[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verbinden zweier textiler Flächengebilde
sowie eine Steppmaschine, die gemäß dem Verfahren betrieben ist.
[0002] In der Textilindustrie ist es erforderlich, zwei textile Flächengebilde, insbesondere
Stoffe, miteinander zu verbinden. So weisen beispielsweise Jacken einen von dem Innenfutter
abweichenden Außenstoff auf. Auch bei Decken oder Vorhängen werden zwei Stoffbahnen
miteinander verbunden um die unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Seiten
des Produkts erfüllen zu können. Meist befindet sich zwischen den beiden textilen
Flächengebilden eine Polsterung, beispielsweise ein Schaumstoff. Die Verbindung der
textilen Flächengewebe erfolgt meistens mittels eines Fadens, da auf diese Weise eine
vergleichsweise flexible und robuste Verbindung erschaffen wird.
[0003] Mittels des Fadens wird eine Naht erstellt, die bestimmte Einstichpunkte aufweist.
Hierbei wird der Faden mittels einer Nadel einer Steppmaschine durch die Einstichpunkte
geführt. Die Naht verläuft in einem bestimmten Muster, das einerseits ästhetische
Ansprüche erfüllt, und das andererseits auf bestimmte Erfordernisse angepasst ist,
wie beispielsweise eine bestimme Robustheit. Hierbei ist es erforderlich, die Einstichpunkte,
insbesondere in etwaigen Ecken des Musters, vergleichsweise genau mittels der den
Faden führenden Nadel anzupositionieren, um eine vergleichsweise hohe Qualität der
verbundenen Gebildes zu erhalten.
[0004] Falls das Muster vergleichsweise spitze Ecken aufweist, also Ecken, deren Innenwickel
kleiner als 90° ist, ist in diesem Bereich ein abruptes Abbremsen und Beschleunigen
der Nadel erforderlich, um eine hohe Maschinengeschwindigkeit zu gewährleisten. Dies
kann lediglich mittels einer leistungsstarken Antriebstechnik realisiert werden, die
vergleichsweise kostenintensiv ist. Zudem ist die mechanische Belastung der mechanischen
Komponenten der Steppmaschine vergleichsweise groß, weswegen mit einem hohen Verschleiß
der Antriebstechnik sowie weiterer Mechanik der Steppmaschine gerechnet werden muss.
Diese bedingt eine lange Stillstandszeit zur Wartung oder Reparatur der Steppmaschine.
[0005] Aus
DE 36 32 046 A1 ist ein Verfahren zum Betrieb eines Nähautomaten mit einem Nähkopf mit Drehgehäuse
bekannt. Zur Korrektur des sich aus der Überlagerung der Bewegung von Drehgehäuse
und Stichbildungswerkzeugen ergebenden Stichlängenfehlers ist vorgesehen, dass aus
den x- bzw. y-Koordinaten der jeweiligen Einstichpunkte die Drehwinkeländerung des
Drehgehäuses von einem Stich zum nächsten erfasst und hieraus ein Korrektursignal
für einen Antriebsmotor, insbesondere für die x- bzw. y-Antriebsmotoren des Nähguthalters,
gebildet wird.
[0006] In
EP 0 450 369 B1 ist eine Vorrichtung zum Bewegen von Arbeitseinheiten entlang einiger Wege offenbart.
Die Vorrichtung umfasst ein Laufwerk, das sich entlang einer Achse X bewegen kann
und einen entlang des Laufwerks entlang einer Achse Y geführten Wagen trägt. Die Vorrichtung
umfasst ferner Trägermittel, die mit dem Wagen verbunden sind und eine Trägerplattform
tragen, wobei das Trägermittel um eine Achse Z drehbar ist. Eine Arbeitseinheit ist
auf der Plattform angebracht, und das Trägermittel ist gebildet von einem Rahmen,
der vertikal abfällt und von einem vertikalen Arm gebildet ist, der sich mit einer
Vielzahl von Teilen erstreckt, die so gebogen sind, dass sie eine C-förmige Schleife
bilden, deren Ende einen Träger für die Plattform bildet, wobei die Plattform ferner
um eine Achse drehbar ist, die senkrecht ist zu der Ebene, die durch die Achsen X
und Y verläuft, und wobei die Achse mit der Arbeitsachse der Arbeitseinheit zusammenfällt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein besonders geeignetes Verfahren zum
Verbinden zweier textiler Flächengebilde mittels eines Fadens sowie eine besonders
geeignete Steppmaschine anzugeben, bei denen einerseits eine Verarbeitungsgeschwindigkeit
erhöht und vorzugsweise eine mechanische Belastung reduziert ist.
