[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Erzeugung eines austenitischen oder
ferritischen Rostfreistahls aus einer einem für ein metallurgisches Frischen ausgelegten
Konverter zugeführten ersten, insbesondere hoch kohlenstoffhaltigen Eisenschmelze.
Weiterhin richtet sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zur Durchführung eines solchen
Verfahrens in einem Konverter.
[0002] Um qualitativ hochwertige austenitische oder ferritische rostfreie Stähle oder Edelstähle
herstellen zu können, ist es notwendig, präzise geringe Phosphorgehalte in der finalen
Schmelze einstellen zu können. Problematisch ist hierbei, dass eine effektive Entphosphorung
einer Roheisen- oder Stahlschmelze aufgrund thermodynamischer Gesetzmäßigkeiten bei
dem Vorhandensein eines hohen Chromgehaltes in der entsprechenden Schmelze unmöglich
ist. Aufgrund der abnehmenden Verfügbarkeit von niedrigphosphorhaltigen Einsatzmaterialien,
die zur Herstellung von Rostfreistählen oder Edelstählen geeignet sind, muss für deren
Herstellung vermehrt auf hochphosphorhaltige Einsatzmaterialien zurückgegriffen werden.
Dies bedingt, dass bei der Herstellung eines austenitischen oder ferritischen Rostfreistahls
verschiedene zusätzliche Zwischenschritte oder Prozessstufen vorgesehen werden müssen,
damit aus einer aus einem hochphosphorhaltigen Rohmaterial erzeugten Eisenschmelze,
insbesondere Roheisenschmelze, analog zu dem bei der Verwendung von niedrigphosphorhaltigem
Einsatzmaterial oder Rohmaterial durchzuführenden Herstellprozess in einem Frischprozess
der gewünschte chromhaltige Rostfreistahl oder Edelstahl schmelzflüssig aufbereitet
werden kann. Üblicherweise wird dieses Frischen in Konvertern wie AOD- (Argon Oxygen
Decarburisation) AOD-L- (Lanze), MRP- (Metal Refining Process) oder MRP-L-(Lanze)
Konvertern im Rahmen eines Blasprozesses durchgeführt. Damit dies auch bei hochphosphorhaltigem
Einsatzmaterial möglich ist, wird im Stand der Technik zuvor in speziellen Behältern
oder Produktionseinheiten eine Entphosphorungsbehandlung durchgeführt. Dies ist im
Vergleich zu Verfahren, bei welchen niedrigphosphorhaltiges Rohmaterial oder Einsatzmaterial
verwendet werden kann, mit längeren Prozesszeiten und Wärmeverlusten verbunden, die
sich aufgrund zwischengeschalteter Gießverfahren und Chargiervorgänge ergeben. Dies
ist zudem mit dem Nachteil höherer Produktionskosten und einer erhöhten Logistikproblematik
verbunden, da der bisherige, beim Einsatz von niedrigphosphorhaltigen Materialien
ablaufende Produktionsprozess nun durch Zwischenschritte oder Zwischenstufen oder
Zwischenprozesse unterbrochen werden muss.
[0003] Verfahren und Vorrichtungen zur Rostfreistahlerzeugung ohne elektrische Energiezufuhr
auf Basis von flüssigem Roheisen und FeCr-Feststoffen sind aus der
WO 2008/064797 A1 und der
WO 2008/064798 A1 bekannt. Bei diesem Verfahren wird die in einem Hochofen erzeugte Roheisenmenge aufgeteilt
und parallel in zwei klassischen "Twin" AOD-L-Konvertern eingebracht und dann in je
Konverter konträrem Ablauf den üblichen chemischen Prozesse in den jeweiligen Konvertern
unterworfen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Lösung zu schaffen, die die Erzeugung
einer Rostfreistahlschmelze auf Basis einer aus einem hochphosphorhaltigen Roh- oder
Einsatzmaterial erschmolzenen Eisenschmelze in energieeffizienter Weise im Rahmen
eines Frischprozesses in für die Erzeugung von Rostfreistahlschmelze üblichen Produktionseinrichtungen,
insbesondere Konvertern, ermöglicht.
