HINTERGRUND DER ERFINDUNG
1. Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein Fördersystem zum Fördern von Gegenständen wie Paletten
oder anderen Ladungsträgern, das mindestens zwei voneinander getrennte Fördereinheiten
umfasst, sowie ein Steuerungsverfahren für ein solches Fördersystem.
2. Beschreibung des Standes der Technik
[0002] Aus der
DE 10 2008 014 877 A1 ist ein Fördersystem bekannt, bei dem jeweils zwei Fördereinheiten nach Art eines
Transportwagens eine Fördereinrichtung bilden, wobei zwei Transportwagen für das Fördern
von Ladungsträgern in Form von Paletten konzipiert sind. Hierzu können die beiden
Transportwagen als Transportwagenpaar eine Palette unterfahren, diese dann anheben
und an einen anderen Ort fördern. Insbesondere wird mit dem Fördersystem das automatische
Verladen von Paletten in Lastkraftwagen ermöglicht. Hierzu ist jeder Transportwagen
mit einem an ihm befestigten elektrischen Zuleitungskabel versehen, das die Antriebe
des Transportwagens versorgt und ansteuert, Sensorsignale überträgt und ferner als
Zugseil verwendet werden kann, um die Transportwagen in ihrer Bewegungsrichtung zu
korrigieren. Zudem werden die Zuleitungskabel als Zugseile verwendet, um Fahrwegkorrekturen
vorzunehmen. Ein derartiges Fördersystem ist jedoch stark in seiner Flexibilität eingeschränkt.
[0003] Aus der
DE 20 2014 006 562 U1 ist eine Fördersystem bekannt, das Fördereinheiten umfasst, die voneinander getrennt
sind und unabhängig voneinander verfahren werden können.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung, für ein flexibles Fördersystem, das freifahrende voneinander
getrennte Fördereinheiten umfasst, ein Steuerungsverfahren zu schaffen, das deren
Bewegungen koordiniert und synchronisiert, so dass diese gemeinsam Gegenstände und
insbesondere einen Ladungsträger transportieren können. Aufgabe der Erfindung ist
es ferner, ein Fördersystem anzugeben, das für die Durchführung des Verfahrens geeignet
ist.
[0005] Diese Aufgabe wird mit einem Steuerungsverfahren für ein Fördersystem zum Fördern
von Gegenständen gelöst, das mindestens zwei voneinander getrennte, freifahrende (d.h.
nicht schienengebundene) Fördereinheiten umfasst. Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
dass einer ersten Fördereinheit eine übergeordnete Stellung und einer zweiten Fördereinheit
eine untergeordnete Stellung zugewiesen wird, derart, dass die zweite Fördereinheit
der ersten Fördereinheit folgt, indem die zweite Fördereinheit mit Hilfe eines Sensors
eine Veränderung der relativen Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit zueinander
erfasst und Fahrparameter, die zu ihrer Steuerung verwendet werden, in Abhängigkeit
von der vom Sensor erfassten Veränderung der relativen Lage modifiziert.
[0006] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass dann, wenn zwei oder mehr Fördereinheiten
als Gruppe ein Ziel anfahren sollen, die herkömmliche individuelle Steuerung der Fördereinheiten
zu Schwierigkeiten führen kann. Wenn der Abstand zwischen den Fördereinheiten einer
Gruppe gering ist, besteht beispielsweise die Gefahr, dass Fördereinheiten kollidieren,
falls die Fördereinheiten geringfügig von ihrem Soll-Fahrweg abkommen. Schwierigkeiten
entstehen auch dann, wenn ein Gegenstand gemeinsam durch zwei mechanisch getrennte
Fördereinheiten gefördert werden soll. In diesem Fall ist es häufig erforderlich,
dass die Bewegungen der Fördereinheiten sehr genau aufeinander abgestimmt sind, um
z.B. ein Verrutschen des Gegenstands zu vermeiden. Die herkömmliche individuelle Steuerung
stößt in solchen Fällen schnell an Grenzen, weil die Abweichungen von den Soll-Fahrwegen
häufig zu groß sind.
[0007] Die erfindungsgemäße Zuweisung einer übergeordneten Stellung zu einer ersten Fördereinheit
und einer untergeordneten Stellung zu einer (oder mehreren) zweiten Fördereinheit
ermöglicht es, die Fahrwege der Fördereinheiten sehr genau aufeinander abzustimmen,
weil die zweite Fördereinheit in der untergeordneten Stellung sich direkt am Fahrweg
der Fördereinheit in der übergeordneten Stellung orientiert. Hierbei ermittelt die
zweite Fördereinheit mit Hilfe eines Sensors eine Veränderung der relativen Lage der
ersten und der zweiten Fördereinheit zueinander und passt in Abhängigkeit davon ihre
Fahrparameter wie Drehzahl und Lenkwinkel an. Dadurch lassen sich unerwünschte Abweichungen
zwischen den Fahrwegen deutlich verringern. Kollisionen zwischen in Gruppen fahrenden
Fördereinheiten und auch ein Verrutschen von gemeinsam geförderten Gegenständen können
so vermieden werden.
[0008] Unter Umständen lässt sich auch der Aufwand für die Steuerung der Fördereinheiten
verringern, weil nur noch die erste Fördereinheit in der übergeordneten Stellung selbst
ihren Weg finden muss. Bei der zweiten Fördereinheit in der untergeordneten Stellung
kann hingegen ggf. auf eine eigene Ortung und Navigation verzichtet werden.
[0009] Bei einem Ausführungsbeispiel handelt es sich bei den Gegenständen um beladene oder
unbeladene Ladungsträger, die beispielsweise als Paletten ausgeführt sein können.
Des Weiteren umfasst jede Fördereinheit ein Fahrwerk, welches auf Bodenrollen verfahrbar
ist, sowie ein von dem Fahrwerk mitgeführtes Tragelement, welches bezogen auf das
Fahrwerk anhebbar oder absenkbar ist, derart, dass die Fördereinheit in einer Leerkonfiguration
einen Ladungsträger unterfahren und in einer Förderkonfiguration einen Ladungsträger
mit dem Tragelement aufnehmen kann. Ferner umfasst jede Fördereinheit ein Antriebssystem,
mittels welchem wenigstens eine der Bodenrollen und das Tragelement antreibbar sind
und eine Steuereinrichtung, der eine Zentralsteuerung einen Fahrweg zuweist und daraus
Fahrparameter bestimmt, die zur Steuerung des Antriebssystems verwendet werden.
