GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung befindet sich auf dem Gebiet der Herstellung von rohrförmigen Metallwerkstücken
und betrifft Umformungswerkzeuge, speziell Lochdorne, Schmiededorne und Walzstangen
mit verbesserter Standfestigkeit.
STAND DER TECHNIK
[0002] Nahtlose Stahlrohre werden im Allgemeinen in drei Umformstufen auf entsprechenden
Walzwerken durch Warmumformung gefertigt. In einer ersten Stufe wird auf einem sogenannten
Lochschrägwalzwerk ein auf etwa 1200°C erhitzter massiver Stahlblock mittels eines
Innenwerkzeuges, des Lochdornes, zum Hohlblock umgeformt. Dabei wird der Block mittels
schräg gestellter Walzen über den Lochdorn getrieben. In der zweiten Umformstufe wird
der Hohlblock in einem Längswalzprozess über dem Innenwerkzeug, einer Walzstange,
in Durchmesser und Wanddicke reduziert und in Längsrichtung gestreckt. In der dritten
Umformstufe wird das Walzgut zu den geforderten Maßen in Durchmesser und Wanddicke
umgeformt, wobei in der Regel kein Innenwerkzeug verwendet wird.
[0003] Die Innenwerkzeuge in den beiden ersten Umformstufen sind bei der Produktion hohen
Temperaturen und hohen mechanischen Drücken ausgesetzt. In den meisten Fällen bestehen
die Innenwerkzeuge aus hochwarmfestem Stahl. Bei der Produktion speziell mit größeren
Walzzeiten ist eine sukzessive Erwärmung des Innenwerkzeuges oft nicht zu vermeiden.
Infolge der Erwärmung nimmt die Festigkeit des Werkzeuges ab und das Werkzeug kann
dann den mechanischen Belastungen nicht mehr standhalten. Das Werkzeug deformiert
sich und bricht.
[0004] Um hohe Standzeiten zu erreichen, werden Lochdorne mit natürlichen Zunderschichten
versehen. Diese Zunderschichten hemmen den Wärmezufluss vom Umformgut in das Werkzeug
und schützen das Werkzeug vor schneller Erwärmung und raschem Festigkeitsverlust.
Bei der Umformung von höher legierten Werkstoffen wird die Zunderschicht jedoch schnell
abgetragen und der Wärmeschutz versagt.
[0005] Bei Walzstangen werden je nach Umformverfahren natürlich verzunderte oder mit einer
Chromschicht versehene Werkzeuge verwendet. Entsprechende Lochdorne sind beispielsweise
aus der Deutschen Patentanmeldung
DE10 2008 056988 A1 (SMS MEER) bekannt. Von Nachteil ist jedoch, dass die Wärmedämmung gegenüber dem Wärmezufluss
vom Umformgut in das Werkzeug gering ist. So kommt es speziell bei Innenwerkzeugen,
die mit reduzierter Geschwindigkeit und Kontaktlänge eingesetzt werden, zu Erwärmung
des Innenwerkzeuges und dessen Versagen durch Deformation und Bruch.
[0006] Die Standzeit der Werkzeuge ließe sich verbessern, wenn die Dicke der Oxidschicht
vergrößert werden könnte. Dann wäre die Wärmeisolation besser und bei abrasivem Verschleiß
bliebe die Schutzschicht länger erhalten.
[0007] Die Schutzschicht, die natürlich aus dem Grundmaterial durch Umwandlung in Eisenoxide
gebildet ist, weist jedoch keine hohe Stabilität auf. Sie ist spröde und porös und
kann daher leicht bei mechanischer und thermischer Belastung zerstört werden. Daher
sind diese Schutzschichten in ihrer Dicke begrenzt. Der Grenzwert der Schicht liegt
bei etwa 0.8 mm. Die Schutzwirkung einer solchen Schicht ist daher entsprechend begrenzt.
Wärme dringt daher in den Grundkörper des Werkzeuges ein und vermindert seine Festigkeit,
wodurch es dann zum frühzeitigen Versagen des Werkzeuges kommt. Bei hochlegiertem
Umformgut führt die Abrasion relativ schnell, d.h. nach einer kleinen Länge gewalzten
Materials zum Abtrag der Schutzschicht.