[0008] Hinsichtlich des Verfahrens wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 1
und hinsichtlich der Steppmaschine durch die Merkmale des Anspruchs 7 erfindungsgemäß
gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0009] Das Verfahren dient dem Verbinden zweier textiler Flächengebilde mittels eines Fadens.
Als textiles Flächengebilde wird beispielsweise ein gewebter Stoff herangezogen, der
insbesondere aus Wolle, Baumwolle oder Polyesterfäden gewebt ist. Insbesondere werden
die beiden Flächengebilde übereinander positioniert, wobei diese vorzugsweise in direktem
mechanischem Kontakt sind. Zweckmäßigerweise werden die beiden textilen Flächengebilde
gegeneinander gepresst. Beispielsweise wird zwischen den beiden textilen Flächengebilden
ein drittes textiles Flächengebilde oder dergleichen, beispielsweise ein Schaumstoff
angeordnet. Das Verfahren sieht vor, dass ein erster Einstichpunkt, ein zweiter Einstichpunkt
und ein dritter Einstichpunkt bestimmt werden, an denen jeweils der Faden durch die
beiden textilen Flächengebilde geführt werden soll. Hierbei soll der Faden zunächst
durch das erste Einstichpunkt darauf folgend durch den zweiten Einstichpunkt und in
einem weiteren Schritt durch den dritten Einstichpunkt geführt werden.
[0010] In einem weiteren Arbeitsschritt wird ein Winkel zwischen dem ersten und dem dritten
Einstichpunkt bestimmt, wobei der zweite Einstichpunkt den Scheitel des Winkels bildet.
Der Winkel ist folglich zwischen 0° und 180°, wobei der Winkel gleich 180° ist, sofern
die drei Einstichpunkte auf einer Geraden liegen und der zweite Einstichpunkt zwischen
dem ersten und dem dritten Einstichpunkt angeordnet ist.
[0011] In einem weiteren Arbeitsschritt wird eine Kontur bestimmt, auf der die drei Einstichpunkte
liegen, wobei der zweite Einstichpunkt zwischen dem ersten und dem dritten Einstichpunkt
auf der Kontur angeordnet ist. Zur Bestimmung der Kontur wird eine Splineinterpolation
herangezogen, sofern der Winkel kleiner oder gleich einem Grenzwinkel ist. Beispielsweise
ist der Grenzwinkel gleich 0° oder 180°. Mit anderen Worten wird stets die Splineinterpolation
herangezogen. Hierbei bilden die Einstichpunkte Stützstellen, oder auch Knoten, der
Spline und der Bereich zwischen den Einstichpunkten ist mittels zumindest stückweiser
stetiger Polynome vom Grade mindestens zwei gebildet. Infolgedessen ist die Ableitung
der Kontur an den Einstichpunkten stetig. In einem weiteren Arbeitsschritt wird die
Nadel entlang der Kontur bewegt, wobei mittels der Nadel an jedem der Einstichpunkte
der Faden durch die Flächengebilde geführt wird.
[0012] Aufgrund der Verwendung der Splineinterpolation bei Winkeln kleiner oder gleich dem
Grenzwinkel ist die Ableitung der Kontur beim zweiten Einstichpunkt stetig. Somit
ist kein abrupter Richtungswechsel und/oder Beschleunigung der Nadel im Bereich des
zweiten Einstichpunkts erforderlich. Folglich ist die Änderung der Kraft, die auf
die Nadel oder auf eine mit dieser gekoppelten Mechanik aufgebracht wird, also deren
jeweilige Beschleunigung vergleichsweise gering, zumindest jedoch im Vergleich zu
einer den Winkel aufweisenden Kontur verringert, sodass die mechanische Belastung
der Nadel ebenfalls verringert ist. In Folge dessen ist der Verschleiß verringert.