[0005] Bei einem Verfahren der eingangs näher bezeichneten Art wird diese Aufgabe erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass die erste Eisenschmelze in dem Konverter in einer ersten Behandlungsstufe
einer Entphosphorungs-, Entsilizierungs- und Entkohlungsbehandlung mit nachfolgendem
Zwischen-Schlackenabstich zur Phosphorentfernung unterworfen wird und anschließend
der metallurgisch behandelten ersten Eisenschmelze in dem Konverter in einer zweiten
Behandlungsstufe eine zur Erzeugung des Rostfreistahls ausreichend chromhaltige, schmelzflüssige
Eisenchrom(FeCr)-Legierung als zweite Eisenschmelze zugeführt und aus der entstehenden
Mischung der Eisenschmelzen durch metallurgisches Frischen eine Rostfreistahlschmelze
erzeugt wird.
[0006] Bei einer Vorrichtung der eingangs näher bezeichneten Art wird diese Aufgabe dadurch
gelöst, dass der Konverter Bestandteil einer Twin-Konverter-Anlage ist, deren beide
Konverter, insbesondere AOD(Argon Oxygen Decarburization)- oder AOD-L(Lanze)- oder
MRP(Metal Refining Process)- oder MRP-L(Lanze)-Konverter, zur gleichzeitigen Durchführung
des Verfahrens ausgelegt sind.
[0007] Die Bereitstellung einer Twin-Konverter-Anlage für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist deshalb von Vorteil, weil der zweistufig die erste Behandlungsstufe
und die zweite Behandlungsstufe umfassende Frischprozess länger dauert als ein üblicher
Frischprozess. Durch die Bereitstellung zweier Konverter in der Twin-Konverter-Anlage,
die gleichzeitig und parallel in derselben Abfolge an Prozessschritten betrieben werden
können, wird die Möglichkeit geschaffen, weiterhin die üblichen Roheisenschmelzenmengen
trotz der längeren Frischzeiten derart durchzusetzen, dass lange Gießsequenzen in
Kombination mit kurzen Gießzeiten erhalten bleiben, um eine hohe Anlagenproduktivität
bei gleichzeitiger hoher Produktqualität weiterhin sichergestellt bleibt.
[0008] Um einen energieeffizienten Prozess zur Herstellung eines Rostfreistahls auch beim
Einsatz von hochphosphorhaltigem Roh- oder Einsatzmaterial in einem vorgeschalteten
ersten Schmelzprozess oder Schmelzaggregat bereitzustellen, schlägt die Erfindung
vor, den Frischprozess zwar in einem Konverter, aber in zwei aufeinanderfolgenden,
unterschiedlichen Behandlungsstufen durchzuführen. Die in einem vorgeschalteten ersten
Schmelzaggregat erzeugte erste Eisenschmelze wird dem Konverter zugeführt und dann,
insbesondere im Rahmen einer durch Beaufschlagung der ersten Eisenschmelze mit einem
Behandlungsgas durchgeführten Entphosphorungs-, Entsilizierungs- und Entkohlungsbehandlung
in der ersten Behandlungsstufe des Frischprozesses behandelt. Am Ende dieser ersten
Behandlungsstufe oder nach der ersten Behandlungsstufe erfolgt ein Zwischen-Schlackenabstich,
um das bei der vorstehenden Frischebehandlung in die Schlacke übergegangene Phosphor
zu entfernen. Anschließend wird dann in die im Konverter verbliebene erste Eisenschmelze
in einer zweiten Behandlungsstufe eine schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung
als zweite Eisenschmelze zugegeben, die den für die Herstellung des Rostfreistahls
notwendigen erhöhten Chromgehalt bereitstellt. Die durch die nun in dem Konverter
gebildete Eisenschmelze wird dann in üblicher Weise einem metallurgischen Frischen
unter Beaufschlagung von Behandlungsgas unterworfen, so dass am Ende die gewünschte
Rostfreistahlschmelze vorliegt. Diese kann dann nachfolgend in weiteren sekundärmetallurgischen
Behandlungsstufen wie üblich behandelt und weiter aufbereitet werden, bevor sie dann
beispielsweise im Rahmen eines Stranggießprozesses vergossen wird.
