[0001] Die Erfindung betrifft ein textiles Erzeugnis mit einer ersten Gestaltung, wobei
das textile Erzeugnis mindestens eine Naht aufweist und wobei die erste Gestaltung
durch Entfernen mindestens eines zur Bildung der Naht verwendeten fadenartigen Befestigungsmittels
wandelbar ist in wenigstens eine zweite Gestaltung.
[0002] Textilien, die durch den Verbraucher durch bestimmte Maßnahmen in ihrer Gestalt veränderbar
sind, können dadurch einen Aufsehen erregenden Effekt erwecken. Sie gelten als raffiniert
und bleiben durch ein gewisses Überraschungsmoment im Gedächtnis. Gerne kommen sie
daher für besondere Anlässe, etwa als Gast- oder Werbegeschenk, zum Einsatz.
[0003] So ist beispielsweise eine Jeanshose bekannt, die zunächst als ein Buch gestaltet
ist. Durch Auftrennen eines Lederrückens entfaltet sich eine tragbare Jeanshose.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein textiles Erzeugnis mit besonderer
Raffinesse bereit zu stellen, welches mit einfachen Maßnahmen in seiner Gestalt veränderbar
ist.
[0005] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Gestaltung durch irreversibles Auflösen
des Befestigungsmittels unter Wassereinwirkung oder durch einstückiges Herausziehen
des Befestigungsmittels ausgehend von einem Ende der Naht ausgehend wandelbar ist.
Beide Gestaltungen des textilen Erzeugnisses können für sich genommen genutzt werden
und stellen fertig ausgearbeitete Produkte dar. Die erste Gestaltung bildet nicht
eine Vorstufe der zweiten Gestaltung in dem Sinne, dass sie im Herstellungsprozess
der zweiten Gestaltung ohnehin erforderlich wäre. Das textile Erzeugnis kann beispielsweise
großteils aus Baumwolle, Leinen, Kunstfaser oder dgl. bestehen.
[0006] Durch das Auflösen des Befestigungsmittels wird die Naht auf einfache Weise ohne
mechanische Hilfsmittel aufgetrennt und verliert ihre verbindende Wirkung. Ist die
Naht aus mehreren Fäden gebildet, beispielsweise aus Ober- und Unterfaden, kann es
für diesen Zweck ausreichen, wenn sich nur ein Faden auflöst. Natürlich können sich
auch alle eine Naht bildenden Fäden auflösen. Unter irreversiblem Auflösen ist in
diesem Zusammenhang das Verlieren der fadenartigen Form des Befestigungsmittels zu
verstehen. Dies kann bedeuten, dass sich das Befestigungsmittel rückstandlos auflöst
und nicht mehr mit bloßem Auge erkennbar ist. Denkbar wäre auch ein Zerfall in einzelne,
kürzere Bestandteile, z.B. einzelne Fasern. Auch Schmelzen könnte darunter zu verstehen
sein. Das fadenartige Befestigungsmittel kann dabei beispielsweise ein Filamentfaden
aus Polyvinylalkohol sein, oder ein anderes wasserlösliches Material, bestehend aus
mehreren Fasern. Eine ähnliche Wirkung könnte unter Verwendung eines wasserlöslichen
Klebers anstelle einer Naht mit fadenartigem Befestigungsmittel erreicht werden. Denkbar
ist auch, dass dem Wasser eine Substanz, beispielsweise ein geeignetes Lösemittel,
beigesetzt wird, die das Auflösen unterstützt und/oder dieses bewirkt. Auch könnte
eine derartige Substanz vor und/oder nach der Wasserbehandlung verwendet werden.