Zudem sind lediglich vergleichsweise gering dimensionierte Antriebskomponenten für
die Bewegung der Nadel erforderlich. Auf diese Weise wird eine etwaige, das Verfahren
ausführende Steppmaschine vergleichsweise weniger belastet, sodass deren Stillstandszeit
reduziert werden können. Insbesondere dient das Verfahren dem Betrieb einer Steppmaschine.
Sofern der Winkel größer als der Grenzwinkel ist, wird beispielsweise zwischen dem
ersten Einstichpunkt und dem zweiten Einstichpunkt eine Strecke als Kontur herangezogen.
Mit anderen Worten wird die kürzeste Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten
Einstichpunkt als Kontur herangezogen. Alternativ oder in Kombination hierzu wird
zwischen dem zweiten und dem dritten Einstichpunkt eine Strecke als Kontur herangezogen.
Sofern beidemal die Strecke herangezogen wird, wird die Nadel folglich im Bereich
des zweiten Einstichpunkts direkt entsprechend dem Winkel bewegt.
[0013] Zweckmäßigerweise wird als Grenzwinkel 90° herangezogen. Mit anderen Worten erfolgt
die Splineinterpolation, sofern mittels der Nadel nach Führen des Fadens durch den
zweiten Einstichpunkt in zumindest eine Richtung eine Bewegungsumkehr zum Erreichen
des dritten Einstichpunktes erfolgen müsste, was eine vergleichsweise hohe mechanische
Belastung darstellt.
[0014] Zweckmäßigerweise werden ein vierter und ein fünfter Einstichpunkt bestimmt. Hierbei
ist die Führung des Fadens durch den vierten Einstichpunkt zeitlich vor dem Führen
des Fadens durch den ersten Einstichpunkt. Nachdem der Faden durch den dritten Einstichpunkt
geführt wurde, wird der Faden durch den fünften Einstichpunkt geführt. Zusammenfassend
befinden sich die vierten und fünften Einstichpunkte ebenfalls auf der Kontur, entlang
derer die Nadel bewegt wird, wobei der erste, zweite und dritte Einstichpunkt zwischen
dem vierter und ein fünfter Einstichpunkt liegen. Beispielsweise wird als Kontur zwischen
dem vierten und dem ersten Einstichpunkt eine Strecke herangezogen, wenn der zwischen
dem vierten und dem zweiten Einstichpunkt gebildeten Winkel, der den ersten Einstichpunkt
als Scheitel aufweist, größer als der Grenzwinkel ist. Alternativ oder in Kombination
hierzu wird als Kontur zwischen dem dritten und dem fünften Einstichpunkt eine Strecke
herangezogen, wenn der zwischen dem zweiten und dem fünften Einstichpunkt gebildeten
Winkel, der den dritten Einstichpunkt als Scheitel aufweist, größer als der Grenzwinkel
ist.
[0015] In einer weiteren Ausführungsform wird, sofern der Winkel zwischen dem ersten, zweiten
und dritten Einstichpunkt kleiner als der Grenzwinkel ist, zur Bestimmung der Kontur
zwischen dem vierten und ersten Einstichpunkt die Splineinterpolation herangezogen,
unabhängig von dem zwischen dem vierten und dem zweiten Einstichpunkt gebildeten Winkel,
der den ersten Einstichpunkt als Scheitel aufweist. Beispielsweise wird zur Bestimmung
der Kontur zwischen dem dritten und dem fünften Einstichpunkt die Splineinterpolation
zur Bestimmung der Kontur herangezogen, was bevorzugt unabhängig von dem zwischen
dem zweiten und dem fünften Einstichpunkt gebildeten Winkel erfolgt, der den dritten
Einstichpunkt als Scheitel aufweist. Zusammenfassend wird zur Bestimmung der Kontur
zwischen dem vierten und dem fünften Punkt die Splineinterpolation herangezogen, wobei
der erste, zweite, dritte, vierte und fünfte Einstichpunkt auf der Kontur liegen.
