauteile im Textil- und Carbonfaser-Bereich, Rollen und Walzen
im Druckbereich, Walzen in Einzugsmaschinen in der Blechindustrie, sowie Dressierwalzen
zur Texturierung von Blechen für beispielsweise die Automobilindustrie genannt.
[0003] Eine geeignete Methode zur Bereitstellung derartiger Oberflächenbeschichtungen ist
eine Verchromung eines entsprechenden Bauteils.
[0004] In der
EP-0 565 070 B1 und der
EP-0 722 515 B1 ist ein Verfahren zur galvanischen Oberflächenbeschichtung beschrieben, mit welchem
eine Chrombeschichtung unter Bedingungen einer bestimmten Stromführung galvanisch
auf die Oberfläche eines Substrats aufgebracht wird. Dieses Verfahren ist mittlerweile
als TOPOCROM
®-Verfahren im Markt etabliert. Mit dem TOPOCROM
®-Verfahren kann eine Chrombeschichtung in verschiedenen Variationen auf einfache Weise
aufgetragen werden, ohne dass mechanische oder chemische Nachbehandlungen der beschichteten
Oberfläche erforderlich sind.
[0005] In einer beispielhaften Ausführungsform wird das TOPOCROM
®-Verfahren in einem galvanischen Bad durchgeführt, welches einen Chromelektrolyten,
beispielsweise einen schwefelsauren Chromelektrolyten enthält. Das zu beschichtende
Bauteil bildet die Kathode. Zusätzlich wird in das galvanische Bad eine Anode (beispielsweise
aus platiniertem Titan) eingetaucht. Durch Anlegen von Gleichstrom kommt es zur Abscheidung
einer Chromschicht auf dem als Kathode fungierenden Bauteil.
[0006] Das in der
EP-0 565 070 B1 und der
EP-0 722 515 B1 beschriebene TOPOCROM
®-Verfahren funktioniert sehr erfolgreich und zuverlässig. Es hat sich aber gezeigt,
dass die Prozessführung noch weiter optimiert werden könnte beziehungsweise aufgrund
veränderter Anforderungen von Behörden angepasst werden sollte. So wird im Raum der
Europäischen Union die Verwendung von Chromsäurehaltigen Zusammensetzungen aufgrund
der starken Toxizität von Cr(VI)-Verbindungen zunehmend kritisch gesehen. Eine vollständig
geschlossene, emissions- und abwasserfreie Prozessführung mit möglichst effizientem
Recycling des Elektrolyten wäre daher wünschenswert beziehungsweise könnte möglicherweise
zukünftig erforderlich sein.
[0007] Es war die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren zum galvanischen
Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere einer Chrombeschichtung, auf
ein Maschinenbauteil bereitzustellen.
[0008] Die vorstehende Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst.
[0009] Im Einzelnen betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum galvanischen Aufbringen
einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere einer Chrombeschichtung, auf einen Körper,
beispielsweise ein Maschinenbauteil, wobei auf den Körper vor dem galvanischen Aufbringen
der Oberflächenbeschichtung eine Schicht aus einer durch eine eingesetzte Elektrolytlösung
oxidierbaren Verbindung, vorzugsweise einer Polyhydroxyverbindung, mit einer Viskosität
von mindestens 1000 mPas bei 25°C aufgetragen wird.
[0010] Verfahren zum galvanischen Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung sind hinlänglich
bekannt. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um ein elektrochemisches Verfahren,
bei welchem Elektroden in ein Elektrolytbad gebracht werden. Wird an die Elektroden
Gleichstrom angelegt, kommt es zu einer Redox-Reaktion (Elektrolyse) und einer damit
verbundenen Generierung von chemischen Elementen beziehungsweise Verbindungen an den
Elektroden.
[0011] Im Fall einer Verchromung einer Oberfläche wird als Elektrolyt eine Chromsäure-haltige
Lösung eingesetzt. Chromsäure (H
2CrO
4) bildet sich in verdünnten wässrigen Lösungen von CrO
3. Die Reduktion der Cr(VI)-Ionen aus dem Elektrolyten zum Element Cr gelingt in Anwesenheit
eines Katalysators. Üblicherweise wird Schwefelsäure(H
2SO
4) allein oder zusammen mit Flusssäure, komplexen Fluoriden oder einer aliphatischen
Sulfonsäure mit ein bis drei Kohlenstoffatomen (vorzugsweise Methansulfonsäure) verwendet.
Gängige Elektrolytlösungen enthalten beispielsweise 250 g CrO
3 und 2,5 g Schwefelsäure in 1 l Wasser, beziehungsweise 200-300 g CrO
3, 1,9-3,3 g H
2SO
4 und 1,5-12 g Methansulfonsäure in 1 l Wasser.
[0012] Als Anode kann bei der Verchromung eine Elektrode aus Blei oder vorzugsweise aus
platiniertem Titan eingesetzt werden.
[0013] Als Kathode wird bei der Verchromung der mit Chrom zu beschichtende Körper eingesetzt.
Grundsätzlich kann als Kathode jeder Körper eingesetzt werden, welcher mit Chrom beschichtet
werden kann. Erfindungsgemäss bevorzugt handelt es sich bei dem zu beschichtenden
Körper um ein Maschinenbauteil, beispielsweise um Förderwalzen für den Textil- und
Carbonfaser-Bereich, um Rollen und Walzen im Druckbereich, Walzen in Einzugsmaschinen
in der Blechindustrie, sowie Dressierwalzen zur Texturierung von Blechen für beispielsweise
die Automobilindustrie.
[0014] Derartige Körper sind üblicherweise aus Eisen oder Stahl gefertigt, können aber auch
aus anderen Materialien bestehen.
[0015] Erfindungsgemäss bevorzugt handelt es sich bei dem zu beschichtenden Körper um einen
rotationssymmetrischen Körper, der während des galvanischen Verfahrens zum Erreichen
einer gleichmässigen Oberflächenbeschichtung gedreht werden kann.