[0007] Wenn das textile Befestigungsmittel durch einstückiges Herausziehen des Befestigungsmittels
ausgehend von einem Ende wandelbar ist, bietet dies ebenfalls eine einfache Möglichkeit
der Auftrennung der Naht. Dabei ist es vorteilhaft, wenn die Naht als Kettenstich,
unter Verwendung nur eines Fadens, ausgeführt ist. Der Kettenstich bildet fortlaufende
Reihen liegender Schlaufen, wobei jede von der nachfolgenden nieder- und festgehalten
wird. Aus- und Wiedereintrittspunkt des Fadens sind identisch. Von der zuletzt gestickten
Schlaufe lässt sich die Naht unter Herausziehen des Befestigungsmittels einfach durch
Ziehen wieder lösen. Im Gegensatz dazu müssen gewöhnliche Nähte an mehreren Stellen,
zum Teil zwischen jedem Ein- und Austrittspunkt des Fadens, mit Hilfe eines mechanischen
Werkzeuges gelöst werden. Dabei wird das Befestigungsmittel an mehreren Stellen getrennt
und weist daher keinen einstückigen Zusammenhang mehr auf.
[0008] In einer vorteilhaften Variante der Erfindung ist die erste Gestaltung auf die Erfüllung
einer ersten Gebrauchsfunktion und die zweite Gestaltung auf die Erfüllung einer zweiten
Gebrauchsfunktion gerichtet, die sich von der ersten Gebrauchsfunktion unterscheidet.
Eine unterschiedliche Gebrauchsfunktion bedeutet hierbei, dass das textile Erzeugnis
in unterschiedlicher Gestaltung unterschiedliche Funktionen erfüllt. Dies könnte z.B.
sein, dass es zunächst als Tragetasche dient und in der zweiten Ausgestaltung als
ein Kleidungstück. Auch eine Umwandlung von einem Spielzeug, beispielsweise einer
Figur, in ein Badtextil, beispielsweise ein Handtuch, oder andere Gebrauchsfunktionen
sind denkbar.
[0009] Vorteilhaft ist weiterhin, wenn das textile Erzeugnis in der ersten Gestaltung einen
ersten Informationsträger bildet und in der zweiten Gestaltung einen sich von dem
ersten Informationsträger unterscheidenden zweiten Informationsträger. Auf diese Weise
lassen sich durch die beiden Gestaltungen unterschiedliche Informationen vermitteln.
So kann beispielsweise eine erste Gestaltung mit einer ersten Informationsfläche versehen
sein, die mittels einer Naht unter Nutzung des sich irreversibel auflösbaren Befestigungsmittels
angebracht ist. Unter Wassereinwirkung löst sich die Informationsfläche ab, sodass
sich ein zweiter Informationsträger mit einer anderen Information und einer anderen
Gestaltung, beispielsweise farblicher und/oder struktureller Art, oder dgl. bildet.
Zusätzlich können die beiden Gestaltungen auch unterschiedliche Gebrauchsfunktionen
innehaben. Denkbar ist aber auch die gleiche Gebrauchsfunktion, die als unterschiedlicher
Informationsträger genutzt wird, beispielsweise ein T-Shirt.
[0010] Zweckmäßig ist es, wenn das textile Befestigungsmittel bei einem Waschvorgang auflösbar
ist. Vorzugsweise wird dabei das Befestigungsmittel mit Auflöseeigenschaften derart
gewählt, dass es sich unter bestimmten Kriterien auflöst, die gerade bei einem Waschvorgang
erfüllt werden. Möglich wäre z.B. eine bestimmte Mindestkontaktdauer mit Wasser, eine
bestimmt Temperatur und/oder auch mechanische Reibung. Auf diese Weise könnte eine
unbeabsichtigte Auflösung durch z.B. ein ungewolltes Benetzen mit Wasser, bei dem
aber die Kriterien für die Auflösung nicht erfüllt werden, ausgeschlossen werden.
Der Waschvorgang kann so eine gezielte Auflösung des Befestigungsmittels ermöglichen.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltungsvariante kann es vorgesehen sein, dass das
textile Befestigungsmittel unter Einwirkung von Wasser mit einer Temperatur von mindestens
30°C auflösbar ist. Die Temperatur könnte auch höher liegen. Auf diese Weise kann
z.B. das textile Erzeugnis in der ersten Gestaltung waschbar sein, ohne dass eine
Wandlung stattfindet. Dabei ist eine niedrigere Temperatur zu wählen als die Mindestauflösetemperatur.
Soll die erste Gestaltung des textilen Erzeugnisses gewandelt werden in die zweite
Gestaltung, wird eine Waschtemperatur von mindestens der Temperatur zur Auflösung
gewählt.