Infolgedessen ist bei einer Bewegung der Nadel zwischen dem vierten und dem fünften
Einstichpunkt entlang der Kontur die mechanische Belastung der Nadel weiter verringert,
auch wenn ein zwischen dem vierten und zweiten Einstichpunkt gebildete Winkel mit
dem ersten Einstichpunkt als Scheitelpunkt größer als der Grenzwinkel ist. Somit ist
der Übergang zwischen dem Bereich der Kontur, der mittels einer Strecke und dem Bereich
der Kontur, der mittels einer Splineinterpolation bestimmt wird vergleichsweise sanft,
sofern eine Strecke zur Bestimmung der Kontur herangezogen wird.
[0016] Beispielsweise werden zur Splineinterpolation kubische Splines herangezogen. Mit
anderen Worten wird als Polynom ein kubisches Polynom herangezogen, also ein Polynom
vom Grade 3. Auf diese Weise ist die Kontur beim zweiten Einstichpunkt zweimal stetig
differenzierbar, was zu einer vergleichsweise geringen Belastung der Nadel im Bereich
des zweiten Einstichpunktes führt. Auch ist ein Berechnungsaufwand zur Erstellung
von kubischen Splines vergleichsweise gering, was die Zeit zur Erstellung der Kontur
verkürzt.
[0017] Alternativ hierzu werden Bézierkurven zur Erstellung der Kontur herangezogen. Beispielsweise
werden quadratische oder kubische Bézierkurven zur Bestimmung der Kontur verwendet.
Auf diese Weise ist ebenfalls mittels vergleichsweise einfacher Berechnungsvorschrift
die Erstellung der Kontur ermöglicht, wobei bei einer Bewegung der Nadel entlang der
Kontur abrupte Geschwindigkeitsänderungen aufgrund der stetigen Differenzierbarkeit
der als Kontur herangezogenen Bezierkurve vermieden werden.
[0018] Zweckmäßigerweise wird der Faden bei jedem Einstichpunkt mit einem Unterfaden verschlungen,
der geeigneterweise auf lediglich einer Seite des mittels der beiden textilen Flächengebilde
zu bildenden Gebildes angeordnet ist. Hierbei wird der Faden mittels der Nadel von
der verbliebenen Seite durch die beiden Flächengebilde hindurch geführt und dort mit
dem Unterfaden verschlungen. Hieran anschließend wird der Faden erneut durch den Einstichpunkt
auf die ursprüngliche Seite geführt. Dabei verbleibt der Unterfaden auf der ursprünglichen
Seite des Gebildes. Mit anderen Worten werden die beiden textilen Flächengebilde versteppt.
Zusammenfassend werden mittels des Verfahrens zwei textile Flächengebilde mittels
des Fadens verbunden, wobei als Verbindungsart Steppen herangezogen wird. Insbesondere
werden drei, vier oder mehr textile Flächengebilde mittels des Verfahrens verbunden,
die geeigneterweise übereinander gestapelt sind. Vorzugsweise wird der Faden durch
sämtliche textile Flächengebilde geführt.
[0019] Die Steppmaschine weist vorzugsweise zwei Wickelrollen auf, auf denen die zu verbindenden
textilen Flächengebilde zumindest teilweise aufgerollt sind. Insbesondere umfasst
die Steppmaschine eine weitere Wickelrolle, auf die die verbundenen Flächengebilde
nach deren Verbindung miteinander aufgerollt werden. Zweckmäßigerweise ist die weitere
Aufwickelrolle drehzahl- und/oder momentengeregelt. Auf diese Weise ist stets die
gleiche Längsgeschwindigkeit der textilen Flächengebilde vor Aufwickeln auf die Aufwickelrolle
realisierbar. Zudem ist ein Durchhängen der biegeschlaffen textilen Flächengebilde
aufgrund der Momentenregelung unterbunden.
[0020] Zweckmäßigerweise umfasst die Steppmaschine eine Nadel, mittels derer ein Faden geführt
werden kann. Beispielsweise weist die Nadel im Bereich einer Spitze ein Loch auf,
innerhalb dessen der Faden teilweise angeordnet ist. Zweckmäßigerweise umfasst die
Steppmaschine eine Halterung oder Aufnahme für eine Rolle, auf der der Faden teilweise
aufgewickelt ist. Zweckmäßigerweise weist die Steppmaschine ferner eine Halterung
oder Führung für einen Unterfaden auf. Zweckmäßigerweise ist der Unterfaden auf der
der Nadel gegenüberliegenden Seite der beiden Flächengebilde angeordnet.
