[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Mikroakustik und betrifft eine Vorrichtung
zur Flüssigkeitszerstäubung, wie sie beispielsweise im medizinischen Bereich für die
Inhalation oder im technischen Bereich für Kühlung oder die Kontrolle atmosphärischer
Bedingungen, aber auch zur Brennstoffinjektion oder Duftverteilung oder für Mikrodruckverfahren
zum Einsatz kommen kann, und ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0003] Als Bauteile wurden dafür piezoelektrische Substrate mit Interdigitalwandlern (engl.
Interdigital transducer, kurz IDT) mit Aperturen von 1 - 10 mm (Überlappungsbereich
der Fingerelektroden) bei Frequenzen zwischen 1 und 200 MHz eingesetzt. Als Substrate
wurden Lithiumniobat, Aluminiumnitrid oder Zinkoxid eingesetzt. Als Flüssigkeiten
wurden beispielsweise Wasser, Alkohole, Glycerol, Öle, Mikro- und Nanopartikellösungen,
Zelllösungen oder Proteinlösungen zerstäubt. Die elektrische Ansteuerung erfolgt über
Frequenzgeneratoren und Verstärker, kontinuierlich oder im Pulsbetrieb.
[0004] Als Verfahren für die Flüssigkeitszufuhr für die Flüssigkeitszerstäubung mit SAW
sind drei verschiedene Prinzipien bekannt.
- 1. Die Flüssigkeit wird in Form einzelner Tropfen auf die Substratoberfläche aufgebracht
(A. Qi, et al: Physics of Fluids 20, 1 (2008)). Dabei kommen meist Pipettenspitzen, Glasröhrchen oder Schläuche zum Einsatz, welche
über die Substratoberfläche positioniert werden und einzelne Tropfen auf die Substratoberfläche
abgeben.
Die Nachteile dieser Lösung liegen in ihrer nichtkontinuierlichen Flüssigkeitszufuhr,
der nicht-reproduzierbaren Flüssigkeitsgeometrie auf dem Substrat und dem dadurch
zeitlich nicht konstanten Zerstäubungsprozess, welcher dann auch zeitlich veränderliche
Aerosoleigenschaften bedingt.
- 2. Die Flüssigkeit wird mit Hilfe von flüssigkeitsgetränkten Geweben/Vliesen, welche
in Kontakt mit der Substratoberfläche stehen, in den Schallpfad gebracht (D. Taller, et al: Phys. Rev. E 87, 053004 (2013)).
Die Nachteile dieser Verfahren liegen in der geringen Reproduzierbarkeit der Vliesgeometrie
und Vliespositionierung, der schwierigen Miniaturisierbarkeit und der undefinierten
Interaktion der SAW mit dem Gewebe/Vlies, wenn dessen Geometrie (Porengröße, Faserdurchmesser
usw.) in der Größenordnung der akustischen Welle liegt.
- 3. Die Flüssigkeit wird durch einen Kapillarspalt zugeführt (M. Kurosawa et al: IEEE Proceedings, 25 (1995)).
Der Nachteil dieser Lösung liegt in der aufwendigen technologischen Umsetzung und
teuren Herstellung sowie der noch unzuverlässigen Arbeitsweise.
[0005] Bezüglich des Ortes der Flüssigkeitszufuhr auf der Substratoberfläche ist bisher
nur ein einziger Ort beschrieben worden: Die Flüssigkeit wird im Bereich der maximalen
Amplitude der Teilchenoszillation zugeführt, so dass die laufende akustische Welle
zentral auf die Flüssigkeit trifft (
K. Chono et al: Jap.J. of Appl. Phys. Part 1-Regular Papers Short Notes & Review Papers
43, 2987 (2004)). Auch auf Bauelementen, welche stehende akustische Wellen anregen, wird die Flüssigkeitszufuhr
an diesem Ort realisiert (
J. Ju et al: Sens. Actuator A-Phys. 147, 570 (2008)). Diese Positionierung der Flüssigkeitszufuhr in den Bereich des akustischen Pfades
ist sinnvoll, da das Zerstäuben der Flüssigkeit nur bei hohen Amplituden der Teilchenoszillation
möglich ist.
[0006] Nachteilig ist, dass es dabei aber zu sekundären Wechselwirkungen zwischen der SAW
und dem Flüssigkeitsvolumen und/oder dem Flüssigkeitsmeniskus kommt, wie beispielsweise
zu einer Flüssigkeitsakkumulation durch die Erhöhung des Kontaktwinkels auf den Rayleigh-Winkel
und die Flüssigkeitsnachlieferung aus dem Reservoir, zu Strömungsanregungen ("acoustic
streaming", Eckart-Strömung), zur Anregung von Kapillarwellen an der Flüssigkeits-Gas-Grenzfläche
bis hin zur Abtrennung von größeren Flüssigkeitstropfen (Jetting), welche die Effizienz
des Zerstäubungsprozesses verringern, den Zerstäubungsprozess destabilisieren und
die Aerosoleigenschaften negativ beeinflussen können.
[0007] Weiterhin sind Lösungen bekannt, bei denen Polymere zur Herstellung von dreidimensionalen
Strukturen wie Mikrokanälen unter Anwendung von fotolithografischen Verfahren zum
Einsatz kommen (
J.M. Dykes, Proc. Of SPIE 6465, 64650N-1 (2007))). Hierzu wurde bereits gezeigt, dass die Belichtung einer Lackschicht unter Verwendung
von Graustufenmasken bei einer Wellenlänge im Einzelbelichtungsverfahren, sowie von
chromstrukturierten Quarzmasken in einem zweistufigen Belichtungsverfahren mit zwei
verschiedenen Wellenlängen auf nichttransparenten Siliziumsubstraten zu einer kanalartigen
Struktur im Fotolack führen kann. Dazu werden insbesondere epoxy-basierte polymere
Fotolacke oder novolak-basierte polymere Fotolacke oder Acryl-basierte polymere Fotolacke
eingesetzt, die eine wellenlängenabhängige optische Dichte und gute mechanische und
chemische Eigenschaften aufweisen.
[0008] Nachteilig bei der Verwendung von Graustufenmasken sind zum einen der große Aufwand,
inklusive der höheren Kosten, bei der Herstellung der Masken sowie die unscharf abgebildeten
Übergänge von Kanalwand zu Kanaldeckel bei kleinen Abmessungen und Aspektverhältnissen.