[0016] Die Verchromung wird üblicherweise mit einem Gleichstrom von 10 bis 200 A/dm
2, vorzugsweise 25 bis 150 A/dm
2 und besonders bevorzugt 30 bis 100 A/dm
2 durchgeführt. Besonders bevorzugt wird hierbei eine Stromführung herangezogen, wie
sie in der
EP-0 565 070 B1 und der
EP-0 722 515 B1 beschrieben ist, d.h. mittels eines Gleichstrom-Auftragsverfahrens, wobei mittels
mindestens eines Anfangsimpulses der elektrischen Spannung und/oder des elektrischen
Stromes auf der zu beschichtenden Fläche Keimbildungen des Abscheidematerials erreicht
werden und dass anschließend mittels mindestens eines Folgeimpulses ein Wachstum der
Abscheidematerialkeime durch Anlagerung von weiterem Abscheidematerial herbeigeführt
wird, wobei während der Keimbildungsphase die Erhöhung der elektrischen Spannung und/oder
des elektrischen Stromes in mehreren Stufen erfolgt, die Zeit zwischen den Erhöhungen
zwischen 0,1 und 30 Sekunden liegt, wobei Stromdichteänderungen in Stufen von 1 bis
6 mA/cm
2 erfolgen.
[0017] Der als Kathode fungierende Körper durchläuft vor der Verwendung im beschriebenen
galvanischen Abscheidungsverfahren üblicherweise mehrere Vorbehandlungsstufen. Insbesondere
die Verchromung von Oberflächen ist schwierig und verläuft unter geringen Stromausbeuten
im Bereich von nur etwa 15-20%. Für die Chromabscheidung ist eine hohe Stromdichte
(Überspannung) erforderlich, wodurch die Reduktion zu elementarem Chrom an der Kathode
in Konkurrenz zur Bildung von Wasserstoff (aus den H
3O
+-Ionen der sauren wässrigen Elektrolytlösung) sowie zur Bildung von Cr
3+-Ionen aus der Chromsäure steht. Die für die Chromabscheidung erforderliche Stromdichte
ist unter anderem vom Kathodenmaterial und der Beschaffenheit der Oberfläche des Kathodenmaterials
abhängig. Zur Verringerung der für die Chromabscheidung erforderlichen Stromdichte
werden Kathodenmaterialien üblicherweise mechanisch vorbehandelt, beispielsweise durch
Schleifen oder Sandstrahlen, um eine möglichst glatte Oberfläche zu erhalten. Zusätzliche
chemische und/oder elektrochemische Vorbehandlungsstufen schliessen sich üblicherweise
an. Die gesamte Vorbehandlung des zu beschichtenden Körpers erfordert mehrere separate
Vorbehandlungsbäder, es fallen Abwässer an und es müssen aufwendige Massnahmen für
den Schutz am Arbeitsplatz getroffen werden.
[0018] Mit der vorliegenden Erfindung wird eine einfache aber sehr vorteilhafte Methode
zur Vorbehandlung des zu beschichtenden Körpers bereitgestellt. Erfindungsgemäss wird
die Oberfläche des zu beschichtenden Körpers mit einer Schicht aus einer durch eine
eingesetzte Elektrolytlösung oxidierbaren Verbindung, vorzugsweise einer Polyhydroxyverbindung,
mit einer Viskosität von mindestens 1000 mPas bei 25°C versehen.
[0019] Erfindungsgemäss kann für die Vorbehandlung jede Verbindung eingesetzt werden, die
einerseits durch eine eingesetzte Elektrolytlösung oxidierbar ist, anderseits aber
ausreichend viskos ist, dass sie auf der Oberfläche des zu beschichtenden Körpers
ausreichend lang verweilt und nicht zu schnell von der Oberfläche abfliesst, d.h.
einen Oberflächenfilm ausbildet. Cr(VI)-Verbindungen sind bekanntermassen starke Oxidationsmittel
und können beispielsweise Alkohole oxidieren. Es hat sich erfindungsgemäss gezeigt,
dass Polyhydroxyverbindungen, d.h. chemische Verbindungen mit mindestens zwei Hydroxygruppen,
sehr gut für die erfindungsgemässe Vorbehandlung geeignet sind, sofern sie eine ausreichende
Viskosität aufweisen. Erfindungsgemäss bevorzugt ist die Polyhydroxyverbindung ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Glycerin, Kohlenhydraten wie Glucose, Fructose oder Saccharose,
vorzugsweise Glucose, und bestimmten Polyalkylenoxiden wie Polyethylenglykol. Erfindungsgemäss
sind bei Raumtemperatur flüssige Polyalkylenoxide beziehungsweise Lösungen von Polyalkylenoxiden
wie beispielsweise Polyethylenglykol 1500 (von Merck) einsetzbar. Erfindungsgemäss
bevorzugt ist Glycerin oder Polyethylenglykol 1500.
[0020] Die für die Vorbehandlung einzusetzende Verbindung muss ausreichend viskos sein,
dass sie auf der Oberfläche des zu beschichtenden Körpers ausreichend lang verweilt
und nicht zu schnell von der Oberfläche abfliesst. Erfindungsgemäss sollte die einzusetzende
Verbindung eine Viskosität von mindestens 1000 mPas bei 25°C aufweisen. Erfindungsgemäss
handelt es sich hierbei um eine dynamische Viskosität, welche mit einem üblichen Rotationsviskosimeter
(Searle-System) gemäss DIN 53 019-1; 2008-09 bei 25°C bestimmt wird.
[0021] Erfindungsgemäss ist die Obergrenze der Viskosität der für die Vorbehandlung einzusetzenden
Verbindung nicht kritisch. Erfindungsgemäss bevorzugt weist eine für die Vorbehandlung
einzusetzende Verbindung eine Viskosität von 1000 mPas bis 6000 mPas, vorzugsweise
1200 bis 4500 mPas, bei 25°C auf.
[0022] Die für die Vorbehandlung einzusetzende Verbindung kann mit einem mit der Substanz
getränkten Reinigungstuch manuell oder vorteilhaft maschinell auf die Oberfläche des
zu beschichtenden Körpers aufgetragen werden. Bevorzugt ist das Auftragen mit Hilfe
eines Schwingschleifers, der mit der für die Vorbehandlung einzusetzenden Verbindung
versehen und gleichmässig über die Oberfläche des zu beschichtenden Körpers bewegt
wird.