[0021] Beispielsweise umfasst die Steppmaschine eine Anzahl von Nadeln, die vorzugsweise
in einem Verbund befestigt sind. Hierbei werden die beiden Nadeln zweckmäßigerweise
synchron bewegt. Mit anderen Worten sind die Nadeln besonders bevorzugt starr miteinander
verbunden, sodass lediglich eine einzige Mechanik zur Bewegung sämtlicher Nadeln vorhanden
sein muss. Beispielsweise sind die Nadeln an einem Kopf montiert, wobei die Steppmaschine
zweckmäßigerweise eine Nachführung umfasst, mittels derer ungewollte Bewegungen des
textilen Flächengebildes senkrecht zu dessen Bewegungsrichtung kompensiert werden.
Mit anderen Worten wird der Kopf nachgeführt. Insbesondere ist jeder Nadel ein Faden
zugeordnet.
[0022] Beim Betrieb der Steppmaschine werden in einem ersten Arbeitsschritt ein erster Einstichpunkt,
ein zweiter Einstichpunkt und ein dritter Einstichpunkt bestimmt. In einem weiteren
Arbeitsschritt wird ein Winkel zwischen dem ersten Einstichpunkt, dem zweiten Einstichpunkt
und dem dritten Einstichpunkt bestimmt. Hieran anschließend wird eine Kontur bestimmt,
entlang derer die Nadel der Steppmaschine bewegt wird, wobei sich die drei Einstichpunkte
auf der Kontur befinden. Der Faden wird durch die textilen Flächengebilde mittels
der Nadel geführt, wenn sich die Nadel an einem der Einstichpunkte befindet. Zur Bestimmung
der Kontur wird eine Splineinterpolation herangezogen, sofern der Winkel zwischen
dem ersten, dem zweiten und dem dritten Einstichpunkt kleiner oder gleich einem Grenzwinkel
ist. Zweckmäßigerweise ist die Steppmaschine kontinuierlich getaktet betrieben.
[0023] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert:
- Figur 1
- schematisch vereinfacht eine Steppmaschine,
- Figur 2
- schematisch vereinfacht ein Verfahren zum Betrieb der Steppmaschine, und
- Figur 3 - 5
- zeitlich aufeinander folgende Stadien zweier zu verbindender textiler Flächengebilde
in einer Draufsicht.
[0024] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0025] In Figur 1 ist schematisch vereinfacht eine Steppmaschine 2 in einer Seitenansicht
dargestellt. Die Steppmaschine 2 weist eine erste Abwickelrolle 4 auf, auf der ein
erstes textiles Flächengebilde 6 aufgewickelt ist. Das erste textile Flächengebilde
ist hierbei ein Oberstoff. Die Steppmaschine 2 weist ferner eine zweite Abwickelrolle
8 auf, auf der ein zweites textiles Flächengebilde 10 aufgewickelt ist. Das zweite
textile Flächengebilde ist ein Unterstoff. Die Steppmaschine 2 umfasst ferner eine
dritte Abwickelrolle 12, auf der ein Futterstoff 14 aufgewickelt ist. Der Oberstoff
6, der Unterstoff 10 und der Futterstoff 14 werden zu einer Decke 16 verbunden, die
auf eine Aufwickelrolle 18 aufgewickelt wird. Hierbei werden der Oberstoff 6, der
Unterstoff 10 und de Futterstoff 14 von den Wickelrollen 4, 8, 12 abgerollt und als
Decke 16 auf die Aufwickelrolle 18 aufgerollt. Die Aufwickelrolle 18 wird drehmoment-
und drehzahlgesteuert, sodass einerseits die biegeschlaffe Decke 16 nicht durchhängt
und andererseits die Decke 16 eine konstante Transversalgeschwindigkeit aufweist,
auch bei zunehmendem Radius der Aufwickelrolle 18.