[0012] Wenn das textile Erzeugnis mehrere Nähte aufweist und wenn für die verschiedenen
Nähte jeweils textile Befestigungsmittel mit unterschiedlichen Auflöseeigenschaften
verwendet sind, ermöglicht dies eine flexible Gestaltung des textilen Erzeugnisses.
Insbesondere ließen sich mehr als zwei unterschiedliche Gestaltungen verwirklichen.
So könnte z.B. eine erste Naht mit einem Befestigungsmittel gebildet sein, das sich
bei 30 °C auflöst und eine zweite mit einem sich bei 60 °C auflösenden Befestigungsmittel.
Eine erste Gestaltung wäre dann durch Waschen bei einer Temperatur T von 30°C ≤ T
< 60°C in eine zweite wandelbar, und die zweite durch Waschen bei T ≥ 60°C in eine
dritte. Auflöse-Temperaturen könnten beispielsweise auch bei 20°C, 40°C und/oder 80°C
liegen.
[0013] Eine weitere erfindungsgemäße Variante kann darin bestehen, dass das textile Befestigungsmittel
unter Einwirkung von Wasserdampf, insbesondere unter Einwirkung eines Dampfbügeleisens
auflösbar ist. Hierbei könnten wiederum Befestigungsmittel mit anderen Auflöseeigenschaften
als bei einem Waschvorgang verwendet werden, wie etwa eine höhere Auflösetemperatur.
Auf diese Weise könnte das textile Erzeugnis gezielt über einen Bügelvorgang wandelbar
sein.
[0014] Vorteilhafterweise sind an dem textilen Erzeugnis ein oder mehrere Funktionselement/e
und/oder Informationsträger zumindest teilweise mittels des textilen Befestigungsmittels
appliziert und bei der Wandlung die Funktionselemente und/oder Informationsträger
lösbar. Alternativ oder zusätzlich weisen sie nach der Wandlung vorteilhaft eine andere
Funktion oder Gestaltung auf. Funktionselemente können beispielsweise Bänder oder
dgl. sein, die in der ersten Gestaltung als Tragegriffe dienen könnten, wenn die erste
Gestaltung z.B. eine Tragetasche ist. Sie sind vorteilhafter Weise mit dem gleichen
Befestigungsmittel an dem textilen Erzeugnis angenäht, welches auch bei der ersten
Naht verwendet ist. Bei der Wandlung in die zweite Gestaltung lösen sich die Bänder
ab und könnten anschließend beispielsweise als Armband verwendet werden. Auch können
weitere Verbindungsteile an dem textilen Erzeugnis angebracht sein, wie Knöpfe, Haken,
Reiß- und/oder Klettverschlüsse. Diese können ebenfalls ablösbar mit dem textilen
Erzeugnis verbunden sein, z.B. über ein wasserlösliches Garn oder einen wasserlöslichen
Kleber.
[0015] Eine zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit bietet sich, wenn zumindest die erste Gestaltung
zumindest einen Füllbereich aufweist, in welchem das Textil doppellagig ausgebildet
ist, wobei zwischen den Lagen ein Füllmaterial angeordnet ist. Durch das Füllmaterial
kann in dem Füllbereich eine Dreidimensionalität erhalten werden. Besonders vorteilhaft
kann es dabei sein, wenn in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Mengen und/oder
Arten an Filmmaterial eingebracht sind, sodass Bereiche unterschiedlicher Dicke geschaffen
werden können. Diese können z.B. durch Nähte voneinander separiert werden. Denkbar
wäre dabei, dass die Nähte aus wasserlöslichem Garn gestaltet sind, sodass sich der
dreidimensionale Füllbereich ebenfalls auflöst. Dabei ist es besonders von Vorteil,
wenn auch das Füllmaterial unter Wassereinwirkung irreversibel auflösbar ist. Auch
ist es denkbar, dass das textile Erzeugnis selbst teilweise flächige Elemente aus
wasserlöslichem Textil, beispielsweises Vlies, aufweist, welche sich unter Wassereinwirkung
irreversibel auflösen. Dies bietet weitere Gestaltungsmöglichkeiten bei der Wandlung
des textilen Erzeugnisses.