[0023] Der erfindungsgemässe Vorbehandlungsschritt führt zu verschiedenen unerwarteten Vorteilen.
[0024] Durch diese Vorbehandlung wird die ansonsten übliche, vorstehend beschriebene aufwendige
Vorbehandlung obsolet. Der zu beschichtende Körper kann nach einer allfälligen mechanischen
Vorbehandlung wie Schleifen oder Sandstrahlen ohne zusätzliche aufwendige chemische
und/oder elektrochemische Vorbehandlungsstufen dem galvanischen Beschichtungsverfahren
unterzogen werden. Erfindungsgemäss bevorzugt wird der zu beschichtende Körper lediglich
vor dem erfindungsgemässen Vorbehandlungsverfahren mit einem Alkohol, vorzugsweise
Ethanol, gereinigt. Beispielsweise können mit Alkohol getränkte Reinigungstücher bereitgestellt
und manuell oder mit Hilfe einer entsprechenden Maschine über die Oberfläche des zu
beschichtenden Körpers geführt werden. Dadurch werden durch eine allfällige mechanische
Vorbehandlung wie Schleifen oder Sandstrahlen auf der Oberfläche befindliche Rückstände
entfernt.
[0025] Aufgrund des Wegfallens der üblichen aufwendigen chemischen und/oder elektrochemischen
Vorbehandlungsstufen entfällt ein erheblicher Teil zu entsorgender Abwässer, und es
müssen keine aufwendige Massnahmen für den Schutz am Arbeitsplatz getroffen werden,
da die erfindungsgemässe Vorbehandlung mit sicher handhabbaren, ungefährlichen chemischen
Substanzen durchgeführt werden kann.
[0026] Es hat sich erfindungsgemäss gezeigt, dass durch die erfindungsgemässe Vorbehandlung
eine sehr wirksame Aktivierung der Oberfläche des zu beschichtenden Körpers erreicht
wird. Ohne auf eine Theorie festgelegt sein zu wollen, kommt es vermutlich bereits
im stromlosen Zustand, d.h. vor Beginn der eigentlichen galvanischen Abscheidung,
zu einer chemischen Reaktion zwischen dem Elektrolyten, vorzugsweise einem Chromsäure-Elektrolyten,
und der oxidierbaren Schicht auf dem zu beschichtenden Körper. Im Fall eines Chromsäure-Elektrolyten
führt diese Reaktion wahrscheinlich zur Ausbildung einer Cr
3+-Ionen enthaltenden Schicht auf der Oberfläche des zu beschichtenden Körpers.
[0027] Diese Schicht unterstützt offensichtlich die anschliessende Abscheidung von Chrom
während des galvanischen Verfahrens, was daraus geschlossen werden kann, dass aufgrund
der erfindungsgemässen Vorbehandlung eine sonst übliche Umpolung der Elektroden zum
Aktivieren der zu beschichtenden Oberfläche des Körpers nicht mehr erforderlich ist.
Dies stellt einen erheblichen Vorteil dar, da während einer üblichen Umpolung der
Elektroden Eisenionen (im Fall eines zu beschichtenden Körpers aus Eisen) oder andere
Fremdionen gebildet werden und in den Elektrolyten übergehen. Dies führt zu einer
zunehmenden Kontaminierung des Elektrolyten und erfordert dessen relativ frühzeitigen
Ersatz. Mit dem erfindungsgemässen Verfahren entfällt hingegen dieser Umpolungsschritt,
wodurch sich die Lebensdauer des Elektrolyten ausserordentlich verlängert. Gerade
im Hinblick auf die zu erwartenden regulatorischen Verschärfungen beim Umgang mit
Cr(VI)-haltigen Zusammensetzungen ist dies von erheblicher Bedeutung.
[0028] Zudem ist es wegen des Wegfalls des Umpolungsschrittes möglich, kostengünstigere
Gleichrichter (nicht umpolbare Gleichrichter) einzusetzen.
[0029] Schliesslich hat sich gezeigt, dass aufgrund der erfindungsgemässen Vorbehandlung
besser haftende Chrombeschichtungen erzeugt werden können. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass aufgrund der anfänglichen chemischen Reaktion im stromlosen Zustand eine gleichmässige,
Cr
3+-Ionen enthaltende Schicht auf der Oberfläche des zu beschichtenden Körpers gebildet
wird, die anschliessend nach Anlegen eines Stroms zur Ausbildung einer gleichmässigen
Chromschicht führt. Eine Chrom-Abscheidung ausschliesslich unter galvanischen Bedingungen
hat sich demgegenüber als weniger gut haftend und nachteilig herausgestellt.
[0030] Mit üblichen galvanischen Beschichtungsverfahren, beispielsweise einem Verchromungsverfahren
wie dem TOPOCROM
®-Verfahren, werden mehrere Metallschichten, vorzugsweise Chromschichten, übereinander
abgeschieden werden. Beispielsweise wird bei einer Ausführungsform des TOPOCROM
®-Verfahrens zunächst eine Grundschicht aufgetragen, welche rissarm ist und eine Dicke
von vorzugsweise 25 bis 40 µm, insbesondere 30 µm aufweist. Auf diese Grundschicht
kann anschliessend eine sogenannte Strukturschicht aufgetragen werden. Beispielsweise
umfasst beim TOPOCROM
®-Verfahren die dort gebildete Strukturchromschicht halbkugelförmige Kalotten. Auf
die Strukturschicht kann anschliessend noch eine Deckschicht zum Schutz der Strukturschicht
aufgebracht werden, welche vorzugsweise eine Dicke von vorzugsweise 2 bis 20 µm, besonders
bevorzugt 3 bis 15 µm und insbesondere 4 bis 10 µm aufweist. Die Herstellung einer
derartigen Dreischichtstruktur aus Chrom ist beispielsweise in der
EP-0 565 070 B1 und der
EP-0 722 515 B1 beschrieben.