[0010] Die erste Fördereinheit und die zweite Fördereinheit können dann, wenn sie sich in
ihrer Förderkonfiguration befinden und gemeinsam einen Ladungsträger aufgenommen haben,
eine Fördereinrichtung bilden, die dazu eingerichtet ist, den Ladungsträger zu fördern.
In diesem Falle kann zumindest dann, wenn der Ladungsträger unbeladen ist, der ersten
Fördereinheit die übergeordnete Stellung und der zweiten Fördereinheit die untergeordnete
Stellung zugewiesen werden.
[0011] Die Zentralsteuerung des Fördersystems kann bedarfsangepasst Fördereinheiten zu Fördereinrichtungen
zusammensetzen, wobei die notwendigen Fördereinheiten aus günstig gelegenen Vorräten
des Fördersystems bezogen werden können. So ist ein Ausfall einer Fördereinheit mit
geringerer Gesamtausfallzeit des Fördersystems verbunden, was die Verfügbarkeit des
Fördersystems erhöht.
[0012] Für das gemeinsame Fahren der zwei getrennten Fördereinheiten gibt die Zentralsteuerung
beiden Fördereinheiten jeweils einen Fahrweg vor.
[0013] Bei dem Transport von nicht oder nur wenig beladenen Ladungsträgern kann es vorkommen,
dass durch zu geringe Bodenhaftung eine oder mehrere der Bodenrollen einer Fördereinheit
durchrutschen, sodass es zu einer Relativbewegung zwischen den Fördereinheiten kommt.
Aufgrund der in diesem Fall geringen Haftung zwischen Fördereinheiten und Ladungsträger,
entsteht eine Relativbewegung auch zwischen den Fördereinheiten und dem Ladungsträger.
Ferner kann eine unterschiedliche Abnutzung der Bodenrollen dazu führen, dass eine
Fördereinheit eine andere tatsächliche Geschwindigkeit hat als die, die sich aus der
Berechnung aus einer Soll-Drehzahl und einem Standard-Bodenrollen-Durchmesser ergibt.
Dadurch würden sich in einer Fördereinrichtung zwangsweise zwei unterschiedliche Geschwindigkeitsvektoren
einstellen, wobei sowohl Betrag als auch Richtung voneinander abweichen können.
[0014] Bei schwerer beladenen Ladungsträgern wird es in der Regel zu diesem Problem nicht
kommen, weil der Ladungsträger aufgrund seines Gewichts die beiden Fördereinheiten
starr miteinander koppelt und sich dadurch keine unterschiedlichen Geschwindigkeitsvektoren
einstellen können. Abnutzungen oder größere Toleranzen machen sich dann evtl. in unterschiedlichen
Leistungsaufnahmen der Antriebe bemerkbar und können dann, falls erforderlich, über
die Steuereinrichtung ausgeglichen werden. Trotzdem ist auch hier die Zuweisung einer
übergeordneten und einer untergeordneten Stellung in der Fördereinrichtung möglich.
[0015] Ferner kann vorgesehen sein, dass die Fördereinheiten einzeln und unabhängig voneinander
einen zu transportierenden Ladungsträger anfahren, solange sie keine Fördereinrichtung
gebildet haben. Dadurch ist es möglich, dass jede Fördereinheit einen für sie zeitoptimierten
Weg bis zu dem Ladungsträger fährt. Dennoch kann bereits zu diesem Zeitpunkt eine
Zuweisung einer übergeordneten und einer untergeordneten Stellung erfolgen.
[0016] Bei einer günstigen Ausbildung ist vorgesehen, dass die zweite Fördereinheit mittels
eines entlang einer Längsseite angeordneten Sensors die Veränderung der relativen
Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit einer Fördereinrichtung zueinander erfasst,
und dass die zweite Fördereinheit derart ausgerichtet wird, dass der Sensor der zweiten
Fördereinheit in Richtung der ersten Fördereinheit zeigt. Der Sensor erfasst dann
von der Seite her die relative Lage der ersten Fördereinheit. Dies ist auch dann möglich,
wenn die Fördereinheiten gemeinsam eine Palette oder einen anderen Ladungsträger fördern,
weil diese häufig einen in Querrichtung verlaufenden Durchbruch haben, durch den hindurch
der Sensor die erste Fördereinheit erfassen kann. Der Sensor kann insbesondere als
optischer Sensor ausgebildet sein, der Lichtsignale erfasst, die von einer an der
gleichen oder an der gegenüber fahrenden Fördereinheit angeordneten (Laser-)Lichtquelle
erzeugt werden. Der Sensor kann insbesondere als laseroptischer Triangulationssensor,
wie er beispielsweise von der Firma Micro-Epsilon angeboten wird, ausgebildet sein.
Bei diesen Sensoren sind eine Laserlichtquelle und ein positionsempfindliches Messelement,
z.B. eine CCD-Zelle, in einem Modul integriert.
[0017] Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass bei einer Fahrt in Richtung diagonal zu der
Längsachse der Fördereinrichtung die Bodenrollen jeder Fördereinheit der Fördereinrichtung
jeweils parallel zueinander sind. Hierzu werden alle Bodenrollen synchron und gleich
angetrieben.
[0018] Besonders vorteilhaft ist es, wenn bei einer Fahrt in Richtung senkrecht zu der Längsachse
der Fördereinrichtung die Bodenrollen jeder Fördereinheit der Fördereinrichtung jeweils
koaxial zueinander sind. Indem der Ladungsträger als verbindendes Glied genutzt wird,
wird eine besonders flexible Fahrweise der Fördereinrichtung ermöglicht, die durch
die einzelnen Komponenten nicht ausführbar ist. Auf diese Weise ist ein Richtungswechsel
der Fördereinrichtung um 90° ohne Kurvenfahrt realisierbar. Insbesondere kann mit
dieser Fahrweise schnell eine genaue Positionierung der Fördereinheit auf engerem
Raum erreicht werden, beispielsweise beim Beladen eines LKWs.
[0019] Ferner können die Bodenrollen in jedem Fahrwerkendbereich der ersten Fördereinheit
der Fördereinrichtung bei einer Geradeaus-Fahrt im Wesentlichen koaxial zu den Bodenrollen
in dem entsprechenden Fahrwerkendbereich der zweiten Fördereinheit der Fördereinrichtung
sein. Alternativ können die Achsen der Bodenrollen zweier Fördereinheiten paarweise
jeweils einen Versatz in Fahrtrichtung aufweisen. Dieser muss allerdings bei Kurvenfahrten
rechnerisch berücksichtigt werden.