[0016] Besonders vorteilhaft ist die Erfindung anwendbar, wenn die erste Gestaltung eine
Tragetasche ist und/oder dass die zweite Gestaltung ein Kleidungsstück, insbesondere
ein T-Shirt ist. Dabei kann die Tagetasche mit zusätzlichen Funktionselementen, insbesondere
Bändern, als Tragegriffe versehen sein. Bildet die erste Gebrauchsfunktion eine Tragetasche,
ist es von Vorteil, wenn das Befestigungsmittel eine hohe Reißfestigkeit aufweist.
[0017] Besonders einfach ist die Tragetasche in ein T-Shirt überführbar, wenn der ersten
Gestaltung als Ausgangsform ein T-Shirt zugrunde liegt ist. Somit wird bei der Herstellung
der des textilen Erzeugnisses ein T-Shirt derart weiterverarbeitet, dass sich daraus
eine Tragetasche ergibt. Besonders zweckmäßig ist es für die Weiterverarbeitung, wenn
die von dem Befestigungsmittel gebildete Naht von einer Seite zur gegenüberliegenden
Seite quer über den Korpusbereich der Ausgangsform verläuft. Der Korpusbereich ist
derjenige Bereich, der bei einem T-Shirt dazu vorgesehen ist, den Oberkörper einer
Person zu umhüllen. Die Naht verbindet nun die Rückseite des T-Shirts mit dessen Vorderseite
über die komplette Breite des T-Shirts. Auf diese Weise kann die Funktion eines T-Shirts
nicht mehr erfüllt werden und das Textil bildet kein T-Shirt mehr. Vielmehr kann es
nun als Tragtasche weiter gestaltet werden.
[0018] Zum Erhalten einer Tragetasche als erste Gestaltung, mit dem T-Shirt als Ausgangsform,
ist es zweckmäßig, wenn zur Bildung der ersten Gestaltung der Teil unterhalb der Naht
linksseitig über den Teil oberhalb der Naht gestülpt ist. Auf diese Weise wird durch
die Naht quer über den Korpusbereich der Boden der Tragetasche gebildet. Der Teil
oberhalb der Naht, an dem sich Ausschnitt (mit Kragen) und Ärmel des T-Shirts befinden,
befindet sich dann innerhalb der Tagetasche. Er kann zusätzlich platzsparend gefaltet,
gerollt und/oder eingenäht werden oder dgl.. Um eine funktionsfähige Tragetasche zu
erhalten ist es ferner vorteilhaft, wenn an den nach oben offenen Rand des nach oben
gestülpten Teils an gegenüberliegenden Seiten je ein Funktionselement in der Funktion
eines Tragegriffes mittels des textilen Befestigungsmittels appliziert ist.
[0019] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die Wandlung eines erfindungsgemäßen textilen Erzeugnisses von einer Tragetasche in
ein T-Shirt in schematischer Darstellung und
- Fig. 2
- die Wandlung eines erfindungsgemäßen textilen Erzeugnisses von einer Tragetasche in
eine Verkleidungshülle für eine Flasche in schematischer Darstellung.
[0020] Figur 1 zeigt ein erfindungsgemäßes textiles Erzeugnis in unterschiedlichen Formen.
Als oberste Abbildung ist eine Ausgangsform 1 gezeigt, welcher ein T-Shirt 3 (s. z.B.
Fig. 1 unten) zugrunde liegt. Entsprechend ist die Ausgangsform 1 T-Shirt-förmig und
doppellagig mit einer Vorder- und Rückseite aus Textil, beispielsweise Baumwolle,
ausgeführt. Wie das herkömmliche T-Shirt 3 weist die Ausgangsform 1 einen nahezu rechteckförmigen
Korpusbereich 12 auf, an dessen oberen Rand mittig eine Ausschittsform 10 eingebracht
ist. Zu beiden Seiten der Ausschnittsform 10 sind ausgehend von dem Korpusbereich
12 der Ausgangsform 1 Ärmelbereiche 11 angeordnet. Quer über den Korpusbereich 12
erstreckt sich eine Naht 13 von einer Längsseite des Korpusbereiches 12 zu der anderen.