[0031] Zur Abscheidung der verschiedenen Chromschichten ist es erforderlich, die Temperatur
des Elektrolyten in Abhängigkeit von der abzuscheidenden Schicht zu variieren. Üblicherweise
erfolgt das Erwärmen des Elektrolyten direkt im Elektrolysereaktor, beispielsweise
durch externe Heizelemente. Bei einer aus Umweltschutzgründen und aufgrund regulatorischer
Anforderungen erwünschten vollständig geschlossenen Prozessführung ist dies jedoch
nachteilig. Für die Anpassung der Temperatur des Elektrolyten auf die gewünschte Prozesstemperatur
ist ein vergleichsweise hoher Aufwand und Zeitbedarf erforderlich. Durch externes
Erwärmen kann es zu unerwünschten Nebenreaktionen im Elektrolysereaktor kommen, und
der eingesetzte Elektrolyt hat eine kürzere Lebensdauer. Diese Nachteile werden durch
die vorliegende Erfindung ebenfalls überwunden.
[0032] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum galvanischen Aufbringen
einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere einer Chrombeschichtung, auf einen Körper,
beispielsweise ein Maschinenbauteil, wobei die Oberflächenbeschichtung in einem, vorzugsweise
geschlossenen, Reaktor in einem mindestens zweistufigen, vorzugsweise dreistufigen
Prozess durchgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass eine im Reaktor enthaltende
Elektrolytlösung mit einer Temperatur T1 für die Durchführung einer nachfolgenden
Prozessstufe durch eine Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠ T1 ersetzt wird.
[0033] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren ist es möglich, das gesamte galvanische Verfahren
in einem geschlossenen Reaktor zu gestalten, wobei das galvanische Verfahren zu einem
Mehrschichtaufbau eingesetzt werden kann. Unter einem Mehrschichtaufbau wird hierbei
die Erzeugung von mindestens zwei, vorzugsweise drei, aber gegebenenfalls auch mehr
Schichten übereinander auf der Oberfläche eines zu beschichtenden Körpers verstanden.
[0034] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren wird eine fehlerfreie mehrschichtige Beschichtung
auf der Oberfläche eines zu beschichtenden Körpers realisiert, ohne dass der Körper
hierbei aus dem Reaktor entnommen werden muss. Das Verfahren kann unter Erfüllung
der derzeit zu erwartenden Verschärfungen regulatorischer Vorschriften abwasserfrei
und emissionsfrei (d.h. ohne Emissionsbelastung am Arbeitsplatz; die Abluft aus dem
Reaktor wird über ein geschlossenes System abgeleitet; gereinigt und kann dann problemlos
abgegeben werden) betrieben werden. Das Verfahren ist bezüglich der eingesetzten Elektrolyten
sehr schonend. Die eingesetzten Elektrolyten haben eine sehr lange Lebensdauer, was
insbesondere im Hinblick auf die zu erwartenden regulatorischen Verschärfungen beim
Umgang mit Cr(VI)-haltigen Zusammensetzungen von erheblicher Bedeutung ist.
[0035] Gemäss der vorliegenden Erfindung werden die einzelnen Prozessstufen nicht dadurch
realisiert, dass ein einziger im Reaktor enthaltener Elektrolyt erwärmt beziehungsweise
abgekühlt wird. Erfindungsgemäss wird vielmehr eine Elektrolytlösung mit einer Temperatur
T1 für die nächste Prozessstufe durch eine Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2
≠ T1 ersetzt, d.h. es findet ein Austausch der Elektrolytlösungen statt.
[0036] Erfindungsgemäss bevorzugt wird der Austausch dadurch realisiert, dass das Ersetzen
der Elektrolytlösung mit einer Temperatur T1 durch eine Elektrolytlösung mit einer
Temperatur T2 ≠ T1 durch Einbringen der Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠
T1 in den Reaktor und dadurch bewirktes Herausdrängen der Elektrolytlösung mit einer
Temperatur T1 erfolgt.
[0037] Dies kann beispielsweise dadurch realisiert werden, dass in der Bodenfläche des Reaktors
oder im unteren Bereich, vorzugsweise im unteren Drittel, besonders bevorzugt im unteren
Viertel des Reaktors zur Durchführung des galvanischen Verfahrens mindestens ein Einlass
für eine Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠ T1 angeordnet ist. Durch diesen
Einlass kann Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠ T1 aus einem Vorratsbehälter
in den Reaktor eingeführt werden, beispielsweise mittels einer Pumpe. Der Einlass
ist vorzugsweise mit einer Sperrvorrichtung ausgestattet, beispielsweise ein Ventil
oder eine Tür. Gleichzeitig ist im oberen Bereich, vorzugsweise im oberen Drittel
und besonders bevorzugt im oberen Viertel des Reaktors mindestens eine Auslassöffnung
angeordnet. Wird nun der Einlass in den Reaktor geöffnet und Elektrolytlösung mit
einer Temperatur T2 ≠ T1 in den Reaktor eingeführt, verdrängt dieser Elektrolyt den
im Reaktor vorhandenen Elektrolyten mit einer Temperatur T1, wobei der Elektrolyt
mit der Temperatur T1 durch den Auslass aus dem Reaktor herausgeführt wird. Der Auslass
kann mit einer Sperrvorrichtung ausgestattet sein, beispielsweise einem Ventil oder
einer Tür. Alternativ kann der Auslass auch als Überlaufsystem ausgebildet sein, d.h.
bei normalem Elektrolytniveau im Reaktor befindet sich der Auslass oberhalb des Elektrolyten.
Erst durch Zufuhr von Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠ T1 in den Reaktor
wird das Elektrolytniveau im Reaktor derart angehoben, dass es den Auslass erreicht
und durch diesen aus dem Reaktor abfliessen kann.
[0038] Erfindungsgemäss bevorzugt werden die verschiedenen Elektrolytlösungen in getrennten
Behältern gelagert und ausserhalb des Reaktors zur Durchführung des galvanischen Verfahrens
auf die gewünschte Temperatur eingestellt. Es kann sich bei den Behältern und herkömmliche
Flüssigkeitstanks handeln, welche gegenüber dem eingesetzten Elektrolyten beständig
sind. Die Einstellung der Temperatur des Elektrolyten kann auf bekannte Weise erfolgen,
beispielsweise durch Heizelemente.