[0020] Bei Ausfall einer Fördereinheit kann die Fördereinrichtung aufgelöst werden und mit
einer neu hinzugekommenen Fördereinheit neu gebildet werden. Hierbei wird der neu
hinzugekommenen Fördereinheit die übergeordnete oder die untergeordnete Stellung der
ausgefallenen Fördereinheit zugewiesen.
[0021] Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass ein Wechsel der untergeordneten
und der übergeordneten Stellung der Fördereinheiten jederzeit möglich ist. Fällt beispielsweise
der Sensor der Fördereinheit in der untergeordneten Stellung aus, so dass eine Veränderung
der relativen Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit zueinander nicht mehr
erfasst werden kann, kann diese Fördereinheit die Fahrt in der übergeordneten Stellung
fortsetzen. Dazu werden, falls der Sensor nur an einer Längsseite angeordnet ist,
die Fördereinheiten umorientiert, wodurch die notwendige Orientierung wiederhergestellt
wird. Alternativ können Fördereinheiten eingesetzt werden, die keine Asymmetrie im
konstruktiven Aufbau aufweisen. Dadurch wird die Flexibilität des Fördersystems deutlich
erhöht.
[0022] Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die Fördereinheiten in der Lage sind, mittels
Kameras oder anderen Sensoren ihren Fahrweg zu finden. Um Sach- und Personenschaden
zu vermeiden, kann jede Fördereinheit Sicherheitseinrichtungen umfassen, die Gegenstände
oder Personen, die sich in dem Fahrweg befinden, erfassen und dies der Zentralsteuerung
oder der Steuereinrichtung der Fördereinheit mitteilen, so dass eine Änderung der
Fahrparameter vorgenommen wird. Die Sensoren können dabei an einer oder an beiden
Stirnseiten der Fördereinheit angeordnet sein.
[0023] Die eingangs gestellte Aufgabe wird bezüglich des Fördersystems gelöst durch Fördersystem
zum Fördern von Gegenständen, das mindestens eine erste freifahrende Fördereinheit
und eine davon getrennte zweite freifahrende Fördereinheit umfasst. Erfindungsgemäß
umfasst die zweite Fördereinheit einen Sensor, mit dem eine Veränderung einer relativen
Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit zueinander erfassbar ist. Zudem sind
Fahrparameter der zweiten Fördereinheit, die zu ihrer Steuerung verwendbar sind, in
Abhängigkeit von der vom Sensor erfassten Veränderung der relativen Lage modifizierbar.
[0024] Bei den Gegenständen kann es sich um beladene oder unbeladene Ladungsträger handeln,
die als Paletten ausgeführt sind. Insbesondere kann jede Fördereinheit ein Fahrwerk
umfassen, welches auf Bodenrollen verfahrbar ist, ein von dem Fahrwerk mitgeführtes
Tragelement, welches bezogen auf das Fahrwerk anhebbar oder absenkbar ist, derart,
dass die Fördereinheit in einer Leerkonfiguration einen Ladungsträger unterfahren
und in einer Förderkonfiguration einen Ladungsträgermit dem Tragelement aufnehmen
kann. Ferner umfasst jede Transporteinheit ein Antriebssystem, mittels welchem wenigstens
eine der Bodenrollen und das Tragelement antreibbar sind, sowie eine Steuereinrichtung,
die dazu eingerichtet ist, auf der Grundlage eines von einer Zentralsteuerung zugewiesenen
Fahrwegs die Fahrparameter, die zur Steuerung des Antriebssystem verwendbar sind,
zu bestimmen und in Abhängigkeit von der vom Sensor erfassten Veränderung der relativen
Lage zu modifizieren.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0025] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen näher
erläutert. In diesen zeigen:
- Figur 1
- eine perspektivische Ansicht eines Fördersystems zum Fördern von Ladungsträgern, bei
welchem zwei unabhängig voneinander verfahrbare, zinkenartige Fördereinheiten eine
Fördereinrichtung bilden;
- Figur 2
- eine der Figur 1 entsprechende perspektivische Ansicht des Fördersystems, wobei außerdem
ein Ladungsträger in der Form einer Palette gezeigt ist;
- Figur 3
- eine Seitenansicht einer Fördereinheit in einer Leerkonfiguration in teilweiser Durchsicht,
so dass ein Fahrwerk, ein Antriebssystem und eine Hub-/ Senkeinrichtung für ein Tragelement
zu erkennen sind;
- Figur 4
- eine Ansicht von oben in teilweiser Durchsicht auf die Fördereinrichtung;
- Figur 5
- eine Ansicht von oben auf einen Beladebereich mit dem Fördersystem, das bei einem
Transportauftragseingang verschiedene räumlich verteilte Vorräte an Fördereinheiten
umfasst;
- Figur 6
- eine der Figur 5 entsprechende Ansicht von oben auf den Beladebereich, wobei eine
Fördereinheit in einem Wartungszustand ist;
- Figur 7
- eine der Figur 6 entsprechende Ansicht von oben auf den Beladebereich, wobei eine
erste Fördereinheit den Ladungsträger unterfahren hat und eine zweite Fördereinheit
hinzukommt;
- Figur 8
- eine der Figur 7 entsprechende Ansicht von oben auf den Beladebereich, wobei die zweite
Fördereinheit eine Wendefahrt vorgenommen hat;
- Figur 9
- eine der Figur 8 entsprechende Ansicht von oben auf den Beladebereich, wobei die zwei
Fördereinheiten die Fördereinrichtung bilden;
- Figur 10
- eine der Figur 9 entsprechende Ansicht von oben auf den Beladebereich, wobei die Fördereinrichtung
den Ladungsträger transportiert.
BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
1. Grundlegender Aufbau des Fördersystems
[0026] In den Figuren ist mit 10 insgesamt ein Fördersystem bezeichnet, mit dem Gegenstände,
hier beladene oder unbeladene Ladungsträger 12, gefördert werden können. Als Beispiel
für Ladungsträger 12 ist in der Figur 2 eine Palette gezeigt, wie sie an und für sich
bekannt ist.
[0027] Ein Ladungsträger 12 hat eine Tragfläche 14a, auf welcher nicht eigens gezeigtes
Fördergut abgestellt und befestigt werden kann. Die Tragfläche 14a ruht über Auflageelemente
14b auf einem Boden 16. Zwischen zwei benachbarten Auflageelementen 14b verbleibt
jeweils ein lichter Durchgang 14c, der nach unten zum Boden 16 hin und an beiden Stirnenden
offen ist. Insbesondere kann ein solcher Ladungsträger 12 als so genannte Euro-Palette
ausgebildet sein.