Die Naht 13 verbindet die Vorder- und Rückseite der doppellagigen Ausgangsform 1 miteinander.
Die Naht 13 ist parallel zu einem unteren Randbereich 14 des Korpusbereiches 12 geführt,
der dem Ausschnittsbereich 10 gegenüber liegt. Denkbar wäre auch eine andere Nahtform,
beispielsweise in einer in Richtung Randbereich 14 ausgerichteten Bogenform. An dem
unteren Randbereich 14 sind die Vorder- und die Rückseite nicht miteinander vernäht.
Zur Bildung der Naht 13 ist ein Faden als Befestigungsmittel verwendet, das sich beispielsweise
in Kontakt mit Wasser von mindestens 40 °C innerhalb von 100 s irreversibel auflöst.
Durch die Naht 13 ist die Ausgangsform 1 nicht als T-Shirt 3 einsetzbar, da sie nicht,
wie bei dem T-Shirt 3 vorgesehen, über den Oberkörper einer Person gezogen werden
kann.
[0021] Unterhalb der Ausgangsform 1 ist eine erste Gestaltung des textilen Erzeugnisses
in Form einer Tragetasche 2 dargestellt, deren Gebrauchsfunktion das Aufbewahren von
Gegenständen ist. Die erste Gestaltung in Form einer Tragetasche 2 wird durch Falten
der Ausgangsform 1 erhalten. Konkret wird der unterhalb der Naht 13 liegende Korpusbereich
12 mit dem unteren Rand 14 voran auf links nach oben über den oberen Teil gestülpt.
Der obere Teil umfasst dabei auch die Ärmelbereiche 11 und die Ausschnittsform 10.
Dadurch bildet der untere Bereich nun einen Beutelteil 24. Der obere Teil befindet
sich in dem Beutelteil 24. Um ihn platzsparend unterzubringen, kann der obere Teil
beispielsweise zusammengerollt und in dem Beutelteil 24 fixiert sein. In dem Falle,
dass er durch Nähte fixiert ist, ist vorteilhafterweise der gleiche auflösbare Faden
wie für die Naht 13 verwendet. Der untere Rand 14 der Ausgangsform 1 bildet nun einen
nach oben weisenden offenen Rand, einen Öffnungsrand 22 der Tragetasche 24. Der Öffnungsrand
22 umrandet eine Öffnung 21 des Beutelteils 24. An dem Öffnungsrand 22 sind etwa 1
bis 2 cm überlappend mit den Textilflächen, die den Beutelteil 24 bilden, Tragegriffe
20 an das Textil angenäht. Die Tragegriffe 20 sind je an den gegenüberliegenden Seiten,
d.h. Vorder- und Rückseite des Beutelteils 24, und im Randbereich des Beutelteils
24 befestigt. Sie stellen Funktionselemente dar. Zu ihrer Befestigung sind je Fäden
aus wasserlöslichem Material befestigt, welche die gleichen Eigenschaften wie der
auflösbare Faden für die Naht 13 innehaben. Die Tragegriffe 20 haben eine bandartige,
breite Beschaffenheit und können z.B. bedruckt sein. Der Boden 23 der Tragetasche
2 wird durch die Naht 13 gebildet, die in der Ausgangsform 1 Vorder- und Rückseite
des Korpusbereiches 12 miteinander verbindet. Die Tragetasche entspricht der ersten
Gestaltung eines textilen Erzeugnisses, welches beispielsweise ein Endverbraucher
erwerben würde. Die Ausgangsform 1 dagegen stellt eine Zwischenstufe in der Herstellung
des textilen Erzeugnisses dar.
[0022] Wird die Tragetasche 2 in einem Waschvorgang W bei z.B. 40 °C gewaschen, wandelt
sich die Tragetasche 2 in eine zweite Gestaltung um, die in vorliegendem Beispiel
das T-Shirt 3 ist. Dies geschieht durch irreversibles Auflösen des Befestigungsmittels,
das die Naht 13 und die Nähte zur Befestigung der Griffe 20 bildet. Die Griffe 20
lösen sich und können beispielsweise als Armbänder weiterverwendet werden. Das so
entstehende T-Shirt 3 kann nun von einer Person getragen werden. Es weist eine Korpus
32 auf, an welchem gemäß einem herkömmlichen T-Shirt Ärmel 31 und ein Ausschnitt 30
vorgesehen sind. Der zuvor nach oben gekehrte Öffnungsrand 22 bildet nun einen unteren
Rand 33 als ein Saum des T-Shirts 3.