[0009] Dadurch, dass die Erfindung eine Zweiteilung des Frischeprozesses vorsieht, wobei
der erste Teil in der ersten Behandlungsstufe die Entphosphorungs-, Entsilizierungs-
und Entkohlungsbehandlung der noch gering chromhaltigen und noch nicht hochchromhaltig
angereicherten ersten Eisenschmelze vorsieht, und erst in der nachfolgenden zweiten
Behandlungsstufe durch die Zuführung der schmelzflüssigen Eisenchrom(FeCr)-Legierung
der für die Erzeugung des Rostfreistahls notwendige erhöhte Chromgehalt zugeführt
wird, ist auch der Einsatz von hochphosphorhaltigem Material zur Erzeugung der einzusetzenden
und in einem vorhergehenden Schritt erschmolzenen Eisenschmelze möglich. Die sonst
in dem ersten Entphosphorungs-, Entsilizierungs- und Entkohlungs-Prozess problematische
Entfernung des Chroms wird vermieden, da erst nach dieser ersten Behandlungsstufe
die ausreichend chromhaltige, zweite Eisenschmelze dem Konverter zugeführt wird. Damit
wird das Problem gelöst, dass eine effektive Entphosphorungsbehandlung bei der Anwesenheit
höherer Chromgehalte in einer Schmelze aufgrund thermodynamischer Bedingungen nicht
möglich ist.
[0010] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass zumindest
die erste und zweite Behandlungsstufe und damit der Prozess des Aufbereitens und Frischens
der Eisenschmelze in dem Konverter ohne elektrische Energiezufuhr erfolgt. Vorzugsweise
ist auch das vorhergehende Schmelzaggregat, in welchem die einzusetzende erste Eisenschmelze
erzeugt wird, ein Hochofen. Hierbei kann es sich allerdings auch um einen Elektrolichtbogenofen
handeln. Die Erfindung zeichnet sich jedenfalls in Ausgestaltung dadurch aus, dass
die Erzeugung der Rostfreistahlschmelze in dem Konverter ohne elektrische Energiezufuhr
zur ersten Eisenschmelze durchgeführt wird.
[0011] Bei den Konvertern, in welchen das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt werden
kann, handelt es sich um übliche, beim Frischen von Eisenschmelzen eingesetzte Behälter,
nämlich AOD- oder MRP-Behälter. Die Erfindung zeichnet sich daher weiterhin dadurch
aus, dass die erste Behandlungsstufe und die zweite Behandlungsstufe in einem AOD(Argon
Oxygen Decarburization)- oder AOD-L(Lanze)- oder MRP(Metal Refining Process)- oder
MRP-L(Lanze)- Konverter durchgeführt werden.
[0012] In den Fällen, in denen ein austenitischer Rostfreistahl hergestellt werden soll,
ist es von Vorteil, dass dem Konverter zur Erzeugung eines austenitischen Rostfreistahls
als erste Eisenschmelze ein, insbesondere hoch, phosphorhaltiges Roheisen oder ein
Nickelroheisen oder eine schmelzflüssige FeNi-Legierung zugeführt wird, wodurch sich
die Erfindung in weiterer Ausgestaltung auszeichnet.
[0013] Bei der Herstellung von ferritischem Rostfreistahl ist es hingegen von Vorteil, dass
dem Konverter zur Erzeugung eines ferritischem Rostfreistahls als erste Eisenschmelze
ein nickelfreies Roheisen zugeführt wird, wodurch sich die Erfindung in Ausgestaltung
ebenfalls auszeichnet.
[0014] Eine, dem Konverter als erste Einschmelze zugeführte Eisenschmelze weist vorteilhafterweise
einen Chromgehalt von nur bis zu 5 Gew.-% auf, um die in dem ersten Behandlungsschritt
vorgesehene Entphosphorungsbehandlung nicht zu beeinträchtigen. Die Erfindung zeichnet
sich in weiterer Ausgestaltung daher auch dadurch aus, dass dem Konverter als erste
Eisenschmelze eine Schmelze mit einem Gehalt zwischen 0 Gew.-% und 25 Gew.-% Nickel
(Ni), einem Gehalt von bis zu 5 Gew.-% Chrom (Cr) und hohen Gehalten an Kohlenstoff
(C), Phosphor (P) und Silizium (Si) zugeführt wird.
[0015] In dem nachfolgenden zweiten Behandlungsschritt wird dem Konverter dann als zweite
Eisenschmelze eine hochchromhaltige, beispielsweise 60-65 Gew.-% Chrom enthaltende
schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung als zweite Eisenschmelze zugeführt, die
sich zudem durch einen geringen Phosphoranteil von < 0,05 Gew.-% , insbesondere <
0,04 Gew.-%, Phosphor auszeichnet. Die Erfindung ist daher in vorteilhafter Ausgestaltung
weiterhin dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter als zweite Eisenschmelze eine
schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung mit einem Gehalt von mehr als 50 Gew.-%
Chrom (Cr), insbesondere zwischen 60 und 65 Gew.-% Chrom(Cr), und einem niedrigen
Phosphorgehalt zugeführt wird.