[0028] Das Fördersystem 10 umfasst eine Vielzahl von Fördereinrichtungen 18, die auf dem
Boden 16 verfahren werden können. Eine Fördereinrichtung 18 ist ihrerseits aus zwei
Fördereinheiten 20 gebildet. Die Fördereinheiten 20 haben beim vorliegenden Ausführungsbeispiel
eine Außenkontur, die etwa derjenigen einer Gabelzinke eines Gabelstaplers entspricht.
[0029] Diese Fördereinheiten 20 kommunizieren in an und für sich bekannter Weise miteinander
oder mit einer nicht eigens gezeigten Zentralsteuerung, die den Förderprozess koordiniert.
[0030] In den Figuren 3 und 4 ist eine der Fördereinheiten 20 der Fördereinrichtung 18 separat
gezeigt. Die Fördereinheit 20 umfasst ein Fahrwerk 24, welches auf Bodenrollen 26
verfahren werden kann und zwei Endbereiche 24a, 24b definiert.
[0031] Das Fahrwerk 24 führt außerdem ein Tragelement 28 mit sich, welches bezogen auf das
Fahrwerk 24 angehoben oder abgesenkt werden kann; dies ist lediglich in Figur 1 durch
Doppelpfeile veranschaulicht. Wenn das Tragelement 28 eine abgesenkte Stellung einnimmt,
befindet sich die Fördereinheit 20 in einer Leerkonfiguration, in welcher sie den
Ladungsträger 12 unterfahren kann. In dieser Leerkonfiguration kann die Fördereinheit
20 auch durch den lichten Durchgang 14c des Ladungsträgers 12 hindurchfahren, d.h.
dass die Fördereinheit 20 auf einer Seite unter den Ladungsträger 12 einfahren, unter
diesem hindurch und auf der anderen Seite wieder aus dem Ladungsträger 12 herausfahren
kann. Hierzu ist die Fördereinheit 20 in ihrer Außenkontur auf zu fördernde Ladungsträger
12 abgestimmt. Im Falle einer Palette bedeutet dies, dass die Fördereinheit 20 in
ihrer Leerkonfiguration solche Abmessungen hat, dass sie in einen von deren lichten
Durchgängen 14c einfahren kann, so dass sich die Fördereinheit 20 in diesem Durchgang
14c unter der Tragfläche 14a der Palette befindet.
[0032] Umgekehrt müssen auch die Ladungsträger 12 an die Fördereinheiten 20 angepasst sein
und wenigstens Raum für zwei Fördereinheiten 20, beispielsweise in der Form von zwei
solchen lichten Durchgänge 14c bereitstellen.
[0033] Dann wird das Tragelement 28 einer Fördereinheit 20 bezogen auf das Fahrwerk 24 angehoben.
Wenn das Tragelement 28 eine angehobene Stellung einnimmt, befindet sich die Fördereinheit
20 in einer Förderkonfiguration, in der sie einen Ladungsträger 12 mit ihrem Tragelement
28 aufnehmen und zusammen mit einer weiteren Fördereinheit 20 fördern kann.
[0034] Wie in den Figuren 3 und 4 zu erkennen ist, umfasst jede Fördereinheit 20 ein Antriebssystem
30, mittels welchem die Bodenrollen 26 und das Tragelement 28 antreibbar sind.
[0035] Für das Fahrwerk 24 umfasst das Antriebssystem 30 einen Fahrantrieb 32, der die Bodenrollen
26 antreibt. Die Bodenrollen 26 sind jeweils als Rollenpaar 34 um eine Lenk-Drehachse
36 verdrehbar gelagert. Die Lenk-Drehachsen 36 sind nur in Figur 3 gezeigt und verlaufen
vertikal, wenn die Fördereinheit 20 mit den Bodenrollen 26 auf einem horizontal ebenen
Boden 16 aufliegt.
[0036] Der Fahrantrieb 32 umfasst Antriebseinheiten 38 und Lenkeinheiten 40 an den gegenüberliegenden
Endbereichen 24a, 24b des Fahrwerks 24. Die Antriebseinheiten 38 umfassen Antriebs-Elektromotoren
42, welche die Bodenrollen 26 ohne zwischengeschaltete Getriebemittel antreiben.
[0037] Die Lenkeinheiten 40 umfassen jeweils einen Lenk-Elektromotor 44, der über Getriebemittel
46, beispielhaft ist in den Figuren 3 und 4 ein Riemenzug 48 veranschaulicht, die
Lage der Boden-rollen 26 bezogen auf ihre Lenk-Drehachse 36 einstellen kann.
[0038] Die Fördereinheiten 20 werden nun verfahren, indem die Antriebs-Elektromotoren 42
und die Lenk-Elektromotoren 44 aufeinander abgestimmt bestromt werden.
[0039] Wenn alle vier Bodenrollen 26 einer Fördereinheit 20 senkrecht zur Längsrichtung
der Fördereinheit 20 ausgerichtet sind und alle Antriebs-Elektromotoren 42 gleich
angesteuert werden, nimmt die Fördereinheit 20 eine Linearfahrt-Konfiguration für
eine Geradeaus-Fahrt ein; dies veranschaulicht exemplarisch die in der Figur 4 gezeigte
Fördereinheit 20.
[0040] Für Kurvenfahrten muss die Ausrichtung der Achsen der Bodenrollen 26 bezogen auf
die Längsrichtung der Fördereinheiten 20 geändert werden. Dazu können die Bodenrollen
26 jeweils als Rollenpaar durch die Lenk-Elektromotoren 44 um die Drehachse 36 verdreht
werden.
[0041] So kann die Fördereinheit 20 eine Kurvenfahrt-Konfiguration einnehmen und eine Kreiskurve
fahren, wenn die Rollenpaare 34 so ausgerichtet sind, dass die Achsen der Bodenrollen
26 senkrecht auf der zu fahrenden Kreiskurve stehen. Bei einer Fördereinrichtung 18
mit zwei Fördereinheiten 20 kann eine Palette 14 dann beispielsweise auch auf der
Stelle verdreht werden, wenn alle vier Rollenpaare 34 der beiden Fördereinheiten 20
in dieser Weise auf einen und denselben Kreis ausgerichtet sind.
[0042] Während Kurvenfahrten kann die Steuerung auch die unterschiedlichen Laufwege der
bezogen auf die Kurve radial außen liegenden Bodenrollen 26 gegenüber den radial innen
liegenden Bodenrollen 26 berücksichtigen. Die unterschiedlichen Laufwege können auch
durch Getriebemittel der Antriebseinheiten 38 ausgeglichen werden.