[0039] Die Elektrolytbehälter sind über Verbindungsleitungen, vorzugsweise Rohre, mit dem
Reaktor zur Durchführung des galvanischen Verfahrens verbunden. Die aus den verschiedenen
Elektrolytbehältern kommenden Rohre können über separate Einlässe in den Reaktor geführt
werden. Es ist aber auch möglich, die aus den verschiedenen Elektrolytbehältern kommenden
Rohre vor dem Reaktor zusammenzuführen und über einen einzigen Einlass in den Reaktor
zu führen. Im letzteren Fall sind vor dem Zusammenführungspunkt der Rohre in den einzelnen
Rohren Sperrvorrichtungen vorzusehen, beispielsweise ein Ventil oder eine Tür, um
eine selektive Einleitung einer bestimmten Elektrolytlösung in den Reaktor zu ermöglichen.
[0040] Analog ist der Auslass oder sind die Auslässe aus dem Reaktor über Verbindungsleitungen,
vorzugsweise Rohre, mit den jeweiligen Elektrolytbehältern verbunden. Die in die verschiedenen
Elektrolytbehälter führenden Rohre können über separate Auslässe im oberen Bereich
des Reaktors mit dem Reaktorinnern verbunden werden. Es ist aber auch möglich, die
in die verschiedenen Elektrolytbehälter führenden Rohre ausserhalb des Reaktors zusammenzuführen
und über einen einzigen Auslass mit dem Reaktorinnern zu verbinden. Im letzteren Fall
sind vor dem Zusammenführungspunkt der Rohre in den einzelnen Rohren Sperrvorrichtungen
vorzusehen, beispielsweise ein Ventil oder eine Tür, um eine selektive Überführung
einer bestimmten Elektrolytlösung aus dem Reaktor in den für diese Elektrolytlösung
vorgesehenen Behälter zu ermöglichen.
[0041] Es ist erfindungsgemäss weiterhin bevorzugt, dass die während einer Prozessstufe
im Reaktor enthaltene Elektrolytlösung kontinuierlich durch Herausbefördern aus dem
Reaktor und Ersetzen mit der gleichen Elektrolytlösung umgewälzt wird. Dies kann beispielsweise
dadurch erfolgen, dass für diese Elektrolytlösung ein Einlass in den Reaktor und ein
Auslass aus dem Reaktor durchströmbar ist (vorzugsweise durch Öffnen entsprechender
Sperrvorrichtungen) und diese Elektrolytlösung beispielsweise durch Betreiben einer
Umwälzpumpe kontinuierlich umgewälzt wird. Dadurch wird eine gleichbleibende Qualität
der Elektrolytlösung im Reaktor gewährleistet.
[0042] Die vorliegende Erfindung betrifft somit weiterhin eine Vorrichtung zum galvanischen
Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere einer Chrombeschichtung, insbesondere
zur Durchführung eines vorstehend beschriebenen Verfahrens, umfassend einen Reaktor
zur Aufnahme eines zu beschichtenden Körpers, beispielsweise eines Maschinenbauteil,
eine Anode und mindestens zwei, vorzugsweise zwei Elektrolytbehälter, dadurch gekennzeichnet,
dass die Elektrolytbehälter (über Verbindungsleitungen durch separate Einlässe und
Auslässe mit dem Innern des Reaktors verbunden sind.
[0043] Das erfindungsgemässe Verfahren ist besonders bevorzugt derart ausgestaltet, dass
die Oberflächenbeschichtung in einem dreistufigen Prozess durchgeführt wird, wobei
die erste Prozessstufe im Reaktor mit einer Elektrolytlösung mit einer Temperatur
T1 durchgeführt wird, anschliessend die zweite Prozessstufe mit einer Elektrolytlösung
mit einer Temperatur T2 ≠ T1 durchgeführt wird, und die die dritte Prozessstufe mit
einer Elektrolytlösung mit einer Temperatur T3 ≠ T2 durchgeführt wird. Besonders bevorzugt
ist hierbei, dass die Temperatur T3 gleich der Temperatur T1 ist. Gemäss einer bevorzugten
Ausführungsform ist T2<T1 und ganz besonders bevorzugt ist T2<T1 und T1=T3.
[0044] Diese Ausgestaltung des erfindungsgemässen Verfahrens kann verwendet werden, um bei
einer Chrombeschichtung in drei aufeinanderfolgenden Prozessschritten nacheinander
eine Grundchromschicht, eine Strukturchromschicht und eine Deckschicht aufgetragen.
Die Stromführung bei diesen Prozessstufen kann wie in der
EP-0 565 070 B1 und
EP-0 722 515 B1 beschrieben durchgeführt werden. In der ersten Prozessstufe, der Abscheidung der
Grundschicht aus Chrom, wird ein Elektrolyt in den Reaktor eingeleitet, welcher eine
Temperatur im Bereich von 40 bis 60°C, vorzugsweise 45 bis 55°C aufweist. Sobald die
Bildung der Grundschicht abgeschlossen ist, wird dieser Elektrolyt durch einen zweiten
Elektrolyten ersetzt, welcher eine tiefere Temperatur im Bereich von 25 bis 39°C,
vorzugsweise 30 bis 38°C aufweist. Mit Hilfe dieses zweiten Elektrolyten wird die
Abscheidung der Strukturchromschicht durchgeführt. Sobald die Bildung der Strukturchromschicht
abgeschlossen ist, wird dieser Elektrolyt durch einen dritten Elektrolyten ersetzt,
welcher wieder eine höhere Temperatur im Bereich von 40 bis 60°C, vorzugsweise 45
bis 55°C aufweist. Mit Hilfe dieses dritten Elektrolyten wird die Abscheidung der
Deckschicht aus Chrom durchgeführt. Sofern für den ersten und dritten Elektrolyten
die gleiche Temperatur einzustellen ist, kann für die erste und dritte Prozessstufe
auch der gleiche Elektrolyt verwendet werden.
[0045] Der Reaktor zur Durchführung des galvanischen Verfahrens kann jede beliebige Form
aufweisen. Eine Zylinderform ist bevorzugt. Höhe und Grundfläche des Reaktors können
je nach zu beschichtendem Körper variiert werden.
[0046] Erfindungsgemäss bevorzugt kann die Deckfläche des Reaktors geöffnet werden, d.h.
beispielsweise in Form eines Deckels ausgestaltet sein, um den zu beschichtenden Körper
in den Reaktor einzuführen.