[0010] Nachteilig daran ist jedoch, dass der Kanal allseitig aus dem Lack besteht und somit
der Kanal keinen ebenen Kontakt zum Substrat hat. Des Weiteren benötigt der Lösungsvorschlag
mehr als einen Belackungsschritt mit je einer nachfolgenden Belichtung bestehend aus
Flut- oder Strukturbelichtungen.
[0012] Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass die verfügbaren Werte für das Tempern des
Lackes und Dosis während der Belichtung wegen der speziellen Eigenschaften (Verspannung,
Doppelbrechung, Reflexion) des Substrates in Verbindung mit dem Lack nicht für andere
Materialkombinationen übernommen werden können und erst jeweils angepasst werden müssen.
[0013] Nachteilig bei den bekannten Lösungen insgesamt ist, dass entsprechende Mikrokanäle
nicht im industriellen Maßstab herstellbar sind und eine sichere und gleichmäßige
Zerstäubung von Flüssigkeiten nicht gewährleistet werden kann.
[0015] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung
anzugeben, mit der unter Einsatz von akustischen Oberflächenwellen eine sichere, reproduzierbare
und gleichmäßige Zerstäubung von Flüssigkeiten gewährleistet werden kann, und weiterhin
ein Verfahren zu ihrer Herstellung anzugeben, welches einfach reproduzierbar und im
industriellen Maßstab anwendbar ist.
[0016] Die Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen angegebene Erfindung gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0017] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung besteht aus einem piezoelektrischen
Substrat oder aus einem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten Substrat
oder aus einem mit einem piezoelektrischen Substrat über ein Koppelmedium verbundenen
nichtpiezoelektrischen Substrat, wobei auf dem piezoelektrischen Substrat oder auf
dem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten Substrat mindestens ein Interdigitalwandler
mit Elektroden aufgebracht ist, und weiterhin auf dem piezoelektrischen Substrat oder
auf dem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten Substrat oder auf dem mit
dem piezoelektrischen Substrat über ein Koppelmedium verbundenen nichtpiezoelektrischen
Substrat ein oder mehrere mittels fotolithografischer Verfahren aufgebrachte Strukturen
aus Polymermaterial mit Mikrokanälen vorhanden sind, die mindestens teilweise außerhalb
des Ausbreitungsbereichs der von dem mindestens einen Interdigitalwandler angeregten
akustischen Welle oder Wellen angeordnet sind, und die Mikrokanäle mindestens zwei
Öffnungen aufweisen und mindestens eine der Öffnungen der Mikrokanäle in Richtung
der akustischen Welle oder Wellen angeordnet sind, und diese mindestens eine Öffnung
der Mikrokanäle an der Position angeordnet ist, an der die akustische Welle oder Wellen
einen nachweislichen Anstieg der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen aufweisen,
und die mindestens eine Öffnung der Mikrokanäle, die nicht in Richtung der akustischen
Welle angeordnet ist, mit einem Flüssigkeitsreservoir verbunden ist.
[0018] Vorteilhafterweise besteht das piezoelektrische Substrat aus einkristallinem SiO
2, Lithiumniobat (LiNbO
3), Lithiumtantalat (LiTaO
3), Langasit (La
3Ga
5SiO
14), Ca
3TaGa
3Si
2O
14, Aluminiumnitrid (AlN), Zinkoxid (ZnO), Blei-Zirkonat-Titanat (PZT), Blei-Magnesium-Niobat
(PMN), Galliumorthophosphat (GaPO
4) oder aus einem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten nichtpiezoelektrischen
Substrat aus Polymer, Glas, Keramik oder Metall.
[0019] Weiterhin vorteilhafterweise besteht das über ein Koppelmedium mit einem piezoelektrischen
Substrat verbundene nichtpiezoelektrische Substrat aus Polymer, Glas, Keramik oder
Metall.
[0020] Ebenfalls vorteilhafterweise ist das Substrat, auf dem sich die Strukturen aus Polymermaterial
befinden, optisch transparent.
[0021] Und auch vorteilhafterweise ist ein Mikrokanal vorhanden, dessen eine Öffnung an
der Position angeordnet ist, bei der die Amplitude der akustischen Welle oder Wellen
5 - 30 %, noch vorteilhafterweise 5 - 15% der maximalen Amplitude der Welle oder Wellen
beträgt.
[0022] Vorteilhaft ist es auch, wenn zwei Mikrokanäle vorhanden sind, von denen mindestens
eine Öffnung an der Position angeordnet ist, bei der die Amplitude der akustischen
Welle oder Wellen 5 - 30 %, noch vorteilhafterweise 5 - 15 %, der maximalen Amplitude
der Welle oder Wellen beträgt, wobei die Mikrokanäle an gegenüberliegenden Seiten
der akustischen Welle auf dem Substrat angeordnet sind.
[0023] Ebenfalls vorteilhaft ist es, wenn eine Vielzahl an Mikrokanälen vorhanden sind,
deren mindestens eine Öffnung auf einer oder auf beiden Seiten der akustischen Welle
oder Wellen angeordnet sind.
[0024] Weiterhin vorteilhaft ist es, wenn das Polymermaterial der Mikrokanäle aus Epoxy-basiertem
polymeren Fotolack, oder Novolak-basiertem polymeren Fotolack oder Acryl-basiertem
polymeren Fotolack besteht.
[0025] Und auch vorteilhaft ist es, wenn die Querschnitte der Mikrokanäle rechteckig, quadratisch,
halbrund oder halboval sind, und/oder ein Bereich des Umfangs der Mikrokanäle vom
Substrat und/oder auf dem Substrat befindlichen Schichten gebildet ist.
[0026] Von Vorteil ist es auch, wenn die Innenwände der Mikrokanäle mit Einzelschichten
oder Mehrlagenschichten aus Metallmaterial, Silanverbindungen, Polymermaterial, Keramikmaterial
oder Glasmaterial beschichtet sind.
[0027] Weiterhin von Vorteil ist es, wenn mindestens eine Öffnung eines Mikrokanals an der
Position angeordnet ist, an der der Anstieg der Amplitude der akustischen Welle oder
Wellen 10
-4...10 nm/mm, vorteilhafterweise 10
-3...5 nm/mm, beträgt.