[0043] Für das Anheben und Absenken des Tragelements 28 umfasst das Antriebssystem 20 eine
Hub-/Senkeinrichtung 50. Diese Hub-/Senkeinrichtung 50 arbeitet unabhängig von dem
Fahrantrieb 32.
[0044] Dadurch ist das Antriebssystem 20 derart eingerichtet, dass das Tragelement eine
Bewegung durchführen kann, die sich als eine Überlagerung einer horizontalen Bewegungskomponente
des Fahrwerks 24 und einer vertikalen Bewegungskomponente des Tragelements 28 beschreiben
lässt. Dies bedeutet, dass die Fördereinrichtung 18 den Ladungsträger 12 mit oder
ohne Ladung während der Fahrt anheben oder absenken kann. Die Fördereinheiten 20 der
Fördereinrichtung 18 müssen hierfür nicht stillstehen, können dies jedoch bei Bedarf.
[0045] Die Hub-/Senkeinrichtung 50 umfasst zwei Hub-/Senkeinheiten 52, von denen beim vorliegenden
Ausführungsbeispiel an den beiden Endbereichen 24a, 24b des Fahrwerks 24 jeweils eine
angeordnet ist. Die beiden Hub-/Senkeinheiten 52 sind jeweils mit unterschiedlichen
Bereichen 28a, 28b des Tragelements 28 gekoppelt. An den Koppelstellen können die
Hub-/Senkeinheiten 52 jeweils ein Anheben oder Absenken des Tragelements 28 bewirken.
[0046] Die Figuren 3 und 4 veranschaulichen ein Ausführungsbeispiel, bei welchem jede Hub-/Senkeinheit
52 jeweils zumindest einen Arbeitszylinder 54 umfasst, der mit einem beweglichen Zylinderelement
56 an der dem Fahrwerk 24 zugewandten Seiten des Tragelements 28 angreift.
[0047] Wie in Figur 4 zu erkennen ist, kann eine Hub-/Senkeinheit 52 auch jeweils zwei Arbeitszylinder
54 umfassen, die quer zur Längsrichtung der Fördereinheit 20 nebeneinander am Fahrwerk
24 angebracht sind.
[0048] Dabei können die beiden Hub-/Senkeinheiten 52 einer Fahreinheit 20 unabhängig voneinander
betrieben werden. In Figur 3 ist die Fördereinheit 20 in ihrer Leerkonfiguration gezeigt.
Zum einen können die Tragelemente 28 im Vergleich zu der Leerkonfiguration gleichmäßig
gegenüber dem Fahrwerk 24 angehoben werden und eine entsprechende Förderkonfiguration
einnehmen.
[0049] Zum anderen kann das Tragelement 28 in Längsrichtung der Fördereinheit 20 jedoch
auch in eine geneigte Längsneigungs-Förderkonfiguration gebracht werden, wobei das
Tragelement 28 am einen Endbereich 24a des Fahrwerks 24 diesem gegenüber weiter angehoben
ist als am gegenüberliegenden Endbereich 24b.
[0050] Auf diese Weise können also nicht nur Neigungen des Bodens 16 quer zur Fahrtrichtung
durch zwei zusammenarbeitende Fördereinheiten 20 einer Fördereinrichtung 18, sondern
auch längs zur Fahrtrichtung der Fördereinrichtung 18 durch jeweils eine der Fördereinheiten
20 ausgeglichen werden.
[0051] Weitere Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Fördereinheiten sind der
DE 20 2014 006 562 U1 zu entnehmen.
2. Steuerungsverfahren
[0052] Die Figur 5 veranschaulicht einen Beladebereich 60 mit mehreren Fördereinheitenvorräten
62, die Fördereinheiten 20 in verschiedenen Zuständen enthalten. In einem Frei-Zustand
64a ist eine Fördereinheit 20 betriebsbereit und kann den Ladungsträger 12 erreichen.
In einem Ladezustand 64b werden Speicherkomponenten der Fördereinheiten 20 elektrisch
aufgeladen. In einem Wartungszustand 64c werden Wartungs- oder Reparaturarbeiten an
den Fördereinheiten 20 durchgeführt. In einem Transportzustand 64d erfüllen die Fördereinheiten
20 einen von der Zentralsteuerung aufgegebenen Transportauftrag. In einem Sperrzustand
64e kann eine Fördereinheit 20 aufgrund von unüberwindbaren Hürden, wie beispielsweise
Wände 68 und/oder Türen 70, welche den Fahrweg versperren, in einem Transportauftrag
nicht eingesetzt werden.
[0053] In der Figur 5 ist ein Beladebereich 60 mit einem Fördersystem 10 veranschaulicht,
bei dem an die Zentralsteuerung ein Signal gesendet wird, dass ein bestimmter Ladungsträger
12 an einen anderen Ort transportiert werden soll. Die Zentralsteuerung ermittelt
daraufhin zwei Fördereinheiten 20, die in einem Frei-Zustand 64a sind und die den
Ladungsträger 12 in einer kürzesten Zeit erreichen würden. Die entsprechenden Fördereinheiten
20 erhalten einen Transportauftrag, so dass ihr Zustand in den Transportzustand 64d
übergeht. Somit erfolgt noch vor der Bildung einer Fördereinrichtung 18 aus den zwei
Fördereinheiten 20 eine logische Paarbildung. Die zwei Fördereinheiten 20 können miteinander
kommunizieren und beispielsweise Statusmeldungen austauschen, fahren allerdings den
zu transportierenden Ladungsträger 12 einzeln und unabhängig voneinander an. Hierbei
beginnen sie sich gleichzeitig auf jeweils einen hinsichtlich der Gesamtfahrzeit der
zwei Fördereinheiten 20 kürzesten Fahrweg 66, der von einer Zentralsteuerung vorgegeben
wurde, in Richtung zu transportierenden Ladungsträger 12 zu bewegen. Bei dem in der
Figur 5 gezeigten Ausführungsbeispiel verlaufen die zwei Fahrwege 66 der zwei Fördereinheiten
20 im Wesentlichen parallel zueinander. Hierbei werden die Fördereinheiten 20 auf
ihrem jeweiligen Fahrweg 66 über Referenzobjekte in der Umgebung geleitet, wobei beispielsweise
Funk oder optische Mittel eingesetzt werden. Alternativ können auch entlang des Fahrwegs
66 mehrere anzufahrende GPS-Koordinaten vorgegeben werden.