[0047] Wie vorstehend beschrieben ist der Reaktor mit einem oder mehreren Einlässen und
einen oder mehreren Auslässen für die Elektrolytlösungen ausgestattet, welche über
entsprechende Verbindungsleitungen mit den Behältern für die Elektrolytlösungen verbunden
sind.
[0048] Weiterhin ist der Reaktor über Stromleitungen mit einem Gleichrichter verbunden,
aus welchem der Reaktor mit dem für das galvanische Verfahren erforderlichen Strom
versorgt wird. Gleichrichter sind bekannt und müssen hier nicht näher erläutert werden.
Wie vorstehend ausgeführt ist es erfindungsgemäss nicht erforderlich, umpolbare Gleichrichter
einzusetzen, da für das erfindungsgemässe Verfahren eine Umpolung nicht erforderlich
ist. Erfindungsgemäss vorteilhaft können daher kostengünstigere, nicht umpolbare Gleichrichter
eingesetzt werden.
[0049] Innerhalb des Reaktors ist eine Anode fest angeordnet. Wie vorstehend beschrieben
kommt beim erfindungsgemässen Verfahren vorzugsweise eine Anode aus platiniertem Titan
zum Einsatz. Bleielektroden können zwar in vielen Fällen auch eingesetzt werden, weisen
aber einige Nachteile auf.
[0050] Im Betriebszustand ist der als Kathode fungierende zu beschichtende Körper derart
im Reaktor angeordnet, dass seine Oberfläche einen Abstand zur Anode im Bereich von
5 bis 80 cm, vorzugsweise 30 bis 60 cm aufweist.
[0051] Grundsätzlich kann wie vorstehend beschrieben als Kathode jeder Körper eingesetzt
werden, welcher mit dem erfindungsgemässen verfahren beschichtet werden kann, vorzugsweise
mit Chrom beschichtet werden kann. Erfindungsgemäss bevorzugt handelt es sich bei
dem zu beschichtenden Körper um ein Bauteil einer Maschine, beispielsweise um Förderwalzen
für den Textil- und Carbonfaser-Bereich, um Rollen und Walzen im Druckbereich, Walzen
in Einzugsmaschinen in der Blechindustrie, sowie Dressierwalzen zur Texturierung von
Blechen für beispielsweise die Automobilindustrie.
[0052] Derartige Körper sind üblicherweise aus Eisen oder Stahl gefertigt, können aber auch
aus anderen Materialien bestehen.
[0053] Erfindungsgemäss bevorzugt handelt es sich bei dem zu beschichtenden Körper um einen
rotationssymmetrischen Körper, der während des galvanischen Verfahrens zum Erreichen
einer gleichmässigen Oberflächenbeschichtung gedreht werden kann.
[0054] Hierfür ist der Reaktor vorzugsweise mit einem Motor zum Drehen des Körpers ausgestattet.
Erfindungsgemäss bevorzugt ist der Motor an der Deckfläche des Reaktors angeordnet
und kann auf einfache Weise, beispielsweise durch eine Steckverbindung, mit dem zu
beschichtenden Körper verbunden werden.
[0055] Erfindungsgemäss bevorzugt wird das galvanische Verfahren unter Rotation des zu beschichtenden
rotationssymmetrischen Körpers durchgeführt.
[0056] Erfindungsgemäss besonders bevorzugt werden beide hier beschriebenen Massnahmen miteinander
kombiniert, d.h. das galvanische Verfahren wird in einem mindestens zweistufigen,
vorzugsweise dreistufigen Prozess durchgeführt, wobei eine im Reaktor enthaltende
Elektrolytlösung mit einer Temperatur T1 für die Durchführung einer nachfolgenden
Prozessstufe durch eine Elektrolytlösung mit einer Temperatur T2 ≠ T1 ersetzt wird,
und wobei auf den Körper vor dem galvanischen Aufbringen der Oberflächenbeschichtung
eine Schicht aus einer durch eine eingesetzte Elektrolytlösung oxidierbare Verbindung,
vorzugsweise eine Polyhydroxyverbindung, mit einer Viskosität von mindestens 1000
mPas bei 25°C aufgetragen wird.
[0057] Wie vorstehend beschrieben ist die Polyhydroxyverbindung erfindungsgemäss bevorzugt
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Glycerin, Kohlenhydraten, und bestimmten Polyalkylenoxiden
wie Polyethylenglykol, beispielsweise Polyethylenglykol 1500 (von Merck). Erfindungsgemäss
sind bei Raumtemperatur flüssige Polyalkylenoxide beziehungsweise Lösungen von Polyalkylenoxiden
einsetzbar. Erfindungsgemäss bevorzugt ist Glycerin oder Polyethylenglykol 1500.
[0058] Die Vorbehandlung kann wie vorstehend beschrieben durchgeführt werden.
[0059] Erfindungsgemäss bevorzugt ist weiterhin, dass während der Oberflächenbeschichtung
der Reaktor mittels eines Belüftungssystems zur Entfernung entstehender Gase betrieben
wird. Während der Durchführung des galvanischen Verfahrens bilden sich an der Kathode
Wasserstoff und an der Anode Sauerstoff. Zur Vermeidung der Ausbildung eines Knallgasgemisches
wird vorzugsweise die gasförmige Atmosphäre im Reaktor beispielsweise mittels einer
Saugpumpe kontinuierlich oder zu bestimmten Zeitpunkten entfernt.
[0060] Sobald der vorzugsweise erfindungsgemäss vorbehandelte zu beschichtende Körper in
den Reaktor eingeführt und der Reaktor geschlossen wurde, kann das gesamte erfindungsgemässe
Verfahren in einer vollständig geschlossenen Anlage durchgeführt werden. Sämtliche
Prozessparameter und Prozessschritte, wie die Stromregulierung, die Zufuhr und Abfuhr
der verschiedenen Elektrolytlösungen, gegebenenfalls das Absaugen der Reaktoratmosphäre,
können mit Hilfe einer elektronischen Steuereinheit überwacht und durchgeführt werden.