[0016] In der zweiten Behandlungsstufe können dann in beim Frischen üblicher Menge und Art
und Weise der entstandenen Eisenschmelze oder Rohstahlschmelze Kühlmittel und/oder
Legierungsmittel und/oder Schlackenbilder und/oder Reduktionsmittel zugeführt werden,
was die Erfindung ebenfalls vorsieht.
[0017] Die in dem Konverter mit Abschluss der zweiten Behandlungsstufe hergestellte Rostfreistahlschmelze
kann dann auf übliche Art und Weise weiterbehandelt werden. Diesbezüglich sieht die
Erfindung in vorteilhafter Ausgestaltung vor, dass die in dem Konverter mittels des
metallurgischen Frischens erzeugte Rostfreistahlschmelze einer Gießpfanne und/oder
einer anschließenden sekundärmetallurgischen Behandlung zugeführt wird.
[0018] Als eine unter Energiegesichtspunkten besonders effiziente Möglichkeit, die dem Konverter
als erste Eisenschmelze zuzuführende Eisenschmelze in einem vorgeordneten Schmelzaggregat
zu erzeugen, bietet sich das Erschmelzen im Hochofen an. Die Erfindung sieht daher
in weiterer Ausgestaltung zudem auch vor, dass dem Konverter als erste Eisenschmelze
eine in einem Hochofen erschmolzene Roheisenschmelze zugeführt wird.
[0019] Insgesamt zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, dass es jeweils
in einem, insbesondere einem AOD- oder AOD-L-Konverter durchgeführt wird, wobei aber
zwei dieser Konverter insbesondere gleichzeitig mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
betrieben werden. Die in einem vorgeschalteten Schmelzaggregat erschmolzene, hochkohlenstoffhaltige
erste Eisenschmelze wird in dem jeweiligen Konverter entkohlt, entphosphort und entsiliziert
und zwar insbesondere auf die gewünschten Endgehalte gebracht. Danach wird eine chromhaltige,
schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung der im Konverter befindlichen ersten Eisenschmelze
zugegeben und im Rahmen einer zweiten Behandlungsstufe des Frischprozesses unter Zugabe
von weiteren Behandlungsmitteln wie Kühlmittel und/oder Legierungsmittel und/oder
Schlackenbilder und/oder Reduktionsmittel zu der gewünschten Rostfreistahlschmelze
verarbeitet. Da bei diesem Verfahren keine Zwischenerhitzungen und kein Umchargieren
notwendig sind, wie dies etwa bei der Durchführung der ersten Behandlungsstufe in
einem separaten Konverter notwendig wäre, zeichnet sich das Verfahren durch einen
geringen Logistikaufwand aus. Zudem werden Temperaturverluste, die durch ein Wiedererhitzen
bei einem Umchargieren der Schmelze notwendig würden, vermieden. Insbesondere ist
damit die Energieeffizienz des Verfahrens gewährleistet. Der Anlagenaufwand, beispielsweise
die Bereitstellung von Kränen, Chargiervorrichtungen oder ähnlichen Aggregaten bleibt
reduziert.
[0020] Die Erfindung ist nachstehend anhand einer Zeichnung beispielhaft näher erläutert.
Diese zeigt in der einzigen Figur ein Primärschmelzaggregat 1, in dem aus einen hochphosphorhaltigen
Roh- oder Einsatzmaterial eine erste hochkohlenstoffhaltige Eisenschmelze 2 erschmolzen
wird. Bei der ersten Eisenschmelze 2 handelt es sich um eine hochphosphorhaltige Roheisenschmelze,
Nickelroheisenschmelze oder Ferro-Nickel-Roheisenschmelze, welche beispielsweise im
hier beschriebenen Ausführungsbeispiel eine Zusammensetzung aus ungefähr 3 Gew.-%
Kohlenstoff (C), ungefähr 2 Gew.-% Silizium (Si), mehr als 0,05 Gew.-% Phosphor (P),
0-25 Gew.-% Nickel (Ni), weniger als 2,5 Gew.-% Chrom (Cr) und Eisen als verbleibendem
Rest aufweist. Diese erste Eisenschmelze 2 wird mit einer Temperatur von ca. 1.500
°C einem oder beiden AOD-Konvertern 3 der Twin-Konverter-Anlage 4 zugeführt. Hierbei
ist die Temperatur der ersten Eisenschmelze während des Transportes in einer Pfanne
so hoch, dass der beim Transport zu dem AOD-Konverter 3 auftretende Temperaturverlust
abgedeckt, berücksichtigt und kompensiert ist.