[0054] Denkbar ist weiterhin, dass bereits zu diesem Zeitpunkt eine Zuweisung einer übergeordneten
und einer untergeordnete Stellung erfolgen kann, so dass auch in einer Leerkonfiguration
der Fördereinheiten 20 die erste Fördereinheit 20 mit der übergeordneten Stellung
einem von der Zentralsteuerung vorgegebenen Fahrweg 66 folgt und die zweite Fördereinheit
20 mit der untergeordneten Stellung ihre Fahrparameter anpasst, um möglichst gemeinsam
mit der ersten Fördereinheit 20 an dem Ladungsträger 12 anzukommen. Auf diese Weise
fahren die zwei Fördereinheiten den Ladungsträger 12 gemeinsam an.
[0055] Die Bestimmung des Fahrwegs 66 der zweiten Fördereinheit kann derart erfolgen, dass
die Fördereinheit 20 mit der übergeordneten Stellung ihre Position der Zentralsteuerung
oder einer Steuereinrichtung in der Form einer On-Board-Steuerung 58 meldet und diese
ihrerseits mit der zweiten Fördereinheit kommuniziert, um deren Fahrweg 66 festzulegen.
Die obengenannte On-Board-Steuerung 58 kann entweder die der ersten oder die der zweiten
Fördereinheit sein und die Berechnung des untergeordneten Fahrwegs 66 durchführen.
[0056] Die Figur 6 veranschaulicht den Fall, dass es während der Fahrt bei der in Fahrtrichtung
gesehen rechts fahrenden Fördereinheit 20 zu einem Ausfall kommt, so dass ihr Zustand
nun in den Wartungszustand 64c wechselt. Jetzt ermittelt die Zentralsteuerung die
nächste Fördereinheit 20 in einem Frei-Zustand 64a und sendet an diese einen Transportauftrag.
An dieser Stelle erfolgt eine erneute Paarbildung, diesmal mit der neu hinzukommenden
Fördereinheit 20, die den noch nicht belegten lichten Durchgang 14c des Ladungsträgers
12 anfahren muss. Für den Fall, dass eine Zuweisung der untergeordneten und der übergeordneten
Stellung bereits erfolgt ist, so tritt die neu hinzukommende Fördereinheit 20 in die
Stellung der ausgefallenen Fördereinheit 20 ein.
[0057] In der Figur 7 hat die erste Fördereinheit 20 bereits den Ladungsträger 12 unterfahren
und ist mittig in dem entsprechenden lichten Durchgang 14c positioniert, wobei eine
Fertigmeldung an die Zentralsteuerung erfolgt. Bei einer außermittigen Ausrichtung
der Fördereinheit 20 entlang des lichten Durchgangs 14c ist ein Lenkwinkel-Offset
erforderlich, um den Ladungsträger 12 präzise transportieren zu können. Die Ausrichtung
jeder Fördereinheit 20 an dem Ladungsträger 12 erfolgt mit Hilfe von nicht eigens
gezeigten Sensorikeinheiten, beispielsweise über Kamerasysteme oder Ultraschall, die
in einem Frontalbereich beider Endbereiche 24a, 24b positioniert sind. Vorzugsweise
werden die Fördereinheiten 20 unabhängig voneinander an dem jeweiligen lichten Durchgang
14c des zu transportierenden Ladungsträgers 12 ausgerichtet und bilden danach die
Fördereinrichtung 18.
[0058] Um Sach- und Personenschaden zu vermeiden, umfasst jede Fördereinheit 20 nicht eigens
gezeigte Sicherheitseinrichtungen, die beispielsweise an den Stirnseiten beider Endbereiche
24a, 24b angeordnet sind. Die Sicherheitseinrichtungen können Gegenstände oder Personen,
die sich in dem Fahrweg 66 befinden, erfassen und dies der Zentralsteuerung mitteilen.
Als Reaktion darauf nimmt die Zentralsteuerung eine Änderung der Fahrparameter vor,
so dass die Fördereinheit 20 angehalten wird oder einen neuen Fahrweg zugewiesen bekommt.
[0059] Damit die Fördereinheit mit der untergeordneten Stellung eine Veränderung der relativen
Lage der zwei Fördereinheiten 20 zueinander erfassen kann und ihre Fahrparameter dementsprechend
anpassen kann, sind, wie in der Figur 6 gezeigt, entlang einer Längsseite der Fördereinheit
20 zwei Sensoren 72 vorgesehen. Dies kann die Systemverfügbarkeit erhöhen. Jeder Sensor
72 wertet einen Lichtstrahl aus, der von einer an der gegenüberfahrenden Fördereinheit
20 angeordneten Lichtquelle 74 generiert wird. Hierbei sind die Sensoren 72 beispielsweise
als Kameras mit einer lichtempfindlichen Sensorfläche ausgeführt, die von der Lichtquelle
74 ausgeleuchtet wird. Aus der absoluten Lage der ausgeleuchteten Bereiche ermitteln
die Sensoren 72 einen Versatz in Längsrichtung. Aus der geometrischen Größe der einzelnen
ausgeleuchteten Bereiche sowie aus dem Unterschied der Größen zueinander wird ferner
ein Winkelversatz und ein Abstand zwischen den zwei Fördereinheiten 20 erfasst. Als
Lichtquellen 74 können beispielsweise LEDs vorgesehen sein.
[0060] Vorzugsweise ist jede Fördereinheit 20 sowohl mit den Sensoren 72 als auch mit den
Lichtquellen 74 zur Lageerfassung ausgestattet, so dass alle Fördereinheiten 20 baugleich
sind und jede Fördereinheit 20 sowohl in der untergeordneten als auch in der übergeordneten
Stellung betrieben werden kann. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel sind zwei Sensoren
72 und zwei Lichtquellen 74 entlang jeweils nur einer Längsseite jeder Fördereinheit
20 angebracht. Wenn eine Fördereinrichtung 18 gebildet wird, muss diese Anordnung
berücksichtigt werden.
[0061] Damit die Fördereinheit mit der untergeordneten Stellung der Fördereinheit mit der
übergeordneten Stellung folgen kann, müssen die Sensoren 72 der Fördereinheit mit
der untergeordneten Stellung in Richtung der Fördereinheit mit der übergeordneten
Stellung zeigen. Um diese Orientierung für die Fördereinheit 20, die neu hinzukommt,
zu gewährleisten, ist unter Umständen eine Wendefahrt notwendig. Diese kann dadurch
erfolgen, dass wie die Figur 8 veranschaulicht, eins der Rollenpaare 34 stehen bleibt
und das andere Rollenpaar 34 in einer Kreisbahn um das erste Rollenpaar 34 herumfährt.