[0061] Nach Beendigung des galvanischen Abscheideprozesses wird die gesamte Elektrolytlösung
aus dem Reaktor entfernt und der beschichtete Körper vorzugsweise mit Wasser oder
einer wässrigen Reinigungslösung gereinigt. Erst danach wird der Reaktor geöffnet,
um den beschichteten Körper zu entnehmen. Während des gesamten Verfahrens tritt keine
Emissionsbelastung auf. Der eingesetzte Elektrolyt wird in verschlossenen Behältern
aufbewahrt und hat eine sehr lange Haltbarkeit.
[0062] Die vorliegende Erfindung wird anhand von nicht einschränkenden
[0063] Figuren und Beispielen näher erläutert.
[0064] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemässen Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemässen Verfahrens
Beispiel 1
[0065] Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer erfindungsgemässen Vorrichtung zur
Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens. Die Vorrichtung 1 umfasst einen Reaktor
2 zur Durchführung des galvanischen Verfahrens. Der Reaktor 2 ist durch einen abnehmbaren
Deckel 3 verschlossen.
[0066] In den Reaktor 2 wird ein zu beschichtender Körper 4, vorzugsweise ein rotationssymmetrischer
Körper, als Kathode eingeführt. Weiterhin ist im Reaktor 2 eine Anode 5 angeordnet,
welche vorzugsweise aus platiniertem Titan besteht. Der zu beschichtende Körper 4
ist über eine drehbare Stange 6 mit dem Deckel 3 verbunden.
[0067] Aus den Elektrolytbehältern 7,8 kann über Verbindungsleitungen 7a, 8a Elektrolytlösung
in den Reaktor 2 eingeleitet werden. In der Fig. 1 sind nur zwei Behälter 7, 8 mit
jeweiligen Verbindungsleitungen 7a, 8a gezeigt; es können nach Bedarf aber auch zusätzliche
Behälter und Verbindungsleitungen bereitgestellt werden. Die Verbindungsleitungen
7a, 8a können mittels Sperrvorrichtungen 7b, 8b, welche vorzugsweise Ventile sind,
geöffnet und geschlossen werden, so das gezielt nur ein bestimmter Elektrolyt in den
Reaktor 2 gelangt.
[0068] Die Verbindungsleitungen 7a, 8a enden in Einlässen, die in der Bodenfläche des Reaktors
2 angeordnet sind. Im oberen Drittel des Reaktors 2 sind Auslässe angeordnet, über
welche Elektrolyt abfliessen und über Verbindungsleitungen 7c, 8c in die Elektrolytbehälter
7,8 zurückfliessen kann. Die Verbindungsleitungen 7c, 8c können mittels Sperrvorrichtungen
7d, 8d, welche vorzugsweise Ventile sind, geöffnet und geschlossen werden, so das
gezielt nur ein bestimmter Elektrolyt aus dem Reaktor 2 in den vorgesehenen Elektrolytbehälter
7,8 gelangt.
[0069] Zur Beförderung des Elektrolyts durch die Leitungen 7a, 7c, 8a, 8c sind (nicht gezeigte)
Pumpen vorgesehen.
[0070] Ein mit Wechselspannung betriebener Gleichrichter 9 versorgt über Stromleitungen
9a, 9b die Kathode 4 und Anode 5 mit dem für das Verfahren erforderlichen Gleichstrom.
[0071] Die Vorrichtung 1 wird mittels einer (nicht gezeigten) elektronischen Prozesseinheit
gesteuert.
[0072] Erfindungsgemäss wird der rotationssymmetrische Körper vorzugsweise vorbehandelt,
ehe er in den Reaktor 2 eingebracht wird. Nach einer mechanischen Oberflächenbehandlung,
beispielsweise durch Schleifen oder Sandstrahlen, wird die Oberfläche des Körpers
4 zunächst mit einem mit Ethanol getränkten Reinigungstuch gereinigt. Anschliessend
wird mittels eines Schwingschleifers ein Film aus Polyethylenglykol 1500 (von Merck)
auf die Oberfläche des Körpers 4 aufgetragen.
[0073] Der so vorbehandelte Körper 4, beispielsweise ein Stahlzylinder, wird in den Reaktor
2 gebracht, und der Reaktor 2 mit dem Deckel 3 verschlossen. Nun wird aus dem Behälter
7 als Elektrolyt eine Mischung aus 250 g CrO
3 und 2,5 g Schwefelsäure in 1 l Wasser in den Reaktor 2 gepumpt. Der Elektrolyt wird
zuvor auf 50°C erwärmt. Der Körper 4 wird gedreht, es wird Strom angelegt, und es
bildet sich eine erste Chromschicht. Während dieser ersten Prozessstufe sind die Sperrvorrichtungen
7b und 7d geöffnet und die Sperrvorrichtungen 8b, 8d geschlossen, und der Elektrolyt
aus dem Behälter 7 wird kontinuierlich umgewälzt.
[0074] Nach Beendigung der ersten Prozessstufe wird die Sperrvorrichtung 7b geschlossen
und dafür die Sperrvorrichtung 8b geöffnet. Die Sperrvorrichtung 7d bleibt geöffnet,
während die Sperrvorrichtung 8d geschlossen ist. Nun wird aus dem Behälter 8 als Elektrolyt
eine Mischung aus 250 g CrO
3 und 2,5 g Schwefelsäure in 1 l Wasser in den Reaktor 2 gepumpt. Der Elektrolyt wird
zuvor auf 37°C erwärmt. Der Elektrolyt aus dem Behälter 8 drängt den aus dem Behälter
7 stammenden wärmeren Elektrolyten über die Leitung 7c in den Behälter 7 zurück. Sobald
der Elektrolyt aus dem Behälter 7 vollständig aus dem Reaktor 2 verdrängt ist, wird
die Sperrvorrichtung 7d geschlossen und die Sperrvorrichtung 8d geöffnet. Im Reaktor
2 befindet sich nun der Elektrolyt aus dem Behälter 8. Der Körper 4 wird gedreht,
es wird Strom angelegt, und es bildet sich eine zweite Chromschicht (Strukturschicht).
Während dieser zweiten Prozessstufe sind die Sperrvorrichtungen 8b und 8d geöffnet,
und der Elektrolyt aus dem Behälter 8 wird kontinuierlich umgewälzt.