[0008] Aus der internationalen Patentanmeldung
WO2011 107214 A1(SMS MEER) sind Lochdorne oder Walzstangen zur Herstellung von nahtlosen Rohren oder
Schmiededorne zum Warmschmieden von rohrförmigen Werkstücken aus Metall bekannt, die
eine Oberflächenprofilierung aufweisen, auf welche die Oxidschicht aufgebracht ist.
Auf diese Weise soll eine bessere Haftung und längere Standzeit erzielt werden.
[0009] Ähnliche Werkzeuge, bei denen die Beschichtung aus Molybdän besteht, sind aus der
EP0385439A1(NKK CORP.) bekannt.
[0010] In der Praxis erweist sich die Herstellung solcher profilierter Werkzeuge jedoch
als aufwendig, da die Profile einzeln in die Dorne geschnitten werden müssen, und
außerdem zu Werkstoffverlusten führen. Die Herstellungskosten eines Profils erhöhen
sich überproportional mit der Größe der einzubringenden Vertiefungen. Eine Wirtschaftlichkeits-
und Machbarkeitsgrenze ist schon bei wenigen Millimetern erreicht. Ein weiterer Nachteil
des in den Grundkörper geschnittenen Profils ist die Beschränkung des Werkstoffs auf
gut oxidierbare Stähle. Diese haben insbesondere einen geringen Chromanteil und damit
geringe Härte.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden hat daher darin bestanden, Warmumformwerkzeuge mit verbesserter
Standfestigkeit zur Verfügung zu stellen, die frei von den eingangs geschilderten
Nachteilen sind. Insbesondere sollten diese Werkzeuge im Vergleich zum Stand der Technik
eine Oxidschicht mit höherer Festigkeit aufweisen, die sich zudem leicht und ohne
Werkstoffverlust aufbringen lässt.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0012] Ein erster Gegenstand der Erfindung betrifft ein Warmumformwerkzeug bestehend aus
einem Werkzeuggrundkörper mit wenigstens anteiliger Oberflächenbeschichtung, welches
dadurch erhältlich ist, dass man den Grundkörper mit einem erhabenen metallischen
Relief versieht, welches anschließend ganz oder teilweise oxidiert und in eine Schutzschicht
umgewandelt wird.
[0013] Ein weiterer Aspekt der Erfindung umfasst ein Verfahren zur Herstellung eines Warmumformwerkzeugs
bestehend aus einem Werkzeuggrundkörper mit wenigstens anteiliger Oberflächenbeschichtung,
bei dem man
- (a) den Grundkörper mit einem erhabenen metallischen Relief versieht, und
- (b) nachfolgend das metallische Relief ganz oder teilweise oxidiert und in eine Schutzschicht
umwandelt.
[0014] Das Aufbringen eines erhabenen Reliefs stellt den umgekehrten Fall zu einer Profilierung
des Werkzeugs dar. Im Sinne der Erfindung wird also Werkstoff hinzugefügt und nicht
entfernt. Überraschendweise wurde gefunden, dass die Reliefbildung im Gegensatz zur
Profilierung nicht nur wesentlich einfacher zu realisieren ist, sondern durch vollständige
oder teilweise Umwandlung des Reliefmaterials selbst eine deutlich härtere und damit
beständigere Oxidschicht erhalten wird, was zu einer signifikanten Verbesserung der
Lebensdauer des Werkzeugs führt. Die Erfindung bietet zudem die Möglichkeit, durch
Auswahl des Reliefmaterials die Qualität des Oberflächenschutzes zu variieren und
den Prozessbedingungen anzupassen.
[0015] Der wirtschaftliche Nutzen der Erfindung liegt auf der Hand und besteht insbesondere
in der Verringerung der Werkzeugkosten bei der Erzeugung von Stahlprodukten sowie
der Verlängerung der Walzzeit, was in der Regel mit größeren Walzgutlängen und vermindertem
Materialausschuss verbunden ist.
WERKZEUGE
[0016] Bei den Warmumformungswerkzeugen der vorliegenden Erfindung handelt es sich vorzugsweise
um einen Lochdorn oder einen Schmiededorn, die in der Regel aus Stahl bestehen. Die
Erfindung umfasst unter diesem Oberbegriff jedoch grundsätzlich auch jedes andere
metallische Werkstück, bei dem der Grundkörper gegen Wärmezustrom geschützt werden
soll. Dabei ist der Begriff Metall nicht auf Eisen und Stahl beschränkt, sondern umfasst
auch andere metallische Werkstoffe einschließlich metallhaltiger Verbundwerkstoffe,
die einer Warmumformung zugeführt werden sollen.