[0028] Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn als Interdigitalwandler Chirped IDT oder slanted
finger IDT zum Einsatz kommen.
[0029] Und auch von Vorteil ist es, wenn zwischen dem Substrat und dem Polymermaterial der
Strukturen eine oder mehrere Funktionsschichten vorhanden sind.
[0030] Ebenso von Vorteil ist es, wenn der Kontaktwinkel der Flüssigkeit zur Substratoberfläche
oder zu einer auf der Substratoberfläche befindlichen Funktionsschicht kleiner oder
gleich dem Winkel der Wellenabstrahlung in die Flüssigkeit (Rayleigh-Winkel) ist.
[0031] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung
wird auf ein piezoelektrisches Substrat oder auf ein mit einer piezoelektrischen Schicht
beschichtetes Substrat oder auf ein mit einem piezoelektrischen Substrat über ein
Koppelmedium verbundenes Substrat mindestens ein Interdigitalwandler aufgebracht,
nachfolgend wird fotolithographisch strukturierbares Polymermaterial aufgebracht und
die strukturierte Belichtung des Polymermaterials zur Herstellung von einem oder mehreren
Mikrokanälen mit mindestens zwei Öffnungen durchgeführt, wobei durch die Strukturierung
jeweils eine der Öffnungen der Mikrokanäle in Richtung der akustischen Welle oder
Wellen an der Position angeordnet wird, an der die akustische Welle oder Wellen einen
nachweislichen Anstiegs der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen aufweisen,
und nach der strukturierten Belichtung und Aushärtung wird das unvernetzten Polymermaterial
entfernt.
[0032] Vorteilhafterweise wird fotolithographisch strukturierbares Polymermaterial mit wellenlängenabhängiger
Lichtabsorption aufgebracht und zur Strukturierung der Mikrokanäle zuerst mit Licht
einer Wellenlänge 1 zur Belichtung der Mikrokanalwände belichtet und nachfolgend mit
Licht einer Wellenlänge 2 zur Belichtung der Mikrokanalabdeckung belichtet.
[0033] Weiterhin vorteilhafterweise werden funktionelle Schicht/en auf das Substrat aufgebracht.
[0034] Ebenfalls vorteilhafterweise werden Schichten aus dielektrischem oder passivierendem
Material, wie Schichten aus SiO
2, Al
2O
3, TiO
2 und/oder metallische Schichten wie Al, Ti, Cr, Au, Pt, Pd aufgebracht.
[0035] Mit der erfindungsgemäßen Lösung ist es erstmals möglich eine Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung
anzugeben, mit der unter Einsatz von akustischen Oberflächenwellen eine sichere, reproduzierbare
und gleichmäßige Zerstäubung von Flüssigkeiten gewährleistet werden kann, und weiterhin
ein Verfahren zu ihrer Herstellung anzugeben, welches einfach reproduzierbar und im
industriellen Maßstab anwendbar ist.
[0036] Erreicht wird dies mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung,
welche im Wesentlichen ein SAW-Bauelement mit einem polymeren, lithographisch hergestellten
Bauelement verbindet und die Eigenschaften einer akustischen Welle für die Flüssigkeitszerstäubung
ausnutzt.
[0037] Die Vorrichtung besteht dabei aus einem Substrat, welches für ein SAW-Bauelement
einsetzbar ist. Dies sind piezoelektrische Substrate oder mit einer piezoelektrischen
Schicht beschichtete Substrate oder aus einem mit einem piezoelektrischen Substrat
über ein Koppelmedium verbundenen Substrat. Letztgenannte Substrate werden im Bereich
der SAW-Flüssigkeitsaktorik als Superstrates oder Übersubstrate bezeichnet. Dies können
beispielsweise nichtpiezoelektrische Glas-, Keramik-, Metall- oder Polymerplatten
sein, die mit einem Koppelmedium an ein piezoelektrisches Substrat akustisch angekoppelt
sind.
[0038] Als piezoelektrische Substrate können alle bekannten piezoelektrischen Substratmaterialien,
die auch für SAW-Bauelemente bekannt sind und die Anregung von Rayleigh- oder Plattenwellen
ermöglichen, eingesetzt werden, wie einkristallines SiO
2, oder LiNbO
3 (insbesondere 128°YX-LiNbO
3), LiTaO
3, La
3Ga
5SiO
14, Ca
3TaGa
3Si
2O
14, AlN, ZnO, Blei-Zirkonat-Titanat (PZT), Blei-Magnesium-Niobat (PMN), Galliumorthophosphat
(GaPO
4) oder beschichtetes Polymer, Glas, Keramik oder Metall.
[0039] Auf die erfindungsgemäß einsetzbaren Substrate, die entweder piezoelektrische Substrate
sind oder mit einem Piezomaterial beschichtete Substrate sind, wird mindestens ein
Interdigitalwandler mit Elektroden aufgebracht. Dies erfolgt ebenfalls mit bekannten
Verfahren und Materialien aus der SAW-Technologie, wie beispielsweise Lift-Off-Strukturierungsverfahren
und Materialien wie Aluminium oder Titan. Vorteilhafterweise wird für eine Flüssigkeitszerstäubung
nur ein Interdigitalwandler auf das Substrat aufgebracht, es können aber auch zwei
oder mehr Interdigitalwandler für eine Flüssigkeitszerstäubung aufgebracht werden,
wenn stehende Wellenfelder oder Wellenfelder mit spezieller räumlicher Struktur oder
Amplitudenverteilung angeregt werden sollen.
[0040] Weiterhin sind ein oder mehrere Mikrokanäle auf dem piezoelektrischen Substrat oder
auf dem mit einem Piezomaterial beschichteten Substrat oder auf dem über ein Koppelmedium
mit einem piezoelektrischen Substrat verbundenem nichtpiezoelektrischen Substrat vorhanden,
die mittels fotolithografischer Verfahren hergestellt worden sind.