[0026] Die Verbindung des Oberstoffs 6, der Unterstoffs 10 sowie des Futterstoffs 14 erfolgt
mittels eines Fadens 20, der auf einer ersten Spindel 22 aufgewickelt ist. Der Faden
20 wird mittels einer Nadel 24 durch den Oberstoff 6, den Futterstoff 14 und den Unterstoff
10 geführt. Dort wird der Faden 20 mit einem Unterfaden 26 verschlungen, der auf einer
zweiten Spindel 28 aufgewickelt ist, die auf der der erste Spindel 22 gegenüberliegenden
Seite der Stoffe 6, 10, 14 und der Decke 16 positioniert ist. Nach Verschlingen des
Fadens 20 mit dem Unterfaden 26 wird der Faden 20 erneut mittels der Nadel 24 auf
die Seite der ersten Spindel 22 geführt. Mit anderen Worten werden die Stoffe 6, 10,
14 mittels des Fadens 20 versteppt. Die Nadel 24 ist an einem Nadelkopf 30 angebunden,
der mittels nicht näher dargestellter elektrischer Antriebe gesteuert wird. Hierbei
ist die Steuerung der elektrischen Antriebe mittels einer Steuereinheit 32 realisiert,
die ein in Figur 2 dargestelltes Verfahren 34 ausführt.
[0027] Nach dem Start 36 des Verfahrens 34 wird in einem ersten Arbeitsschritt 38 eine gewünscht
Naht 40 bestimmt, mittels derer der Oberstoff 6, der Unterstoff 8 sowie der Futterstoff
14 mit einander verbunden werden sollen. Die in Figur 3 in einer Draufsicht ausschnittsweise
gezeigte gewünschte Naht 40 weist ein sich wiederholendes Muster 42 in Form eines
V auf. Es werden ein erster Einstichpunkt 44, ein zweiter Einstichpunkt 46, ein dritter
Einstichpunkt 48, ein vierter Einstichpunkt 50, ein fünfter Einstichpunkt 52, ein
sechster Einstichpunkt 54 sowie ein siebter Einstichpunkt 26 bestimmt, die auf der
gewünschten Naht 40 liegen. Hierbei befinden sich der erste, dritte, vierte und sechste
Einstichpunkt 44, 46, 50, 54 auf einer ersten Geraden 58 und der zweite, dritte, fünfte
und siebte Einstichpunkt 46, 48, 52, 56 auf einer weiteren Geraden 60. Die beiden
Geraden 58, 60 schneiden sich bei dem zweiten Einstichpunkt 46.
[0028] In einem zweiten Arbeitsschritt 62 wird ein Winkel α zwischen dem ersten Einstichpunkt
44 und dem dritten Einstichpunkt 48 bestimmt, wobei der zweite Einstichpunkt 46 den
Scheitelpunkt bildet. Mit anderen Worten wird der Schnittwinkel zwischen der ersten
Geraden 58 und der zweiten Geraden 60 bestimmt. Der Winkel α wird mit einem Grenzwinkel
β verglichen, der 90° beträgt. Falls der Winkel α kleiner als der Grenzwinkel β ist,
wird in einem dritten Arbeitsschritt 64 zu dem ersten, zweiten und dritten Einstichpunkt
44, 46, 48 der vierte und fünfte Einstichpunkt 50, 52 hinzugezogen und in einem vierten
Arbeitsschritt 66 eine diese Einstichpunkt 44, 46, 48, 50, 52 verbindende Kontur 68
mittels Splineinterpolation bestimmt, die in Figur 4a dargestellt ist. Als Spline
wird jeweils ein kubischer Spline, also jeweils ein Polynom dritten Grades zwischen
den jeweiligen Einstichpunkten 44, 46, 48, 50, 52 herangezogen, sodass die Kontur
68 an jedem der Einstichpunkte 44, 46, 48, 50, 52 stetig differenzierbar ist.
[0029] Alternativ werden Bézierkurven zur Erstellung der Kontur 68 herangezogen. Infolgedessen
ist die Kontur 68 im Wesentlichen kontinuierlich gekrümmt und weist keinen spitzen
Winkel auf. Mit anderen Worten weicht die Kontur 68 im Bereich des zweiten Einstichpunkts
46 vergleichsweise stark von der gewünschten Naht 40 ab. In einer weiteren Alternative
wird im vierten Arbeitsschritt 66 zwischen dem vierten Einstichpunkt 50 und dem ersten
Einstichpunkt 44 sowie zwischen dem dritten Einstichpunkt 48 und dem fünften Einstichpunkt
52 eine Strecke als Kontur 68 herangezogen, wohingegen zwischen dem ersten, zweiten
und dritten Einstichpunkt 44, 46, 48 die Kontur 68 mittels der Splineinterpolation
bestimmt wird, wie in Figur 4b dargestellt.