[0017] Doch nicht nur bei Dornen, den Innenwerkzeugen beim Lochen durch Schrägwalzen, auch
bei den anderen Innenwerkzeugen, die bei der Herstellung nahtloser Stahlrohre verwendet
werden, kann die erfindungsgemäße Oberflächenbeschichtung vorteilhaft angewandt werden.
Bei den Walzstangen, den Innenwerkzeugen bei den Walzwerken mit mehreren hintereinander
angeordneten Walzgerüsten in der zweiten Umformstufe ist insbesondere darauf zu achten,
dass die Reibung zwischen Werkzeug und Walzgut gering ist. Daher muss für diesen Anwendungsfall
die erfindungsgemäße Oberflächenschicht geschliffen und poliert werden. Auch kann
eine zusätzliche Schicht z.B. aus Chrom auf die erfindungsgemäße Schutzschicht aufgetragen
werden.
[0018] Das erhabene Relief, das auf den Grundkörper aufgebracht wird, kann ganz unterschiedlich
ausgeprägt sein, wobei die alternativen Ausführungsformen alle grundsätzlich geeignet
sind, die gestellte Aufgabe vollumfänglich zu erfüllen.
[0019] In einer ersten Ausführungsform kann es sich bei dem erhabenen Relief schlicht um
eine Umwicklung des Grundkörpers mit einem Draht, vorzugsweise einem Stahldraht handeln.
[0020] In einer zweiten Ausführungsform kann das erhabene Relief ein Metallgewebe oder Metallnetz
darstellen, das auf den Grundkörper aufgebracht wird.
[0021] Die auf die Oberfläche des Werkzeuges aufgebrachten metallischen Körper bestehen
vorzugsweise aus einem Stahlgewebe, beispielsweise mit einer Stahldrahtdicke von etwa
1 bis etwa 5 mm und vorzugsweise etwa 1,5 mm und einer Maschenweite von etwa 1 bis
5 mm und insbesondere etwa 2,5 mm. Unter Maschenweite ist der Abstand der Mittellinien
zweier benachbarter Gewebeelemente zu verstehen.
[0022] In einer dritten Ausführungsform kann es sich bei dem erhabenen Relief um eine unregelmäßige
Beschichtung handeln, wie sie durch chemische oder physikalische Abscheidung von Metall
aus der Dampfphase erreicht wird.
RELIEFBILDUNG
[0023] Das Aufbringen des erhabenen Reliefs kann nach sehr unterschiedlichen - einfachen
wie komplexen - Verfahren erfolgen, die doch alle die Aufgabe der Erfindung voll umfänglich
lösen.
[0024] In einer
ersten Ausführungsform wird der Grundkörper schlicht mit einem Draht, vorzugsweise einem Metalldraht umwickelt.
[0025] In einer
zweiten alternativen Ausführungsform wird statt des Drahtes ein Metallgewebe oder ein Metallnetz eingesetzt. Dieses kann
beispielsweise durch Umformung auf die Form des Werkzeugs vorgeformt und dann auf
den Grundkörper aufgezogen werden. Um die Festigkeit zu erhöhen empfiehlt es sich,
die Drahtwicklung oder das Metallgewebe mit dem Grundkörper zu verschweißen.
[0026] In einer
dritten alternativen Ausführungsform ist es möglich, das Relief auf der Oberfläche des Grundkörpers durch Chemische oder
Physikalische Dampfphasenabscheidung (Chemical/Physical Vapour Phase Deposition, CVD/PVD)
zu erzeugen.
[0027] Unter dem Begriff chemische Gasphasenabscheidung versteht man eine Gruppe von Beschichtungsverfahren,
welche unter anderem bei der Herstellung von mikroelektronischen Bauelementen und
Lichtwellenleitern eingesetzt werden. An der erhitzten Oberfläche eines Substrates
wird aufgrund einer chemischen Reaktion aus der Gasphase eine Feststoffkomponente
abgeschieden. Voraussetzung hierfür ist, dass flüchtige Verbindungen der Schichtkomponenten
existieren, die bei einer bestimmten Reaktionstemperatur die feste Schicht abscheiden.