[0041] Dabei wird fotolithographisch strukturierbares Polymermaterial aufgebracht und nachfolgend
erfolgt eine strukturierte Belichtung des Polymermaterials zur Herstellung von einem
oder mehreren Mikrokanälen mit mindestens zwei Öffnungen. Fotolithographisches Polymermaterial
sind beispielsweise Epoxy-basierte polymere Fotolacke und/oder Novolak-basierte polymere
Fotolacke und/oder Acryl-basierte polymere Fotolacke, wie SU-8, SU-8 50, SU-8-2000,
SU-8-3000, KMPR, SPR 220-7, Ordyl P-50100 oder Diaplate 132.
[0042] Die strukturierte Belichtung des Polymermaterials, im für UV Lithographie üblichen
Spektrum, wird einerseits mit chromstrukturierten Masken oder mit graduierten Intensitätsfiltern
versehenen Grautonmasken durchgeführt. Mittels einer Grautonmaske kann die strukturierte
Belichtung in einem Prozessschritt durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass es weitaus
schwieriger ist, bei einem einstufigen Belichtungsverfahren nicht-transparente Substratmaterialien
zu finden, welche für SAW Anwendungen geeignet sind und zudem die Fotolacke bei der
gewählten Wellenlänge für die Intransparenz des Substrates noch dreidimensional strukturierbar
sind. Daher ist es vorteilhaft für eine industrielle Verwendung die strukturierte
Belichtung wegen der weitaus günstigeren Herstellung von chromstrukturierten Masken
in zwei Prozessschritten durchzuführen.
[0043] Zu berücksichtigen ist, dass die jeweiligen strukturierten Belichtungen hinsichtlich
der Wellenlängen an die optischen Eigenschaften des Substrates und der Polymermaterialien
anzupassen sind. Dies sind bekannte Kriterien für fotolithographische Verfahren.
[0044] Vorteilhaft für einen zweistufigen Belichtungsprozess auf transparenten Substraten
sind integrierte Methoden, die ein Rückstreuen von UV Licht von der Substratunterseite
oder dem Substrathalter vermindern oder gar ganz verhindern. Dies kann beispielsweise
durch eine funktionale Beschichtung mit einem als Bragg-Reflektor wirkendes geeignetes
Schichtsystem auf der Substratoberfläche geschehen. Die als Bragg-Reflektor wirkende
Schicht würde somit die positiven Reflexionseigenschaften von Si-Substraten imitieren.
[0045] Bei einem zweistufigen Belichtungsprozess wird im ersten Prozessschritt das Polymermaterial
zur Erzeugung der Mikrokanalwände mit Licht einer Wellenlänge 1 und einer Fotomaske
1 belichtet. Dabei ist von Bedeutung, dass bei dieser gewählten Wellenlänge das Polymermaterial
eine höhere Transparenz und damit eine geringere optische Dichte und gleichzeitig
das Substrat eine geringere Reflektivität von der Substratunterseite aufweisen, als
bei der nachfolgenden Belichtung mit Licht einer Wellenlänge 2. Idealerweise sollte
das Substrat bei der Wellenlänge 1 das Licht entweder komplett von Oberfläche reflektieren
oder komplett absorbieren.
[0046] Bei der erfindungsgemäßen strukturierten Belichtung sollten bei der Herstellung der
Mikrokanalwände nur minimale Reflexionen von der Substratunterseite auftreten und
damit minimierte sekundäre Belichtungseffekte auftreten. Ermöglicht wird dies durch
den Einsatz von Licht bei einer Wellenlänge, bei der das Polymermaterial einen Großteil
des Lichtes absorbiert, aber dennoch durchbelichtet werden kann. Dadurch gelangt möglichst
wenig Licht in das Substrat und folglich kann entsprechend weniger von der Substratunterseite
zurückgestreut werden.
[0047] Im zweiten Prozessschritt wird das bereits teilweise belichtete Polymermaterial erneut
belichtet, jedoch mit Licht einer Wellenlänge 2 und einer Fotomaske 2. Die Wellenlänge
2 wird dabei so gewählt, dass das Polymermaterial bei der Belichtung eine hohe Lichtabsorption,
also eine höhere optische Dichte gegenüber dem Licht mit der Wellenlänge 1 aufweist.
Dadurch wird nicht das gesamte Volumen des Polymers durchbelichtet, sondern nur eine
obere Schicht, welche dünner ist als die gesamte Polymerschicht.
[0048] Mit der zweiten Belichtung sollen die Mikrokanalabdeckungen hergestellt werden. Nach
der Belichtung erfolgt die Temperung und damit die Auslösung der gewünschten chemischen
Reaktionen zur Vernetzung und Aushärtung des Polymermaterials. Der folgende nasschemische
Waschschritt mit einem Lackentwickler entfernt die nicht vernetzen Polymerbereiche
und legt somit die Kanalstruktur frei.
[0049] Zur weiteren Modifizierung beziehungsweise Korrektur der Kanalstruktur können weitere
Belichtungsschritte durchgeführt werden.
[0050] Während die Wände und der Deckel der Mikrokanäle aus einem Polymermaterial bestehen,
besteht der Boden der Mikrokanäle aus dem Substratmaterial oder der obersten der auf
das Substratmaterial aufgebrachten Funktionsschichten. Die Innenwände des Mikrokanals
können mit verschiedenen Funktionsschichten beschichtet sein, um einen an das verwendete
Fluid angepasste Oberflächenspannung zu erzeugen. Eine angepasste Oberflächenspannung
kann das Befüllen des Kanals erleichtern.
[0051] Auf das Substrat können (vor Erzeugung der Mikrokanäle aus Polymermaterial) ebenfalls
funktionelle Schichten, wie dielektrische Schichten, optisch opaque, reflektierende
und/oder absorbierende Schichten oder Schichten zur Einstellung einer gezielten Lichtreflexion
oder -absorption beispielsweise aus Al, Cr und Ti als Einzel- oder Mehrfachschichten
realisiert werden. Auch auf die Innenwände der Mikrokanäle können nach deren Herstellung
funktionelle Schichten aus beispielsweise SiO
2, Al
3O
3, TiO
2, Silanverbindungen zur chemischen Funktionalisierung, zur chemischen Passivierung
und/oder zur Anpassung der Benetzungseigenschaften der Materialien der Mikrokanäle
beispielsweise durch naßchemische Verfahren oder Gasphasenabscheidung aufgebracht
werden.