[0023] Figur 2 zeigt ein weiteres erfindungsgemäßes textiles Erzeugnis. Dieses bildet in
einer ersten Gestaltung ebenfalls eine Tragetasche 2, deren Beutelteil 24 schmaler
ausgebildet ist als bei der Tragetasche in Figur 1. Überdies ist er aus einem umlaufenden
Textil gebildet, welches lediglich mit einer Längsnaht zusammengehalten wird. In befülltem
Zustand weist der Beutelteil 24 einen etwa kreisförmigen Querschnitt auf. So ist Tragetasche
2 zur Aufnahme einer Flasche, beispielsweise einer Weinflasche, geeignet. Die Tragetasche
2 weist an ihrer nach oben weisenden Seite zwei Tragegriffe 20 auf, die an dem Öffnungsrand
22 der Öffnung 21 unter Verwendung von wasserlöslichem Garn als Befestigungsmittel
angenäht sind. An dem Boden 23 ist ein etwa kreisflächiges Bodenteil 25 mit einer
Naht 13' aufgenäht, welches einen etwa kreisförmigen Durchbruch 40 vollständig überdeckt.
Der Durchbruch 40 und der Bodenteil 25 weisen einen kleineren Durchmesser auf als
der Querschnitt des Beutelteils 24. Die Naht 13' ist mit dem wasserlöslichen Garn
gebildet.
[0024] Durch einen Waschvorgang W bei Bedingungen, die zur irreversiblen Auflösung des Garns
führen, wird die Naht entfernt. Dadurch lösen sich die Griffe 20 und das Bodenteil
25 ab, wie durch Pfeile angedeutet ist. Die Tragetasche wandelt sich in eine Flaschenhülle
4 als zweite Gestaltung. Die Öffnung 21 bildet nun eine Bodenöffnung 41, die über
eine Flasche stülpbar ist, wie die untere Abbildung zeigt. Durch den Durchbruch 40
kann der Flaschenhals hinausragen. So kann auch mit Flaschenhülle 4 aus der Flasche
ausgegossen werden. Ferner sorgt der Durchbruch 4 für eine gute Fixierung auf der
Flasche, die ein Verrutschen der Flaschenhülle 4 nach unten verhindert.
[0025] Bei beiden gezeigten Ausführungsbeispielen wäre es denkbar, eine weitere, dritte
Gestaltung vorzusehen. Dafür könnte z.B. an dem textilen Erzeugnis ein Abnäher als
Informationsfeld aufnäht sein mit einem Nähgarn, welches sich bei einer höheren Temperatur
löst als die Naht 13, z.B. 60 °C. Bei einem Waschvorgang oberhalb der Temperatur,
bei der sich die Naht 13 auflöst, aber unterhalb der z.B. 60°, würde sich dann die
Wandlung von der ersten in die zweite Gestaltung vollziehen. Bei dem T-Shirt 3, beispielsweise,
wäre dann der Abnäher als Informationsfeld sichtbar. Das T-Shirt 3 stellt somit zugleich
einen Informationsträger dar. In einem Waschvorgang bei oder oberhalb z.B. 60 °C kann
sich dann das Informationsfeld lösen. Darunter könnte z.B. eine andere Information
sichtbar werden. Somit hätte das T-Shirt 3 eine Wandung in eine dritte Gestaltung
vollzogen, bei der die Gebrauchsfunktion, als T-Shirt 3, erhalten bleibt. Jedoch stellt
das T-Shirt 3 nun einen anderen Informationsträger dar als in der zweiten Gestaltung.