Das Verfahren der chemischen Gasphasenabscheidung zeichnet sich durch mindestens eine
Reaktion an der Oberfläche des zu beschichtenden Werkstücks aus. An dieser Reaktion
muss mindestens eine gasförmige Ausgangsverbindung (Edukt) und mindestens zwei Reaktionsprodukte
- davon mindestens eines in der festen Phase - beteiligt sein. Um gegenüber konkurrierenden
Gasphasen-Reaktionen jene Reaktionen an der Oberfläche zu fördern und damit die Bildung
von festen Partikeln zu vermeiden, wird das Verfahren vorzugsweise bei vermindertem
Druck durchgeführt.
[0028] Anders als bei der CVD wird mithilfe der bevorzugten PVD das Ausgangsmaterial in
die Gasphase übergeführt. Das gasförmige Material wird anschließend zum zu beschichtenden
Substrat geführt, wo es kondensiert und die Zielschicht bildet. Beispiele hierfür
sind klassische verdampfungsverfahren, wie das thermische Verdampfen, Elektronenstrahlverdampfen
(Electron Beam Evaporation) oder das Laserstrahlverdampfen (Pulsed Laser Deposition).
Im Sinne der vorliegenden Erfindung bevorzugt ist das Sputtern, bei dem das Ausgangsmaterial
durch lonenbeschuss zerstäubt und in die Gasphase überführt wird, aus der es dann
auf den Grundkörper wieder abgelagert werden kann. Allen diesen Verfahren ist gemein,
dass das abzuscheidende Material in fester Form in der meist evakuierten Beschichtungskammer
vorliegt. Durch den Beschuss mit Laserstrahlen, magnetisch abgelenkten Ionen oder
Elektronen sowie durch Lichtbogenentladung wird das Target verdampft. Wie hoch der
Anteil an Atomen, Ionen oder größeren Clustern im Dampf ist, ist von Verfahren zu
Verfahren unterschiedlich. Das verdampfte Material bewegt sich entweder ballistisch
oder durch elektrische Felder geführt durch die Kammer und trifft dabei auf die zu
beschichtenden Teile, wo es zur Schichtbildung kommt.
[0029] Damit die Dampfteilchen die Bauteile auch erreichen, und nicht durch Streuung an
den Gasteilchen verloren gehen, muss im Unterdruck gearbeitet werden. Typische Arbeitsdrucke
liegen im Bereich von 10
-4 Pa bis ca. 10 Pa. Da sich die Dampfteilchen geradlinig ausbreiten, werden Flächen,
die vom Ort der Dampfquelle aus gesehen nicht sichtbar sind, mit einer geringeren
Beschichtungsrate beschichtet. Um ein Relief und keine homogene Beschichtung erzeugen,
wird anders als üblich auf eine Rotation des Substrates verzichtet.
[0030] Eine
vierte alternative Ausführungsform zur Reliefbildung umfasst das so genannte thermische Spritzen. Dabei werden Zusatzwerkstoffe,
die so genannten Spritzzusätze, innerhalb oder außerhalb eines Spritzbrenners ab-,
an- oder aufgeschmolzen, in einem Gasstrom in Form von Spritzpartikeln beschleunigt
und auf die Oberfläche des zu beschichtenden Bauteils geschleudert. Die Bauteiloberfläche
wird dabei (im Gegensatz zum Auftragschweißen) nicht angeschmolzen und nur in geringem
Maße thermisch belastet. Eine Schichtbildung findet statt, da die Spritzpartikel beim
Auftreffen auf die Bauteiloberfläche prozess- und materialabhängig mehr oder minder
abflachen, vorrangig durch mechanische Verklammerung haften bleiben und lagenweise
die Spritzschicht aufbauen. Qualitätsmerkmale von Spritzschichten sind geringe Porosität,
gute Anbindung ans Bauteil, Rissfreiheit und homogene Mikrostruktur. Die erzielten
Schichteigenschaften werden maßgeblich beeinflusst von der Temperatur und der Geschwindigkeit
der Spritzpartikel zum Zeitpunkt ihres Auftreffens auf die zu beschichtende Oberfläche.
Der Oberflächenzustand (Reinheit, Aktivierung, Temperatur) übt ebenfalls maßgeblichen
Einfluss auf Qualitätsmerkmale wie die Haftfestigkeit aus.
[0031] Als Energieträger für die An- oder Aufschmelzung des Spritzzusatzwerkstoffes dienen
elektrischer Lichtbogen (Lichtbogenspritzen), Plasmastrahl (Plasmaspritzen), Brennstoff-Sauerstoff-Flamme
bzw. Brennstoff-Sauerstoff-Hochgeschwindigkeitsflamme (konventionelles und Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen),
schnelle, vorgewärmte Gase (Kaltgasspritzen) und Laserstrahl (Laserstrahlspritzen).