[0075] Nach Beendigung der zweiten Prozessstufe wird die Sperrvorrichtung 8b geschlossen
und dafür die Sperrvorrichtung 7b geöffnet. Die Sperrvorrichtung 8d bleibt geöffnet,
während die Sperrvorrichtung 7d geschlossen ist. Nun wird aus dem Behälter 7 als Elektrolyt
eine Mischung aus 250 g CrO
3 und 2,5 g Schwefelsäure in 1 l Wasser in den Reaktor 2 gepumpt. Der Elektrolyt wird
zuvor auf 50°C erwärmt. Der Elektrolyt aus dem Behälter 7 drängt den aus dem Behälter
8 stammenden wärmeren Elektrolyten über die Leitung 8c in den Behälter 8 zurück. Sobald
der Elektrolyt aus dem Behälter 8 vollständig aus dem Reaktor 2 verdrängt ist, wird
die Sperrvorrichtung 8d geschlossen und die Sperrvorrichtung 7d geöffnet. Im Reaktor
2 befindet sich nun der Elektrolyt aus dem Behälter 7. Der Körper 4 wird gedreht,
es wird Strom angelegt, und es bildet sich eine dritte Chromschicht (Deckschicht).
Während dieser dritten Prozessstufe sind die Sperrvorrichtungen 7b und 7d geöffnet,
und der Elektrolyt aus dem Behälter 7 wird kontinuierlich umgewälzt.
[0076] Während sämtlicher Prozessstufen kann die Gasatmosphäre im Reaktor 2 mittels einer
(nicht gezeigten) Pumpe abgesaugt werden, um die Bildung eines Knallgasgemisches zu
verhindern.
[0077] Nach Beendigung der dritten Prozessstufe wird die Sperrvorrichtung 7b geschlossen,
während die Sperrvorrichtung 7d geöffnet bleibt. Der gesamte Elektrolyt wird aus dem
Reaktor 2 entfernt. Der beschichtete Körper 4 wird mit Wasser oder einer wässrigen
Lösung gereinigt, welche aus einer (nicht gezeigten) Leitung in den Reaktor 2 eingeleitet
wird. Das Reinigungswasser wird anschliessend aus dem Reaktor 2 abgeleitet und gereinigt.
Der Reaktor 2 wird nun geöffnet, und der beschichtete Körper 4 wird entnommen.
1. Verfahren zum galvanischen Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere
einer Chrombeschichtung, auf einen Körper (4), beispielsweise ein Maschinenbauteil,
dadurch gekennzeichnet, dass auf den Körper vor dem galvanischen Aufbringen der Oberflächenbeschichtung eine Schicht
aus einer durch eine eingesetzte Elektrolytlösung oxidierbaren Verbindung, vorzugsweise
einer Polyhydroxyverbindung, mit einer Viskosität von mindestens 1000 mPas bei 25°C
aufgetragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Polyhydroxyverbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Glycerin, Kohlenhydraten
und Polyethylenglykol.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper (4) vor dem Auftragen der Schicht aus einer Polyhydroxyverbindung mit
einem Alkohol, vorzugsweise Ethanol, gereinigt wird.
4. Verfahren zum galvanischen Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere
einer Chrombeschichtung, auf einen Körper (4), beispielsweise ein Maschinenbauteil,
wobei die Oberflächenbeschichtung in einem, vorzugsweise geschlossenen, Reaktor (2)
in einem mindestens zweistufigen, vorzugsweise dreistufigen Prozess durchgeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass eine im Reaktor (2) enthaltende Elektrolytlösung mit einer Temperatur T1 für die
Durchführung einer nachfolgenden Prozessstufe durch eine Elektrolytlösung mit einer
Temperatur T2 ≠ T1 ersetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Ersetzen der Elektrolytlösung mit einer Temperatur T1 durch eine Elektrolytlösung
mit einer Temperatur T2 ≠ T1 durch Einbringen der Elektrolytlösung mit einer Temperatur
T2 ≠ T1 in den Reaktor (2) und dadurch bewirktes Herausdrängen der Elektrolytlösung
mit einer Temperatur T1 erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die während einer Prozessstufe im Reaktor (2) enthaltene Elektrolytlösung kontinuierlich
durch Herausbefördern aus dem Reaktor (2) und Ersetzen mit der gleichen Elektrolytlösung
umgewälzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenbeschichtung in einem dreistufigen Prozess im Reaktor (2) durchgeführt
wird, wobei die erste Prozessstufe mit einer Elektrolytlösung mit einer Temperatur
T1 durchgeführt wird, anschliessend die zweite Prozessstufe mit einer Elektrolytlösung
mit einer Temperatur T2 ≠ T1 durchgeführt wird, und die die dritte Prozessstufe mit
einer Elektrolytlösung mit einer Temperatur T3 ≠ T2 durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur T3 gleich der Temperatur T1 ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass auf den Körper (4) vor dem galvanischen Aufbringen der Oberflächenbeschichtung eine
Schicht aus einer durch eine eingesetzte Elektrolytlösung oxidierbare Verbindung,
vorzugsweise eine Polyhydroxyverbindung, mit einer Viskosität von mindestens 1000
mPas bei 25°C aufgetragen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Polyhydroxyverbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Glycerin, Kohlenhydraten,
vorzugsweise Glucose, und Polyethylenglykol.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper (4) vor dem Auftragen der Schicht aus einer Polyhdryoxyverbindung mit
einem Alkohol, vorzugsweise Ethanol, gereinigt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper (4) rotationsymmetrisch ist.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper (4) während der Oberflächenbeschichtung rotiert.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass während der Oberflächenbeschichtung der Reaktor (2) mittels eines Belüftungssystems
zur Entfernung entstehender Gase betrieben wird.
15. Vorrichtung zum galvanischen Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung, insbesondere
einer Chrombeschichtung, insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens gemäss einem
der Ansprüche 4 bis 14, umfassend einen Reaktor (2) zur Aufnahme eines zu beschichtenden
Körpers (4), beispielsweise eines Maschinenbauteil, eine Anode (5) und mindestens
zwei, vorzugsweise zwei Elektrolytbehälter (7,8), dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrolytbehälter (7,8) über Verbindungsleitungen (7a, 7c, 8a, 8c) durch separate
Einlässe und Auslässe mit dem Innern des Reaktors (2) verbunden sind.