[0052] Da die strukturierte Belichtung zur Herstellung von Mikrokanälen mit mindestens zwei
Öffnungen durchgeführt wird, befindet sich in dem verbliebenen ausgehärteten Polymermaterial
mindestens ein Mikrokanal, beispielsweise mit einem rechteckigen Querschnitt mit Abmessungen
von 2000x50x50 µm
3 (LängexHöhexBreite).Die Positionierung und Ausrichtung der Mikrokanäle und ihrer
Öffnungen wird durch die strukturierte Belichtung und Aushärtung die Polymermaterialien
und nachfolgende Entfernung der unausgehärteten Polymermaterialien erreicht.
[0053] Dabei erfolgt die Anordnung des fotolithographisch strukturierten Polymerblockes
mit dem Mikrokanal oder den Mikrokanälen auf dem Substrat mindestens teilweise außerhalb
des Ausbreitungsbereichs der akustischen Welle oder Wellen, wobei die Ausrichtung
des Mikrokanals oder der Mikrokanäle und deren mindestens eine Öffnung in Richtung
der akustischen Welle oder Wellen, vorteilhafterweise in einem Winkel von ± 45° bezogen
auf die orthogonale Ausrichtung der Öffnung zur Ausbreitungsrichtung der akustischen
Welle oder Wellen, erfolgt , ebenfalls vorteilhafterweise im Wesentlichen orthogonal
zur Ausbreitungsrichtung der akustischen Welle oder Wellen, und mindestens an einer
Position bezüglich der akustischen Welle oder Wellen realisiert ist, an welcher ein
Anstieg der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen nachweisbar ist.
[0054] Die Positionierung der mindestens einen Öffnung eines Mikrokanals erfolgt, vorteilhafterweise,
indem der Mikrokanalteil mit der Öffnung im Ausbreitungsbereich der akustischen Welle
oder Wellen angeordnet ist besonders vorteilhafterweise an einer Position der Substratoberfläche,
an welcher der Anstieg der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen 10
-4...10 nm/mm, vorteilhafterweise 10
-3...5 nm/mm, mit nm = (Amplitude der Oberflächenoszillation) und mm = (Strecke auf
der Substratoberfläche) beträgt. Der übrige Mikrokanalteil kann außerhalb des Ausbreitungsbereiches
der akustischen Welle oder Wellen angeordnet sein.
[0055] Die Positionierung einer Öffnung eines Mikrokanals am und/oder teilweise im Ausbreitungsbereich
der akustischen Welle und an einer Position mit einem nachweisbaren Anstieg der Amplitude
der Welle oder Wellen ermöglicht die Interaktion der im Mikrokanal befindlichen Flüssigkeit
am Mikrokanalausgang mit der Welle oder den Wellen und damit die Einwirkung einer
Kraft auf die Flüssigkeit. Diese Kraftwirkung in Richtung des oder der Amplitudenmaxima
führt zur dynamischen Ausbildung und Stabilisierung einer Flüssigkeitsdünnschicht,
deren Ausdehnung in Richtung der ansteigenden Amplitude erfolgt und im Amplitudenmaximum
zur Zerstäubung der Flüssigkeit führt.
[0056] Weiterhin können auch eine Vielzahl von Mikrokanälen auf einer oder auf beiden Seiten
einer oder mehrerer akustischer Wellen angeordnet sein, wobei immer mindestens eine
Öffnung eines Mikrokanals an der Position angeordnet ist, bei der die Amplitude der
akustischen Welle oder Wellen 5 - 30 % der maximalen Amplitude der Welle oder Wellen
beträgt.
[0057] Der Anstieg der Amplitude der Welle oder Wellen wird im Rahmen dieser Erfindung so
definiert, dass bei Vorliegen einer ausgebildeten Welle oder Wellen auf einem Substrat
die Welle oder Wellen über den Querschnitt betrachtet, vom Substrat ausgehend von
beiden seitlichen Rändern der Welle aus die Amplitude bis zum Amplitudenmaximum oder
mehreren Amplitudenmaxima ansteigt. Sobald ein nachweisbarer Anstieg der Amplitude
am Wellenrand vorliegt, ist damit ein Ort für die Positionierung der Öffnung eines
Mikrokanals angegeben. Vorteilhafterweise befindet sich dieser Ort an der Position,
an der der Anstieg 10
-3...5 nm/mm, mit nm = (Amplitude der Oberflächenoszillation) und mm = (Strecke auf
der Substratoberfläche) und die Amplitude 5-30 %, vorteilhafterweise 5-15 %, der maximalen
Amplitude der Welle oder Wellen beträgt.
[0058] Bei bekannten Daten des SAW-Bauelementes kann dieser Ort berechnet werden. Der Ort
kann aber auch durch Messung der Amplitudenverteilung bei gegebenem Aufbau und Eingangssignal,
beispielsweise mit Hilfe eines Vibrometers, bestimmt werden. Die Lage der Position
kann bei gegebenem Aufbau ebenfalls auf der Substratoberfläche verschoben werden,
indem die dem IDT zugeführte Leistung erhöht oder verringert wird, so dass an einer
festen Position auf der Substratoberfläche der Betrag des Anstiegs der Amplitude und
die Amplitude der akustischen Welle oder Wellen verändert werden kann.
[0059] Die Lage der Position kann bei gegebenem Aufbau ebenfalls auf der Substratoberfläche
verschoben werden, indem die dem IDT zugeführte Leistung erhöht oder verringert wird,
so dass sich an einer festen Position auf der Substratoberfläche der Betrag des Anstiegs
der Amplitude und die Amplitude der akustischen Welle oder Wellen verändert. Weiterhin
kann bezüglich einer festen Position auf der Substratoberfläche der Betrag des Anstieges
der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen bei Verwendung spezieller IDT, beispielsweise
sogenannter Chirped oder slanted-finger IDT durch Veränderung der elektrischen Eingangssignale
verändert werden. Bei chirped IDT kann dabei durch Wahl der Frequenz in Kombination
mit der wellenlängenabhängigen Beugung und Wellenausbreitung eine Variation des Wellenfeldes,
d.h. der räumlichen Amplitudenverteilung, erreicht werden. Bei slanted-finger IDT
erfolgt die Anregung der SAW bei einer Frequenz nur in einem Teil der Apertur, wodurch
ebenfalls das Wellenfeld entsprechend gesteuert werden kann.