Alternativ kann die Wendefahrt, wie bereits im Vorstehenden geschildert, über eine
Kreisbahnfahrt erfolgen. Ist der Durchmesser der Kreisbahn genau gleich dem Abstand
zwischen den Drehachsen 36 der Fördereinheit, so dreht die Fördereinheit 20 auf der
Stelle. Da dabei alle vier Bodenrollen 26 der Fördereinheit koaxial zueinander sind,
sind in diesem Fall zusätzliche nicht eigens gezeigte Elemente, wie beispielsweise
Kugelrollen, zur Abstützung vorgesehen. Um ein Kippen der Fördereinheit zu verhindern,
sind diese außerhalb der Ebene angeordnet, die die zwei Drehachsen 36 enthält.
[0062] Für den Fall, dass die Zuweisung der übergeordneten und untergeordneten Stellung
noch nicht erfolgt ist, entscheidet die Zentralsteuerung darüber. Ein Kriterium kann
dabei die kürzeste Zeit sein, die zur Bildung der Fördereinrichtung notwendig ist.
Hierbei kann auch die zur Durchführung der Wendefahrt notwendige Zeit maßgeblich sein.
[0063] Um eine Orientierungsunabhängigkeit der Fördereinheiten zu erreichen, können sowohl
zwei Sensoren 72 als auch zwei Lichtquellen 74 entlang jeder der Längsseiten der Fördereinheit
20 angeordnet sein, wobei sich ein Sensor 72 und eine Lichtquelle 74 stets gegenüberliegen.
Somit ist gewährleistet, dass unabhängig von der Orientierung der zwei Fördereinheiten
20 eine der Fördereinheiten stets der anderen folgen kann.
[0064] Bei einem weiteren nicht eigens gezeigten Ausführungsbeispiel kann ein Sensor 72
jeweils zwei Lichtsignale von den zwei Lichtquellen 74 gleichzeitig auswerten, wobei
die Lichtquellen 74 entsprechend nah beieinander angeordnet sind. Dadurch ist zur
Lageerfassung jeweils nur ein Sensor 72 pro Seite notwendig, wodurch sich Herstellungskosten
reduzieren lassen. Orientierungsunabhängigkeit ist bei derartigen Sensoren 72 dann
gewährleistet, wenn entlang jeder Längsseite ein Sensor 72 und zwei Lichtquellen 74
angeordnet sind. Hierbei liegen sich ein Sensor 72 und zwei Lichtquellen 74 in einer
gebildeten Fördereinrichtung 18 stets gegenüber.
[0065] In einem weiteren nicht eigens gezeigten Ausführungsbeispiel, sind eine Lichtquelle
74 und ein Sensor 72 zu einem Modul zusammengefasst. Dabei wird von der Lichtquelle
74 generiertes Licht an der gegenüberliegenden Fördereinheit reflektiert und von dem
Sensor 74 erfasst, wobei mittels Triangulation die Lage der gegenüberliegenden Fördereinheit
bestimmt werden kann. Zur Erfassung eines Winkelversatzes der Fördereinheiten zueinander
werden pro Längsseite einer Fördereinheit zwei derartige Module eingesetzt, was zudem
die Systemverfügbarkeit im Falle eines Ausfalls erhöht. Werden die Module beidseitig
an den Fördereinheiten 20 angebracht, so lässt sich bei der Bildung einer Fördereinrichtung
18 Orientierungsunabhängigkeit der Fördereinheiten 20 erreichen.
[0066] Falls die Zentralsteuerung, oder alternativ die On-Board-Steuerung 58 der Fördereinheit
20, die bereits den Ladungsträger 12 erreicht hat, keine Information über die genaue
Lage des freien lichten Durchgangs 14c an die zweite Fördereinheit 20 sendet, kann
es notwendig sein, dass die Fördereinheit 20 zunächst mittels einer nicht eigens gezeigten
Freiraumerkennungseinrichtung ermittelt, wo sich ein lichter Durchgang 14c befindet
und ob dieser belegt ist oder nicht. Falls dieser belegt ist, so steuert die Fördereinheit
20 den benachbarten lichten Durchgang 14c an. Nachdem die zweite Fördereinheit 20
an dem Ladungsträger 12, wie in der Figur 9 gezeigt, ausgerichtet worden ist, erfolgt
eine Fertigmeldung an die Zentralsteuerung. Dann werden die Tragelemente 28 der beiden
Fördereinheiten 20 synchronisiert angehoben, so dass der Ladungsträger 12 als Ganzes
und gegebenenfalls mit dem darauf platzierten Fördergut angehoben wird. Dann kann
der Ladungsträger 12 mit Hilfe der Fördereinrichtung 18 an einen anderen Ort gefördert
werden. Damit ist die in der Figur 10 veranschaulichte gemeinsame Fahrt der Fördereinheiten
20 in einer Fördereinrichtung 18 möglich.
[0067] Bei einer Geradeaus-Fahrt der Fördereinrichtung 18 sind die Bodenrollen 26 in jedem
Fahrwerkendbereich 24a, 24b der ersten Fördereinheit 20 der Fördereinrichtung 18 koaxial
zu den Bodenrollen 26 in dem entsprechenden Fahrwerkendbereich 24a, 24b der zweiten
Fördereinheit 20 der Fördereinrichtung 18. Alternativ kann auch ein geringfügiger
Versatz der Achsen der Rollenpaare 34 toleriert werden, wenn dieser mittels dem bereits
genannten Lenkwinkel-Offset rechnerisch bei der Fahrwegberechnung kompensiert wird.
[0068] Eine Art Parallelverschiebung eines Ladungsträgers 12 kann erfolgen, wenn die Rollenpaare
34 von beiden Fördereinheiten 20 einer Fördereinrichtung 18 nach einer Geradeaus-Fahrt
zunächst um den gleichen Winkelbetrag in die gleiche Drehrichtung um die Drehachse
36 verdreht werden, so dass die Achsen aller Bodenrollen 26 parallel zueinander sind.
Werden dann die Bodenrollen 26 alle synchron und gleich angetrieben, so nimmt die
Fördereinrichtung eine Linearfahrt-Konfiguration für eine Diagonal-Fahrt ein.
[0069] Bei einer Fahrt in Richtung quer zu der Längsachse der Fördereinrichtung 18 sind
die Rollenpaare 34 von beiden Fördereinheiten 20 der Fördereinrichtung 18 um jeweils
90° um die Drehachse 36 verdreht, so dass die Bodenrollen 26 jeweils koaxial zueinander
sind. Hierbei werden alle Rollenpaare 34 synchron und gleich angetrieben.