[0030] Sofern der zwischen den Einstichpunkten gebildete Winkel α größer als der Grenzwinkel
β ist, wird ein fünfter Arbeitsschritt 70 ausgeführt, bei dem die einzelnen Einstichpunkte
mittels einer geraden Strecke verbunden werden. Dies ist beispielsweise zwischen dem
vierten Einstichpunkt 50 und dem sechsten Einstichpunkt 54 sowie weiteren Einstichpunkten
entlang der ersten Geradem 58 als auch zwischen dem fünften Einstichpunkt und dem
siebten Einstichpunkt 56 sowie weiteren Einstichpunkten gegeben, die auf der zweiten
Geraden 60 liegen.
[0031] In einem sich an die Erstellung der Kontur 68 anschließenden sechsten Arbeitsschritt
72 wird die Nadel 24 mittels des Nadelkopfes 30 entlang der Kontur 68 bewegt. Hierbei
wird die Nadel 54 und somit auch der Faden 20 zunächst durch den sechsten Einstichpunkt
54 bewegt. In Folge dessen befindet sich der Faden 20 auf der Seite der zweiten Spindel
28. Dort wird der Faden 20 mit dem Unterfaden 26 verschlungen und der Faden 20 erneut
durch den sechsten Einstichpunkt 54 geführt. Hieran anschließend wird die Nadel zu
dem vierten Einstichpunkt 50 entlang der Kontur 68 bewegt und der Faden 20 auch dort
durch das Einstichpunkt 50 geführt und mit dem Unterfaden 26 verschlungen. Nach der
Verschlingung wird der Faden 20 erneut durch den vierten Einstichpunkt 50 geführt.
Hieran anschließend wird die Nadel weiter entlang der Kontur 68 bewegt, wobei die
Nadel 24 zunächst durch den ersten Einstichpunkt 44, daran anschließend durch den
dritten Einstichpunkt 46, daran anschließend durch den fünften Einstichpunkt 52 und
anschließend durch den siebten Einstichpunkt 56 geführt wird. An jedem der Einstichpunkte
44, 46, 52, 56 wird der Faden 20 mit dem Unterfaden 26 verschlungen.
[0032] Aufgrund der Führung entlang der Kontur 68 wird auf die Nadel 24 eine vergleichsweise
geringe Kraft aufgebracht. Zumindest ist die Kraft jedoch im Vergleich zu einem Führen
der Nadel 24 entlang der gewünschten Naht 40 und folglich einem Führen bei dem zweiten
Einstichpunkt 46 entlang des Winkels α verringert.
[0033] In einem sechsten Arbeitsschritt 74 wird der Faden 20 gestrafft, sodass mittels des
Fadens 20 eine Naht 76 erstellt ist, die der gewünschten Naht 40 entspricht. Mit anderen
Worten weist die Naht 76 im Bereich des zweiten Einstichpunkts 46 den Winkel α auf.
In Folge des Straffziehens des Fadens 20 ist der Oberstoff 6, der Unterstoff 10 und
der Futterstoff 17 fest miteinander verbunden und die Decke 16 ist erstellt, die anschließend
auf die Aufwickelrolle 18 aufgewickelt wird.
[0034] Hieran anschließend wird erneut das Muster 42 zur Verbindung der Stoffe 6, 10, 14
mittels des Fadens 20 und der hieraus erstellten Naht 76 erstellt, das in weitere
Bereiche der Stoffe 6, 10, 14 eingebracht werden soll. Das Straffziehen des Fadens
20 kann alternativ beispielsweise in dem sechsten Arbeitsschritt 72 erfolgen, also
bereits bei Führen der Nadel 24 durch die Einstichpunkte 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56.
Mittels eines Endereignisses 78 wird das Verfahren 34 beendet. Dies ist entweder ein
Entfernen der erstellten Decke 16 aus der Steppmaschine 2 oder das Verwenden eines
weiteren Musters 42, das beispielsweise kreisförmig oder dergleichen ist.
[0035] Die Erfindung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt.