[0060] Es ist auch möglich, durch die Veränderung des lokalen Anstiegs der Amplitude der
akustischen Welle oder Wellen über ihre Pfadlänge verschiedene Öffnungen von Mikrokanälen
entlang des Pfades der akustischen Welle anzusteuern und dann möglicherweise auch
unterschiedliche Flüssigkeiten gezielt zu zerstäuben, die durch die unterschiedlichen
Mikrokanäle eingebracht werden können.
[0061] Die mindestens zweite Öffnung der Mikrokanäle, die nicht in Richtung der akustischen
Welle angeordnet ist, ist mit einem Flüssigkeitsreservoir verbunden.
[0062] Die Mikrokanäle haben vorteilhafterweise eine L-förmige Struktur, wobei der kürzere
Schenkel des L in Richtung des Flüssigkeitsreservoirs angeordnet ist. Dort können
Pumpen, Schläuche oder Ventile angeschlossen werden, um die Flüssigkeitszufuhr zu
gewährleisten. Andere Kanalformen, beispielsweise Mäander, oder Kanäle mit mehreren
Kanalöffnungen, oder die Integration von aktiven Komponenten wie Pumpen oder Ventilen
in den Mikrokanal sind ebenfalls möglich.
[0063] Die Dimensionierung der Öffnung in Richtung der akustischen Welle können den Dimensionen
der gewünschten Flüssigkeitsschicht (Breite, Höhe) angepasst werden. Wünschenswert
ist zudem eine möglichst geringe Breite der Mikrokanalwände im Wechselwirkungsbereich
mit der akustischen Welle, um die Wechselwirkungen des Polymermaterials mit der akustischen
Welle zu minimieren und die Intensität störender Effekte, wie Polymererwärmung und/oder
Polymerdegradation und/oder die Dämpfung der akustischen Welle und/oder die negative
Beeinflussung des Wellenfeldes zu verringern. Die Breite der technologisch realisierbaren
Kanalwände wird jedoch durch Faktoren wie Haftfestigkeit, mechanische Stabilität und
die Grenzen der Lithografie in Polymerschichten limitiert.
[0064] Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird eine räumliche Trennung von Flüssigkeitszufuhrposition
und Zerstäubungszone realisiert, die durch eine Flüssigkeitsdünnschicht miteinander
verbunden sind. Dadurch wird die akustische Welle in ihren Eigenschaften wenig oder
gar nicht beeinflusst, sekundäre akustischbedingte Effekte im Fluid vermindert und
eine bestmögliche Zerstäubung der Flüssigkeit ist möglich. Ebenso wird das Polymermaterial
durch die akustische Welle wenig oder gar nicht negativ beeinflusst, was eine geringere
Stressbelastung und höhere Lebensdauer und Leistungsbeständigkeit des Polymermaterials
zur Folge hat.
[0065] Die Herstellung der Mikrokanäle mittels fotolithographischer Verfahren ist einfach
und kostengünstig und für eine Massenproduktion einfach anwendbar. Es kann auf teure
Verfahrensschritte, wie beispielsweise Waferbonden, verzichtet werden.
[0066] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist gut miniaturisierbar und kann gut mit übergeordneten
Fluidsystemen, wie Pumpen, Reservoiren, Ventilen, verbunden werden.
[0067] Durch Auswahl der Polymermaterialien und einer möglichen Funktionalisierung der Kanalinnenwände
kann eine gute Kompatibilität zu vielen Flüssigkeitsklassen oder Dispersionen erreicht
werden, ebenso wie eine gute Biokompatibilität.
[0068] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung können kontinuierliche oder diskontinuierliche
Flüssigkeitszerstäubungen realisiert werden, sowohl mit nur einer Flüssigkeit als
auch mit mehreren verschiedenen Flüssigkeiten, sowie eine gezielte Steuerung der Zerstäubung
an verschiedenen Orten durch lokale Änderung des Anstieges der Amplitude der akustischen
Welle oder Wellen auf dem Substrat. Ebenso können die Zerstäubungsbedingungen gesteuert
und damit die Aerosoleigenschaften konstant gehalten werden, beispielsweise hinsichtlich
der Tropfengrößenverteilung, oder auch eine selektive Aerosolbildung oder eine zeitlich
variable Aerosolbildung realisiert werden.
[0069] Unter Flüssigkeiten sollen im Rahmen dieser Erfindung alle Flüssigkeiten und auch
Dispersionen und Suspensionen mit Bestandteilen im Nanometerbereich verstanden werden.
[0070] Nachfolgend wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert.
Beispiel
[0071] Auf einem 4-Zoll-Wafer aus piezoelektrischem 128°YX Lithiumniobat (LiNbO
3) als Substrat wird ein Interdigitalwandler aus 5nm Titan (als Haftschicht) und aufliegend
295nm Aluminium mittels Lift-Off-Strukturierung hergestellt. Anschließend wird eine
1 µm dicke SiO
2-Schicht als Funktionsschicht mittels Kathodenzerstäubung aufgebracht. Die SiO
2-Schicht wird anschließend an den Stellen der elektrischen Kontaktierung freigeätzt.
Der Interdigitalwandler ist vom Lambda-Viertel-Typ mit Finger- und Leerraumbreiten
von jeweils 15 µm und einer Apertur von 2 mm.
[0072] Nachfolgend wird die Oberfläche des Substrates mittels Aceton und Isopropylalkohol
unter Ultraschall 10 min gereinigt und nachfolgend mit Stickstoff abgeblasen und mit
Sauerstoffplasma behandelt. Damit sind alle Partikel und organischen Reste von der
Oberfläche entfernt, was die Adhäsion mit dem nachfolgend aufgebrachten Fotolack verbessert.
[0073] Auf die Mitte des Substrates wird nun 5 ml Fotolack SU-8 50 aufgetropft. Durch Abschleudern
bei 1500 rpm wird eine Lackschicht auf der Oberfläche des Substrates von ca. 80 µm
Dicke gebildet. Das Substrat mit der Lackschicht wird mit einer Aufheizgeschwindigkeit
von 2 K/min auf 95 °C erwärmt dort für 30 min gehalten und ebenfalls mit 2 K/min wieder
abgekühlt. Damit ist das Lösungsmittel entfernt und Verspannungen sind in der Lackschicht
minimiert.