[0070] Wird nur eine leere Fördereinheit 20 quer verfahren, sind analog zu der bereits beschriebenen
Drehung der Fördereinheit 20 auf der Stelle, zusätzliche Elemente, wie beispielsweise
Kugelrollen, zur Abstützung vorgesehen. Dabei sind diese außerhalb der Ebene angeordnet,
die die zwei Drehachsen 36 enthält.
[0071] Besonders vorteilhaft ist es, wenn ein Wechsel der untergeordneten und der übergeordneten
Stellung der Fördereinheiten 20 jederzeit möglich ist. Hierbei werden die Fördereinheiten
20 umorientiert, so dass die Sensoren 72 der Fördereinheit 20 in der untergeordneten
Stellung zu der Fördereinheit 20 in der übergeordneten Stellung gerichtet sind. Alternativ
können die bereits beschriebenen Fördereinheiten 20 mit beidseitiger Anordnung von
Sensoren 72 und Lichtquellen 74 eingesetzt werden, die in einer Fördereinrichtung
18 keine Orientierungsabhängigkeit aufweisen. Dadurch wird die Flexibilität des Fördersystems
10 deutlich erhöht. Zudem ist es günstig, wenn bei Ausfall einer Fördereinheit 20
die Fördereinrichtung 18 aufgelöst wird und mit einer neu hinzugekommenen Fördereinheit
20 neu gebildet wird.
1. Steuerungsverfahren für ein Fördersystem (10) zum Fördern von beladenen oder unbeladenen
Ladungsträgern (12), bei dem ein Fördersystem mit mindestens zwei voneinander getrennte
freifahrende Fördereinheiten (20) bereitgestellt wird, die jeweils aufweisen:
a) ein Fahrwerk (24), welches auf Bodenrollen (26) verfahrbar ist;
b) ein von dem Fahrwerk (24) mitgeführtes Tragelement (28), welches bezogen auf das
Fahrwerk (24) anhebbar oder absenkbar ist, derart, dass die Fördereinheit (20) in
einer Leerkonfiguration einen Ladungsträger (12) unterfahren und in einer Förderkonfiguration
einen Ladungsträger(12) mit dem Tragelement (28) aufnehmen kann;
c) ein Antriebssystem (30), mittels welchem wenigstens eine der Bodenrollen (26) und
das Tragelement (28) antreibbar sind, und
d) eine Steuereinrichtung, der eine Zentralsteueung einen Fahrweg (66) zuweist und
daraus die Fahrparameter bestimmt, die zur Steuerung des Antriebssystems (30) verwendet
werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
dass die erste Fördereinheit und die zweite Fördereinheit dann, wenn sie sich in ihrer
Förderkonfiguration befinden und gemeinsam einen Ladungsträger aufgenommen haben,
eine Fördereinrichtung bilden, die dazu eingerichtet ist, den Ladungsträger zu fördern,
und dass
zumindest dann, wenn der Ladungsträger unbeladen ist, von den mindestens zwei Fördereinheiten
einer ersten Fördereinheit (20) eine übergeordnete Stellung und einer zweiten Fördereinheit
(20) eine untergeordnete Stellung zugewiesen wird, derart, dass die zweite Fördereinheit
(20) der ersten Fördereinheit (20) folgt, indem die zweite Fördereinheit (20) mit
Hilfe eines Sensors eine Veränderung der relativen Lage der ersten und der zweiten
Fördereinheit (20) zueinander erfasst und Fahrparameter, die zu ihrer Steuerung verwendet
werden, in Abhängigkeit von der vom Sensor (72) erfassten Veränderung der relativen
Lage modifiziert.
2. Steuerungsverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fördereinheiten (20) einzeln und unabhängig voneinander einen zu transportierenden
Ladungsträger (12) anfahren, solange sie keine Fördereinrichtung (18) gebildet haben.
3. Steuerungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Fördereinheit (20) mittels eines entlang einer Längsseite angeordneten
Sensors (72) die Veränderung der relativen Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit
zueinander erfasst, und dass die zweite Fördereinheit derart ausgerichtet wird, dass
der Sensor (72) der zweiten Fördereinheit in Richtung der ersten Fördereinheit zeigt.
4. Steuerungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Fahrt in Richtung diagonal zu der Längsachse der Fördereinrichtung (18)
die Bodenrollen (26) jeder Fördereinheit (20) der Fördereinrichtung (18) jeweils parallel
zueinander sind.
5. Steuerungsverfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Fahrt in Richtung senkrecht zu der Längsachse der Fördereinrichtung (18)
die Bodenrollen (26) jeder Fördereinheit (20) der Fördereinrichtung (18) jeweils koaxial
zueinander sind.
6. Steuerungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Ausfall einer Fördereinheit (20) die Fördereinrichtung (18) aufgelöst wird und
mit einer neu hinzugekommenen Fördereinheit (20) neu gebildet wird.
7. Fördersystem (10) zum Fördern von beladenen oder unbeladenen Ladungsträgern (12),
das mindestens eine erste freifahrende Fördereinheit (20) und eine davon getrennte
zweite freifahrende Fördereinheit (20) umfasst, wobei jede Fördereinheit (20) aufweist:
a) ein Fahrwerk (24), welches auf Bodenrollen (26) verfahrbar ist;
b) ein von dem Fahrwerk (24) mitgeführtes Tragelement (28), welches bezogen auf das
Fahrwerk (24) anhebbar oder absenkbar ist, derart, dass die Fördereinheit (20) in
einer Leerkonfiguration einen Ladungsträger (12) unterfahren und in einer Förderkonfiguration
einen Ladungsträger (12) mit dem Tragelement (28) aufnehmen kann;
c) ein Antriebssystem (30), mittels welchem wenigstens eine der Bodenrollen (26) und
das Tragelement (28) antreibbar sind, und
d) eine Steuereinrichtung, die dazu eingerichtet ist, auf der Grundlage eines von
einer Zentralsteuerung zugewiesenen Fahrwegs (66) die Fahrparameter, die zur Steuerung
des Antriebssystem (30) verwendbar sind, zu bestimmen;
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite Fördereinheit einen Sensor (72) umfasst, mit dem eine Veränderung einer
relativen Lage der ersten und der zweiten Fördereinheit (20) zueinander erfassbar
ist, und dass die Steuereinrichtung der zweiten Fördereinheit dazu eingerichtet ist,
Fahrparameter zur Steuerung der zweiten Fördereinheit in Abhängigkeit von der vom
Sensor erfassten Veränderung der relativen Lage zu modifizieren.