Vielmehr können auch andere Varianten der Erfindung von dem Fachmann hieraus abgeleitet
werden, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind ferner alle
im Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel beschriebenen Einzelmerkale auch auf andere
Weise miteinander kombinierbar, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 2
- Steppmaschine
- 4
- erste Abwickelrolle
- 6
- erstes textiles Flächengebilde
- 8
- zweite Abwickelrolle
- 10
- zweites textiles Flächengebilde
- 12
- dritte Abwickelrolle
- 14
- Futterstoff
- 16
- Decke
- 18
- Aufwickelrolle
- 20
- Faden
- 22
- erste Spindel
- 24
- Nadel
- 26
- Unterfaden
- 28
- zweite Spindel
- 30
- Nadelkopf
- 32
- Steuereinheit
- 34
- Verfahren
- 36
- Start
- 38
- erster Arbeitsschritt
- 40
- gewünschte Naht
- 42
- Muster
- 44
- erster Einstichpunkt
- 46
- zweiter Einstichpunkt
- 48
- dritter Einstichpunkt
- 50
- vierter Einstichpunkt
- 52
- fünfter Einstichpunkt
- 54
- sechster Einstichpunkt
- 56
- siebter Einstichpunkt
- 58
- erste Gerade
- 60
- zweite Gerade
- 62
- zweiter Arbeitsschritt
- 64
- dritter Arbeitsschritt
- 66
- vierter Arbeitsschritt
- 68
- Kontur
- 70
- fünften Arbeitsschritt
- 72
- sechster Arbeitsschritt
- 74
- siebter Arbeitsschritt
- 76
- Naht
- 78
- Ende
- α
- Winkel
- β
- Grenzwinkel
1. Verfahren (34) zum Verbinden zweier textiler Flächengebilde (6, 10) mittels eines
Fadens (20), bei dem
- ein erster Einstichpunkt (44), ein zweiter Einstichpunkt (46) und ein dritter Einstichpunkt
(48) bestimmt werden,
- ein Winkel (α) zwischen dem ersten Einstichpunkt (44), dem zweiten Einstichpunkt
(46) und dem dritten Einstichpunkt (48) bestimmt wird,
- eine Kontur (68) bestimmt wird, die die drei Einstichpunkte (44, 46, 48) aufweist,
wobei zur Bestimmung der Kontur (68) bei einem Winkel (α) kleiner oder gleich einem
Grenzwinkel (β) eine Splineinterpolation herangezogen wird,
- eine Nadel (24) entlang der Kontur (68) bewegt wird, und
- mittels der Nadel (24) der Faden (20) an jedem der Einstichpunkten (44, 46, 48)
durch die Flächengebilde (6, 10) geführt wird.
2. Verfahren (34) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Winkel (α) größer als der Grenzwinkel (β) zwischen dem ersten Einstichpunkt
(44) und dem zweiten Einstichpunkt (46) und/oder zwischen dem zweiten Einstichpunkt
(46) und dem dritten Einstichpunkt (48) eine Strecke als Kontur (68) herangezogen
wird.
3. Verfahren (34) nach einem der Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Grenzwinkel (β) 90° herangezogen wird.
4. Verfahren (34) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein vierter Einstichpunkt (50) und ein fünfter Einstichpunkt (52) bestimmt werden,
wobei der erste Einstichpunkt (44) zwischen dem vierter Einstichpunkt (50) und dem
zweiten Einstichpunkt (46) und der dritte Einstichpunkt (48) zwischen dem zweiten
Einstichpunkt (46) und dem fünften Einstichpunkt (52) auf der Kontur (68) liegt, und
wobei bei einem Winkel (α) kleiner als der Grenzwinkel (β) zwischen dem vierten Einstichpunkt
(50) und dem ersten Einstichpunkt (44) und zwischen dem dritten Einstichpunkt (48)
und dem fünften Einstichpunkt (52) die Splineinterpolation zur Bestimmung der Kontur
(68) herangezogen wird.
5. Verfahren (34) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels kubischer Splines oder Bezierkurven interpoliert wird.
6. Verfahren (34) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faden (20) bei jedem Einstichpunkt (44, 46, 48) mit einem Unterfaden (26) verschlungen
wird.
7. Steppmaschine (2), die gemäß einem Verfahren (34) nach einem der Ansprüche 1 bis 6
betrieben ist.