Laut DIN-Norm EN 657 werden die Spritzverfahren nach diesen Kriterien eingeteilt.
[0032] Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der Grundkörper nicht nur mit Metallen, sondern
auch oxidkeramischen Werkstoffen und carbidischen Werkstoffen (bzw. allgemein Verbundwerkstoffen)
beschichtet werden. Vorzugsweise erfolgt bei dieser Ausführungsform die Beschichtung
mit einer Eisen/Keramikmischung.
[0033] Während der Grundkörper vorzugsweise aus Stahl besteht, gilt für das Material, welches
das erhabene Relief bildet, die Anforderung, dass es wenigstens anteilig zur Ausbildung
einer Oxidschicht befähigt ist. Vorzugsweise handelt es sich hierbei um Eisen oder
Stahl, sodass eine Eisenoxidschicht, vorzugsweise Zunder erzeugt wird. Es kann wie
gesagt auch eine Mischung aus Eisen/Stahl und Keramik verwendet werden, beispielsweise
in einem Gewichtsverhältnis von etwa 20:80 bis etwa 80:20.
[0034] Es versteht sich, dass das Relief unterschiedlichste Formen aufweisen kann, die von
regelmäßig (rund, eckig etc.) bis zu jeder beliebigen Freiform reichen. Es können
auch Materialverbunde eingesetzt werden, d.h. beispielsweise ein Molybdängewebe, das
auf den Grundkörper aus Stahl aufgebracht wird. Das Gewebeelement kann auch aus einem
Verbund von hartem Chromstahl (innen) und gut oxidierbarem Stahl (außen) bestehen.
Als Abstandshalter können auch brennbare Materialien eingesetzt werden. Es ist ebenfalls
möglich, zur besseren Wärmedämmung Keramik mit einzulagern.
OXIDATION
[0035] Die vollständige oder teilweise Umwandlung des metallischen Reliefs in eine oxidische
Schutzschicht kann nach bekannten Verfahren des Stands der Technik erfolgen, beispielsweise
durch Flammspritzen, Plasmaspritzen oder durch ein thermochemisches Verfahren erfolgt.
[0036] Bei der Oxidation des Werkzeuges mit dem auf seiner Oberfläche aufgebrachten metallischen
Körper, zum Beispiel einem Stahlgewebe, wird ein Teil der Oberfläche des Werkzeuggrundkörpers
sowie ein Teil des auf der Oberfläche aufgebrachten metallischen Reliefs in Oxid umgewandelt.
Gleichzeitig wird auf allen Oberflächen eine zusätzliche Oxidschicht gebildet, die
typischerweise etwa 500 bis etwa 3.000 µm und insbesondere etwa 1.500 bis etwa 2.500
µm beträgt. Dadurch wird auch Oxid in den Zwischenräumen zwischen den Körpern, zum
Beispiel zwischen Werkzeuggrundkörper und aufgebrachten Stahlgewebe und innerhalb
der Maschen des Stahlgewebes gebildet. Im Ergebnis erhält man eine besonders dicke
Schutzschicht, die durch innenliegende Körper verstärkt ist. Insbesondere ist die
Schichtdicke anders als bei der Herstellung von Vertiefungen nicht auf wenige Millimeter
begrenzt. Schichtdicken von 10 Millimeter und mehr lassen sich ohne Schwierigkeit
und mit geringen Kosten erzeugen.
GEWERBLICHE ANWENDBARKEIT
[0037] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung des oben ausführlich
beschriebenen neuen Werkzeugs, speziell als Lochdorn, Schmiededorn oder Walzstange
zur Herstellung von nahtlosen Rohren oder zum Warmschmieden von rohrförmigen Werkstücken
aus Metall.
BEISPIELE
BEISPIEL 1
[0038] Auf der Oberfläche eines Lochdorns wurde ein durch Umformung an die Form des Grundkörpers
vorgeformtes Stahlgewebe mit einer Stahldrahtdicke von 1.5 mm und einer Maschenweite
von 2.5 mm aufgelegt und verschweißt. Anschließend wurde der Verbund einer thermo-chemischen
Oxidation ausgesetzt. Es wurde eine zusammenhängende lückenlose Oxidschicht von 2.500
µm Dicke erhalten.