[0021] Im Rahmen eines üblichen Blasprozesses wird in dem jeweiligen AOD-Konverter 3 die
erste Eisenschmelze 2 nun in einer ersten Behandlungsstufe einer Entphosphorungs-,
Entsilizierungs- und Entkohlungsbehandlung unterworfen. Mittels eines Aufblasverfahrens
unter Verwendung einer Top-Lanze wird der Anfangskohlenstoffgehalt der ersten Eisenschmelze
2 auf einen Wert von < 0,1 Gew.-% reduziert. Nach der Entkohlung und der parallel
durchgeführten Entphosphorung der ersten Eisenschmelze 2 wird über einen nachfolgenden
Zwischen-Schlackenabstich Phosphor nach Beendigung des Blasprozesses der ersten Behandlungsstufe
aus der behandelten ersten Eisenschmelze 2 entfernt. Falls es aufgrund eines hohen
Siliziumgehaltes notwendig sein sollte, kann auch ein weiterer Zwischen-Schlackenabstich
während des Blasprozesses der ersten Behandlungsstufe durchgeführt werden. Nach der
ersten Behandlungsstufe weist die beim Ausführungsbeispiel eingesetzte erste Eisenschmelze
2 in dem jeweiligen AOD-Konverter 3 dann folgende Zusammensetzung auf: weniger als
0,05 Gew.-% Kohlenstoff (C), weniger als 0,02 Gew.-% Silizium (Si), weniger als 0,02
Gew.-% Phosphor (P), 0-25 Gew.-% Nickel (Ni), weniger als 0,5 Gew.-% Chrom (Cr) und
Eisen (Fe) als verbleibendem Rest. Bei dem Frischprozess in der ersten Behandlungsstufe
können in üblicher Weise Kühlmittel und/oder Schlackenbildern zugeführt werden. Dieser,
in der ersten Behandlungsstufe behandelten ersten Eisenschmelze 2 mit der vorstehenden
Zusammensetzung wird in dem jeweiligen AOD-Konverter 3 nun als Chromträger eine schmelzflüssige
Eisenchrom (FeCr)-Legierung 5 als zweite Eisenschmelze 6 zugeführt. Die zweite Eisenschmelze
6 weist im Ausführungsbeispiel beispielsweise die folgende Zusammensetzung auf: ungefähr
3 Gew.-% Kohlenstoff (C), ungefähr 5 Gew.-% Silizium (Si), weniger als 0,04 Gew.-%
Phosphor (P), 60-65 Gew.-% Chrom (Cr) und Eisen (Fe) als verbleibendem Rest. Auch
die zweite Eisenschmelze 6 weist eine Temperatur von 1.500 °C auf, mit welcher sie
dem jeweiligen AOD-Konverter 3, nachdem nach der ersten Behandlungsstufe oder als
Abschluss der ersten Behandlungsstufe die Entschlackung bzw. der Schlackeabstich durchgeführt
worden ist, zugeführt wird. Nach Zuführung der zweiten Eisenschmelze 6 zu der bereits
im AOD-Konverter behandelten ersten Eisenschmelze 2 wird die Gesamtmischung in einem
Blasschritt mit einem hohen Sauerstoff/Stickstoffverhältnis durch Gasbeaufschlagung
auf einen Kohlenstoffgehalt von 0,7 Gew.-% gebracht. Hierbei steigt die Temperatur
relativ schnell auf eine hohe Arbeitstemperatur an, die eine Chrom-Verschlackung verhindert,
d.h. die Chrom-Oxidationsverluste werden bei dieser Temperatur gering gehalten. Zu
dieser Zeit werden Kühlmittel, wie beispielsweise hochkohlenstoffhaltige Ferrolegierungen,
dem Schmelzbad derart hinzugegeben, dass die Temperatur auf dem gewünschten hohen
Niveau gehalten werden kann. Eine Bedingung hierfür ist, dass eine große Menge an
Kühlmittel dem Konverter aus einem Bunker zugeführt wird. Der kombinierte Blasprozess
wird ohne Unterbrechung durchgeführt, wobei allerdings unterschiedliche Gaszusammensetzungen
zwischen einzelnen Blasschritten zur Anwendung kommen können. Die Entkohlung wird
durchgeführt, bis ein Endkohlenstoffgehalt von ca. 0,03 bis 0,05 Gew.-% Kohlenstoff
erreicht ist. Die Temperaturen und der Kohlenstoffgehalt werden gemessen und geprüft,
da von diesen Werten die jeweilige Blaszeit eines jeden Schrittes mit unterschiedlichen
Anteilen an Sauerstoff und Inertgas abhängt. In Abhängigkeit von der gewünschten Stahlqualität