[0074] Nachfolgend findet der Belichtungsprozess statt. Die Belichtung erfolgt in zwei Schritten,
wobei im ersten Schritt die Mikrokanalwände und im zweiten Schritt der Mikrokanaldeckel
strukturiert werden.
[0075] Zur Herstellung der Mikrokanalwände wird eine Fotomaske 1 in einer im Kontaktmodus
betriebenen Belichtungsanlage eingesetzt. Die Fotomaske 1 weist Strukturen aus Chrom
und Leerräume auf. Die Leerräume repräsentieren dabei die zu belichtenden Bereiche
und damit die späteren Mikrokanalwände. Die Fotomaske 1 wird in einer Vorrichtung
entsprechend ausgerichtet. Bei einer Wellenlänge von 365nm wird der Fotolack mit einer
Lichtdosis von 7mW/cm
2 für 20 s belichtet. Nachfolgend erfolgt die zweite Belichtung mit der Fotomaske 2
bei einer Wellenlänge von 254 nm mit einer Lichtdosis von 2 mW/cm
2 und einer Belichtungszeit von 10 s. Auch diese Fotomaske 2 weist Strukturen aus Chrom
und Leerräume auf, wobei die Leerräume die zu belichtenden Bereiche repräsentieren
und damit den späteren Kanaldeckel. Auch die Fotomaske 2 wird entsprechend der zuvor
belichteten Strukturen ausgerichtet.
[0076] Nach den beiden Belichtungsschritten erfolgt wiederum eine Temperung zu den Bedingungen,
wie für die Entfernung des Lösungsmittels. Danach erfolgt die Entwicklung des Fotolacks
mit einem Lackentwickler mr-DEV 600 pur für 2 Stunden. Nachfolgend wird eine Spülung
mit reinem Isopropylalkohol durchgeführt und eine Trocknung an Luft realisiert.
[0077] Nach der Entfernung des ungehärteten Fotolacks vom Substrat verbleibt ein Polymerblock
von 3,0 x 3,5 mm
2 (BreitexLänge) und einer Höhe von 80 µm. Der L-förmige Mikrokanal im Inneren des
Polymerblockes hat die Abmessungen von 1,5 mm Länge und 70x100 µm
2 (HöhexBreite) des langen L-Schenkels, der parallel zur Substratoberfläche angeordnet
ist und 80µm Länge und 100x100 µm
2 (HöhexBreite) des kurzen L-Schenkels, der in einem Winkel von 90° zur Substratoberfläche
angeordnet ist. Die Innenwände des Mikrokanals sind zur Verbesserung der Benetzung
mit einer 5 nm dicken Hydroxymethyltriethoxysilanschicht beschichtet.
[0078] Der strukturierte Polymerblock befindet sich zum größten Teil außerhalb des Pfades
der akustischen Welle, wobei die Öffnung des langen Schenkels des L-förmigen Mikrokanals
senkrecht zur Wellenausbreitungsrichtung angeordnet ist. Die Kanalöffnung befindet
sich dabei in Ausbreitungsrichtung der Welle in einem Abstand von 3mm vom IDT-Ende
und senkrecht zur Ausbreitungsrichtung in einem Abstand von 1.25mm von der Aperturmitte.
An diesem Ort entspricht der Betrag der ansteigenden Amplitude der SAW senkrecht zur
Ausbreitungsrichtung ca. 4nm/mm, mit nm (Amplitude) und mm (Strecke auf der Substratoberfläche).
Die Amplitude der Welle an der Kanalöffnung beträgt dabei nur ca. 5% des Amplitudenmaximums
in dieser Entfernung zum IDT, wodurch ein sehr geringer Energieeintrag in das Polymermaterial
gewährleistet wird.
[0079] Zur elektrischen Ansteuerung des Interdigitalwandlers dient ein Sinus-Generator,
welcher bei der Resonanzfrequenz des Interdigitalwandlers (ca. 64MHz) betrieben wird
und an dessen Ausgang ein 10W-Hochfrequenzverstärker angeschlossen ist. An den Ausgang
wird der Interdigitalwandler über Bonddrahtbrücken und SMA-Anschlusskabel angeschlossen.
[0080] Die Öffnung des kurzen Schenkels des L-förmigen Mikrokanals wird über einen Gummiring
direkt an eine Andruckplatte mit einem Flüssigkeitsreservoir angeschlossen. Bei Zugabe
der Flüssigkeit in das Reservoir füllt diese den Kanal und bildet an der Öffnung des
langen Schenkels des L-förmigen Mikrokanals einen Flüssigkeitsmeniskus auf der Substratoberfläche
aus. Als Flüssigkeit wird eine 1 %ige Kochsalzlösung eingesetzt. Der Kontaktwinkel
der Flüssigkeit zum SiO
2 ist kleiner als der Rayleigh-Winkel.
[0081] Bei Anlegen eines Sinus-Signals mit der Resonanzfrequenz des Interdigitalwandlers
und 4W elektrischer Leistung wird vom Interdigitalwandler eine akustische Oberflächenwelle
vom Rayleigh-Typ ausgesandt. Die akustische Oberflächenwelle erreicht den Ort der
Öffnung des langen Schenkels des L-förmigen Mikrokanals mit dem zuvor definierten
Amplitudenanstieg. Dadurch wird eine Kraft auf den Flüssigkeitsmeniskus ausgeübt,
es bildet sich eine dünne Flüssigkeitsschicht aus und die Flüssigkeit wird in Richtung
des Amplitudenmaximums gezogen. Die Zerstäubung der Flüssigkeit erfolgt am Ort des
Amplitudenmaximums. Durch eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr wird eine kontinuierliche,
gleichmäßige und sichere Zerstäubung realisiert.
1. Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung, bestehend aus einem piezoelektrischen Substrat
oder aus einem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten Substrat oder aus
einem mit einem piezoelektrischen Substrat über ein Koppelmedium verbundenen nichtpiezoelektrischen
Substrat, wobei auf dem piezoelektrischen Substrat oder auf dem mit einer piezoelektrischen
Schicht beschichteten Substrat mindestens ein Interdigitalwandler mit Elektroden aufgebracht
ist, und weiterhin auf dem piezoelektrischen Substrat oder auf dem mit einer piezoelektrischen
Schicht beschichteten Substrat oder auf dem mit dem piezoelektrischen Substrat über
ein Koppelmedium verbundenen nichtpiezoelektrischen Substrat ein oder mehrere mittels
fotolithografischer Verfahren aufgebrachte Strukturen aus Polymermaterial mit Mikrokanälen
vorhanden sind, die mindestens teilweise außerhalb des Ausbreitungsbereichs der von
dem mindestens einen Interdigitalwandler angeregten akustischen Welle oder Wellen
angeordnet sind, und die Mikrokanäle mindestens zwei Öffnungen aufweisen und mindestens
eine der Öffnungen der Mikrokanäle in Richtung der akustischen Welle oder Wellen angeordnet
sind, und diese mindestens eine Öffnung der Mikrokanäle an der Position angeordnet
ist, an der die akustische Welle oder Wellen einen nachweislichen Anstieg der Amplitude
der akustischen Welle oder Wellen aufweisen, und die mindestens eine Öffnung der Mikrokanäle,
die nicht in Richtung der akustischen Welle angeordnet ist, mit einem Flüssigkeitsreservoir
verbunden ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das piezoelektrische Substrat aus einkristallinem
SiO2, Lithiumniobat (LiNbO3), Lithiumtantalat (LiTaO3), Langasit (La3Ga5SiO14), Ca3TaGa3Si2O14, Aluminiumnitrid (AlN), Zinkoxid (ZnO), Blei-Zirkonat-Titanat (PZT), Blei-Magnesium-Niobat
(PMN), Galliumorthophosphat (GaPO4) oder aus einem mit einer piezoelektrischen Schicht beschichteten nichtpiezoelektrischen
Substrat aus Polymer, Glas, Keramik oder Metall besteht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das über ein Koppelmedium mit einem piezoelektrischen
Substrat verbundene nichtpiezoelektrische Substrat aus Polymer, Glas, Keramik oder
Metall besteht.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das Substrat, auf dem sich die Strukturen aus
Polymermaterial befinden, optisch transparent ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der ein Mikrokanal vorhanden ist, dessen eine Öffnung
an der Position angeordnet ist, bei der die Amplitude der akustischen Welle oder Wellen
5 - 30 %, noch vorteilhafterweise 5 - 15%, der maximalen Amplitude der Welle oder
Wellen beträgt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der zwei Mikrokanäle vorhanden sind, von denen mindestens
eine Öffnung an der Position angeordnet ist, bei der die Amplitude der akustischen
Welle oder Wellen 5 - 30 %, noch vorteilhafterweise 5 - 15 %, der maximalen Amplitude
der Welle oder Wellen beträgt, wobei die Mikrokanäle an gegenüberliegenden Seiten
der akustischen Welle auf dem Substrat angeordnet sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der eine Vielzahl an Mikrokanälen vorhanden sind,
deren mindestens eine Öffnung auf einer oder auf beiden Seiten der akustischen Welle
oder Wellen angeordnet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das Polymermaterial der Mikrokanäle aus Epoxy-basiertem
polymeren Fotolack, oder Novolak-basiertem polymeren Fotolack oder Acryl-basiertem
polymeren Fotolack besteht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der die Querschnitte der Mikrokanäle rechteckig,
quadratisch, halbrund oder halboval sind, und/oder ein Bereich des Umfangs der Mikrokanäle
vom Substrat und/oder auf dem Substrat befindlichen Schichten gebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der die Innenwände der Mikrokanäle mit Einzelschichten
oder Mehrlagenschichten aus Metallmaterial, Silanverbindungen, Polymermaterial, Keramikmaterial
oder Glasmaterial beschichtet sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der mindestens eine Öffnung eines Mikrokanals an
der Position angeordnet ist, an der der Anstieg der Amplitude der akustischen Welle
oder Wellen 10-4...10 nm/mm, vorteilhafterweise 10-3...5 nm/mm, beträgt.
12. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der als Interdigitalwandler Chirped IDT oder slanted
finger IDT zum Einsatz kommen.
13. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der zwischen dem Substrat und dem Polymermaterial
der Strukturen eine oder mehrere Funktionsschichten vorhanden sind.
14. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der der Kontaktwinkel der Flüssigkeit zur Substratoberfläche
oder zu einer auf der Substratoberfläche befindlichen Funktionsschicht kleiner oder
gleich dem Winkel der Wellenabstrahlung in die Flüssigkeit (Rayleigh-Winkel) ist.
15. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung zur Flüssigkeitszerstäubung, bei dem auf
ein piezoelektrisches Substrat oder auf ein mit einer piezoelektrischen Schicht beschichtetes
Substrat oder auf ein mit einem piezoelektrischen Substrat über ein Koppelmedium verbundenes
Substrat mindestens ein Interdigitalwandler aufgebracht wird, nachfolgend fotolithographisch
strukturierbares Polymermaterial aufgebracht und die strukturierte Belichtung des
Polymermaterials zur Herstellung von einem oder mehreren Mikrokanälen mit mindestens
zwei Öffnungen durchgeführt wird, wobei durch die Strukturierung jeweils eine der
Öffnungen der Mikrokanäle in Richtung der akustischen Welle oder Wellen an der Position
angeordnet wird, an der die akustische Welle oder Wellen einen nachweislichen Anstieg
der Amplitude der akustischen Welle oder Wellen aufweist, und nach der strukturierten
Belichtung und Aushärtung das unvernetzte Polymermaterial entfernt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, bei dem fotolithographisch strukturierbares Polymermaterial
mit wellenlängenabhängiger Lichtabsorption aufgebracht und zur Strukturierung der
Mikrokanäle zuerst mit Licht einer Wellenlänge 1 zur Belichtung der Mikrokanalwände
belichtet und nachfolgend mit Licht einer Wellenlänge 2 zur Belichtung der Mikrokanalabdeckung
belichtet wird.
17. Verfahren nach Anspruch 15, bei dem funktionelle Schicht/en auf das Substrat aufgebracht
werden, vorteilhafterweise funktionelle Schichten aus dielektrischem oder passivierendem
Material, wie Schichten aus SiO2, Al2O3, TiO2 und/oder metallische Schichten, wie Al, Ti, Cr, Au, Pt, Pd, aufgebracht werden.