Weiterhin wäre denkbar, dass das textile Erzeugnis in seiner ersten Gestaltung zusammenhängend
ausgeführt ist, jedoch in seiner zweiten und/oder weiteren Gestaltung aus zwei getrennten,
aber gleichwertigen Teilen besteht, wie z.B. ein Bikini mit einem Ober- und einem
Unterteil. Durch die erfindungsgemäße Wandlungsfähigkeit stellt das erfindungsgemäße
textile Erzeugnis ein raffiniertes und einprägsames Objekt dar, das bei einem Verbraucher
Interesse wecken kann. Dadurch ist es beispielsweise insbesondere als Werbeträger
geeignet.
1. Textiles Erzeugnis mit einer ersten Gestaltung, wobei das textile Erzeugnis mindestens
eine Naht (13, 13') aufweist und wobei die erste Gestaltung durch Entfernen mindestens
eines zur Bildung der Naht (13, 13') verwendeten fadenartigen Befestigungsmittels
wandelbar ist in wenigstens eine zweite Gestaltung,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gestaltung durch irreversibles Auflösen des Befestigungsmittels unter Wassereinwirkung
oder
durch einstückiges Herausziehen des Befestigungsmittels ausgehend von einem Ende der
Naht wandelbar ist.
2. Textiles Erzeugnis nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Gestaltung auf die Erfüllung einer ersten Gebrauchsfunktion gerichtet ist
und
dass die zweite Gestaltung auf die Erfüllung einer zweiten Gebrauchsfunktion gerichtet
ist, die sich von der ersten Gebrauchsfunktion unterscheidet.
3. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das textile Erzeugnis in der ersten Gestaltung einen ersten Informationsträger bildet
und
dass das textile Erzeugnis in der zweiten Gestaltung einen sich von dem ersten Informationsträger
unterscheidenden zweiten Informationsträger bildet.
4. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das textile Befestigungsmittel durch irreversibles Auflösen des Befestigungsmittels
unter Wassereinwirkung bei einem Waschvorgang auflösbar ist.
5. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das textile Befestigungsmittel durch irreversibles Auflösen des Befestigungsmittels
unter Einwirkung von Wasser mit einer Temperatur von mindestens 30°C auflösbar ist.
6. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das textile Erzeugnis mehrere Nähte (13, 13') aufweist und dass für die verschiedenen
Nähte (13, 13') jeweils textile Befestigungsmittel mit unterschiedlichen Auflöseeigenschaften
verwendet sind.
7. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das textile Befestigungsmittel durch irreversibles Auflösen des Befestigungsmittels
unter Einwirkung von Wasserdampf, insbesondere unter Einwirkung eines Dampfbügeleisens
auflösbar ist.
8. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an dem textilen Erzeugnis ein oder mehrere Funktionselement/e und/oder Informationsträger
zumindest teilweise mittels des textilen Befestigungsmittels appliziert sind und
dass bei der Wandlung die Funktionselemente und/oder Informationsträger lösbar sind und/oder
nach der Wandlung eine andere Funktion oder Gestaltung aufweisen.
9. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest die erste Gestaltung zumindest einen Füllbereich aufweist, in welchem das
Textil doppellagig ausgebildet ist, wobei zwischen den Lagen ein Füllmaterial angeordnet
ist.
10. Textiles Erzeugnis nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Füllmaterial unter Wassereinwirkung irreversibel auflösbar ist.
11. Textiles Erzeugnis nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Gestaltung eine Tragetasche (2) ist und/oder dass die zweite Gestaltung
ein Kleidungsstück, insbesondere ein T-Shirt (3) ist.
12. Textiles Erzeugnis nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der ersten Gestaltung als Ausgangsform (1) ein T-Shirt (3) zugrunde liegt ist und
dass die von dem Befestigungsmittel gebildete Naht (13, 13') von einer Seite zur gegenüberliegenden
Seite quer über den Korpusbereich (12) der Ausgangsform (1) verläuft.
13. Textiles Erzeugnis nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Bildung der ersten Gestaltung der Teil unterhalb der Naht (13, 13') linksseitig
über den Teil oberhalb der Naht (13, 13') gestülpt ist und
dass an einem offenen Rand des nach oben gestülpten Teils an gegenüberliegenden Seiten
je ein Funktionselement in der Funktion eines Tragegriffes (20) mittels des textilen
Befestigungsmittels appliziert ist.