wird Stickstoff oder Argon zur Spülung verwendet. Nach dem Sauerstoffblasen ist eine
Reduktionsphase notwendig. Durch Hinzufügen von Reduktionsmitteln bei gleichzeitigem
Argonspülen oder -rühren können hohe Chromgehalte aus der Schlacke zurück in die Eisenschmelze
bzw. nun schon Stahlschmelze rücküberführt werden. Anschließend wird Kalziumoxid dem
Stahlbad bzw. der Eisenschmelze zugegeben, so dass eine Schlacke mit einer ausreichenden
Basizität und einem ausreichenden Entschwefelungsvermögen gebildet wird. Anschließend
werden dann die üblichen chemischen Analysen und Temperaturbestimmungen vorgenommen,
bevor nun der Abstich der erzeugten Rostfreistahlschmelze 7 aus dem jeweiligen AOD-Konverter
3 erfolgt.
[0022] Die vorstehend erläuterten und in der zweiten Behandlungsstufe durchgeführten einzelnen
Prozessschritte des Frischverfahrens entsprechen grundsätzlich denen, wie sie beim
Durchführen von Frischverfahren auch ansonsten üblich sind.
[0023] Am Ende des zweiten Behandlungsschrittes wird in dem Ausführungsbeispiel dann eine
Rostfreistahlschmelze 7 erhalten, die einen Gehalt von ≤ 0,05 Gew.-% Kohlenstoff (C),
ungefähr 0,4 Gew.-% Silizium (Si), weniger als 0,04 Gew.-% Phosphor (P), ungefähr
8 bis 12 Gew.-% Nickel (Ni), ungefähr 16 bis 24 Gew.-% Chrom (Cr), und Eisen (Fe)
als restlichem Anteil aufweist.
[0024] Die erhaltene Rostfreistahlschmelze 7 wird dann in eine Gießpfanne 8 mit einer Temperatur
von ungefähr 1.650 °C abgestochen und mit dieser einem Pfannenofen 9 zugeführt, in
welchem die Rostfreistahlschmelze 7 einer sekundärmetallurgischen Behandlung unterzogen
wird, bevor sie dann in einer Gießanlage 10, insbesondere einer Stranggießanlage,
vergossen wird. Die Zeit von Abstich zu Abstich beträgt bei jedem der beiden AOD-Konverter
3 ca. 120 min.
[0025] Das vorstehend beschriebene Beispiel bezieht sich auf die Herstellung eines austenitischen
Rostfreistahls. Falls ein ferritischer Rostfreistahl hergestellt werden soll, kommt
in der ersten Behandlungsstufe als erste Eisenschmelze 2 ausschließlich ein nickelfreies
Roheisen zum Einsatz.
[0026] Weitere wesentliche Merkmale der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in
einem AOD- oder AOD-L-Konverter sind das Zuführen einer ersten Eisenschmelze 2, beispielsweise
eine Eisen-Nickel(FeNi)- oder auch schon eine chromhaltige Schmelze, in den AOD-Konverter
3; die Entphosphorung-, Entsilizierungs- und Entkohlung der ersten Eisenschmelze in
dem AOD-Konverter 3; eine Verminderung des Partialdrucks des Systems durch erhöhte
Inertgasraten und verminderte Sauerstoffraten in verschiedenen Blasstufen der ersten
und/oder zweiten Behandlungsstufe, um die Metallverluste durch Oxidation zu minimieren;
das Durchführen eines Oxidationsprozesses in dem AOD-Konverter 3 durch Einbringen
sowohl von Sauerstoff als auch alternativ Argon oder Stickstoff durch seitliche Blasöffnungen;
das Bereitstellen eines oberhalb des AOD-Konverters 3 befindlichen Speicher- oder
Bunkersystems, aus welchem Ferrolegierungen, Kühlmittel und Zuschlagsmittel der jeweiligen
Eisenschmelze bzw. dem Stahlbad zuführbar sind; das Durchführen einer Reduktionsphase
nach dem Sauerstoffblasen durch ein Hinzufügen von Reduktionsmitteln bei gleichzeitigem
Argon-Rühren, um hohe Anteile an Chrom aus der Schlacke zurück in das Stahlbad zu
überführen und einen ausreichenden Chromgehalt zu erhalten; das Abstechen der heißen
Schmelze und Transportieren derselben in der Gießpfanne 8 nach dem Schlackenabstich
zu einer sekundärmetallurgischen Behandlung, beispielsweise in dem Pfannenofen 9.