[0039] Abbildung 1 zeigt ein Warmwerkzeug in Form eines Lochdorns in einer Seitenansicht. Das Werkzeug
1 weist einen Werkzeuggrundkörper 2 auf, der einen Arbeitsbereich
3 hat, der sich über eine gewisse Länge in Richtung einer Achse a erstreckt. Im Arbeitsbereich
3 ist das Werkzeug mit einer Beschichtung
4 versehen, die das Werkzeug
1 vor thermischer bzw. mechanischer Belastung schützt.
[0040] Die
Abbildungen 2 und 3 zeigen die Einzelheit "Z" im horizontalen Schnitt durch das Werkzeug gemäß Abbildung
1 einmal für den Werkstoffgrundkörper mit erhabenem Relief vor und nach dem Erzeugen
der oxidischen Schutzschicht ("Verzunderung").
[0041] In
Abb. 2a erkennt man das sägeförmige Relief, das gemäß Beispiel 1 durch Aufbringen eines Drahtnetzes
entstanden ist. Dabei ist der Grundkörper durch das Bezugszeichen
6, das Netz durch das Bezugszeichen
7 gekennzeichnet. In
Abb. 2b sieht man, dass ein Teil der Oberfläche des Reliefs in Oxid umgewandelt worden ist,
aber auch zwischen den Maschen des Netzes ist die Oberfläche des Grundkörpers oxidiert
worden (Schraffur mit dem Bezugszeichen
8).
[0042] Die
Abbildungen 3a und 3b sind analog, jedoch weist das Relief hier keinen eckigen, sondern einen runden Querschnitt
auf. Auch hier erkennt man, dass die Oxidschicht (Schraffur) sich zu gleichen Anteilen
ober- und unterhalb der ursprünglichen Oberfläche des eisenhaltigen Körpers bildet.
1. Warmumformwerkzeug bestehend aus einem Werkzeuggrundkörper mit wenigstens anteiliger
Oberflächenbeschichtung, dadurch erhältlich, dass man den Grundkörper mit einem erhabenen
metallischen Relief versieht, welches anschließend ganz oder teilweise oxidiert und
in eine Schutzschicht umgewandelt wird.
2. Werkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um einen Lochdorn, einen Schmiededorn oder eine Walzstange handelt.
3. Werkzeug nach den Ansprüchen 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper aus Metall, vorzugsweise aus Stahl besteht.
4. Werkzeug nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das erhabene Relief auf dem Grundkörper eine Drahtumwicklung darstellt.
5. Werkzeug nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das erhabene Relief auf dem Grundkörper ein Metallgewebe darstellt.
6. Verfahren zur Herstellung eines Warmumformwerkzeugs bestehend aus einem Werkzeuggrundkörper
mit wenigstens anteiliger Oberflächenbeschichtung, bei dem man
(a) den Grundkörper mit einem erhabenen metallischen Relief versieht, und
(b) nachfolgend das metallische Relief ganz oder teilweise oxidiert und in eine Schutzschicht
umwandelt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass man das erhabene Relief auf den Grundkörper durch Umwickeln mit einem Draht aufbringt.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass man das erhabene Relief auf dem Grundkörper durch Ummanteln mit einem Metallgewebe
aufbringt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass man das Metallgewebe durch Umformung auf die Gestalt des Werkzeuges vorformt und
dann auf den Grundkörper aufzieht.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass man den Draht oder das Metallgewebe mit dem Grundkörper verschweißt.
11. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass man das erhabene Relief auf den Grundkörper durch Chemical/Physical Vapor Phase Deposition
aufbringt.
12. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass man das erhabene Relief auf den Grundkörper durch thermisches Spritzen aufbringt.
13. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 6 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper aus Metall, vorzugsweise aus Stahl, besteht und das Material, welches
das erhabene Relief bildet, wenigstens anteilig zur Ausbildung einer Oxidschicht befähigt
ist.
14. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die vollständige oder teilweise Umwandlung des metallischen Reliefs in eine oxidische
Schutzschicht durch Flammspritzen, Plasmaspritzen oder durch ein thermochemisches
Verfahren erfolgt.
15. Verwendung eines Werkzeugs nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5 zur Herstellung
von nahtlosen Rohren oder zum Warmschmieden von rohrförmigen Werkstücken aus Metall.