1. Verfahren zur Erzeugung eines austenitischen oder ferritischen Rostfreistahls aus
einer einem für ein metallurgisches Frischen ausgelegten Konverter (3) zugeführten
ersten, insbesondere hoch kohlenstoffhaltigen Eisenschmelze (2),
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Eisenschmelze (2) in dem Konverter (3) in einer ersten Behandlungsstufe
einer Entphosphorungs-, Entsilizierungs- und Entkohlungsbehandlung mit nachfolgendem
Zwischen-Schlackenabstich zur Phosphorentfernung unterworfen wird und anschließend
der metallurgisch behandelten ersten Eisenschmelze (2) in dem Konverter (3) in einer
zweiten Behandlungsstufe eine zur Erzeugung des Rostfreistahls ausreichend chromhaltige,
schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung (5) als zweite Eisenschmelze (6) zugeführt
und aus der entstehenden Mischung der Eisenschmelzen durch metallurgisches Frischen
eine Rostfreistahlschmelze (7) erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Erzeugung der Rostfreistahlschmelze (7) in dem Konverter (3) ohne elektrische
Energiezufuhr zur ersten Eisenschmelze (2) durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Behandlungsstufe und die zweite Behandlungsstufe in einem AOD(Argon Oxygen
Decarburization)- oder AOD-L(Lanze)- oder MRP(Metal Refining Process)- oder MRP-L(Lanze)-
Konverter (3) durchgeführt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter (3) zur Erzeugung eines austenitischen Rostfreistahls als erste Eisenschmelze
(2) ein, insbesondere hoch, phosphorhaltiges Roheisen oder ein Nickelroheisen oder
eine schmelzflüssige FeNi-Legierung zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter zur Erzeugung eines ferritischen Rostfreistahls als erste Eisenschmelze
(2) ein nickelfreies Roheisen zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter (3) als erste Eisenschmelze (2) eine Schmelze mit einem Gehalt zwischen
0 Gew.-% und 25 Gew.-% Nickel (Ni), einem Gehalt von bis zu 5 Gew.-% Chrom (Cr) und
hohen Gehalten an Kohlenstoff (C), Phosphor (P) und Silizium (Si) zugeführt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter (3) als zweite Eisenschmelze (6) eine schmelzflüssige Eisenchrom(FeCr)-Legierung
(5) mit einem Gehalt von mehr als 50 Gew.-% Chrom (Cr), insbesondere zwischen 60 und
65 Gew.-% Chrom(Cr), und einem niedrigen Phosphorgehalt zugeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der entstandenen Eisenschmelze oder Rostfreistahlschmelze (7) in der zweiten Behandlungsstufe
Kühlmittel und und/oder Legierungsmittel und/oder Schlackenbildner und/oder Reduktionsmittel
zugeführt werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die in dem Konverter (3) mittels des metallurgischen Frischens erzeugte Rostfreistahlschmelze
(7) einer Gießpfanne (8) und/oder einer anschließenden sekundärmetallurgischen Behandlung
zugeführt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Konverter (3) als erste Eisenschmelze (2) eine in einem Hochofen erschmolzene
Roheisenschmelze zugeführt wird.
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
in einem Konverter (3), dadurch gekennzeichnet, dass der Konverter (3) Bestandteil einer Twin-Konverter-Anlage (4) ist, deren beide Konverter
(3), insbesondere AOD(Argon Oxygen Decarburization)- oder AOD-L(Lanze)- oder MRP(Metal
Refining Process)- oder MRP-L(Lanze)- Konverter, zur gleichzeitigen Durchführung des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 10 ausgelegt sind.